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Lot 2513, Auction  119, Album Amicorum, des Adolph Wilhelm Reusmann

Album Amicorum
des Adolph Wilhelm Reusmann
Los 2513

Zuschlag
600€ (US$ 645)

Details

- des Adolph Wilhelm Reusmann aus Lößnitz oder Schneeberg (Erzgebirge). 51 Bl. sehr festen, leicht bläulichen Papiers, davon 92 S. beschrieben oder illustriert. Mit 4 Aquarellen und 2 Veduten in Grisaille-Manier. Quer-gr. 8vo. Rosa Seidenband d. Z. (stark wasserfleckig) mit figürlicher Temperamalerei auf beiden Deckeln sowie marmor. Vorsätzen und Goldschnitt. 1795-1808.
Die ersten Beiträge aus Lößnitz, wenig später Schneeberg, dann in größerer Zahl von Studenten in Leipzig. Ferner Weimar, Erfurt, Auerbach, Lützen und Zwönitz. Die meisten Eintragungen vor 1800. Zitiert werden Schiller (1797, "Was ist Zufall anders, als der rohe Stein ..." und 1800, aus "Don Carlos"), Young, Herder, Gotter, Jean Paul (1799), Haller und antike Autoren. - Von bemerkenswerter Qualität die beiden Darstellungen von ländlichen Gebäuden, sehr fein grau laviert von Augustus und Otto Caspari. - Einige Fingerspuren.

Album Amicorum
eines Studenten in Göttingen
Los 2514

Zuschlag
700€ (US$ 753)

Details

- eines Studenten in Göttingen. 55 Bl. mit gestochenen Ansichten, fast alle aus dem Göttinger Verlag Wiederhold; einige Ansichten doppelt, 1 weiteres Blatt ohne Ansicht. Quer-8vo. Lose Bl. mit Goldschnitt in grüner Papp-Decke (Rückenkanten beschabt) mit gestoch. Ornamentik. 1804-1808.
Mit hübschen, aber fast immer auf der Bildseite beschrifteten Kupferstich-Ansichten von Kassel (Gesamtansicht, Herkules, Schloß Wilhelmshöhe), Hann.-Münden (2 verschied. Ansichten), Göttingen (2 verschied. Ansichten), Wettmarshoff und den Gleichen bei Göttingen, Papiermühle, Ulrichs Garten, Walkmühle (2 versch. Ansichten), Burg Berlepsch, der Plesse (2 verschied. Ansichten), Rauschenwasser, Kruckenberg bei Karlshafen, Jena, Schneide-Mühle bei Jena, Wartburg, Schloß Pyrmont, dem Hardenberg, Burgen Hanstein und Ludwigstein, Reinhausen, Scharffenstein, Dresden, den Gleichen, Bürgers Denkmal, Mariaspring (2 verschied. Ansichten) u. a. Zitiert werden Goethe, Schiller, Klopstock u. a., oft mit viel persönlichem Text. - Teils etwas gebräunt; einige Bl. mit Defekten oder Flecken.

Album Amicorum
eines Theologie-Studenten aus Liegnitz
Los 2515

Zuschlag
400€ (US$ 430)

Details

- eines Theologie-Studenten aus Liegnitz (Schlesien). 72 beschriebene Bl., 3 Kupferstiche und ca. 30 leere Bl. mit Goldschnitt. Quer-gr. 8vo. Lose Bl. in marmorierter brauner Leder-Kassette d. Z. mit vergoldeten Bordüren nebst Mittelstück auf beiden Deckeln, rotem Rücken mit Goldprägung und grünem Rückenschild "Denkmal der Freundschaft". In marmor. Papp-Schuber. 1820-1824.
Die meisten Beiträge 1820 aus Liegnitz, dann zwei Jahre Leipzig und 1823 Berlin. - Zitiert werden u. a. Novalis, Kosegarten, Gellert, Schiller (aus "Don Carlos") Jean Paul, Herder und Uhland. - In Liegnitz trägt sich 1820 der 17jährige Heinrich Wilhelm Dove ein, der spätere Physiker und Begünder der modernen Meteorologie als Wissenschaft, Universitätsprofessor und Gründer des Meteorologischen Instituts in Berlin (1803-1879). 1822 findet sich der Leipziger Pädagoge und Schriftsteller Ludwig Friedrich Ernst Gedike (1761-1838) in dem Album, der jüngere Bruder des Berliner Aufklärers Friedrich Gedike. Am 30. August 1820 liefert der Schweizer Theologe Johann Kaspar Usteri von der Universität Zürich (1797-1863) in Berlin einen ausführlichen Beitrag zum Album. - Die rückseitig in Gotha (1821) und Heringen (1824) beschrifteten Kupferstiche gehörten wohl ursprünglich nicht zu dem Album; zwei von ihnen zeigen bewegte Szenen aus dem Studentenleben. - Die Kupfer etwas unfrisch, sonst schön erhaltene Stammbuch-Kassette.

Lot 2516, Auction  119, Album Amicorum, des Theodor Hepp in Straßburg

Album Amicorum
des Theodor Hepp in Straßburg
Los 2516

Zuschlag
100€ (US$ 108)

Details

- des Theodor Hepp in Straßburg. 102 Bl., davon 42 S. beschrieben oder illustriert. Mit 1 Blumen-Aquarell, 3 (2 kolorierten) Kupfertafeln und 1 Kalligraphie. Quer-8vo. Karminroter Lederband d. Z. (minimal fleckig und berieben) mit dreifacher, vergoldeter Schmuckbordüre und Eckfleurons, reicher Rückenvergoldung und Rückenschild "Theodor Hepp" sowie Stehkantenvergoldung und Goldschnitt. 1824-1827.
Die Beiträge von Verwandten und Freunden in Straßburg (darunter der elsässische Historiker und Gymnasialprofessor F. Heinrich Redslob, 1785-1856) und Basel. Die kolorierten Kupferstiche zeigen ein Denkmal, "Der Freundschaft, dem feinern Geschmake [!] und Tugend der Geselligkeit geweiht" sowie zwei Frauen, die einen "Tempel der Erinnerung" öffnen. Der dritte Kupferstich ist aufklappbar, wobei ein Sinnspruch erscheint. - Dekorativer Band.

