Los 2521

Rilke, Rainer Maria
(1875-1926)Brief an Reinhard Johannes Sorge

Schätzung
3.200€ (US$ 3,441)

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Aus dem Katalog
Literatur und Autographen
Auktionsdatum 9.10.2024

Lot 2521, Auction  124, Rilke, Rainer Maria, Brief an Reinhard Johannes Sorge

Rilke, Rainer Maria, Dichter und Übersetzer (1875-1926). Eigh. Brief m. U. "RM Rilke". 4 S. Doppelblatt. 4to. Paris 4.VI.1914.
An den früh-expressionistischen Dichter Reinhard Johannes Sorge (1892-1916), der ihm sein von christlicher Mysik geprägtes Drama "Guntwar" übersandt hatte (Sorge war 1913 zum katholischen Glauben konvertiert). Rilke geht ausführlich auf das christlich-philosophische Anliegen des Werkes ein und distanziert sich behutsam von dessen missionarischer Tendenz. "... Es war eine eigene Berührung für mich, das Namenszeichen des heiligen Franziskus, das ich acht Jahre früher in Assisi in dem silbernen Reliquär, das das brüchige Blatt der schönen Segnung einschließt, mir hatte zeigen lassen, auf dem neuen Buche wiederzuerkennen, das Sie mir sandten ... Die Lesung des 'Guntwar' hat mich im Geiste wie im Herzen beschäftigt, ich glaube nicht, dass mir etwas entgangen ist, was an Stärke und innerer Bestimmung in dieser Arbeit zu Geltung kommt, - dass sie aus einem wirklich bewegten Menschen ausbrach, aus einem, in dem es lebendig ist von den Kräften und Gegenkräften des unbegreiflichen Daseins ... Dass die Erschütterungen dieser Jahre Ihnen die Fassung lassen zu solchem Ausdruck, ist ein Beweis für die sichere Wurzelung Ihrer Kraft und mag Sie mit der schönsten Freudigkeit erfüllen ... Ich habe Ihnen schon bei unserer ersten Begegnung nicht verhehlt, dass es sich für mich anders verhält; im rein Geistigen mag, wenn man sie ganz groß auffasst, die Kirche ein unabsehbarer Umkreis sein, der größte irdische, der, über eine fast unscheinbare Spur, ins Ewige übergeht - ; wo aber einer (wie ich es bin) zunächst zu einer Sichtbarmachung des Geistigen verpflichtet ist, da muss ihm die Kunst als die überaus größere (als seine weiteste, ins Unendliche überführende) Lebensperipherie einleuchten: müßte er doch sonst sich versagen, ihren Gesetzen und Gestaltungen bis in jene Werke zu folgen, die außerhalb der christlichen Glaubensluft entstanden sind und immer noch, da und dort, in reinster Gültigkeit entstehen. Dass innerhalb der christlichen Kirche Gotteswege vom seeligsten Anstieg und von der tiefsten Leistung können begangen werden, dafür sind die ungeheueren Beweise der Heiligenleben da ... Aber diese Überzeugung und Erfahrung schließt in mir nicht die Gewissheit aus, dass die gewaltigsten Verhältnisse zu Gott, wo Noth und Antrieb zu ihnen da ist, auch im außerchristlichen Gemüth, in irgend einem ringenden Menschen, sich auszubilden vermögen ...". - Sehr schöner, gehaltvoller Brief des Dichters, der hier seine grundsätzliche Haltung zum Christentum und Künstlertum in eindringlicher Weise zu erkennen gibt.


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