Bildende Kunst. 50 Autographen. Verschied. Formate. 1871-1912
Briefe, Briefkarten, Post- und Visitenkarten von Malern, Graphikern, Bildhauern und Architekten, großenteils Münchener Künstler. Darunter: Peter Behrens (nur abgeschnittene Signatur), Julius Bergmann (Maler), Alexandre Charpentier (Bildhauer und Medailleur), Franz Defregger (Maler), Franz Joseph Ritter von Denzinger (Architekt), Albert Des Enfans (Maler), Karl Wilhelm Diefenbach (Maler und Sozialreformer), Adolf von Donndorf (Bildhauer), Emmy von Egidy (Bildhauerin und Schriftstellerin), Emil Epple (Bildhauer), Fritz Everding Maler, 5 Briefe), Walther Firle (Bildnis des Prinz-Regenten Luitpold von Bayern; signierte Heliogravüre), Peter Halm (Radierer; Brief mit halbseitiger Orig.-Radierung), Adolf Hildebrand und Ludwig von Hofmann (zus. auf 1 Kärtchen), George von Hoesslin (Maler), Otto Hupp (Graphiker), Friedrich Kallmorgen (Maler), Leo von Klenze (Architekt, abgeschnittene Unterschrift), Richard Knötel (Militär- und Schlachtenmaler), Franz von Lenbach (Maler), Ferdinand von Miller (Erzgießer, Schöpfer der Bavaria-Statue in München), Fr. Aegidius M., Paul Nauen (Maler), Dora Neher (Schweizer Bildhauerin), Emil Orlik (Maler, Graphiker, Kunstgewerbler), Franz Graf Pocci (Zeichner, Radierer, Dichter), Friedrich Preller (Maler), Marie Schlafhorst (Münchener Bildhauerin), Paul Schultze-Naumburg (Architekt), Paul Schulz (Bildhauer), Friedrich von Thiersch (Architekt), Ferdinand Wagner (Münchener Maler, 2 umfangreiche Briefe 1890), Meta Weber (rheinische Malerin und Bildhauerin), Theodor Wedepohl (2 Briefe). - Beiliegend ein eigh. Brief (Wien 1871) des Kunsthistorikers Carl von Lützow (1832-1897). - Teils mit Montage-Spuren oder anderen kleinen Defekten.
Maria Lühr lehrt Buchbinderinnen
Buchbinderei. - Schultze, Carl, berühmter Düsseldorfer Buchbinder, Inhaber eines bedeutenden kunstgewerblichen Ateliers. Konvolut von 22 Briefen und Postkarten prominenter Kunden an Schultze. 1902-1916.
Durchweg Schultzes Arbeiten betreffende Briefe und Karten seiner Kunden mit vielerlei unterschiedlichen Aufträgen. Hervorzuheben ist ein eigenhändiger Brief (3 Seiten. 4to. Berlin 5.X.1909) von Maria Lühr (1874-1969), der ersten gewerblich geprüften und amtlich anerkannten Buchbinde-Meisterin in Deutschland, die in ihrer Eigenschaft als Lehrerin im Berliner Lette-Haus (Stempel im Briefkopf) mit Schultze ausführlich über die "Ausleihe" eines Gehilfen von Schultze für den Lette-Verein verhandelt. "... Herr Dr. Stettiner und der übrige Vorstand hat nichts dagegen, wenn wir versuchsweise eine männliche Kraft einstellen, daher bitte ich Sie, mit dem jungen Manne zu sprechen und ihm, wenn möglich, das Besondere seiner Stellung hier vorzustellen, da er doch nur mit jungen Mädchen zusammen arbeitet und mir unterstellt ist ... Zum Oktober sind bei uns 3 neue weibliche Lehrlinge eingetreten und einige Fachschülerinnen, da ist es keine Kleinigkeit, die alle zu beaufsichtigen und ihnen alle Sachen beizubringen. Mit eigener Arbeit ist es da nichts während des Tages, und doch sollen die Kunden befriedigt werden, und die ganze Sache sich rentieren ...". - Ferner Briefe und Postkarten namhafter Kunden - meist Düsseldorfer Künstler - über anspruchsvolle Aufträge für Schultzes Buchbinderei: Otto Blohm (berühmter Porzellansammler, eigenh. Brief), Bertha Krupp von Bohlen und Halbach (2 Briefe, 1 eigenhändig, Villa Hügel 1906-1909), Barbara Krupp, Rudolf Bosselt (Bildhauer, Direktor der Kunstgewerbeschule in Magdeburg), L. Keupel-Siegen (Maler), Rudolf Huthsteiner (Genremaler), F. Kiederich (Maler), Ludwig Keller (bedeutender Porträtmaler), A. von Krane, Regierungsassessor v. Neurath, Georg Oeder (Landschaftsmaler), Walter Petersen (Porträtmaler), Theodor Rocholl (berühmter Schlachten- und Pferdemaler), W. Schleicher (Regierungsbaumeister, Erbauer der Kreuzkirche in Düsseldorf), Kornelius Wagner (Maler), Arthur Wansleben (berühmter Landschaftsmaler), Gustav Wendling (Maler in Braunschweig) sowie der bedeutende deutschstämmige Londoner Buchbinder Joseph William Zaehnsdorf (Briefkopf: Zaehnsdorf, Cambridge Works, 144-146 Shaftesbury Avenue, London). Ferner ein Schreiben des "Deutschen Buchdrucker-Vereins Kreis II (Rheinland-Westfalen und Birkenfeld)" über Teuerungs-Zulagen im Kriegsjahr 1916 und ein Brief des "Deutschen Buchgewerbemuseums" in Leipzig (Dr. Erich Willrich) mit der Bestätigung des Empfangs von 5 "Visitenkartentaschen" und 5 "Brieftaschen".
