Arnim, Bettine von
2 eigenhändige Brief-Entwürfe. 1854
Los 2001
Zuschlag
11.000€ (US$ 11,458)
Die Weimarer Kulturszene
Arnim, Bettine von, geb. Brentano, Schriftstellerin (1785-1859). 2 eigh. Brief-Entwürfe ohne Unterschrift. Zus. 5 S., eng beschrieben. 2 Doppelbl. Gr. 4to /28,5 x 22,5 cm). O. O. 8.I.1854 bzw. ohne Datum.
Diese sehr persönlichen, unverblümten und detaillierten Entwürfe geben nicht nur einen bemerkenswerten Einblick in die emotionale und ästhetische Welt einer Schlüsselfigur der deutschen Romantik, sondern sind auch ein Fenster in das musikalische und kulturelle Leben in Weimar kurz nach dem Tod (im Juli 1853) von Karl Friedrich, Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach. Der Adressat, ein ungenannter Musiker - offensichtlich eine Person von beträchtlichem Talent - ist höchstwahrscheinlich Joseph Joachim (1831-1907). Bettine von Arnim, die Muse der literarischen Romantik, begegnete dem österreichisch-ungarischen Geiger, Komponisten und Dirigenten Joseph Joachim erstmals bei einem Konzert im November 1852 in Weimar, wo er seit Herbst 1850 Konzertmeister unter Franz Liszt war. Bettine und ihre Tochter Gisela trafen ihn wieder am 28. Oktober 1853, im Hause Robert und Clara Schumanns in Düsseldorf und Gisela überreichte Joseph Joachim das Manuskript der berühmten von Schumann, Brahms und Albert Dietrich gemeinsam komponierte "F-A-E-" Sonate. "Frei Aber Einsam" war zu dieser Zeit die von den deutschen Romantikern übernommene Lieblingsdevise Joachims. Im Sommer 1854 reiste Joachim nach Berlin und musizierte im Hause von Arnim.
Bettine von Arnim antwortet auf die Frage, was sie von ihm wolle, dass es ihr Wunsch sei, sein Vertrauen zu erlangen, und äußert den Wunsch, dass er sie bis zu ihrem Tode begleite. Sie äußert ihre Gedanken über sein Talent und über seine Musik, stellt sich vor, wie ihr Geist ihm die Flügel losbindet, damit er hoch aufsteigen kann, kritisiert Liszt und andere wegen ihres Mangels an musikalischen Ideen, und dass sie nur solche finden, die Ehre geben, aber nie von dem ausgehen, was sie persönlich erlebt haben, und sagt weiter, dass sie acht Tage in Weimar verbracht hat, als sie von Hannover zurückkam, wo sie wegen Hoffmann von Fallersleben gewesen sei, schreibt von Liszts müder Reaktion auf das vierstündige Dirigat des "Wilhelm Tell" und von ihrer Beobachtung, dass er [Liszt] Wagner nicht mehr kritisiere, obwohl er ihn insgeheim verfluche, weil er seiner überdrüssig sei, bevor er überhaupt anfange, seine Musik zu dirigieren, den Ratschlag, dass Weimar nichts für ihn sei, solange es "infiziert" sei, die Beobachtung, dass es Gift für sein späteres geistiges Leben sei, die Beschreibung der Kulturpolitik in Weimar und die Verunglimpfung Goethes, die Erörterung der Natur von Goethes Musikalität (". ... denn er war selbst Musik ...") und schließt mit einer amüsanten und dramatischen Anekdote über eine Szene mit Liszt, [Peter] Cornelius und ihr selbst, in der sie die Anwesenden dafür rügt, dass sie Platen für musikalischer als Goethe halten.
