Kunichika, Toyohara. Der Schwertkämpfer mit dem Fuchsgeist. Ukiyo-e Farbholzschnitt. Format Oban (35,5 x 24 cm). Edo um 1878.
Der Samurai als Schwertkämpfer wird von dem Fuchsgeist heimgesucht, seine Taten zu sühnen. Voller Ahnung ziehen die Pupillen des stolzen Streiters in blauem Kampfmantel mit seinem weißen Rautenhanko nach hinten, während der rächende Geist weißem Pelz und großen Fuchsohren seine Krallen ausfährt und seinen Blick gezielt auf sein Opfer wirft.
Links in Bildmitte mit der Signatur des Künstlers in der Kartusche: "Toyohara Kunichika hitsu" mit dem Toshidama-Siegel. – Etwas sprenkelfleckig, teils auch aus Durchschlag von oxidierten Goldflocken verso, unten winzige retuschierte Ausbruchstelle, sonst sehr schön und in überzeugender Farbigkeit.
Yoshikazu, Ichijusai
Der Gewitterkampf für Kusunoki Matsasura. Triptychon mit 3 Ukiyo-e Holzschnitten
Los 1532
Zuschlag
600€ (US$ 645)
Der Gewitterkampf des Samurai mit dem Aka-Oni Unhold
Yoshikazu, Ichijusai. Der Gewitterkampf für Kusunoki Matsasura. Triptychon mit 3 Ukiyo-e Holzschnitten. Formate Oban (je 35 x 25 cm). In Passepartoutleporello an Punkten montiert. Edo (Tokio) um 1855.
Durch die starken Schwarzgründe kontrastreiches und daher höchst eindrucksvolles, figurenreiches Triptychon mit der Erzählung einer der berühmtesten Szenen aus den Legenden über den Höfling Kusunoki Masatsura (1326-1348): Der Kampf des Vasallen des Masatsura gegen ein Ungeheuer während eines nächstlichen Gewitters. Die spannungsgeladene Szene gehört zu den großartigsten aus dem Werke des Utagawa Yoshikazu. Bestürzt, aufgewühlt und voller Spannung wohnen die Höflinge am Kaiserhof des japanischen Tennos dem Kampf eines überaus muskulösen Vasallen mit schon blutig geschlagenem Schwert gegen das aus dem schwarzen Gewölk erscheinenen riesigen braunen Oni, einem Yokai-Monster der japanischen Mythologie bei. Mit Lampen, von denen eine schon von der Terrasse gestürzt ist, versucht ein weiterer herbeieiliender Höfling, den Oger durch helles Licht zu verscheuchen, während andere, prachtvoll gewandete Höflinge schon ihre Krummschwerter zücken.
Masatsura gehörte mit seinen Brüdern Masanori und Masatoki dem südlichen Kaiserhof während der Nanbokucho-Kriege im 14. Jahrhundert an. Er wurde zu einem der wichtigsten militärischen Führer, der mit der Wiederbelebung der Streitkraft, die Macht des Kaiser wieder etablierte. Jedes der drei Blätter ist unten signiert vom Künstler "Ichijusai Yoshikazu ga", wie sie um 1855 nachweisbar ist, mit dem Kiri-Siegel, Zensur- und Verlegerstempel. – Wenige Gebrauchsspuren, kaum Knicke, kaum Fleckchen oder Oberflächenbereibungen, insgesamt sehr schönes Ensemble dieses überaus seltenen Druckes.
Mandala-Thangka
Meditations-Rollbild des tantrischen Buddhismus
Los 1533
Zuschlag
220€ (US$ 237)
Magisches Mandala als Thangka-Rollbild
Mandala-Thangka. Meditations-Rollbild des tantrischen Buddhismus mit der Darstellung von Figuren Buddhas, der Bodhisattvas und Schutzgottheiten in der Rundform eines Mandala. Unter Glas auf einfacher moderner und rahmenloser Pressholzplatte. Wohl Tibet 19. Jahrhundert.
