153050

Lose pro Seite


Lot 2420, Auction  120, Rommel, Dietrich Christoph von, Albumblatt 1854

Rommel, Dietrich Christoph von
Albumblatt 1854
Los 2420

Zuschlag
100€ (US$ 108)

Details

Rommel, Dietrich Christoph von, hessischer Historiker, Professor für Geschichte und Philologie in Marburg, Verfasser einer 10bändigen Geschichte Hessens, Kurfürstl. Hess. Staatsrat, Direktor des Hof- und Staatsarchivs, der Landesbibliothek und des Landesmuseums in Kassel (1781-1859). Eigh. Albumblatt m. U. "Chr. v. Rommel, Kurf. Hess. Staats Rath". 1/2 S. Quer-gr. 8vo. O. O. 4.VIII.1854.
"Keine Hoffnung wird zunichte / einem Forscher der Geschichte." - Hübsches Motto für einen Autographensammler. Vielleicht bezieht sich der Spruch auf den äußerst unbeliebten, reaktionären Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. von Hessen-Kassel, der jedoch erst 1866 abdanken mußte. - Beiliegend ein an den Oberbibliothekar Philipp Halm in München adressierter Briefumschlag eines unbekannten Autors.

Lot 2421, Auction  120, Seebach, Karl von, Brief über den Krieg 1866

Seebach, Karl von
Brief über den Krieg 1866
Los 2421

Zuschlag
1.400€ (US$ 1,505)

Details

"eine Einigung Deutschlands werde nie Erfolg haben"
Seebach, Karl von, Geologe, Mittelamerika-Reisender, Professor für Geologie und Paläontologie in Göttingen, erster Direktor des dortigen gleichnamigen Instituts (1839-1880). Eigh. Brief m. U. "K v Seebach". 8 S., eng beschrieben. 2 Doppelbl. Gr. 4to. (Göttingen) 15.XI.1866.
Durchgehend in Kleinschrift an einen "lieben, alten Gönner und Freund", wahrscheinlich den Staatsrechtler und Rechtshistoriker Hermann von Schulze-Gaevernitz (1824-1888) in Breslau, den er schon während seiner Jugend in Weimar kennengelernt hatte. Sehr umfangreicher und interessanter Brief über die aktuellen politischen Ereignisse: Preußens Krieg gegen Hannover und dessen Annexion, geschildert aus dem Zentrum der Geschehnisse, da Seebach auch mit der welfischen Königsfamilie befreundet war. "... konnte ich mir nicht verhehlen, welch wesentlichen einfluß Ihr umgang u. Ihre politische meinung auf die basis meiner politischen auffassung gehabt hat. War ich dereinst Ihr zuhörer im völkerrecht, so bin u. bleibe ich stets Ihr politischer schüler u. darf bei dieser gelegenheit wohl nicht ohne renommage sagen, daß ich in dieser richtung mir nicht nur einige anerkennung sondern auch einen gewissen einfluß wenigstens in dem jüngeren kreise erworben habe ... Am verhängnißvollen tage der bundesabstimmung war ich mit dem jüngsten Prinzen Solms, einem neffen des Koenigs Georg, spatzieren gefahren; als wir nach haus kamen, um bei ihm zu diniren, war die noch nicht angekommen. 'Das ist das schlimmste unglück, was hannover treffen kann', sagte er. Am abend war ich mit Waitz in einer kleinen gesellschaft. Er brachte einen kurzen toast aus: 'Der Deutsche bund hat factisch aufgehoert zu existiren, lassen Sie uns hoffen, daß die D. nation den bund überlebt!' Zwei tage spaeter war der Koenig hier. Die armee war gar nicht vorbereitet; es fehlte an munition, an generalstabskarten, verproviantirung, kurz an allem, was von oben kommt, nur die soldaten selbst waren gut. Ein, höchstens 2 regimenter Preußen wären damals genügend gewesen, durch einen handstreich alles zu enden.
Nachdem ich mich einmal davon gemokelt, mußte ich das 2te mal beim Koenig diniren. Nach tisch sprachen wir über politik. Er hatte gar keine ahnung von den bedürfnissen des volks. Eine einigung Deutschland[s] widerstreite dem historischen gefühl der Deutschen u. werde nie erfolg haben. Auf die preußische regierung sprach er in einem ziemlich schimpfenden tone; und doch hat er noch mehr sinn für die nationale seite als für die innere entwickelung. Er ist vielleicht der absolutistischste, bloß seinen eigenen eingebungen folgende Fürst in Europa, Napoleon, die 'unschuldige Isabella' u. den Kurfürsten nicht ausgenommen. Er dauerte mich, denn im persönlichen umgang war er sehr liebenswürdig u. für mich die kgl. familie trotz meiner bekannten od. doch halb bekannten häresie sehr gütig. Der sturz der Welfen ist für meine persönlichen verhältnisse ein harter schlag gewesen.
Die unwahrscheinlichsten gerüchte cursirten u. wurden geglaubt. Nur wenige männer behielten damals den verstand oben; koehlerglauben hier, hyperkritik dorthin war herrschend ... Meine achtung vor dem Deutschen durchschnittsgelehrten als mensch ist immer nur eine bedingte gewesen, jetzt koennte ich in manchen faellen fast von verachtung reden. Zwei tage nach der ankunft des Koenigs Georg sollten die Bayern bei Witzenhausen stehen; wer sie nicht kennte! Dann sollte die Engl. Canalflotte vor den Nordseehäfen stehen, dann bald Frankreich, bald Rußland mit intervention drohen u. endlich die Oesterreicher schon bei Goerlitz stehen. Alles wurde geglaubt. - Nach 8 tagen, nachdem man erst sich noerdlich von Göttingn bei Nörten hatte verschanzen u. schlagen wollen u. dann am Harz in der gegend von Goslar hatte position nehmen wollen, ging die armee u. der Koenig nach Süden, wohl geordnet u. ziemlich gut versorgt, aber noch immer ziemlich rathlos in den spitzen. Der aufbruch geschah in aller stille! Die darauf folgende zeit war für uns eine schwere, die ich wohl nicht vergessen werde ...
11/2 tage nach der abreise Sr. Majestät als ich gerade auf der Weender-straße war, ritten die ersten vedetten zum thore herein, westphälische Husaren. Ein preußischer Student war zu Goeben geritten u. hatte den abzug gemeldet. Eine preußische truppenabtheilung folgte nun der andern; die zerstörten Eisenbahnstrecken wurden wieder hergestellt; der mangel an lebensmitteln, der anfing, sich fühlbar zu machen, hoerte wieder auf ... mehrfach hatte ich gelegenheit, mit höheren preußischen officieren zu verkehren, die mir versicherten, daß wenn die Hannoveraner über Thüringen gegangen seien, sie durchkommen würden. Daß das erstere der fall war, wußte ich positiv, daß sie aber nicht durchkamen, ist nur dem magel an entschlossenheit hohen u. höchsten ortes zuzuschreiben. Die perversität u. kopflosigkeit war aber hier von anfang so groß, daß es in der That schwierig ist, den öfters aufgetretenen verdacht eines directen verraths einflußreicher personen in der nächsten nähe des Koenigs ganz fallen zu lassen. - Unterdessen erzählte man sich hier die größten fabeln von siegreichen treffen der Hannoveraner u. als mehrere [preußische] bataillone den befehl einer rückgängigen bewegung bekamen, um zu einer vollständigen Zernirung via Halle nach Thüringen zu fahren, erzählte man mit behagen von einer revolution in Berlin; die stadt sollte an den gewöhnlichen 7 punkten gleichzeitig brennen. Da kam als kaltes bad erst die nachricht von dem gefecht bei Langensalza u. dann von der Capitulation ...". -
Diese Schilderungen, versehen mit Seebachs sarkastischen Kommentaren, erstrecken sich noch über 3 weitere Großquart-Seiten des Briefes und bilden in ihrer Gesamtheit eine kompakte und authentische Chronik des "deutschen Krieges", wie Fontane ihn nannte und wie er diese sicherlich gern für sein Buch verwendet hätte. Jedenfalls verdient Seebachs prachtvoller Brief auch heute noch eine vollständige Veröffentlichung. - 2 kleine Heft-Löcher und einige Anstreichungen von der Hand des Nationalökonomen Gerhart von Schulze-Gaevernitz, Sohn des Adressaten.

