Kriegs Ordonnance
Eidgenössische Kriegsordnung in deutscher Handschrift auf Papier
Los 2922
Zuschlag
400€ (US$ 430)
"Kriegs Ordonnance 1568". Eidgenössische Kriegsordnung in deutscher Handschrift auf Papier. 4 Bl. zu 8 S., davon 6,5 breschrieben auf 2 Folio-Doppelblättern. Bis 38 Zeilen. Bastarda in schwarzbrauner Tinte mit kalligraphischen Auszeichnungen der Incipit-Zeilen der Artikel. Schriftraum: 27 x 17,5 cm. Format: 32,2 x 21,6 cm. In modernem Kartonumschlag. Schweiz, 1568.
Prachtvolle Reinschrift einer eidgenössisch schweizerischen Kriegsordnung in 15 Artikeln und einer Präambel, verfasst "Im namen der heiligen unverthailten hochgelopten drijfaltigkeit, auch der ußerwehlten hochgeloppten würdigen fürbiggerin und aller Heiligsten Mutter Maria". Es folgt eine ausführliche Präambel und dann 15 Artikel.
Hintergrund war das Bündnis der Eidgenossenschaft mit Karl IX. von Frankreich, der Schweizer Truppen in französische Dienste des Königshauses der Valois genommen hatte. Schon 1480 war in einem Staatsvertrag mit Ludwig XI. der französischen Krone mit Kriegsdiensten beizustehen, bis 1589 standen dem Hause der Valois dann bis zu 42 Schweizer Truppen gegen Burgund zur Verfügung. In diesem Zusammenhang wurde die vorliegende Kriegsordnung wahrscheinlich formuliert, sie ist auf der ersten Seite mit "Kriegs Ordonnance 1568" als Titel überschrieben und war einst mehrfach gefaltet, so dass auf der Titelseite nun noch umgekehrt ein weiterer Titel steht: "Stratonomia 1568 Kriegß Ordonnatz".
Mit eigenhändigen Anmerkungen des Mediävisten und Sprachforschers Gerhard Eis (1908-1982) auf dem Innendeckel des Kartonumschlags, u. s. "Nicht bei Jähns, Gesch.d. Kriegeswissenschaften, 1889". – Etwas angestaubt, kleine Randläsuren, wenige Wurmgänge im unteren Rand, ingesamt bemerkenswert gut erhalten und sehr schön, sehr sauber geschrieben. Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 191. Erworben am 1. Juli 1971 im Antiquariat Jacques Rosenthal, Eching (Hans Koch), mit beiliegender Rechnung vom 28. Mai 1971.
St. Georg
Der Ritterheilige schlägt die Feinde des Christentums. Große Miniatur in Gold und Farben auf Pergament
Los 2924
Zuschlag
500€ (US$ 538)
"Soli deo Gloria et Honor" - Türkengefahr in Spanien
St. Georg. Der Ritterheilige schlägt die Feinde des Christentums. Große Miniatur in Gold und Farben auf Pergament mit Bordürerahmen und Pinselgoldbeischriften. 31,5 x 21,5 cm. Spanien, um 1600.
"Soli Deo honor et gloria - Por la Gracia de Dios" ist das Motto des spanischen Kampfblattes zur Verdrängung der Osmanen aus den christlich-europäischen Ländern. Hintergrund ist wohl die latente Türkenbedrohung am Ende des 16. Jahrhunderts, die vom Osmanischen Reich ausging und unter anderem schon 1529 zur Belagerung von Wien geführt hatte. So galt der "Muselmane" das ganze 16. wie auch das 17. Jahrhundert hindurch als große Gefahr, bis die Türken im September 1683 wiederum vor Wien standen.
Dargestellt ist in einem großen Rundbogenfenster der Ritterheilige St. Georg auf einem Schimmel, wie er siegreich die osmanischen Truppen niedergeschlagen hat, die im Hintergrund an Ihren Speeren und Fahnen an dem Halbmondwappen erkennbar sind. Unter dem Pferd liegen mindestens vier gemetzelte Turbanträger, denen St. Georg teils die Gliedmaßen abgeschlagen hat oder die von seinem Pferd niedergeritten wurden. Wiederum erscheint hier der Halbmond auf einer Fahne. Die besonders reich gestaltete Bordüre auf Pinselgoldgrund ist mit zahlreichen schwarzen Floralelementen geziert, sie enthält Wappenkartuschen (mit leerem roten Feld), vier Figuren mit leeren Gesichtern, aber auch zwei grüne Engelsköpfe, Akanthusranken in Rot, Rosé, Blau und Grün sowie eine manieristische Tabula mit dem Motto "Por la Gra[cia] De Dios". Oben, die Miniatur abschließend, wird das Fenster mit dem Spruch "Soli Deo honor et gloria" im Bogen begleitet.
Die Ornamentik und der Stil der Bordüre sind ganz dem Manierismus verhaftet, eine Entstehungzeit um 1600 ist also wahrscheinlich. – Lose unter Passepartout montiert, teils mit Knickspuren, vereinzelt mit Oberflächenberieb, daher hier und da etwas Farbverlust, insgesamt ein sehr interessantes, schönes Blatt.
Branntweinherstellung
Deutsche Handschrift auf Papier. 9 nn. Bl.
Los 2925
Zuschlag
400€ (US$ 430)
Heilkraft von "Aqua vitae" nach Taddeo Alderotti
Branntweinherstellung. - Rezeptbuch. Deutsche Handschrift auf Papier. 9 nn. Bl. mit 18 S. 28-30 Zeilen. Schrift: Kurrent. Format: 19,5 x 14,6 cm. Moderner Pappband. Deutschland, Ende 16., Anfang 17. Jahrhundert.
Enthalten ist vor allem ein interessanter Traktat, Branntwein ("aqua vitae", "des güldenen Wassers wunderliche Tugenden") herzustellen, wohl nach Taddeo Alderotti, das hilft "gegen die falende Sucht" (Epilepsie) und viele andere Krankheiten und Unpässlichkeiten, wenn man schlecht sieht, so solle man einen Tropfen in die Augen geben, dann sähe man wieder wie ein Luchs.