Caucig, Franz, österr. Maler und Zeichner, lebte 1779-1797 mit kurzer Unterbrechung in Italien, davon 1791-1797 in Venedig, ab 1799 Professor und schließlich Direktor der Akademie der bildenden Künste in Wien (1755-1828). Dokument über seine Spesen in Venedig, unterzeichnet von zwei hohen Staatsbeamten des Kaiserreichs. 1 S. Mit rotem Wappensiegel. Gr. 4to. Wien 22.V. und 4.VI.1793.
Der vorletzte österr. Botschafter in der Republik Venedig, Carl Graf von Breuner-Enckevoirt (1740-1796) läßt sich aus der Kasse der Wiener Akademie der bildenden Künste 635 Gulden für den in Venedig lebenden Maler Franz Caucig auszahlen. Die Anweisung hierzu ist unterzeichnet von Caucigs langjährigem Gönner und Förderer, dem Grafen Philipp von Cobenzl (1741-1810), der seit 1779 Vizestaatskanzler in Wien und seit 1793 Kanzler für die italienischen Provinzen war. Das Dokument lautet im Ganzen: "Der k. k. Niederländische und Italienische Zahlmeister Herr Johann Nepomuck Stiegenkorb wird Seiner Exzellenz dem Herrn Grafen Breüner k. k. Bottschafter in Venedig Sechs Hundert Fünf und Dreißig Gulden aus der Cassa der Akademie der bildenden Künste auszahlen für Auslagen, die allda von dem Maler Caucig gemacht worden, und diese Summa gehörig in Rechnung bringen. Wien den 22ten May 1793. - Cobenzl". - Weiter unten quittiert Graf Breuner am 4. Juni 1793 den Empfang mit ebenfalls eigenhändiger Unterschrift: "Carl Graf v Breuner, k k. Botschafter in Venedig". Daneben das schön erhaltene Siegel mit Breuners Wappen.
Chodowiecki, Daniel, Berliner Zeichner und Radierer, Meister der Darstellung des bürgerlichen Rokoko (1726-1801). Eigh. Brief m. U. "D Chodowiecki". In franz. Sprache. 1 S. 8vo. O. O. 28.XI.1780.
An einen Herrn (Buchhändler?), den er um verschiedene Besorgungen bittet. "... Jay l'honneur de vous envoyer ci joint 1 Ducat de la part de Mr Le Cap. Tielke de Freyberg pour un Exemplaire de votre ouvrage periodique que vous êtes prié de lui envoyer, il est destiné pour Mons. Le Comissionsrath v: Färber a Freyberg. Je vous envoye en même tems quelques avertissemens du 4me tome de son ouvrage en vous priant de les faire parvenir à Mr. votre frère en suisse n'ayant pas encore une occasion de faire passer ses ouvrages dans ce pais. Si vous voulez m'envoyer le soudit Billet de soubscription je l'expédirai plus loin ayant l'honeur d'avoir beaucoup de Considération ...". - Kleiner Farbfleck im oberen Drittel.
Scherenberg-Janszen, R.
Brief über Chodowiecki an Daniel Berger
Los 2187
Zuschlag
700€ (US$ 753)
Ein früher Chodowiecki-Sammler
- Scherenberg-Janszen, R., berühmter holländ. Kunstsammler (1757-1833). Eigh. Brief m. U. "Rd Scherenberg Jansz:". In deutscher Sprache. 2 S., sehr eng beschrieben. Doppelblatt mit Adresse. 4to. Amsterdam 17.II.1789.