Lot 2422, Auction  120, Semler, Johann Salomo, Brief 1786 an einen Kollegen

Semler, Johann Salomo
Brief 1786 an einen Kollegen
Los 2422

Zuschlag
240€ (US$ 258)

Details

Semler, Johann Salomo, ev. Theologe, Professor in Halle, Mitbegründer der Aufklärungs-Theologie und der histor.-krit. Bibelwissenschaft (1725-1791). Eigh. Brief m. U. "J S Semler". 31/2 S. Doppelblatt. 4to. Halle (Saale) 2.II.1786.
An einen Geistlichen, den er mit "Hochgeschäzter Gönner" und "Hochwürden" anredet. Ausführlich über Inhalt und Zweck seiner neuesten Publikation (allein im Jahr 1786 waren es mindetens 9), grundsätzlich über religiöse Auffassung und Bibelübersetzung. - Etwas gebräunt und gering fleckig.

Lot 2424, Auction  120, Treitschke, Heinrich von, 12 Briefe + Beilagen

Treitschke, Heinrich von
12 Briefe + Beilagen
Los 2424

Zuschlag
1.600€ (US$ 1,720)

Details

"Berliner Universitäts-Misere"
Treitschke, Heinrich von, Historiker, einflußreicher nationalliberal-politischer Publizist und Mitglied des Reichstags, Ordinarius in Kiel, Heidelberg und Berlin, dort als Nachfolger Rankes auch offizieller Historiograph des preußischen Staates (1834-1896). 12 eigh. Briefe m. U. "Treitschke". Zus. ca. 38 S. Gr. 8vo. Heidelberg und Berlin 1870-1878.
Sehr gehaltvolle Briefreihe an den Staatsrechtler und Rechtshistoriker Hermann von Schulze-Gaevernitz in Breslau. Nachdem dieser ihm den ersten Band seines Werkes "Das preußische Staatsrecht - auf Grundlage des deutschen Staatsrechts" übersandt hat, eröffnet Treitschke eine Korrespondenz, die sich sporadisch über 8 Jahre erstreckt. Bei Beginn des Deutsch-Französischen Krieges schreibt er: "... Ich habe mich herzlich der eigenthümlichen und fruchtbaren Behandlung gefreut, die Sie zum ersten Male dem preußischen Staatsrechte angedeihen lassen ... Ich freue mich auch, fast in allen wichtigen Fragen mit Ihnen übereinzustimmen ... Dieser herrliche, gräßliche Krieg wird unter anderem Segen auch die gute Folge nach sich ziehen, daß der monarchische Sinn erstarkt, der Doctrinarismus im Preise sinkt, und die von Ihnen vertretene maßvollere und tiefere Staatsanschauung mehr Anhänger gewinnt ... Die nächste Sorge gilt jetzt dem Friedensschlusse: Elsaß und Lothringen müssen preußisch werden, sonst erreichen wir keinen Zustand dauerhafter Sicherheit. Ich habe soeben über diese Frage einen Jahrbücher-Aufsatz geschrieben [gemeint sind die "Preußischen Jahrbücher"] ... Es ist ein Irrthum, wenn man im Norden glaubt, das werde Zwietracht im Süden erregen. Die Stimmung in Süddeutschland ist vortrefflich, die patriotische Gesinnung wunderbar stark, so daß jeder Widerstand verstummen muß. Die besseren süddeutschen Blätter sprechen das bereits offen aus [Heidelberg 2.IX.1870] ... Ich denke die Drohung, die ich im Frühjahr gegen Sie ausstieß, wirklich auszuführen und das schlesische Land durch meine Gegenwart unsicher zu machen ... Mein ungefährer Plan ist, von Hirschberg ein paar Tage ins Gebirge zu gehen, dann, nach einem Abstecher in die Grafschaft Glatz, nach Breslau zu fahren, von dort Oberschlesien und Krakau zu sehen. Jedenfalls bitte ich Sie, mir zu sagen, wo Sie zu finden sind, ferner ob und wie man die Breslauer Bibliothek während der Ferien benutzen kann [Heidelberg 13.VIII.1871] ... der Setzer, der leider schon längst eine Großmacht in meinem Leben geworden ist, verfolgt mich selbst in diese Berge. Ich muß hier fest sitzen, bis ein schweres Stück Mscpt für die neue Auflage meiner Aufsätze vollendet ist, und leider ist es gerade das widerwärtige Thema des zweiten Kaiserreichs, was mich plagt ... Doch hoffe ich Sie jedenfalls in Breslau zu sehen und dort auch einige Rathschläge für Oberschlesien zu erhalten [St. Märgen, Schwarzwald, 29.VIII.1871] ... Der Breslauer Tag war doch sehr hübsch, es thut einem so wohl nach unstätem Wandern ein gastliches Haus zu betreten. Für Ihr Staatsrecht werden wir sicher einen tüchtigen Referenten finden; ich selber muß mir alle Besprechungen verbieten, wenn meine langsame Feder nicht ganz auf das Produciren verzichten soll ... ich sammle literarisches Material zu meinen archivalischen Notizen über die preußischen Verfassungsversuche und erschrecke über die Armseligkeit der staatsrechtlichen Literatur. Hat wohl Jemand auch nur versucht, über die Stein-Hardenbergschen Reformen etwas Gründliches zu schreiben? ... Wie freue ich mich über Mühlers Fall. Wir haben ein sonderbares parlamentarisches System, doch zuletzt setzt das Parlament seinen Willen durch. Ich mache mir keine Illusionen; die heillosen Mißstände in der Kirche sind nicht durch einen Mann verschuldet, nicht durch einen Mann zu heben. Aber ernsthafte Fürsorge für Kunst und Wissenschaft und eine consequente Haltung Rom gegenüber erwarte ich immerhin, und diese friedlichen Kulturaufgaben Preußens liegen mir verschrieenem Kriegsfanatiker gar sehr am Herzen [Heidelberg 18.I.1872] ... Ich schreibe jetzt an einigen Specialuntersuchungen für meine Deutsche Geschichte ... Diese Arbeiten sind so zeitraubend, daß ich diesmal dem Reichstage nur auf wenige Tage beiwohnen konnte. Ich hätte auch in den öden Plenarverhandlungen wenig nützen können ... An dem Jesuitengesetze hab' ich wenig Freude, wenngleich ich seine Nothwendigkeit einsehe [Heidelberg 9.VI.1872] ... Ich will für das Januarheft einen kurzen Artikel über die preußische Krisis schreiben und darin auch Einiges über die Reform des Herrenhauses sagen. Zu anderen Zeiten wäre ich mit einem so großen Erfolge, wie die Kreisordnung, vollauf zufrieden. Heute scheint mir ein rascheres Fortschreiten, eine baldige Reform des Herrenhauses dringend wünschenswerth ... Die Clique Victoria, Stosch, Usedom wünscht Verschiebung der Sache, damit unter dem neuen Kaiser die völlige Austreibung der Aristokratie, die Umwandlung des Hauses in einen Beamten-Staatsrath mit Zuziehung gewählter Höchstbesteuerter möglich werde. Ich würde das tief beklagen; die wirklich aristokratischen Elemente, die wir besitzen, dürfen dem Staate nicht verloren gehen. Mein Gedanke wäre etwa: Beseitigung der Alten und Befestigten sowie der Grafenverbände, so daß die wirkliche Aristokratie und die Spitzen des Beamtenthums, Civil und Militair im Hause blieben ..." [Heidelberg 23.XII.1872].
"... wollen Sie so liebenswürdig sein, mir sogleich mit einigen Worten zu sagen, was Sie von Erdmannsdörffer's Lehrthätigkeit wissen? Er ist mein Freund, ich schätze ihn sehr und halte ihn unter den jüngeren Historikern fast für den feinsten Kopf; aber über sein Lehrtalent fehlen mir sichere Nachrichten ...". Bei positiver Auskunft wolle er ihn auf die Vorschlagsliste für die eigene Nachfolge in Heidelberg setzen, da er selbst ja nach Berlin gehe. "... Wie schwer wird mir der Abschied! Und wie sicher weiß ich leider, daß mein Kommen an der Berliner Universitäts-Misere nichts ändern wird! Gleichwohl glaub' ich, daß ich mich nicht versagen durfte, und Mommsen's Fahnenflucht beirrt mich nicht in dieser Meinung ..." [Heidelberg 23.XI.1873]. - 1875 entschuldigt er sich für eine verspätete Danksagung: "... Ich habe aber zum ersten male erfahren, was eine Berliner Carnevalszeit für einen thätigen Mann bedeutet. Man kommt vor lauter Gesellschaften nicht zu Athem, wenn man seine akademischen und literarischen Pflichten nicht vernachlässigen will ...". Beklagt sich dann über in- und ausländische Kollegen, die ihm bei seinen Buchprojekten ins Gehege kommen [22.IV.1875]. - 1877 beschäftigt er sich mit Schulze-Gaevernitz' Übersiedlung nach Heidelberg, gibt Hinweise und Empfehlungen für dortige Verhältnisse und Kollegen [Berlin 27.XI.1877]. - Im Januar 1878 schreibt er: "... aus den heutigen Zeitungen sehe ich soeben, daß Sie noch einmal die Weltstadt unsicher machen. Da möchten wir Ihrer doch gern habhaft werden und fragen freundlichst an, ob Sie nicht am Samstag (Berlinisch: Sonnabend) mit Stauffenbergs ... bei uns essen wollen ... [Berlin 30.I.1878]. - Der Historiker Treitschke steht seit längerer Zeit in schlechtem Ruf wegen seines berüchtigten, in einem Aufsatz geäußerten Ausspruchs: "Die Juden sind unser Unglück"; er war allerdings kein fanatischer, mörderischer Rassist im Sinne der Nazis, sondern sah eine Gefahr in der wachsenden Zuwanderung und Einflußnahme eines Volkes mit eigener Kultur und starkem Zusammengehörigkeitsgefühl in wichtigen Bereichen der Gesellschaft, so dass er eine vollständige Assimilation der Juden in Deutschland anstelle ethnischer und religöser Gruppenbildung und Abschottung forderte. Er bewegte sich damit allerdings im Rahmen der damals in ganz Europa grassierenden antisemitischen Tendenzen. - Der immense Erfolg seiner zeitbedingt patriotischen und monarchistischen, aber sehr kenntnisreichen Bücher und Vorlesungen wird auch aus dem lebensnahen, lebhaften und pointierten Stil seiner Briefe erklärbar. - 2 Briefe etwas fleckig, 2 andere mit Büroklammer-Rostspur; die meisten Briefe mit Bleistift-Anstreichungen vom Sohn des Empfängers, Gerhart von Schulze-Gaevernitz. - Beiliegend typographische Abschriften von 16 umfangreichen Gegenbriefen (1871-1886) des Briefpartners Hermann von Schulze-Gaevernitz an Treitschke. - Reiches und wertvolles Material zur preußischen Wissenschafts- und Zeitgeschichte nach der Reichsgründung.