Taddeo Alderotti (1223-1303) war praktizierender Arzt in Bologna und Gründer Gründer einer medizinischen Schule und Universität daselbst. Eines seiner Hauptforschungen galt der Herstellung von alkoholischen Destillaten, wie Brandwein zur Wundheilung etc.
"Bald gelang es jedoch durch wiederholtes Destillieren Alkohol in höheren Konzentrationen herzustellen. Der erste Beleg hierzu findet sich in der Schrift 'De virtutibus aquae vitae' (von den Tugenden des Lebenswassers), des Florentiner Arztes und Gelehrten Taddeo Alderotti, der die hierzu notwendige Methode sehr eingehend beschreibt: 'Destilliere, bis du die halbe Menge des eingefüllten Weines aufgefangen hast. Was im Kolben verblieben ist nimm weg. Das Destillat aber destilliere nochmals und fange davon 7/10 auf, den Rest entferne wiederum aus dem Kolben, das Destillierte destilliere abermals und fange davon 5/7 auf. Das erste Drittel des Destillates ist das beste und brennt, das zweite Drittel taugt weniger, das dritte noch weniger und der Rückstand im Kolben gar nichts' (Chemie.de Abruf 14.02.24).
Weitere Rezepte: "Ein uberaus köstlich und vortrefliche Salbe zu den [...], die Schäden heilet" (ausgestrichen) mit Angaben der Ingredientien (Pflanzen, Rosenöl), die "mit einem Mörsl wohl" zu zerkleinern sind. – Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 128, gekauft bei Jacques Rosenthal (Hans Koch), Eching, Januar 1958.
Rossarznei
des frühen 17. Jahrhunderts. Deutsche Handschrift auf Papier
Los 2926
Zuschlag
2.800€ (US$ 3,011)
In den Katalog der Preußischen Akademie der Wissenschaften aufgenommen
Rossarznei des frühen 17. Jahrhunderts. Deutsche Handschrift auf Papier. 132, 9 w. Bl. Schrift: Österreichische Kurrentschrift in Sepiatinte. Format: 20 x 15 cm. Braunes Leder d. Z. (Rücken mit größeren, sonst nur kleine Fehlstellen, bestoßen und beschabt, Lederbindelitze teils abgerissen) mit reichem Filetenornament und geprägten Palmettenbordüren. Österreich, 1608-1614.
Ausführliches Kompendium der Roßarznei nach Meister Albrant und anderen Quellen, datiert zwischen 1612 und 1614 in Österreich, in einer Gebrauchsabschrift von mehreren Händen, teils mit späteren Zusätzen, Korrekturen, Einfügungen etc., so dass es mehreren auch späteren Generationen noch dienen konnte.
Die Datierung gelingt nicht zuletzt, da sich auf dem Vorsatz einige Familienbuch-Einträge befinden, von der Hand eines Veterinär-Medikus oder Pferdezüchters, in dessen Gebrauch der Band war: "Anno 1608 den 18 Jullij ist mein Kind auf die welt kummen ... mit dem Nam Magdalena" oder "ano 1612 Jahr den 15 May ist main libs mägdl das kind kumen angefair zwischen 7 und 8 ..."
Die Handschrift war Quelle zahlreicher wissenschaftlicher Abhandlungen und Traktate, die der Germanist Gerhard Eis (1908-1982) als Literaturliste auf dem hinteren Spiegel eingetragen hat, u. a. "G. Eis, Meister Albrandts Roßarzneibuch im deutschen Osten. Reichenberg und Leipzig 1939". – Mit zahlreichen Einträgen auf den Vorsätzen, teils stärker fleckig und mit Gebrauchsspuren, hinteres Gelenk offen wohl durch Auslösungen. Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 36. Mit einmontierter Fiche auf dem fliegenden Vorsatz: "Handschrift H. 36 Österreich. Roßarzneibuch mit Albrant. Um 1600 im Besitz von Dr. Gerhard Eis, Ruppersdorf 520 ist nach den Grundsätzen der [durchgestrichen:] Königl. Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin von Herrn Doz. Dr. Gerhard Eis im September 1938 aufgenommen worden".
Meister Albrant. Rossarzneibuchs. Deutsche Handschrift auf Papier. Titel. 46 später num. Bl. Bis ca. 18 Zeilen. Schrift: deutsche Kurrentschrift. Format: 20,5 x 16,3 cm. Modernes grünes Halbleder über 3 Zierbünde mit Batikpapierbezug. Deutschland, Anfang 17. Jahrhundert.
Die Handschrift titelt Seite 1r: "Dieß Artz Neu Buch Von Meister Albrecht des Arztes ... und Marstaln von Constandino[pel] ... Hir folgt also daß man kein Roß bezeubern kan...". Umfangreiche Rossarzneihandschrift nach dem berühmten hochmittelalterlichen Text des Meister Albrant, der Marstaller am Hofe Friedrichs II. war.
Gebürtig in Deutschland war Albrecht jedoch bald nach Italien gezogen, wo er wohl in die Dienst des Stauferkaisers als Hufschmidt, Marsteller und Pferdeheiler trat. Entstanden in der Mitte des 13. Jahrhunderts in Mittelhochdeutsch kennzeichnet die Rossarznei den Beginn der "Stallmeisterzeit", der ersten europäischen Veterinärmedizin. So wurde die Handschrift immer wieder abgeschrieben und ins Neuhochdeutsche übertragen.
