Los 3225

Jené, Edgar
(1904-1984 )"Edgar hat Euch in drei Bildern die Geschichte des Häuschens gezeichnet ..."

Zuschlag
800€ (US$ 860)

Los 3225 - Jené, Edgar - "Edgar hat Euch in drei Bildern die Geschichte des Häuschens gezeichnet ..." - 0 - thumb

Aus dem Katalog
Moderne Literatur
Auktionsdatum 10.10.2024

Lot 3225, Auction  124, Jené, Edgar, "Edgar hat Euch in drei Bildern die Geschichte des Häuschens gezeichnet ..."

Vier Original-Zeichnungen des Surrealisten Edgar Jené - aus dem Künstlerkreis um Paul Celan
Jené, Edgar. "Edgar hat Euch in drei Bildern die Geschichte des Häuschens gezeichnet ...". Handschriftlicher Eintrag in ein Festalbum mit Text in blauer Kurrent und 4 (3 großen) Federzeichnungen von Edgar Jené. 18 nn. (4 w.) S. 24 x 21 cm. Berlin 1944.
Skurrile Bildergeschichte des bedeutenden Surrealisten, Malers und Graphikers Edgar Jené (1904-1984), Weggefährte von André Breton, Max Ernst und vor allem Paul Celan, mit dem er eine enge Freundschaft pflegte. 1937 wurden seine Bilder als "entartet" aus den öffentlichen Kunstsammlungen verbannt. Nach dem Krieg war es vor allem Jené, der zusammen mit seiner Frau, der Kinderbuchautorin Erica Lillegg, in Wien zu einem der ersten Wiederentdecker und Vermittler des Surrealismus wurde. Aus dem vorletzen Kriegsjahre stammt das bemerkenswerte Skizzenbuch, in dem ein Kriegserlebnis in Worten und drastischen Zeichnungen geschildert wird:

"Edgar hat Euch in drei Bildern die Geschichte des Häuschens gezeichnet, die es in unserem Leben spielte. Als sich der Krieg Wien näherte, Edgar sich von dem Volkssturm verstecken musste, glaubten wir in völliger Phantasielosigkeit, daß das Häuschen von einem Engel behütet wurde und ein friedicher Stall für uns zwei ratlose Hasen sein würde. Aber binnen vierzehn Tagen lag es zwischen den beiden Fronten, Tag und Nacht ging die Atilleriebeschießung (sic) über es hin. Wir flohen ... Als wir ins Häuschen zurückkehrten, war es geplündert, zerschlagen ... Mit einem herrenlosen Handwägelchen wanderten wir nach Wien. C'est la guerre."

Mit eindrucksvollen schwarzen Federzeichnungen über Bleistift illustriert Jené die Geschichte seiner Flucht auf erschütternde Weise, wobei der Stil noch ganz dem Surrealismus verhaftet ist.

Später (post bellum um 1953) wurde das Heft dann mit weiteren Einträgen versehen und als Hommage dem Schauspieler Siegmar Schneider zugeeignet, der schon in den 40er Jahren mit Edgar Jené und Paul Celan in einem literarischen Zirkel vereint war, als Celan noch unbekannt war. Nach dem Krieg veranstaltete Schneider die ersten Dichterlesungen auf Lyrik-Abenden, wobei er auch erstmalig Gedichte Paul Celans mit einfließen ließ und öffentlich vorgetrug

"Fest am 30. Juni abends und 1. Juli morgens. Prinz-Handjeystr. 31 in Zehlendorf bei Berlin", darunter die Gästesignaturen und weitere Einträge und Gedichte u. a. von dem Maler, Zeichner und Schriftsteller Heinz Demisch (1913-2000), der Schauspielerin Gisela Reißmann (1920-2009, dem Musiker Hans Lüthje, der Politikerin Käthe Franke (1923-2012), dem Reformpädagogen Helmut von Kügelgen (1916-1998), und anderen, zwei weitere Einträge mit geistreichen Federzeichnungen. Ferner Signaturen des Theaterregisseurs Luigi Malipiero (1901-1975), der surrealistische Schriftstellerin Unica Zürn (1916-1970), von dem Schauspieler Jo Herbst (1928-1980), dem Autor und Synchronregisseur Klaus von Wahl-Pajus (1923-1997), dem Surrealisten, Maler, Tänzer und Kabarettisten und Direktor des Berliner Künstlerkabaretts "Die Badewanne" Alexander Camaro (1901-1992) und vielen anderen. – Kaum Gebrauchsspuren, Fadenbindung lose. – Beiliegen ein Defa-Foto mit Porträt von Siegmar Schneider, ein Privatfoto mit Porträt desselben in Nidden sowie einer großen Porträtfotografie von Edgar Jené (18 x 12,5 cm), verso mit eigenhändigem Text mit Unterschrift "Wien 4.XII.1944" an den Schauspieler Siegmar Schneider: "Lieber Siegmar, zum Geburtstag einen schönen Gruß ... und daß Sie weiterhin ein so tüchtiger und findiger Soldat bleiben möchten! Ich meine - wir wünschen nicht, dass Sie weiterhin Soldat bleiben, sondern als solcher tüchtig und findig! Ich schicke ihnen einen nachdenklichen Edgar, der sichtlich ebenfalls über Passierscheine u. dgl. grübelt. Er möge Ihnhen immer ein leuchtendes Vorgbild sein! [...]".

* Alle Angaben inkl. 25% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.


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