Lot 2517, Auction  119, Album Amicorum, eines Studenten Kleist in Königsberg

Album Amicorum
eines Studenten Kleist in Königsberg
Los 2517

Zuschlag
180€ (US$ 194)

Details

- eines Studenten Kleist in Königsberg (Ostpr.). 38 beschriebene oder illustrierte Bl., ca 48 leere Bl. Mit 1 aquarellierten Federzeichnung und 2 mont. Biskuitpapier-Bildern. Quer-8vo. Lose Bl. mit Goldschnitt in HLwd-Kassette d. Z. (fleckig; Gelenke lädiert) in Form eines Stammbuchs mit imitiertem Goldschnitt. 1827-1830.
Bis auf zwei Ausnahmen (Berlin) alle Eintragungen von Studenten der Universität Königsberg (Albertina). 2 Bl. mit corpsstudentischen Symbolen (Zirkel, abgekürzter Wahlspruch und gekreuzte Schläger), eines davon Curonia, Landsmannschaft der Kurländer in Berlin (1828). Mehrere Bl. mit Prosa-Texten zu gemeinsamen Erlebnissen. Die hübschen, aus Schmuckpapieren und Deckfarbenmalerei montierten "Collagen" zeigen einen Gelehrten und eine Katze, jeweils mit kleinen handschriftlichen Versen versehen.

Album Amicorum
eines Herrn Jost in Büdingen
Los 2518

Zuschlag
340€ (US$ 366)

Details

- eines Herrn Jost (?) aus Büdingen. 24 beschriebene Bl. Mit 1 Federzeichnung. Quer-8vo. Lose Bl. unter einer Deckplatte mit kolor. Kupferstich, in einer dunkelbraunen Leder-Kassette d. Z. in Form eines Stammbuchs mit reicher Vergoldung auf beiden Deckeln und imitiertem Goldschnitt. In marmoriertem Pappschuber. 1840-1843.
Die Eintragungen aus Büdingen und Speyer, häufig mit den Symbolen studentischer Verbindungen. Das Kupfer zeigt zwei Abschied nehmende Männer, unter einer Eiche sitzend, und kurz vor einem Kuss. - Beiliegend ein weiterer kolor. Kupferstich und drei (spätere) Schmuckkärtchen. - Beiliegend das Poesie-Album einer jungen Berlinerin. Quer-8vo. Schwarzer Samtband mit Deckelvergoldung, Aufschrift "Album" und Goldschnitt. 1872-1874. - Alle Beiträge von Freundinnen und Freunden in Berlin.

Lot 2518a, Auction  119, Album Amicorum, des Carl Eduard Haussig aus Cottbus

Album Amicorum
des Carl Eduard Haussig aus Cottbus
Los 2518a

Zuschlag
100€ (US$ 108)

Details

- des Carl Eduard Haussig aus Cottbus. 61 Bl., alle beschrieben oder illustriert, einige beidseitig. Mit 2 Aquarellen, 1 kolor. Kupferstich, 1 Perlenstickerei und 1 Haarlocke. Goldschnitt. Quer-kl. 8vo. Lose Bl. in einer dunkelbraunen Halbleder-Kassette d. Z. in Form eines Stammbuchs mit blindgepr. Deckel-Ornamentik und Bordürenvergoldung, Rückenvergoldung und Rückentitel "Zur Erinnerung" sowie imitiertem Goldschnitt. 1834-1843.
Die meisten Beiträge in Cottbus, ab 1841 auch in Halle, von Verwandten, Kommilitonen und Freunden, z. T. originellen Inhalts. 1836 schreibt ein O. Bräunig in Cottbus: "Toujours fidèle et sans souci / C'est l'ordre du Crambambuli." 1841 bringt sich ein "J. Mielck, vulgo: David" aus Lübeck mit einer 18zeiligen studentischen Parodie auf die Arie "Einst spielt' ich mit Zepter, mit Krone und Stern" aus der Oper "Zar und Zimmermann" ins Gedächtnis, deren erste Strophe lautet: "Einst lebt' ich so harmlos in Freiheit u. Glück, / Gefüllt war mein Beutel, stets heiter mein Blick, / Ich klirrte mit Sporen, ich schwang das Rappier, / Zu frohen Gesängen, da schmeckte das Bier. / Und frohlockend schwärmt' ich durch Fluren und Hain, / O selig, o selig, ein Fuchs noch zu sein ...". Unter den anderen Beiträgern ein Buchhändler A. Storch in Cottbus, ein Carl Cohn, der sich nach Dresden verabschiedet, ein Cousin J. Fischer ("Erinnere Dich an die fidele Rückkehr aus Branitz, den 16ten July 1835"), und auf einem Blatt verzeichnet Haussig penibel mit Uhrzeit und Alter die Sterbedaten seines Vaters, seines Großvaters, seiner Großmutter und seiner Mutter. 2 Blätter mit hebräischer Schrift, davon eines (1843) wohl aus einem anderen Album stammend.

