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Lose pro Seite


Spectaculum naturae & artium
in vier Sprachen, Deutsch, Lateinisch, Französisch und Italiänisch
Los 465

Zuschlag
600€ (US$ 645)

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Koloriertes Exemplar
Spectaculum naturae & artium, in vier Sprachen, Deutsch, Lateinisch, Französisch und Italiänisch. Erste und zweite Lieferung. 2 Teile in 1 Band. 30, 22 Bl. Mit 2 kolorierten Holzschnitt-Titelbordüren und zusammen 50 kolorierten Kupfertafeln von Johann Wilhelm Meil. 20 x 16,5 cm. Etwas späterer Halblederband (berieben) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Berlin, Georg Ludwig Winter, 1761-1765.
VD18 80431542 und VD18 90644395. Rümann 1094. Dorn, Meil 72-101 und 150-169 (mit Abb.). – Vollständiges Exemplar der beiden einzigen erschienenen Lieferungen mit den schönen Berufsdarstellungen, Naturphänomenen, technischen Geräten etc. Darunter Klemptner, Brennspiegel, Zimmermann, Teerbrenner, Pflug, Galeere, Regenbogen, Steinschneider, Schornsteinfeger, Kupferdrucker, Formschneider, Kriegsschiff, Fluss, Windmühle, Maurer, Reitpferd, Dreschmühle, Ramme, Schriftgießer, Buchdrucker, Fischer, Luftpumpe, Gewächshaus usw. Ihren besonderen Reiz erhalten die Bilder dadurch, dass sie alle nicht als bloße Abbildungen, sondern von Meil als lebendige Bilder aus dem Alltag gezeigt werden. Der erläuternde Text in den Sprachen Deutsch, Latein, Französisch und Italienisch.      – Gleichmäßig gering gebräunt, vereinzelte schwache Braunflecken. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar.

Voit, Johann Peter
Faßliche Beschreibung der gemeinnützlichsten Künste und Handwerke
Los 466

Zuschlag
600€ (US$ 645)

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Voit, Johann Peter. Faßliche Beschreibung der gemeinnützlichsten Künste und Handwerke für junge Leute [bzw.] Unterhaltungen für junge Leute aus der Naturgeschichte, dem bürgerlichen Leben und der Kunst. Mischausgabe. 3 Bände. 7 Bl., 434 S., 2 Bl., S. 435-438, 2 Bl., S. 439-440; 13 Bl., 486 S., 1 Bl.; X, 420 S. Mit 3 gestochenen Frontispizen und 135 (von 137) Kupfertafeln. 17,5 x 10,5 cm. Halbelder d. Z. (Vordergelenk von Band II am oberen Kapital eingerissen, ebenso das hintere Gelenk von Band III, leicht berieben) mit 2 goldgeprägten RSchildern. Nürnberg, Weigel und Schneider, 1790-1791.
Vgl. Rammsee 1565 und 1573. Lipperheide PA20. – Band drei in erster Ausgabe, die beiden ersten Bände in zweiter Ausgabe. Johann Peter Voit (1747-1811) wirkte in seiner Heimatstadt Schweinfurt seit 1779 als Pädagoge und Theologe. Kulturgeschichtlich interessant für das Berufsleben um 1800. Die informativen Kupfer geben Einblick in die Naturgeschichte sowie in die Werkstätten von Schneider, Kürschner, Zinngießer, Hutmacher, Seiler, Zimmermann, Pergamenter, Kupferstecher, Zirkelschmied, Barbier u.a. – Dem dritten Band fehlen zwei Tafeln "Korbmacher" und "Apotheker". Buchblock am Ende des dritten Bandes nahezu vollständig gebrochen. Gering gebräunt.

Lot 467, Auction  119, Anderson, James, Neues Constitutionen-Buch

Anderson, James
Neues Constitutionen-Buch
Los 467

Zuschlag
500€ (US$ 538)

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STUDENTICA UND MASONICA

"Vor der Vernichtung gerettet"

