Warburg, Otto, Agrarbotaniker, Mitbegründer des Kolonialwirtschaftlichen Komitees, zugleich Vorsitzender der Zionistischen Weltorganisation und Herausgeber der zionistischen Zeitschrift "Altneuland" (1859-1938). Eigh. Brief m. U. "O Warburg". 1 S. Gr. 8vo. Berlin 6.I.1913.
An einen Botaniker-Kollegen. "... Beifolgend übersende ich Ihnen mein ursprünglich für einen 2. Monsuniaband bestimmtes Nyctaginaceen Manuskript wo Sie auch Pisonia Lauterbachi finden werden. Material besitze ich leider nicht davon. Auch sonst mag das Msc. Ihnen nützlich sein. Ich bitte es nach Belieben zu nutzen, falls Sie die Diagnosen der neuen Arten unter meinem Namen publizieren wollen, so bitte ich es zu tun. Ich komme doch wohl nicht mehr dazu ...". - Der erste Band "Monsunia. Beiträge zur Kenntniss der Vegetation des süd- und ostasiatischen Monsungebietes" war 1900 erschienen.
Bismarck, Otto Fürst von
Signiertes Schriftstück 1864 + Beilagen
Los 2476
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700€ (US$ 753)
Preußen im "Verfassungskonflikt"
Bismarck, Otto Fürst von, Reichskanzler, Schöpfer eines vereinten Deutschen Reiches (1815-1898). Eigh. Signatur "v Bismarck" (als Ministerpräsident), zusammen mit den Unterschriften von 5 Kabinettsministern, unter einer aktenmäßigen Abschrift eines Briefes an König Wilhelm I. von Preußen und einer Verfügung des Königs an die Ober-Rechnungs-Kammer in Potsdam. 6 S., halbspaltig beschrieben. Folio. Berlin 30.VIII.1864.
Im Rahmen des "Verfassungskonflikts" anläßlich der vom Abgeordnetenhaus verweigerten Finanzierung der Heeresreform ausführlich über die Folgen des Fehlens eines "gesetzlich festgestellten Staatshaushalts-Etats" des preußischen Staates für das Jahr 1862, wodurch auch der Haushalt für 1863 einer gesetzlichen Grundlage entbehre. Der König wird ersucht, einen (hier nicht beiliegenden) Entwurf des Etats für 1863 der Oberrechnungskammer als maßgebliche Grundlage anzuordnen. Der König kommt dem Ersuchen nach und schreibt an die Rechnungskammer: "Da der Staatshaushalt für das Jahr 1863 ohne einen gesetzlich festgestellten Etat hat geführt werden müssen, so bestimme Ich, daß die hier beigefügte Übersicht der Staats-Einnahmen und Ausgaben des genannten Jahres, welche abschließt in Einnahmen mit 158.484.951 [Talern] 9 [Groschen] 10 [Pfennigen] und in Ausgaben mit 154.227.145 [Talern] 19 [Groschen] 1 [Pfennig], nämlich mit 141.391.847 [Talern] 4 [Groschen] 9 [Pfennigen] an fortdauernden und mit 12.835.298 [Talern] 14 [Groschen] 4 [Pfennigen] an einmaligen und außerordentlichen Ausgaben als Grundlage für die Rechnungslegung dienen soll ...". Diese Abschrift wurde den Kabinettsministern zur Kenntnisnahme vorgelegt, und so haben auf dem hier vorliegenden Schreiben außer dem Ministerpräsidenten Otto von Bismarck unterzeichnet: Carl von Bodelschwingh (Finanzminister), Albrecht von Roon (Generalfeldmarschall und Kriegsminister), Heinrich von Mühler (Kultusminister), Werner von Selchow (Staats- und Landwirtschaftsminister) und Friedrich Graf zu Eulenburg (Innenminister). - Beiliegend ein ähnliches Schreiben, betreffend den Staatshaushalt 1862, gleichfalls eigenhändig unterzeichnet von Bodelschwingh, Eulenburg, Mühler, Selchow, Roon und (anstelle von Bismarck) Heinrich Friedrich Graf von Itzenplitz als Interims-Vorsitzender des Staatsministeriums. - Ferner 3 weitere Aktenstücke, den Etat betreffend. - Interessante, auf den Pfennig genaue Information über den preußischen Staatshaushalt kurz nach dem Regierungsantritt Wilhelms I. Die Finanzierung der Heeresreform des Königs und somit der Staatshaushalt 1862 war vom preußischen Abgeordnetenhaus nicht bewilligt worden, so dass ein schwerer Verfassungskonflikt entstand und nur durch Bismarcks Eingreifen, der sich bereit erklärte, auch ohne genehmigten Haushalt zu regieren, schließlich beigelegt werden konnte, so dass erst im Jahre 1866 die Etats ab 1862 nachträglich bewilligt wurden.
