Kempowski, Walter, Schriftsteller, bedeutender Autor autobiographisch geprägter Romane und Erzählungen, teils verfilmt, sowie eminenter Sammler biographischer Alltagsdokumente, Empfänger sehr zahlreicher Auszeichnungen und Ehrungen (1929-2007). Eigh. Brief m. U. "W Kempowski". 1 S. Gr. 4to. Nartum 14.VI.1993.
An eine Dame, die ihm 3 familiäre Foto-Alben für sein gigantisches chronistisches Projekt "Echolot" gestiftet hatte. "... Ich habe sie mit meiner Frau durchgesehen, und waren gerührt von der Biographie der kleinen Familie ... Sehr dankbar wäre ich Ihnen, wenn Sie uns eine evtl. Adressenänderung mitteilen würden, damit wir bei Rückfragen wissen, wo wir Sie erreichen können ... Haben Sie eine Ahnung, ob noch Negative in dem Nachlaß vorhanden sind?"
Kerner, Justinus
Brief an Gustav von Pfaff. 1851
Los 2032
Nachverkaufspreis
1.500€ (US$ 1,563)
Kerner, Justinus, Arzt und Dichter (1786-1862). Eigh. Brief m. U. 8 S. Doppelbl. auf bläulichem Papier. 8vo. Weinsberg 14.III.1851.
Wichtiger, inhaltsreicher und persönlicher Brief, vermutlich an seinen Freund, den Obertribunalrat Gustav von Pfaff in Esslingen gerichtet. "... Wie wohl wird es dir seyn daß du nun frey von allen diesem Schuldig- und Freysprechen bist, von dem Resolviren u. Redenhalten u. Anhörung medicinischer und anderer Prodigna ... Mir aber geht es sehr übel. Mein Augenleiden an das du nie recht glauben willst, zu meiner großen Betrübniß nimmt immer mehr zu. Schreib ich einen Brief oder lese ich nur kurz etwas drehen sich mir die Augen schmerzhaft im Kopfe herum ... Ich konnte nun nicht anders - ich kam um meine völlige Entlassung ein. Denn es wäre am Ende gewissenlos wenn ich in diesem Zustande in hohen Grad von Erblindung noch Sektionen u. Visitationen machen wollte. Ich that es mit Kummer u. Thränen - aber ich mußte es, ich kann nicht mehr, ist auch meine Pension von 220 f. nach 36 Dienstjahren und mein Vermögen (will ich Haus und Garten nicht verkaufen) nicht groß." Kerner litt bereits ab 1840 an einer langsam fortschreitenden Abnahme seiner Sehkraft, deren Ursache der graue Star war.
Größte Sorge bereiteten ihm auch die politischen "Umtriebe" seines einzigen Sohnes:
"Theobald mußte gestern von Morgens 7. Uhr biß Nachts 7. Uhr in Heilbronn dem Inquisitor Ruff herhalten. Es lag ein hoher Aktenstoß vor ihm u. Ruff fragte ihn unendlich dummes Zeug. Mir scheint aber Theobald habe ihm auch sehr dumm geantwortet u. suche durch seine Antworten den Ruhm vor ein Geschworenengericht zu kommen, erlangen zu wollen ... Ich kann kein Buch mehr aufschlagen, keine Handschrift (=Akten) mehr lesen und kann für ein Schwurgericht nicht mehr gebraucht werden. Die Monate bringe ich gern eingesperrt zu dann hab ich Ruhe u. kann nur pflegen. So eine medicinische Predig[t] zu halten - das wäre doch etwas für mich. Zu jener Zeit wo die Gerichte wieder sind muß ich ohne dieß ... eine Kur gebrauchten. Wenn du mein Freund bist so sorgst du hier für mich u. nimmst es für mich nicht wie du thatest auf der spöttischen u. lächerlichen Seite auf, es könnte dich selbst reuen ... Man trieb mich vom 10' biß 12' zur Rekrutenaushebung nach Besigheim, aber sie hatten die übelsten Folgen für meine Gesundheit". In der Nachschrift kommt Kerner nochmals auf das Verhör seines Sohnes Theobald zurück, der wegen revolutionären Aktivitäten zu einer Haftstrafe auf dem Hohenasperg verurteilt worden war [Nov. 1850 - April 1851]: "... Hauff fragte den Theobald unter anderen Dingen, die doch in Wahrheit nicht in das Verhör gehören: Ob es ihm lieb gewesen wäre wenn Hecker gesiegt hätte u. er antwortete: 'Allerdings - unter gewissen Umständen.' Die Theobaldin ist äußerst besorgt u. du sollst doch schreiben ob du meinst dass Theobald nicht amnestiert werde."
Theobald bereitete Justinus Kerner große Sorgen, so dass er verstärkt unter starken Depressionen litt und die körperlichen Beschwerden zunahmen. Der Sohn hatte sich von den konservativen politischen Vorstellungen seines Vaters gelöst und während der Revolutionsjahre Kontakt mit demokratischen Aufständischen in Baden aufgenommen. Er beteiligte sich an verschiedenen demokratischen Volksversammlungen. An der Volksversammlung in Heilbronn vom 18. September 1848 rief er zur "Revolutionären Tat" auf. Das Ludwigsburger Schwurgericht sprach ihn schuldig "das Volk zur gewaltsamen Abänderung der Verfassung aufgefordert zu haben" und verurteilte ihn zu einer 10-monatigen Gefängnisstrafe auf dem Hohenasperg, die er am 1. November 1850 antrat. Justinus Kerner schrieb mehrere Briefe an das Württembergische Königshaus wergen der Begnadigung seines Sohnes. Der ihm freundschaftlich verbundene Wilhelm von Württemberg antwortete ihm schließlich am 22. April 1851: "Lieber Justinus Herzensfreund! Dein Sohn ist begnadigt. Jetzt soll aber auch Dein Herr Sohn endlich einmal vernünftig werden und von dem tollen Getriebe fortan abstehen". Nachdem er etwas mehr als die Hälfte seiner Haftzeit abgesessen hatte, kehrte Theobald in die ärztliche Praxis des Vaters zurück, resignierte politisch und verhielt sich auch danach weitgehend unpolitisch. - Vgl. Grüsser, O-J.: Justinus Kerner 1786-1862, S. 256f.
Kerner, Justinus
Diktierter Brief, von Friederike Kerner geschrieben. 1851
Los 2033
Nachverkaufspreis
400€ (US$ 417)
Kerner, Justinus (1786-1862). Diktierter Brief, von Friederike Kerner geschrieben und signiert. 3 S. Doppelbl. mit Adresse, Siegelresten und Poststempel. 8vo. Weinsberg 11.II.1851.
