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Lot 3046, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, 3 e. Briefe Berlin, 1. und 14 Oktober, 22 November 1929.

Kisch, Egon Erwin
3 e. Briefe Berlin, 1. und 14 Oktober, 22 November 1929.
Los 3046

Zuschlag
350€ (US$ 376)

Details

"Damit sind nicht schöne Vögel gemeint, sondern 'Singende Vögel im Kerker'."
Kisch, Egon Erwin. Übersetzungskorrekturen. 3 eigenhändige Briefe an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". 5 S. 28 x 22 cm. Mit 3 (2 eigenhändig adressiertem) Kuverts. Berlin, 1. und 14 Oktober, 22 November 1929.
Haupt, Kisch, S. 82ff. – Konvolut von Briefen Egon Erwin Kischs, der die Übersetzungen einige seiner Werke ins Tschechische durch Jarmila Haasová lies und korrigiert und ihr unklare Passagen erklärt. Kisch sprach fließend Tschechisch, hatte aber zunächst Probleme mit der Schriftsprache, auch wenn er alle seine früheren Briefe an Jarmila konsequent in dieser Sprache abfasste. Vorhanden sind:

1) Berlin, 1. Oktober 1919. Kisch korrigiert Jarmilas Titelübersetzung von Upton Sinclairs Drama Singing Jailbirds, das 1927 unter dem Titel Singende Galgenvögel erschienen war: "1. Singing Jailbirds. Die deutsche Übrsetzung Singende Galgenvögel ist dumm, denn damit sind nicht schöne Vögel gemeint, sondern 'Singende Vögel im Kerker' 2. Patterson ist eine Weberstadt im Staat New York. 3. 'Regalieren' ist: 'bewirten', 'reichlich beschenken'. (pohostiti?). 4. Eine gesamte Ausgabe von Paradies Amerika habe ich nicht. Ich schicke Dir, was hier ist. 5. Was ist los, daß die Zaren noch nicht heraus sind?..."

2) Berlin, 14. Oktober 1929. Kisch erklärt und korrigiert weitere Passagen aus seinen Romanen Zaren, Popen und Bolschewiken, Paradies Amerika etc. "Die Autoenexemplare des Zaren habe ich heute früh bekommen. Es sieht sehr schön aus. Meinst Du nicht?" Erwähnt Bornstein, Laurin, Höllering, Wiegler Ernst Polak, "Lania hat große Liebesaffären, angeblich sind das große Frauen aus dem Lutz". Gemeint ist der jüdische russisch-österreichisch Journalist und Schriftsteller Leon Lania (1896-1961), Bekannter und Kollege Kischs, einer der ersten 'Undercover-Reporter', der 1933 über Prag, Wien, Paris, dann Südfrankreich, Spanien und Portugal in die USA emigerieren konnte. In seinen investigativen Reportagen warne er außergewöhnlich frühzeitig und außergewöhnlich klar von der aufziehenden Gefahr von Rechts.

3) Berlin, 22. November 1929. "Liebe Jarmiláč, ich komme am Montag 15.30 Uhr d. h. 1/2 4 nachmittags auf dem Masaryk Bahnhof an ... Das wird ein schrecklicher Rummel in Prag, ich fürchte mich davor, aber ich hoffe, daß wir uns zu einem freundschaftlichen Gespräch ganz unter uns irgendwo treffen können, damit ich Dir die Berliner Neuigkeiten (auch wenn sie nicht bedeutsam sind) rerferieren kann". – Geringe Knickspuren, leicht gebräunt.

Lot 3047, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, Eigenhändiger Brief. Berlin, 30. September 1929

Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Berlin, 30. September 1929
Los 3047

Zuschlag
160€ (US$ 172)

Details

"Zápotocký hat bei mir übernachtet, ein sehr sympathischer Mensch"
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". 1 1/2 S. 28 x 22 cm. Mit eigenhändig adressiertem Kuvert. Berlin, 30. September 1929.
Haupt, Kisch, S. 81f. – Über Details der Übersetzung seines Kriegstagebuchs Soldat im Prager Korps (Berlin 1922) mit ganz konkreten Vorschlägen: "Liebe Jarmilko, ich habe mir gestern den Soldaten angesehen. Verschiedene Kleinigkeiten habe ich gefunden, zum Beispiel das Wort 'Spekulationen' anstelle von 'Schlüsse' (Seite 6) oder 'Volkshymne' anstelle 'Kaiserhymne' usw., was Du sicher ohnehin korrigierst". Überhaupt kann ich alles mit der Ruhe eines Engländers Dir überlassen, denn da Du dich sowieso gründlich damit befassen mußt, findest Du alle Geschmacklosigkeiten leichter als ich, der dieses Buch noch heute immer nicht ruhig lesen kann..."

