Sophie Christiane, Markgräfin von Brandenburg
Brief 1709 + Beigaben
Los 2122
Zuschlag
400€ (US$ 417)
Brandenburg-Kulmbach. - Sophie Christiane, verwitwete Markgräfin von Brandenburg-Kulmbach, geb. Gräfin von Wolfstein (1667-1737). Eigh. Brief m. U. "Sophie Cristiane MzBK". 2 S. Doppelblatt mit Trauerrand. Weferlingen bei Magdeburg 3.I.1709.
Ein Dreivierteljahr nach dem Tod ihres Mannes, des Markgrafen Christian Heinrich von Brandenburg-Kulmbach (1661-1708), an den "Geheimbden Rath" und "Excellenz" v. d. Bussche (einen Verwandten des 1698 verstorbenen hannoverschen Ministers), der offenbar die Söhne nach dem Tod ihres Vaters durch Zuwendungen oder Empfehlungen unterstützt hatte. "... Es ist die Obligation welche ich Excellence habe, viel zu groß, allß daß ich derselben jemahls vergeßen, oder ablaßen könnte Ihnen alle Ersinnliche erkenntlichkeit, und Hochachtung, bey allen Gelegenheiten zu bezeugen, weill nun auch diße Jahres Zeit insonderheit dazu gewidmet ist, Eines dem Anderen sein wohlgesinntes Gemüthe pfleget zu erkennen zu geben, so werden E: Excell. mir erlauben von solcher ocasion ebenfallß zu profitiren und denenselben so vielles Vergnügen, Glück und Wohlergehen anzuwünschen, allß sie wehrt sind, und allß sie allein an meinen Söhnen durch unzehliche Wohlthaten, verdienet haben; Gott setze E: Excell. und Dero gantzes Hauß zum beständig Seegen in Zeit und Ewigkeit ...". - Christian Heinrich hatte 1703 seinen bayreuth-ansbachischen Erbanspruch an Preußen abgegeben und dafür das Amt Weferlingen bei Magdeburg erhalten, wo die Familie fortan lebte. In der von den Kulmbacher Verwandten als nicht ebenbürtig angesehenen Ehe mit Christian Heinrich schenkte Sophie Christiane dem Markgrafen nicht weniger als 14 Kinder. Nachdem ihre Tochter Sophie Magdalene sich 1721 mit dem dänisch-norwegischen Thronerben vermählt hatte, siedelte Sophie Christiane nach Dänemark über, wo sie auch in der Kathedrale von Roskilde bestattet ist. - Zwei ihrer Söhne, welche die genannten "unzehlichen Wohlthaten" erhalten hatten, sandten ihrem Wohltäter 1708 und 1709 ebenfalls Briefe zum Jahreswechsel: Georg Friedrich Karl (1688-1735). 2 eigh. Briefe m. U. "George Frederic Charles, Prince de Brandebourg-Culmbach" (Altrecht 3.I.1708) bzw. "Georges Frederic Charles Marggrafe de Brandebourg Culmbach" (Weferlingen 2.I.1709). - Albrecht Wolfgang (1689-1734). 2 eigh. Briefe m. U. "Albert Loupmarche Prince de Brandebourg" (o. O., wohl 1708) bzw. "Albert Wolfgang Prince de Brandebourg" (Weferlingen 5.I.1709). - Alle Briefe mit Dank für Wohltaten und mit guten Wünschen zum neuen Jahr. - Sämtliche 5 Schriftstücke an einem Rand mit schmalem Papierstreifen von ehemaliger Montage.
Dänische Könige
7 ausgeschnittene Signaturen und papiergedeckte Siegel
Los 2123
Zuschlag
160€ (US$ 167)
Dänische Könige. Sammlung von 7 aus Urkunden herausgeschnittenen Signaturen dänischer Könige, jeweils zusammen mit dem papiergedeckten Majestätssiegel auf Untersatzpapier montiert. 7 S. 4 lose Doppelbl. ohne Umschlag. Quer-kl. 4to. O. O. u. J. (18. u. 19. Jhdt).