Hübsches Mandala mit Pinselgoldhöhungen als Thangka-Rollbild auf feiner Leinengaze gemalt. Das Sanskrit-Wort Mandala bezeichnet ein kreisförmiges oder auch quadratisches Andachtsbild, das - hier in der Form eines einrollbaren und daher im Taschenformat auf Reisen mitnehmbares Thangka - kultische Bedeutung hat. Im Quadrat wie im Kreis, die sich oft miteinander überlagern und ineinander geschachtelt sind, offenbart sich die Perfektion Buddhas und aller Heiligen, der aryuvedischen Bodhisattvas, Schutzgottheiten, Arhats und verschiedene Lamas, Asketen und Pandits, die teils in szenischen Darstellungen eingebunden sind.
Neben kultisch-religiösen Bedeutungen wurde Mandala-Thangkas auch wirkmächtige magische Kräfte zugeschrieben, so sollten sie Krankheiten heilen oder mentale Stabilität verleihen, den Kinderwunsch erfüllen und vieles mehr. Bei dem vorliegenden Thangka handelt es sich wohl um ein tibetisches "bris-thang", ein mit Deckfarben auf Leinen gemaltes Mandala in dem die dunklen Rottöne und zahrte Federlinien in Gold dominieren (Serthang). – Kaum Rollspuren, teils stellenweise mit leichtem, winzigen Oberflächenberieb, aber kaum Farbabplatzungen, sehr schöne Farbigkeit und schimmernder Pinselgoldauftrag. Versand nur ohne Glas.
Nürnberger Kassette
Reich verzierte, versilberte, geäzte und ziselierte Eisenkassette
Los 1535
Zuschlag
5.000€ (US$ 5,376)
Nürnberger Kassette. Reich verzierte, versilberte, geätzte und ziselierte Eisenkassette der deutschen Renaissance. Höhe 14 cm. Breite 25,5 cm. Tiefe 12 cm. Gewicht ca. 2 kg. Nürnberg 1580.
Große prachtvolle Nürnberger Eisenkassette. Auf Kugelfüßen stehende, quaderförmige Schatulle. Gerader Scharnierdeckel mit klappbarem Henkel über Schlüsselloch mit drehbarer Abdeckung in Form einer 6-Blatt-Blüte. Auf dem Deckel sowie allen Seitenflächen prachtvoll geätztes Dekor mit kassettenförmiger Ornament-Rahmung. In den Rahmen jeweils in hübschen floralen Elementen eingebettete Hasen, die von Jagdhunden verfolgt werden. Im Innendeckel ein offener, originaler und bemerkenswert komplizierter, sehr dekorativer Schließmechanismus mit geätzten Ornamenten. Vier Riegel sowie zwei Zuhaltungen. Originalschlüssel vorhanden. Innen mit rotem Mennige gefasst. – Oberflächen mit leichten Korrosionsspuren, auf dem Deckel stärker. Vorderfläche stärker berieben. Schlossmechanismus voll intakt, jedoch partiell rostig. Ein Abdeckplättchen des Schlossmechanismus verloren. Hervorragendes Exemplar einer für diese Zeit typische Nürnberger Schatulle in ungewöhnlich großen Abmessungen. Guter Zustand mit geringen Alters- und Gebrausspuren. Schöne silberne Patina. Provenienz: Rheinland-Pfälzischer Privatbesitz.
Valentini, Michael Bernhard
Viridarium reformatum, seu regnum vegetabile, das ist
Los 1536
Zuschlag
9.000€ (US$ 9,677)
"Ein Opus mago-cabalisticum eines wahrhafften Adepti"
Valentini, Michael Bernhard. Viridarium reformatum, seu regnum vegetabile, das ist: Neu eingerichtetes Kräuter-Buch worinnen auf noch nicht geschehene Weise Derer Vegetabilien, als Kräutern, Sträuchen, Bäumen, Blumen und anderer Erd-Gewachsen Art, Krafft und Würckung dergestalt beschrieben werden, dass man dieses Werck statt einer Botanischen Bibliothec haben, jedes Kraut zu seiner rechten Haupt-Art bringen, auch dessen Nutzen in der Artzney deutlich und umständlich finden. Und endlich denen Liebhabern Göttlicher Wunder in der Natur ein Opus mago-cabalisticum eines wahrhafften Adepti beygefüget und communiciret. 2 Teile in 1 Band (und Anhang s.u.). 9 (statt 10) Bl., 584 S., 12 Bl.; 1 Bl. (Zwischentitel zum Tafelteil), 383 Bl. (1-383 sowie 161b). Mit 2 schematischen Kupfertafeln, 223 großen Textkupfern von Matthäus Merian und 384 (von 385; 6 gefaltete) Kupfertafeln von Theodore de Bry. 33 x 20 cm. Stärker abgeschabtes dunkelbraunes Leder d. Z. (Gelenke brüchig, RSchild lädiert, berieben und bestoßen) mit lädiertem goldgeprägtem RSchild und etwas verbleibender RVergoldung sowie Rotschnitt. Frankfurt, Anton Heinscheidt, 1719.