Lot 2521, Auction  119, Anzengruber, Ludwig, Albumblatt 1889 + Beigaben

Anzengruber, Ludwig
Albumblatt 1889 + Beigaben
Los 2521

Zuschlag
100€ (US$ 108)

Details

Anzengruber, Ludwig, österr. Dramatiker, Erzähler und Lyriker, früher Vertreter des sozialkritischen Naturalismus (1839-1889). Eigh. Albumblatt m. U. "L. Anzengruber". 1 S. Wien 19.X.1889.
Vier Zeilen aus Akt I,4 des 1886 erschienenen Volksstücks "Stahl und Stein": "Buama, eh' i mi versteh' / Zur Duckmauserei, / Ehnder geh' i ehnderscht eh' / Auf vier Füaßen glei / Und friß Stroh u. Heu!". - In der Anzengruber-Werkausgabe von Anton Bettelheim mit Abweichungen gedruckt. - Beigegeben 1 eigh. Manuskript von Ferdinand von Saar (Beginn der Novelle "Der Excellenzherr"; 1 Seite, mit dem Namenszug beim Titel), 1 eigh. Albumblatt von Peter Rosegger ("Herzlichen Gruß, Rosegger", 12.5.1887) und 1 eigh. Brief von Wilhelm Fischer (2 S., Graz 1923).

Lot 2522, Auction  119, Benrath, Henry, 2 Gedichte, 1 Brief

Benrath, Henry
2 Gedichte, 1 Brief
Los 2522

Zuschlag
320€ (US$ 344)

Details

Benrath, Henry (d. i. Albert H. Rausch), Schriftsteller (1882-1949). 2 eigh. Gedichtmanuskripte mit Widmung u. U. "Henry Benrath" auf einem Blatt. 21/2 S. Doppelblatt. 4to. (Basel) 1.I.1939.
"Zwei Gedichte aus dem Buch 'Paris'. Aufgeschrieben für Frau W. Matheson". Die unbetitelten Gedichte umfassen zusammen 8 Strophen zu je 4 Zeilen: "Wie hat man dich geschmäht ..." und "Dein Leben geht, obwohl du es nicht zwingst ...". - Schöne Dichterhandschrift. - Beiliegend ein eigh. Begleitbrief mit Unterschrift "Ihr A. H. R.": 3 S. Blaues Papier mit Briefkopf "Hotel Victoria & National, Basel". Doppelblatt. Kl. 4to. Basel 7.V.1939. - An die Witwe William Mathesons, des Begründers der "Vereinigung Oltner Bücherfreunde". "... Hier sende ich Ihnen endlich die versprochenen Gedichte, die ich für Sie abgeschrieben habe ... Mein langes Kranksein hat mich ausserordentlich mitgenommen. Ich hätte Sie sonst schon lange besucht ... Ich bin auch seelisch in sehr trüber Verfassung und infolgedessen eben ein schlechter Gesellschafter. - Ich denke nächste Woche nach Zürich überzusiedeln. Vielleicht sehen wir uns dort, sofern ich nicht doch noch einmal kommen kann ...". - Beiliegend ein illustrierter Faltprospekt zu den Werken von Albert Rausch.

Lot 2525, Auction  119, Goethe, Johann Wolfgang von, Eigenhändiger Brief 1794

Goethe, Johann Wolfgang von
Eigenhändiger Brief 1794
Los 2525

Zuschlag
19.000€ (US$ 20,430)

Details

Goethe als Anatom
Goethe, Johann Wolfgang von, Dichter, Naturforscher und Staatsmann (1749-1832). Eigh. Brief m. U. "Goethe". 1 S. 4to. W[eimar] 17.II.[17]94.
Eigenhändig an den bedeutenden Mediziner Samuel Thomas von Soemmerring (1755-1830), der zu dieser Zeit unter schwierigsten politischen Bedingungen an der Universität Mainz Anatomie und Physiologie lehrte und mit Goethe in regem Austausch der beiderseitigen Erkenntnisse bei ihren anatomischen Forschungen stand (im Juli dieses Jahres fragt Goethe z. B. bei Soemmerring an, ob ihm dieser nicht seine anatomische Sammlung verkaufen möchte). "Für die überschickten Präparate sage ich vielen Dank, es ist eine merkwürdige Entdeckung und paßt an verschiedene Ideen an die ich im Stillen hege. Auch die Anzeige der verschiedenen Schriften war mir sehr angenehm ... Darwin hat schöne Bemerkungen doch geht er in den Fesseln der Theorie gar ängstlich einher; sobald ich diese und verwandte Phänomene nach meiner Art rangirt habe sollen sie Ihnen aufwarten. - Wie sehr habe ich Sie bedauert, daß nun schon wieder Unruhe von Außen drohte, da Sie von innen noch mit mancher verdrießlichen Situation umgeben seyn müssen. So hat der arme Forster denn doch auch seine Irthümer mit dem Leben büßen müssen! wenn er schon einem gewaltsamen Todte entging! Ich habe ihn herzlich bedauert. - Ihre Kriegserklärung gegen Lodern macht, wie Sie denken können, bey uns großes Aufsehen. - Ich treibe ein rechtes Quodlibet von Fleis ...". - Weimarer Ausgabe, Briefe, Bd. 10, Nr 3042 (mit 1 Lesefehler und diversen orthographischen Abweichungen). - Mit "Darwin" ist der britische Mediziner, Dichter, Naturforscher und Erfinder Erasmus Darwin (1731-1802) gemeint, der Großvater Charles Darwins; 1794 erschien der erste Band seiner "Zoonomia", die von der katholischen Kirche auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt wurde. - Der "arme Forster", der Naturforscher, Weltreisende, Schriftsteller und Revolutionär Georg Forster (1754-1794), war im Januar in Paris in seiner Dachkammer an Lungenentzündung gestorben, nachdem die vom Mainzer Jakobinerclub gegründete "Mainzer Republik" am Scheitern war und Forster ausgerechnet in der Phase der "Terreur" vom Nationalkonvent nach Paris entsandt worden war. - Der von Soemmerring bekämpfte Arzt und Anatom Justus Christian Loder (1753-1832), Leibarzt des Zaren Alexander I., war Professor in Jena und begann 1794 mit der Herausgabe seiner "Tabulae Anatomicae". - Kleine Faltenrisse; rückseitig Bleistift-Kritzelei.

