Klinkerfues, Wilhelm, Astronom und Meteorologe, in Göttingen Schüler von Gauß und Direktor der Sternwarte, entdeckte u. a. sechs Kometen, verfiel dem Trunk und starb durch Selbstmord (1827-1884). Eigh. Brief m. U. "Klinkerfues". 1 S. Doppelbl. Gr. 8vo. Kassel 23.IV.1851.
An einen Gläubiger, der ihm wohl ein Piano verkauft hatte; noch aus Klinkerfues' Zeit als Landvermesser in Kassel, wo er sich bereits eifrig mit astronomischen Studien beschäftigte. "Ich bedaure sehr, nicht im Stande zu sein, in diesem Augenblicke meine ganze Schuld abzutragen, da ich selbst von verschiedenen Seiten sehr in Stich gesetzt worden bin. Die beikommenden 30 Thlr wollen Sie mir gefälligst gut schreiben, und sich versichert halten, daß ich für baldige Abtragung des Restes sorgen werde. Das Instrument wird wiederum gestimmt werden müßen; seit der letzten Stimmung schwirren mehrere Seiten ...". - Beigegeben 1 eigh. Postkarte des Mathematikers Wilhelm Schell (1826-1904, Professor am Polytechnikum und Geheimer Hofrat in Karlsruhe) und 1 eigh. Brief des Mathematikers Pieter van Geer (1841-1919, Professor an der Universität Leiden). - Alle drei Naturwissenschaftler sind auch musikalisch hervorgetreten.
Lazarus, Moritz, Psychologe, Mitbegründer der Völkerpsychologie auf Herbartscher Grundlage, Professor in Bern und Berlin, mit Clara Schumann und - über die Berliner Künstlervereine "Tunnel über der Spree" und "Rütli" - auch mit Theodor Fontane befreundet (1824-1903). Eigh. Brief m. U. "Lazarus". 1 S. Doppelblatt mit Briefkopf "Prof. Dr. M. Lazarus". 8vo. Nizza 18.II.1881.
An einen Zeitungsredakteur, wegen des Abdrucks einer Reihe von "Briefen". "... Hier also der erste Brief ... Für recht genaue Correctur werden Sie wohl gefäll. Sorge tragen. Darf ich Sie nun auch bitten, mir nicht blos diese Blätter worin die Briefe stehen werden, sondern überhaupt täglich die Allgem. zu senden? Das Porto wird billiger, wenn Sie alle drei Ausgaben des Tages zusammen senden ...". - Büroklammer-Rostspur; leicht braunfleckig am unteren Rand.
Der Tatra-Konstrukteur
Ledwinka, Hans, österr. Kfz-Konstrukteur, neben Ferd. Porsche und Siegfried Marcus einer der bedeutendsten Automobil-Konstrukteure seiner Zeit, entwickelte im Sudetenland den "Tatra" zu einem erfolgreichen Volks- und Luxuswagen (1878-1967). Sammlung von 10 eigh. (9 Ansichts-) Postkarten m. U. "Onkel Hans". (Tinte und Bleistift). 1928-1937.
An seine Nichte Hilde Ledwinka in Wien. Kartengrüße von Geschäfts- und Erholungsreisen, mit Ansichten von und aus Berlin, Brüssel, Frankfurt a. M.Heidelberg, Leipzig, Nürnberg, San Marino und Stuttgart. Eine Karte aus Berlin zeigt die "Ehrenhalle der Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung Berlin 1937", mit einer Hitler-Büste in der Mitte hinter einem stromlinienförmigen Wagen. - Von 1921 bis nach 1945 baute Ledwinka im mährischen Nesselsdorf den "Tatra"-Personenwagen in immer leistungsfähigeren und eleganteren Versionen, wurde nach Kriegsende von den tschechischen Machthabern wegen "Kollaboration mit dem Dritten Reich" zu sechs Jahren Haft verurteilt und siedelte 1954 nach München über, wo er weiter als Auto-Konstrukteur tätig war. - Beiliegend eine Ansichts-Postkarte eines Familien-Angehörigen, der an Familie Ledwinka aus Ulm schreibt, "wo ich gestern bis 4h früh und bei grimmigem Schneesturm beim Luis Trenker-Film mitarbeitete. Leider dauert die Sache nur mehr ein paar Tage" (1935).
Liszt, Franz Ritter von, Rechtswissenschaftler und Politiker, Professor in Graz, Gießen, Marburg, Halle und Berlin, führender Strafrechtler seiner Zeit, Abgeordneter der Freisinnigen Volkspartei im Preuß. Abgeordnetenhaus und im Reichstag (1851-1919). Eigh. Brief m. U. "Liszt". 4 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Halle a. S. 29.VII.1893.