Nissen, BBI 2037 (384 Taf.). Pritzel 9666. Hunt 447 & 448. De Belder 368 (384 Taf.). Wüthrich, Merian II, 22 ("die Platten wurden später wieder verwendet in B. Valentini, Viridarium"). – Erste und einzige Ausgabe eines der außergewöhnlichsten, umfangreichsten und bestausgestatteten botanischen Bücher seiner Zeit, das nicht nur als Arzneibuch, sondern immer wieder auch zur Wunderheilung und zum Bereiten allerhand Kräutersäfte und Tinkturen herhalten musste, um auch okkulten Zwecken zu dienen. Daher ist wie üblich auch hier, wie es auf dem Titel heißt, das "Opus mago-cabalisticum" des großen Alchemisten, Bergwerksdirektors und Theosophen Georg Welling (1655-1727) nachgebunden, dessen ganzes Weltsystem nicht zuletzt auch in den prachtvoll kolorierten Kupfertafeln erklärt wird.
Zu der reichen Sammlung Michael Bernhard Valentini (1657-1729) gehörten u. a. die Kupferstichplatten von Matthäus Merians (1593-1650) und Theodore de Brys (1528-1598) "Florilegium", denn diese originalen Kupferstichtafeln wurden für das vorliegende wieder verwendet. Außerdem integrierte er in den Textspiegel Pflanzen-Embleme, die ebenfalls von Merian für Ludwig Prinz von Anhalts "Der Fruchtbringenden Gesellschaft Nahmen, Vorhaben, Gemählde und Wörter" 1646 veröffentlicht worden waren. Insgesamt unterteilt Valentini die Gewächse in 16 Klassen, wobei den einzelnen darin enthaltenen Pflanzen je ein Kapitel mit eben jener emblematischen Darstellung Merians gewidmet ist. Dazu kommen eine Übersicht über die Blütenformen und den "Partes Florum" und 384 Tafeln des Abbildungsteils, die einzelne Pflanzenarten darstellen.
Mit insgesamt 606 Kupferstichen ist der "Valentini" wohl das am reichsten illustrierte Pflanzenwerk seiner Zeit. Es enthält 223 Textkupfer von M. Merian aus Ludwig Prinz von Anhalts "Der Fruchtbringenden Gesellschaft Nahmen, Vorhaben, Gemählde und Wörter". Die Textkupfer sind in verschiedenen Folgen nummeriert, das Textkupfer zu Seite 178 ist hier nicht eingedruckt worden. Es folgen 383 (davon 6 gefaltete) Kupfertafeln von J. Theodor de Bry. Die Kupfer des Tafelteils stammen aus seinem "Florilegium novum" bzw. "Florilegium renovatum et auctum" (Oppenheim, 1612-14 bzw. Frankfurt, 1641-47; vgl. Hunt). Dazu kommt eine neue: "Amerikanische Aloe"; Tafelnummmern 1-383, zusätzlich 261b. Hier ohne die nummerierte Tafel 216.