Dieser Texttranslatio geht der Heidelberger Mediävist und Germanist Gerhard Eis (1908-1982) in zahlreichen wissenschaftlichen Abhandlungen nach, die er - zusammen mit anderen seiner Forscherkollegen - handschriftlich auf dem Nachsatz zitiert. Vgl. Gerhard Eis. Meister Albrants Roßarzneibuch. Verzeichnis der Handschriften. Text der ältesten Fassung. Literaturverzeichnis. Konstanz: Terra 1960 und Derselbe. Meister Albrants Roßarzneibuch im deutschen Osten. Mit einem Nachwort zur Neuauflage. Hildesheim 1985. – Vereinzelt stärker fleckig und gebräunt, mit Randläsuren, aber wohl vollständig (?). Ein interessantes Sprachdokument. Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 45, Erworben lt. Eintrag "Dresden 1940". Mit einmontierter Fiche auf dem Innenspiegel "Handschrift 45 Meister Albrants Roßarzneitbuch im Besitz Doz. Dr. Gerhard Eis, Ruppersdorf 520 bei Reichenberg ist nach den Grundsätzen der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (Deutsche Kommission, Handschriftenarchiv) von Herrn Doz. Dr. Gerhard Eis im August 1940 aufgenommen worden".
Aristoteles
In Logicam Aristotelis Introductio. Italienische Handschrift
Los 2928
Zuschlag
250€ (US$ 269)
Aristoteles. "In Logicam Aristotelis Introductio". Lateinische Handschrift auf Papier. Ca. 320 Bl. (einige foliiert, paginiert, wenige weiß). 32-36 Zeilen. Schrift: Italienische Kursivkurrent. Schriftraum: 14,2 x 9,2 cm. Format: 19 x 13 cm. Mit wenigen Versal-Überschriften, schematischer Federzeichnung und als Titelbordüre eingehefteten Kupferstich (ohne Text im Mittelfeld). Flexibles Pergament d. Z. (fleckig, etwas gewellt, mit kleinen Bezugsfehlstellen) mit Rotschnitt. Italien, 1625.
Anonymer, bis dato wohl unbekannter und unveröffentlichter, aus Italien stammender umfangreicher Aristoteles-Kommentar mit einer Einführung in die Logik. In äußerst feiner, kleiner und sehr ordentlicher Handschrift mit Sepiatinte auf Büttenpapier geschrieben, datiert "1625".
276 Seiten stammen von einer einzigen Hand, deren erste drei und das letzte sind weiß: "Anno Domini MDCXXV. In universam Aristotelis logicam prolegomena seu disputationes proaemiales" ... "Disputatio 1a de natura logicae", "Disutatio 2a de ente rationis" etc. – Teils leicht fleckig, vereinzelt angeschmutzt, hin und wieder stärker und stark gebräunt, meist aber doch sauber und in toto gut lesbar, interessanter Aristoteles-Kommenar, der noch seiner Erforschung harrt. Exportlizenz aus Italien vorhanden: FRUS9/21b. EXP L31.
Vorhersage des "Schwedischen Feldpropheten" im Dreißigjährigen Krieg
Johann Werner aus Meißen. "Vaticinium geschrieben de17 7bris. Anno 1640". Deutsche Handschrift auf Papier. 11 S. auf 6 Bl. Bis 20 Zeilen. Schrift: deutsche Kurrent. Format: 19 x 15,6 cm. Mit kalligraphischer hervorhebung der Titel und Überschriften. Marmorierter Pappband um 1920 (Rücken beschabt). Meißen nach dem 17. September 1640.
Frühe, wohl noch zeitgenössische Abschrift eines "Vaticiniums in eventu", einer Weissagung des "Warner" genannten Johann Werner (ca. 1598-1669) aus Meißen. "Werner war ein wohlhabender Bauer in Bockendorf (Sachsen). 1629 hatte er während einer schweren Krankheit mehrere Visionen. Dies wurde der Beginn seiner Karriere als Prophet. 1632 nahmen ihn kaiserliche Truppen, die durch sein Heimatdorf marschierten, gefangen. Nach einem halben Jahr, das er teilweise in Schlesien verbracht hatte, wurde er freigelassen. Danach lebte er, zumindest zeitweise, in Herzberg im nördlichen Sachsen. Mehrere seiner Prophezeiungen über die Kriegsereignisse sollen in Erfüllung gegangen sein. Werner nannte sich 'Warner' um zu unterstreichen, was er als seine Aufgabe ansah: die Lutheraner zu warnen. Darum wandte er sich an geistliche, weltliche und militärische Autoritäten, doch publizierte er noch keine Schriften. Von 1636 bis zum Kriegsende zog er mit dem Hauptquartier der schwedischen Armee durch das Heilige Römische Reich. In zeitgenössischen Quellen wird er - sicherlich zutreffend - als schwedischer Feldprophet bezeichnet" (Traugott Bautz 2012, Sp. 1482-1484).
Wie üblich schildert der Prophet erst einmal ein Ereignis "Auf begeren undt instendiges anhalten, des Herrn N. N. will ich allhier gedenken ..." und fragt dann: "Was soll aber dis fuer ein gesicht seijn, möchte iemannd sagen?" Dann folgt die Interpretation des selbsternannten Propheten. Werner schließt: "So Vil af diesmal von mirr aller Welt uffenbart, von vor ang gestelt, das mag wieder man lesen, wem es beliebt, auf meiner Verantwortung ... Geschriben, den 17 7briß Anno 1640". – Wohl unveröffentlicht, wenige Gebrauchsspuren, leicht fleckig. Provenienz: Antiquariat Jacques Rosenthal (Hans Koch), Eching, 1972, Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 206, Vorsatz mit dessen Sammlerstempel.
Steinfelder Dorfgerichtsbüchlein
Fragment einer deutschen Handschrift auf Pergament.
Los 2934
Zuschlag
550€ (US$ 591)
Steinfelder Dorfgerichtsbüchlein. Fragment einer deutschen Handschrift auf Pergament. 4 nn. Bl. Ca. 23 Zeilen. Schrift: Kurrentschrift. Format: 20 x 14 cm. Kartonumschlag. Steinfeld in der Pfalz 1659.
Interessantes "nach der geburt Jesu Christi 1659" datiertes und von einem Johannes Terlottin gezeichnetes Fragment eines Dorfgerichtsbüchleins, eines sogenannten "Schiederbüchleins" aus Steinfeld in der Pfalz, einem Weiler im heutigen Landkreis Südliche Weinstraße im Süden von Rheinland-Pfalz, direkt an der französischen Grenze. Verschriftlicht wurden hier einige Rechtsfälle mit entsprechenden Urteilen. – Provenienz: Antiquariat Jacques Rosenthal (Hans Koch), 1/1970. Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 159.