"so lange als Bismarck aushält"
- Bucher, Lothar, enger Vertrauter Bismarcks, preuß. Beamter, Journalist und Politiker, 1848 linksgerichtet und 1850 nach England emigriert, nach Amnestie und Rückkehr Wirklicher Geheimer Legationsrat und Vortragender Rat im Auswärtigen Amt (1817-1892). Eigh. Brief m. U. "Bucher". 3 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Berlin 30.I.1881.
An die Schriftstellerin und Salonnière Fanny Lewald-Stahr in Rom. Launiger Brief mit einer ironischen Selbst-Charakteristik. Er habe ihr eigentlich ein Dedikationsexemplar der Neuauflage seines Erstlingswerkes "Der Parlamentarismus, wie er ist" (1855) in ihre Berliner Wohnung in der Matthäikirchstraße bringen wollen, erfuhr aber inzwischen, dass sie in Rom weilt. "... Weshalb ich es Ihnen nicht gebracht habe? weil ich nachgerade alt und ein Gewohnheitsthier werde. Ich gehe um 11, immer denselben Weg, nach dem Amt, von da um 5 oder 6 in das Restaurant, um 7 zurück auf das Amt, um 9 oder 10 mechanisch, wie ein ausgespannter Postgaul, nach Hause. Wenn ich dann bei meiner Tasse Thee sitze, fällt es mir: du mußtest da oder dahin gehen oder gegangen sein; und so vergehen Tage, Monate, Jahre, und so wird es bleiben, bis ich eines Morgens finde, daß ich todt bin - es sei denn daß [Rudolph von] Delbrück seinen Einzug in der Wilhelmstraße hält, ... besungen von der Nationalzeitung, und mich zur Disposition stellt. Dann würde ich endlich einmal Rom sehen ...". Er habe in den letzten Jahren an der Riviera und in St. Gallen seinen Rheumatismus "wegkurirt", so daß er hoffen könne, "so lange im Geschirr zu bleiben als Bismarck aushält. Die Zeitungen machen mir keinen Kummer: ich trage ihnen gegenüber keine Rüstung, der Ausdruck wäre zu edel - sondern einen Mackintosh ...". - Der genannte Rudolph von Delbrück, bis 1876 Staatsminister und als Präsident des Reichskanzleramtes Bismarcks "rechte Hand", war in den letzten Jahren ins Lager der Bismarck-Gegner gewechselt und bekämpfte jetzt dessen Schutzzoll-Politik. - Der ursprünglich oppositionelle Journalist Bucher - Lassalle wählte ihn zu seinem Testamentsvollstrecker - machte nach seiner Rückkehr aus England schnell Karriere im Auswärtigen Amt und genoß das volle Vertrauen Bismarcks, so daß Bucher an vielen politischen Entscheidungen wesentlichen Anteil hatte: er wirkte bei der Verfassung des Norddeutschen Bundes mit, Bismarck diktierte ihm die veränderte Emser Depesche, er nahm am Berliner Kongreß teil, und auch an Bismarcks Autobiographie "Gedanken und Erinnerungen" war Bucher maßgeblich beteiligt. - Beiliegend ein von Bucher beschriftete Visitenkarte.