Joachim hatte bereits 1853 die Konzertmeisterstelle am Hannoveraner Hof angetreten, die er bis 1868 innehatte. Diese Jahre, in denen 56 Kompositionen entstanden, waren seine fruchtbarsten als Komponist, auch beeinflusst vom Lisztschen Konzept einer Programmmusik. Unter Joachims zahlreichen Mentoren ist Bettine von Arnims Einfluss auf den jungen Musiker gar nicht hoch genug einzuschätzen. Bettine, die einst mit Goethe und Beethoven befreundet war, war eine glühende Musikliebhaberin und Amateurkomponistin mit unverblümten ästhetischen Ansichten. Durch ihre Mentorschaft wurde Joseph in dem romantischen Kult der Beethoven-Verehrung bestätigt, den Bettine mitbegründet hatte, ebenso wie in der Kunstreligion - der Sakralisierung der Kunst - wie sie im Hause Arnim praktiziert wurde. Bezeichnenderweise trug Bettine auch dazu bei, dass Joachim sich von Franz Liszt abwandte, den sie zunächst verehrte, mit dem sie sich aber zerstritten hatte. – Ein größerer Einriss.
Benn, Gottfried
Signierte Bleistift-Porträtzeichnung. 1950 + Beigaben
Los 2002
Zuschlag
1.400€ (US$ 1,458)
Benn, Gottfried, Arzt und Schriftsteller, einer der bedeutendsten dt. Lyriker des 20. Jhdts (1886-1956). Eigh. Signatur "Gottfried Benn" und Datum (Kugelschreiber) unter einer Original-Bleistiftzeichnung mit Benns Porträt von Rita Zeltner. 29,8 x 21,2 cm. (Berlin) 21.III.1950.
Von der Pressezeichnerin Rita Zeltner gut getroffenes Porträt des Dichters. Am Rand mit Bleistift eine Bemerkung der Zeichnerin zur technischen Qualität des Bildes. - Dabei: Gottfried Benn. Eigh. Brief m. U. "Benn". (Bleistift). 11/2 S. Mit gedrucktem Briefkopf. Berlin-Schöneberg 16.VIII.1948. - An eine Patientin. "... Meine Frau, die im Bett liegt u. krank ist, bedauert sehr, dass sie Sie nicht behandeln kann im Augenblick. Sie schlägt Ihnen vor, übermorgen Mittwoch um 11 h zu kommen ...". - Etwas gebräuntes Papier; kleine Randschäden. - Ferner beiliegend die Foto-Kopie (2 Bl.) eines handschriftlichen Geburtstags-Briefes von Benn an eine Sophie, in dem er sich bemerkenswert über seinen Vater äußert (26.III.1939).
Benn, Gottfried (1886-1956). Eigh. Brief m. U. "Benn". 1 S. Mit gedruckten Briefkopf. 8vo. Berlin-Schöneberg 13.XII.1951.
An den Berliner Journalisten, Theater- und Literaturkritiker sowie Benn-Biographen Walter Lennig, der den Dichter zu einem Zeitungsbeitrag eingeladen hatte. "... In Bezug auf die heutige Unterhaltung unserer Frauen bitte ich Sie sehr, von mir weder Gedicht noch Rilke-Gedenkblatt zu erwarten. Ich bin im Moment so sehr mit neuen anderen Arbeiten beschäftigt, dass ich es nicht machen kann. Seien Sie nicht böse ...". - Lennig hatte eine Veröffentlichung Benns positiv besprochen, so dass der in seiner Nachbarschaft wohnende Dichter sich mit ihm befreundete und sich regelmäßig zum Bier mit ihm traf. - Dabei: Derselbe. Gedruckte Neujahrskarte mit eigh. Zusatz und Unterschrift "Gottfried Benn". Doppelblatt mit Golddruck und hs. Umschlag. Quer-8vo. (Berlin 31.XII.1951). - "[Viel Glück im Neuen Jahre] der Familie Lennig! Gottfried Benn u. Frau".
Benn, Gottfried (1886-1956). Eigh. Brief m. U. "Benn". 2 S. Mit gedrucktem Briefkopf. 8vo. Berlin-Schöneberg 16.II.1952.