Rabenstein
Ein wahre Abschrift der Artickelß Fleischhackers Handwercks
Los 2935
Zuschlag
300€ (US$ 323)
Die Artikel der Fleischerzunft
von Rabenstein in Böhmen
Rabenstein. - "Ein wahre Abschrift der Artickelß Briefe und Befreyungen, der löbl. Zunft und Ehrsamben Fleischhackers Handwercks, in den Stadtlin Rabenstain, Actum den 28 Februarij Anno 1670 Jahre". Deutsche Handschrift auf Papier. 7 num. Bl. Bis 34 Zeilen. Schrift: deutsche Kurrentschrift mit wenigen kalligraphischen Auszeichnungen. Format: 33 x 20 cm. Modernes Halbleinen um 1930. Rabenstein, Böhmen, 1760.
Die Artikel der Fleischerzunft in Rabenstein, einem Ort im damaligen Deutsch-Böhmen bei Nieder-Lichtenwalde: "Die im folgenden aus der Handschrift bekanntgemachten Fleischerartikel stammen aus dem Gebiet an der westböhmischen Sprachgrenze zwischen Pilsen und Saaz. Rabenstein, die kleinste Stadt Böhmens, war im 17. Jahrhundert den Berka von der Daub untertanig. Die Handschrift, die sich in meinem Besitz befindet, umfaßt acht [recte sieben] Folioblätter und wurde 1670 hergestellt. Sie trägt den Titel: Ein wahre Abschrifft der Artikel Brieffe vnnd befreyungen der löbl. zunfft vnndt ehrsamben fleischhackershandtwercks in dem Stadtlein Rabenstain, Actum den 28. februarij AO.1670.jahrs. Den eigentlichen Zunftartikeln geht die Urkunde voraus, durch die der Grundherr Gottlob Berka von der Deub vndt lippe Böhmisch-Leipa), auff Laukowitz vber der Ißer, hienerwaßer (Hühnerwasser), Waißwasser und Chisch, kaiserlicher und königlich böhmischer Rat die Artikel der Zunft von Chiesch im Jahre 1617 bestätigte. Chiesch ist eine kleine, bis 1945 deutsche Stadt in der unmittelbaren Nachbarschaft von Rabenstein. Am Schluß des Manuskriptes folgt die Abschrift jener Urkunde, durch die der Grundherr die Chiescher Zunftordnung auch für Rabenstein in Geltung brachte. Somit ist die Zunftordnung von Rabenstein mit der von Chiesch identisch" (Gerhard Eis, Die Artikel der Fleischerzunft von Rabenstein in Böhmen, 1950). – Wenige Gebrauchsspuren, teils älter hinterlegte Löchlein, wenige Fleckchen. Provenienz: Antiquariat Chrouva, Prag 1939. Sammlung Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 41. – Beiliegt: Sonderdruck aus Wissenschaft und Praxis der Fleischwirtschaft, 2. Jg., Heft 5, Mai 1950 mit dem genannten Artikel von Gerhard Eis, Feising:; "Die Artikel der Fleischerzunft von Rabenstein in Böhmen", 2 Blätter.
Über die Herstellung einer Universal-Tinktur
"Universaltinktur". Alchemistische Handschrift. Deutsche Handschrift auf Papier. 36 nn. Bl. Format: 20,8 x 17,6 cm. Schnörkelige Kurrentschrift. Mit zahlreichen kleinen Symbolen in Federzeichnung. Fadengeheftet, moderner Umschlag. München, Ende 17. bis Anfang 18. Jahrhundert.
Umfangreiche alchemistische Handschrift mit zahlreichen Rezepten und Anweisungen zur Herstellung einer "Uniwersal-Tinctur" mit der Beschreibung von chemischen Prozessen, Formeln und konkreten Anwendungshinweisen, u. a. auch zur Verwandlung von Materie, gezeichnet von einem sich nur mit Monogramm nennenden Alchimisten "L:J:Ch:", wohl aus München (S. 30r), der seine Forschungen beschließt mit der Erkenntnis: "Es ist zwar noch ein weg zur Anfertigung unsers geheimen universal wassers, aber sehr Mühsamb und Lang und gefährlich ...".
Weiter folgt eine "Erklärung deren beym Probieren, und in der Chymia vorkommenden Zeichen, und abbreviaturen" - ein Verzeichnis der hier sorgsam gezeichneten alchemistisch-okkulten Symbole. Anschließend Erklärungen "Hermetice Sigilum", "Kolbenrecipienten" etc. Es folgt von anderer, späterer Hand: "Processus Chymicus" mit zahlreichen Symbolen und Formeln durchsetzer Text: "Diesen Text hat Hr. Johann Christoph Sebalt von einem italienischen Grafen in italienischer Sprache , welchen der H. von Schrust in das Teusche vertirt, und mit ... H. Sebalten in München ... haben elaboriren lassen".
Der Hauptkorpus der Handschrift stammt aus dem Ende des 17. Jahrhunderts, der Anhang ist ins Ende des ersten Viertels des 18. Jahrhunderts datiert. Auf S. 35r datiert: "München, den 20. Janer 1727". – Teils etwas stärker gebräung, gedunkelt und angestaubt, mit jedoch nur vereinzelten kleineren Gebrauchsspuren, die auf den regen Gebrauch in einer alchemistischen Versuchsanstalt schließen lassen, mit entsprechenden Brandlöchern, wenigen Randausrissen, Braunflecken etc., der Text aber nahezu durchgehend gut lesbar, kaum Verluste. Provenienz: Antiquariat Jacques Rosenthal (Hans Koch), München. Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 213.
Gebet- und Liederbuch
"Schöne, trostreiche Gebetter vor der Beicht zu schreiben und Erforschung des gewißens."