Von Kerners Frau "Rikele" geschriebener Brief an die Freundin Emilie von Pfaff, Frau des Obertribunalrats Gustav von Pfaff in Esslingen, mit denen Kerners befreundet waren. Kerner berichtet über die Situation seines Sohnes Theobald und die daraus entstehenden Probleme für die Familie. Dieser war wegen seiner Heilbronner Revolutionsrede 1848 vom Ludwigsburger Schwurgericht zu 10 Monaten Festungshaft verurteilt worden und büßte diese seit November 1850 auf dem Hohenasperg ab. "Theobalds Frau erkrankte im(m)er mehr an einem nervösen Schleimfieber und wurde so bedenklich krank daß ihr Leben wirklich auf dem Spiele stand" und "verlangte" sehnlich nach ihrem Man". Trotz eigener Krankheit reiste Kerner "zu Hl. v. Plessen nach Stuttgart [...] um abermaligen Urlaub für Theobald zu bitten", der ihm "sogleich von dem wahrhaft menschenfreundlichen Manne" gewährt wurde. Wilhelm August von Plessen war von 1850-56 Justizminister in Württemberg. Kerner holte dann sofort Theobald - der "auf 14 Tage Urlaub hat" - nach Weinsberg zu seiner Frau, die "noch immer sehr krank, doch ... weniger tödlich als schmerzhaft". Er selber sei wieder so elend, daß er "durch die Hand meines Rikele schreibe". Der König habe ohne Wissen v. Plessens ein Amnestiegesuch abgelehnt, zu dem dieser "ihm Gründe zur Unterstützung meines Gesuchs hätte angeben können. So stehen eben die Aktien für Theobald auf das Schlim(m)ste und ich sehe keine Aussicht zu seiner Befreiung". Kerner glaubt nicht, daß er die Befreiung des Sohnes noch erlebt, "Geist und Körper gehen bei mir stets und schneller ihrer Trennung zu". Mit familiären guten Wünschen versichert er, "wie unendlich ich Euch liebe könnet Ihr daraus sehen, daß ich Euch so unendlich plage". Rikele unterschreibt für Kerner und schließt eigene und der Tochter "innigste Grüsse" an mit eigener voller Unterschrift. - Kleine Randausrisse sauber unterlegt; Knickfalten.
Lenz, Siegfried
Brief und signiertes Porträtfoto. 1985
Los 2034
Nachverkaufspreis
100€ (US$ 104)
Lenz, Siegfried, Schriftsteller (1926-2014). Masch. Brief mit eigh. Unterschrift. 1/2 S. Gr. 4to. Mit dem Umschlag. Leböllykke 25.VIII.1985.
Antwortschreiben an den niederländischen Journalisten und Publizisten Peter Michielsen (1946-2008), der Lenz um einen Termin gebeten hatte. " ... Ich bin im Prinzip gern bereit, mich mit Ihnen zu unterhalten, doch da ich in den Monaten Oktober/November auf einer ausgedehnten Vortragsreise sein werde, kann ich Ihnen noch keinen Termin nennen. An den Wochenenden indes werde ich fast immer in Hamburg sein. Wenn Sie ohnehin in der Stadt sind, bitte ich Sie, mich anzurufen, gegebenenfalls wird Ihnen mein Verlag Hoffmann und Campe ... sagen, wo ich mich aufhalte". - Dabei: Derselbe. Porträt-Fotografie mit eigh. Signatur auf der Rückseite. 10,5 x 14,5 cm. O. O. (ca. 1965). - Der Autor, im Profil, Pfeife rauchend in seinem Arbeitszimmer.
Lindau, Paul
Großteil seines literarischen Nachlasses. 1877- ca. 1913
Los 2035
Zuschlag
5.000€ (US$ 5,208)
Lindau, Paul, Schriftsteller, Publizist, Feuilletonist, Dramatiker, Dramaturg und Theaterleiter, einer der führenden Berliner "hommes de lettre" der Kaiserzeit (1839-1919). Teil seines literarischen Nachlasses, bestehend aus 33 gebundenen Romanen, Novellen und Theaterstücken, und zwar 25 eigenhändigen Manuskripten, 7 handschriftlich bearbeiteten Typoskripten oder Drucken und 1 Band Fahnenabzüge des französischen Druckes einer Erzählung Lindaus. Größtenteils auf festem Bütten geschrieben. Zus. 33 Quart- und Folio-Bände. Abgesehen von 5 Ausnahmen, einheitliche hellbraune Halblederbände (z. T. stellenweise beschabt) mit Rückenvergoldung sowie roten und grünen Rückenschildern. 1877- ca. 1913.
Wertvolle Sammlung von Original-Manuskripten der Hauptwerke des vielseitigen und viel gereisten Literaten, der große Erfolge in allen Sparten seiner Tätigkeit erzielte: als Literaturkritiker und Essayist, Romancier, Dramatiker, einflußreicher Herausgeber der Produktions-Zeitschriften "Die Gegenwart" und "Nord und Süd", als geistreicher, moderner Dramatiker, als Hoftheater-Intendant in Meiningen, Direktor des "Berliner Theaters" und Dramaturg am Königl. Schauspielhaus in Berlin. Die Bühnenmanuskripte des viel gespielten, auch vom Kritiker Theodor Fontane geachteten Autors sind theaterhistorisch von besonderem Interesse. Der ungemein fleißige, aber auch ebenso penible Dramatiker behandelte seine Manuskripte mit einer einzigartigen statistischen Genauigkeit: Alle Akte sind nicht nur einzeln paginiert, sondern es sind zugleich die Tage des Beginns und der Vollendung ihrer Niederschrift verzeichnet, dazu noch einmal das Datum der ersten Idee, des Konzepts, des Beginns und der Beendigung der Niederschrift des ganzen Dramas, letztere mit Angabe der Stunde und der Minute (!). Auch die Daten eines Diktats, einer Vorlesung oder einer Umarbeitung werden genannt, ferner die genaue Stunden-Dauer der Arbeit an den einzelnen Akten und am ganzen Werk. Oft enthalten die Manuskripte auch die Besetzung oder Besetzungsvorschläge, z. T. für mehrere Bühnen, wobei viele berühmte Namen genannt werden. Mehrmals sind Bühnen-Grundrisse und ganze Bühnenbilder eingezeichnet. Man gewinnt den Eindruck, dass der schnelle und große Erfolg der Stücke den Autor verleitete, sich für einen zweiten Schiller zu halten und mit den peniblen Entstehungsdaten den künftigen Literaturwissenschaftlern die gewünschten Detail-Informationen zu jedem Werk des Meisters zu liefern.