Vorhanden: Christian VIII. (2), Friedrich VI., Friedrich VII. (2), Christian August (2).
Johann Ernst, Herzog von Sachsen-Eisenach
Brief zur Kriegslage
Los 2124
Zuschlag
200€ (US$ 208)
"die Unterthanen davongehen, hungers sterben und verderben"
Dreißigjähriger Krieg. - Johann Ernst d. Ä., Herzog von Sachsen-Eisenach (1566-1638). Brief m. U. "Johan Ernst HzS". 21/2 S. Doppelblatt. Folio. (Ort und Datum verschlüsselt; wohl 1635).
Schwer zu deutendes, dringliches Schreiben, das als "Postscriptum" bezeichnet ist und offenbar als Folge einer bedrohlichen Meldung verfasst wurde. Es ist gerichtet an einen höheren Staatsbediensteten, der als Parlamentär zu dem Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar (1598-1664) gesandt wird, welcher für diesen Tag sein Eintreffen in Reinhardtsbrunn angekündigt habe. Der Gesandte solle die Absichten und Wünsche Herzog Wilhelms erfragen und auf die Schreiben verweisen, in denen um Frieden und Ausgleich ersucht wurde. Auch die Angelegenheit um die Restitution des "Silberwercks", mit der man "den Successoren furnemblich zum besten" zu handeln gesucht habe, müsse doch den Herzog beruhigt und von allem Verdacht abgebracht haben.
"... demnach aber zum dritten zur gnuge bewust, wie Unsere Ambter Tennebergk und Volckereda, durch die Ußlar: und Brochartische trouppen ruinirt, alßo daß deren orten nicht daß geringste mehr ubrig, die Unterthanen in grundt erschöpfft, nunmehr davon gehen, hungers sterben, und verderben müßen. - So sollet ihr bey mehr hochermelter Ihrer Ld. noch malß unterthenige bewegliche errinnerung fürwenden, damit doch solche unerträgliche hohe Last abgenommen, nicht alles so Jämmerlich desolirt und verwustet, sondern dem armen baurs: undt Burgersmann, zu etwaß recolligir: und Hinbringung des nur noch Ubrigen elenden Lebens, respiration und Lufft gelaßen werden möge ...". - Bei Beginn des 30jährigen Krieges war Herzog Wilhelm auf protestantischer Seite in den Krieg gezogen, machte auch anfangs Karriere unter Gustav Adolf, wurde aber nach dem Tod des Königs wegen verschiedener Mißerfolge nicht mehr befördert und wechselte 1635 mit Kursachsen auf die Seite des Kaisers. Da dieser "Prager Frieden" in dem Brief erwähnt wird, lassen sich hieraus vielleicht der Zeitpunkt und die Umstände des Briefes erschließen.
Frankreich. - Geschriebene Zeitung. Französisches Manuskript mit Datum am Kopf. 11/2 S. Folio. O. O. 24.VIII.1593.
Gesammelte aktuelle Nachrichten über die Kriegsereignisse in der Provence und der Dauphiné, wo der Herzog Heinrich I. von Savoyen-Nemours als Mitglied der Katholischen Liga die Aufständischen gegen König Heinrich IV. bekämpfte. - Kleine Randschäden; ein Einriss unauffällig unterlegt.
Friedrich I., König in Preußen
Brief 1691 an das Hofgericht in Stargard
Los 2126
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240€ (US$ 250)
Friedrich I., König in Preußen, hier noch als Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg (1657-1713). Brief m. U. "Friderich". 11/2 S. Doppelblatt mit Adresse und papiergedecktem Siegel. Folio. Cölln a. d. Spree 8.VII.1691.