Los 2937
Zuschlag
500€ (US$ 538)
Gebet- und Liederbuch. "Schöne, trostreiche Gebetter vor der Beicht zu schreiben und Erforschung des gewißens" etc. 3 Teile in 1 Band. Deutsche Handschrift auf Papier. 244 Bl. (wenige w.). Ca. 14-18 Zeilen. Schrift: deutsche Kurrent. Format: 17,5 x 14 cm. Mit wenigen kalligraphische Auszeichnungen. Leder d. Z. (etwas beschabt, berieben, Gelenke schach) über abgefasten Holzdeckeln. Deutschland (Neckar-Odenwald), um 1697-1705.
Umfangreiche Sammelhandschrift mit Gebeten und Liedern in verschiedenen Handschriften, wohl aus der Gegend um Walldürn im Neckar-Odenwald-Kreis in Baden-Württemberg, da eine von Gerhard Eis (1908-1982) veröffentliches Lied aus dieser Gegend stammt. Enthalten sind a) "Schöne, trostreiche Gebetter vor der Beicht zu schreiben und Erforschung des gewißens." (Fol. 3-100), b) "Morgen-gebett oder Seegen, so man vom schlaff erwacht, undt auf stehen wil" (Fol. 101-223), c) "Schön keistliche Lieder zu Sonderbarem Erlaß der Seelen Zusamgetragen 1697" (Fol. 225-240).
Teilveröffentlicht bei G. Eis, Geistliche Lyrik des späten Mittelalters aus unbekannten Handschriften, Euphorion 53 (1959), S. 444f. G. Eis Ein ubekanntes Barocklied zur Wallfahrt nach Walldürn, Stifter-Jahrbuch VII (1962), S. 197-201. – Provenienz: Deutsche Auktion 4/1938 Auktion 1938 von Gerhard Eis erworben, dann Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 20. Mit einmontierter Fiche auf dem Innenspiegel "Handschrift Nr. 20 Gebetbuch 18. Jh., Geistliches Liederbuch 1697 im Besitz Doz. Dr. Gerhard Eis, Ruppersdorf 520 bei Reichenberg ist nach den Grundsätzen der Königl. (durchgestrichen) Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (Deutsche Kommission, Handschriftenarchiv) von Herrn Doz. Dr. Gerhard Eis im Mai 1938 aufgenommen worden". – Beiliegen 6 Blatt Korrespondenz zwischen Gerhard Eis und dem Deutschen Volksliedearchiv über die Handschrift.
Leist, Justus Christoph
"Churbraunschweig-Lüneburgisches Recht. Vorlesung des Herrn Profesor Leist im Winter von 1799 bis 1800 zu Göttingen".
Los 2938
Zuschlag
320€ (US$ 344)
Braunschweiger Recht auf Braunschweiger Papier
Leist, Justus Christoph. "Churbraunschweig-Lüneburgisches Recht. Vorlesung des Herrn Profesor Leist im Winter von 1799 bis 1800 zu Göttingen". Deutsche Handschrit auf Papier. 1 Bl., 809 hs. num. S., 6 Bl. Schrift: Saubere deutsche Kurrentschrift. Schriftraum 23 x 11,5 cm. Format: 26,5 x 19 cm. Göttingen 1799-1800.
Sehr saubere, durchgehend gut lesbare Mitschrift einer bis dato noch nicht veröffentlichten großen Vorlesung des Staatsrechtlers und Politikers Justus Christoph Leist (1770-1858), die sich über ein ganzes Jahr, von 1799 bis 1800 erstreckte. "Leist bezog 1789 zum Studium der Rechte die Universität Göttingen, wo vor allem Pütter sein akademischer Lehrer war und wo er 1792 sein Studium mit dem juristischen Doktorexamen beendete. Nach anschließenden Reisen, die ihn zum Studium der Reichshofratspraxis bis nach Wien führten, wurde er 1795 in Göttingen zum außerordentlichen Professor, 1802 ebendort aufgrund seiner anziehenden, vor allem dem Staatsrecht und Kirchenrecht gewidmeten Lehrtätigkeit zum ordentlichen Professor ernannt. Sein wissenschaftliches Ansehen begründete Leist mit einem 1803 erschienenen knappen, aber inhaltsreichen Lehrbuch des deutschen Staatsrechts, das gerade vor dem Reichsdeputationshauptschluß fertiggestellt war und sich auch schon im Druck befand" (NDB XIV, 161f.). – Sehr saubere und auf unbeschnittenem, leicht bläulichem, besonderes qualitätvollem Büttenpapier mit Wasserzeichen (ornamentale Drahtlinienbordüre auf jedem Blatt sowie Vignetten "Posthorn" und in Versalien der Name der Mühle "MERTENS") geschriebene Vorlesungsmitschrift, in einer sehr feinen, sehr frühen (wohl schon Stahl-) Feder geschrieben - ein nicht unbedeutendes Zeugnis niedersächsischer Rechtsgeschichte, das der Wissenschaft zugänglich gemacht werden sollte. Das herrliche Papier stammt aus der Hahnemühle-Fabrikation: "Am 27. Februar 1584 gewährte der Herzog von Braunschweig dem Papiermacher Merten Spieß das Recht zur Errichtung einer Papiermühle in Reylingehausen (Relliehausen) bei Dassel.
In der folgenden Zeit wuchs am Fuße des Sollings die 'Reylingehäusische Papiermühle' und war 185 Jahre - bis zum August 1769 - im Besitz der Familie Merten Spieß und ihren Nachfahren" (Hahnemuehle.com, Abruf 16.02.24), daher das Wasserzeichen, das eines der edelsten Produkte kennzeichnete. "
1769 wurde die Papiermühle von der Familie Andrae gekauft, die sie bis zum Jahr 1884 weiterführte. Nur zwei Jahre war die Papiermühle im Besitz eines Herrn Heinemann, der 1886 an Carl Hahne verkaufte. Er gab der Firma den bis heute wohlklingenden Namen 'Büttenpapierfabrik Hahnemühle'." (ebenda).