An einen Kollegen. Ausführlich über seine Auffassung bei Fragen der Kriminal-Anthropologie. "... Ich fürchte sehr, daß Sie mich längst zu den 'Minderwertigen' oder gar den 'non-valeurs' rechnen, da ich auf die interessante Sendung u. den liebenswürdigen Brief vom 6. Mai bisher nicht geantwortet habe. Verzeihen Sie mir - und glauben Sie an mein Interesse für die von Ihnen behandelte Frage wie an meine lebhafte Sympathie für Ihre Auffassung. Wenn Sie meine Zeitschr. f. d. ges. Strafrechtswissenschaft einmal zu Gesicht bekommen, so sehen Sie, bitte, in Bd IX (1889) S. 458 ff einmal nach, wie ich über die Krim. Anthropologie denke; Sie werden sich überzeugen, daß wir beide auf demselben Standpunkte stehen. Das gilt besonders von dem springenden methodologischen Punkte: ein juristischer (oder soziologischer) Begriff, Verbrechen, kann nicht anthropologisch bedingt sein ... Daß ich die moral insanity etwas anders auffasse, wage ich, der ich zwar mehrjähriger Schüler von Krafft-Ebing gewesen, aber doch Laie bin, kaum zu sagen. Dagegen gestatten Sie mir, gegen die 'relative' Willensfreiheit zu protestieren. Philosophisch eine Halbheit, logisch ein Widerspruch, führt sie zur geringeren Strafbarkeit der 'vermindert' Zurechnungsfähigen; und doch verlangt die Zweckstrafe gerade hier intensivere Reaktion als bei den Normalen! Für das Strafrecht gibt es nur eine feste Grundlage: den Determinismus, aber ohne Konzession an die Theologen ...". - Franz von Liszt war ein Cousin des gleichnamigen berühmten Musikers, der auch sein Taufpate war.
Murray, Adolph, schwed. Mediziner, Schüler Linnés, berühmter Anatom, Professor in Uppsala (1750-1803). Eigh. Brief m. U. "Adolph Murray". In deutscher Sprache. 2 S., eng beschrieben. Gr. 4to. Uppsala 25.IV.1778.
Umfangreicher Brief an einen Bergrat und Professor in Österreich oder Deutschland. Ausführlich über Veröffentlichungen der "Societät der Wißenschaften" in Uppsala. Der dritte Band mit wissenschaftlichen Abhandlungen sei fertig und erscheine in Kürze: "... Etwas anatomisches ist auch von mir." Gibt ferner vielerlei Informationen über die Veröffentlichungen der Sozietät und behandelt den wünschenswerten Austausch von Schriften und biographischen Mitteilungen über Kollegen in den Naturwissenschaften.
Die Erfindung der "Nansen-Flasche"
Nansen, Fridtjof, norweg. Polarforscher Zoologe, Neurohistologe, Ozeanograph, Diplomat und Friedens-Nobelpreisträger (1861-1930). Eigh. Brief m. U. "Fridtjof Nansen". In engl. Sprache. 4 S. 8vo. Veggli (? Norwegen) 1.IX.1900.
An einen befreundeten Physiker und Geographen Mill, vermutlich den britischen Meteorologen Hugh Robert Mill (1861-1950), der auch mit den Polarforschern Scott und Shackleton befreundet war, deren Biographien schrieb und sich an den Vorbereitungen für mehrere Forschungsreisen beteiligte. Nansen berichtet in seinem Brief ausführlich über seine Experimente zu Wasser-Temperaturmessungen mit einer speziell entwickelten Flasche, wohl der Vorläuferin der sog. "Nansen-Pettersson-Flasche". Er übermittelt Hill zahlreiche Daten, Temperaturen, Wassertiefen, Funktion der "water-bottle" etc. Der Brief beginnt: "... I have just received a letter from Pettersson [seinem Mitarbeiter, dem Schweden Lars Pettersson, Mit-Entwickler der Messflasche] asking me to tell you about the water-bottle, and although I fear it comes too late I write these hurried lines, just before the man leaves for the valley with letters. The water-bottle worked exceedingly well (except for one small irregularity with the screw-thread of the propellor, which can easily be corrected for future work). Its Insulation was marvellous. As far as I could make out it insulated perfectly even from 3000 metres ...". - Am Schluß teilt er noch in einem Nachsatz mit: "My wife has got a daughter, a splendid little girl." - Charakteristischer Brief, der Einblicke in die Arbeit des großen Forschers bietet. - Dabei: Signiertes Porträt Nansens. Orig.-Radierung von Hermann Struck auf unbeschnittenem Bütten. Von Nansen und von Struck mit Bleistift signiert. Eins von 50 nummerierten Exemplaren (Gesamtaufl. 100), die von beiden Persönlichkeiten signiert sind. 30 x 22 cm. - Strucks Radierung zeigt den Kopf des Gelehrten im Profil, nach rechts gewendet. - Das Porträt-Blatt leicht geknittert, sonst alles gut erhalten.
Ostwald, Wilhelm, Chemiker, Philosoph, Soziologe und Wissenschaftstheoretiker, Mitbegründer der physikalischen Chemie, Professor in Leipzig, Nobelpreisträger (1853-1932). Eigh. Manuskript m. U. "Wilhelm Ostwald". 2/3 S. Mit gedrucktem Briefkopf "Dr. Wilh. Ostwald. Gross-Bothen, Kgr. Sachsen. Landhaus Energie". Gr. 4to. O. O. 7.III.1910.
Wohl Antwort auf eine Zeitungs-Umfrage zum Thema Feuerbestattung. "Ich halte die Verehrung, die wir menschlichen Leichen erweisen, für einen Ueberrest des Fetischismus, der zum Verschwinden bestimmt ist. Daher betrachte ich die Einführung der Leichenverbrennung als einen Schritt auf dem richtigen Wege. - Der vom volkswirtschaftlichen Standpunkte aus dagegen erhobene Einwand, dass der gebundene Stickstoff des Leichnams durch Umwandlung in freien dem Kreislaufe der organischen Stoffe entzogen werde, ist durch die industrielle Bindung des freien Stickstoffs, die in den letzten Jahren durchgeführt worden ist, nunmehr hinfällig." - Im Vorjahr hatte Ostwald den Nobelpreis für Chemie erhalten. - Knickfalten; Faltenrisse unauffällig unterlegt.