Interessant ist seine Bekanntschaft mit dem tschechoslowakischer Gewerkschaftsführer, Politiker und Autor Antonín Zápotocký (1884-1957), der von 1922 bis 1925 Generalsekretär der Tschechoslowakischen Kommunistischen Partei war, sofort 1939 von den deutschen Truppen verhaftet und von 1940 bis 1945 Konzentrationslager Sachsenhausen interniert wurde, was er überlebte. So konnte er 1948 beim sogenannten "Februarputsch" die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei übernehmen und schließlich dem Ministerpräsidenten Klement Gottwald im Amt nachfolgen. So wurde Zápotocký am 21. März 1953 von der Nationalversammlung zum Präsidenten der Tschechoslowakei gewählt. Berüchtigt war seine diktatorische Amtsführung ganz im Sinne Stalins und die zahlreichen inszenierten Schauprozesse, bei denen unter Ministerpräsident Zápotocký 94 Menschen hingerichtet wurden, die Hälfte aus politischen Gründen.

Kisch erwähnt Zápotocký en passant: "Heute und gestern hat Zápotocký bei mir übernachtet, ein sehr sympathischer Mensch. Hat Dir Piscator schon geantwortet? Bandy mit Olga und Becher fliegen morgen nach Moskau. Am 26. November habe ich eine Lesung in der großen Halle der Lucerna in Prag, dort gehen 15 000 (recte 5000) Menschen rein, allerdings, wenn sie dort reingehen wollen. vorgestern Abend kam Dr. Frankel von der 'Urania'..."

Lot 3048, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, Masch. Brief. Berlin, 13. Dezember 1929

Kisch, Egon Erwin
Masch. Brief. Berlin, 13. Dezember 1929
Los 3048

Zuschlag
250€ (US$ 269)

Details

Kisch, Egon Erwin. Maschinenschriftlicher Brief an Jarmila Haasová in deutscher Sprache mit Unterschrift "old Egonek". 1 S. 28 x 22 cm. Mit Kuvert. Berlin, 13. Dezember 1929.
Haupt, Kisch, S. 86f. – Kisch bittet Jarmila um die Zusendung von Kritiken seiner Werke in den Prager Gazetten, darunter in der renommierten Wochenzeitung Tvorba. Er erwähnt den Plan einer holländischen Übersetzung seiner Werke durch den befreundeten niederländischen Jornalisten, Übersetzer und Antifaschisten Nicolaas "Nico" Rost (1896-1967) oder fragt, ob sie den Verleger Václav Kaplický (1895-1982) kontaktiert habe.
"Liebe Jarmila, Gott sei Dank bin ich wieder in Berlin; Bornstein habe ich angerufen und von Deiner Wohnung und Deinem Wohlbefinden berichtet. Wie war die Rückfahrt aus Teplitz? Hat Dir Herr Kahn noch den Hof gemacht? Alle waren sehr verliebt in Dich. Hat sich in Prag der Widerspruch schon verstärkt? Schick mir alles, was erschienen ist, auch die Kritiken, die ich schon gesehen habe ... Von Frigo kommt ein Buch heraus: 'Letzte Stunden' in einer syndikalistischen Buchgemeinschaft. Rost wird wahrscheinlich ein Sammelbuch aus Kisch holländisch zusammenstellen. Hast Du Kaplický den Vorschlag eines Sonderdruckes der Tonka Šibenice [Die Galgentoni] gemacht? ... sei herzlich gegrüßt und geküßt von Deinem old Egonek".

Das (wohl) Pseudonym des, wie Kisch ihn tituliert, "ultralinken" Bekannten Frigo kann leider bis dato nicht aufgeschlüsselt werden. Klaus Haupt gibt hier den lakonischen Hinweis "Frigo .- Autor eines Werkes mit dem Titel 'Letzte Stunden'", das ich jedoch nicht nachweisen konnte(Haupt, Briefe an Jarmila, 1996. S- 75). Kisch erwähnt Frigo auch in einem Brief vom 24. Mai 1929. – Knicke, wohlerhalten. Unten links noch 10 Zeilen Gruß von Gisela Lyner mit Unterschrift in Bleistift "Gisl". – Beiliegt ein masch. Brief von Gisela Lyna an dieselbe. 1 1/2 S. Mit eigenhändigem Gruß in Bleistift und Unterschrift: "Gruß an Nečas. Gisl". Berlin, 8. Dezember 1929. "Von überall höre ich, wie schön es bei Egoneks Vorlesungen gewesen ist, am tollsten scheint es aber in Prag zugegangen zu sein. Besonders über die 'Rot Front'-Begrüssung habe ich mich gefreut ... Diese Woche ist der Rost zurückgekommen, er sieht sehr gut aus ... Wir alle haben schon geglaubt, dass dem Rost was passiert ist, weil niemand eine Nachricht von ihm hatte seit mehr als sechs Wochen". Nico Rost lebte in den Jahren 1923 bis 1933 in Berlin, wo er zum engsten Freundskreis Kischs gehörte. Er publizierte den Querschnitt und wurde Mitglied der KPD, als das er - schon Februar 1933, unmittelbar der Machtergreifung -ins KZ Oranienburg nördlich von Berlin deportiert wurde. Nach seiner Freilassung ging er nach Brüssel, wo er wieder von den Nationalsozialisten verhaftet wurde und in die Konzentrationslager von Herzogenbusch und letztlich nach Dachau verschleppt wurde. Am 29. April 1945 wurde er von amerikanischen Truppen befreit.