Anderson, James. Neues Constitutionen-Buch der alten und ehrwürdigen Brüderschafft der Frey-Maurer. Worin die Geschichte, Pflichten, Reguln, etc. derselben, auf Befehl der Grossen Loge, aus ihren alten Urkunden, glaubwürdigen Traditionen und Loge-Büchern, zum Gebrauch der Logen verfasset worden. Aus dem Englischen übersetzt. 22, 382 S. Titel in Schwarz und Rot. Mit gefalteter Kupfertafel als Frontispiz und 6 typographischen Falttafeln. 17,5 x 10 cm. Pappband d. Z. (stärker berieben, Ecken und Kanten deutlich beschabt, Rücken etwas lädiert, Gebrauchsspuren). Frankfurt, Johann Benjamin Andreae, 1741.
Wolfstieg 20416. Vgl. VD18 1141796X (zweite Ausgabe 1743). – Im VD18 noch nicht erfasste erste deutsche Ausgabe der sogenannten Old Charges, der ersten Konstitution der Ersten Großloge von England, die von der Freimaurerei allgemein als ein Grundgesetz anerkannt wird und zuerst 1723 erschien, ausgearbeitet von dem aus Aberdeen stammenden Prediger und Freimaurer James Aberdeen (1678-1739). Enthält die Geschichte der Freimaurer in England, allgemeine Verordnungen, Verzeichnis der Logen in und um London etc. Das Faltkupfer zeigt eine Darstellung vom "Staats Schwerdt der Frey-Maurer Gesellschaft". – Leicht fleckig, Titel mehrfach gestempelt. Fl. Vorsatz mit dem hs. Vermerk "Vor der Vernichtung gerettet. Seesen, 1935". Der Eintrag erfolgte durch den Logenbruder Friedrich Ohms, der 1952 zum Logenmeister der Bad Harzburger Johannisloge "Zur grünenden Tanne" ernannt wurde. Und der das Exemplar offenbar vor dem Zugriff durch die SA im Zuge der immer drastischeren Verbote von Freimaurerlogen durch das Naziregime bewahren konnte. Mit dessen Namenszug und Stempel unterhalb des Eintrags. – Beigebunden: Anhang zum Constitutionen-Buch der Frey-Maurer, worin eine Sammlung verschiedener zum Vortheil dieser Ehrwürdigen Gesellschafft ans Licht gekommenen merckwürdigen Schutz-Schrifften, Reden und anderer Vertheidigungen, enthalten. 1 Bl., 188 S. Ebenda 1743. - VD18 11418451. Wolfstieg 23738.

Lot 468, Auction  119, Augustin, C. F. B., Bemerkungen eines Akademikers über Halle

Augustin, C. F. B.
Bemerkungen eines Akademikers über Halle
Los 468

Zuschlag
220€ (US$ 237)

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(Augustin, Christian Friedrich Bernhard). Bemerkungen eines Akademikers über Halle und dessen Bewohner in Briefen nebst einem Anhange enthaltend die Statuten und Gesetze der Friedrichs-Universität, ein Idiotikon der Burschensprache und den sogenannten Burschenkomment. Wohlfeilere Ausgabe. XII, 504 S. 19 x 12 cm. Neuerer flexibler Kalbslederband (Rücken ausgeblichen) mit ledernem Rücken- und Deckelschild. "Germanien" (d. i. Quedlinburg, Ernst, 1795).
Hayn-Gotendorff III, 14. – "Seltene und gesuchte Original-Ausgabe. Theil 1 enthält 24 Briefe, wovon Nr 18 über Bordelle, Nr 19 über Kommersche, Nr 20-21 über studentische Orden, Nr. 22 über Landsmannschaften, Nr 23 über die schwarzen Brüder in Göttingen etc. In Theil II S. 343-438 das Idiotikon der Burschensprache, S 439-504 der Burschenkomment in systematischer Ordnung". Der Halberstädter Theologe und Historiker Christian Friedrich Bernhard Augustin (1771-1856) wirkte ab 1824 als Oberdomprediger in Halle. "Mehr noch als durch seine zahlreichen theologischen und geschichtskundlichen Schriften wirkte er als eifriger Sammler und durch seine persönliche Anregung. Er war lange Jahre der überaus thätige Mittelpunkt aller Bestrebungen für die Geschichte und Alterthumskunde von Halberstadt, sammelte auch eine sehr schätzbare Bibliothek" (ADB I, 687). – Etwas stockfleckig. Unbeschnittenes Exemplar.