Michael Bernard Valentini (1657-1729) war Medizin- und Physikprofessor in Gießen. Er wurde, nachdem er 1680 die Lizenz zur ärztlichen Praxis erhalten hatte, 2. Garnisonsarzt in Philippsburg, kehrte aber 1682 zu weiterer Vervollkommnung nach Gießen zurück, machte 1685 längere wissenschaftliche Reisen und erwarb 1686 in Gießen die Doktorwürde und übernahm 1687 daselbst den Lehrstuhl der Physik, den er 10 Jahre später mit einer Professur der Medizin ersetzte. 1728 wurde er zum kaiserlichen Leibmedikus, später noch zum Comes palatinus und Direktor ephemeridum der königlichen Leopoldino-Karolinischen Akademie ernannt. Valentini, der auch Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften und der Royal Society war, starb am 18. März 1729. – Es fehlt die Tafel 216 sowie ein Blatt der Vorstücke. Gleichmäßig nur wenig gebräunt, stellenweise minimal braun- und fingerfleckig. In den Rändern einiger Blätter teilweise stockfleckig. Titel und erstes Blatt mit winzigem Einriss im unteren Randbereich. Tafel 32 und 103 knittrig. Falttafel 33 in den Falzen eingerissen und knittrig. Tafel 119 und 130 mit Einriss im unteren Rand. Tafel 140 und 141 mit größerem Einriss. Tafeln 210-330 kleine Wurmlöcher im unteren linken Rand. Wenige Tafeln seitlich gering angeschnitten. Titelblatt des Sallwigt mit Abriss am rechten Rand. Provenienz: Aus der Bibliothek Heinrich Wilhelm Schott (1794-1865), Gartendirektor von Schloss Schönbrunn bei Wien und Schöpfer des berühmten Herbariums. Im Band selbst findet sich kein Hinweis auf den Vorbesitzer, jedoch wurde es von seinen Nachfahren in den Verkauf gegeben. – Beigebunden: Gregorius Anglus Sallwigt (d. i. Georg von Welling). Opus magno-cabbalisticum & theologicum - Vom Uhrsprung und Erzeugung des Saltzes, dessen Natur und Eigenschafft. 4 Bl., 80 S. Mit 10 (9 kolorierten; 4 gefalteten) Kupfertafeln. Frankfurt, Anton Heinscheidt, 1719. - Duveen 526. Ferguson II,543. Caillet 11398. Erste Ausgabe des mehrfach aufgelegten, bedeutenden kabbalistischen Buches, eines seltenes Bergbaubuchs: "Directed mines and construction in Baden-Durlach and leaned toward cabbalistic interpretation of chemical and mineral phenomena. The ten folding plates are of absorbing interest to the Rosicrucian turn of mind. Goethe studied this book intensively" (Hoover 872). Die Tafeln zeigen verschiedene magische Weltsysteme, astrologische Figuren etc. - Titel mit kleinem Ausriss (minimaler Buchstabenverlust), sonst ähnlich gut erhalten.
(Job, Johann Georg). Anleitung zu denen curiösen Wissenschafften, nehmlich der Physiognomia, Chiromantia, Astrologia, Geomantia, Oniromantia, Onomantia, Teratoscopia, Sympathia und Antipathia. 9 Bl., 488 S., 6 Bl. Mit gestochenem Frontispiz und 31 Kupfertafeln. 17 x 10 cm. Halbleder d. Z. (etwas berieben und bestoßen, mit kl. Lederfehlstellen und kl. Wurmloch) mit montiertem, roten RSchild und goldgeprägtem RTitel und RVerzierungen sowie mit dreiseitigem Rotschnitt. Frankfurt und Leipzig, Christoph Gottlieb Nicolai, 1717.
VD18 11001267. Graesse Bibl. mag. 107. Nicht bei Caillet, Rosenthal und Ackermann. – Erste Ausgabe. Umfassendes Handbuch der Wahrsagekunst, das alle Teilgebiete dieser "Wissenschaft" einschließlich der Traumdeutung behandelt. Zeigt u. a., wie man "aus des Menschen Gesichte, Händen und Geburths-Stunden, nach der Sonnen- Mond- und Sternen-Lauf, item Punctiren, Träumen, Nahmen und erscheinenden Wunder-Zeichen ein Prognosticon ... von seinem bevorstehenden Glück und Unglück stellen könne." Es werden auch Onomantie, Teratoskopie, Sympathie und Antipathie behandelt. Die Kupfertafeln zeigen fast ausschließlich chiromantische und astrologische Abbildungen. – Das Frontispiz im oberen Bug mit kleinem Einriss bis in die Darstellung. Durchgehend etwas gebräunt und leicht braunfleckig. Modernes Exlibris, sehr schönes Exemplar.