Lot 3049, Auction  118, Lyner, Gisela und Kisch, Egon Erwin,  4 (2 eigenhändige und 2 maschinenschriftliche) Briefe

Lyner, Gisela und Kisch, Egon Erwin
4 (2 eigenhändige und 2 maschinenschriftliche) Briefe
Los 3049

Zuschlag
280€ (US$ 301)

Details

"Plötzlich erklärte das ZK, er soll nicht nach Russland."
Lyner, Gisela. 4 (2 eigenhändige und 2 maschinenschriftliche) Briefe an Jarmila Haasová in deutscher Sprache mit Unterschrift "Gisl". Zus. 7 S. 18,5 x 14 bis 28,5 x 22,5 cm. Mit 4 (teils lädierten) Kuverts. Berlin, Wien und Westminster 1930.
Für das Leben und Werk des Egon Erwin Kisch sind die Briefe seiner Sekretärin, Mitarbeiterin, Geliebten und späten Ehefrau Gisela "Gisl" Lyner (auch Liner; 1895-1962) höchst wertvolle Quellen, schreibt sie doch meist ausführlich über das, was in den Briefen Kischs selbst zu kurz kommt. Die vorligenden vier Briefe sind, wie die meisten in diesem Nachlass, unveröffentlicht.

1) Wien, 29. September 1930. Eigenhändig 3 S. "Liebe Jarmila, aus Franzensbad konnte ich erst Dienstag wegfahren ... Aus Berlin weiss ich sonst nichts, von Egonek habe ich seit mehr als 14 Tagen keine Nachricht".

2) Kurhaus Westminster, 17. September 1930. Eigenhändig 2 1/2 Seiten. "Egonek schrieb, Du fährst am Mittwoch (vorigen) nach Prag ... hast Du mit Pokrok noch so viel Ärger wie zu Kaplickýs Zeit? ... Was hast Du zu unserem Erfolg gesagt? Daß wir in Berlin die stärksten sein werden, haben wir, glaub ich, selbst nicht gehofft...".

3) Berlin, 2. November 1930. "Zuerst, nach meiner Rückkehr, mussten wir das Stück noch einmal durcharbeiten (Lanna 8) ... Ausserdem hiess es vor 14 Tagen, dass Egonek nach Russland fahren soll, und er wollte mich mitnehmen. Kannst Dir denken, wie ich mich darauf gefreut habe. Plötzlich erklärte das ZK, er soll nicht nach Russland, sondern nach Wien, zu den Wahlen ... In der Tvorba, die Du geschickt hast, ist der Falkenau-Artikel vom Necas!"

4) Berlin, 16. April 1929. Berichtet von ihren Krankheiten "... Das alles wäre aber nicht so arg gewesen: das schlimmste war, dass ich vier Tage nichts sehen konnte ... Und gerade in dieser Zeit wollte der Reiss die endgiltigen Korrekturen vom Pitaval, also musste ich sie ihm so geben und er wird sie selbst lesen ... Egoneks Adresse ist vorläufig: Charkow, Hotel Spartak. Heute habe ich wieder einen Brief von ihm, er ist schrecklich begeistert, und möchte am liebsten dort bleiben, und er schreibt dass die Stimmung drüben herrlich ist .. ". Egon Kisch war nach Moskau gereist, leider ohne Gisela Lyner. Sie berichtet ferner über Nico Rost: "Vom Rost hörte ich über die Lobbenberg, dass es ihm nicht sehr gut geht, aber jetzt ist endlich eine kleine Aussicht, dass er bei einer holländische Zeitung einer feste Stellung bekommen soll ..." – Knicke, wenige Einrisse, Umschläge teils lädiert.

Hasek, Jaroslav
Die Reise um Europa in 365 Tagen
Los 3050

Zuschlag
950€ (US$ 1,022)

Details

Äußerst selten: Bühnenmanuskript in Xerokopiedruck der absurden Komödie
Hašek, Jaroslav, und Egon Erwin Kisch. Die Reise um Europa in 365 Tagen. Eine groteske Begebenheit in 15 Bildern. 2 Bl., 196 S., 1 Bl. 19 x 16 cm. OBroschur (kleine Einrisse, Rücken mit schwarzem Leinenstreifen, abgegriffen) mit schwarzgedruckter Titelei. Berlin, Privatdruck im Arcadia-Verlag, 1930.
Melzwig 355.1. – Bühnenmanuskript in Xerokopiedruck der absurden Komödie von Egon Erwin Kisch, zusammen verfasst mit dem tschechischen Schriftsteller Jaroslav Hašek (1883-1923), dem Autor des berühmten Werkes Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk während des Weltkriegs, das zwischen 1920 und 1923 erschienen war.