An den ihm befreundeten Schriftsteller und Journalisten Walter Lennig, den er von Zeit zu Zeit mit Gedichten und anderen Beiträgen für den Abdruck im "Tagesspiegel" oder anderen Zeitungen versorgte. "... ich hätte wieder eine Kleinigkeit für Sie, ... nämlich: am 23.II. abends findet im British Centre [sic] eine Gedächtnisfeier für Else Lasker-Schüler statt, veranstaltet von einer - mir unbekannten - Schauspielerin Frau Nora O'Marc (Irin). Sie bat mich, die einleitenden Worte zu sprechen. Das werde ich tun. 4 Schreibmaschinenseiten, wohl geeignet für 'Frauenleben'. Sehr persönlich, sehr erinnerungsvoll, wir waren ja eine Weile sehr nahe befreundet (1912/1913) ...". - Der Text erschien am 24. Februar im "Tagesspiegel". Der Vortrag war Benns erster Auftritt vor Berliner Publikum seit zwanzig Jahren.
Benn, Gottfried
1 Brief und 1 Postkarte an Walter Lennig. 1953
Los 2005
Zuschlag
600€ (US$ 625)
Benn, Gottfried (1886-1956). 1 kleiner eigh. Brief und 1 eigh. Postkarte mit U. "Benn". Zus. 2 S. Kl. 8vo. (Berlin-Schöneberg) 14.I. und 18.III.1953.
An Walter Lennig. "Wie verabredet: Jünger. Wurde eben angerufen, das Kreuz ist da u. kommt in den nächsten Tagen in meine Hände [14.I.1953] ... kann ich die 'Tat' zurückhaben mit dem Artikel von Rychner? Ferner den kleinen Jünger: '3 Kiesel', den ich Ihnen vor einiger Zeit gab. Bitte. Genève ante portas - kommen Sie vielleicht wieder mit? ...".
Benn, Gottfried
Billet und Ansichts-Postkarte an Walter Lennig. 1953
Los 2006
Zuschlag
600€ (US$ 625)
Benn, Gottfried (1886-1956). Eigh. Brief (Billet) m. U. "Benn". 1 S. Mit gestempelter Adresse. Kl. 8vo. Berlin-Schöneberg II.1953.
An Walter Lennig. "... mit Dank l'Art zurück. Ein Schriftsteller aus Paris sandte mir eine Nummer. Sie werden ein Ballet-Experte - sehr gut ...". - Dabei: Derselbe. Eigh. Ansichts-Postkarte m. U. "Benn". Westerland (Sylt) 19.VIII.1953. - An denselben. "Freitag, 26.VIII. 8 h. bei Dramburg, lieber Herr Lennig! Wunderbares Wetter, gutes Bier, schwimme wie ne Wasserratte ...". - Das Foto auf der Bildseite der Karte zeigt eine Dünenpartie mit Blick auf Strand und Meer. - Dramburg war das Schöneberger Stammlokal der beiden Schriftsteller, wo sie oft beim Bier zusammen saßen.
"den Kopf voll Ideen zu Gedichten"
Benn, Gottfried (1886-1956). Eigh. Brief m. U. "Benn". 2 S. Doppelblatt. 4to. (Berlin) 12.IV.1953.
An den ihm befreundeten Schriftsteller und Journalisten Walter Lennig. "... das wurde wohl Zeit, dass Sie mal was von sich hören liessen! Ich vermisse Ihre Gesellschaft des Abends beim Bier. Ich hätte manches zu erzählen u. zu besprechen ... Wohl Ihnen, dass Sie nun wieder für sich wohnen können, als Gast geht ja auf die Dauer nicht. 'Auf die Dauer' - ich könnte es nicht einen Tag ... Am Ostersonntag Abend sassen wir mit Frl. Pfau u. Frl. Römer (Bozenerstr. 3, vis à vis, Spezi von meiner Frau) bei Dramburg in der juten Ecke. Dauerte bis 12 h. War ganz nett. - Frl. K. H. rief mich nach Ihrer Abreise an u. klagte sehr: 'ich liebe ihn abgöttisch'. (Junger Mann, schreiben Sie ihr mal!). - Wetter war hier grausig, Regen unaufhörlich u. Kälte. Für die Feiertage aber mir ganz lieb, dadurch entfielen die Sonnenspaziergänge in den Park oder Grunewald. - Den Kopf voll Ideen zu Gedichten, aber zu schwierig, darüber zu schreiben. Bin wohl am Ende, das kotzt mich an. Sowie es warm wird, gehe ich für 3 Wochen in ein Dorf ... wo es still u. billig ist, weiss noch nicht wohin. Notabene: allein ... Schreiben Sie wieder. Ändern Sie nicht so viel an dem Manuscript! ...".