Bonhoeffer, Dietrich, ev. Theologe, zur NS-Zeit wichtiger Vertreter der Bekennenden Kirche, als Beteiligter am Widerstand 1945 im KZ Flossenbürg ermordet (1906-1945). Brief m. U. „Bonhoeffer“. 1 S. Mit gedrucktem Briefkopf „Lic. Dietrich Bonhoeffer. Privatdozent an der Universität Berlin“. Gr. 4to. Berlin-Grunewald 24.I.1933.
An den Theologen und Politiker Adolf Deißmann, Professor an der Berliner Universität und Förderer der ökumenischen Bestrebungen Bonhoeffers (1866-1937). „... danke ich ergebenst für die gütige Einladung zum 3. Februar im Harnackhaus. Zu meinem größten Bedauern habe ich schon seit langem mit dem V.D.St. diesen Abend für einen Vortrag festgelegt und darf diesen Termin nun nicht mehr abändern ...“. - Wenige Tage später, am 1. Februar 1933, hielt Bonhoeffer einen Radiovortrag „Wandlungen des Führerbegriffes“, dessen Übertragung wegen seiner Kritik am „Führerprinzip“ und dem Hitlerkult vorzeitig abgebrochen wurde. - Gelocht; kleine Büroklammer-Rostspur. - Selten. - Beiliegend ein hektographiertes Typoskript von W. Stählin, „Theologische Tagung der Mittelstelle für ökumenische Jugendarbeit. Berlin, 30. April 1932. Die Einheit der christlichen Kirche und die Völker.“ (21/2 S.).
Brandenburg. - Albinus, Adrianus, brandenburgischer Jurist und Staatsmann der Reformationszeit, 26 Jahre lang Rat des Markgrafen Johann von Brandenburg-Küstrin bis zu dessen 1571 erfolgten Tod (1513-1590). Eigh. Brief m. U. "Albinus" und Adresse. In latein. Sprache. 3 S. Doppelblatt. Folio. (Küstrin, vor 1571).
An den Magister Thomas Hübner, Erzieher des Kurfürsten Joachim Friedrich von Brandenburg, später 40 Jahre lang dessen Rat und Administrator des Erzstifts Magdeburg. Relativ flüchtig geschriebener, aber inhaltsreicher Brief, offenbar über Angelegenheiten mehr oder weniger politischen Charakters, denn es ist viel vom "princeps", also wohl vom Kurfürsten, die Rede. - Der aus dem schlesischen Lauban stammende Albinus erhielt nach Schulzeit in Schweidnitz und Studium in Krakau eine Anstellung als Lehrer in Breslau, bereiste dann als Hofmeister von Wittenberg aus mit seinem Schüler Italien (in Bologna zum Doktor der Rechte promoviert), etablierte sich ab 1541 an der Universität Leipzig und schließlich in Frankfurt (Oder), wo er Professor für die Institutiones Iustiniani und für die Pandekten wurde, 1543/44 auch das Rektorat innehatte. - Sehr selten.
Über Max Liebermann
Bülow, Bernhard Fürst von, Reichskanzler und preuß. Ministerpräsident (1849-1929). 2 Briefe m. U. "Ihr aufrichtig ergebener Fürst von Bülow". Zus. 2 S. Doppelblatt. Gr. 8vo und kl. 4to. Klein-Flottbek 30.VII.1917 und Berlin, Hotel Adlon, 10.I.1918.