Lot 469, Auction  119, Kieser, Dietrich Georg, Das Wartburgsfest am 18. October 1817

Kieser, Dietrich Georg
Das Wartburgsfest am 18. October 1817
Los 469

Zuschlag
170€ (US$ 183)

Details

Kieser, D(ietrich) G(eorg). Das Wartburgsfest am 18. October 1817. In seiner Entstehung, Ausführung und Folgen. Nach Actenstücken und Augenzeugnissen. VI, 146 S. 21,5 x 13 cm. Späterer marmorierter Pappband (blaue Interimsbroschur eingebunden) mit RSchild. Jena, Friedrich Frommann, 1818.
Erste Ausgabe der ausführlichen Monographie. Der Jenaer Mediziner und spätere Direktor der Leopoldina Dietrich Georg Kieser (1779-1862) war Teilnehmer der studentischen Protestbewegung, die zu einem Meilenstein für die Bildung eines deutschen Nationalstaats wurde. – Stockfleckig und etwas gebräunt. Mit montierter typographischer Einladungskarte mit der Unterschrift Kiesers: "Einladung für Herrn Hofrath Schulze zur Grossherzoglichen Tafel in Belvedère, Donnerstag, den 22. September 1836, Mittags 1 Uhr."

Lot 470, Auction  119, Meiners, Christoph, Ueber die Verfassung und Verwaltung deutscher Universitäten

Meiners, Christoph
Ueber die Verfassung und Verwaltung deutscher Universitäten
Los 470

Zuschlag
100€ (US$ 108)

Details

Meiners, Christoph. Ueber die Verfassung und Verwaltung deutscher Universitäten. 2 Teile in 1 Band. XII, 372 S.; VIII, 448 S. 19,5 x 12 cm. Marmorierter Pappband d. Z. (Gelenke und Kanten etwas beschabt) mit Rückenfileten und goldgeprägtem RSchild. Göttingen, Johann Friedrich Röwer, 1801.
Erste Ausgabe. Einflussreiches Spätwerk des Göttinger Popularphilosophen Christoph Meiners (1747-1810), das als Vorbild für die Statuten der Universitäten Dorpat, Moskau, Charkow und Kasan diente. – Vereinzelt etwas stockfleckig. Wohlerhaltenes Exemplar aus der "Bibliothek des Verbandes alter Korpsstudenten", mit entsprechenden Stempeln.

Lot 471, Auction  119, Methfessel, Albert, Allgemeines Commers- und Liederbuch

Methfessel, Albert
Allgemeines Commers- und Liederbuch
Los 471

Zuschlag
240€ (US$ 258)

Details

Methfessel, Albert. Allgemeines Commers- und Liederbuch enthaltend ältere und neue Burschenlieder, Trinklieder, Vaterlandsgesänge, Volks- und Kriegslieder mit mehrstimmigen Melodieen und beigefügter Klavierbegleitung. Dritte sehr vermehrte und umgearbeitete rechtmäßige Auflage. X, 205 S., 1 w. Bl., mit Notentext komplett in Lithographie gedruckt. 11,5 x 20 cm. Moderner marmorierter Halblederband (Rücken leicht berieben) mit RSchild. Rudolstadt, Hof-, Buch- und Kunsthandlung, 1823.
Dritte Auflage der zuerst 1818 ebenda erschienenen Sammlung von rund 100 Burschenschaftsliedern. Der Dirigent und Komponist Albert Gottlieb Methfessel (1785-1869) ging im thüringischen Rudolstadt auf das Gymnasium, wirkte dort später als Kammersänger am Hoftheater sowie als Gesangs- und Instrumentenlehrer, u. a. gab er Schillers Tochter Emilie Gesangsunterricht. Zu seinen heute bekanntesten Kompositionen gehört die 1828 entstandene Hamburg-Hymne "Stadt Hamburg an der Elbe Auen", die heute noch als Landeshymne bei offiziellen Anlässen gesungen wird und unter dem Namen "Hammonia" bekannt ist. – Stockfleckig und mit kleinen Wasserrändern, Titel und erstes Blatt der Vorrede im Seitenrand hinterlegt.