An das Hofgericht des Herzogtums Hinterpommern. Die Stadt Alten-Stettin habe sich beklagt, dass sie in der mit der Landschaft von Mellin "in puncto debiti entstandenen Process-Sache" durch "einerley widrige Verordnungen" des Hofgerichts schikaniert werde, obwohl "der Ort und Sache unter die conquestirte Örter gehört" und das Appellationsgericht zu entscheiden habe. "... So befehlen Wir Euch hiermit gnädigst, vermöge Unserer bereits ergangenen Inhibitorialium, ... Euch aller Verordnungen hinführo zu enthalten und die Parte, wan Sie etwas einbringen, ad instantiam appellationis zu verweisen, damit solchergestalt alle confusion vermieden werde ...". - Gegengezeichnet von dem verdienstvollen und mächtigen Premierminister Eberhard von Danckelman (1643-1722), der 6 Jahre später aufgrund von Intrigen seiner Gegner gestürzt und zu 9 Jahren Festungshaft verurteilt wurde. - Die Ränder angestaubt und mit kleinen Defekten.
Friedrich II., der Große, König von Preußen
Urkunde 1767 + Beilage
Los 2128
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750€ (US$ 781)
Friedrich II., der Große, König von Preußen (1712-1786). Urkunde m. U. "Frch". 3 S. Mit papiergedecktem Siegel. Mit Umschlag und Kordelheftung. Folio. Berlin 27.VI.1767.
Bestallung als Kämmerer für den Kavallerie-Capitaine Marc-Antoine Comte de Barberin. Mit Darstellung seiner Aufgaben und seiner Position unter dem Oberhofmarschall, dessen Anweisungen er jederzeit zu befolgen habe. - Gegengezeichnet von den beiden Staatsministern Karl Wilhelm Graf von Finckenstein und Ewald Graf von Hertzberg. - Schön erhaltene Urkunde mit prächtig kalligraphierter Kopfzeile. - Dabei: Gleichzeitige Übersetzung der Urkunde ins Französische mit dem Titel: "Provision de Chambellan pour M. Le Comte D Barberin". 4 Bl., davon 4 S. beschrieben, jeweils in sehr schöner Kalligraphie mit blütengeschmücktem Namen des Königs und dem üblichen "L. S." in einer Rokoko-Kartusche. Folio. Kordelheftung. (1767).
- 2 Reliquien aus seinem Nachlaß. (Potsdam, nach 1785).
1.) Ein Stückchen Seide, auf einen kleinen Papierstreifen geheftet, der in einer Handschrift aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Aufschrift trägt: "Ein Stück von dem Stuhl worauf Friedrich der Große in sans souci gestorben ist." - 2.) Ein Stück grüner, zerschlissener Seide, auf einen kleinen Zettel geheftet, der in einer Handschrift aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Aufschrift trägt: "Ein Stückchen vom Sopha Friedrich des Großen aus seinem Schlafzimmer im Schloße zu Potsdam". - Beiliegend ein türkisfarbener Seidenmoiré-Streifen, mit metallenen Blüten gesäumt und einem undeutlichen Monogramm (?) versehen. Angeheftet ein kleiner Zettel, der in einer Handschrift aus der ersten Hälfte des 19. Jhdts die Aufschrift trägt: "Strumpfband der Prinzeß von Preußen von ihrer Vermählungsfeier". - Ungewöhnliche Reliquien für Friedrich-Verehrer.
Die Einführung der Hofgerichte
Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst von Brandenburg (1620-1688). Brief m. U. "Friderich Wilhelm". 2/3 S. Doppelblatt mit Adresse. Folio. Cleve 6.IV.1648.
Im Jahr des Westfälischen Friedenschlusses aus Cleve an Bürgermeister und Räte einer Stadt, deren Name in der Adresse hier leider getilgt ist. Teilt mit, dass er "zur Beförderung des Justitz-Weesens" einen besonderen "Justitz-Rhat oder Hoffgericht" eingerichtet habe. "... Worbey wir dann zu Verhüttung verspüreter Confusionen die Anordnung gethan haben, daß fortan die Schreiben und Berichte, welche an bemeltes Hoffgericht oder Justitz Rhat geschehen nicht an Unß Sondern an erwehnete Justitz und Hofgerichts Rhätte, und hingegen alle Berichtschreiben, welche an Unsere Regierungs Rhätte gethann, wie bißhero geschehen, also auch ins künftige an Unß gerichtet werden sollen ...". - Diese wichtige Reform in der preußischen Justizverwaltung blieb noch bis Ende des 18. Jahrhunderts in den preußischen Provinzen erfolgreich bestehen. - Insgesamt etwas unfrisch; kleine Faltenrisse.