Lot 2427, Auction  120, Willstätter, Richard, Brief 1932

Willstätter, Richard
Brief 1932
Los 2427

Zuschlag
240€ (US$ 258)

Details

Willstätter, Richard, dt. Chemiker, Nobelpreisträger, Ordinarius in München, emigrierte 1939 in die Schweiz (1872-1942). Eigh. Brief m. U. "Willstätter". 1/4 S. 4to. München 25.I.1932.
An die Frau des Münchener Mathematikers und Physikers Arnold Sommerfeld.
"... Ihr lieber Brief ist so gütig und verstehend, aber ich bin dagegen klein und schwach und betrübt. Es ist so natürlich und leicht, zu lieben und zu hassen, und es ist schwer, übermenschlich und weise zu sein. Aber ich will von der Schönheit Ihrer Empfindungen und Gedanken und des Gedichtes zu lernen suchen ...". - Willstätter sah sich um diese Zeit in München zunehmenden antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt.

Lot 2428, Auction  120, Alexandre, Prince de Gonzaga, Brief 1844 an die Augsburger Allg. Zeitung

Alexandre, Prince de Gonzaga
Brief 1844 an die Augsburger Allg. Zeitung
Los 2428

Zuschlag
190€ (US$ 204)

Details

Brief eines Hochstaplers
Alexandre, "Prinz von Gonzaga und Castiglione, Herzog von Mantua", Hochstapler poln. Herkunft, Betrüger, Verkäufer falscher Ritterorden, in Frankreich und England in den 1840er Jahren aktiv. Eigh. Brief m. U. "Alexandre, Prince de Gonzaga, Duc de Mantone". In franz. Sprache. 3 S. Mit einem Wappen in Blindprägung. Gr. 4to. Boulogne-sur-mer 21.IV.1844.
Umfangreicher Brief an die Redaktion der Augsburger Allgemeinen Zeitung, die am 1. April 1844 im Rahmen einer Geschichte der Familie Gonzaga auch den angeblichen "Prinzen Alexandre" behandelt, dessen Echtheit im Gothaer Genealogischen Kalender zuerst bezweifelt und dessen Name dann dort wieder entfernt wurde, der in anderen ernstzunehmenden Spezialwerken auch nicht nicht existiert, so dass die Allgem. Zeitung den Adel des "Prinzen" als unglaubwürdig hinstellt. Gegen diesen Artikel wendet sich Alexandre im vorliegenden umfangreichen Brief und präsentiert eine Vielzahl genealogischer Linien und Personen seit 1433, die seine Gonzaga- und Castiglione-Herkunft beweisen sollen. - In Frankreich legte er sich noch diverse weitere Adelstitel zu und trat mit dem Verkauf von teuren Mitgliedschaften in falschen Ritterorden ("Orden der Erlösung", "Verdienstorden der Hingabe") in Erscheinung, bis er 1853 in Paris angeklagt und verurteilt wurde, aber seine Aktivitäten nicht ganz einstellte. - Beiliegend der genannte Artikel der Augsburger Allgemeinen Zeitung. - Interessantes Kuriosum.

Lot 2429, Auction  120, August, Kurfürst von Sachsen, Brief zur Schaffung von Religionsfrieden 1569

August, Kurfürst von Sachsen
Brief zur Schaffung von Religionsfrieden 1569
Los 2429

Zuschlag
300€ (US$ 323)