Hier vorhanden sind die eigenhändigen Original-Manuskripte oder handschriftlich bearbeiteten Typoskripte folgender Dramen, Romane und Novellen von Paul Lindau: Dramen: Johannistrieb, Gräfin Lea, Verschämte Arbeit, Jungbrunnen, Frau Susanne, Die beiden Leonoren, Der Schatten, Die Sonne, Der Komödiant, Der Andere, Ungerathene Kinder, Die Venus von Milo, Die Brüder, Der Abend, Der Herr im Hause, Nacht und Morgen, Penthesilea, Troilus und Cressida (hier nur der 3. Akt einer fremden Handschrift). - Romane, Novellen und Erzählungen: Helene Jung, Die Berlin-Trilogie Der Zug nach dem Westen, Arme Mädchen und Spitzen, ferner Fieber, Was der Schusterfriedl auf dem Sterbebette berichtete, Vater Adrian, Der König von Sidon, Der Agent, Der gewaltsame Tod des Georg Winhard, Unter den Linden, Mon ami Hilarius. - Der einflußreiche, persönlich liebenswürdige Schriftsteller, Publizist und Theatermann, der auch regen Anteil an Gerichtsprozessen nahm, die er literarisch verarbeitete, galt ungefähr seit der Reichsgründung allgemein als einer der prominentesten Repräsentanten der Kritik und der gehobenen Unterhaltung im deutschen Literatur- und Theaterbetrieb. Der hier vorliegende große Teil seines Oeuvres in den Original-Handschriften bietet einen einzigartigen Überblick über aktuelle Themen, Stil, Zeitgeist, Geschmack, Moral, Sitten sowie soziales Gefüge und Empfinden des Publikums, vor allem in Berlin, aber auch in anderen Gegenden des Kaiserreiches.
Mahlmann, Siegfried August
Brief an das Cottasche "Morgenblatt". 1819
Los 2036
Zuschlag
260€ (US$ 271)
Mahlmann, Siegfried August, Leipziger Hofrat, Schriftsteller und Publizist, Dramatiker, Erzähler und Lyriker (1771-1826). Eigh. Brief m. U. "August Mahlmann, Königl. Sächs. Hofrath, des ruß. ... S. Wladimir Ordens Ritter". 11/3 S. 4to. Leipzig 29.XII.1819.
An die Redaktion des Cottaschen "Morgenblattes" in Stuttgart, bei der sich Mahlmann um eine Mitarbeit bewirbt. "... ob ich gleich seit mehrern Jahren von dem literarischen Schauplatz mich entfernt habe, so erwacht doch, bey der sorgenfreyen Muße, die mir das Schicksal gewährt, die alte Liebe zur Production wieder. Das Morgenblatt ist, anerkannt, das treflichste Journal dieser Art, und wird es bleiben, wenn es sich zu persönlichen Absichten unwürdiger, wenn auch geistvoller, Mitarbeiter nicht misbrauchen läßt. Eine Warnung, die man, bey dem wieder überhand nehmenden offenbar ehrlosen Treiben in der Literatur, einem Freunde des Unternehmens und der Redaction und einem vieljährigen Redacteur vergeben wird. Ich erbiete mich zu Beyträgen für das Morgenblatt vom nächsten Jahre an, wenn die Zahl der Mitarbeiter nicht schon bestimt und geschloßen ist, und bitte ergebenst mir die Bedingungen und die Zusendungsweise der Beyträge gefälligst bekannt zu machen ...".
Mayer, Hans, Literaturwissenschaftler und -soziologe, Kritiker und Essayist, Träger diverser Literaturpreise (1907-2001). Typoskript mit eigh. Korrekturen. 61/2 S. auf 7 Bl. Gr. 4to. O. O. (wohl um 1975).
"Die umgestülpte Utopie". Politisch linkstendenziöse Untersuchung von Aldous Huxleys Büchern "Brave New World" und "Brave New World revisited". Mit Kugelschreiber etliche Wörter ersetzt und verschiedene Schreibfehler korrigiert. Am oberen Rand von Bl. 1 von anderer Hand der Vermerk: "Typoskript des Autors".
Mendelssohn, Moses
Eigenhändige Abrechnung für Friedrich Nicolai. 1765 + Beigabe
Los 2038
Zuschlag
1.500€ (US$ 1,563)
Mendelssohn, Moses, Berliner Philosoph der Aufklärung (1729-1786). Eigh. Abrechnung für den Verleger Friedrich Nicolai. 3/4 S. Gr. 4to. (Berlin 1765).
"Nota" betitelte Abrechnung über Darlehen und "Interessen" in Louis d'or und Ducaten, die Mendelssohn Nicolai seit 1763 schuldet ("... die Hrn. Nicolai mir laut Handschrift seit d. 1. Aug. 1763 restiren ..."). - Rückseitig Nicolais Vermerk: "1765 Jan. Moses berecht." - Beiliegend eine Abrechnung von anderer Hand, betreffend mehrere Orte im Braunschweigischen. 2 S. Folio. 1787.
"Hier ist Alles schwarz-roth-goldner Jubel!"
Müller, Otto, Bibliothekar in Darmstadt, Schriftsteller, Redakteur und Publizist in Frankfurt, Mannheim und Stuttgart (1816-1894). Eigh. Brief m. U. "O. Müller". 1 S. Doppelblatt mit gedrucktem Briefkopf "Die Redaktion des Mannheimer Journals". Gr. 4to. Mannheim 3.III.1848.
Bei Ausbruch der Märzrevolution an einen Redakteur der "Badischen Blätter". Müller bittet ihn, "bei Benutzung der Bad. Blätter über die neuesten Vorgänge auf unser Journal ganz besonders Ihr Augenmerk zu richten. Ich bin in den Stand gesetzt, meine Artikel jederzeit verantworten zu können. Ich werde jederzeit darauf bedacht sein, Ihrer Zeitschrift hier die wohlverdiente Anerkennung zu verschaffen. Nur müssen Sie ein bischen mehr von der Leber wegschwatzen! Hier ist Alles schwarz-roth-goldner Jubel! Das Proletariat ruhig und und anständig ...".
Passow, Franz Ludwig
Brief aus Breslau an Gustav Köpke. 1816
Los 2040
Zuschlag
130€ (US$ 135)
Passow, Franz Ludwig, klass. Philologe, zu Goethes Zeit Gymnasiallehrer in Weimar, ab 1815 Professor der Altertumswiss. in Breslau (1786-1833). Eigh. Brief m. U. "Passow". 2 S. Doppelblatt mit Adresse und Siegelrest. Gr. 4to. Breslau 13.VII.1816.
An Gustav Köpke, Professor der Theologie und Direktor des Gymnasiums zum Grauen Kloster in Berlin. Beschreibt gut gelaunt das in jeder Hinsicht angenehme Leben in Breslau sowie sein neues Familienglück und betont, dass er es keinen Moment bereue, Breslau gegen Berlin eingetauscht zu haben.- Gebräuntes Papier.