Schloß Charlottenburg
Friedrich Wilhelm I., König von Preußen, der "Soldatenkönig" (1688-1740). Brief m. U. "Fr Wilhelm". 1 S. Folio. Berlin 24.VIII.1735.
An die Kurmärkische Kriegs- und Domänenkammer. Teilt mit, "daß Wir den Rentmeister Albrecht ... befehliget haben, wegen des Holtzes, welches zu Heitzung derer Gemächer in dem Schloße zu Charlottenburg verbrauchet worden, an Schlager und Anfuhr-Lohn von Trinitatis 1734 bis 1735 FünfZehen rth 23 gr ... an Euch zu bezahlen. Ihr habt also diese Gelder gegen Quitung heben, sie gehörigen Ortes berechnen, und wieder auszahlen zu laßen ...". - Mit 3 Vermerken zuständiger Beamter. - Das Adressblatt abgeschnitten.
Friedrich Wilhelm I., König von Preußen
Brief an den Bischof von Bamberg + Beigabe
Los 2132
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950€ (US$ 990)
Anwerbung eines "schönen großen Kerls"
- Brief m. U. "Fr Wilhelm". 13/4 S. Folio. Berlin 17.VIII.1737.
Nach halbseitiger Aufführung seiner Titel wendet sich der König in ungewohnter Liebenswürdigkeit an den Bischof von Bamberg (Friedrich Carl Graf von Schönborn) und weist darauf hin, dass er seinen Offizieren strengen Befehl gegeben habe, sich im Fall eines Konflikts mit Bamberg jeglicher Exzesse zu enthalten und nicht den geringsten Anlaß zu Mißfallen des Bischofs zu geben. Schließlich rückt er damit heraus, man habe ihm berichtet, "daß ein schöner großer Kerl, Nahmens Potenhauer, sich in Ew. Lbdn landen befindet, welcher gegen ein gutes Hand-Geld und Capitulation wohl geneigt sey, sich in Unsere Dienste zu engagiren, wenn Ew. Lbdn solches permittiren wolten, und daß ihm das Hand-Geld und die Capitulation in dem Dorffe Efelder ausgezahlet und eingehändiget werde ...". Potenhauer besitze "die erforderliche Größe, um unter Unser Regiment enrangiret zu werden". Er, der König, würde eine Genehmigung durch den Bischof als einen besonderen Freundschaftsdienst ansehen und zu jeder Gefälligkeit als Gegendienst bereit sein. - Wie man sieht, waren auch für den fast fünfzigjährigen und kränkelnden Preußenkönig die "langen Kerls" noch immer das liebste Spielzeug. - Faltenrisse, teils unauffällig ausgebessert; die Ränder durch einen Kartonstreifen verstärkt. - Dabei: Derselbe. Brief m. U. "Fr Wilhelm". 11/2 S. Doppelblatt mit Adresse und papiergedecktem Siegel. Folio. Berlin 31.VIII.1734. - An das Berliner Kammergericht, mit dem Kurz-Regest: "Das Cammer Gericht soll dem Hauptmann von Klitzing von des Königs Regiment, auff das schleunigste und allenfalls vermittelst der würcklichen Execution, zur Bezahlung der Assignatum, welche der Fiscal Winckelmann an ihn ausgestellet, verhelffen, und übrigens der gantzen Sache auffs Kürtzeste ein rechtliches Ende machen." - Einige Randschäden.
Friedrich Wilhelm II., König von Preußen (1744-1797). Urkunde m. U. "Fr Wilhelm". 2 S. Doppelblatt mit papiergedecktem Siegel. Folio. Berlin 18.VII.1787.