Lot 472, Auction  119, Scheidler, Karl Hermann, Deutscher Studentenspiegel

Scheidler, Karl Hermann
Deutscher Studentenspiegel
Los 472

Zuschlag
100€ (US$ 108)

Details

Scheidler, Karl Hermann. Deutscher Studentenspiegel. Als Beitrag zu einer Reform des deutschen Studentenlebens im Geiste unserer Zeit und unseres Volksthums. S. III-XX, 327 S. 18 x 10,5 cm. Moderner marmorierter Pappband (Verlagsbroschur eingebunden) mit RSchild. Jena, Bran, 1844.
Beiträge zu einer innern, von den Studirenden selbst ausgehenden Reform des deutschen Studentenlebens, Band I. Erste Ausgabe der ausfürlichen Bestandsaufnahme. Der Jenaer Philosoph und Staatswissenschaftler Karl Hermann Scheidler (1795-1866) nahm als Freiwilliger im Lützowschen Freikorps an den Befreiungskriegen teil, gehörte später zu den Gründungsmitgliedern der Jenaer Urburschenschaft und war Teilnehmer am Wartburgfest. – Es fehlt der Reihentitel. Etwas stockfleckig, Titel mit modernem Besitzeintrag.

Verbindungsstudenten
Sammlung von 15 ankolorierten Portraitphotos
Los 473

Zuschlag
180€ (US$ 194)

Details

Verbindungsstudenten. - Sammlung von 15 ankolorierten Portraitfotos im Carte de Visit-Format (ca. 10 x 6 cm). Jena, Göttingen, Tübingen und Giessen 1908-1909.
Kleine Sammlung von Couleur tragenden Verbindungsstudenten aus Jena (9x), Göttingen (3x), Tübingen (2x) und Gießen (1x), jeweils mit Prägestempel des örtlichen Fotographen recto und privater hs. Bezeichnung und Datierung verso. – Ein Foto mit Kratzer auf der Bildseite, sonst wohlerhalten. Vier weitere Fotos von Verbindungsstudenten ohne Kolorierung beigegeben.

Lot 474, Auction  119, Vollständiges Gesangbuch, für Freimaurer, 5. Auflage

Vollständiges Gesangbuch
für Freimaurer, 5. Auflage
Los 474

Zuschlag
120€ (US$ 129)

Details

Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. Zum Gebrauch der großen National-Mutter-Loge zu den drei Weltkugeln in Berlin und aller mit ihr vereinigten Logen in Deutschland. 5. verb. und mit drei Anhängen verm. Auflage. XII, 424 S. Mit gestoch. Frontispiz und TVignette. 19 x 11 cm. Pappband d. Z. (berieben und fleckig). Berlin, Fr. Maurer, 1813.
Wolfstieg 39875. Frontispiz und Titel stärker gebräunt. Auf beiden Einbanddeckeln der Besitzvermerk "P. Bouché".

Lot 484, Auction  119, Berneri, Giuseppe, Il meo patacca

Berneri, Giuseppe
Il meo patacca
Los 484

Zuschlag
1.000€ (US$ 1,075)

Details

Pinelli, Bartholomeo. - Berneri, Giuseppe. Il meo patacca o vero Roma in feste nei trionfi di Vienna. Poema giocoso nel linguaggio Romanesco. Edizione seconda. 3 Bl., 170 S. Mit 52 Kupfertafeln von Bartolomeo Pinelli. 25,5 x 41 cm. Halbleder d. Z. (etwas fleckig und berieben, leicht bestoßen, oberes Kapital eingerissen). Rom 1823.
Die ersten sechs Cantos in der ersten Ausgabe mit den zugehörigen Illustrationen, die, wie alle Werke Pinellis, von großem kostüm- und kulturgeschichtlichem Interesse sind. Das Gedicht erschien erstmals 1695, ist jedoch von Pinelli in das Kostüm seiner Zeit übertragen worden. – Etwas stockfleckig, sonst wohlerhalten.

Wolff, Imrgard
"Modisches Bilderbuch Weihnachten 1955". Deutsche Handschrift
Los 485

Zuschlag
3.200€ (US$ 3,441)