Wohl an den Kunsthistoriker Gustav Pauli, Direktor der Hamburger Kunsthalle. "... In Flottbek eingetroffen, möchte ich Ihnen sagen, dass ich Herrn Professor Liebermann für das in Aussicht genommene Portrait jetzt jederzeit zur Verfügung stehe [30.VII.1917] ... Über sein eigenes Bildnis zu urteilen, ist immer schwer. Mir scheint aber auch, dass der grosse Künstler mit dem Portrait der Hamburger Kunsthalle ein Meisterstück geschenkt hat. Die Sitzungen im Liebermannschen Atelier waren mir durch den Gedankenaustausch mit dem geistvollen Maler ein grosser Genuss ..." [10.I.1918]. - Dabei: Gustav von Goßler, preuß. Unterrichtsminister, Reichstagspräsident und Oberpräsident der Provinz Westpreußen (1838-1902).
Brief m. U. "Goßler". 1/2 S. Mit Briefkopf "Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten". Folio. Berlin 12.III.1890. - An den Kunsthistoriker Max Jordan, Direktor der Kgl. National-Galerie in Berlin. Benachrichtigt Jordan, "daß die Umstände mir gestattet haben, Ihnen eine außerordentliche Remuneration von fünfhundert Mark anzuweisen ...". - Ferner beigegeben ein masch. Brief m. U. von Ernst August, Prinz von Hannover (1 S. Schloß Marienburg 16.IX.1953), an F. Stuttmann von der Landesgalerie in Hannover. Über Pläne eines Schloßmuseums und einer Gartenbibliothek.
Friedrich Wilhelm III., König von Preußen
3 Briefe an den Prinzen Carl
Los 2486
Zuschlag
650€ (US$ 699)
Friedrich Wilhelm III., König von Preußen (1770-1840). 3 Briefe m. U. "Friedrich Wilhelm". Zus. 21/2 S. 4to. Doppelbl. Mit 2 Umschlägen. Berlin 1816-1824.
An seinen drittältesten Sohn, den hier zuerst 15jährigen, beim dritten Brief 23jährigen Prinzen Carl (1801-1883). "Um Euer Königlichen Hoheit militairisches Verhältniß zu erweitern und zugleich dem Breslauer Landwehr Garde Bataillon ein öffentliches Zeichen Meiner Achtung zu geben, habe Ich Sie dem Bataillon als Kapitän agregirt ... bemerke nur noch, daß Sie nächst dieser Anstellung auch nach wie vor im ersten Regiment Garde zu Fuß bleiben [Berlin 1.I.1816] ... Um Euer Königlichen Hoheit einen Beweis Meiner Zufriedenheit mit Ihren Dienstleistungen in den bisherigen militairischen Verhältnißen zu geben, ernenne ich Sie hierdurch zum Obersten und Chef des 12ten Infanterie-Regiments (2ten Brandenburgischen) und übertrage Ihnen zugleich, behufs Ihrer weiteren Entwickelung, das Commando der 2ten Garde Infanterie Brigade [Berlin 23.V.1822 an den in Rom weilenden Prinzen] ... Ich habe dem bei Eurer Königlichen Hoheit als Adjutant angestellten Major v Schöning sein Gehalt auf 1200 rh jährlich erhöht und gebe Denenselben anheim ihm solches bekannt zu machen ..." [Berlin 6.VIII.1824 an den Prinzen Carl als Generalmajor]. - Alles gut erhalten, einschließlich der Lacksiegel auf den Umschlägen.
Hindenburg, Paul von Beneckendorf und von, Reichspräsident, Feldmarschall, Sieger bei Tannenberg (1847-1934). Brief m. U. "von Hindenburg" auf Papier mit Briefkopf des Kriegsministeriums, "Waffen-Departement." Doppelblatt 33 x 41,5 cm. Berlin 27.III.1893.
"Auf Ihr Schreiben vom 23. d. Mts. wird Ihnen ergebenst erwidert, daß eine Prüfung des von Ihnen eingesandten Pulvers angeordnet worden ist. Nach Beendigung derselben wird Ihnen weitere Mittheilung zugehen.
Adressiert ist der Brief an einen Herrn I. R. Sihma der Firma Otto Köhsel & Sohn Nachfolger GmbH, welche bis heute Bestand hat und seit über 135 Jahren ein großer technischer Großhändler für Industriebedarfsprodukte ist." – Gefaltet; Adressblatt mit Ausschnitt vom Öffnen der Versiegelung.