Memento mori Vexierschädel
Geschnitzter Schädel aus weißbräunlichem Fischknochen
Los 1542
Zuschlag
600€ (US$ 645)
Memento mori Vexierschädel. Geschnitzter Schädel aus weißbräunlichem Fischknochen. Ca. 4,2 x 2,6 x 3,4 cm. Wohl Japan um 1860.
In der Art japanischer Kleinplastiken wie Netske, jedoch ohne die charakteristische Löcher, an denen man das Objekt an den Kimono hängen konnte. Dargestellt ist ein janusköpfiger Schädel: von links ein älterer, müder Mann mit eingefallenen Wangenknochen, schütterer Haarlocke, langer, gratiger Nase und großen Ohren. Im Sinne einer Figura serpentinata erzählt die Schnitzerei von dem Prozess der Vergänglichkeit. Aus dem Mund hängt die zerfurchte Zunge, vielleicht aber auch schon der Wurm, der den moribunden Körper heimsucht, um ihm Haut und Fleisch von den Knochen zu fressen. Dreht man die Figur weiter, erscheint der schon der Verwesung anheimgestellt Totenschädel, dessen Gebiss schon einige Zähne fehlen. – Geringer Materialfraß im Fischbein oben und unten
Onomatologia curiosa artificiosa et magica
oder ganz natürliches Zauber-Lexicon
Los 1543
Zuschlag
200€ (US$ 215)
Onomatologia curiosa artificiosa et magica oder ganz natürliches Zauber-Lexicon welches das nöthigste, nützlichste und angenehmste in allen realen Wissenschaften überhaupt und besonders in der Naturlehre, Mathematick, der Haußhaltungs- und natürlichen Zauberkunst, und aller andern, vornemlich auch curieuser Künste deutlich und vollständig nach alphabetischer Ordnung beschreibet. Titel in Schwarz und Rot. 5 Bl., 1524 Sp. Mit gestochenem Frontispiz. 21 x 12,5 cm. Moderner Halblederband mit goldgeprägtem RTitel. Frankfurt und Leipzig, Johann Friedrich Gaum, 1759.
VD18 15257711. Holzmann-Bohatta III, 7645. Zischka 260. Ackermann V, 877. Graesse, BMP, 117 – Erste Ausgabe des seltenen Zauberlexikons, "zum Nutzen und Vergnügen der Gelehrten, der Künstler, der Professionisten, der Handwerker und des Landmanns aus den besten ältesten und neuesten Quellen zusammen getragen von einer in diesen Wissenschaften sich sehr viele Jahre übenden Gesellschaft" erschienen war (Untertitel). Ein zweiter Druck erschien 1764 bei Rasp in Nürnberg. – Frontispiz verso modern gestempelt. Etwas braun- und stockfleckig, die letzten Lagen mit kleiner Wurmspur im Seitenschnitt.
Schwurschädel mit Satorformel
Bein mit Buchstabenritzung in Versalien auf der Kalotte.
Los 1545
Zuschlag
6.500€ (US$ 6,989)
Zauberformel als vierfaches Satzpalindrom im Femeschädel
Schwurschädel mit Satorformel. Bein mit Buchstabenritzung in Versalien auf der Kalotte. Höhe 15 cm. Breite 12,5 cm. Tiefe 20 cm. Deutschland, 17./18. Jahrhundert.
Originaler Schwurschädel in Form eines humanoiden Schädels ohne Unterkiefer. Vorderseite der Kalotte oben mit eingeritzter, als Palindrom zu lesender Sator-Formel: "SATOR / AREPO / TENET / OPERA /ROTAS", etwa: "Der Schöpfer (= Sator oder Sämann) erhält seine Werke". Die Sator-Arepo-Formel lässt sich so in ein Quadrat schreiben, dass der Satz als vierfaches Satzpalindrom senkrecht, waagrecht, vorwärts und rückwärts gelesen werden kann. Als ein solches magisches Quadrat notiert, sollte die Formel vor Unheil schützen und dieses abwehren.