Details

Defilé der Haute Couture durch das Wien der Fünfziger
Wolff, Irmgard. "Modisches Bilderbuch Weihnachten 1955". Deutsche Handschrift mit Bildern auf Karton. 134 hs. num. Bl. Mit 134 meist ganzseitigen aquarellierten, gouachierten, teils goldgehöhten Federzeichnungen. Zweifach gelocht und mit Brokatkordel zwischen 2 Leinendeckeln (mit Läsuren) zusammengebunden (Wien 1955).
Unveröffentlichtes Manuskript eines Romans aus Texten und Bildern (heute würde man "Graphic Novel" sagen) über das Leben eines Mannequins im Wien der Nachkriegszeit. Wie in der deutschen "Wolfszeit" lebte Mitte der Fünfziger Jahre nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs auch in Österreichs Hauptstadt das bürgerliche Leben wieder auf, und mit dem "Modesalon Genée" („MDM Genée“) hatte sich eine erste Luxusmarke für die aktuelle Damenmode in der Schönbrunner Straße im Stadtteil Hietzing etabliert, in dem unsere Autorin und geschickte Zeichnerin Irmgard Wolff als das Mannequin "Candide" angestellt war. Sie nimmt den Leser mit durch ihren Tag, das Aufstehen mit der Katze Moki, die dezent wegschaut, wenn die hübsche, 47,5 Kilo wiegende Irmgard nackt in die Dusche steigt, wenn sie auf dem Weg in den Modesalon ist, die Kolleginnen trifft, Gymnastik macht, sich ankleiden lässt mit der neuesten Mode und auch ihre Freizeit in zahlreichen grandios inspirierenden Garderoben verbringt.

"Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle! Ich bin nur ein Mannequin, mit dem vorgeschriebenen Maß u. Gewicht, wie es mein Beruf fordert. Man nennt mich Candide ... wie so mein Leben verläuft, will ich ihnen jetzt in einigen Bildern zeigen." (1). "Dies ist MDM Genées Haus in Hietzing, in der Schönbrunnerstraße. Sie hat den ersten Modesalon von Wien. Sie stammt aus einer Hugenottenfamilie. Was sie entwirft ist gemischt mit Wiener Chic und französischem Charme. Ich bin stolz, in diesem Haus beschäftigt zu sein" (10). "Dies ist unser jüngstes Mannequin. Sie kommt immer als letzte ins Haus. Dafür stets mit Neuigkeiten. Heute, daß der Prinz von Monetensien im Sacher abgestiegen ist, u. Abend unsrer Modeschau beiwohnen wird. MDM. Genée nennt sie 'Claque'" (12). "Auf mich fallen 50 Garderobestücke heute Abend zum Vorführen. 50 mal umkleiden mit allem, was dazu gehört" (13).

Interessant sind die Einblicke in die harte Welt der Mode und der Mannequins, die es in den fünziger Jahren auch nicht leichter hatten als die Models heute, nur Obst oder Säfte zu sich nahmen oder nach jeder "Kaloriensünde" sofort wieder trainierten, um die Figur zu erhalten. "In den Nähstuben herrscht Hochbetrieb. Wir Mannequins stehen bereits 3 Stunden bei den Anproben! Unbeweglich wie Wachsfiguren! Auch die sinnlosen Unterkleider, oftmals nur aus Tüll oder haudünnem Chiffon bestehend, müssen auf den Millimeter der Figur anpassen … Nach 4-stündiger Kleideranprobe, endlich eine Zigarettenpause, ich bin jetzt schon müde, wie soll das abm Abend werden! (16, 17)", über die Koleginnen und Zickereien unter den Mädchen: "… die älteste unter uns … ist mir aus Eifersucht feindlich gesinnt … ein bedauernswert streitsüchtiger Charakter" (19-20).

Über die Darstellungen auf dem Laufsteg: "Für uns Mannequins besteht das Gesetz der Schauspieler, während der Vorführung das Puplikum [sic] nicht anzusehen". Dann erscheint der elegante, fiktive "Prinz von Monetensien", über den unser Mannequin urteilt "Sieht für meinen Geschmack ein bißchen blöd aus, aber dafür elegant! Und gute Figur! und immens reich! Sicher auch Bigamist! Er kauft meistens 2 Kollektionen!" Es folgen sensationelle neueste Modeentwürfe (26-65): "Kurze Pause vor den Abendkleidern. Ich bin zu müde bis zu meiner Garderobe zu gehen", die Abendkleider (Tafeln 66-83), es folgt eine Champagnerpause: "Wir holen uns neue Kräfte! Madame ließ uns eine Flasche Champagner übergeben, mit den Begleitworten, der Mumm soll uns Mumm machen. Wir brauche ihn! Wir müssen jede noch neuen Mal in Faschingskostümen auftreten …". Die nächste Tafel zeigt das verhasste Mannequin tanzend auf einem grünen Samtschemel "Aber der Champagner hat dem Teufel Claque nicht nur Mumm gebracht, sondern ein Schwipserl".