Hochadel sowie Musik, Theater und Film
1 signiertes Porträt und 15 Albumblätter
Los 2490
Zuschlag
500€ (US$ 538)
Hochadel sowie Musik, Theater und Film. 1 signierte Porträt-Photographie und 15 Albumblätter mit insges. ca. 234 Signaturen auf losen Blättern aus einem Gästebuch. Meist 22 x 13,5 cm. Wien 1921-1937 und Oberstdorf 1945.
Reichhaltige Sammlung von Signaturen Angehöriger des europäischen Adels sowie einiger Schriftsteller, Musiker und Schauspieler. Unter anderen vorhanden: Wilhelm, Kronprinz von Preußen (1882-1951). Auf Karton gewalzte Porträt-Photographie mit eigh. Widmung u. U. "Wilhelm" auf dem Untersatzkarton. 28,5 x 19,5 cm (Bildgröße 16 x 11 cm). Oberstdorf 1945. - Die Aufnahme (Brustbild) des Kasseler Hof-Photographen Franz Langhammer zeigt den Kronprinzen im Halbprofil, in reich mit Orden dekorierter Uniform. Darunter die Widmung an den Dirigenten Hugo Balzer: "Meinem lieben Professor Balzer in Dankbarkeit für schöne Stunden. Wilhelm. Oberstdorf 1945." - Eingeheftet in einen kartonierten Umschlag des Ateliers. - Schönes Porträt. - Auf den Albumblättern: Jeweils diverse Angehörige der Fürstenhäuser Habsburg-Lothringen, Bourbon-Parma, Bourbon y Orléans, zur Lippe, Mecklenburg-Schwerin, Reuß, Starhemberg, Thun, Hohenlohe-Bartenstein, Windischgrätz, Thurn und Taxis, Markgrafen Pallavicini u. v. a. sowie Politiker wie Graf Coudenhove-Calergi, Reichswehrminister Otto Geßler und Ismael Sedky Pascha, Premierminister von Ägypten etc. - Die Schriftsteller Jakob Wassermann, Hermann Sinsheimer, Joseph Chapiro, Alfred Kerr, Siegfried Trebitsch u. a. - Die Komponisten und Sänger Julius Bittner, Franz von Hoesslin, Friedrich Klose, Walter Braunfels, Felix von Weingartner, Walther Kirchhoff, Carl Clewing, Wilhelm Rode, Rose Pauly u. a. - Die Theater- und Filmleute Werner Krauß, Ida Roland, Franz Herterich, Friedel Schuster, Dolly Haas, Gunnar Tolnaes und Fern Andra. - Ferner Gerhart Hauptmanns Sohn, der Maler Benvenuto Hauptmann.
Holstein in seiner Rolle als Intrigant
Holstein, Friedrich von (gen. Fritz v. H.), preußischer Diplomat, Wirkl. Geh. Legationsrat im Ministerium des Äußeren, Gegner Bismarcks, zog als "Graue Eminenz" die außenpolitischen Fäden im Hintergrund (1837-1909). Eigh. Brief m. U. "H". 101/2 S. Gr. 8vo. O. O. 7.X. (1891).