Details

"das beschwerliche schmehen und schelten"
August, Kurfürst von Sachsen (1526-1586), und Johann Wilhelm, Herzog von Sachsen-Weimar (1530-1573). Gemeinschaftsbrief an einen Fürsten. Zeitgenössische Abschrift von Kopistenhand. 71/2 S. Folio. Fadenheftung. Dresden 15.III.1569.
Umfangreicher Gemeinschaftsbrief an einen befreundeten Fürsten, in dem sie den Unfrieden unter den protestantischen Theologen und Richtungen beklagen und ausführliche Vorschläge und Pläne zur Beilegung der ewigen Streitereien unterbreiten. Sie seien überzeugt, dass er mit ihnen einig sei, "auf mitel und wege zu trachten, das die ergerliche Spaltung und Uneinigkeit der Theologen und Kirchendiener, so nun vil Jar her geweret, auffgehoben, und das beschwerliche schmehen und schelten bey denen so sich desselben in E. L. Landen wider unser Kirchen und schul gebrauchen, auffgehoben und abgewendt würde ...". Man habe ja auch schon mit Maßnahmen begonnen: "... es haben E. L. ferner die gesantten unnd Räthe als Eberhardt von der Thann und Hans Veitten von Eberniß zu Uns gegen Dresden geschikt und freundlich bey Uns anbringen unnd suchen lassen, das wir zu Beilegung solchen Kirchengezenck Unser beyder seits Theologen unnd Politische Rathe zusammen ordern, und dieselben von ettlichenn strittigen artickeln Christlich, freundlich und schedlichen reden und collegieren lassen wolten ...". Es werden nun auf 7 Folioseiten diese Religionsgespräche und die Themen und Ursachen der Streitereien eingehend beschrieben und analysiert. Als Fazit wird der Fürst ersucht, die Schimpf- und Schmähreden der Geistlichen von der Kanzel zu verbieten und alle Geistlichen zur Rechenschaft zu ziehen, die "... nicht allein Uns und Unsern Landen Kirchen und schulen felschlich bezichtigen, sondern auch mit ... vergessentlicher tadelung, und Verwerffung der Augspurgischen Confession (so durch den D. Luther seligen übersehen und von euer Lieb Herrn Vatern seligen selbst und andern Chur und Fürsten als recht und unverfelscht gehalten, und auf Colloquien Rechts an andern tagen wider die Pablichen verfertiget und verantwordt ist worden ...". - Es zeigt sich hier, dass das nach Luthers Tod in verstärktem Maße ausbrechende Theologengezänk die Fürsten nicht kalt ließ, sondern man Versuche unternahm, Frieden zu stiften, was aber, wie wir wissen, auch in den nächsten 80 Jahren nicht gelang. - Die Heftung z. T. gelöst.

Lot 2430, Auction  120, Benedikt XIV., röm. Papst, Bulle 1755

Benedikt XIV., röm. Papst
Bulle 1755
Los 2430

Zuschlag
260€ (US$ 280)

Details

Benedikt XIV., röm. Papst (1675-1740-1758; ursprüngl. Prospero Lorenzo Lambertini). Bulle. Latein. Handschrift auf Pergament. Mit 7 großen Initialen (Blattwerk) auf den Rändern und der Plica. Quer-kl. folio. (Rom) Januar 1755.
Recht umfangreicher Text: Päpstlicher Dispens, betreffend die Heirat von Charles Maurice Dubouzet, Marquis des Poudenas, mit Jeanne Françoise de Gillet de Lacaze. Mit diversen Gegenzeichnungen päpstlicher Beamter. - Der im längsten Conclave der Neuzeit (6 Monate) gewählte Papst zeigte Reformgeist und großes politisches Talent; er schloß Konkordate mit mehreren Mittelmeerstaaten ab und stellte sogar ein gutes Verhältnis zu Preußen her, indem er als erster Papst dessen Königtum anerkannte. Entsprechend schlecht war lediglich sein Verhältnis zu Österreich. Benedikt war geistreich, ja gelehrt auf vielen Gebieten, so daß er sich auch die Achtung von Nichtkatholiken und Kirchenfeinden wie Voltaire zuzog, der ihm seine Tragödie „Mahomet“ widmete. - Ohne das Bleisiegel.

Album Amicorum
der Kadettenanstalt in Berlin
Los 2431

Zuschlag
1.600€ (US$ 1,720)

Details

Berlin. - Album Amicorum eines Zöglings der Königl. Preußischen Kadettenanstalt in der Neuen Friedrichstraße in Berlin. 91 Bl., davon 87 einseitig beschrieben oder illustriert. Mit einem chromolithographisch illustrierten Vorblatt und 31 Abbildungen in Deckfarbenmalerei, Aquarell, Federzeichnung, Farb- und Bleistiftzeichnung sowie weiteren Techniken. Ferner die meisten Textbeiträge mit - oft figürlichen - Zier-Initialen. Quer-gr. folio (34 x 67 cm). Schwarzbrauner Lederband d. Z. (Kanten etwas berieben; Deckel leicht beschabt und bekratzt) mit reicher Vergoldung auf beiden Deckeln und dem Rücken, der goldgepr. Aufschrift „Zur Erinnerung an die 4. Compagnie des Königl. Kadetten-Corps in Berlin“, Innenkantenvergoldung, Goldschnitt und Seidenmoireevorsätzen. Mit einer federverstärkten Messingschließe. (Berlin 1859).
Prächtiges Album aus dem größten der damals 4 preußischen Kadettenhäuser (später die preußische Hauptkadettenanstalt in Lichterfelde), in die für die Offizierslaufbahn bestimmte Schüler zwischen dem 10. und 15. Lebensjahr aufgenommen wurden. Die große Mehrheit der im vorliegenden Album vertretenen Kadetten entstammt bekannten deutschen - meist preußischen - Adelsfamilien, z. B. von Delitz, Derschau, Glümer, Gaudy, Heydekampf, Naurath, Below, Holwede, Fragstein, Dalwigk, Oppelt, Kottwitz, Zansen-Osten, Schwerin, Thümen, Rohr, Koschitzky, Grone, v. d. Gröben-Ponarien, Richthofen, Platen, Wickede, Treusch von Buttlar, Ahlefeldt, zu Dohna, Kleist, Frankenberg, Lützow etc. Diverse Namen kommen zwei- oder mehrfach vor, weil Brüder verschiedenen Alters die Anstalt besuchten. Einer der wenigen bürgerlichen Beiträger ist der spätere Oberstleutnant Paul Sombart (1842-1908). Alle Beiträger hatten ein Gedicht oder ein Bild abzuliefern. Da die Schüler zu Schönschrift angehalten wurden und diese im Album mustergültig anwendeten, läßt die jeweilige Schrift wie auch die Unterschrift erst wenig persönliche, charakteristische Züge erkennen. Doch ist fast jedes Gedicht (manche Blätter teilen sich zwei Schüler) mit einer kunstvollen Vignette in Federzeichnung versehen, die öfter thematisch oder als Karikatur humoristischen Charakter zeigt. Die großen Blätter (oft signiert) zeigen Eindrücke aus dem Militärbereich (Kasernenhof-Drill, Schlachtenszenen, Kasernenstube, Turngeräte), aber auch Blumen, Frauen, Trachten und Veduten wie die prächtigen Kadettenhäuser in Berlin und Bensberg oder Klopstocks Grabmal in Ottensen. Manche Blätter von beachtlicher künstlerischer Qualität. - 2 Bl. lose; die Heftung stellenweise gelockert; insgesamt ein gut erhaltenes, prächtiges Zeugnis von Lehre und Atmosphäre der größten preußischen Kadettenanstalt und ihrer Zöglinge noch vor Beginn der deutschen Einigungskriege in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts.

Lot 2434, Auction  120, Krausnick, Heinrich Wilhelm, Signierter Berliner Bürger-Brief

Krausnick, Heinrich Wilhelm
Signierter Berliner Bürger-Brief
Los 2434

Zuschlag
400€ (US$ 430)

Details

- Krausnick, Heinrich Wilhelm, preuß. Jurist, ab 1834 Oberbürgermeister von Berlin, Mitbegründer des Vereins f. d. Geschichte Berlins, Mitglied des Herrenhauses (1797-1882). Eigh. Signatur "Krausnick" auf einem gedruckten Bürger-Brief. 1 S. Mit dem Berliner Stadtwappen in Blindprägung. Doppelblatt. Folio. Berlin 25.IX.1839.
Bürgerbrief für den Glaser Robert Gustav Meisnitzer, der zum "hiesigen Bürger angenommen" wird. Er mußte den Eid leisten, dass er dem König "unterthänig, treu und gehorsam sein, meinen Vorgesetzten willige Folge leisten, meine Pflichten als Bürger gewissenhaft erfüllen und zum Wohl des Staats und der Gemeine, zu der ich gehöre, nach allen meinen Kräften mitwirken will". - Ein solches Dokument wäre vielleicht heute nützlicher denn je. - Mit schöner Wappenprägung. - Querfalte.