Pasteur, Louis, franz. Chemiker und Bakteriologe, entdeckte u. a. die Schutzimpfung gegen Tollwut (1822-1895). Eigh. Brief m. U. "L. Pasteur". 1/2 S. Mit gedrucktem Briefkopf "Institut Pasteur". Doppelblatt. 8vo. Paris 26.IV.1890.
An einen Baron, der ihn wohl im Auftrag der Prinzessin von Oldenburg nach den Herstellungskosten einer Bronze gefragt hatte. Pasteur verzichtet jedoch auf Bezahlung. "A quoi pensez-vous, cher baron, de me demander les frais d'exécution du bronze que veut bien accepter madame la Princesse d'Oldenbourg? Je reste obligé de S.A.S. Vous m'obligerez de le lui dire de ma part et de lui présenter en outre la nouvelle expression de mon profond respect ...". Seine Frau und seine Kinder bedankten sich für das liebenswürdige Gedenken des Barons und er selbst biete einen herzlichen Händedruck. - Beiliegend eine englische Übersetzung des Briefes.
Dank an Österreich
Penck, Albrecht, Berliner Geograph und Geologe, Spezialist für Geomorphologie und Klimatologie, ab 1906 Direktor des Geographischen Instituts der Berliner Universität und des Instituts und Museums für Meereskunde, gilt als einer der bedeutendsten deutschen Geographen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (1858-1945). Sammlung von 2 (1 masch.) Briefen und 4 eigh. Postkarten m. U. "Penck". Zus. 9 S. Mit 1 Umschlag. Gr. 8vo und 8vo. Berlin, Welschnofen und Helgoland 1906-1908.
An seinen Schüler und Kollegen Gustav Götzinger (1880-1969), Professor in Wien, der einen größeren wissenschaftlichen Aufsatz eingesandt hatte. Über den Abdruck bei Teubner in Leipzig, über Korrekturen sowie Anfertigung und Einfügung von Abbildungen. Der erste Brief mit Briefkopf "Direktion des Geographischen Instituts und des Instituts für Meereskunde an der Universität Berlin". Eine der Ansichtskarten zeigt einen Saal im Museum für Meereskunde ("Walfang-Gruppe"); eine andere Karte (aus Helgoland, bei Beginn einer Studienfahrt des Instituts für Meereskunde) zeigt eine Anzahl bei Helgoland vor Anker liegender Dampfschiffe. - 1908 wendet sich Penck mit einem ausführlichen handschriftlichen Brief an die Herausgeber des "Geographischen Jahresberichtes aus Österreich": "... Empfangen Sie vielen herzlichen Dank für die freundliche Widmung von Bd. VI. des Jahresberichtes, aus dessen Inhalt ich mit Freude und Dankbarkeit ersehe, wie innig im Kreise der Wiener Geogrphen meiner gedacht wird. Mit Rührung habe ich den Bericht des Vereins der Geographen gelesen; er hat die Erinnerung an die zwanzig schönen Jahre meines Lebens mächtig geweckt, die ich in Wien gewirkt habe. Generationen von Studenten sind vor meinem Auge aufgestiegen, und ich habe so manch rasch aufsteigende Lebensbahn wieder vor mir gesehen ... Es fehlt nicht an Material, den Jahresbericht zu füllen, das ist das gute Symptom. Möchte es immer so sein, möchten immer die Kräfte vorhanden sein, welche die reichen Aufgaben österreichischer Landeskunde pflegen! Das ist mein Wunsch für die Zukunft. Der Vergangenheit aber kann ich nur mit Dank gedenken. Es ist für mein eigenes Lebenswerk von grundsätzlicher Bedeutung gewesen, dass ich auf dem geographisch so reichen Boden Österreichs so lange wirken konnte ... unwandelbar bleibt meine Gesinung der Dankbarkeit an meine Schüler und Freunde in Österreich, der Liebe zu dem schönen Lande ...". - Beiliegend eine Visitenkarte Pencks mit handschriftlichen Grüßen an Götzinger.
Popper, Sir Karl, österr.-brit. Philosoph, Soziologe und Wissenschaftstheoretiker (1902-1994). 3 Autographen. Zus. 3 S. auf 4 Bl. Gr. 4to. Penn, Buckinghamshire (England) 1981-1989.