An Philipp Graf (später: Fürst) zu Eulenburg (1847-1921), den engen Vertrauten Kaiser Wilhelms II. Umfangreicher politischer Brief mit einer Fülle von Mitteilungen, Kommentaren und Empfehlungen zu einer Vielzahl von Personen, Ereignissen und Gerüchten, die er über Eulenburg indirekt zu steuern sucht. "... Wie die heutige Reise des R[eichs] K[anzlers] zu S[einer] M[ajestät] ausgefallen ist, weiß ich nicht. Der R K hat Marschall [d. i. Adolf Marschall von Bieberstein, Staatssekretär im Außenministerium] noch nicht rufen lassen u. M wollte nicht ungerufen hingehen. - Hoffentlich bewahrheitet Ihr Vetter [d. i. Botho zu Eulenburg, Oberpräsident von Hessen-Kassel, ein Jahr später preuß. Ministerpräsident] alles was Sie sagen - das erste wäre, daß er Herrfurth [d. i. Ernst Ludwig Herrfurth, der preuß. Innenminister] u. den ganz abgenutzten Semitenmischling Schelling [d. i. Hermann von Schelling, der preuß. Justizminister] beseitigte. - Hohenzollern [vielleicht Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen] wurde mir vom kleinen Kayser [d. i. Adolph Kayser, preuß. Jurist und Politiker] genannt, der sich auch nach Otto Stollberg [d. i. Otto Graf von Stolberg-Wernigerode, Minister des Kgl. Hauses, früher Reichs-Vizekanzler] bei mir erkundigte. Ich selber habe mit Puppen nie gut auskommen können; da waren mir immer Andre vor - Leute die das Wie und Warum verstehen, sind mir lieber - Gestern kam Hatzfeldt Trachenberg [d. i. Hermann III. Fürst von Hatzfeldt zu Trachenberg, Mitglied des preuß. Herrenhauses und des Reichstags] und erzählte mir, er vermuthe daß Arenberg [d. i. Franz von Arenberg, Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses und des Reichstags], der maaßlos wüthend sei, Sie in der Germania angreifen lassen werde, weil Sie in der Schulfrage einseitig berichtet hätten, lediglich auf Grund von Mittheilungen von Schauß [d. i. Friedrich von Schauß, Jurist, Bankier, Politiker] u. Fischer-Augsburg [d. i. Ludwig Alexander von Fischer, Bürgermeister von Augsburg] -
Ich sehe in der That, daß heute etwas der Art in der Germania steht, nur sind Schauß u. Fischer nicht mit Namen genannt - Eine Antwort scheint mir nicht nöthig, weil sie in München sind, um über ihre Eindrücke zu berichten ... Ich werde morgen mal mit Rößler und Fischer (Köln) [d. i. Anton Fischer, Weihbischof in Köln, später Kardinal] darüber reden - Merkwürdig ist aber, daß die Gegenpartei alles erfahren hat, was dem Kaiser gesagt u. geschrieben worden ist - das wirft ein eigenes Licht auf die kaiserl. Umgebung. Beobachten Sie die Dinge mal, ohne vorläufig etwas zu sagen - Vorgestern nach dem Diner haben zwei Centrumsleute, Ballestrem [d. i Franz Graf von Ballestrem, Mitglied des Reichstags für Oppeln] u. Porsch [d. i. Felix Porsch, Mitglied des Reichstags], den Adm[iral] Hollmann [d. i. Friedrich von Hollmann, Vizeadmiral und Staatssekretär im Reichsmarineamt] in die Ecke genommen u. ihn zu bewegen gesucht, er möge doch Seiner Majestät, die so auf die Herren von der Marine höre - von einer Politik abrathen, welche es dem Centrum unmöglich machen müsse, die Marineforderungen zu bewilligen - Hollmann hat natürlich abgelehnt - Ich wünschte, das Centrum lehnte den Kreuzer Pl ab. Das würde gut wirken ...". - Erteilt dann noch Ratschläge, wie sich Eulenburg in der Germania-Affäre verhalten solle, und bilanziert: "... Meines Erachtens werden Sie dadurch, daß die Germania Sie in den Vordergrund zerrt, zum Mittelpunkt der dortigen reichstreuen Elemente, und die Welt sieht außerdem, daß Sie noch etwas andres sind als l'ami du Roi." - Mit zwei Bleistift-Anmerkungen, wohl von der Hand des Empfängers. - Nicht in der Brief-Edition "Philipp Eulenburgs politische Korrespondenz" von John C. G. Röhl; somit möglicherweise bisher nicht veröffentlicht. - Aufschlußreicher, charakteristischer Brief des berüchtigten, verhängnisvoll im Hintergund agierenden Aktivisten der deutschen Außenpolitik.