Patent als Kriegsrat für Paul Gottlieb Hoffmann, bisher Assessor beim Berliner Armee-Direktorium. Die Beförderung erfolgt "in Rücksicht seines besonders bewiesenen Fleißes und Eifers in seiner Function". - Die interessante Persönlichkeit Friedrich Wilhelms II. ist eigenartigerweise bei Sammlern wenig gefragt, obwohl wegen seiner verhältnismäßig kurzen Regierungszeit seine Autographen von allen preußischen Königen die seltensten sind und man Friedrich Wilhelm durchaus verschiedene Verdienste für sein Land zuschreiben kann.
Hannover. - Ernst August, Herzog von Braunschweig-Lüneburg, ab 1692 Kurfürst von Hannover (1629-1698). Eigenhändiger Brief m. U. "vostre tres affexione serviteur Ernest Auguste". In franz. Sprache. 2 S. Doppelblatt mit Adresse und Siegel. 4to. Paris 6.VII.1687.
Von einer Frankreich-Reise an den Geh. Rat Albrecht Philipp von dem Bussche in Hannover. "... Je vous suis tout afait obblige que vous avez bien voullu avoir la bonté de m'escrire une si obbligante lettre, Jay veu dans la lettre de mon frere que vous en faitte trop peu de cas quelle ne merrite sest pour sela que ie ne sais que repondre aus obbligantes lettres que vous mescrivez ...". - Etwas geknittert; ein Rand mit kleinem Papierstreifen von ehemaliger Montage.
"wier haben sie hier hübsch und heßelig"
- Georg Ludwig, Kurfürst von Hannover, Sohn des Kurfürsten Ernst August und der Sophie von der Pfalz, vermählte sich 1682 mit seiner Cousine Sophie Dorothea (der späteren "Prinzessin von Ahlden"), und wurde 1714 König Georg I. von Großbritannien (1660-1727). 5 eigh. Briefe m. U. "Georg Ludewig". Zus. 14 S. Jeweils Doppelbl. mit Goldschnitt, 1 auch mit Adresse und Siegel. 4to. Hannover 23.IX.1682 bzw. Venedig 11.VI.1686 und "Lager bey Tombee" o. J.
Jeweils eigenhändig und in deutscher Sprache an den hannoverschen Geh. Rat und Minister Philipp Albrecht von dem Bussche, anfangs in Osnabrück. Im September 1682 bedankt sich der 22jährige Prinz bei seinem ehemaligen Hofmeister für dessen Glückwünsche zu der verhängnisvollen Hochzeit mit der Cousine Sophie Dorothea. "Ich bedanke mich gahr sehr fohr den guten glückes wunsch welchen ich von Mons. Busch entfangen habe, ich möchte von hertzen gerne sehen, das ich an Mons. Busch solchen glückes wunsch könte wieder thun, und finde ich es nicht wol fohr einen hohfmeister das er seinen Dissipel fohr sich heirahten läßet, ich hoffe aber er wird meinem exempel bald folgen, wenn es zu Osnabruc am Frauenzimmer mangeld so kann er hier aus zu suchen kriegen, denn wier haben sie hier hübsch und heßelig, ich hoffe das ihm dieses die curieusitet wird geben bald ein mahl hier zu kommen ...". - Die nächsten drei Briefe schreibt der Herzog aus Venedig, wohin ihm v. d. Bussche diensteifrig die neuesten Ereignisse aus der Heimat berichtet hatte. "Es ist mir sehr angenehm gewehsen das Monsieur Bousch die mühe hatt nehmen wollen so woll nach Venedig als nach Ungeren an mich zu schreiben, und hatt er unrecht das er sich einbildet es würden mihr seine briefe in der fasten angenehmer als im carnaval sein, weilen die occupasions von den hiesigen Divertissements mich würden zu dehr Zeit verhindert haben dieselbe zu lehsen, ich kann ihnen aber versichern das sie mihr zu jeder Zeit geleiche lieb werden sein, Das es mit der hamburgischen neuen brullierie noch so trenire, ist mihr sehr leid gewehsen zu vernehmen - ich habe aber gute hoffnungen das die sachen sich woll wieder adjustiren werden, weilen die fohrigen ohne bluhtvergießen abgelauffen sinnd. es hatt mihr auch sehr verwundert, wie die zeitungen von des ober Marschalckes Bulo sachen gelehsen habe welches eine große