Lot 2435, Auction  120, Schreckenstein, Ludwig Roth von, Operationsplan zur Revolution 1848

Schreckenstein, Ludwig Roth von
Operationsplan zur Revolution 1848
Los 2435

Zuschlag
750€ (US$ 806)

Details

1848: Plan zur Niederschlagung eines neuen Volksaufstandes
- Schreckenstein, Ludwig Roth von, preuß. Kavallerie-General und Kriegsminister (1789-1858). Brief m. U. "Der Kriegs-Minister Frhr v. Schreckenstein" (zeitgenöss. Abschrift) mit beiliegendem Operationsplan zur Niederschlagung von Revolutions-Unruhen in Berlin. 3 S. Folio. Berlin 27.VIII.1848.
An den Generalleutnant Karl von Prittwitz in Potsdam, dem er einen überaus detaillierten Operationsplan zur Niederschlagung etwa wieder aufflammender Berliner Unruhen im Herbst 1848 übersendet. "In der Anlage theile ich Euer Excellenz vertraulich mit, was für den Fall, daß in Berlin ein ernsthafter Aufstand stattfinden sollte, beabsichtigt wird, indem ich ergebenst bitte, davon niemand weiter als dem General-Major v. Gayl und dem Obersten v. Kropf Kenntniß zu geben und nur die Garde-Artillerie, unter irgend einem Vorwand, so zu dislociren, daß solche mit einem Marsch die bezeichneten Punkte erreichen kann ... Eintretenden Falls ist der Commandant von Spandau anzuweisen, die Eisenbahn-Verbindung mit Berlin zu unterbrechen ...". - In dem Operationsplan heißt es unter anderem: "Für den Fall, daß es zu einem Aufstand in Berlin kommt, welcher von der Bürgerwehr nicht mehr unterdrückt werden kann, ist es die Absicht, sich mit der jetzigen Garnison nicht in einen offensiven Straßenkampf einzulassen, sondern nur das Schloß, das Zeughaus, die großen öffentlichen Kassen (General-Militair-Kasse, Bank und Seehandlung), die Linden, und das Brandenburger und das Potsdamer Thor zu halten, demnächst aber die Stadt von außen mit Truppen zu umschließen, welche jede Communication derselben nach außen verhindern." Es folgen außerordentlich detaillierte Anweisungen welche Truppenkontingente in welcher Stärke aus welchen Städten und Garnisonen herangeführt werden sollen, während General von Prittwitz die Berliner und Potsdamer Truppen von seinem Hauptquartier in Schöneberg aus befehligen soll. Hilfstruppen werden aus Stettin, Frankfurt (Oder) und Guben sowie aus Magdeburg herangezogen. Es wird genau festgelegt, welche und wieviel Bataillone für die einzelnen Berliner Bezirke von Reinickendorf bis Köpenick vorgesehen sind, mit der Anmerkung: "Cöpenick ist außer der Schwadron mit einem Infanterie- Detachement zu besetzen, und die Eisenbahnverbindung mit Berlin sowohl auf dem dortigen Bahnhofe, als auch auf dem zu Bernau abzusperren." Es folgen Anweisungen, welche Truppen von allen vier Himmelsrichtungen her die Stadt Berlin einzuschließen haben und welche Kommandeure verantwortlich sein sollen. - Obwohl eine Abschrift (die natürlich nur in wenigen Exemplaren hergestellt wurde), ist dieser Operationsplan gegen das revolutionäre Berlin eine außerordentlich interessante Quelle zur Geschichte der Stadt im Jahre 1848.

Lot 2436, Auction  120, Wrangel, Friedrich H. E. Graf von, Brief an eine Geliebte

Wrangel, Friedrich H. E. Graf von
Brief an eine Geliebte
Los 2436

Zuschlag
190€ (US$ 204)

Details

Diskretes Rendezvous beim Affenhaus
- Wrangel, Friedrich H. E. Graf von, preuß. Generalfeldmarschall, Gouverneur und Ehrenbürger von Berlin, Ritter des Ordens Pour le mérite und des Schwarzen Adlerordens, trotz reaktionärer Gesinnung vielfach geehrt und wegen seines trockenen Humors populär als "Papa Wrangel" (1784-1877). Eigh. Brief m. U. "W". 2 S. Doppelbl. Gr. 8vo. Berlin 6.VII. (1849).
An eine Marie, die er mit "Meine Gnädigste" anredet, offenbar wegen eines diskreten Rendezvous. Er könne ihrer Einladung nach Bellevue nicht folgen und möchte sich lieber mit ihr im Zoo vor dem Affenhaus treffen. Ihr Schreiben vom Morgen habe er erst um halb zwei Uhr mittags erhalten, "als ich vom Exerz. zu Hause [!] kam, - es war mir daher ganz unmöglich heute früh nach Bellevue zu kommen ... Wenn es Ihnen möglich ist, so bitte ich finden Sie sich Morgen früh um 10 Uhr im Zoologischen Garten (bei dem Affenhause) ein ... In Bellevue bin ich zu sehr bekannt u. da würde ein Zusammentreffen sehr mißfällig sein - Wenn ich keinen Brief von Ihnen bekomme, so hoffe ich so glücklich zu sein, meine schöne Marie Morgen zu sehen, u. ihr zu sagen, daß ich sie sehr sehr lieb habe - W". - Hübsches Kuriosum aus dem Leben des 65jährigen Schwerenöters.

Lot 2437, Auction  120, Wrangel, Friedrich H. E. Graf von, Brief 1869

Wrangel, Friedrich H. E. Graf von
Brief 1869
Los 2437

Zuschlag
120€ (US$ 129)

Details

"Hr. Karsten auf Lichterfelde"
- (Wrangel). Eigh. Brief m. U. "Gr Wrangel". 11/2 S. Kl. 8vo. Schlangenbad 12.VIII.1869.
An einen für Steglitz bei Berlin zuständigen Untergebenen. "Die Regierung von Potsdam fordert daß das Treibhaus in Steglitz so balde als möglich abgebrochen werde - u. wollen Sie sich hierüber Gewißheit verschaffen, ob der Hr. Karsten auf Lichterfelde [d. i. der Immobilien-Unternehmer und Stadtentwickler Johann Anton Wilhelm von Carstenn] dabei beschäftigt ist, den Abbruch zu fördern u. sehe ich hierüber Ihrem Bericht entgegen ...". - Das noch heute bestehende "Wrangelschlößchen" in Steglitz war die Sommerresidenz des Feldmarschalls, und diesem Bereich südlich von Berlin galt sein besonderes Interesse.

Lot 2438, Auction  120, Berliner Abgaben-Quittung 1807, Abgaben-Quittung für den Rendanten Wollancke

Berliner Abgaben-Quittung 1807
Abgaben-Quittung für den Rendanten Wollancke
Los 2438

Zuschlag
80€ (US$ 86)

Details

Der Ursprung der Wollankstraße?
- Berliner Abgaben-Bescheinigung zur "Franzosenzeit". Rotdruck auf bräunlichem Papier mit handschriftl. Eintragungen. 1 S. 4to. Berlin 15.I.1807.
Quittung der "Kasse der Haus-Eigner- und Mieths-Abgabe, Feuer-Catastrum 'Spandauer Viertel'", die zur Aufbringung der Kriegskosten unter der französischen Besatzung eine Kriegs-Anleihe für Immobilienbesitzer einzutreiben hatte. "Daß der Rendant Herr Wollancke als Eigenthümer des außerhalb der Linie vor dem Spandauer Thore belegenen ... Hauses zur Bestreitung der Krieges-Kosten einen unzinsbaren Vorschuß von Siebenzehn Rthlr. 1 Gr. 2 Pf. für den Termin vom 15ten und 30ten Dezbr 1806 zur Haupt-Stadt-Kasse bezahlt hat, wird hierdurch quittirend bescheiniget, und soll diese Quittung bei der künftigen Regulirung der Krieges-Kosten entweder als baares Geld an Zahlung-Statt angenommen oder baar erstattet werden." Mit Namens- und Amtsstempel. - Die Familie Wollank wurde im Lauf des 19. Jahrhunderts zu Großgrundbesitzern in und um Berlin; hier handelt es sich vermutlich um Gottlieb Friedrich Wollank (1771-1851), während der Name der bekannten Straße wohl auf Adolf Friedrich Wollank (1833-1867) zurückgeht.