Petriner von Aschen, Jonas
Der Catholischen Ascher-Mittwoch, oder, Anfang der Viertzig Tägigen traurigen Fastenzeit
Los 2941
Zuschlag
600€ (US$ 645)
"Über den Stein der Weisen unter chemisch-philosophischen Aspekten"
Petriner von Aschen, Jonas. "Der Catholischen Ascher-Mittwoch, oder, Anfang der Viertzig Tägigen traurigen Fastenzeit bis zum end der Marter-Wochen". Deutsche Handschrift mit lateinischer Dedicatio auf Papier. 75 (davon 66) nn. Bl. 16-17 Zeilen. Schrift: deutsche und 1 S. lateinische Kurrentschrift. Format: 17 x 10,8 cm. Leder d. Z. (Rücken etwas brüchig, fleckig, etwas beschabt und bestoßen) mit hs. RSchild. Asch (Böhmen), 1718.
Aus dem deutschen Teil Böhmens, in der Stadt Asch, dem heutigen tschechischen Aš stammende alchemistische Handschrift, in der es vor allem um die Herstellung und den Gebrauch des legendären "Stein der Weisen" während der Fastenzeit vor Ostern geht. Verfasser ist der Alchimist Jonas Petriner von Aschen, der den Traktat 1718 verfasst hat, mit vollem Titel: "Der Catholischen Ascher-Mittwoch, oder, Anfang der Viertzig Tägigen traurigen Fastenzeit bis zum end der Marter-Wochen nach Welcher Folgh an dem Heiligen Oster Tag die freudenreiche Auferstehung des glorificirten Leibs Lapidis Philosophorum Stylo Chymico-Philosophico beschreiben". Der Autor nennt sich verso Titel: "Von Einem Teutschen Böhm Jonas Petriner von Aschen genannt. Tempore Autore et nostri diluculi die cinerum ex cinere", in dem sich das Anagramm "1718" in römischen Buchstaben versteckt.
Gewidmet ist der Traktat dem Freiherren Gottfried Daniel von Wünschwitz-Ronsperg-Wasserau (3r-5r), mit der "Dedicatio. Illustrissimo Domino Domino Godefrido Danieli Libero Baroni de Wünschwitz Domino in Ronsperg, Wasserau et Bernstein ad Sylvam Dinastae in Inferiori et Medio-Kernsalz etc." (vgl. Zedler LVIII, 2224ff.). Es folgt die "Vorrede An den Weiszheit Liebenden Leser (S. 5v-27r), dann hebt an das "Caput Primum Jonas Petriner de Aschen" (27v-29r): "Ein Petriner oder welt geistlicher Priester auß böhmen wünscht allen wahren Philosophis Adeptis, filijs et Amatoribus Artis glük, heyl, und göttlichen Seegen, deren sündern aber und allen Myso-Chymicis oder Sophisten eine wahre Erleuchtung ... Lapis philosophorum verè adhuc est à parte rei (wieder mit Anagramm) Soche Thesim zu probirn ist unrathsamb, weil eines der Philosophorum größtes geheimnis ist, nur allein zu wissen, was doch wohl der lapis Philosophorum für ein ding sey, und was wohl doch der große Lapis, so doch klein ist, eigentlich genannt wart" (30r).
Der "Lapis philosophorum", vulgo der "Stein des Weisen" gilt als das zentrale, seit dem ersten nachchristlichen Jahrhundert von Alchimisten gesuchten Universalmittel zur Transmuation von Materie und von Geist. So ist die Veredelung von Metallen (etwa Eisen zu Gold) nur einer der untersuchten Aspekte ("Style"). "Wer beim Fasten den Dreierschritt der Alchimie von Anfang an im Bewusstsein hat, kann sich vieles erleichtern; denn die Analogie zwischen Fasten und alchimistischem Prozess mit seiner Aufspaltung in Körper, Seele und Geist geht sogar noch weiter. Beim Fasten kommt es zu einer gewissen Lösung des Bandes zwischen Körper und Psyche [...]" (Rüdiger Dahlke, Fasten, 13f.). – Provenienz: Hs. Exlibris-Vermerk: "E Libris Spect: Dni de Apoka". Antiquariat Jacques Rosenthal (Hans Koch), Eching, 1956. Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 74. Vorsatz von Eis gestempelt und nummeriert.
Schaffhausen. - "Statt Erb- und MarckRecht wie auch Zugs-Ordtnung" (Deckeltitel). Deutsche Handschrift auf Papier. 124 nn. S. 16,3 x 10,6 cm. Pergament d. Z. (Rücken mit winzigem Bruch, etwas angestaubt, fleckig, ohne die Bindebänder) mit hs. Titel auf dem VDeckel. Schaffhausen, 1718.
Handschriftlicher Kodex mit den Statuten der Stadt Schaffhausen am Hochrhein. Die Festschreibung einer Gesetznovelle der Stadtrechte war notwendig geworden, da es mehrfache Streitigkeiten geben hatte: "Der Streit zwischen der Gemeinde Wilchingen und dem Rat der Stadt Schaffhausen um ein Tavernenrecht weitete sich auf andere Klagen über den immer umfassenderen Herrschaftsanspruch der Obrigkeit aus und erhielt 1718 durch die Huldigungsverweigerung einer Mehrheit der Wilchinger einen rebellischen Charakter. Der Konfliktverlauf des Wilchingerhandels umfasste Schlägereien mit Todesfolgen, die militärische Besetzung des Orts, die Flucht von Aufständischen, deren Ausschluss vom Abendmahl und langjährige Inhaftierungen. Wegen der Unterstützung der Fürsten von Schwarzenberg, die Wilchingen als Reichsterritorium betrachteten, beschäftigte der lokale Konflikt den Rat von Schaffhausen und jenen von Zürich, die evangelischen Konferenzen, die Tagsatzung, den Reichshofrat, eine kaiserliche Kommission sowie die zeitgenössische Presse. Die Schaffhauser Obrigkeit setzte sich schliesslich juristisch und militärisch durch, während die Gemeinde verarmte" (A. Hedinger, Der Wilchingerhandel 1717-1729, 2006). – Von üblichen Gebrauchsspuren abgesehen ein sehr schönes, sauberes Exemplar der Handschrift von mehreren Händen. Provenienz: Jaques Rosenthal, (Hans Koch) Eching, 01/1972, Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 201.