"unsere Bier- und Steinhäger Kompagnie"
Benn, Gottfried (1886-1956). Eigh. Brief m. U. "Benn". 2/3 S. Mit gedrucktem Briefkopf. 4to. Mit eigh. Umschlag. Berlin-Schöneberg 14.V.1953.
An Walter Lennig. "... vielen Dank für Ihre freundliche Kritik über die Gedichte! Aber: das stört unsere Bier- und Steinhäger Kompagnie, unsere Flint-Schildkrötenrotunde - das müssen Sie eigentlich anderen überlassen! Also Dank u. au revoir ...".
Benn, Gottfried
Brief und Ansichts-Postkarte an Walter Lennig. 1954
Los 2009
Zuschlag
700€ (US$ 729)
Benn, Gottfried (1886-1956). Eigh. Brief m. U. "Benn". 2 S. Mit Adressenstempel am Kopf. Kl. 8vo. Berlin-Schöneberg 9.II.1954.
An Walter Lennig. "... Anbei mit vielem Dank Miller zurück ... Dazu 3 amerikan. Hefte mit Übersetzungen von mir, darunter - was ich selber bisher nicht wusste - 'Die 3 alten Männer'. Bitte sagen Sie mir noch, welche Strophe [durchgestrichen: Vers] der 6 Strophen [durchgestrichen: Verse] von 'Melancholie' Ihnen am besten gefällt ...". - Erst am 3. Juni vollendete Benn das Gedicht "Melancholie". - Dabei: Derselbe. Ansichts-Postkarte m. U. "Benn". (Worpswede) 12.VIII.1954. - Ebenfalls an Walter Lennig. "... ist ganz nett hier, regnet auch nicht mehr als wo anders. Schön still u. man sieht mal ein Feld mit Roggenmandeln u. Strohdächer u. Gästen [sic] mit Blumen. Nächste Woche wieder in Bozenerstrasse ...". - Das Foto auf der Bildseite der Karte zeigt die Worpsweder Kirche mit kleinem Friedhof. Auf dem Rand darunter hat Benn mit Bleistift vermerkt: "Hier Grabmal von Paula Modersohn-Becker".
Chamisso, Adelbert von
Signiertes Gedicht-Manuskript. (ca. 1829)
Los 2010
Zuschlag
2.000€ (US$ 2,083)
Chamisso, Adelbert von, Dichter und Weltreisender (1781-1838). Eigh. Gedichtmanuskript m. U. "Adelbert v. Chamisso". 21/2 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. O. O. (ca. 1829).
"Rede des alten Kriegers Bunte-Schlange Im Rathe der Creek-Indianer." 99 Zeilen incl. Überschrift. "Im Rath der Creek-Indianer ward der Bote / Des Präsidenten Jackson vorgelaßen: / Der Brief, den er verlas, enthielt Gebote. / Die Landmark, welche diesseits sie besaßen / Des Mississippi sollten gleich sie räumen ...". Von bitterer Ironie getränktes Gedicht über die unter verlogenen Versprechungen des amerikanischen Präsidenten betrogenen und aus ihren Siedlungsgebieten durch die Einwanderer vertriebenen Ureinwohner. Höchst politisches Gedicht von bleibender Aktualität. Die 1829 entstandene Dichtung wurde erstmals 1831 gedruckt. Mehrere Streichungen und Verbesserungen im Text von Hand des Dichters und einzelne kleine Abweichungen vom gedruckten Text lassen auf eine frühe oder erste Niederschrift schließen. - Gebräuntes Papier mit leichten Wasserflecken; Ausriss im unteren Rand des ersten Blattes; 2 Einrisse (ein größerer) im zweiten Blatt.
Eschenburg, Johann Joachim
Brief an die Nicolaische Buchhandlung. 1815
Los 2011
Zuschlag
300€ (US$ 313)
Eschenburg, Johann Joachim, Ästhetiker, Literarhistoriker und Übersetzer, Professor am Collegium Carolinum und Bibliothekar in Braunschweig (1743-1820). Eigh. Brief m. U. "J. J. Eschenburg". 1 S. Doppelblatt mit Adresse. Gr. 4to. Braunschweig 8.XI.1815.