An den Berliner Kupferstecher Daniel Berger (1744-1825), der eng mit Chodowiecki zusammenarbeitete und viele seiner Zeichnungen gestochen hat. Scherenberg-Janszen hatte eine Reihe von Kupferstichen sowohl von Chodowiecki als auch von Berger bestellt und meldet jetzt einerseits Reklamationen bezüglich der Druckqualität, zugleich aber auch eine Anzahl neuer Wünsche. Außerdem informiert er Berger auf dessen Wunsch über vorhandene Porträts der Familie des Prinzen von Oranien. "... Ich habe die von Ihnen mir übersandte Kupfer von Ihrer vortreflichen Arbeit durch den Herrn Chodowiecki richtich erhalten, und diesen Herrn gebeten Ihnen die Nota von 4 Gulden - 10 für meine Rechnung zu bezahlen. Doch hätt ich sehr gewünscht von einigen etwas bessere Abdrückke zu erhalten, so zum Beispiel sind die Kupfer vom Tristram Schandy bei weitem nicht alle gleich gut von Abdrück, und im ganzen sind es keine sanfte und delicate Abdrückke; und die 12 aus dem Kalender der Jagd vom Henry IV sind auch nicht die besten, zwei Kupfer davon haben ganz elende Fleckken im Druckken empfangen ...". Fragt, ob es nicht möglich sei, Probedrucke zu erhalten, und wenn nicht, "alsdan einen guten Buchstaben Abdrück der iedoch nicht wieder die nämlichen Fleckken hat [nennt die betr. Nummern] und dies alsdan mit denen der auf der vorigen Liste offenstehenden Artikel an den Herrn Chodowiecki zu übergeben. Doch bitt ich Euer Hochedelgebohren sehr mir doch von den 24 Blatt zu dem Donquichotte gute Abdrückke und wenn es sein kann Probe Abdrückke zu geben. Noch wünscht ich sehr einen Probeabdrück von der Mausfalle zu empfangen, als auch noch ein Exemplar von den Kupfern zu Tristram Schandy ebenfals Probe Abdrück. - Euer Hochedelgeb: würden mir ein sehr großes Vergnügen machen, den mir schon längst versprochenen Catalogus Ihrer Arbeiten zu übersenden, und wenn dies noch vielleicht nicht geschehen kann wenigstens wünscht ich dan gerne zu haben von den Stückken welche Sie nach Zeichnungen des Herrn Chodowiecki graviret haben ...". Wünscht sich schließlich auch Arbeiten Bergers von eigener Erfindung und Technik: "ich habe nämlich diese Ihre Arbeiten sehr rühmen gehört ...". Gibt dann ausführlich Auskunft über die Portraits der Familie des Prinzen von Oranien, die Gemälde, Stiche und Medaillen und ihre unterschiedliche Qualität. Wenn Berger ernsthaft Geld investieren wolle, "so würde ich vielleicht sehr gute Gelegenheit haben diese Portraitten durch die Hand des großen Künstlers des Herrn Tischbein verfertigen zu lassen, welcher sich gegenwärtig im Hag befindet und beschäftigt ist ein grosses Familien Gemählde der Stathalterischen Famille zu machen ...". Bittet am Schluß nochmals dringlich, so bald wie möglich "den Herrn Chodowiecki" anzusprechen und zu ersuchen, die erbetenen Blätter zu schicken. - Mit Bergers Antwort-Vermerk vom 4. April 1789. - Schönes Beispiel für die internationale Verehrung Chodowieckis, in die sich schon zu seinen Lebzeiten eine Sammlergemeinde teilte.
"Historien-Bilder"
Defregger, Franz von, Genre- und Historienmaler der Münchener Schule, bevorzugte Szenen aus dem Bauernleben (1835-1921). Eigh. Brief m. U. "Franz Defregger". 12/3 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. München 27.III.1886.