Lübeck. - Jacopsen, Andreas. Urkunde über den Empfang eines Geldbetrages vom Rat der Stadt Lübeck für seine Dienste bei der Auslösung eines Schiffes aus den Ansprüchen des Königs von Dänemark. Niederdeutsche Handschrift auf Pergament mit angehängtem Wachssiegel. 22 Zeilen. 19 x 33,3 cm, mit Plika 23,5 x 33,3 cm. (Lübeck), am Tage nach St. Martin 1504.
Andreas Jacopsen bescheinigt dem Rat der Stadt Lübeck, dass er von den Stadträten und Kämmerern Jasper Hangen und Johannes Kergkunig den Betrag von 69 Mark und 12 Schilling erhalten habe, die ihm aufgrund der Angelegenheit mit dem Schiff des Hans Geverdes und den Ansprüchen des Königs von Dänemark zustanden. Auch eine zweite Zahlung von 13 Schilling und 5 Pfennig wird erörtert und ausführlich versichert, dass von ihm und seinen Erben für alle Zukunft in dieser Angelegenheit keinerlei weitere Ansprüche gegenüber dem Rat von Lübeck bestehen. - Um 1500 führte die Hansestadt Lübeck einen erbitterten Wirtschaftskrieg gegen Dänemark, seit die Stadt 1492 den "Pfundzoll" für ihren Hafen eingeführt hatte, und man schädigte sich gegenseitig durch Seeräuberei und Kaper-Aktionen aller Art. - Einschließlich Jacopsens Siegel gut erhaltene Lübecker Pergament-Urkunde.
Maria Theresia, Kaiserin von Österreich (1717-1780). Adelsbrief m. U. "Maria Theresia". Lateinische Handschrift in Schwarz und Gold auf Pergament. 1 S. Mit kalligraphischen Kopfzeilen und Wappenmalerei in Gold und vielen Farben. Quer-imperial-folio. Mit großem angehängten Siegel in gedrechselter Holzkapsel (Durchmesser 16,5 cm) an mehrfarbiger Kordel. O. O. 1769.
Erhebung der ungarischen Brüder Martin und Stephan Petöcz sowie des letzteren Söhne Stephan und Ladislaus in den erblichen Adel. Mit ausführlicher Darstellung ihrer Verdienste, ihrer neuen Privilegien und - etwa ein Viertel des Textes einnehmend - der Aufzählung der zustimmenden Repräsentanten des österreich-ungarischen Kaiser- und Königsreiches. Große und prächtige, einschließlich des Siegels sehr gut erhaltene Pergament-Urkunde mit schöner Wappenmalerei. - Gefaltet.
Minden. - Friedrich I., König in Preußen, hier noch als Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg (1657-1713). Urkunde in seinem Namen, unterzeichnet von Wilhelm Heinrich von Danckelman. Deutsche Handschrift auf Pergament. 1 S. Mit angehängtem Lacksiegel in gedrechselter Holzkapsel (Durchmesser 8 cm). Quer-folio. Minden 18.V.1695.