1 eigh. und 1 masch. Brief m. U. "Karl Popper" sowie 1 Porträt (reproduzierte Zeichnung) mit aufgeklebter eigh. Widmung Poppers. Jeweils gerichtet an einen deutschen Verehrer und Autographensammler, der angefragt hatte, ob der Gelehrte einverstanden sei, wenn der Deutsche sich darum bemühe, eine Schule in seinem Ort nach Karl Popper benennen zu lassen. Dieser ist über die Absicht erfreut und entschuldigt sich (handschriftlich) zunächst für die Verspätung seiner Antwort. "... Leider bekomme ich mehr Briefe als ich beantworten kann, und ich habe so viele Manuskripte in Arbeit, daß sich die Briefe zwischen den Manuskripten verkriechen oder sonst verschwinden. (Manchmal tauchen sie dann plötzlich wieder auf.) Wir haben zu wenig Platz; und meine Frau und ich sind gesundheitlich nicht auf der Höhe; und ich bin 79 Jahre alt. - Es ist sehr freundlich von Ihnen, daß Sie Ihren für mich sehr ehrenvollen Vorschlag erneuern. Wenn Sie mir wirklich diese Ehre zuteil werden lassen wollen, so nehme ich sie an ..." [5.VII.1981, mit dem eigh. Umschlag]. - Es stellte sich dann heraus, dass das nur eine Wunschvorstellung des Autographensammlers war: die Stadt lehnte die Benennung der Schule nach einer lebenden Person ab. Popper bedankt sich trotzdem [maschinenschr.] und übersendet ein nicht signiertes Foto von 1973. - Das dritte Autograph ist eine wohl 1989 gefertigte lavierte Federzeichnung des deutschen Sammlers mit dem Porträt Poppers, die eine aufmontierte eigenhändige Widmung des Gelehrten trägt (28 x 19,5 cm). - Beiliegend das genannte Porträtfoto Poppers von 1973 (17,5 x 12,5 cm).
Über Hegel
Schad, Johann Baptist, zunächst Mönch, dann protestant. Theologe und Bekämpfer des Mönchswesens, vielseitiger Philosoph und Schriftsteller (1758-1834). Manuskript seiner Rezension einer Abhandlung von Georg Wilhelm Friedrich Hegel. 1 Bl., 108 S. 8vo. Schlichter Pappband d. Z. (etwas fleckig). (Wohl Jena) 1802.
"Recension von Hoegels [!] Differenz des Fichteschen und Schellingschen Systems der Philosophie. Von Schade [!]" (Titelblatt). Vermutlich von einem Jenaer Studenten namens Joseph Anton (auf dem Titelblatt: "Jos. Anton.") verfertigte Niederschrift einer Vorlesung oder Abhandlung von dem in Jena ansässigen Philosophie-Professor Johann Baptist Schad, der ein erklärter Anhänger Fichtes war. Hegels Schrift mit dem vollständigen Titel "Differenz des Fichte'schen und Schelling'schen Systems der Philosophie in Beziehung auf Reinhold's Beyträge zur leichtern Übersicht des Zustands der Philosophie zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. Erstes Heft" war 1801 in Jena erschienen. Dem studentischen Verfertiger des in sorgfältiger, nur selten korrigierter Reinschrift vorliegenden Manuskripts schien weder Hegels noch Schads Name geläufig zu sein, wie die falschen Schreibungen vermuten lassen. Dagegen zeugt der Inhalt, also Schads Text, von professioneller Vertrautheit mit der Materie. "Um den Geist des Fichteschen u. Schellingschen Systems in den engen Grenzen einer Rezension auf eine möglichst vollständige und faßliche Art darzustellen, wird es rathsam sein, das, was d. Verfasser getrennt hat, zu verbinden, und durch eigne Ansicht zu beleuchten. Das absolute Prinzip, sagt d. Verfasser, der einzige Realgrund, und feste Standpunct der Philosophie ist sowohl in Fichte's als Schellings Philosophie die intellectuelle Anschauung; - für die Reflexion ausgedrückt: Identitaet des Subjects u. Objects ...". - Schads Text ist ebenso interessant wie seine Persönlichkeit: Als Benediktinermönch aus dem Kloster Banz entflohen, konvertierte er zum Protestantismus, wandte sich nach Jena, wo er bis 1804 als Privatdozent tätig war; dann folgte er einem durch Goethes Vermittlung erfolgten Ruf nach Russland, wo er es zum Ordentlichen Professor der Philosophie in Charkow mit dem Titel eines russischen Hofrats brachte. 1816 wegen "anstößiger Stellen" in seinen Schriften ausgewiesen, kehrte er nach Jena zurück und verfasste eine größere Anzahl philosophischer und antiklerikaler Veröffentlichungen. - Der Einband mit mäßigen Feuchtigkeitsspuren; sonst innen frisch erhalten.
Schmitt, Carl, Staatsrechtler, einer der bedeutendsten, wenn auch politisch umstrittensten Rechtsphilosophen des 20. Jhdts (1888-1985). Eigh. Brief m. U. 2 S. Gr. 8vo. Plettenberg-Pasel 18.IX.1972.
An einen Verehrer und Autographensammler, der ihm geschrieben hatte, wohl in der unausgesprochenen Hoffnung, eine handschriftliche Antwort von Schmitt zu erhalten. Tatsächlich antwortet dieser ausführlich und dankt für das Interesse an seinem Werk. "... Ich schicke Ihnen das Reclam-Heft hier zurück, mit einem Hinweis auf einen überaus inhaltreichen Brief, den mir Gottfried Benn am 28.3.1943 dazu geschrieben hat und den Sie im Deutschen Taschenbuchverlag Nr. 557 (1969) auf Seite 220 abgedruckt finden. Ich füge noch eine Abhandlung über 'Hamlet oder Hekuba' bei. Das Thema Legitimität bleibt zentral; vor allem das, was ich die 'politischen Prämien auf den legalen Machtbesitz' nenne ... das Schreiben fällt mir schwer, und Schreibhilfe habe ich nicht. Doch ist mein Interesse an den Themen, die mich ein langes Leben lang geplagt haben, unvermindert ...". Weist auf eine amerikanischen Abhandlung hin, "die einiges zu dem Problem des Präsidial-Systems enthält, das exakter ist, als das Meiste, ... was an oberflächlichen Dissertationen die Umwelt verschmutzt ...".