Lot 2526, Auction  119, Goethe, Johann Wolfgang von, Eigenhänd. Quittung für Champagner-Lieferung

Goethe, Johann Wolfgang von
Eigenhänd. Quittung für Champagner-Lieferung
Los 2526

Zuschlag
7.000€ (US$ 7,527)

Details

- Eigenhändige Quittung m. U. "Goethe". 3 Zeilen. 11,2 x 18,6 cm. Auf festem, bräunlichen (Pack- ?) Papier. Mit dem oberen Rand auf ein kleineres Kartonblatt montiert. O. O. 27.XII.1804.
"Zwey Flaschen guten Champagners erhalten zu haben bescheinigt - Goethe". - Die Champagner-Bestellung gehörte vermutlich zu Goethes Silvester-Vorbereitungen. - Die Schrift stellenweise etwas verblasst. - Nicht in der Weimarer Ausgabe.

Lot 2527, Auction  119, Heyse, Paul, 2 Briefe, 1 Gedicht + Beilagen

Heyse, Paul
2 Briefe, 1 Gedicht + Beilagen
Los 2527

Zuschlag
1.000€ (US$ 1,075)

Details

Heyse, Paul, Schriftsteller, Nobelpreisträger, Haupt des Münchener Dichterkreises (1830-1914). 2 eigh. Briefe, 1 eigh. Gedichtmanuskript m. U. "Paul Heyse" und eine zugehörige eigh. Bleistift-Skizze. Zus. 71/2 S. (Tinte, Durchschrift und Bleistift). Gr. 4to, 8vo und quer-gr. 8vo. 1870-1884.
Der erste Brief (München 1882) ist die wohl mit Hilfe von Kopierpapier gefertigte Durchschrift eines umfangreichen handschriftlichen Briefes von Heyse an Rudolf Graf Hoyos, der ihm die von Hoyos herausgegebene Sammlung "Briefe eines Unbekannten (Alexander von Villers)", die 1881 bei Gerold in Wien erschienen war, übersandt hatte. Die Kopie hat Heyse wahrscheinlich für das Ehepaar Gerold angefertigt oder anfertigen lassen. Heyse würdigt darin ausführlich Villers' Persönlichkeit und kommt dabei auf dessen Abneigung gegen Gottfried Keller zu sprechen. Erst in diesen Briefen, in denen Heyse öfter vorkommt, habe er, Heyse, erkannt, welch bedeutende Persönlichkeit und großer Geist mit Villers Tod verlorengegangen sei, was ihn mit tiefer Trauer erfülle. - Der zweite Brief (Frankfurt 1884) ist an die Wiener Salonière Rosa von Gerold gerichtet, der er ausführlich sein Beileid zum Tod ihres Mannes, des Verlagsbuchhändlers Moritz von Gerold, ausspricht. - Das Gedicht kommentiert ein Blatt mit einer Bleistiftzeichnung, die eine zeichnende Frau in Rück-Ansicht vor einem bergigen Hintergrund zeigt; in der linken unteren Ecke Heyses Kommentar: "Frau Rosa Gerold angesichts des La Margna der Kunst fröhnend. 22. Juli 1870". - Dazu sandte oder überreichte er ihr eine Woche später das Scherzgedicht: "Gerne malt' ich einen Tannicht, / Doch ich kann nicht, / Wie ich leider auch auf Fichten / Muß verzichten. / Auch zu Buchen, Linden, Eichen / Will's nicht reichen. / Doch mit nackten Felsenwällen, / Häuschen, Hüttchen, Schweineställen / Glückt mir's - in den meisten Fällen. - Paul Heyse, nur zu eignem Gebrauch. - Sils-Maria während einer großen Hungersnoth, 29 Juli 70". - Dabei: Anna Heyse, Pauls Ehefrau (1849-1930). 4 eigh. Briefe m. U. "Anna Heyse". Zus. 13 S. 8vo und gr. 8vo. Starnberg, Prien am Chiemsee und München 1871-1884. - Umfangreiche Briefe an ihre Freundin Rosa von Gerold in Wien. Über Familiäres, die Krankheit ihres Kindes, den Tod Moritz von Gerolds und über den Dramatiker und Burgtheaterdirektor Adolf Wilbrandt: "... Es ist mir zu leid, daß der Verkehr mit Willbrandt [sic] kein regerer ist. Ich hätte es ihm und Ihnen gegönnt. Denn er ist ein selten liebenswürdiger Mensch, der bei seinem Geist eine fast kindliche Herzensgüte u. Heiterkeit bewahrt hat und es mir dadurch auch so angethan hat, daß mich Paul beständig mit Adolf neckte, da ich nach jedem seiner Besuche immer wieder von diesen Eigenschaften sprechen mußte. Ich glaube aber, daß ihn [Wilbrandt] die Arbeit vielleicht noch fester als die Baudia [wohl seine Frau, die Schauspielerin Auguste Wilbrandt-Baudius] umstrickt hält, so hörten wir wenigstens neulich, denn er selbst schreibt sehr selten, da er, glaube ich, neben seinem Studium durch den Strom des geselligen Lebens wohl sehr in Anspruch genommen ist ...".

Lot 2529, Auction  119, Kaiser, Bruno, Billet + Beigaben

Kaiser, Bruno
Billet + Beigaben
Los 2529

Zuschlag
100€ (US$ 108)

Details

Kaiser, Bruno, Marxist, Germanist, Büchersammler und Bibliothekar des Instituts für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED in Berlin (Ost) (1911-1982). Eigh. Billet m. U. "Prof. Dr. Br. Kaiser, Berlin". 1 S., auf ein Untersatzblatt montiert. Quer-8vo. (Cottbus) 22.VI.1965.
"nach einem vergnüglichen Krabbeln im Antiquariat von Cottbus - die Lieblingsbeschäftigung von Marx war das ja ebenfalls ...". - Beiliegend ein ähnliches Billet des Schriftstellers Wolfgang Zeiske (1967) sowie eine Signatur von Anton Kippenberg auf einem gedruckten Dankesblatt für Glückwünsche zu seinem 70. Geburtstag. - Ferner beiliegend ein ähnliches Billet von Albert Norden, Mitglied des Politbüros des ZK der SED (1904-1982), mit einem montierten Foto Nordens im Antiquariat: ""Einige gute und intzeressante Bücher gekauft - am Rande der Bezirksdelegiertenkonferenz der SED. (Cottbus) 11.III.1967".