injustice ist, man meint hier aber, das er woll dahr aus kommen wird, Muntalban sein combat ist hier ein agreable sujet von conversation gewehsen, und haben sich die Pantalons sehr verwundert das fra Nicolo so viel courage gehabt habe, man flattiret uns hier das mein Herr Vatter seine reise nach Rohm bald anfangen werde, die zeit ist aber noch ungewis, ... weilen wie ich glaube die größeste Uhrsache von dehm retardement gewehsen ist das mein Herr Vatter auf der truppen ankunfft gewartet hatt, welche nuhn glücklich angelanget sind [29.III.] ... ich zweiwele auch nicht das er von dem hiesigen wird föllig informihret sein, wahrumb ich fohr uberflüssig halte ihm das detail dahr von zu schreiben, das fresco ist jetzunder unsere größeste occupation, welches sehr agreable in dieser heißen Zeit ist, fohrgestern haben wier Zeitungen gekricht das unsere leute in 10 tagen gelückelig in Leuente angelanget seind und wird man so[n]der Zweifel bald Zeitungen von einer enterprise haben, es ist der Coreanile welcher fohr ein Zeitlang zu Hannover ist gewehsen jetzunder hier und wird von dem König von Polen nach Savoy und allen Italienischen Fürsten geschicket umb gold zu solicitihren. Die regatte vohr von Mons. Bousch woll wird gehöret haben ist auf den 25 Juny gesetzet, nach welcher wie man saget mein Herr Vatter bald wird wieder nach Hannover reisen [31.V.] ... Ich bin Mons. Bousch sehr obligiret das er sich nicht rebutschiret an mihr zu schreiben und Zeitungen zu schicken, dieselbe von der printzes von Brandenburg hatt mich verwundert, weilen man von dehr heiraht nicht eher gesprochen hatte bis sie gewis ist gewehsen, das des cuhrfürsten reise nach Cleve wieder zurück ist gegangen habe ich leicht denken können, weilen ich nicht meine, das der Cuhrfürste in dehm stande sey so zwey reisen als die von Crossen und die so hinter ein ander zu tun, man saget hier das die Brandeburgische trouppen welche nach Ungeren gehen sehr langsahm marschihren, auch das der Kayserliche hoff nicht woll mit deroselben ordre zufrieden sey, unsere leventiner werden jetzunder wie man dahr fohr hält fohr Navaraiz stehen welcher platz nicht sehr considerabel sein soll, also das ich hoffe wen der selbe ataquiret wird man ihn bald wird amportihren, die regatte wird jetzunder in 4 oder 5 tagen geschehn ..." [11.VI.1686]. - "Aus dehm lager bey Tombee", wohl im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1692?), schreibt der Herzog an einem 27. Juli, dass er bedauert habe, v. d. Bussche vor seiner Abreise nicht mehr gesehen zu haben, hoffe aber, dass dessen Unpäßlichkeit vorüber sei, "und das er seyne negotiasion bey dehm Cuhrf. von Brandenburg glückelich abstatten werde, was man hier fohr dessains habe und aus was uhrsachen der König sich mitt dehm Cuhrfr. von Brandenburg abouschihret habe, wird ihnen sonder Zweiwel bekand sein unterdeßen seind die mihr untergehbene trouppen noch in guhtem stande, über Schönigs sein enlevement ist man hier sehr verwundert gewehsen, es sagete mihr der cuhrfürste von Bayren aber man beschuldige ihn er habe eine rendte in Dehmen sussitihren wollen ...". - Es könnte der Generalfeldmarschall Hans Adam von Schöning gemeint sein, der erstmals 1689 nach einem Streit seines Kommandos enthoben und zum zweiten Mal 1692 auf Befehl des Kaisers verhaftet und - wohl zu Unrecht - verräterischer Verhandlungen mit Frankreich beschuldigt wurde. - Georg Ludwig, dessen Regierungszeit, trotz der überaus harten Behandlung seiner untreu gewordenen Gemahlin Sophie Dorothea, heute als insgesamt erfolgreich beurteilt wird, gelangte 1714 als König George I. auf den Thron Großbritanniens.