Schwurschädel wurden im Mittelalter jedoch auch als Objekte der Gerichtsbarkeit genutzt. Die Femegerichte erreichten den Gipfel ihrer Macht in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts und nahmen in der wachsenden Rechtsunsicherheit immer mehr den Charakter von straff organisierten Geheimbünden der "Wissenden" an, die durch Eid zu unbedingter Verschwiegenheit verpflichtet waren. Obwohl bei Femegerichten niemals die Folter angewendet wurde, verbreitete sich aufgrund der zunehmenden Heimlichkeit des Verfahrens und der umgehenden Vollstreckung gefällter Todesurteile Furcht und Schrecken vor der Feme. Das letzte "Heimliche Gericht" wurde auf westfälischer "roter" Erde unter der Femelinde des Dortmunder Freistuhls am 6. Januar 1806 abgehalten. Schwurschädel fanden auch in den Wunderkammern ihren Platz. Vgl. hierzu Georg Laue, Memento Mori, S. 168. – Wenige Aus- oder Abbrüche, altersbedingt gebräunt und etwas angeschmutzt, teils gedunkelte Alterspatina mit Bereibungen und Bestoßungen. Einige Zähne fehlen. Gebrauchsspuren. Provenienz: Französische Privatsammlung.
Versuchung Christi
2 Andachtsbilder in farbiger Aquarell- und Gouachemalerei auf Kupferstichgrund
Los 1552
Zuschlag
950€ (US$ 1,022)
Versuchung Christi - Opfer Gideons. 2 Andachtsbilder in farbiger Aquarell- und Gouachemalerei auf Kupferstichgrund mit Paillerahmen und Textilen Einarbeitungen, teils mit Gold- und Silberbrokatfäden. Je ca. 13 x 7 cm. Deutschland um 1780.
Jesus fastet in der Wüste, als ihm der Teufel heimsucht - hier in Gestalt eines in prachtvollen roten Mantel mit beigefarbener Schärpe gewandeten jungen Knaben, der zwei Hörner auf dem Kopf trägt. Jesus gelagert an einen grünen Grashügel trägt einen kostbaren gelben Goldbrokatmantel mit einem Umhang aus leuchtend weiß schimmernder Seide, alle originalen textilen Stücke sind intarsienartig hinter die aus dem Stich ausgeschnittenen Grate gelegt - eine meisterhafte Klosterarbeit vom Ende des 18. Jahrhunderts.
Das zweite Bildchen zeigt wohl das Opfer des Gideon nach dem Buch der Richter (6,11-8,35) des alten Testaments. Ein heranschwebender Engel übergibt dem König Gideon, dessen Krone neben dem Altar liegt, einen Totenschädel, eine Garbe und ein Schwert. Auch dieses Blatt ist mit zahlreichen wertvollen Stoffen als Spickelbild ausgestattet. – Minimale Fehlstelle im aus gefärbten, gebügelten Grasrauten (losanges de paille) zusammengesetzten Schmuckrahmen, Darstellung kaum fleckig. – Beiliegt:
Beham, Hans Sebald
Infortunium. Kupferstich. 7,8 x 5,1 cm. In der Platte oben links signiert "HB". Um 1540.
Los 1554
Zuschlag
1.600€ (US$ 1,720)
pestes et torsiones
Seuchen, Plagen und menschliches Ungemach
Beham, Hans Sebald. Infortunium. Kupferstich. 7,8 x 5,1 cm. In der Platte oben links signiert "HB". Um 1530.
Bartsch 141. Pauli 144. Hollstein 144 I-IV (wohl Zustand IV). – Das "Unglück" als Allegorie, eines der bedeutenden Stiche des Hans Sebald Beham (1500-1550), in dem der Künstler eine junge, hübsche Dame mit Engelsflügeln darstellt, an der ein Täufelchen zerrt, während sie an einer gewaltig große Krabbe vorbeiläuft. – Mit Randläsuren, winzigen Ein- und Ausbrüchen und Papierdünnungen an Rändern und Ecken, knapp beschnitten und teils etwas stärker fingerfleckig und angeschmutzt, sonst ordentlich. Druck nach dem Hinzufügen einiger weiteren Gräser auf den Felsen.
Flohfalle. Barocke Flohfalle aus Buchsbaumholz. Höhe 4,5 cm. Breite 4,5 cm. Tiefe 7 cm. Süddeutschland oder Alpenraum, zweite Hälfte 18. Jahrhundert.