Lot 2440, Auction  120, Blind, Karl, Manuskript und Begleitbrief 1848

Blind, Karl
Manuskript und Begleitbrief 1848
Los 2440

Zuschlag
800€ (US$ 860)

Details

"in das gemeinste Gefängniß zu Vagabunden u. Dieben"
Blind, Karl, dt. Berufs-Revolutionär, Journalist und polit. Schriftsteller, in Rastatt inhaftiert, aus Frankreich ausgewiesen, lebte seit 1852 in England (1826-1907). Eigh. Manuskript und eigh. Begleitbrief, beides mit Unterschrift "Karl Blind". Zus. 21/2 S. Gr. 8vo. Straßburg 22.VII.1848.
An die Augsburger "Allgemeine Zeitung", in der er sich im Namen der neu gegründeten "Gesellschaft deutscher Republikaner" mit einer Erklärung gegen die Presse-Angriffe auf den Revolutionär Karl Heinzen wenden will: "Erklärung. - Die 'Allg. Ztg' bringt in einer ihrer neuesten Nummern Etwas über die Zwistigkeiten zwischen Heinzen u. Hecker, da in einer früheren Nummer von '63 Flüchtlingen' ebenfalls eine Erklärung gegen Heinzen abgegeben wurde, u. vielfach die Meinung verbreitet wird, als stehe jener Angriff der '63' mit dem Streite zwischen Hecker u. Heinzen in Verbindung, so theilen wir hier eine nothwendige Darstellung mit, die bereits vor längerer Zeit in den 'Seeblättern' erschienen ist ...". - Es folgt ein angeklebter Zeitungsartikel, in dem Heinzen gegen die ungerechtfertigten Angriffe des Reaktionärs Corvin-Wiersbitzki in Schutz genommen wird. Dann setzt sich Blinds Handschrift fort: "... Was die materiellen Anschuldigungen betrifft, so sind dieselben in obiger Darstellung bereits erledigt. Von den angeblichen 63 haben sich bei dem unterzeichneten Komité sofort nach Ankunft der betreffenden Nummer der 'Allgemeinen' Elfe gemeldet, welche ihren Namen als 'gefälscht' bezeichneten. Unter den übrigen Unterschriften befinden sich die Namen von Solchen, welche zwar Flüchtlinge sind, aber aus ganz anderen Gründen, als aus politischen. Darnach ist schon der Werth des in die 'Allg Ztg' eingerückten Machwerks zu bemessen." Unterzeichnet von Karl Blind und 4 weiteren Mitgliedern der "Gesellschaft deutscher Republikaner". - In einem Begleitbrief, ebenfalls im Namen der Gesellschaft deutscher Republikaner, schreibt Blind: "... Die 'Allg. Ztg' ist bekanntlich seit Jahren die Feindin Karl Heinzens. Erst vor kurzem sind in ihr wieder Angriffe gegen denselben erschienen. Wir hoffen, daß auch eine Vertheidigung Heinzens in diesem Blatte gestattet sein wird ...".
Beiliegend zwei weitere Zeitungsartikel zu dem Thema sowie ein eigh. Brief des Fabrikanten E. Miller (Kassenwart des Vereins der Republikaner), datiert Straßburg 29.VIII. (1849), in dem er der "Allgem. Zeitung" über das neueste Schicksal Karl Blinds berichtet: "Am 21. dieses wurde der deutsche Flüchtling Karl Blind, welcher kraft eines Befehls des Ministers des Innern wegen seiner sozialistisch-demokratischen Thätigkeit aus ganz Frankreich ausgewiesen ist, bey der Durchreise durch Straßburg, eben als er im Begriff stand, in die Schweiz zu gehen, von den Polizeibeamten der französischen Republik in der Morgenfrühe verhaftet. Man warf ihn zuerst in das gemeinste Gefängniß zu Vagabunden u. Dieben, welche etwa 70 an der Zahl eine Stube bewohnten, und unter denen er täglich sechsmal bey Gebeten und Bekreuzigungen anwesend seyn, wie auch die biblischen Geschichten über die unbefleckte Empfängniß Mariä ... zur Erbauung anhören mußte. Die deutschen Flüchtlinge boten zu seiner Freilassung alles auf. Aber erst nach Ablauf einer Woche wurde der Flüchtling Blind durch einen Polizeikommißär, Brigadier u. Gensdarmen auf der Eisenbahn an die Gränze gebracht, wobey er kaum noch dem Gekettetwerden entging ...". Man wollte ihn gegen seinen Willen der Stadt Basel übergeben, wodurch er nach Baden ausgeliefert worden wäre, doch konnten seine mitgereisten Freunde dies mit Mühe verhindern. - Interessantes Material über die europäischen Zustände in den Jahren 1848/49. - Blinds Brief mit einem Eck-Ausriss.

Lot 2441, Auction  120, Böhm, Julius, Schiffstagebuch einer Afrika-Fahrt

Böhm, Julius
Schiffstagebuch einer Afrika-Fahrt
Los 2441

Zuschlag
1.200€ (US$ 1,290)