An einen Feuilletonisten, der ihm das Manuskript eines Aufsatzes über Defreggers Kunst zur Prüfung übersandt hatte. "... Um Ihrem Wunsche zu entsprechen, habe ich Ihr Manuskript aufmerksam durchgelesen, und fühle mich sehr geschmeichelt, daß Sie mit der Auffassung meiner Geschichtsbilder einverstanden sind, und daß Sie dieselben gleichsam zu Historien-Bildern stempeln wollen. Allein es wird Ihnen doch schwerlich gelingen, diese Ihre Ansicht bei dem Publikum geltend zu machen. Das Publikum stellt sich unter einem sogenannten Historienbilde etwas ganz anderes vor. Sehr bezeichnend ist, daß man mir gelegentlich den Vorwurf gemacht hat, ich benutze zu meinen Geschichtsbildern dieselben Figuren als zu den heiteren Genrebildern - nur gäbe ich ihnen zu ernsterm ernste Gesichter. - Als solle man zu Schilderung ernster Vorgänge die Menschen ganz woanders herholen. Oder glaubt man, daß diese Gebirgsleute und ihre Empfindungen vor 60-70 Jahren anders waren als heute. Nun sehen Sie wie Sie den Kampf gegen diese Ansicht zu Ende führen ...".
"die Bilder meiner Ahnung"
Fidus (d. i. Hugo Höppener), Maler, Graphiker und Lebensreformer (1868-1948). Eigh. Postkarte m. U. "Fidus". 1 S. Molde (Norwegen) 7.VIII.1894.
An den Dichter Richard Dehmel in Berlin. "... Herzliche Grüße aus einem nordischen Paradiese! Allerdings einem schon etwas herbstlichen, wohl der langen Dürre wegen. Selbst Bergen war ausgetrocknet, aber schön. 3 Tage liess mir der Dampfer Zeit zum Herumstreifen. Und diese Gesichter! Überall finde ich die Bilder meiner Ahnung. Das Volk ist prächtig ... Ich bin ganz allein und muss mich erst an die Abwesenheit von Geistverwandten gewöhnen, die Cultur entbehre ich leichter. - Pastor und Przbz. habe ich nicht aufgesucht; ich weiss auch nicht, ob sie noch an ihren Orten sind. - Eigentlich ist es mir noch nicht einsam genug in der Nähe Moldes. Man muss noch immer bei irgend jemandem wohnen. Aber das findet sich vielleicht noch. Zum Oktober werde ich nach Steglitz zurückkehren, allein dort, das Theos. Heim ist aufgelöst ...". - Mit "Pastor und Przbz." sind wohl die Schriftsteller Willy Pastor und Stanislaw Przybyszewski gemeint, die zum Berliner Bohème-Kreis um Richard Dehmel gehörten.
Kaulbach, Wilhelm von, Maler und Illustrator, kgl. bayerischer Hofmaler, Direktor der Münchener Akademie, genialer Illustrator von Goethes "Reineke Fuchs" (1805-1874). Eigh. Gedichtmanuskript m. U. "W. Kaulbach" und halbseitiger Federzeichnung. 2 S. Gr. 4to. (München) 14.VIII.1847.
"An den sehr ge[e]hrten Freund Hofrath von Dessauer - eine poetische Antwort auf dero Prosa vom 4 Juli 1847". 19 Zeilen: "Du staunst ob der Berserkerwuth, / Staunst ob der tollen Versefluth, / Staunst, daß der Maler der Gesichter / Sich brüsten will als wie ein Dichter - / So staune denn! Sieh, tief verhaßt / Als Künstler ist mir Prosa fast / Mag die Leidige ich nicht lesen / Sie macht mich krank und nur genesen / Kann ich im Arm der Poesie ... Ich fahre mit Knitteln hinterdrein / Und jeder Schlag wird gleich zum Reim / So reit ich stolz auf meiner Mähre / Im Glanze einer höhern Sphäre!!" - Die hübsche, große Karikatur zeigt den Künstler im Selbstbildnis, auf dem Pegasus reitend und eine Keule schwingend bei der Verfolgung eines in Pantoffeln fliehenden, bebrillten Prosaisten. Der Reiter zeigt allerdings mehr Ähnlichkeit mit dem zu dieser Zeit schon heftig attackierten König Ludwig, der ja auch ein Freund der Verse war, als mit dem äußerlich etwas langweilig wirkenden Maler. - Dass Kaulbach "Spähre" statt "Sphäre" schreibt, sei ihm angesichts des reizenden Blattes verziehen. - Der aus jüdischer Familie stammende Hofrat Georg von Dessauer (1795-1870) war Jurist und als solcher u. a. Rechtsberater des bayerischen Königshauses sowie der Bayerischen Staatsbibliothek und wurde 1839 von König Ludwig I. in den erblichen Adelsstand erhoben. Nach einer Urkundenfälschung mit anschließender Festungshaft wurde ihm 1859 der Adelstitel wieder entzogen. Schon seit 1838 war Dessauer Kompagnon und Finanzier in Caspar Brauns erfolgreicher graphischer Anstalt für Holzschneidekunst, die ab 1843 als "Braun & Schneider" firmierte. Dessauers Freundschaft mit Wilhelm von Kaulbach ist vielleicht auf diese frühe Verbindung zur bildenden Kunst zurückzuführen. - Die zweite Seite leicht fleckig; kleiner Faltenriss.