Neben Paul Leppin, Rainer Maria Rilke, Max Brod und Franz Kafka hatte Egon Erwin Kisch auch Jaroslav Hašek in den künstlerisch-literarischen Kreisen Prags kennengelernt, wobei er sich gleichermaßen mit tschechischen wie mit deutschen Autoren befreundete. Im Zentrum standen dabei die Prager Cafés und Kneipen wie 'Zum Weißen Hasen' oder das Nachtcafé 'Montmartre', wo die künstlerische Bohème sich traf. Mit Hašek sollte ihn eine langjährige, fruchtbare Freundschaft verbinden.

"Grundlage dieser Komödie bildet eine Reise, die Egon Erwin Kisch 1920 unternommen hatte. Mit einem Dampfer war er am 23. September 1920 in Prag aufgebrochen, um über Moldau und Elbe, dann über Nordsee, Rhein und Donau zu schiffen. Dabei machte er in einigen Städten Halt. Da es keine Genehmigung für eine Überführung mit der Eisenbahn gab, wurden aus den 350 km Wegstrecke ganze 2000 km bis Bratislava. Das Stück befasst sich mit merkwürdigen Gesetzen und einzigartigen Charakteren, die während der Reise auftauchen" (VDB-TTX 13.07.21).

Die "Reise um Europa" wurde, lt. Hinweis auf dem Titel "Als unverkäufliches Manuskript vervielfältigt. Dieses Buch darf weder verkauft, noch verliehen, noch sonst irgendwie weitergegeben werden. Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung, Verfilmung und Übertragung durch Rundfunk, vorbehalten. Dieses Buch darf zu Bühnenzwecken, Vorlesungen und Vereinsaufführungen nur benutzt werden, wenn vorher das Aufführungsrecht einschließlich des Materials von uns rechtmäßig erworben ist. Das Ausschreiben der Rollen ist nicht gestattet. Übertretungen dieser Bestimmungen verstößt gegen das Urheberrechtsgesetz. Wird das Stück nicht zur Aufführung angenommen, so ist das Buch umgehend zurückzusenden an: Arcadia-Verlag, Berlin". – Überaus selten, da nur in kleinster Auflage im Fotokopieverfahren gedruckt. Ein einziges weiteres Exemplar konnten wir in der Bibliothek des Österreichischen Theatermuseums (Signatur: 799757-B) nachweisen. Papierbedingt unwesentlich gebräunt, Titel mit Widmung des Autors "Jarmila Haasová!" und Vortitel mit 7-zeiliger Widmung des Autors an dieselbe "Meiner lieben Jarmiláč zum Geburtstag mit herzlichen Wünschen herzlich gegeben. Der Egonek. Berlin, 11. Februar 1931".

Kisch, Egon Erwin
Egon Erwin Kisch beehrt sich darzubieten: Paradies Amerika
Los 3051

Zuschlag
160€ (US$ 172)

Details

Höchst interessantes Dokument für die Übersetzungsgeschichte der Werke Kischs
Kisch, Egon Erwin. Egon Erwin Kisch beehrt sich darzubieten: Paradies Amerika. 347 S., 2 Bl. 20,3 x 13,8 cm. Orangefarbenes Feinleinen (minimale Kapitalläsuren, leicht angestaubt) mit goldgeprägtem Titel auf dem Rücken und VDeckel. Berlin, Erich Reiss, 1930.
Melzwig 356.1. – Erste Ausgabe der rund Reportagen, die der 'rasenden Reporter' in Amerika schrieb - ein heute noch unübertroffenes Bild der amerikanischen Gesellschaft vor dem Zweiten Weltkrieg. Der Band erschien schon im Herbst 1929, er wurde von dem Autor am 7. November seiner geschätzten Übersetzerin Jarmila Haasová "ohne Worte" gewidmet auf dem Vortitel: "Jarmilice beze slov. Egonek. 7./11. 1929; Berlín". – Arbeitsexemplar der Übersetzerin mitTiteleintrag in blauer Tinte "Jarmila Haasová! 1929" und zahlreichen Anmerkungen, darunter auch für die tschechische Ausgabe gestrichenen und mit Bleistift durchgekreuzten Passagen - ein höchst interessantes Dokument für die Übersetzungsgeschichte.

Kisch, Egon Erwin
Egon Erwin Kisch beehrt sich darzubieten: Paradies Amerika
Los 3052

Zuschlag
260€ (US$ 280)

Details

"Am 17. März 1930 in den Musiker=Sälen am Bülowplatz um 1/4 9 Uhr. Egonek"
Kisch, Egon Erwin. Egon Erwin Kisch beehrt sich darzubieten: Paradies Amerika. (17.-20. Tsd.). 347 S., 2 Bl. 20,3 x 13,8 cm. Hellblaues OLeinen (Rücken etwas verblasst, leicht lichtrandig) mit schwarzeprägtem Titel auf dem Rücken und VDeckel. Berlin, Universum-Bücherei für Alle, 1930.
Universum-Bücherei Band LXXIV. Melzwig 356.2. – Kurz nach der Erstausgabe (Melzwig 356.1) erschienene Ausgabe, die im Rahmen der "Universum-Bücherei" herausgebracht wurde (das Impressum verweist auf das Copyright "1929 by Erich Reiss Verlag"). – Titel mit 4-zeiliger Widmung des Autors: "1. Exemplar der Universum-Ausgabe. Am 17. März 1930 in den Musiker=Sälen am Bülowplatz um 1/4 9 Uhr. Egonek", wo Kisch wohl eine Lesung mit Signierstunde abgehalten hatte. Îm Block sehr sauber.