Außerordentlich prachtvolle barocke Flohfalle. Ovale Form in Gestalt eines sogenannten "Wilden Mannes" mit herausgestreckter Zunge und gegenüberliegender stilisierter Darstellung eines monsterhaften Gesichtes mit drei Öffnungen für Augen und Mund. Filigran geschnitzte, umlaufende, ornamentale und figürliche Wandung mit Weinranken und darin sitzenden Männern in feiner Gewandung. Während der Zeit des Barock galten Flöhe aufgrund der aufwändigen, oft unhygienischen Perücken und Kleidungen als große Plage. Das Ungeziefer breitete sich in allen Bevölkerungsschichten aus. Als Gegenmittel entwickelte man Flohfallen, welche meist aus Elfenbein, Buchsbaum oder Obstholz hergestellt wurden. Die Holzröhrchen der Eingänge wurden mit Duftstoffen bzw. Honig getränkt, um die Flöhe anzulocken. Gingen diese in die Falle, blieben sie dort kleben. Die Flohfallen wurden unter den Kleidern und Perücken oder im Ausschnitt getragen. – Sehr gute Erhaltung. Hinten ein kaum sichtbarer kleiner Ausbruch.
Geheimapotheke
Nonbook mit im Inneren versteckten Fächern und Fläschchen für Apotheker
Los 1557
Zuschlag
1.800€ (US$ 1,935)
Geheimapotheke. Nonbook mit im Inneren versteckten Fächern und Fläschchen für Apotheker, Drogenhändler, Giftmischer und aspirierenden Hexen und Zauberern, Teufeln und Dämonen. Mit 2 größeren Schubladen 5 x 13 x 3,3 cm und 12 kleinen Schublädchen 3,5 x 4,6 x 7,2 cm bzw. 2,1 x 6,2 x 7,2 cm und 5 Glasfläschchen mit metallenem Schraubverschluss, Höhe ca. 7,5 bis 9 cm. Mit Marmorpapierbezug, hs. Titelschildchen auf den Schubladen und Nadelknäufen. Buchblock 35 x 20,8 cm. Einband 37 x 24 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (minimal angestaubt) über schweren abgefasten Holzdeckeln mit hs. RTitel (verblasst), 2 Schließen mit (neuen) Messingbeschlägen und dreiseitigem Rotschnitt. 18. Jahrhundert, Umarbeitung Ende 20. Jahrhundert.
Höchst pittoreske geheime Hausapotheke in einem mächtigen Schweinslederband des 18. Jahrhunderts mit verleimtem und rechteckig ausgeschnittenem Block, in den ein Setzkastengerüst mit insgesamt 14 kleinen Schubladen und 5 Fläschchen, von denen vier durch einen roten Eisenstab festgehalten werden, während eine kleine Glasampulle darüber das Modell eines kleinen Totenschädels mit Glitterfolie und Perlen zeigt. Die Schubladen tragen Schildchen mit Bezeichnungen der Essenzen und Drogen, darunter Kräuter, Pulver, Salben und Tinkturen (freilich ohne Füllung!), viele von ihnen mit tötlicher Wirkung: "Seidelbast", "Schierling", "Goldregen", "Zaunrübe", "Arsen", "Lupine", "Opium", "Wermut", "Strychnin", "Phospohor" (sic), "Nicotiana", "Baldrian", "Eisenhut", "Schlafmohn" (doppelt) und "Tollkirsche".
Der Innendeckel mit aufmontiertem illustriertem Schild (Farbdruck): "Statutum est hominibus semel mori. Ad Hebr:C:IX. V. 27.". – Wohlerhaltenes, recht suggestives Buchobjekt.
Barbour, Alexander Hugh Freeland
Spinal deformity in relation to obstetrics
Los 1558
Zuschlag
200€ (US$ 215)
Barbour, Alexander Hugh Freeland. Spinal deformity in relation to obstetrics. VI, 35 S. Mit 38 lithographischen Tafeln. 36,5 x 28 cm. Blindgeprägter OLeinenband (lichtrandig, schwach bestoßen, untere Kante mit kleiner Stauchspur) mit goldgeprägtem Deckeltitel. Edinburgh und London, A. K. Johnston, (1884).
Nicht bei Hirsch-Hübotter. – Einzige Ausgabe der gynäkologischen Fachmonographie über die Bedeutung der Skoliose für den Geburtsvorgang. – Titel leicht gebräunt, obere rechte Ecke mit sehr schwacher Stauchspur. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar mit den detaillierten anatomischen Tafeln.