Traité Des Proportions
Handschrift auf Papier. 78 nn. Bl. 23-25 Zeilen.
Los 2945
Zuschlag
600€ (US$ 645)
Traité Des Proportions. Französische Handschrift auf Papier. 78 nn. Bl. 23-25 Zeilen. Schrift: Französische Kurrent. Schriftraum: 20 x 12,5 cm. Format: 24,5 x 18,5 cm. Mit kalligraphischen Auszeichnungen der Überschriften und 14 eingefalteten Tafeln an Falzblättern mit lavierten Federzeichnungen. Dunkelbraunes Leder d. Z. (Gelenke leicht brüchig, wenige winzige Fehlstellen, bestoßen) mit goldgeprägtem RTitel und RVergoldung. Frankreich, 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Umfangreiche französische Proportionslehre mit ausführlicher Abhandlung zur Geometrie und den stereometrischen Körpern. Im ersten Teil: "Eléments de géometrie", "Usage du cercle", "Des Parallèles", "Des figures planes considerées selon leurs cotez et selon leurs angles" etc. Der zweite Teil ist überschrieben: "Seconde Partie des élémens de géometrie - Livre 1 De la rencontre des Lignes et des plans", "Des lignes perpend. et oblique à un plan" und "Livre 2. Des corps en général", "De la Superficie de la pyramide et du Cone".
Die Tafeln folgen jedem Textteil und sind so ausfaltbar, dass man die zahlreichen konkreten Anwendungen in den "Propriétéz" und "Problèmes" im Text direkt an den zahlreichen, bei dreidimensionalen Körpern oft schön in verschiedenen Grautönen lavierten Federzeichnungen nachverfolgen kann. – Kleine Randläsuren (minimale Nagespuren am Schnitt), teils etwas gebräunt und vereinzelt braunfleckig, insgesamt vollständig und wohlerhalten.
Arzeney Puech
für die Menschen. Deutsche Handschrift auf Papier
Los 2946
Zuschlag
360€ (US$ 387)
Die Behandlung und Medizin im Pustertal
Arzeney Puech für die Menschen. Deutsche Handschrift auf Papier. 50 Bl. (1-45 num.). Bis ca. 24 Zeilen. Schrift: Kurrentschrift. Format: 22 x 18 cm. Gehefteter Kopertband mit Pergamentverstärkung am Rücken und Deckeln aus lädierter Handschriftenmakulatur (stark fleckig, mit Fehlstellen). Südtirol, Pustertal, 1771.
Enthält eine Sammlung von Rezepten, Beschreibungen der Heilkräfte von Pflanzen, Kräutern, Drogen usw. für die verschiedensten Krankheiten und Leiden aus alter volksmedizinischer Überlieferung. Die Handschrift beginnt: "Erstens von dem Kalch. Kalch gemist mit Rosenwaser vnd erdrauchwaser vnd die schebige haut dar mit geboscht benimbt die Rauden vnd macht sie schen." "Einst lagen noch weitere ungebundene Zettel bei (wie aus einer Tenner-Aufnahme hervorgeht, die aber wohl von G. Eis entnommen wurden). Die Mundart der eingelegten Zettel stimmt mit der des Arzneibuchs überein, so daß die Herkunft des Arzneibuches aus der Gegend des heutigen Bruneck oder Luttach bei Bruneck in Südtirol (Pustertal) feststeht" (zit. Aufnahme Tenner). Mit ausführlichen Registern am Schluss. – Teils stärker fleckig, berieben und mit starken Gebrauchsspuren und größerem Ausriss in dem ersten Blatt (Tenner verweist hier noch auf einen Stempel, der nach dem Tode von Eis recht rüde entfernt wurde, indem einfach ein großer Teil Papier ausgerissen wurde mit entsprechendem Textverlust). Provenienz: Tenner, Heidelberg, 10/1970 Aukt. 81. Dann Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 158.
Parran, Pierre Baptiste
Cayer d'arithmétique ou Totes Les Règles Nécessaire Changers Pour Les Pays Changer
Los 2947
Zuschlag
300€ (US$ 323)
Das Vademecum des Handlungsreisenden
Parran, Pierre Baptiste. "Cayer d’arithmétique ou Totes Les Règles Nécessaire Changers Pour Les Pays Changer, fait par Pierre Baptiste Parran fils ané Résidens à Bordeaux Commancé par Lui Le 26 Mars de lannée 1778". Französische Handschrift auf Pergament. 1 Bl., 161 hs. num. S., 1 Bl. Schrift: Französiche Kurrentschrifte. Format: 39,5 x 26 cm. Mit Tabellen, Summenstrichen und kalligraphischer Auszeichung, Überschriften etc. Pergamentkopertband d. Z. (fleckig, mit Bezugsfehlern und Schnitten, Gebrauchsspuren, teils defekt). Bordeaux, 1778.
Währungsrechner - eine mathematische Handschrift aus Südwestfrankreich mit zahlreichen Regeln, Formeln, Tabellen, Zahlenreihen und Beispielanwendungen im Folioformat zum Erlernen der mathematischen Grunddisziplinen zur Berechnung der Preise aller möglichen Güter in unterschiedlichen Ländern auf der Grundlage von Währungstabellen, darunter die Städte Hamburg, Amsterdam, Venedig, Genf, Madrid etc.: "Règle de compagnie", "Arbitragère", also die Umrechnungstabellen der Landes- und Sädtewährungen mit konkreten Tabellen: "Explication de l’Arbitrage", "Arbitrage de Londres à Hambourg", "Arbitrage de Londres à Amsterdam", "Amsterdam et Venise", "D’Amsterdam à Lisbonne", "Traverse de Madrit à Genève", – Älter überklebte Einschnitte, Titel etwas ausgewaschen, mit zahlreichen Einträgen auf den Vorsätzen, teils stärkeren Gebrauchsspuren, Feuchträndern, Flecken, Papierläsuren, im Textkorpus jedoch bemerkenswert wohlerhalten.