Piper, Reinhard
Konvolut Manuskripte und Bücher. Um 1950
Los 2041
Nachverkaufspreis
1.000€ (US$ 1,042)
Piper, Reinhard, Verleger (1879-1953). Sammlung von 2 eigh. Manuskripten und 29 Typoskripten, fast durchweg eigenhändig überarbeitet und teilweise mit eigh. Namenszug am Kopf. Zus. ca. 350 S., meist folio und gr. 4to. Mit 3 eigenh. beschriftenen Umschlägen.
"Von der Graphik und dem Graphiksammeln" (Umschlagtitel). - Aufsätze aus mehreren Jahrzehnten, die Piper für den 1950 erschienenen Erinnerungsband "Nachmittag" überarbeitete, aber nur zum Teil - auch in anderer Form - aufnahm (2 Umschläge mit dem Vermerk "Nicht in den 'Nachmittag' / Endgültiges").
Die Aufsätze behandeln seine Graphiksammlung (z. B. "Was hat man von seiner Graphischen Sammlung", 28 S., und "Stationen meiner Beschäftigung mit Graphik", 7 S.). Ferner berichten sie über seine Begegnungen mit zeitgenössischen Künstlern (darunter Ernst Barlach, 24 S., dazu weitere Fassungen und Vorarbeiten, Olaf Gulbransson, 11 S., Adolf Oberländer, 7 S., und Alfred Kubin, 36 S.). Sie enthalten Betrachtungen zur Kunst ("Kunst ist Weltansicht", 2 S., und "Von der Landschaftskunst", 4 S.) oder beschäftigen sich mit einzelnen Alten Meistern wie Albrecht Altdorfer (5 S.), Albrecht Dürer (20 S.), Hans Baldung Grien (9 S.), William Hogarth (7 S. eigenhändig) und Hans Holbein d. J. (4 S. eigenhändig). - Beiliegend etliche Notizen, Fahnenkorrekturen zu einzelnen Aufsätzen und Erstdrucke.
Putlitz, Gustav zu
Brief an einen Redakteur in Leipzig. 1850
Los 2042
Nachverkaufspreis
50€ (US$ 52)
Putlitz, Gustav Gans Edler Herr zu, Schriftsteller, fruchtbarer Bühnenautor und Theaterleiter, Hoftheater-Intendant in Schwerin und Karlsruhe (1821-1890). Eigh. Brief m. U. "Gustav zu Putlitz". 1 S. Gr. 4to. Berlin 13.II.1850.
Wohl an (den nicht genannten) Schriftsteller Gustav Kühne, Redakteur der Zeitschrift "Europa" in Leipzig, dessen Bekanntschaft er anstrebe, und dem er "eine kleine Novelle" zum Abdruck anbietet. "... Eine kleine Novelle, die vielleicht ein Plätzchen in Ihrer Europa findet, wollte unser gemeinsamer Freund [Feodor] Wehl Ihnen übersenden, und da ich gerade auf einige Tage in Berlin anwesend bin, kann ich nicht umhin, Ihnen einen Gruß beizufügen. Es würde mich sehr erfreuen, wenn Sie die kleine Arbeit benutzen würden, weil mir damit der erste Schritt zu einer weiten Verbreitung entstehen würde, deren Werth ich gewiß zu schätzen weiß ...". - Kleine Randläsuren.
Raabe, Wilhelm
Brief über den Tod seiner Tochter. 1892
Los 2043
Nachverkaufspreis
400€ (US$ 417)
Raabe, Wilhelm, Schriftsteller (1831-1910). Eigh. Brief m. U. 1 S. Doppelbl. 22 x 14 cm. Braunschweig 24.VI.1892.
Kurze Mitteilung an seinen Neffen Ludwig Floto (1855-1928) über den Tod seiner jüngsten Tochter Gertrud, die erst 16 Jahre alt war. "Lieber Ludwig! Wieder tragen wir nächsten Montag einen Sarg aus der Familie heraus. Heute Morgen 6 Uhr ist unsere liebe Gertrud an der Gehirnentzündung entschlafen. Der Kampf war hart, das Ende ernst. Wir beiden Alten aber sehen allmählich wie in das leere Nichts hinein. Euer getreuer Wilh Raabe". - Bereits der Tod der Mutter im Jahr 1874 setzte bei Raabe einen tiefen Lebenseinschnitt. An seiner jüngsten Tochter Gertrud hing der Vater mit besonderer Liebe. Notizen über ihre Gesundheit, Entwicklung, Schulbesuch, Tanzstunde und Teilnahme am geselligen Leben fanden sich immer wieder in seinen Tagebüchern.
Rilke, Rainer Maria, Dichter und Übersetzer (1875-1926). Eigh. Brief m. U. "R M Rilke". 4 S. Doppelbl. Kl. 4to. Schloss Berg am Irchel (Schweiz) 22.XI.1920.
An den Schriftsteller Friedrich Burschell, mit dem als Übersetzer eine deutsche Gesamtausgabe der Werke von Charles-Louis Philippe geplant war. Äußert sich skeptisch über den "alten Plan" und erklärt seinen Mangel an Teilnahme. "... Sie wissen, welche arge und anhaltende Unterbrechung die letzten Unheilsjahre mir bereitet haben: So stehe ich ohnehin in lauter Nachholungen und Wiederaufnahmen und war vielleicht leichtsinnig, erwarten zu lassen, daß ich noch Neues nächstens in meinen Arbeitsfolgen unterzubringen verstünde. Die Entferung, in der ich wohne, trug das Ihrige dazu bei, meinen Anschluß an unseren Plan zu lockern: ich erfuhr nie, wie es eigentlich um seine Durchsetzung bestellt sei ...". Er werde jetzt längere Zeit in der Schweiz bleiben, und der Verleger Anton Kippenberg habe seinen Besuch in Aussicht gestellt, bei welcher Gelegenheit das Projekt noch einmal zur Sprache kommen könne. - Kleine Faltenrisse.
Saphir, Moritz Gottlieb
Brief an Adolf Bäuerle. 1858
Los 2045
Nachverkaufspreis
180€ (US$ 188)
Saphir, Moritz Gottlieb, berühmt-berüchtigter Kritiker, Schriftsteller und Publizist (1795-1858). Eigh. Brief m. U. "Saphir". 1 S. Doppelblatt mit Adresse und Siegel. Gr. 4to. (Wien) 27.I.1858.