Sophie Dorothea, Kurprinzessin von Braunschweig-Lüneburg
Eigenhänd. Brief 1687
Los 2137
Zuschlag
1.000€ (US$ 1,042)
Die "Prinzessin von Ahlden"
- Sophie Dorothea, Kurprinzessin von Braunschweig-Lüneburg, Gemahlin des Kurprinzen Georg Ludwig von Braunschweig-Lüneburg (der 1714 König von Großbritannien wurde), jedoch nach ihrer Liebesaffäre mit dem Grafen Königsmarck ab 1694 lebenslänglich auf Schloß Ahlden inhaftiert (1666-1726). Eigenhändiger Brief m. U. "Sophie Dorothée". In franz. Sprache. 31/4 S. Doppelbl. mit Goldschnitt. 4to. Ebstorf 23.IX.(1687).
An den Geh. Rat und braunschweig-lüneburgischen Minister Albrecht Philipp von dem Bussche. "Vous ne devez point craindre Monsieur que je mennuye de recevoir de vos lettres, elle[s] me font un plaisir extreme et je vous en ay beaucoup dobligation, les dernieres nouvelles que vous mavez envoyeé minqietent et je crains que Mr de Duras ne fasse plus dempechement que lon ne croit, le bon dieu veuilles présemer les personnes aus quelles nous nous interessons lun et laute afin que nous puissions nous récompenser cet hiver des inquietudes de lesté, pour quil ne manque n'en aus résistences ...". Spricht dann eine in v. d. Bussches Umkreis bevorstehende Hochzeit an: "... je danserai a vos nopces du meilleur de mon coeur ... je vous prie de vouloir bien faire tenir cette lettre au prince cristian". - Von großer Seltenheit.
Sophie Dorothea, Kurprinzessin von Braunschweig-Lüneburg
Eigenhänd. Brief 1694
Los 2138
Zuschlag
1.600€ (US$ 1,667)
- (Sophie Dorothea). Eigenhändiger Brief m. U. "Sophie Dorothee". In franz. Sprache. 12/3 S. Doppelblatt mit Goldschnitt. 4to. O. O. (1694).
Auf dem Höhepunkt der in ganz Europa mit Bewegung beobachteten Staatsaffäre an ihren alten Vertrauten Albrecht von dem Bussche. "J'ay fait reflexion, Monsieur, a ce que je vous ay conté. Je tremble, si le C.[omte] K.[oenigsmarc] est entre les mains de la dame que vous savez, que cela ne fasse tort a sa vie. Ayez la bonté de ménager cette affaire et attendons plustost quelque[s] jours pour estre tout a fait instruits de la destinée du pauvre C.[omte]. Je remets cependant tout a votre prudence, car dans l'estat ou je suis, je ne peus conserver du bon sens. Sophie Dorothee". - In der Nacht des 11. Juli 1694 war der kursächsische Generalmajor Graf Königsmarck im Leineschloß in Hannover spurlos verschwunden und offenbar ermordet worden. Die im Brief erwähnte "Dame", Clara Elisabeth von Platen, hatte, wohl aus Rache, weil Königsmarck die Ehe mit ihrer unehelichen Tochter abgelehnt hatte, das Verhältnis der Sophie Dorothea mit dem Grafen bekanntgemacht. Der Kurfürst betrieb nun die Scheidung, mit dem Ergebnis, dass Sophie Dorothea als "allein Schuldige" lebenslänglich nach Schloß Ahlden verbannt wurde, ihr Vermögen eingezogen und auch der Kontakt zu ihren Kindern strikt verboten wurde, was die Gefangene besonders schmerzte. Der Kurfürst behandelte die "Ehebrecherin" unversöhnlich und mit unerbittlicher Härte, um seine "Ehre" und die Staatsräson vor der europäischen Öffentlichkeit wiederherzustellen. - Die Handschrift stark verblasst; wohl deshalb beiliegend 2 Transkriptionen des Briefes aus dem 19. Jhdt. - Von großer Seltenheit.