Tommasini, Mutius Ritter von, österr. Botaniker und Bürgermeister von Triest (1794-1879). 13 eigh. Briefe m. U. "Tommasini". Zus. ca. 31 S. Gr. 4to und gr. 8vo. Triest 1854 sowie 1871-1879.
Umfang- und inhaltsreiche Briefe an einen Kollegen. Ausführlich über Themen der Botanik, Sammlungen, Reisen, Erkenntnisse zur Flora im Mittelmeeraum, vor allem auf dem Balkan, und vielerlei botanische Forschungen. - Beiliegend ein älteres Manuskript (4 S. Folio), betitelt: "Tabellarische Übersicht der im Gebiethe der Flora des österreich-illyrischen Küstenlandes vorkommenden Orchideen-Arten". (2 S. Quer-gr. folio. - Randschäden mit etwas Textverlust).
Einer der führenden Kartographen des Barock
Vischer, Georg Matthäus, Topograph, Mathematiker, Kupferstecher und Geistlicher, einer der bedeutendsten Kartographen und Topographen Österreichs, Schöpfer großer Ansichten- und Kartenwerke Ober- und Niederösterreichs sowie der Steiermark, erstklassiger Karten und insges. mehr als 1300 Ansichten (1628-1696). Eigh. Brief m. U. "Georg Vischer Geographus mppria". 2 S. Doppelbl. (vertikale Hälfte des 2. Blattes fehlt). Folio. O. O. (wohl 1669).
An die niederösterreichischen Stände, deren Angebot zur Finanzierung seiner Topographie von Niederösterreich er hiermit akzeptiere, aber noch um ein "Stukhgelt" zur Beschaffung von Pferden und Material sowie um das versprochene Patent bitte, das ihm das Umherreisen im Lande erleichtern soll (ein solches Patent hatte er früher bereits für Oberösterreich erhalten). "... Auf mein gehorsames Memorial. A. haben die hochlöblichen herren dißes Landts dahin geschlossen, daß mier zu perficierung meines operis Geographici in allem 3000. und zwar gleich aniezto 500. f. nach verförtigung eines ieden Viertls aber allzeit widerumb 500. f. und der Überrest nach vollendung deß völligen werkhs geraicht: mier auch daß gebettene Patentl eruolgt werden: hingegen ich wolermelten löblichen herren von Jedem Viertl gleich das erste Exemplar, und hernach (so es Ihnen gefällig) 200. derselben ohne Ihren entgelt hineingeben, wie auch den Khupferstich nach dem ich hieruon 800 Exemplaria für mich verförtigen lassen restituieren und khain andern darnach stechen lassen solle; Weillen ich nun gehorsamblich erbürtig bin, dißen ergangnen Schluss in ainem und anderen in underthenigkheit zu volziechen, auch dißem Werkh gern ehistem einen Anfang machen wolte, zu solchem Ende aber ein Stukhgelt, damit ich mich mit pferden und anderen bedürffigkheiten versehen möchte, vonnethen habe", möge man die Kanzlei zu der Auszahlung von 500 Gulden und der Ausstellung des Patents nummehr anweisen. - Das Honorar für diese Topographie Niederösterreichs war wesentlich höher als bei der vorhergegangenen Oberösterreichs und der folgenden steiermärkischen. Die häufig schlechte Bezahlung für Vischers höchst aufwändige, exzellente und wichtige Arbeiten hatte zur Folge, dass er sich immer wieder in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befand und schließlich in völliger Armut verstarb. - Ein Besitzer des Briefes im 18. oder 19. Jhdt (der Brief entstammt einem geschlossen erhalten gebliebenen, sehr alten Antiquariatsbestand mit dem damaligen Aufnahmezettel) war bemüht, alle Hinweise auf die Adressaten des Briefes zu tilgen, wozu wohl auch die Hälfte des Respektblattes gehörte. Doch sind auf der anderen Hälfte noch Aufschriften wie "Gehorsames bitten Georgen Vischers" um "ermelte verfüegung und auflag an die Canzley" sowie ein Vermerk mit der Jahreszahl 1669 erhalten geblieben. - Von größter Seltenheit (kein Nachweis im JbdApr. 1950 ff.).
"eine mir theure Wissenschaft"
Welcker, Carl Theodor, badischer Jurist und freisinniger Politiker, Burschenschaftler und Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, Professor in Kiel, Heidelberg, Bonn und Freiburg, mehrmals aus politischen Gründen vom Lehramt suspendiert (1790-1869). Eigh. Brief m. U. "C. Welcker". 21/4 S. Doppelblatt mit Adresse. Gr. 4to. Heidelberg 20.X.1847.