Keller, Heinrich, Schweizer Bildhauer und Schriftsteller, lebte ab 1794 in Rom (1771-1831). Eigh. Brief m. U. "Keller". 21/2 S., sehr eng beschrieben. Doppelblatt mit Adresse und Siegel. 4to. Rom 29.VII.1808.
An David Esslinger in Zürich, Inhaber einer Kattundruckerei. Sehr umfangreicher Brief über viele Themen: Mitteilungen verschiedener Art, familiäre Nachrichten, Personen und Eindrücke in Rom sowie Betrachtungen über vielerlei Dinge. - Nachdem Keller aus gesundheitlichen Gründen die Bildhauertätigkeit hatte einschränken müssen, war er als Schriftsteller, Journalist und Verfasser von Kunstführern sowie als Lyriker, Dramatiker und Übersetzer tätig.
Über bayerische Künstler-Porträts
Kilian, Georg Christoph, Augsburger Kupferstecher, Kunstverleger, Biograph, Drucker und Schriftsteller (1709-1781). Eigh. Brief m. U. "Georg Christoph Kilian". 4 S. Doppelblatt. 4to. (Augsburg ca. 1780).
An einen "hochwohlgebohrnen Gnädigen Herrn", der ihn beauftragt hatte, ihm möglichst viele Künstler-Porträts für seine Sammlung zu verschaffen. Kilian antwortet ausführlich, weshalb er mit diesem Auftrag nur langsam vorankomme. "... es ist nicht so viel die angefangene Arbeiten meines Herkulanischen Wercks (welches ich gantz eigenhändig bis zum 4ten Theil vollendet) daran schuld, sondern die Unmöglichkeit so viele von Hochdero manglenden Künstlers Portrait alhier zu fünden, der alte Hertel als auch Hr. Grosmann haben alle Winkel hier aufgesucht und so wohl diesen Artikel als andre schöne alte Stück aufgekaufft, nur einige Künstler haben noch etwas, so sie den ihrigen gesammlet haben und als einen Schatz aufheben. Indeßen habe doch nicht gar vergeblich mich bemüht aus der übersandten Nota was auf zu treiben ...". Er habe bereits eine Kiste nach Leipzig abgesandt. "... Die Kupetzkischen Portraits von Bernard Vogel konte nicht anders bekommen als mit dem gantzen Werck von 60 Stück. Da ich dieser Tagen nach München gehe, so will ich auch da mich bemühen, was von Künstlers Portrait in Kupferstich oder Medallien auf zu treiben. - Da Tit. Herr Carl Wilhelm von Buirette in Erlang eine erstaunlich große Sammlung von Künstlers Portraits beysamen hat, wo vieleicht Doubletten darunter sind, so würde Er sich ein Vergnügen daraus machen mit Ihro Hochwohlgebohren in Corespondenz zu tretten. Von München bekomme das Portrait von Asam, so nach meiner Art in Kupfer machen werde, als auch des geschickten hiesigen Kupferstechers Hieronimus Sperlings und noch ein par andere ... Belanget den Catalogum meiner gesammelten Kilianischen Arbeiten abzuschreiben, so ist würklich schon der Anfang gemacht worden, da ich aber selbst in dem meinigen noch viele einzutragen hab, so bitte Ihro Hochwohlgebohren, nur um wenige Zeit noch Gedult zu tragen ... Der Autor der vormahligen Kunst Zeitung ware Herr Rector Mertens. Von den Bayrischen Künstlern hat ihme Herr Revisions Rath v. Lippert in München den Stoff gegeben. Werde diesen Herrn auch ersuchen von denen jetzigen Künstler alda Nachrichten zu geben ...". Er habe auch ein gemaltes Porträt des Historienmalers Krause gekauft, über den man Genaueres in Paul von Stettens neuer Kunstgeschichte der Stadt Augsburg finde. "... In eben diesem Buch findet sich auch Nachricht von einem gantz neuen künstlichen hiesigen Maler Mettenleiter, sein Lob ist darin gar nicht übertrieben sondern noch zu wenig, und wird er ein anderer Gerard Douw wo nicht gar Frantz Mieris werden ...". Bespricht dann ein neues Dictionnaire des Artistes sowie seine Erfahrungen mit den Verlegern Breitkopf und Dyck, denen er sein "Herkulon" in Kommission geben wollte. "... Da meine Künstlers Portrait Sammlung nach meinem Todt, meinen Erben nichts nutzen wird und selbe wohl verkaufen werden, so wünschte daß Ihro Gnaden solche erhielten, besonders weil gar viel gezeichnete darunter seyn nach Malereyen, welche niemahls in Kupfer gemacht worden, ich werde aber wohl ein neuen Catal. machen und die Künstler und Gelehrten von einander absondern ...". - Paul von Stettens "Kunst-, Gewerb- und Handwerksgeschichte der Reichs-Stadt Augsburg" war 1779 bei Stage in Augsburg erschienen. - Selten.