Lot 3053, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, Masch.  Brief m. U. Sanary-sur-Mer 14. Mai 1930

Kisch, Egon Erwin
Masch. Brief m. U. Sanary-sur-Mer 14. Mai 1930
Los 3053

Zuschlag
250€ (US$ 269)

Details

"Döblin, der selber ein Quatschkopf ist"
Kisch, Egon Erwin. Maschinenschriftlicher Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". X S. 28 x 22 cm. Sanary-sur-Mer 14. Mai 1930
Haupt, Kisch, S. 87ff. – Langer, inhaltsreicher Brief aus Sanary-sur-Mer, der schon ein beliebter Urlaubsort Intellektueller war, bevor er nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ein Zufluchtsort deutscher Emigranten wurde. Kisch schreibt seiner Freundin und Übersetzerung Jarmila Haasová (1896-1990)): "Lieber Jarmilatsch! Du wirst schon recht haben, wenn Du behauptest, dass wir Dir unseren Aufenthalt in grauen Farben geschildert haben. Aber das geschah natürlich, damit Du nicht allzusehr bedauerst, nicht hierherkommen zu können. Wir waren damals so ziemlich ohne Pfennig, und ohne rechte Hoffnung, welches zu bekommen. Jetzt hat sich die Sache so weit gebessert, dass ich ... doch noch drei bis vier Wochen wegbleiben kann."

Er schreibt von Plänen, an die Riviera und nach Korsika zu fahren, die Übersetzung einer Sammlung seiner ausgewählten Werke ins Niederländische durch Nico Rost ("Rost hat mir ein paar Ausschnitte geschickt, wie weit er mit der Übersetzung ist, weiß ich nicht") und erwähnt Alfred Döblin (1878-1957) im Zusammenhang mit der Publikations des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller Linkskurve sowie die Letem světem, eine eher progressive, jedoch nicht parteilich gebundene tschechische Bilderzeitschrift für Touristik und Fremdenwerbung, bei der Vincenz Nečas, der Ehemann Jarmilas zeitweise als Chefredakteur arbeitete:

"Besten Dank für den Artikel von Döblin, der selber ein Quatschkopf ist, und mutig gegen die Linkskurve. Gegen die Neue Rundschau oder das kleinste Blättchen von bürgerlicher Seite würde er sich nicht trauen, allerdings fände er auch kein Forum. Wenn mir jemand gesagt hätte, daß es sogar wegen einer Redakteursstelle bei Letem světem Intrigen und Zeitungsangriffe setzen kann, so hätte ich geantwortet, so schlimm sei die Krähwinkelei doch nicht. Aber ich sehe, daß sie noch schlimmer ist ... Wenn Kaplický wirklich wegen zu links herausgeschmissen werden sollte, wäre das schlimm, denn man weiß nicht, in welch reaktionärer Nachbarschaft man dann erschien..." Der tschechische Verleger, Autor als Prosaist und epischer Dichter sowie historischer Romane Václav Kaplický (1895-1982) gehörte eher zu den gemäßigten Linken. Er wurde aber als Sozialist und Gründer der Zeitschrift Pokrok (Der Fortschritt) angefeindet.

"Gretl Ettlinger hat mir schon geschrieben, sie möchte Empfehlungen an Upton Sinclair und Charly [sic] Chaplin. Na ja, das ist nicht so einfach. Wie wenn man von Deinem Vater eine Empfehlung an Masaryk verlangen möchte ..." – Mit kraftvollem Farbband getippt von Gisela Lyner und mit einigen kleinen Korrekturen Kischs. Unten noch ein Nachsatz, unterschrieben"Gisl": "Aber dass Du glauben konntest, wir wollten Dich nicht hier haben!!! Wir waren in keiner sehr rosigen Stimmung, weil wir so in der Luft schwebten ... also wünsche ich Dir, dass bald wieder gute Zeiten kommen ... Deine Gisl".

Lot 3054, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, 5 eigenhändige Postkarte, Lyon, Sanary, Evisa und Nizza 1930

Kisch, Egon Erwin
5 eigenhändige Postkarte, Lyon, Sanary, Evisa und Nizza 1930
Los 3054

Zuschlag
400€ (US$ 430)

Details

"Ich habe weder Nachrichten noch Zeitungen, weiß also nicht, was in Berlin, Moskau und Prag passiert."