Eggeler, Stefan. Die Seuche der Pestilenz. Typographisches Doppelblatt und 7 Original-Radierungen. 41 x 34,5 cm. OHalbleinen-Mappe (Rücken aufgeplatz und teilweise lose sowie etwas bestoßen und berieben) mit montiertem TSchild. Wien, Frisch, 1921.
Eines von 70 nummerierten Exemplaren (Gesamtauflage 100) mit den Tafeln auf gewalzten Bütten. Enthält schaurig dunkle und mystische Darstellungen von Hexen, dem Tod, Geißlern, der Pest, Totenhaufen und bedrückender Leere. Stefan Eggeler (1894-1969) war ein Vertreter der frühen österreichischen Phantastik. Für die vorliegende Mappe erhielt der Künstler 1919 den Dumbapreis in Weimar. – Vereinzelt minimal fleckig. Tafeln kaum gebräunt, insgesamt wohlerhalten.
Chauncy, Maurice
Commentariolus de vitae ratione et martyrio octodecim Carthusianorum: qui in Anglia sub Henrico VIII.
Los 1562
Zuschlag
600€ (US$ 645)
inquisitio et tormenta
Inquisition, Folter, Hinrichtungen, Verbrennungen
Chauncy, Maurice. Commentariolus de vitae ratione et martyrio octodecim Carthusianorum qui in Anglia sub Henrico VIII. ... trucidati sunt. 2 Teile in 1 Band. 6 Bl., 111 S.; 7 (von 8) Bl., 77 S., 1 Bl. Mit gefalteter großer Kupfertafel und 2 Textkupfern. 14,5 x 9 cm. Moderner Pappband unter Verwendung eines Inkunabelblattes in Rot und Schwarz. Gent, Walter Manilius, 1608.
Allison-Rogers I, 239. – Erweiterte und veränderte Neuausgabe, die erstmals 1550 erschienen war unter dem Titel "Historia aliquot nostri saeculi Martyrum cum pia, tum lectu iucunda, nunquám antehac typis excusa". Schaurig und detalliert stellen die Kupferstiche die grausamen Ermordungen der Mönche und deren Martyrium dar, darunter Erhängung, Verbrennung, Schleifung, Häutung, Zerstückelung, Entmannung, Erstechen, Enthaupten, Heimsuchung von Teufeln und vieles mehr. – Es fehlt das Titelblatt des zweiten Teils. Textkupfer mit etwas Abklatsch, oben und rechts sehr knapp beschnitten (weniger Zeilen- bzw. Buchstabenverlust der Kolumnentitel), Minimal fleckig, teils mit kleinen Randnotizen.
Passio Christi
6 mit Buntpapier umrahmte Andachtsbilder in kolorierten Holzschnitten.
Los 1563
Zuschlag
1.400€ (US$ 1,505)
Passio Christi. 6 mit Buntpapier umrahmte Andachtsbilder in kolorierten Holzschnitten. Darstellungsgrößen ca. 9,5 x 6,5 cm. Mit Rahmen ca. 12,5 x 9 cm. Deutschland 15.-18. Jahrhundert.
Hübsche Folge von sechs frühen Holzschnitten, möglicherweise als selbständige Holzschnitte oder als Buchholzschnitte zum Ende des 15. oder Anfang des 16. Jahrhunderts gedruckt, vielleicht aus einer Augsburger Ausgabe der Legenda Aurea o.ä. Dabei sind drei der Blätter einem einzigen Künstler zuzuweisen, eines weicht im Rahmen ab. Die wohl zeitgenössisch oder etwas später kolorierten Bilder wurden auf die Darstellung beschnitten und mit einem patronierten Kattunpapier umrahmt und dienten somit, wie ein Kartenspiel, als Folge von vorzeigbaren, weiterreichbaren und handelbaren Heiligenbildchen.
Vorhanden sind die Szenen: Geißelung Christi, Dornenkrönung, Ecce Homo, Kreuzaufstellung, Kreuzigung und Beweinung Christi. – Kaum gebräunt, nur vereinzelte winzige Oberflächenläsuren, kaum Gebrauchsspuren.
[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.
* Alle Angaben inkl. 25% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.
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