Kunsthistoriker. Sammlung von 36 Postkarten führender Kunsthistoriker, Kunstkritiker und Museumsdirektoren des 20. Jahrhunderts. Lose gesteckt in ein neueres Album. 1908-1929.
Beachtliche Reihe von signierten Postkarten fast aller führenden deutschspachigen Kunsthistoriker aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, zusammengetragen von einem Rostocker Arzt, der die Gelehrten anschrieb und um ihre Signaturen bat. Diese antworten bereitwillig und fügen häufig noch Sinnsprüche oder zumindest Grüße hinzu. Vertreten sind: Wilhelm von Bode, Richard Borrmann, Paul Clemen, Georg Dehio, Max J. Friedländer, Cornelius Gurlitt, Carl Justi, Max Lehrs, Julius Meier-Graefe, Joseph Neuwirth, Max Osborn, Fritz von Ostini, Marc Rosenberg, Karl Scheffler, Paul Schubring, Hans Semper, Hans Wolfgang Singer, Henry Thode, Hugo von Tschudi, Georg Voss, Heinrich Woelfflin, Karl Woermann und andere. - Seltene Versammlung der maßgeblichen Persönlichkeiten, denen die kunsthistorische Entwicklung bis in das 20. Jahrhundert ihre Beschreibung und Bewertung verdankt. - Vollständige Liste auf Anfrage.
Laurencin, Marie, franz. Malerin und Lyrikerin, "Muse" des Dichters Guillaume Apollinaire, lebte eine zeitlang in Deutschland, verkehrte mit allen französischen Künstlern moderner Richtungen (1883-1956). Eigh. Manuskript m. U. "Marie Laurencin". 1 S. Auf Karton gezogen. 4to. (Paris) o. J.
Leicht ironisches "Selbstbildnis", vielleicht auf Wunsch einer Zeitschrift. "Sa devise: (Aime le luxe!): très fière d'être née à Paris - Sait tous les airs de Sylvie de Gérard de Nerval - n'aime ni les discours - ni les reproches - ni les conseils. pas même les compliments. Mange vite - marche vite - lit vite - peint très lentement ...". - Dekoratives Blatt.
Magnus, Eduard, bedeutender Berliner Bildnismaler, Professor an der Akademie (1799-1872). 11 eigh. Briefe m. U. "Ed. Magnus" bzw. "E. M". Zus. 121/2 S. Mit 1 Umschlag. Verschied. Formate. Berlin 1867-1870.
An verschiedene Adressaten. Über Bilder, Akademie-Angelegenheiten, Künstler-Kollegen etc. - 1 Brief mit Einriss.
Meggendorfer, Lothar, Münchener Illustrator, Karikaturist, Publizist und genialer Gestalter von Kinderbüchern mit beweglichen Figuren (1847-1925). Eigh. Brief m. U. "Lothar Meggendorfer". 1 S. Doppelblatt mit Briefkopf "Die lustige Woche. Moderne Wochenschrift für Humor und Kunst". Gr. 4to. München 6.VI.1908.
An Dr. Eduard Rose, Verleger der "Lustigen Woche". "... Beifolgend unterdessen erhaltene Partie Zeichnungen, darunter nur wenige die zu acceptieren und zu honorieren sind. Es liegen dann noch andere Vorlagen bei, teils noch nicht geöffnet, so auch ein Brief an den Verlag d. L. W. Leider ist mein Gesundheitszustand noch immer nicht zufriedenstellend ...". - Offenbar gehörte zu Meggendorfers Aufgaben als Verlags-Mitarbeiter die Prüfung und Auswahl von eingesandten Zeichnungen für das Witzblatt.