Verhandlungen mit der Nicolaischen Buchhandlung in Berlin über Eschenburgs Veröffentlichungen. "Da der Abdruck der neuen Ausgabe meiner Theorie sich so lange verzögert hat, so wird es allerdings nöthig seyn, mir das Manuscript zu einigen Nachträgen vorher zu übersenden, welches in möglichst kurzer Zeit zurückerfolgen wird. - Zu einer neuen Auflage des Handbuchs der klassischen Literatur, welches einer Umarbeitung und mancher Zusätze bedarf, ist die Zeit zu kurz, wenn es zur Ostermesse fertig seyn soll und ich muß daher ersuchen, die Zeit der Ausgabe später zu bestimmen ...". Ferner über das Honorar und die Freiexemplare von Eschenburgs Neuausgabe seines "Entwurfs einer Theorie und Litteratur der schönen Wissenschaften" und die betreffenden Zusagen von Friedrich Parthey, dem Inhaber der Nicolaischen Buchhandlung. Das erwähnte "Handbuch der klassischen Litteratur, Alterthumskunde und Mythologie" war ebenso wie die "Theorie und Litteratur" zuerst 1783 bei Nicolai erschienen. - Etwas braunfleckig.
Fontane, Theodor, Schriftsteller (1819-1898). Eigh. Brief m. U. "Th. Fontane". 1 S. Gr. 8vo. Berlin 4.X.1897.
An einen Lyriker, der ihm einen Band "Verse" zur Beurteilung übersandt hatte. Fontane dankt "für die 'Verse', die Ihre Güte mir zugehen ließ. Ich gehe mit Nächstem an die Lesung ...". Wie immer bei den späten Briefen in schwungvoll-dekorativer Schrift. - Nicht bei Jolles/Müller-Seidel; vermutlich noch ungedruckt.
Gervinus, Georg Gottfried
Brief an Christian Friedrich von Stockmar. 1849
Los 2013
Nachverkaufspreis
400€ (US$ 417)
Nach der gescheiterten Revolution
Gervinus, Georg Gottfried, Literaturwissenschaftler, liberaler Historiker und Politiker, einer der "Göttinger Sieben" (1805-1871). Eigh. Brief m. U. 2 S. Mit Adresse. 4to (28,5 x 22 cm). Heidelberg 21.XII.1849.
Ausführliches Schreiben des Historikers und Politikers an Christian Friedrich Frhr. von Stockmar (1787-1863), einflussreicher bedeutender Staatsmann, Arzt und enger vertrauter Berater und Freund der Königin Viktoria und des Prinzen Albert von Großbritannien. Gervinus bedauert, Stockmar bei seinem Aufenthalt in Frankfurt versäumt zu haben, "da ich Sie so gern einmal wieder über unsere Dinge gehört hätte. Nebenbei hätte ich Ihnen gerne ein Exemplar der 3 hier jetzt erschienenen Bändchen meines Shakespeare überbracht, eine Arbeit bei der ich Erholung fand, und mit deren Abschluss ich beschäftigt bin". Es folgte ein abschließender 4. Band. Falls Stockmar "für eine Lecture der Art Zeit und Lust habe", so wolle er ihm die Bände gerne zusenden. Zur politischen Situation kommentiert Gervinus: "Unseren deutschen Dingen traue ich nichts zu. Wir müssen durch das ganze Fegefeuer hindurch, ohne wird der faule Leichnam unseres Mittelstandes nicht lebendig und unsere Fürsten nicht eher klug, als bis sie nicht mehr Fürsten sind. Diese Überzeugung haftet in mir, gegen meine frühen Wünsche und Hoffnungen ... Ich hätte daher gewünscht, wir wären lieber gleich in dieses Purgatorium eingegangen, als dass wir eine neue Gelegenheit dazwischen treten lassen". Aus der gegebenen Situation "hätten ein paar tüchtige Leute etwas sehr imposantes und fruchtbares machen können". Doch jetzt "ist Blut gesäät" und bei der nächsten Gelegenheit werde wohl auch Blut fließen. Das Parlament müsse eigentlich "mit einer guten vaterländischen Bewegung" nach außen ablenken. "Aber die Behandlung dieser Sache zeigt mir die elendste Zukunft im Spiegel". Weiter beklagt er das Joch in das man sich wieder begeben soll, da doch endlich "die zwei großen Mächte einander die Zähne zeigen. Die Unmöglichkeit, die Österreich zu gehen, scheint mir nun so durch alle Kategorien hindurch bewiesen, dass ich auch nicht das größte Opfer gescheut haben möchte, die Trennung und Scheidung positiv auszusprechen". Abschließend bittet er um Nachricht, sobald Stockmar wieder in Deutschland sei. - Siegelreste; kleiner Randausriss.