Details

Mit dem Kreuzer nach Sansibar
Böhm, Julius, Lazarett-Gehilfe, Assistent eines Schiffsarztes (1873-1941). Tagebuch von einer Fahrt mit dem deutschen Kreuzer "Condor" nach Ost- und Südafrika. 136 ungez. Seiten. (Tinte und Bleistift). Mit 2 Federzeichnungen. 4to. Lose Bl. in einer neueren blauen Leinenkassette mit aufmontiertem, altem handschriftlichen Deckelschild mit Federzeichnung (Seeadler etc.): "Julius Böhm - freiwillig eingetreten 1891 - Zum Andenken! - Reise-Erlebniße". In einer Tasche im Innendeckel 1 Foto Böhms in Matrosenuniform (Dreiviertelfigur) und 2 Fotos des Kreuzers "Condor" (neuere Abzüge). 1.X.1894 - 17.II.1896.
Höchst interessant und lebendig beschriebene Afrika-Reise eines ehemaligen Lazarettgehilfen, der hier als Assistent des Schiffsarztes mit dem deutschen Kreuzer "Condor", gefolgt von S.M.S. "Cormoran", von Kiel aus über Skagerrak, Plymouth, Gibraltar, Malta, Aden, Daressalam, Durban etc. nach Sansibar und Südafrika fährt. Nach einer Einleitung mit der Vorgeschichte seiner Reise berichtet Böhm die täglichen Ereignisse und Eindrücke auf dieser halb-militärischen Expedition. Seine farbigen und teils spannenden Schilderungen entsprechen dabei allerdings in jeder Hinsicht dem heute vorherrschenden Klischee von Geist und Praxis der deutschen Kolonialherrschaft um 1900. Schon in Plymouth werden die Engländer - mit Ausnahme der Seeleute - negativ gezeichnet; später sind die Araber nur verbrecherische und brutale Sklavenhändler; die "Neger" und "Nigger" werden von Böhm nicht abfällig beurteilt, aber doch mit der Arroganz betrachtet und beschrieben, wie sie bei allen Kolonialmächten üblich war. Die Buren sind Hünen und Helden, und der Schreiber ist überzeugt, dass die Engländer bei den Kämpfen in Südafrika den kürzeren ziehen werden. Auch bei aller Berücksichtigung des damaligen Zeitgeistes ist manches aus heutiger Sicht nur schwer nachzuvollziehen, insbesondere Böhms und seiner Kameraden Neigung, jedes Wildtier, das ihnen begegnet, ohne plausiblen Grund zu töten: alle Schlangen werden erschlagen, alle Vögel erschossen etc., und Böhm bedauert nur gelegentlich, dass sie wegen zu vieler Schusslöcher zum Ausstopfen nicht mehr geeignet seien. Und es fehlt bei keiner Gelegenheit das dreifache "Hurra". Bei alledem bietet jedoch Böhms meist in fließendem Text geschriebener, detaillierter Reisebericht lebendige Bilder und zeitgeschichtliche Einzelheiten, welche die Kenntnisse vom Afrika dieser Zeit und der deutschen Kolonialgeschichte wertvoll ergänzen. Einige Zitate mögen Böhms Stil kennzeichnen: Nach einem Streit mit englischen Infanteristen in Plymouth kamen englische Matrosen hinzu: "Da packten die Matrosen die Infanteristen und setzten sie an die frische Luft. Die englische und deutsche Marine hält stets zusammen, so auch hier. Wir wollten nun den Matrosen ein Glas Bier und eine Zigarre anbieten, aber diese wiesen sie zurück und sagten, dass wir ihre Gäste seien". - Die Äquator-Taufe wird nicht nur im Tagebuch ausführlich geschildert - Böhm hat den Vorgang in einem separaten Manuskript beigefügt. Nach einem Abstecher von Sansibar am 15. Dezember 1894: "... um 7 Uhr liefen wir im Hafen von Lorenzo Marquez ein. Ein herrliches Bild. Die sinkende Sonne schien blutrot auf die Stadt und den Urwald. Wir wurden aber jählings aus unserer Betrachtung gerissen, denn ein portugisisches Kriegsschiff beschoss einen Haufen Kaffern, welcher sich am Strande zeigte und sich feindselig benahm. Die Schwarzen hielten nicht lange stand, denn das Feuer der Portugiesen war zu heiß für sie. Wir machten unser Schiff auch klar zum Gefecht, aber griffen nicht in den Streit ein. Sobald es dunkel war hörte das Schießen auf.
[16. - 24. Dezember 1894:] Ein sehr eintöniges Leben. Niemand durfte an Land, weil die Kanacker noch im Busch waren. Ein Deutscher kam am 17. an Bord und erzählte uns, daß die Schwarzen die Batterien schon mal erobert hätten, aber sie wegen Nichtkenntniß und Mangel an Munition wieder verlassen mußten. Nur zu Zeiten kämen sie aus dem Busch um zu rauben, sengen und plündern. - Die Preise sind hier sehr hoch, eine Flasche Bier 21/2 Schilling, ein Cognak 1 Schilling. Unter einem Sixpence (51 Pfg) bekommt man überhaupt nichts. Dafür sind aber auch wieder hohe Löhne. Der Deutsche, welcher mir das alles erzählte, bekam 50 Pfund Sterling (1020 M.) den Monat, mußte aber wieder 25 Pfund für Essen im Hotel bezahlen. Also, wie gewonnen, so zerronnen. Unter 20 M. arbeitet hier Niemand ... [29.XII.1894:] Morgens hissen die portugiesischen Kanonenboote und der Kreuzer die Flaggen
halbstocks. Kurz darauf kommt unsere Dampfpinasse von Land und meldet, daß der Kommandant eines portugiesischen Kanonenbootes, welches des Nachts den Fluss stromauf gefahren war, von den Kaffern erschossen sei. Der Fluss ist ungefähr so breit wie die Ruhr. Das Kanonenboot fuhr stromauf, also nur langsam, bis zu beiden Seiten die Kaffern erschienen und die Portugiesen beschossen. Wegen der Dunkelheit konnten dieselben aber nicht den nötigen Widerstand leisten und da der Kommandant fiel, drehten sie bei und fuhren zurück nach Lorenzo Marquez. Wir hißten auch sofort die Flagge halbstocks und der Kommandant fuhr zu dem port. Kreuzer ... [27.I.1895:] Geburtstag S. Majestät des Kaisers! Schon lange vorher waren einige Theaterstücke eingeübt worden, bei welchen ich als Soufleur mitspielte. Es waren viele Einladungen an Land ergangen und daher eine Menge Besucher an Bord. Die Theaterstücke waren zu Aller Befriedigung verlaufen und die Offiziere und Besucher stifteten uns nun etliche Biere und Weine. Am Abend folgten die Offiziere einer Einladung an Land. Bevor der Assistenzarzt ging, bat er mich, doch ordentlich aufzupassen. Es würden die Matrosen wohl über ihren Durst trinken und es entstünden dabei sehr leicht Reibereien. Na, zum Glück blieb aber das Letztere aus [28.I.1895:] Der Dienst war heute nur sehr flau. Man konnte sehen, auch bei den Offizieren, daß gestern Kaisers Geburtstag war ...
[17.II.1895:] Londberg, Sieler, ich und zwei Unteroffiziere der Schutztruppe, außerdem noch zwei Neger drangen nun in den Urwald ein. Kleine Vögel gab es in Massen, aber darauf wollten wir keine Patronen verschießen. Wir hatten, nachdem wir uns um 5 Uhr wieder beim Kutter einfanden, 7 Habichte, 5
Schnepfen und 2 Affen geschossen. Außerdem hatte Londberg mit dem Kolben seiner Büchse, nachdem er schon 2 Schuß abgegeben hatte, eine Schlange von 13/4 m Länge und ungefähr 5 cm Durchmesser erschlagen. Das Tier entwickelte im Todeskampf eine furchtbare Kraft. Ich hatte 1 Habicht und 1 Schnepfe erlegt ...". Eine weitere Beschreibung eines Urwald-Marsches erzählt auch die Besichtigung einer Höhle, wobei zahlreiche Fliegende Hunde und Vögel erschossen werden. Der mehrtägige Besuch des Herzogs von Mecklenburg mit Besichtigung des "Condor" und Torpedoschießen wird geschildert, ebenso Schießübungen mit Eingeborenen. Beim Besuch eines Dorfes im Mai 1895 heißt es: "Die Neger waren zum größten Teil aus dem Dorfe verschwunden, wahrscheinlich aus Angst vor den German Sailors. Wohin wir bis jetzt gekommen sind, überall haben die Deutschen ein hohes Ansehen; begründet auf Furcht vor denselben. Verschiedene Male habe ich Gelegenheit gehabt zu beobachten, wie die Araber, Indier, ja selbst die Neger verächtlich die Engländer, Portugiesen, Italiener u. a. behandelten, wie wir aber an sie heran kamen, wichen sie doch scheu zur Seite. Sie sagen: 'Germans no good. German plenty bum - bum'. Sie können noch immer nicht verschmerzen, daß die "Leipzig" [18]91 Zanzibar beschossen hat ...". Es folgt noch eine Fülle von Abenteuern, schweren Stürmen auf See, interessanten Begegnungen, Besuch des Burenpräsidenten Ohm Krüger auf dem Kreuzer und vieles andere, bis das Tagebuch am 17. Februar 1896 auf der Fahrt nach Mozambique abbricht. - Beigefügt ist eine 24 Seiten umfassende Beschreibung der "Äquatortaufe" mit den gereimten Texten aller beteiligten Personen in ihren Rollen sowie ein 4seitiger (leider unvollständiger) Brief Böhms vom 7.VIII.1895 aus Durban an seine Eltern. - Gebrauchsspuren; stellenweise etwas fleckig. - Julius Böhms Tagebuch ist ein ebenso informativer wie unterhaltsamer Einblick in das Leben und Treiben deutscher und anderer Kolonialherren in Afrika, gezeigt in ihrem Verhältnis zu den Ureinwohnern am Ende des 19. Jahrhunderts. - Informationen über Böhms Laufbahn nach der Afrika-Fahrt und über den Kreuzer "Condor" können wir Kauf-Interessierten gern zur Verfügung stellen.