Menzel, Adolph von, Maler, Graphiker und Zeichner, einer der bedeutendsten Maler des 19. Jhdts (1815-1905). Eigh. Brief m. U. "A Menzel". 3 S. Doppelblatt. 8vo. (Berlin) 19.II.1888.
Wohl an ein Berliner Akademie-Mitglied, das er mit "Vortrefflichster!" anredet. "... steht es also fest, daß diesen Mittwoch die Senatssitzung angesetzt wird, wo das bewußte Diplom beiden Sektionen vorgelegt, vollzogen, resp: auch in seinen tiefinneren mystischen Zusammenhängen ausgedeutet werden soll??! und zwar von mir? Ich muß es wissen, weil ich desfalls noch in aller Hast eine Einladung, die auf dieselbe Stunde fällt, absagen muß ...". - Minimal tintenfleckig; am oberen Rand kleiner Papierstreifen von ehemaliger Montage. - Was das für ein "Diplom" war, wird der Menzel- oder Akademie-Kenner herausfinden.
Rauch, Christian Daniel, Berliner Bildhauer, Schüler und Nachfolger Schadows, Königl. Hofbildhauer, Hauptmeister des preuß. Klassizismus (1777-1857). Eigh. Brief m. U. "Rauch Professor". 1 S. Quer-gr. 8vo. Berlin 24.VII.1853.
"Hrn. Mitschnig Vorzeiger dieses ersuche bei Abwesenheit des Kastellan der Königl. Bildergalerie zu Sans Souci Herrn Sondermann, zwei Gips-Modelle Engel darstellend zum Transport hieher zu übergeben ...". - Kleiner Randeinriss unterlegt. - Dabei: Johann Gottfried Schadow, Bildhauer und Graphiker, Hauptmeister der Berliner Klassik, Rauchs Lehrer, Schöpfer der Quadriga auf dem Brandenburger Tor (1764-1850). Bronzeguss-Medaille von Carl Fischer zu Schadows 70. Geburtstag. Durchmesser: 5,8 cm. In gefütterter Papp-Kassette. (Berlin 1834). - Vorderseite mit Schadows Bildnis im Profil, Rückseite mit "Perseus und Andromeda"; beides in sehr plastischer Darstellung; dazu Beschriftung mit den Daten der wichtigsten Stationen aus Schadows Leben (Akademie-Mitglied, Akademie-Direktor, Krönung in Rom, 70-Jahr-Feier in Berlin etc).
Rodin, Auguste, franz. Bildhauer und Graphiker (1840-1917). Eigh. Brief m. U. "Votre Rodin". 2 S. Doppelblatt. Kl. 8vo. O. O. u. J. (um 1878).
An den (ihm wohl durch Octave Mirbeau empfohlenen) Schriftsteller Leopold von Sacher-Masoch (1836-1895), dessen Werk und Persönlichkeit ihn begeistert: "... Je n'ai pas encore fini les Contes Le legs de Cain et j'ai besoin de vous témoigner l'ardente amitié que j'ai pour Vous et mon admiration (.) ah que je suis heureux que Vous ayez bien voulu voir mon travail et que Vous êtes émotionné. C'est une joie pour moi. Merci devotée amitié Votre genie me plait plus de tout ... Je remercie Mirbeau". - Sacher-Masochs Novellenband "Das Vermächtniß Kains" war 1877 erschienen.
Scholz, Werner, Berliner Maler des Spät-Expressionismus, stellte als Zeitgenosse von Grosz und Dix das Berliner Großstadtleben in kritischen Bildern dar (1898-1982). 3 eigh. Postkarten m. U. "Scholz". Zus. 21/2 S. (Tinte, Bleistift und Kugelschreiber). Alpbach (Tirol) (ca. 1940) - 1952.
An den ihm befreundeten Schriftsteller Kurt Smogro. Grüße von Ausflügen, Nachricht vom Knöchelbruch seiner Frau sowie eine Bitte: "... Ich nehme an, daß in der ersten Januar-Woche die Neue Zeitung meine Albertina-Notiz brachte. Seien Sie doch so lieb und schicken Sie uns diese Nummer her. Vielleicht macht Ihnen das Heraussuchen doch nicht zuviel Mühe ...". - Zwei der Karten mit Ansichten: die verschneite Joelspitze in Tirol und die Pfarrkirche Alpbach. - 1939 hatte sich Scholz, der zur NS-Zeit als "entartet" verfemt wurde, nach Alpbach in Tirol zurückgezogen. - Beiliegend das Faltblatt zu einer Scholz-Ausstellung in Nürnberg (1963).