An den Schriftsteller und Publizisten Adolf Bäuerle, langjähriger Herausgeber der Wiener "Allgemeinen Theaterzeitung", den er mit "Liebster Freund" anredet. "... Morgen Abend wird bei mir - ganz unter uns - Löwe's Geburtstag soupirt. Du würdest mich und ihn sehr erfreuen, wenn Du uns Deine Gegenwart schenken wolltest. Wie gesagt wir sind ganz Solo. - In einem bitte ich Dich in Deinem Blatte anzuzeigen, dass ich noch immer sehr leidend bin ...". Er habe durch zu frühes Ausgehen einen Rückfall verursacht. - Der berühmte Burgschauspieler Ludwig Löwe hatte am 29. Januar Geburtstag. - Aus der Autographensammlung des Freiherrn von Reden.
Sauerländer, Heinrich Remigius
Brief an Friedrich von Schlichtegroll. 1815
Los 2046
Nachverkaufspreis
200€ (US$ 208)
Sauerländer, Heinrich Remigius, Schweizer Verleger in Aarau, Hauptverleger Heinrich Zschokkes, produzierte auch viele Jugendbücher (1776-1847). Eigh. Brief m. U. "Ihr Sauerländer". 3 S. Doppelblatt mit Adresse. 4to. Aarau 20.X.1815.
Ausführlich an den Mozart-Biographen, Philologen, Numismatiker und Archäologen Friedrich von Schlichtegroll in München. Nach einem Besuch aus Bayern zurückgekehrt, bedankt sich Sauerländer für Schlichtegrolls Gastfreundschaft, lädt ihn zu einem Gegenbesuch ein und versichert, "daß Sie sich kein reineres und schöneres Vergnügen gewähren können, als so einen Ausflug in unsere Gegenden, von wo wir Sie dann erst ins eigentliche Paradies der Schweitz, auf den Rigi und nach Schwytz und dann über den Vierwaldstättersee nach Luzern geleiten wollen, wo Sie gewiß die höchsten Schönheiten der Natur erblicken sollen ... Ich darf Ihnen abbey zum Voraus sagen, daß nicht allein die Wohnung unsers Freundes Zschokke Ihnen zur gastfreundlichen Aufnahme bereit stehet, sondern daß ich immer mit Freude einige Zimmer zu gleichem Zwecke in Bereitschaft halten werde ...". Äußert dann mit ausführlichen Erläuterungen die Bitte, dass Schlichtegroll die Rezension einer "Bayerischen Geschichte" übernehmen solle. – Kleiner Randausschnitt vom Öffnen des Siegels; ohne Textverlust.
Schmid, Christoph von
2 Briefe an den Münchener Verein für Naturkunde. 1849
Los 2047
Zuschlag
280€ (US$ 292)
Schmid, Christoph von, kath. Priester und Schriftsteller, einer der erfolgreichsten Jugendbuch-Autoren seiner Zeit (1768-1854). 2 eigh. Briefe m. U. "Christoph v. Schmid". Zus. 3 S. 4to und folio. Augsburg 23.VIII.1849.
An den Münchener Verein für Naturkunde, der ihm die Mitgliedschaft angetragen hat. Schmid bedankt sich bescheiden für die Ehre. Der einladende Sekretär des Vereins habe "allzuviel Rühmliches von mir gesagt. Ich würde die schriftliche Erklärung meines Beitritts zu dem Vereine und mein curriculum vitae, nebst den 5 Gulden 36 Kreuzer für die Vereinszeitung Isis, Ihnen sogleich übersendet haben, wenn ich mich zu Hause, und nicht in dem Wildbade bei Wemdingen befunden hätte ...". Legt zwei Schriften von sich bei und bemerkt: "... Ich würde meine sämmtliche Schriften übersenden, wenn ich nicht die gegründete Bedenklichkeit hätte, daß dieselben, da sie blos für die Jugend verfaßt sind, für einen Verein gelehrter Männer keinen Werth haben können ... Die Einladung ... ist für mich so ehrenvoll und erfreulich, daß mich nichts abhalten konnte, sie sogleich anzunehmen, als die Unmöglichkeit, in einem Alter von 82 Jahren, die Verpflichtung zu schriftlichen Aufsätzen erfüllen zu können. Da diese Bedingung dem Greise gütig erlassen wurde, so trete ich dem Vereine mit vollkommenster Freude bei, da die Naturkunde mich von jeher sehr anzog, und mich, so viel es meine Berufsarbeiten gestatteten, stets auf das angenehmste beschäftigte ...". - Gebräuntes Papier.
Stammbuch eines Herrn von Bülow (auch: Bülau) in Leipzig. 140 Bl., davon 29 S. beschrieben. Mit 1 Wappenkupfer. Quer-8vo. Geglätteter brauner Kalblederband d. Z. mit reich vergoldeten Bordüren und Eckfleurons auf beiden Deckeln, reicher Rücken- und Stehkantenvergoldung sowie Goldschnitt. Im Pappschuber d. Z. (dieser beschabt) mit Blüten-Ornamentik auf dem Buntpapierbezug. Leipzig 1723-1725.
Ob sich Herr von Bülow als Student in Leipzig aufhielt, ist nicht sicher, denn keiner der Beiträger des Stammbuchs - fast ausschließlich aus Adelsfamilien - gibt ein Studienfach oder einen Professorentitel an. Unter den Freunden v. Bülows finden sich: Heinrich v. Bünau, J. W. v. Alvensleben, Christian Friedrich und Carl Gottlob v. Hopffgarten, 3 Bismarcks (J. A., L. F. und H. C. v. Bismarck), Otto Friedrich v. Posern (mit Kalligraphie), Carl Ascan v. Rhoeden, Wolff Abraham v. Reiboldt, Johann Adolph v. Gersdorff, Adolph Heinrich v. Kottwitz, C. H. v. Kalckreuth (mit Wappenkupfer), C. W. v. Rumohr, H. G. v. Weitschütz, Carl Ludwig v. Meusbach, Johann v. Helwich, L. v. Üchtritz und andere. Die Eintragungen in französischer, lateinischer und deutscher Sprache. - 3 S. verblasst, 2 Bl. offenbar entnommen; sonst gut erhaltenes, schön gebundenes Adelsstammbuch aus der Epoche der Frühaufklärung in Leipzig.
Stammbuch des Samuel Gottfried Benjamin Gebhardt aus Pilgramsdorf (Schlesien). Ca. 115. Bl., davon 152 S. beschrieben oder illustriert. Mit 6 Grisaille- bzw. Rötelzeichnungen, 3 Gouachen, 3 Aquarellen, 4 Porträt-Silhouetten, 1 Bleistiftzeichnung, 1 kolor. Kupferstich, 1 auf Seide gedruckten Radierung, und 1 Seidenstickerei. Quer-8vo. Lederband d. Z. (etwas berieben) mit floraler Rückenvergoldung, grünem Rückenschild "Gebhard", beiden Deckeln mit vergold. Fileten und Eckfleurons sowie Goldschnitt und marmor. Vorsätzen. 1792-1808.