Lehensbrief für Thedel Johann von Bothmer, d. h. Erneuerung des einst dem Leopold von Bothmer erteilten Lehensbriefes. Mit Angabe der Ländereien und deren Einkünfte: "... mit dem Korn- und schmalen Zehendten zu Eckeloh bey der Hudemühlen, dem Korn- und schmalen Zehenden zu Grethem, beede im Fürstenthumb Lüneburg Zellischen Theils Amts Ahlden belegen, mit aller zu behörung und gerechtigkeit, fort mit dem halben Zehenden zu Stokheimb an der Leine, mit allen zu behörungen und abnutzungen, nichtes davon ausbescheiden, allermaßen denselben Christoff von Ahlden zu Böhme hiebevor in Besitz gehabt und mit des Bischoffen Herrn Christian Hertzogen zu Braunschw. und Lüneb. Ld. und eines würdigen Thumbkapituls zu Minden Consens sub dato Petershagen den 8. August 1601 ... an den Abten zu St. Michaelis binnen Lüneburg, ehrn Cordten von Bothmer hiebevor verkaufft, und er in ruhigem besitz gehabt" (etc.). - Der unterzeichnende Wilhelm Heinrich Reichsfreiherr von Danckelman (1654-1729), Geheimrat und preußischer Kanzler in Minden, gehörte als jüngster zu dem vielfach angefeindeten "Danckelmanschen Siebengestirn", sieben Brüdern, die alle hohe Ämter im brandenburg-preußischen Staat bekleideten und den Kurfürsten/König entsprechend beeinflussen konnten. Wie 1697 der berühmte Eberhard von Danckelman wurde 1698 auch Wilhelm Heinrich der Korruption beschuldigt, und es wurde eine Untersuchung wegen Münzvergehen, Annahme von Geschenken und Unregelmäßigkeiten bei der Kammer- und Kontributionsverwaltung angestellt, doch offenbar ohne dass sich die Vorwürfe bestätigten. - Mehrfach gefaltet; die Siegelkapsel ohne Deckel; sonst einschließlich des Siegels gut erhaltene Pergament-Urkunde.
Friedrich Wilhelm I., König von Preußen
Pergament-Urkunde Minden 1718
Los 2496
Zuschlag
150€ (US$ 161)
- Friedrich Wilhelm I., König von Preußen, der "Soldatenkönig" (1688-1740). Urkunde in seinem Namen, unterzeichnet vom preußischen Statthalter v. d. Osten. Deutsche Handschrift auf Pergament. 1 S. Mit angehängtem Lacksiegel in gedrechselter Holzkapsel (Durchmesser ca. 8 cm). Quer-folio. Minden 15.XII.1718.
Lehensbrief für Levin Christoph von Bothmer. Erneuerung der Belehnung mit denselben Immobilien und Rechten wie 1695 Thedel Johann von Bothmer: "... mit dem Korn- und schmalen Zehendten zu Eckeloh bey der Hudemühlen, dem Korn- und schmalen Zehenten zu Grethem, beyde im Fürstenthumb Lüneburg Zellischen Theils Amts Ahlden belegen, mit aller zu behörung und gerechtigkeit, fort mit dem halben Zehendten zu Stokheimb an der Leine, mit allen zu behörungen und abnutzungen ...". - Mehrfach gefaltet; die Siegelkapsel ohne Deckel; sonst einschließlich des Siegels gut erhaltene Pergament-Urkunde.
Paneuropa-Kongress Wien 1926. 2 Albumblätter mit 14 Signaturen prominenter Teilnehmer. Jeweils auf ein größeres Blatt montiert. 4 S. Mit 1 mont. Orig.-Photographie (12 x 17 cm) und Stempel "I. Paneuropa-Kongress Wien 3.-6- Okt. 1926". Quer-4to (18 x 23 cm). Wien 1926.
Mit den eigenhändigen Signaturen von Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi (politischer Schriftsteller, Aktivist für europäische Einigung), Ida Roland Coudenhove (seine Gemahlin, Schauspielerin), Alexander F. Kerensky (russ. Politiker, zeitweilig Kriegs- und Marineminister), Karin Michaelis (dän. Schriftstellerin und Journalistin), Arthur Schnitzler (österr. Schriftsteller), Bronislaw Huberman (poln. Violinist), Ignaz Seipel (österr. Bundeskanzler), Paul Löbe (Reichstagspräsident), Julius Wolf (österr. Nationalökonom) u. a. - Das Foto zeigt Delegierte auf einer Tribüne; ein weiteres, hier beigegebenes Foto (Ränder lädiert) zeigt wohl ebenfalls Delegierte, hier jedoch im Festsaal eines Schlosses.
[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.
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