Kisch, Egon Erwin. 5 eigenhändige Postkarten an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache, mit Unterschrift "Egonek" und teils längeren Beischriften auf Deutsch von "Gils". Jeweils 9 x 14 cm. Lyon, Sanary, Evisa und Nizza 1930.
1) Lyon, 11. April 1930. Auf einer Bildpostkarte mit "Lyon Artistique - Place Carnot, vue de la Gare de Perrache" an Jarmila in Berlin, die bei dem mit Kisch befreundeten Journalisten Joseph Bornstein in der Budapester Straße 16 logierte: "Ich bin nicht in Berlin, und ich habe keine Ahnung, was dort vor sich geht. Wir fahren heute nach Sanary (Abt. Var)".

2) Sanary-sur-Mer, 16. April 1930. Auf einer Panoramaansicht des französischen Badeorts: "Lieber Jarmilatsch, wir sind seit 14 Tagen unterwegs, und ich habe weder Nachrichten noch Zeitungen, weiß also nicht, was in Berlin, Moskau und Prag passiert. Hier gibt es ein wunderschönes Meer ..." Er unterschreibt mit: "Tvůj starý Egonek" ("Dein alter Egonek"). Auf der Textseite dann ausführlich von Gisela Lyner auf Deutsch: "Liebste Jarmila, Neuigkeiten von hier kann ich Dir nicht berichten, weil wir mit keinem Menschen seit Lyon gesprochen haben. Aber gestern hatten wir einen Berliner Bekannten (Zeitz von B. T.) aus dem Autobus erkannt und später getroffen. Komfort im Hotel ist ungefähr wie in der Teufelsmühle. Aber trotzdem ist es hier sehr, sehr schön. Viele allerherzlichste Grüße von Deiner Gisl". Gemeint ist das das Berliner Tageblatt (BT), eines der wichtigen Organe des Deutschen Reiches mit überregionaler Berichterstattung, das zwischen 1872 und 1939 existierte.

3) Evisa, Korsika, 30. Mai 1950. Mit Ansicht des korsischen Bergdorfs Evisa. Kisch schreibt, er sei mit Gisl komplett von der Welt abgeschnitten: "Lieber Jarmilatsch, ich weiß nicht, wo ich stehe, denn ich bin eine Woche lang nicht erreichbar gewesen ... Ich hinterlasse die Adresse in Nizza, 'poste restante'". Mit hs. Gruß von Gisl.

Nizza, 14. Juni 1930. Fotopostkarte "Nice, Vue sur la Baie des Anges". "Lieber Jarmilatsch, Ich habe deine gerade nach langer Zeit Post von Dir bekommen ... aber ich bin mir sicher, dass es nichts ausmacht, wenn ich die 'Lamm' ['Laun'?]-Sache mache. Ich werde Dir sofort schreiben, und wenn ich das tue, wäre es eine großartige Sache, wenn wir den Sommer wieder zusammen verbringen könnten ..."

Lyon, 25. Juni 1930. Mit Ansicht der "Pont de la Boucle et Vue sur le Parc". "Milej Jarmiláčku, jiste jsls již v Berlíně a my se brzy ndidime" - "Lieber Jarmiláček, du bist sicher schon weg aus Berlin und wir werden dich so schnell nicht wiedersehen ... Küsse Egonek." Und verso von Gisela Lyner: "Liebste Jarmila, wir müssen doch nach Berlin zurück, Franz H[oellering] hat uns bis jetzt im Stich gelassen. Wir unterbrechen nur einen Tag in Paris, da Egonek eine Sache recherchieren muss. Schade, ich hatte mich auf einen längeren Aufenthalt in Paris gefreut. Aus Berlin schreibe ich gleich. Allerherzlicht Dein Gisl". – Postalisch gelaufen, wenige Gebrauchsspuren, mit Stempeln und Marken.

Kisch, Egon Erwin
Schreib das auf, Kisch!
Los 3055

Zuschlag
1.500€ (US$ 1,613)

Details

"Schreib das auf, Kisch, daß du der Jarmilka dieses Buch in Herzlichkeit überreicht hast!"
Kisch, Egon Erwin. "Schreib das auf, Kisch!" Das Kriegstagebuch. 293 S., 1 Bl. 20,2 x 13,8 cm. Dunkelblaues OLeinen mit schwarzem Titeldruck auf Rücken und VDeckel (Entwurf von Georg Salter). Berlin, Erich Reiss, 1930.
Melzwig 345.2. – Erste Ausgabe unter diesem Titel. Die Reportagen waren 1922 unter dem Titel 'Soldat im Prager Korps' bei André in Leipzig und Prag erschienen. – Buchblock minimal verschoben, mit wenigen Bleistift-Anmerkungen der Übersetzerin Jarmila Haasová, der Kisch das Buch auf dem Titel widmete: "Schreib das auf, Kisch, daß du der Jarmilka dieses Buch in Herzlichkeit überreicht hast! Egonek. Berlin, 9./9.(1930)".