An den Staatsrechtler und Rechtshistoriker Hermann von Schulze-Gaevernitz in Jena, der ihm eine "schöne Gabe" übersandt hatte, nämlich seine Habilitationsschrift "Der Staatshaushalt des neuen deutschen Reichs". "... Ist auch diese meinen geringen Verdiensten vorausgeeilt, so thut es mir doch aufrichtig wohl, und ermuthigt mich, wenn so tüchtige junge Männer meinen guten Willen freundlich anerkennen, und den großen hohen Zielen aller edlen Vaterlandsfreunde Herz und Gedanken zuwenden. Mit wahrem Vergnügen las ich Ihre so wohl durchdachte gründliche Schrift und freue mich im voraus der Fortschritte, die Sie für eine mir theure, heutzutage doppelt wichtige Wissenschaft begründen werden und der Gemeinschaftlichkeit der Bestrebung mit einem so tüchtigen Kampfgenossen ...". Lädt ihn ein, nach Heidelberg zu kommen, bietet ihm die Mitarbeit an dem gemeinsam mit Rotteck herausgegebenen 15bändigen "Staats-Lexikon" (2. Auflage) an und teilt ihm die Einzelheiten sowie das Honorar mit. - Geknittert und mit etlichen, aber großenteils unauffällig unterlegten Defekten am rechten Rand.
Wilczek, Johann Nepomuk Graf, österr. Polarforscher und Kunstmäzen, wichtigster Förderer der österr. Nordpol-Expedition von Payer mit der "Tegethoff", Präsident der Österr. Geograph. Gesellschaft (1837-1922). Eigh. Brief m. U. "Wilczek". 2 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. O. O. 5.III.1887.
An einen Freund. "... Ich verließ Wien ohne Sie zu sehen - ohne Abschied von Ihnen und unserem kleinen Areopag zu nehmen; doch ich war in trüber Stimmung - körperlich und daher auch moralisch geschädigt - Doch lange kann ich nicht fern vom alten Wien und den guten Freunden bleiben - am wenigsten - wenn es sich darum handelt, ihnen zu einem wichtigen Freudentage Glück zu wünschen - Ich komme wohl - der letzte der Nachzügler - Ihnen innigst die Hand zu drücken - mögen Sie Ihr Glück lange Jahre noch genießen ...". - Die Ecken bestoßen.
Witherby, Harry Forbes, engl. Ornithologe, Schriftsteller, Publizist und Verleger (1873-1943). 3 Briefe m. U. "H. F. Witherby". Zus. 31/2 S. 4to. London 23.IV. - 7.VI.1923.
An den Juristen und Ornithologen William Herbert St. Quintin (1851-1933). Ausführlich über Beobachtungen und Untersuchungen an Zwergtrappen. - Beiliegend 5 Briefe, 2 Postkarten und mehrere Notizzettel anderer Ornithologen, darunter ein 4seitiger eigh. Brief von Edmund Meade-Waldo (1855-1934), gleichfalls an St. Quintin gerichtet und mit ausführlichem ornithologischen Inhalt. - Ferner beiliegend 2 große Orig.-Fotos von Kranichen (25 x 20 bzw. 23,5 x 18,5 cm) und diverse Zeitungsausschnitte mit zoologischen Themen.
"Es wird in Deutschland immer scheusslicher"
Wolff, Martin, Berliner Rechtswissenschaftler, o. Professor in Marburg, Bonn und Berlin, mußte 1938 emigrieren (1872-1953). Masch. Brief m. U. "Martin Wolff" und eigh. Berliner Adresse. 3 S. auf 2 Bl. Gr. 4to. London 19.XII.1937.
An den Juristen Gerhart Husserl (1893-1973), Sohn des Philosophen Edmund Husserl, dt.-amerikan. Jurist und Rechtsphilosoph, der 1936 emigrieren mußte und seitdem in Philadelphia (USA) lebte. Wolff gratuliert ihm von einem London-Besuch zum 44. Geburtstag und schildert bei dieser Gelegenheit die Zustände unter der Nazi-Herrschaft in ihrer alten Heimat. "... ich glaube, es war Felix Mendelssohn-Bartholdy oder einer seiner Nächsten, der das Zu-Früh-Abgeben [von Geburtstagsglückwünschen] als besonders abscheulich und unredlich empfand und deshalb grundsätzlich erst am Geburtstag schrieb - so hat es nicht zu viel auf sich, wenn ich sowohl zu früh als zu spät schreibe ... mögen Sie und die Ihren mit jedem Tage glücklicher darüber sein, dass Sie in Philadelphia leben. Es wird in Deutschland immer scheusslicher. Gegenwärtig herrscht die Idee der Pass-Erschwerung. Juden, Mischlinge und jd. Versippte erhalten keine neuen Pässe mehr, ausser wenn sie auswandern; mit dieser Auswanderungsmehrung - die natürlich einsetzt - wächst die Abneigung des Auslands neue Judenheerden [sic] aufzunehmen, und schon jetzt sind die Immigration Officers in Harwich merklich schwieriger als voriges Jahr. In Deutschland macht die Aushungerung der Juden weitere Fortschritte. Der letzte nichtarische Buchhändler Berlins hat sein Geschäft aufgeben müssen; sogar in der Konfektion, die seit alter Zeit die Heimstätte der jüdischen Händler ist, abgesehen vom Eierhandel, der nur durch galizische Händler betrieben werden konnte, hat die Verdrängung begonnen. Aber abgesehen von der Judenfrage, wird der Druck immer stärker, sowie die Zerstörung der geistigen Erziehung der Jugend. Neulich hatten wir von der alten Fakultät mal wieder einen Bierabend bei Siechen, und es war trostlos, was dort über Kenntnisse und Streben der Studentenschaft berichtet wurde. Der neue Institutschef, E. H., dessen Erbärmlichkeit wächst oder doch immer evidenter wird, lässt nun auch das schöne Institut verkommen, weil das Geschwätz, mit dem er die Mitwelt überschüttet, ihn an jeder Arbeit hindert ...". Erzählt dann, dass er in London sei, um seine Frau und Kinder zu besuchen; auch seinen verheirateten Sohn, den Pianisten Konrad Wolff, erwarte er in den nächsten Tagen. "... Anfang Februar soll ich auf Veranlassung von Goodhart in Oxford eine Vorlesung von 50 Minuten halten. Es fehlt mir, dass ich mit Ihnen nicht darüber sprechen kann: Problem der juristischen Person. Scholz hat vergeblich versucht mich zu bekehren, und beschimpft mich wegen dessen, was ich sagen will, aufs Grausigste, indem er wieder und wieder ausruft 'Wäre doch der grimme Husserl hier' ...". Ferner über ein Juristen-"Kränzchen": "... Wir sind jetzt zu sieben: Flechtheim, unzweifelhaft das geistige Haupt, ein Mann, den ich immer mehr bewundere, Pringsheim, der mir zu ernst ist, vielleicht aber nur durch eine grosse Scheuheit verhindert ist, eine humorlose Starrheit zu überwinden; Ernst Wolff, ein hervorragender Jurist und Redner, und die beiden jungen Herren, die sich sehr gut entwickeln ...". Schildert dann noch einen dort diskutierten kuriosen Rechtsfall um einen Hund.