Lot 2530, Auction  119, Keyserling, Eduard Graf, Albumblatt 1908

Keyserling, Eduard Graf
Albumblatt 1908
Los 2530

Zuschlag
300€ (US$ 323)

Details

Keyserling, Eduard Graf von, Schriftsteller, bedeutender impressionistischer Erzähler (1855-1918). Eigh. Albumblatt m. U. "E. Graf Keyserling". 1 S. auf Karton. Quer-gr. 8vo. München 10.III.1908.
"Es ist die Sehnsuch nach einem Echo was uns treibt ein Stück Kunst in die Öffentlichkeit hinaus zu stellen. - E. Graf Keyserling". - Sehr selten.

Lot 2531, Auction  119, Le Fort, Gertrud von, Brief 1939 + Beilagen

Le Fort, Gertrud von
Brief 1939 + Beilagen
Los 2531

Zuschlag
100€ (US$ 108)

Details

Le Fort, Gertrud von, Lyrikerin, Essayistin (1876-1971). Eigh. Brief m. U. "Gertrud le Fort". 2 S. Gr. 4to. Baierbrunn bei München 30.IV.1939.
An Franz Wegwitz in Leipzig, der wohl eines ihrer Gedichte vertont hatte. "... Ich habe das Notenblatt, das Sie die große Güte hatten, mir zu widmen, ein wenig studiert - so gut es mir allein möglich war. Einen ganz vollen Eindruck Ihres Werkes wird mir erst eine liebe Freundin vermitteln, die im Gesang ausgebildet ist ... Ich habe ihr das Notenblatt gesandt; wenn wir uns ... im Laufe des Sommers wiedersehen, will sie mir das Lied vorsingen ... Ich bin gewiß, daß es durch Ihre Vertonung viel schöner und wesentlicher herauskommt als auf das Wort allein gestellt. Ich danke Ihnen von Herzen für diese große Freude ...". - Gelocht. - Dabei: Dieselbe. Gedruckte Dankeskarte mit Porträtfoto und eigh. Unterschrift "Gertrud v. le Fort". 1 Doppelblatt, mit Umschlag. 8vo. (Oberstdorf 8.II.1956). - An denselben. Dank für Glückwünsche zu ihrem 80. Geburtstag. Unter dem Bild, das die Dichterin schreibend zeigt, das gedruckte Motto: "Bald erlischt was unsre Feder schreibt - Nur die Chiffre unrer Seele bleibt."

Lot 2532, Auction  119, Mosenthal, Salomon von, 8 Briefe, 2 Vis.-Karten

Mosenthal, Salomon von
8 Briefe, 2 Vis.-Karten
Los 2532

Zuschlag
950€ (US$ 1,022)

Details

Mosenthal, Salomon Hermann Ritter von, sehr erfolgreicher Wiener Dramatiker und Librettist, Ministerial-Bibliothekar und k. k. Regierungsrat (1821-1877). Konvolut von 9 eigh. Briefen und 2 beschrifteten Visitenkarten. Zus. ca. 20 S. Meist gr. 8vo. 1860-1872.
Freundschaftliche Briefe an die Wiener Salonière Rosa von Gerold sowie 1 Brief an deren Ehemann, den Verlagsbuchhändler Moritz von Gerold. Am 30. April 1862 erbittet Mosenthal in einem Brief mit Trauerrand Rosas Rat zu seinem Vorhaben, auf einem belebten Wiener Spazierweg eine Votivtafel zum Andenken an seine heiß geliebte, im März 1862 im Kindbett verstorbene Gemahlin Lina errichten zu lassen, mit dem Text: "Lina's Lieblingsplatz (dem Andenken einer edlen Frau geweiht). - Wenn über unsre Fluren / Ein Engel streift mit raschem Flügelschwung, / So blüht auf seinen Spuren / Der Himmelsschlüssel: die Erinnerung!" Zuvor hatte Rosa ihm Blumen gesandt, für die Mosenthal am 29. April 1862 mit dem Vers dankt: "Deine holde Blumengabe / Spiegelt Deiner Seele Güte. / Treue Freundschaft bis zum Grabe! / Immergrüne Himmelsblüthe!" Aus Kissingen berichtet er über seine dortigen Bekanntschaften. Am 13. Dezember 1863 bemerkt er: "... Daß der edle Geist Hebbels heute Morgen aus seiner gequälten Hülle geschieden, wissen Sie wohl bereits ...". Aus einem Kur-Aufenthalt in Rohitsch (Slowenien) berichtet er humorvoll an Moritz von Gerold, daß dort zu den wenigen Kunstgenüssen ein Konzert gehöre, "bei welchem eine alte Dilettantin zwei Serien Schumannscher Lieder quiekt und ein wahnsinniges Orchester den Ragozy dazu trommelt ...". - Beiliegend die zeitgenöss. Abschrift eines Gedichtes von Mosenthal mit dem Titel "An Holbeins Braut Minna Jacobi".