Der Bau der Nikolaikirche in Hamburg
Scott, Sir George Gilbert, berühmter englischer Architekt, Hauptvertreter der Neogotik, entwarf und renovierte zahlreiche Kirchen und Kathedralen, darunter die Nikolaikirche in Hamburg (1811-1878). Eigh. Brief m. U. "Geo. Gilbert Scott". 5 S. Doppelbl. mit Adresse und Siegelresten. 4to. London 12.VIII.1845.
An den "Oberalten" Schröder im Hamburger Senat, ausführlich über den geplanten Bau der dortigen Nikolaikirche, der Hauptkirche Hamburgs. "... Having heard that the committee have postponed advertizing for tenders for the foundation of the St. Nicholas' Church, in consequence of still feeling some degree of uncertainty as the question of whether the Cross plan or the simple elongation should be adopted, I think it my duty to address a few lines to you as the acting chairman of the committee, not with any view of expressing any opinion on this question, which I should wish to leave entirely in the hands of the comittee, but respectfully to express my feeling of the importance of not losing the present season particularly as regard the foundation of the Tower ...". Erläutert dann auf 21/2 Quartseiten ausführlich die technischen Probleme und Gefahren, die bei der Fundamentierung des Kirchturmes angesichts der Bodenbeschaffenheit des Bauplatzes entstehen könnten. - Der Kirchturm, der 28 Jahre nach der Grundsteinlegung (1846) vollendet wurde, war mit seinen 147 Metern für einige Jahre das höchste Bauwerk der Welt. Im zweiten Weltkrieg wurde die Kirche weitgehend zerstört, doch der Turm blieb erhalten und und ist heute als Antikriegs-Mahnmal gestaltet. - Der Brief seines Architekten über die Planung dieses Turmes ist ein wertvolles Dokument zur Baugeschichte Hamburgs.
Zille, Heinrich, Berliner Zeichner und Graphiker (1858-1929). Eigh. Brief (Fragment, Schluß fehlt). 1 S. Quer-gr. 8vo. (Berlin ca. 1925).
An den zeitkritischen Maler, Illustrator und Karikaturisten Willibald Krain, der ihn gebeten hatte, sich für eine Porträt-Sitzung zur Verfügung zu stellen. "... Gern, gern tue ich Ihnen den Modellgefallen u. habe immer daran gedacht. Wie ich schon Freund [Adolf] Heilborn sagte, der mich auch daran erinnerte, ich muß erst meine Arbeit aus dem Haus haben, allerhand Sommer-Badebilder. Nun verschwinden die Tage wie Minuten, ich komme vor 1 Uhr nicht zur Arbeit, schlafe lange u. sitze dann angestrengt bis zur Dunkelheit. Bin seit 4 Wochen nicht aus der Stube gekommen, komme mir vor wie ein Gefangener (mit besserer Verpflegung). Wenn ich den Zwang von mir habe ruhe, ruhe ich u. will ins Grüne, aufatmen usw. Habe immer noch täglich den -". - Mit den "Sommer-Badebildern" ist wohl der Bildband "Rund um's Freibad" gemeint, der 1926 bei Selle-Eysler in Berlin erschien (und noch im selben Jahr in der Schweiz beschlagnahmt wurde). Willibald Krain hat Zille mehrmals porträtiert; das bekannteste Bildnis ist eine Federzeichnung von 1925.
Ambühl, Johann Ludwig
Hans von Schwaben oder Kaiser Alberts Tod
Los 2302
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180€ (US$ 194)
(Ambühl, Johann Ludwig). Hans von Schwaben oder Kaiser Alberts Tod. 132 S. Mit gestochener Titelvignette. 16 x 10 cm. Etwas späterer Halblederband mit goldgeprägtem RSchild. St. Gallen, Reutiner d. J., 1784.
Erste Ausgabe vom patriotischen Schauspiel des aus Wattwil stammenden Johann Ludwig Ambühl (1750-1800). – Etwas stockfleckig, Titel mit kleiner angestückter Ecke.
Bechstein, Ludwig. Neues Deutsches Märchenbuch. 69. Auflage. Pracht-Ausgabe. VI S., 1 Bl., 280. Mit zahlreichen Holzschnitt-Illustrationen und 16 chromolithographischen Tafeln. 18 x 12 cm. Farbig illustrierter OHalbleinenband mit goldgeprägtem RTitel. Wien, Pest und Leipzig, A. Hartleben, (um 1900).
Wohlerhaltenes Exemplar mit den farbenprächtigen Chromolithographien. – Vorderes Innengelenk leicht angeplatzt, fl. Vorsatz mit altem Besitzeintrag.
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