Beiliegend ein sehr umfangreicher masch. Brief (5 S. Folio. Berlin 28.I.1931) des Berliner Rechtswissenschaftlers Karl August Eckhardt (1901-1979), der 1932 der NSDAP und 1933 der SS beitrat. Ebenfalls an Gerhart Husserl gerichtet, behandelt der Brief sehr ausführlich die schwebende Berufung eines Juristen an die Universität Kiel, mit Eckhardts eingehender Würdigung der Kandidaten - eine sehr interessante wissenschaftsgeschichtliche Quelle. - Bei zwei der drei Blätter dieses Briefes sind die Querfalten durchgetrennt.
Adenauer, Konrad, CDU-Politiker, erster deutscher Bundeskanzler, Mitbegründer der Bundesrepublik Deutschland (1876-1967). Brief m. U. "Adenauer" und Umschlag. 1/2 S. Gr. 4to. Bonn 4.XI.1963.
An einen Verehrer, der ihm ein aus Izmir stammendes byzantinisches Kreuz gesandt hatte. Der Kanzler antwortet grammatisch nicht ganz korrekt: "... Über [!] Ihre freundlichen Worte, mit denen Sie meine Arbeit als Bundeskanzler gewürdigt haben, sowie für Ihre guten Wünsche und vor allem für das schöne byzantinische Kreuz danke ich Ihnen herzlich. Dieses Andenken ist für mich auch deshalb von besonderem Wert, weil es aus Izmir, das ich in den vergangenene Jahren einmal besuchen konnte, stammt ...". - Beiliegend ein Durchschlag des Schreibens an Adenauer. - Beigegeben: Theodor Heuss, liberaler Politiker, Schriftsteller und Publizist, erster Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland (1884-1963). Brief m. U. "Theodor Heuss" und Umschlag. 2/3 S. gr. 4to. Stuttgart 9.I.1962. - An einen Herrn, der ihm wohl mit der Bitte geschrieben hatte, ein Manuskript zu lesen und ihm einen Verleger zu vermitteln. "... Ich muss dies alles ganz einfach aus Selbsterhaltungstrieb ablehnen; ich werde demnächst 78 Jahre als und möchte selber noch ein paar literarisch-wissenschaftliche Pläne aufnehmen, die seit mehr als anderthalb Jahrzehnte [sic] auf mich warten ... In der Frage ob ich lesen oder schreiben soll musste ich mich halt für das Zweite entscheiden ...". - Dieser Brief mit Defekt am oberen Rand; beide Umschläge leicht fleckig, die Briefe sonst ordentlich erhalten.
"der Preuss. Staatsdienst hat große Vorzüge"
Altenstein, Karl vom Stein zum, preuß. Politiker, langjähriger Kultusminister, bedeutender Reformer des Schul- und Bildungswesens, Mitglied der Preuß. Akademie der Wissenschaften, Träger des Schwarzen Adlerordens und des Eisernen Kreuzes (1770-1840). Eigh. Brief m. U. „Karl von Altenstein“. 2 S., eng beschrieben. Doppelblatt. Gr. 4to. Schönberg 25.X.1833.