Lot 2533, Auction  119, Nietzsche-Archiv, Schriftwechsel mit Wolfgang Keiper

Nietzsche-Archiv
Schriftwechsel mit Wolfgang Keiper
Los 2533

Zuschlag
1.800€ (US$ 1,935)

Details

Nietzsche-Archiv in Weimar. Schriftwechsel mit dem Berliner Verleger Wolfgang Keiper, bestehend aus 32 maschinen- oder handschriftlichen Briefen und 1 Postkarte des Archivs an Keiper und ca. 47 Durchschlägen der Briefe von Keiper an das Archiv. Zus. mehr als 100 S., eng beschrieben. Meist gr. 4to. - Dazu 4 umfangreiche Briefe von Elise Gast an Keiper. Weimar, Berlin-Neukölln und Annaberg (Erzgebirge) 13.XII.1943 - 15.II.1945.
Trotz des relativ kurzen Zeitraums eine sehr umfangreiche Korrespondenz, da der Berliner Klein-Verleger Wolfgang Keiper ausgerechnet in der Spätphase des Weltkriegs mit großem Eifer Teile von Nietzsches Werken in kommentierten Faksimile-Drucken herausbringen wollte, darunter eine vierteilige Feldpost-Ausgabe von "Also sprach Zarathustra". Keipers Verlag spezialisierte sich auf Faksimile-Drucke bahnbrechender oder grundlegender Schriften großer Geistes- und Naturwissenschaftler. Von Johann Kepler und Hans Pfitzner, Schelling, Haym und anderen waren bereits Schriften bei Keiper erschienen; es sollten als nächste Nietzsche ("Fünf Vorreden" hatte Keiper schon ediert), Kant und Max Planck folgen. Die Korrespondenz zwischen Keiper und den Vertretern des Nietzsche-Archivs, Max Oehler, Rudolf Dempe und Dr. Günther Lutz, behandelt sowohl allgemeine Fragen der Auswahl und des in Weimar vorhandenen Materials als auch die Beschreibung der Manuskripte und detailliert die Probleme der Papiere, Formate, Typographie, Druckvarianten, Foto-Möglichkeiten (durch den Fotografen Held in Weimar) und Faksimilierung, Einband-Stoffe, Papierbeschaffung und vieles andere, zunächst für "Götzendämmerung", "Ecce Homo" und "Lebenslauf". Großen Umfang des Schriftwechsels nehmen auch Keipers Wünsche hinsichtlich der Kommentierung der Ausgaben ein: eine Bibliographie aller Nietzsche-Drucke vor und nach Gründung des Archivs sowie andere Hilfe und Mitarbeit in Weimar. Beide Seiten geben sich große Mühe, auf die Wünsche des Anderen einzugehen und die Drucklegung trotz schwierigster äußerer Umstände voranzutreiben. Bei Kriegsende liegen schließlich vom Keiper Verlag vor: "Fünf Vorreden", "Mein Leben", "Wir Furchtlosen", "Also sprach Zarathustra" und "Werke, Handschriften Briefe". - Reichhaltiges Material zur Nietzsche-Forschung und zur Situation des Nietzsche-Archivs in den letzten Jahres des Zweiten Weltkriegs. - Beiliegend die Durchschriften je eines Briefes von Keiper an das Reichs-Propaganda-Ministerium, Referat Wissenschaft, in Berlin (19.V.1944) und an den Fotografen Held in Weimar. -
Dabei: Elise Gast (geb. Wagner), Ehefrau von Nietzsches engem Mitarbeiter und Herausgeber Heinrich Köselitz alias Peter Gast (der wie Nietzsches Schwester wesentliche Eingriffe in Nietzsches Texten vornahm), Hüterin eines "Peter-Gast-Archivs" in Annaberg (1874-1966). 4 eigh. Briefe m. U. "Elise Gast". Zus. ca. 6 S. Gr. 4to. Annaberg (Erzgebirge) 2.VIII. - 18.XII.1944. - Recht umfangreiche Briefe an den Berliner Verleger Wolfgang Keiper, der sich auf Geschichte der Wissenschaften spezialisiert und neben der Herausgabe einzelner Schriften Nietzsches eine luxuriöse "Jubiläums-Ausgabe" zum 100. Geburtstag (Okt. 1944) geplant hatte. Er plante auch eine Würdigung des Nietzsche-Mitarbeiters Peter Gast (1854-1918) und bittet daher in dem vorliegenden Briefwechsel dessen Witwe um Auskünfte über die Materialien im "Peter-Gast-Archiv" und um Hilfe bei der Erstellung einer möglichst vollständigen Bibliographie der selbstständigen und unselbstständigen Veröffentlichungen von Peter Gast. Elise gibt ausführlich Auskunft: "... betreffs 'König Wenzel', 'Nausikaa' und 'Orpheus' kann ich Ihnen nur den Bescheid geben, daß außer einer Ouvertüre für König Wenzel (1885) alle drei Arbeiten als Entwürfe vorliegen. - 'Der Apulische Hirtenreigen ist unter die Blätter der Nausikaa gewandert, dort mag er viele Jahre ruhen' - schreibt mein Mann am 7. April 1883 an Friedrich Nietzsche, demnach ist auch dieser nur ein Entwurf geblieben. Was das Pastorale über ein böhmisches Volkslied aus dem Jahre 1888 anlangt, das habe ich in meinem Verzeichnis schon angegeben. Es ist dies die Komposition die Nietzsche als Claude Lorrain bezeichnet ... Ihre Frage nach einer autobiographischen Skizze meines Mannes muß ich ... zu meinem größten Leidwesen verneinen. Der Nachlaß seines großen Freundes Nietzsche, für den er sich zu selbstlos einsetzte, hat leider das eigene Schaffen zu sehr verdrängt und sein allzu früher Tod hat diesem Schaffen ein ebenso frühzeitiges Ziel gesetzt. - Zu der gütigst übersandten Tabelle über die schriftstellerischen und musikalischen Arbeiten meines Mannes möchte ich Sie bitten, bei den von Pfeiffer veröffentlichten Briefen nicht Cäcilie Gast, sondern nur Cäcilie G. zu setzen. Eine Cäcilie Gast hat nie existiert, das Fräulein aber, mit dem mein Mann in regem Briefwechsel stand, hat zufällig auch den Buchstaben G am Anfang ihres Familiennamens ...". In den folgenden Briefen nennt sie noch eine ganze Reihe literarischer und musikalischer Werke ihres Mannes, versendet auch das Manuskript der Komposition "Das deutsche Schwert" im Original. Im letzten Brief gibt sie u. a. die Auskunft: "... Die Frage nach einem Gemälde meines Mannes möchte ich mit einem nein beantworten. Das Bild das ich besitze, bringt nicht die Wesenszüge und den Charakter zum Ausdruck, die im Antlitz meines Mannes lagen. Dagegen gibt es ein sehr schönes Bild im Nietzschearchiv in Weimar. Es ist vom Bruder meines Mannes, Rudolf Köselitz, München, angefertigt ...". - Beiliegend 2 Durchschriften von Briefen Keipers an Elise Gast. - Die Briefe von dieser gelocht; kleine Faltenrisse. - Umfangreiches Material zur Nachwirkung Friedrich Nietzsches im 20. Jahrhundert.