Blažek, Václav und Kisch, Egon Erwin
Gipsabguss seiner rechten Hand mit Federhalter.
Los 3056

Zuschlag
2.000€ (US$ 2,151)

Details

Die Hand, die das alles aufschrieb
Kisch, Egon Erwin. - Blažek, Václav. Gipsabguss seiner rechten Hand mit Federhalter. Ca. 11,3 x 19 x 12 cm. Montiert auf massive Eichenholzblockplinthe. 15 x 12 x 7 cm. Prag April 1948.
"Schreib das auf Kisch" drängten ihn Kollegen und Freunde immer wieder, das Zitat wurde zu einem Titel des Kriegstagebuchs von Egon Erwin Kisch. Ebenso wie der Titel eines anderen Buches Der Rasende Reporter zum Synonym für seinen Autor wurde.
Neben seiner Totenmaske, die der Künstler Václav Blažek abgenommen hatte, machte dieser auch einen Abdruck der Schreiberhand des Egon Erwin Kisch, der am 31. April 1948 in Prag gestorben war. Daraus modellierte der Künstler die vorliegende Handskulptur und einen Stift nach dem Füllfederhalter des so überaus produktiven Reporters, Journalisten und begabten Schriftstellers. Die bemerkswert kleine, feingliedrige und doch kraftvolle Hand hält den Stift konzentriert zwischen Daumen und Zeigefinger, die Oberfläche gibt das Relief der Haut erstaunlich detailliert wieder.

Begraben ist er auf dem Vinohradský hřbitov, dem Friedhof Vinohrady im gleichnamigen Stadtteil in Prag, wo sich der Lebenskreis des Egon Erwin Kisch schließt. Sein Gedächnis bewahrten seine beiden Frauen, Gisela Lyner (1895-1962) und Jarmila Haasová (1896-1990), die beide sein unstetes Leben über Jahrzehnte und durch die schwersten Zeiten des 20. Jahrhunderts begleitet hatten und die einen nicht zu unterschätzenden Teil seiner Arbeit mittrugen und ohne die es sicherlich nicht ein so gewaltiges großes Œuvre von Reportagen hätte geben können, die seinerzeit so populär waren, dass ihre Auflagen allein in Deutschland in die Zigtausende gingen - und die heute zumeist noch so aktuell anmuten, dass das Lesen zu einer einzigen Freude wird. – Leichte Staubpatina, wenige Fleckchen, von hervorragender Gesamterhaltung. Der Füllfederhalter ist lose eingesteckt. Die Blockplinthe mit kleiner Ergänzung einer wohl einstmals ausgesägten Stelle.

Lot 3057, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, Der rasende Reporter "Neuausgabe",

Kisch, Egon Erwin
Der rasende Reporter "Neuausgabe",
Los 3057

Zuschlag
400€ (US$ 430)

Details

"Hallo Jarmila, Wie geht es dir?"
Kisch, Egon Erwin. Der rasende Reporter. 380 S., 2 Bl. 18,5 x 12,2 cm. Beigefarbenes OLeinen mit schwarzgeprägtem Rücken- und VDeckeltitel, dunkelbrauner Kopfschnitt mit zweifarbig illustriertem OSchutzumschlag (dieser mit wenigen Einrissen, etwas angestaubt). Berlin, Sieben-Stäbe-Verlag, 1930.
Bücher der Epoche. Melzwig 347.2. – Erste Ausgaber der "Neuausgabe", die der Sieben-Stäbe-Verlag 1930 im 16.-35. Tausend herausbrachte. Sie enthält alle Reportagen sowie das Vorwort. Den Einband und den Schutzumschlag gestaltete Paul Pfund unter Verwendung einer Fotografie die aus einer Montage zweier Globensphären und einem Porträt des Autors am Telefon zusammengestellt wurde. Auch visuell wird damit erstmals der Autor mit seinem Romantitel gleichgestellt: Egon Kisch als "rasender Reporter". – Schönes, sauberes Exemplar mit Widmung auf dem Vortitel: "Jarmilininče! Egonek. 1931". Ferner signierte Kisch auch den Umschlag auf dem Vorderdeckel unter seinem Porträt: "Halloh! Jarmilo? Jak se máš?" ("Hallo Jarmila, Wie geht es dir?").

Lot 3058, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, 6 eigenhändige Postkarten in tschechischer Sprache

Kisch, Egon Erwin
6 eigenhändige Postkarten in tschechischer Sprache
Los 3058

Zuschlag
400€ (US$ 430)

Details

Moskau - Charkow - Shanghai - Peking -Kyoto

Kisch, Egon Erwin. 6 eigenhändige Postkarten an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache, mit Unterschrift "Egonek", "tvůj Egonek" etc. Jeweils 9 x 14 cm. Russland (Sowjetunion), China und Japan 1930-1932.
Postkarten der großen Asienreise Egon Erwin Kischs, die ihn über Russland bis nach China und Japan führt. Frucht dieser Reise war der letzte große Reportageband, der in Deutschland noch vor der Herrschaft der Nationalsozialisten erscheinen konnte: China geheim (Berlin, Erich Reiss, 1933). In China hatte Kisch 1932 vom Bürgerkrieg und der Mandschurei-Krise berichtet.