An einen Freund des Nationalökonomen und Agrarwissenschftler Friedrich Gottlob Schulze (1795-1860), der zu dieser Zeit Professor in Jena war. Beteuert auf vielfältige Weise sein Wohlwollen und kommt auf den Sohn des Adressaten zu sprechen, den er für den preußischen Staatsdienst gewinnen möchte. „... Es hat mich unendlich glücklich gemacht, mich zu überzeugen, daß er der väterlichen Zärtlichkeit werth sich zur Freude des Vaters heranbilde. Je mehr sein ganzes Wesen mich für ihn auf das lebhafteste interessirte, je ernstlicher kam bey mir in Erwägung, ob es mir erlaubt sey, solchen für den Preuß. Staat zu gewinnen, und dadurch nicht nur seinem eigenen Vaterlande, sondern auch der Nähe seines ihn liebenden Vaters zu entziehen. Der Kampf, Ihnen theuerster Freund hierüber zu schreiben, hat mir eine schriftliche Mittheilung sehr erschwert. Der Gegenstand ist zarter Natur und erfordert umständliche Auseinandersetzung der Verhältnisse. Ich habe mich ausführlich gegen den Ihnen so treuergebenen Prof. Schulz ausgesprochen ... Nehmen Sie als fest und unwandelbar an, daß was ich thun kann auch nur einen leise von Ihnen ausgesprochenen Wunsch zu befriedigen mich sicher unendlich beglückt! Der Preuss. Staatsdienst hat große Vorzüge, allein er erfordert lange und große Opfer! und was das Schlimmste ist bey der Größe des Staats ist die Entfernung, in welche der junge Mann verschlagen wird ... ich werde thun was möglich ist solches abzuwenden, allein ich kann nicht ganz dafür einstehen, da, ich will nicht sagen leider, nein es gehört vielleicht zu den Vorzügen des Preuß. Staates, die Minister nicht allmächtig sind ... Ueberlegen Sie mein Theuerster Alles mit dem Prof. Schulz, und zählen Sie, was Sie auch wählen, auf mich! ...“.
Auswanderung nach Amerika. Manuskript einer Schweizer Familie Bury aus Hölstein (Kanton Basel Land) mit der Abschrift von Briefen aus Pennsylvania und Umgebung. 31 S., eng beschrieben. 8vo. Fadenheftung, ohne Umschlag. O. O. 1818.
„Neulandcaster über den Ohio d. 28ten October 1818.“ Vier Teile (von ursprünglich zwölf) einer zeitgenössischen Abschrift von Briefen (meist von Joseph Bury) mit ausführlichen Berichten einer Auswandererfamilie über die geographischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Pennsylvania, über Siedlungs-, Existenz- und Verdienstmöglichkeiten, Land und Leute, Waren- und Grundstückspreise, Wegstrecken und vieles andere, gerichtet an Burys Bruder „und Freunde insgesamd“. Die Schilderungen in Schweizer Dialektfärbung (z. B. „die Gäul“) gehen sehr ins Detail; so beschreibt der Verfasser in allen Einzelheiten den für seinen Bruder zu erwartenden Reiseverlauf von Europa bis in seine Region in Pennsylvania, nennt für jeden Punkt und Aspekt der Reise die Kosten, empfiehlt gegebenenfalls zu feilschen und gibt zahllose Hinweise zu den Verhältnissen, die den Ankommenden erwarten. Auch von seinem Leben und seiner Familie gibt er ausführlich Auskunft, und in einem Schlußkapitel schreibt Elisabeth Bury, wohl eine der Töchter, an „liebe Freunde“: „Auch ich muß Euch meine Zufriedenheit bezeugen ich würde mich mein Lebtag nicht mehr in das alte Höllstein zurückwünschen, dann ich habe in diesem Land schon mehr gutes genoßen als zuvor in meinem Leben ich bin letzteres Frühjahr auch in den Unterricht gegangen ich hatte 7 Meilen weit ich bin aber allemal geritten, dann hier ist dieß üblich und ich bin so ziemlich gut gewöhnt ich getraue mir mit euch allen im Galopp zu reiten, wenn ihr in dieses Land kommt, auch muß ich euch melden, daß man hier auch an den Kleidern keinen Mangel hat, wenn es bey euch schon heißen thut sie hangen an den Stangen, dann ich habe nur dieß Jahr 5 Röcke bekommen von welchen ich euch hier die Muster schike, damit ihr schon sehen könnt, daß ich sie in Höllstein wohl nicht so würde bekommen haben ...“. Und auch Joseph Bury versichert in seinem letzten Brief: „Die Kinder sprechen alle gut englisch und leben sehr vergnügt.“ - Die höchst inhalts- und aufschlußreichen Berichte einer Schweizer Familie im Amerika zu Beginn des 19. Jahrhunderts verdienten, in einem Museum zur Geschichte der Auswanderung verwertet zu werden.
- Ludwig II., König von Bayern, der "Märchenkönig" (1845-1886). Urkunde m. U. "Ludwig" und papiergedecktem Siegel. 1 S. Mit lithographisch gestaltetem Kopf der Urkunde. Folio. Hohenschwangau 11.XII.1872.
Patent als Major für den bisherigen Hauptmann Christoph Freiherrn von Godin (1835-1891). Der Freiherr, der zu dieser Zeit als Referent im bayerischen Kriegsministerium tätig war, absolvierte zielstrebig eine erfolgreiche militärische Laufbahn und brachte es schließlich zum General der Infanterie, dekoriert als Großkomtur des Militärverdienstordens. - Die Urkunde ist gegengezeichnet von Michael von Goenner (1794-1876), Generalsekretär im bayerischen Kriegsministerium. - Frisch erhalten.
- Urkunde m. U. "Ludwig". 1 S. Mit lithographisch gestalteten Kopf der Urkunde und blindgepr. Majestätssiegel. Folio. München 7.IV.1876.
Patent als Oberstlieutenant für den bisherigen Major Christoph Freiherrn von Godin, tätig im bayerischen Kriegsministerium, wo er nach dieser Beförderung zum Abteilungschef aufrückte. - Gegengezeichnet von einem Major z. D. Sixt, möglicherweise dem Großvater des aus dem Zweiten Weltkrieg bekannten Generals Friedrich Sixt. - Frisch erhalten.
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