"Institutionum medicarum"
und "In Physiologiae Institutiones". Lateinische Handschrift auf Papier.
Los 2948
Zuschlag
260€ (US$ 280)
"Institutionum medicarum" und "In Physiologiae Institutiones". Lateinische Handschrift auf Papier. Zus. ca. 250 nn. Bl. 29-30 Zeilen. Schrift: Italienische Kurrentschrift. Format: 20,5 x 15 cm. Mit großen Versalüberschriften und einigen kalligraphischen Hervorhebungen. Pergament d. Z. (etwas gebräunt, wenige winzige Fehlstellen, beschabt und bestoßen) mit hs. RTitel. Oberitalien, um 1780.
Naturwissenschaftliche Handschrift. Der erste Teil des wohl von einer Hand stammenden, umfangreichen Manuskripts handelt von den "Institutiones medicarum" mit Traktaten über Medizin und Anatomie des Menschen, wohingegen der zweite Teil, der mit einem hübschen kalligraphischen Titel "In Physiologiae Institutiones - Proemium" anhebt, weitere allgemeine physiologische Phänomene, vor allem Symptome, Krankheiten, deren Medikation und Therapie beschreibt: "Cap. I. De Fibra", "Caput II. De Sanguinis Natura", "Dissertatis IIa. De Junctionibus naturalibus", "Caput I. De Masticatione & Deglutitione" etc. Exportlizenz aus Italien vorhanden: PLCC EXP L23BIS. – Gebrauchshandschrift mit gelegentlichen Flecken, Bräunungen, Tintenwischern u. ä., im Corpus aber durchgehend gut lesbar.
Reisealtar
Taschenklappaltar für den reisenden Geistlichen zur mobilen Feier des Heiligen Abendmahls
Los 2950
Zuschlag
700€ (US$ 753)
Reisealtar. Taschenklappaltar für den reisenden Geistlichen zur mobilen Feier des Heiligen Abendmahls mit Spendung der Hostie und den entsprechenden Texten des Sakraments sowie Fürbitten. Lateinische Handschrift auf Pergament. Querfolio mit 3 Spalten Text. 34 reglierte Zeilen (maximal 21 gefüllt). Schrift: Gotica kalligraphica und rotunda, Romanische Versalien. Schriftraum: Je 21 x 11-11,8 cm. Blattformat: 24,2 x 38,8 cm. Text in Rot und Schwarz, teils goldgehöht. Mit Rubrizierung, einer großen 3-zeiligen Federwerk-Initiale und ca. 40 größeren Goldinitialien, Goldblümchen (Tulpen?) als Zeilenfüller, Flechtwerk-Arabesken in Rot und Blau, jede Kolumne mit goldgeprägtem Feston-Rahmen und großer Miniatur in Gold und Farben. Geglättetes braunes Kalbsleder d. Z. (an Falzen etwas beschabt, winzige Abplatzungen, kaum Fehlstellen, teils kleine Restaurierungen oder alt geschlossene Löcher, etwas fleckig, kaum berieben) mit reicher Goldprägung (teils ausgedunkelt oder abgerieben), Rautenprägung, Bordüren mit Eckfleurons und großen geprägten Mittelvignetten. Süddeutschland, um 1810.
Entzückender dreiflügeliger Reiseklappaltar für einen Geistlichen oder einen Priester, der somit unterwegs die Messe feiern konnte. Daher findet sich in der etwas breiteren Mittelkolumne als zentrale Altartafel der vollständige Text der Hostienweihe während der Eucharistie, des Sakraments der Abendmahlfeier in besonders hübscher, klarer Kalligraphie in schwarzbrauner und roter Tinte und geziert mit prachtvollen Goldinitialen auf Rotgrund: "Qui pridie quod pateret accepit panem in sanctas ac venerabiles manus suas et elevatis oculis in celum ad te deum patrem filium omnipotentem tibi gracias agens". Es folgt in Rot die Worte Christi "Hoc est enim Corpus meum" und nach den Zwischenworten der Erzählung des Evangelisten Matthäus: "Simili modo posteaquam caenatum est, accipiens et hunc praeclarum calicem in sanctas ac venerabiles manus suas. Item tibi gratias agens. Bene dixit, dedit discipulis suis, dicens accipite et bibite ex eo omnes. (Und wieder in Rot:) Hic est enim calix sanguinis mei novi et aeterni testamenti, misterium fidei, qui pro vobis et pro multis effundetur in remissionem peccatorum". Die linke und rechte Altartafel ist den Fürbitten geweiht: "Memoria Vivorum Memento" und "Memoria Mortuorum Memento".
Über dem Text eine große, in Gouachefarben eingemalte und goldgehöhte Miniatur (8,3 x 12,1 cm) mit einer Andachtsszene der Kreuzigung Christi mit links Maria, rechts dem Evangelisten Johannes und Christus in der Mitte am Kreuz mit dem Schädel Adams zu seinen Füßen. Im Hintergrund die Silhouette der großen Stadt Jerusalem im Abendrot vor nordischer Bergkulisse und mit Kirchtürmen mit Zwiebelhauben. – Etwas angestaubt, Pergament leicht wellig, die blaue Farbe meist abgerieben, ebenfalls einige der Goldlettern, auch die Miniatur mit kleinen Oberflächenabplatzungen und Beriebspuren, meist aber noch gut sichtbar, insgesamt ein besonders schönes Stück, wohl aus einer süddeutschen oder österreichischen Werkstatt, hergestellt für ein Jesuitenkloster, ein Kolleg oder ein Stift, in dem Wanderprediger ausgebildet wurden. So zeigen die großen Mittelvignetten auf den drei Deckeln des Klappaltars typisch jesuitisches Formenvokabular mit einem Oval oder gar einer Mandorla im Strahlenkranz mit einer Mondsichelmadonna, einer Kreuzigung und dem Jesusmonogramm IHS.
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