1) Moskau, 3. November 1930. Ein Gruß aus Moskau: "Liebe Jarmilacko, also bin ich nun hier, es ist heiß und ich denke an dich. Und ich danke Dir. Küsse Dich Egonek".

2) Charkow, 13. November 1930. Auf einer Ansichtskarte nach einem Foto Kischkasky-Brücke über die Dnjpr, aus Charkow (das heutige Charkiw, die nach Kiew zweitgrößte Stadt der Ukraine. M
it Grüßen und Unterschriften auch von Freunden Kischs.

3) Moskau, 15. März 1931. Ansicht des Swerdloff-Platzes mit dem Bolschoi-Theater, dort Beischrift von Gisela Lyner: Liebste Jarmila, leider liege ich im Bett mit Fieber und Schnupfen, bin aber glücklich, hier zu sein. Kriegst bald einen Brief. Herzlichst Gisl". Kisch schreibt von seinen Kontakten zu den Freunden, die er in Moskau trifft, darunter Hilde Jennings, Otto Katz und viele mehr.

4) Shanghai, 22. Mai 1932. Von Kischs legendärer Asienreise, die in bis nach China und Japan führte, schreibt er Jarmila einen herzlichen Gruß auf einer Fotopostkarte "Nanking Road. Shanghai".

5) Peking, 9. Juli 1932. Lieber Jarmiláček, ich reise heute nach Japan und denke von ganzem Herzen an dich. Dein alter Egonek". Eindrucksvolle Fotopostkarte des Eingangs der "Forbidden City".

6) Kyoto, 23. Juli 1932. Ein Gruß aus Japan "von Deinem alten Egonek", die Kisch "Via Siberia, Europa, Czechoslovakia, Praha-Prague" adressierte. Dargestellt ist eine traditionelle japanische Familie der Meiji-Zeit, wie sie als Fotomotiv auch noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts nachgestellt wurden. – Postalisch gelaufen, mit geringen Gebrauchsspuren.

Lot 3060, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, Eigenhändiger Brief. Moskau, 28. Januar 1931

Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Moskau, 28. Januar 1931
Los 3060

Zuschlag
250€ (US$ 269)

Details

"Wer weiß, ob es in Deutschland überhaupt noch erscheinen kann!"
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändige Brief an Jarmila Haasová in deutscher Sprache mit Unterschrift "Dein alter Egonek". 2 S. 28,5 x 22 cm. Moskau, 28. Januar 1931.
Haupt, Kisch, S. 97ff. – Das Jahr 1931 steht für Egon Erwin Kisch ganz im Zeichen seiner Besuche in der Sowjetunion. Zunächst weilt er mit Gisela Lyner in Moskau. Im Sommer unternimmt er eine lange Reportagereise mit Journalisten- und Schriftsteller-Kollegen durch die sowjetischen Gebiete Mittelasiens und verbringt bis 15. September Zeit im einem Sanatorium in Gorki bei Moskau. Ende Januar schreibt er aus Moskau: "Liebster Jarmilatschek, Deinen Brief erhielt ich gestern mit einer Kaschauer Postkarte von Nico [Rost] ... Besten Dank für die Prozeßberichte. Ich kannte nur die aus dem Prager Tagbl. und die Vejvara-Berichte in Nár. Pol. und Nár. Listy. Wenn ich den Prozeß verliere, werde ich tüchtig zahlen müssen! Auch das noch!" Gemeint sind die tschechischen Zeitungen Prager Tagblatt, die konservativ-nationale Národní Politika sowie die Národní listy, die führende liberale Tageszeitung, das Organ der Nationaldemokratischen Partei Tschechiens.

"Ich bekomme durchschnittlich fünf Briefe am Tag, wo mir die fremdesten und befreundesten Leute Schreiben, daß sie hierher möchten, Regisseure, Journalisten, Kaufleute, Schrifsteller, Ärzte, Maler etc. etc. Ich kann natürlich niemandem Wohnung verschaffen, das ist das. Zum Beispiel dem Peter Rosenbaum dem Bildhauer, möchte ich so gerne helfen, aber wie? Sind die Artikel über Lenins Sterbehaus und die Frau an der Seidenfront schon erschienen?"

Interessant ist die Vorahnung der sich in Deutschland immer weiter zuspitzenden politischen Lage, die viele Intellektuelle in die UdSSR trieb und Kisch an der weiteren Möglichkeit, im deutschen Reich publizieren zu können zweifeln lässt: "Mein Buch ist leider erst zur hälfte fertig, es arbeitet sich zu schwer im Rummel. Aber wer weiß, ob es in Deutschland überhaupt noch erscheinen kann!
Nu, čort vezmi! [Dann zum Teufel!]" – Wohlerhalten in flüchtigem Duktus und mit wenigen tschechischen Einsprengseln. Unten eine 5-zeilige Beischrift von Gisela Lyner. - Sehr schöner, langer Brief.

[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.

* Alle Angaben inkl. 24% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.


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