Lot 2444, Auction  120, Derfflinger, Georg Reichsfreiherr von, Brief an den Großen Kurfürsten

Derfflinger, Georg Reichsfreiherr von
Brief an den Großen Kurfürsten
Los 2444

Zuschlag
800€ (US$ 860)

Details

- Derfflinger, Georg Reichsfreiherr von, der große brandenburgische Feldmarschall, u. a. Sieger bei Fehrbellin (1606-1695). Brief m. U. "Undertheniger Diener GFrv Derfflinger". 2 S. Folio. Cölln a. d. Spree 22.II.1677.
An den Großen Kurfürsten von Brandenburg, seinen Landesherrn, der sich, auf dem Feldzug gegen Ludwig XIV. von Frankreich befindlich, beklagt hatte, daß er "keine resolution von hier aus" bekäme. Dies nehme er, Derfflinger, mit "verwunderung" zur Kenntnis. "... Ich kan nicht allein mit Wahrheit sagen, daß ich kein einziges von Ewr. Durchl. Schreiben unbeantwortet laße ...". Zählt die in letzter Zeit von ihm abgesandten Briefe auf und versichert: "... Die brieffe sind allemal an dem tage, da sie geschrieben, von hier abgegangen, und haben von Brandenburg durch die daselbst liegende ordinantz Reuter weiter sollen befordert werden, Ich glaube auch, daß selbige alle Ewr. Durchl. werden zu Händen kommen seyn, Monsieur Spiegel hat zwar in Brandenburg wegen zugestoßener Unpäßligkeit müßen liegen bleiben, und hat die Masern bekommen, doch glaube ich, daß Er die ihm anvertrauete Schreiben, durch einen Expressen auffs schleunigste wird fort geschiket haben ...". - Aus der Zeit des Holländischen Krieges, in dem der Große Kurfürst auf seiten des Kaisers und Hollands gegen Ludwig XIV. kämpfte. Zwei Jahre zuvor hatte Derfflinger mit seinen Reitern den folgenreichen Sieg in der Schlacht bei Fehrbellin errungen. - Mit kleinem Sammlerstempel; etwas gebräunt. - Sehr selten.

Lot 2445, Auction  120, Stephan, Bischof von Brandenburg, Urkunde 1457

Stephan, Bischof von Brandenburg
Urkunde 1457
Los 2445

Zuschlag
750€ (US$ 806)

Details

- Stephan, Fürstbischof von Brandenburg (d. i. Stephan Bodecker, auch Bötticher, 1384-1459). Urkunde in seinem Namen. Niederdeutsche Handschrift auf Pergament. 1/2 S. Quer-gr. 4to. O. O. 18.XI.1457.
Erneuerter Lehensbrief des Bischofs von Brandenburg (reg. 1422-1459) für die Brüder Kuno und Achim von Borcke. Nennt als Zeugen Peter Hufner (Propst zu Mittenwalde, "canonicus ecclesie Brandenburgensis diocesis"), Paul Smed ("unßs hofes office"), Achim Lamprecht und andere. - Auf der unteren Hälfte des Blattes Notizen aus dem 17. und 18. Jahrhundert: "ahn tage Elisabeht Anno 1660 ist dieser lehnbrief 203 Jahr alt. in diesem 1747 Jahr ist dieser Brieff 290 Jahr alt." - Beiliegend eine ältere Transkription der Urkunde sowie Kopien zur Genealogie der Familie von Borcke. - Im Dom zu Brandenburg befindet sich das Grabmal des Bischofs Stephan mit seinem Bildnis in ganzer Figur. Der aus Rathenow stammende, zutiefst gelehrte Geistliche aus dem Praemonstratenser-Orden war ein enger Vertrauter und Rat der Kurfürsten Friedrich I. und Friedrich II. von Brandenburg; er machte sich vielfältig um das verwahrlost übernommene Bistum verdient und kümmerte sich besonders um die Bildung und Ausbildung der Kinder. - Der Lehensbrief ohne das angehängte Siegel, fleckig und mit etwas Textverlust an 3 Schabstellen. - Trotz dieser Erhaltungsmängel beachtenswert als recht frühe brandenburgische Urkunde.

Lot 2446, Auction  120, Breslau. Kaufbrief 1718, Kaufbrief Breslau 1718

Breslau. Kaufbrief 1718
Kaufbrief Breslau 1718
Los 2446

Zuschlag
80€ (US$ 86)

Details

Breslau. Kaufbrief. Deutsche Handschrift auf Pergament. Mit kalligraphischen Initialen. 1 S. Quer-gr. 8vo. Breslau 1.XI.1718.
Der "Ehrbare und Kunstreiche" Zuckerbäcker Zacharias Klahr verkauft sein auf dem Ketzerberg am Hauff-Stengel-Zwinger gelegenes Haus an den ebenso "Ehrbaren und Kunstreichen" Zuckerbäcker Johann George Model für 630 Taler Schlesisch zuzüglich "2 Spec: Ducaten zum Schlüßelgelde". - Ohne das angehängte Siegel. - Etwas eng beschnitten, sonst ordentlich erhaltene Pergament-Urkunde aus Schlesien.

Lot 2447, Auction  120, Philippi, Johann Christian, Mandat 1676

Philippi, Johann Christian
Mandat 1676
Los 2447

Zuschlag
80€ (US$ 86)

Details

Celle. - Philippi, Johann Christian, fürstlich braunschweig-lüneburgischer Kammermeister, Geheimer Rat und Großvoigt (tätig 1652-1685). Gedrucktes Mandat mit handschriftl. Zusätzen und eigh. Unterschrift "Johan Christian Philippi". 1 S. 4to. Celle 16.XII.1676.
Rundschreiben an die Amtsvorsteher des Fürstentums Lüneburg, betreffend das Erlegen und den Verkauf des sich zu stark vermehrenden Wildes in ihren Amtsbezirken. Über solche Verkäufe müsse nunmehr genau Buch geführt und dem Oberjäger Gasken Lovvon vierteljährlich die Abrechnung vorgelegt werden. Der Erlös müsse beim hiesigen Kämmerer abgeliefert werden. - Knapp 30 Jahre später, nach dem Tod des Herzogs Georg Wilhelm, fiel das Fürstentum Lüneburg mit seiner Residenzstadt Celle an das Kurfürstentum Hannover.

Lot 2449, Auction  120, Elisabeth (Sisi), Kaiserin von Österreich, Eigenhänd. Briefumschlag an ihren Gemahl

Elisabeth (Sisi), Kaiserin von Österreich
Eigenhänd. Briefumschlag an ihren Gemahl
Los 2449

Zuschlag
450€ (US$ 484)

Details

Elisabeth ("Sisi"), Kaiserin von Österreich, Königin von Ungarn, Kaiser Franz Josefs I. Gemahlin, in Genf ermordet (1837-1898). Eigh. Briefumschlag. Mit (etwas beschädigtem) schwarzem Lacksiegel. (Meran 17.II.1872).
Eigenhändig an ihren Gemahl, Kaiser Franz Josef, adressiert: "Seiner Majestät Dem Kaiser u. König, Wien". - Das Monogramm mit Krone auf der Rückseite ist vom Siegel mit Wappen überdeckt. - Rand-Abbrüche beim Siegel.

[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.

* Alle Angaben inkl. 25% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.


Galerie Bassenge
Erdener Str. 5A
14193 Berlin

Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag, 10–18 Uhr,
Freitag, 10–16 Uhr

Telefon: +49 30 8938029-0
Fax: +49 30 8918025
E-Mail: info (at) bassenge.com

Impressum
Datenschutzerklärung
© 2024 Galerie Gerda Bassenge


Galerie Bassenge
Erdener Str. 5A
14193 Berlin

Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag, 10–18 Uhr,
Freitag, 10–16 Uhr

Telefon: +49 30 8938029-0
Fax: +49 30 8918025
E-Mail: info (at) bassenge.com

Impressum
Datenschutzerklärung
© 2022 Galerie Gerda Bassenge