Lot 2534, Auction  119, Rilke, Rainer Maria, Brief 1913 an Reinhard Sorge

Rilke, Rainer Maria
Brief 1913 an Reinhard Sorge
Los 2534

Zuschlag
2.800€ (US$ 3,011)

Details

"gegen das Unkönnen, gegen die süße Phrase"
Rilke, Rainer Maria, Dichter und Übersetzer (1875-1926). Eigh. Brief m. U. "RM Rilke". 4 S. Doppelblatt. 4to. Paris 2.XII. (1913).
Gehaltvoller Brief an den Dichter Reinhard Johannes Sorge (1892-1916, in Frankreich gefallen), der zunächst dem Expressionismus, dann der katholischen Mystik zuneigte (er war in diesem Jahr konvertiert) und Rilke seine Abschrift der Übersetzung eines angeblichen "Liebesgesangs" des Franz von Assisi übersandt hatte, die er einer deutschen Franziskus-Ausgabe entnommen hatte. Rilke, der ihm dankend sein "versprochenes Prosabuch [Malte Laurids Brigge] und das Marien-Leben" beifügt, bestreitet die von Sorge angegebene Autorschaft des "Liebesgesangs" und geht dann zu einer grundsätzlichen Kritik am Verhältnis von Kirche und Dichtung über. "... Ich sende Ihnen auch Ihre Abschrift vom 'Gesang der Liebe' zurück; man vermutet die pure Herrlichkeit, aber was läßt sich durch eine solche Zufallsübersetzung wirklich erkennen? Überdies giebt es, wie die Forschung längst festgestellt hat, keinen Liebesgesang vom heiligen Franz. Ein Gedicht dieser Art gehört dem Jacopone da Todi zu, diesem großen Minnedichter unser lieben Frau Armuth. Lange war es Franziskus zugeschrieben ...". Zitiert dann die vier Anfangszeilen im Original und liefert anschließend eine eigene Übersetzung. "... Die Abschrift, die Sie aus der Manz'schen Ausgabe genommen haben, giebt jedenfalls ein aus verschiedenen Hymnen und Gedichten jener (aber auch späterer) Zeit zusammengezogenes Machwerk, und ich kann mir nicht vorstellen, daß sie Sie befriedigt hätte. Ich will Ihnen nicht verbergen, daß ich in dem Standpunkt des Gläubigen eine Gefahr sehe für die Genauigkeit des Empfindens, an der uns doch sonst so entscheidend gelegen ist. Wenn ich mir denke, daß ich heute ausübender Katholik würde, wo ist die Kirche, die mich nicht durch Mesquinerie ihrer Abbildungen und Darstellungen kränken würde; es müßte schon eine kleine verfallene Kapelle sein, wie ich sie in Spanien gefunden habe, eine Eremitage, an der keine heutige Hand mehr ordnet und rührt. Zu Zeiten des heiligen Franz freilich war dies der Boden auf dem die Kunst ihre zartesten und freiesten Blüthen trieb. Heute mit der Kirche in Berührung kommen, heißt nachgiebig werden gegen das Unkönnen, gegen die süße Phrase, gegen die ganze immense Ausdruckslosigkeit ihrer Bilder, Gebete und Predigten. Noch Bossuet konnte innerhalb der Kirche Ungeheueres ausdrücken; und die wirkliche Erschütterung durch die Gestalten des Christenthums vermöchte ohne Ende in den Herzen neue Größe und einen Beweis neuer Hymnen hervorzurufen: doch würde, ich kann mir nicht helfen, solche Erhebung und solche Fülle nicht in die Grenzen der Kirche zurückfallen, sondern immer weit über allem Menschlichen niedergehen ...". - An den Rändern minimal stockfleckig; sonst frisch erhaltener, sehr schöner Brief.

Lot 2535, Auction  119, Saphir, Moritz Gottlieb, Brief 1845

Saphir, Moritz Gottlieb
Brief 1845
Los 2535

Zuschlag
400€ (US$ 430)

Details

Saphir, Moritz Gottlieb, berühmt-berüchtigter Kritiker, Schriftsteller und Publizist (1795-1858). Eigh. Brief m. U. "M G Saphir". 1 S. Doppelblatt mit grün geprägtem Namen "M. G. Saphir" und Goldrand. Wien 19.II.1845.
Als Herausgeber des "Humorist" an einen Autor, der einen nicht signierten Aufsatz zum Abdruck eingesandt hatte. "... Aus beigehendem Fragmente belieben Sie zu ersehen, daß ich mich beeilte, Ihrem Wunsche zu entsprechen, und den mir eingesendeten Artikel alsogleich für den Druck bestimmte. Allein zu meinem großen Bedauern hat die Censur durch ihr veto verhindert, mich Ihnen dienstgefällig zu beweisen. Vielleicht würde die Autorität Ihres Namens dem Artikel das Imprimatur verschaffen können ...". Erbietet sich, den Aufsatz mit Namensnennung nochmals der Zensurbehörde vorzulegen.