Reich gefülltes Album Amicorum. Die meisten Eintragungen in Schlesien (Goldberg, Schweidnitz, Hirschberg, Warmbrunn, Reichenbach, Liegnitz, Schmiedeberg, Landeshut) und Sachsen. Die Pinselzeichnungen recht hübsch und teilweise bildmäßig ausgeführt. Unter den Namen der Beiträger finden sich: Straube, Marx, Nerlich, Schmeling (Schauspieler, Schweidnitz 4.V.1799), Oelsner, Rilke (Pastor, Seifersdorf 20.IV.1795), Louise und Wilhelmine Richter (Goldberg 1795), Scheurich, J. C. F. Hoffmann, J. C. Kerner, E. Jordan. - 2 Bl. mit Einschnitten.
Stammbuch des Mediziners Georg August Benjamin Schweikert aus Ankuhn bei Zerbst. Ca. 120 Bl., davon ca. 167 S. beschrieben oder illustriert. Mit 1 Federzeichnung (Porträt) und einem montierten Kupferstich. Quer-8vo. Brauner Lederband d. Z. (beschabt) mit reicher Rückenvergoldung und Rückentitel "Denkmal der Freundschaft", goldgepr. Bordüren auf beiden Deckeln, goldgepr. Aufschrift "G.A.B.S." und "1794" sowie Goldschnitt und marmorierten Vorsätzen. Mit einem wohl nicht zugehörigen, zweiteiligen Leder-Schuber. 1794-1802.
Reich gefülltes Stammbuch, dessen Beiträger größtenteils aus Medizin- und Jura-Studenten (wohl auch fertigen Ärzten) in Wittenberg und Jena bestehen, ferner diversen Verwandten Schweikerts. Weitere Orte sind Magdeburg, Zerbst, Apolda, Treuenbrietzen, Rohrbeck, Ankuhn und andere kleine Gemeinden. Zitiert wird aus Goethe (Jena 1796) und seinem "Tasso" (1798), ferner Wieland, Tiedge, Young, F. von Kleist, Matthisson und antiken Autoren. Öfter mit Symbolen studentischer Verbindungen. Unter den Beiträgern finden sich Namen wie der berühmte Geologe August von Herder, Sohn des Dichters (Wittenberg 1802), B. und C. Siebold aus Würzburg (mit Porträt-Zeichnung, Jena 1796), v. Krosigk und die 13jährige, später berühmte Malerin Louise Seidler (Jena 1799). - Auffallend ist die verhältnismäßig hohe Anzahl von Studenten aus Ungarn. - Gemäß einer Bleistift-Notiz auf Bl. 1 wurde der Inhaber des Stammbuchs, Georg August Benjamin Schweikert am 25. Sept. 1774 geboren; er praktizierte später als Arzt und Chirurg in Breslau. - Der Eintrag von Louise Seidler verblasst; sonst ordentlich erhalten.
Stammbuch-Kassette aus Westfalen. 35 lose Bl., davon 30 mit gestoch. Ansichten aus dem Göttinger Verlag Wiederhold. Ferner 1 kolor. Kupfertafel aus dem Berliner Verlag C. Schauer. Goldschnitt. Quer-8vo. In Halbleder-Kassette d. Z. (Ecken und Kanten beschabt und bestoßen) mit Aufdruck goldgepr. Amphoren und dem Rückentitel "Denkmal der Freundschaft". 1799-1838.
Vermutlich von mehreren Besitzern gefüllte Kassette; an einer Stelle wird der Inhaber A. Dettermayer genannt. Die Mehrzahl der Eintragungen in Westfalen, vor allem Ibbenbüren, Münster und Emsdetten. Die gestochenen Blätter des Wiederhold-Verlags sind teils auf der Bildseite, teils rückseitig beschriftet und zeigen Ansichten von Münden, Kruckenberg bei Carlshafen, der Bibliothek zu Göttingen, dem Brockenhaus, dem Brandenburger Tor zu Berlin, dem Fürstl. Schloß zu Pyrmont, der Festung Königstein, Schloß Herzberg, den Ruinen bei Rüdesheim, Schloß Berlepsch, Wellmanshoff und die Gleichen bei Göttingen 1600, Peters des Großen Hütte in Holland, Kopenhagen, Ägypten, Cadix, Villa Plinius am Comer See etc., einige doppelt vorhanden. - Einband-Schmuck und Rückentitel wohl irrtümlich kopfstehend aufgedruckt.
Stammbuch
der Friederike Gelbke aus Sachsen-Anhalt
Los 2052
Nachverkaufspreis
150€ (US$ 156)
Stammbuch der Friederike Gelbke aus Sachsen-Anhalt. 328 S., teilweise paginiert. Davon ca. 77 S. beschrieben oder illustriert. Mit 3 Blumenstickereien (davon 1 unter einem "Lampion"), 1 Blumen-Aquarell und 2 kolor. Kupferstichen. Quer-gr. 8vo. Rosafarbener Kalblederband d. Z. (leicht berieben und etwas gewölbt) mit Deckel- und Rückenvergoldung (Fileten und Eckfleurons), grünen Deckelschildern mit den goldgepr. Aufschriften "Der Freundschaft gewidmet" und "von Friederike Gelbke 1807" sowie Goldschnitt. Mit marmor. Umschlag d. Z. (dieser berieben). 1807-1816.
Hübsches Jungmädchen-Stammbuch mit Beiträgen von Freundinnen und Verwandten in Eisleben, Artern, Querfurt, Zittau, Leipzig, Freyburg, Wolferstedt und anderen (kleinen) Orten. Die Mehrzahl der fein gearbeiteten Stickereien und kolorierten Blätter zeigen Blumen-Gebinde. Eine ganzseitige kolorierte Kupfertafel aus dem Göttinger Wiederhold-Verlag (1809) zeigt Wernigerode aus der Vogelschau. Am Schluss ein handschriftliches Register.
Stammbuch
des Militär-Zöglings C. F. Treu in Berlin
Los 2053
Nachverkaufspreis
150€ (US$ 156)
Stammbuch des Militär-Zöglings C. F. Treu in Berlin. Ca. 144 Bl., davon 28 S. beschrieben oder illustriert. Mit 3 Aquarellen (darunter 1 Quodlibet) und 3 kolorierten Kupferstichen. Quer-8vo. Brauner Halblederband d. Z. (Ecken minimal bestoßen) mit rotem Rücken, reicher Goldprägung (darunter eine Lyra) und Inschrift "Erinnerungen treuer Freunde", braun geflammtem Bezug auf beiden Deckeln mit vergoldeten Bordüren und Lyren nebst Lorbeerzweigen in den Ecken sowie grünen, ovalen Mittelschildern mit goldgepr. Inschriften "C. F. T." und "1819". Goldschnitt. In marmor. Pappschuber d. Z. (dieser etwas beschädigt). Berlin 1819-1826.