Gervinus, Georg Gottfried
Brief an Christian Freiherrn von Stockmar. 1855
Los 2014
Nachverkaufspreis
300€ (US$ 313)
Gervinus, Georg Gottfried (1805-1871). Eigh. Brief m. U. 31/2 S. Doppelbogen. Gr. 8vo. Heidelberg 10.V.1855.
"In etwa 14 Tagen wird Ihnen mein Verleger den ersten Band der 'Geschichte des 19. Jahrhunderts seit den Wiener Verträgen' zuschicken". So beginnt der umfangreiche Brief an den Coburger Diplomaten Christian Freiherr von Stockmar, mit dem Gervinus befreundet war und den er um Unterstützung für sein neuestes "Product" bittet. "Dies wird ein breites und langwieriges Werk werden bis es fertig ist ... Für mich wird es eine Lebensaufgabe sein, der ich mir einigermassen gewachsen zu sein, aber auch zu werden wünsche. dazu wird mir sehr behülflich sein, wenn ich Ihr Interesse einigermassen auf das Buch fesseln kann ... Der erste Theil schliesst leider nicht recht ab, er wird erst mit dem VI. Band zusammen einen abgerundeten Gegenstand, die Reaction von 1814-20, umfassen ...". Die "Geschichte des 19. Jahrhunderts" erschien in 8 Bänden (1856-66). Die 1853 erschienene "Einleitung" hatte Gervinus eine Anzeige wegen Hochverrats und die Amtsenthebung an der Heidelberger Universität eingebracht. - Gervinus äußert sich in dem Brief auch über aktuelle politische Themen. " ... Mir ist bange vor den Folgen eines frühen Friedens, aber auch vor der Fortdauer des Krieges; aber ich sehe nicht die Krefte, die dieser Aufgabe gewachsen sind ... bin ich noch der Meinung, daß ... der Friede folgen wird. Wenn es nicht geschieht, wird es an der Erbärmlichkeit der österreichischen Politik liegen, die wir in Deutschland in allen Klassen bewundert haben ...".
Goethe, Johann Wolfgang von
Brief an J. W. Döbereiner.1821
Los 2015
Zuschlag
4.500€ (US$ 4,688)
Goethe, Johann Wolfgang von, Dichter und Staatsmann (1749-1832). Brief m. U. "JW Goethe". 2 S. Gr. 4to. Weimar 15.V.1821.
An den (nicht genannten) Chemiker Johann Wolfgang Döbereiner. "... danke zum allerschönsten für die neulich übersendeten Aushänge Bogen einer Schrift, wodurch Sie Studium und praktische Ausübung der Chemie höchlich befördern. Der deutliche Fingerzeig zu so compendiösen Anstalten muß eine muntere Jugend zu lebhafter Theilnahme bewegen. Mir die ferneren Bogen nach und nach zu senden werde[n] Sie die Gefälligkeit haben. - Sodann ersuche noch um eine kleine Beyhülfe zu chromatischen Versuchen. Ich habe mit dem Frühling angefangen Blumenfarben zu extrahiren und wünsche sie nun mit sauren und basischen Reagentien zu prüfen, deshalb mir einige zu diesem Zweck erbitte ...". - Es handelt sich wohl um Döbereiners Werk "Zur pneumatischen Chemie". - Sophien-Ausgabe Bd 34/234. - Stärkere Erhaltungsmängel: gebräuntes, brüchiges Papier mit Randschäden und geringem Buchstabenverlust.
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