Lot 2536, Auction  119, Scheffel, Joseph Victor von, Brief an den Sprachforscher Bernhard Jülg

Scheffel, Joseph Victor von
Brief an den Sprachforscher Bernhard Jülg
Los 2536

Zuschlag
220€ (US$ 237)

Details

Scheffel, Joseph Victor von, badischer Dichter historischer Versepen und studentischer Themen von großer Verbreitung und Popularität (1826-1886). Eigh. Brief m. U. "Jos. Vict. Scheffel". 1 S. Doppelblatt mit (defektem) Umschlag. gr. 8vo. Karlsruhe 25.I.1866.
An den bedeutenden Sprachforscher Bernhard Jülg d. Ä. (1825-1886), Professor an der Universität Innsbruck. Der Spezialist für asiatische
Sprachen und Kultur hatte Scheffel sein soeben erschienenes Büch "Kalmükische Mährchen" übersandt, und Scheffel bedankt sich: "... Im Drang mannigfacher Geschäfte u. häuslicher Sorgen kann ich meine Aufmerksamkeit noch nicht ungetheilt den Kalmükischen Mährchen zuwenden, die mir als so freundl. Gruß gestern ins Haus geflogen kamen, säume aber nicht, meinen herzlichen Dank für diese Gabe auszusprechen u. Glück zu wünschen zu diesem stattlichen u. rühmlichen Zeugniß deutscher Gelehrsamkeit u. Forschung. Ich werde sie nicht nur lesen, sondern studiren, u. behalte mir weitere Mittheilung vor. - Von Professor v. Zingerle wurde ich durch die Reimgeographie aus dem XIII. Jahrhdt. und die Mittheilg. zu Pleiers Gasel erfreut; ich bitte ihm meinen freundschaftl. Dank zu vermelden ...". - Der vielseitige Literaturwissenschaftler, Germanist, Volkskundler und Schriftsteller
Ignaz Vinzenz Zingerle Edler von Summersberg (1825-1892) war seit 1859 Professor für deutsche Sprache und Literatur in Innsbruck.


Lot 2539, Auction  119, Weinheber, Josef, 2 Briefe + Beigabe

Weinheber, Josef
2 Briefe + Beigabe
Los 2539

Zuschlag
120€ (US$ 129)

Details

"feine Leute leben im deutschen Blätterwald"
Weinheber, Josef, österr. Lyriker und Erzähler (1892-1945). 2 eigh. Briefe m. U. "Josef Weinheber". Zus. 3 S. Mit 1 Umschlag. Gr. 8vo und kl. 8vo. Wien 29.VI.1935 bzw. Kirchstetten 14.IV.1944.
Der erste Brief an den österr. Schriftsteller und Politiker Guido Zernatto (1903-1943), dem Weinheber, einen Tag vor der Abfahrt in den Urlaub, die Adresse eines Arztes für Ischias-Probleme nennt: "... Zu einer völligen Heilung (für 3 Jahre) bedarf es zumeist 5-6 Impfungen. Eine Impfung kostet 25 Schilling, aber der Erfolg ist so gut wie sicher ...". - Der zweite Brief aus Kirchstetten an eine Freundin in Dresden, die er - im sechsten Kriegsjahr - mit allerlei Bedarfsartikeln versorgt. "... Die Sache hat sich verzögert, weil wir erst zusammenkratzen mußten, was Du brauchst. Der Ortsgruppenleiter entschuldigt sich, weil der Leinsamen, sehr schwer überhaupt zu bekommen, nur in dieser gestoßenen Form zu Dir kommt ... Charlotterln kannst Du noch haben, so viel Du willst. Ich habe Dir, weil ich kein anderes Schachterl hatte, derweil die geringste Menge geschickt ...". - Der erste Brief gelocht, der zweite stark geknittert. - Dabei: Karl Heinrich Waggerl, österr. Schriftsteller (1897-1973). Eigh. Brief m. U. "H.". 1 S., in sehr kleiner Schrift. Gr. 8vo. O. O. (ca. 1935). - Ebenfalls an den Schriftsteller und Politiker Guido Zernatto, der sich krank gemeldet hatte. "... Stadtleben ist ein Leben auf kurze Sicht und das 'Ausspannen' und Erholen ist leichter geraten als getan. Aber vielleicht bist Du doch Deiner Natur und Bestimmung nach nicht für den Verschleiß in der Großstadt gebaut, ich meine im Grunde bist Du ja ein Außenseiter geblieben, der spaßhalber einmal das Rennen macht. Das alles verstehe ich sehr gut, bloß darfst Du nicht dabei zugrund gehen ... in der letzten Zeit hab ich allerhand Ärger gehabt. Kai erzählte Dir ja, daß mir wieder einmal jemand auf die Zehen gestiegen ist, und ich höre, Du denkst an denselben Namen, der auch mir gleich eingefallen ist. Dieser Herr war mir gar zu freundlich in der Sezession. Möglich wäre aber auch, daß ein gewisser Jakob Haringer der Täter ist, er hat mich einmal auf einer offenen Karte beschimpft und ist auch sonst ein Charakter, dem man so etwas zutrauen kann. Überhaupt, feine Leute leben da im deutschen Blätterwald! ...".

Lot 2540, Auction  119, Werfel, Franz, Telegramm an Max Brod

Werfel, Franz
Telegramm an Max Brod
Los 2540

Zuschlag
220€ (US$ 237)

Details

Werfel, Franz, österr. Schriftsteller, emigrierte ab 1938 über Frankreich, Spanien und Portugal in die USA (1890-1945). Telegramm. 1 S. Formular der tschechischen Post. Quer-gr. 8vo. Prag (4.XII.1931).
An den Schriftsteller Max Brod in Prag. "habe dich mehrmals vergebens angerufen muss heute ploet[z]lich abreisen bin aber naechste woche wieder zurueck melde mich dann sofort innige gruesse dein werfel".

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