Schön gebundenes Berliner Stammbuch des Biedermeier. Die Beiträge teilweise von Kompanie- und Bataillonskameraden, jedoch ganz ohne militärische oder kriegerisch-patriotische Tendenz. Unter den Abbildungen ein Aquarell mit Fischern an einer hoch aufragenden Meeresklippe, im Hintergund Segelschiffe; ein anderes Aquarell mit sehr fein ausgeführtem Blumengesteck. Ein kolorierter Kupferstich zeigt einen geflügelten Amor, gestützt auf einen Anker am Ufer einer Meeresbucht stehend. - Frisch erhalten.
Stammbuch eines Fräulein Therese in Eisleben. 2 Bl., 162 pag. Seiten, davon 24 beschrieben oder illustriert. Mit 6 kleinen Aquarellen, 1 ganzseitigen Gouache, 1 kolor. Kupfertafel und 1 Haarzopf. Quer-8vo. Dunkelgrüner Halblederband d. Z. (Ecken und Kanten etwas berieben) mit reizvoller Deckel- und Rückenvergoldung sowie Rückenschild "Denkmahl der Freundschaft". Mit marmor. Umschlag d. Z. 1821-1826.
Alle schriftlichen Beiträge in Eisleben. Eine kolor. Kupfertafel aus dem Göttinger Wiederhold-Verlag zeigt "Die Brücke bey Jena". Die Aquarelle jeweils mit Blumen-Darstellungen; die ganzseitige Gouache zeigt eine weitläufige Flusslandschaft mit Booten, im Hintergund Felsgebilde.
Sternheim, Carl
Postkarte an das "Berliner Tageblatt". 1928
Los 2055
Nachverkaufspreis
100€ (US$ 104)
Sternheim, Carl, Dramatiker und Erzähler (1878-1942). Postkarte m. U. "Sternheim". Paris 6.XII.1928.
An "BT", d. h. das "Berliner Tageblatt", das offenbar eine Umfrage gestartet hatte, was seine Leser sich zu Weihnachten wünschen. Sternheim antwortet lapidar:
"Ganze deutsche Dichtermischpoche Weihnachten zur Hose." Gemeint ist vermutlich der Besuch einer Neuinszenierung seiner 1911 unter Skandal uraufgeführen Komödie "Die Hose".
Thiess, Frank, Schriftsteller, Publizist, Dramaturg, Regisseur, Kritiker und Literaturhistoriker, Mitglied zahlr. literar. Gesellschaften, Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes und anderer Auszeichnungen, prägte den Begriff "Innere Emigration" (1890-1977). Sammlung von mehr als 170 Briefen und Postkarten an Frank Thiess. Großenteils mit den Umschlägen. 1923-1928.
Große Sammlung literarischer Schreiben deutschsprachiger Autorinnen und Autoren an den ungemein fruchtbaren und vielseitigen, in vielen Bereichen engagierten Frank Thiess; meist umfangreiche eigenhändige Briefe. Darunter: Vicki Baum, Walter Bloem (3), Bernhard Diebold, Otto Flake (14), Georg von der Gabelentz, Paul Gurk, Friedrich Holthaus, Arno Holz, Klabund, Rolf Lauckner (11), Elfriede Lauckner-Thum (Lauckners Ehefrau, Malerin, 7), Florence Losey (Thiess' Ehefrau, Opernsängerin, 62), Walter von Molo (2), Thassilo von Scheffer (3), Otto Wirz (28), Arnold Zweig. - Ferner ca. 35 Briefe und Karten weiterer Personen, großenteils zu Thiess' und eigener literarischer Tätigkeit, darunter Autoren aus Skandinavien und dem Baltikum. Dazu eine Anzahl teils gedruckter Schriftstücke zu verschiedenen Themen. - Reiches Material, mit vielen Einblicken in den deutschen Literaturbetrieb der 1920er Jahre - eine wichtige Ergänzung zu Thiess' Nachlass, der in der Hessischen Landesbibliothek Darmstadt aufbewahrt wird.
Ungern-Sternberg, Alexander von
Billet an ein Fräulein Seidler. (Wohl um 1840)
Los 2057
Nachverkaufspreis
80€ (US$ 83)
Ungern-Sternberg, Alexander von, Schriftsteller deutsch-baltischer Herkunft, Autor phantastischer und satirischer Romane und Erzählungen in der Nachfolge E.T.A. Hoffmanns (1806-1868). Eigh. Billet m. U. "Stg". 11/2 S. auf grünem Papier. Doppelblatt mit Adresse und Siegelresten. 16mo. O. O. (wohl um 1840).
An ein "Fr. Seidler" (die Malerin Louise Seidler?). "Beifolgend einige Frutti di Mare, die Ihnen unser schönes, von uns beiden so zärtlich geliebtes Meer vergegenwärtigen werden. Möchten sie nur gut sein, ich selbst verstehe leider nichts von den Würden u. Tugenden eines so ehrwürdigen Wesens, wie eine Auster ist. Doch will ich diese Kenntniß noch mit der Zeit erlangen. - Machen Sie Ihrer Pilgerin doch ja nicht rothe Backen."
Zschokke, Heinrich
Brief an den Verlger Creuzbauer. 1835
Los 2058
Nachverkaufspreis
300€ (US$ 313)
Ausführlich über sein Werk "Die klassischen Stellen der Schweiz"
Zschokke, Johann Heinrich Daniel, Schweizer Schriftsteller von großer Fruchtbarkeit und Vielseitigkeit, auch politischer Publizist und Staatsmann (1771-1848). Eigh. Brief m. U. "H Zschokke". 3 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Aarau 22.I.1835.
An seinen Verleger Creuzbauer in Karlsruhe. Ausführlich über die Arbeit an dem Werk "Die klassischen Stellen der Schweiz und deren Hauptorte in Originalansichten dargestellt", das 1836-1838 in in zwei Bänden in Karlsruhe erschien. Zschokke sendet einen Korrekturbogen zurück und teilt mit: "... Eben so füg' ich das mir geschikte Msp von Uri wieder bei, worin die Teufelsbrükke schon erwähnt ist, und ich nur den Titel abzuändern hatte, um das Bild mit dem Text, oder den Text mit dem Bilde, in Übereinstimmung zu bringen. - Ich benutze die Gelegenheit Ihnen zugleich das Msp von Schwytz beilzulegen, dem in Kurzem noch das von Unterwalden, Luzern und Zug folgen soll, die ich noch einmahl genau revidiren will ...". Geht dann ausführlich auf seine Vorschläge der Heft-Reihenfolge ein und beklagt verschiedene Abweichungen von der ursprünglichen Planung. "... So scheint es mir weit zweckgemäßer, wenn Sie, in einer Anzeige oder Ankündigung dieser Unternehmung, dasjenige darüber sagen, was sachdienlich scheint ...".