Danach folgen geistreiche, oft sehr freizügige Phantasiekostüme für Maskenbälle, prachtvoll mit Gold und Silber gehöht: "Der Vamp - mehr gold- als blutgierig", "Die Füchsin", "Ungarische Paprika", "Die Natter", "Balearin aus Ibiza", "Pharaonin", "Das Grashupferl vom Wienerwald" etc. (bis Tafel 93). Unsere Protagonistin Candide wird dann von Madame Genée befördert: "Wir hatten heute einen horrenten (!) Erfolg. Morgen spricht das Obere Wien von uns. Und sie Candide hatten die größte Ovation. Der Prinz war 'enchanté' Ich bin stolz auf sie und ab heute betrachte ich sie als mein 'Starmannequin' mit der dazugehörigen Gagenerhöhung. Und für morgen gebe ich Ihnen einen 'Katzerltag', eh bien!“.

Und an ihrem "Katzerltag" schlendert Candide über den Naschmarkt "Frische ‚Maschanzker’ san heute da! Wan’s die "Agrasseln" gibt, dann kommens’s doch schon zu mir!". Sie spaziert durch den Park und erinnert sich an ihre Czerny-Etüden, "die mir nicht aus dem Kopf, dafür nicht in die Finger gingen. Der Vogel über mir war musikalischer! … Die Palatschinken habe ich abgelaufen. Jetzt freue ich mich auf die Couch!", auf der sie an ihre ausgebombten Eltern denkt (111B-114). Abends geht es dann zu einem Rendezvous, natürlich im hochfeinen Abendkleid: "Ich glaube, ich bin arg verliebt!" (130-132) und danach im Seidennegligé ins Bett "Der Traum vom einzigen Kleid, wonach sie sich sehnt" - ist das weiße Hochzeitskleid, mit dem die Erzählung endet (133).

Die Zeichnungen sind geschickt, überaus detailreich, oftmals suggestiv und im Sinne einer "Graphic Novel" erstaunlich treffsicher, wenn Candide beispielsweise vor der im Nebel versinkenden Silhouette des Stephansdoms durch die Straßen Wiens schlendert "Du mein geliebter Steffl …" Dabei trägt sie auch in ihrer Freizeit jedes Mal andere Kleider, so dass auch die Einkaufsbummel zum Defilé gerät, die Straße zum Laufsteg und Wien zur Silhouette. Bemerkenswert sind auch die detailreichen Darstellungen der Interieurs im Stil der fünfziger Jahre mit Möbeln wie Bücherregalen, orangefarbener Chaiselongue, Nierentisch, farbigen Lampen, Teppichen, Bildern, Pflanzen, Telefone, Radio, ja sogar ein Plattenspieler - und selbst für das Staubsaugen ist Candide topmodisch gekleidet. – Einige der Kartontafeln in der Bindung gelöst bzw. mit unwesentlichem Ausbruch der Lochung. Wenige vereinzelte Bräunungen und braune Sprenkelfleckchen am Schnitt, nur wenige Darstellungen betroffen, meist sehr sauber und frisch, auf festem, säurefreien und daher kaum gebräuntem Karton, in überzeugenden frischen Farben exakt und geistreich sowie überaus minutiös koloriert. Die Texte in Versalien mit blauer Tinte sind sauber und leserlich, wenn auch mit mehreren orthographischen Kuriositäten und Fehlern. Dennoch ist dieses Originalmanuskript über das Leben eines Mannequins im Wien des Jahres 1955 als Unikat ein einzigartiges Fundstück, das nahezu ohne Änderungen als besonders reizvolle "Graphic Novel" avant la lettre veröffentlicht werden könnte - und sollte.

Lot 486, Auction  119, Beaurain, Jean de, Feldzüge des Marschalls von Luxemburg

Beaurain, Jean de
Feldzüge des Marschalls von Luxemburg
Los 486

Zuschlag
140€ (US$ 151)