Bunsen, Robert
Brief an Bernhard von Cotta in Freiberg. 1862
Los 2059
Zuschlag
480€ (US$ 500)
Bunsen, Robert Wilhelm, hervorragender Chemiker, wirkte 37 Jahre an der Universität Heidelberg, Mit-Entdecker der Alkalimetalle Caesium und Rubidium, entwickelte die Spektralanalyse, gewann zahlreiche bahnbrechende Erkenntnisse und und erfand wertvolle Instrumente seines Faches (1811-1899). Eigh. Brief m. U. "W Bunsen". 4 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Heidelberg 10.III.1862.
An den - nicht genannten - bedeutenden Geologen Bernhard von Cotta (1808-1879), Professor an der Bergakademie in Freiberg. Entschuldigt sich, dass er sich noch nicht für Cottas Brief und dessen 1861 erschienenes Buch "Die Erzlagerstätten Europas" bedankt habe. "... ich bin stets das allgemeine Packpferd, auf das man hier in Baden die ganze Wucht commissarischer Anfragen und Begutachtungen, so weit sie mein Fach betreffen oder auch nicht betreffen, abzuladen pflegt, so daß ich oft monatelang nicht Herr meiner besten Vorsätze bin. Ihr schönes Buch, das ich mit dem lebhaftesten Interesse gelesen, hat in mir ... den Wunsch erregt, die interessanten Verhältnisse, von denen Sie berichten, an Ort und Stelle zu sehen; doch das sind fromme Wünsche, die wohl unerfüllt bleiben werden ...". Kommt dann auf den Tod des Heidelberger Mineralogen Karl Cäsar von Leonhard (1779-1862) zu sprechen: "... Leonhardts [sic] Tod haben wir lange vorausgesehen. Der mehr als 80jährige Greis ging schon lange körperlich und geistig unaufhaltsam seiner Auflösung entgegen. An eine Berufung an seine Stelle scheint man in Carlsruhe nicht zu denken ...". - Fragt schließlich an, ob man über einen Kollegen getrocknete Exemplare von Pflanzen beziehen könnte, "die auf lepidolithischem Boden ... gewachsen sind. Ich möchte nämlich gern sehen, ob sich darunter nicht solche finden, die statt des Kalis Rubidium oder Caesium enthalten ...". Bunsen gilt als Entdecker der Alkali-Metalle Rubidium und Caesium.
Deutsche Jurisprudenz
Sammelband mit über 500 Albumblättern
Los 2060
Nachverkaufspreis
2.000€ (US$ 2,083)
Deutsche Jurisprudenz. - Liebmann, Otto, Verleger und Redakteur der Deutschen Juristen-Zeitung (1865-1942). Herausgeber einer Sammlung von mehr als 500 eigenhändigen Albumblättern prominenter Juristen und Staatsmänner des Deutschen Reiches. Alphabetisch nach Verfassern geordnet und gebunden. Ca. 596 Bl., davon ca. 606 S. beschrieben. Quer-4to. Lederband d. Z. (vorderes Gelenk gebrochen) mit reicher Rücken-, Deckel- und Innenkantenvergoldung sowie Seidenmoiré-Vorsätzen. Mit Rückentitel "Die Originale zu dem Jubiläumswerke der Universität Berlin 1910 dargebracht". Berlin 1910.
"Die Originale zu dem von mir herausgegebenen Jubiläumsbuche: Die Juristische Fakultät der Universität Berlin von ihrer Gründung bis zur Gegenwart. Berlin 1910. Dr. OttoLiebmann" (handschriftl. Titelblatt). Monumentale Sammlung von Original-Albumblättern mit Sprüchen und Abhandlungen der wohl allermeisten hochrangigen Juristen und juristisch ausgebildeten Staatsmänner des Deutschen Reiches um 1910: zahlreiche Minister der deutschen Länder und des Reiches, Regierungs- und Oberlandesgerichtspräsidenten, Geh. Oberregierungsräte, Direktoren staatlicher Einrichtungen, Reichstagsabgeordnete, Diplomaten, Jura-Professoren und Rektoren der meisten deutschen Universitäten sowie viele weitere hohe Amtsträger. Die Handschriften waren von Otto Liebmann gesammelt worden, um eine große Auswahl von ihnen als Faksimiles für sein prachtvolles Jubiläumswerk zu verwenden, das 1910 unter dem Titel erschien: "Die Juristische Fakultät der Universität Berlin von ihrer Gründung bis zur Gegenwart in Wort und Bild. Mit Urkunden und Briefen, mit 450 handschriftlichen Widmungen. Festgabe der Deutschen Juristenzeitung zur Jahrhundertfeier der Friedrich-Wilhelms-Universität." Die "Widmungen" sind überwiegend ganzseitige, teilweise umfangreiche Abhandlungen (einige mehrseitig) zu staats- und zivilrechtlichen Themen, auch Erinnerungen an das Studium in Berlin und vielerlei ausführliche Stellungnahmen zur Rechtswissenschaft und Rechtspflege im Deutschen Reich. Enthalten sind auch viele Persönlichkeiten, die nicht im juristischen Bereich tätig waren, aber z. B. als Politiker ständig mit Rechtsfragen konfrontiert wurden. Vertreten sind Persönlichkeiten wie: August Wilhelm (Prinz von Preußen), Rupprecht (Kronprinz von Bayern), Erbprinz Ernst zu Hohenlohe-Langenburg, Ernst Bassermann, Theobald von Bethmann-Hollweg, Wilhelm Bode, Lujo Brentano, Bernhard Fürst von Bülow, Fürst Henckel von Donnersmarck, Adolf von Harnack, Martin Kirschner (Oberbürgermeister von Berlin), Franz von Liszt, Gustav von Schmoller, Robert Graf Zedlitz und Trützschler, Graf Zeppelin (Lufschiff-Konstrukteur) und viele andere. - In seiner immensen Fülle von Handschriften deutscher Rechtswissenschaftler und ihrer Vertreter in Politik, Rechtspflege und Verwaltung bildet das imposante Album ein Denkmal biographischer Rechtsgeschichte des Deutschen Kaiserreiches. - 2 Bl. mit Einriss, sonst innen gut erhalten.
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