Details

MILITARIA
Beaurain, Jean de. Feldzüge des Marschalls von Luxemburg, oder Militärgeschichte von Flandern in den Jahren 1690-1694. Aus dem Französischen übersetzt und mit deutschen Anmerkungen vermehrt. Band IV (von 5). Erster (recte: Vierter) Feldzug. 1 Bl., 104 S. Mit 23 mehrfach gefalteten Kupfertafeln, teils mit Schlachtenkolorit. 24 x 19,5 cm. Leder d. Z. (berieben, beschabt und bestoßen). Potsdam, Carl Christian Horvath, (1784).
Jähns 1852. – Band IV der ersten deutschen Ausgabe der zuerst 1755 bis 1756 erschienenen Histoire militaire de Flandre des französischen Kartographen Jean de Beaurain (1696-1771), in welchem er die Feldzüge der französischen Armee in Flandern und den südlichen Niederlanden während der Jahre 1690 bis 1694 schildert. Die Übertragung aus dem Französischen besorgte Georg Friedrich von Tempelhoff (1737-1807). Insgesamt erschienen von der deutschen Ausgabe fünf Bände. "Nicolai erklärt dies Werk für das beste, um sich über die Taktik, wie sie sich in der Truppenzusammenstellung, Lager, Marsch und Gefecht darstelle, eingehend zu unterrichten. Dabei legen eine Menge topographischen Karten die Kriegsbühne, die Stellungen und Bewegungen der Truppen, die Abwechslung der Scenen vor Augen" (Jähns).
– Text gebräunt, Kupfer etwas fleckig, einige Kupfer auch mit Quetschfalten, die letzte Tafel lose. Dem Exemplar ist irrig der Bandtitel für den ersten anstelle des vierten Feldzugs vorgebunden und hs. alt korrigiert.

Lot 488, Auction  119, Moritz von Sachsen, Die Kriegskunst des Grafen von Sachsen

Moritz von Sachsen
Die Kriegskunst des Grafen von Sachsen
Los 488

Zuschlag
280€ (US$ 301)

Details

(Moritz von Sachsen). Die Kriegskunst des Grafen von Sachsen. Aus dem Französischen übersetzt und mit einer Vorrede herausgegeben von Carl August Struensee. XCVI, 394 S., 3 Bl. (Register). Mit 24 (statt 25) mehrfach gefalteten Kupfertafeln. 20 x 12,5 cm. Leder d. Z. (etwas fleckig und berieben, Kapitale restauriert) mit floraler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Leipzig und Liegnitz, David Siegert, 1767.
Jähns 494 und 1503. – Erste Ausgabe. Die zweite deutsche, hier von Struensee kenntnisreich mit einer Vorrede herausgegebene, "die gut und übersichtlich die Gesamtheit der taktischen Vorschläge Folards würdigt" (Jähns). – Etwas braun- und stockfleckig, stellenweise mit schmalem Feuchtigkeitsrand. Die Kupfer mit Quetschfalten.

Lot 490, Auction  119, Vorstellung der sämmtlichen kaiserlich-königlichen Armeen, nach dem Range, und den Uniforms der Regimenter und Corps

Vorstellung der sämmtlichen kaiserlich-königlichen Armeen
nach dem Range, und den Uniforms der Regimenter und Corps
Los 490

Zuschlag
2.600€ (US$ 2,796)

Details

Vorstellung der sämmtlichen kaiserlich-königlichen Armeen, nach dem Range, und den Uniforms der Regimenter und Corps. Nebst dem Verzeichnisse der k. k. Generalität, und einem Anhange von der Errichtung den Chefs und den dermaligen Standquartieren eines jeden Regiments. 72 S., 3 Bl. (Zwischentitel). Mit gestochenem Widmungsblatt und 130 kolorierten Uniformkupfern. 17 x 10,5 cm. Pappband d. Z. (stärker fleckig, berieben und beschabt, ohne Rückenbezug, Ecken bestoßen) mit goldgeprägter Deckelbordüre. Nürnberg, Gabriel Nikolaus Raspe, 1772.
Vgl. Lipperheide Qe 4 (EA 1762). Nicht im VD18. – Dritte, um einige Kupfer erweiterte Auflage der seltenen Militärkunde zur Unterscheidung der verschiedenen Dienstgrade von Infanterie, Kavallerie und Corps. Der Erstdruck erschien ebenda 1762 unter dem etwas abweichenden Titel Accurate Vorstellung der saemtlichen Kayserlich Koeniglichen Armeen, zur eigentlichen Kentniss der Uniform von jedem Regimente noch mit 124 Uniformkupfern (VD18 11322063), eine zweite Auflage folgte 1770 mit 126 Kupfern (VD18 10440178). Jedes Uniformkupfer mit gedruckter oder hs. ergänzter Nummerierung und Bezeichnung. Die kolorierten Tafeln teils mit Staffage. – Nur vereinzelt etwas fleckig. Fl. Vorsatz mit hs. Kaufvermerk eines Englandreisenden namens Johann von Gieben aus dem Jahr 1809.

Lot 493, Auction  119, Diabelli, Antonio, Millionär-Walzer mit Trio und Coda

Diabelli, Antonio
Millionär-Walzer mit Trio und Coda
Los 493

Zuschlag
380€ (US$ 409)

Details

Diabelli, Antonio. Millionär-Walzer mit Trio und Coda. Notenhandschrift auf Büttenpapier. 12 nn. S. 20 x 33,5 cm. Blauer Interimskarton d. Z. (Rückenstreifen beschabt, brüchig) mit montiertem hs. Deckelschild. Wien 1828.
In Wien von J. G. Bibrach "den 9ten Januar 1828" angefertigte Reinschrift des "Millionär-Walzers" von Antonio Diabelli (1781-1858), dem österreichischen Komponisten, Gitarrist, Pianist und Musikverleger, der vor allem für seinen simplen C-Dur-Walzer in die Musikgeschichte einging, da Ludwig van Beethoven diesen als Opus 120 nicht weniger als 33 varriierte - und damit ein Monument der Klavierliteratur schuf, das seinesgleichen sucht.
Die Walzer und Lieder sind überschrieben "Ja, ja, ich lobe mir d'Stadt wo viel Freuden man hat", "Trinklied. Freunde hört die weise Lehre", "Ankunft der Jugend", "Brüderlein fein, mußt mir ja nicht böse sein". – Leicht gebräunt und mit Tintendurchschlag, Titelschild "Millionär-Walzer für Martha Heinze". – Beiliegen 3 weitere handschriftliche Notenhefte. 1) Polonaise. Marsch. Walzer. Wiener. Ecoss. Masarek und z. Galopps für das Piano-Forte. arrang. von C. Vater". - 2) Petites Pièces à quatre mains pour le Piano-Forte composées par J. Wannhall. P. Neumeister 1827. - 3) Tobias Haslinger. Sonaten für das Piano-fote zu 4 Händen im leichtesten Style für die ersten Anfänger von Tobias Haslinger. III." Abschrift nach der "Zweiten Auflage". - Rücken lädiert, teils offen, sonst ähnlich ordentlich erhalten.

Lot 494, Auction  119, Furtwängler, Wilhelm, 2. Symphonie in E-Moll (Widmungsexemplar)

Furtwängler, Wilhelm
2. Symphonie in E-Moll (Widmungsexemplar)
Los 494

Zuschlag
220€ (US$ 237)

Details

Furtwängler, Wilhelm. 2. Symphonie in E-Moll. Studienpartitur. 1 Bl., 325 S. 20 x 14,5 cm. OBroschur (etwas gebräunt und leicht bestoßen). Wiesbaden, Bruckner, 1952.
Titel mit eigenhändiger Widmung: "Herrn Intendant Beckmann, in Erinnerung an die Tage in Frankfurt anlässlich der Aufführung meiner Sinfonie mit Ihrem Orchester, mit herzlichem Dank Wilhelm Furtwängler".

Lot 495, Auction  119, Zuccarelli, Francesco und Haydn, Joseph, Il molle fianco

Zuccarelli, Francesco und Haydn, Joseph
Il molle fianco
Los 495

Zuschlag
220€ (US$ 237)

Details

Haydn, Joseph. - Zuccarelli, Francesco. "Il molle fianco, e il tergo a noi rivolto." Kupferstich. 43 x 54,5 cm. Venedig, Joseph Ridner, um 1785.
Thieme-Becker XXXVI, 570. – Francesco Zuccarelli zeigt (1702-1788) auf dem Kupferstich eine Szene aus Haydn's Oper "Orlando paladino": Eurilla duchquert zu Pferde mit einer kleinen Herde eine Furt, vorneweg Lécone, links bittet eine Frau mit Kindern um Almosen, auf einem Hügel ein Waschhaus mit Wäscherinnen. – Knapp am Plattenrand beschnitten. Leicht knitterfaltig, gering angestaubt.

[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.

* Alle Angaben inkl. 25% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.


Galerie Bassenge
Erdener Str. 5A
14193 Berlin

Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag, 10–18 Uhr,
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