Maximilian Wilhelm, Prinz von Brauschweig-Lüneburg
Brief Venedig 1686
Los 2140
Zuschlag
200€ (US$ 208)
- Maximilian Wilhelm, Prinz von Braunschweig-Lüneburg, dritter Sohn des späteren Kurfürsten Ernst August, kaiserlicher Feldmarschall, empörte sich gegen die Einführung der Primogenitur durch seinen Vater, wurde nach Haft und Anklage wegen Hochverrats verbannt (1666-1726). Brief m. U. "sein affectionirter Maximilian Wilhelm". 2 S. Doppelblatt mit Goldschnitt, Adresse und Siegel. 4to. Venedig 12.III.1686.
An den braunschweig-lüneburgischen Minister Albrecht Philipp von dem Bussche in Hannover. "... Deßen an mir abgelaßenes Schreiben, hat der Herr Obristl: Coridon wol überliefert, Ersehe außelben daß Ihr an Euerm Orte noch vergnügt und gesundt lebet, welches Ich eben gerne höre, dießes ortes [Venedig] differtiret man sich nach geendeter Carnvall mit Kirchen gehen Music und Predigt hören, auch zu Zeiten wirdt noch Comedie gespielet; unßere Truppen auß Teuschlandt vermuhten wir täglich, wan selbige kommen werden wir die levante wieder besuchen; Bedancke mich gegen den Wunsch so Er in seinen Brieff an mir abstattet, zweifele nicht eß werde dieße bevorstehende Campagnie so woll glücklich alß die vohrige ergehen ...". - Sein Vater, Herzog Ernst August, hatte 1683 die Regel der Erbteilung abgeschafft und Primogenitur eingeführt, so dass die Söhne Christian Heinrich und Maximilian Wilhelm leer auszugehen drohten. Diese fochten ihren Ausschluß aus der Erbfolge an und suchten Verbündete im Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel, dem brandenburgischen Minister Eberhard von Danckelman und dem Hofjägermeister Joachim von Moltke. Als Ernst August durch seine Tochter Sophie Charlotte von Brandenburg von dem Komplott erfuhr, ließ er Joachim von Moltke verhaften, anklagen und hinrichten sowie Maximilian Wilhelm verhaften, anklagen und verbannen. Dieser begab sich in kaiserliche Dienste, wo er als Feldherr Karriere machte.
Hardenberg, Carl August Fürst von, preuß. Staatskanzler und Minister, der große Reformer, vorher Leiter der preußischen Verwaltung in Ansbach-Bayreuth (1750-1822). Urkunde m. U. „Carl August Fürst von Hardenberg“ und rotem Lacksiegel. 11/2 S. Teilweise gedrucktes Formular mit handschriftl. Eintragungen. Folio. Merseburg 12.XII.1817.
Hardenberg erteilt eine "Special-Vollmacht" für einen Vertreter bei der Erbschafts- und Schulden-Regelung anläßlich des Todes seines Bruders.
"... bekenne hiermit, daß ich den Königl. Oberforstmeister Herrn von Münchhausen alhier hiedurch ausdrücklich bevollmächtige, in meinem Namen mit den Gläubigern meines verstorbenen Bruders, des Landjägermeisters Grafen von Hardenberg wegen ihrer Befriedigung zu unterhandeln, und darüber rechtsgültige Vergleiche mit ihnen abzuschließen ... Ich ertheile demselben auch ausdrückliche Macht, einen andern zur Ausführung dieses Auftrags zu substituiren ...". - Ein solcher Stellvertreter des Stellvertreters wurde tatsächlich am 30. September 1818 ernannt, wie eine vorgeheftete Urkunde besagt. - Ebenfalls vorgeheftet ist eine Beglaubigung der Echtheit von Hardenbergs Unterschrift und Wappensiegel durch das Justizamt Merseburg (12.XII.1817). - Beiliegend ein kleiner Kupferstich mit den Porträts von Metternich, Hardenberg und Castlereigh.
An Leonhard Thurneysser
Kanitz, Hieronimus von. Eigh. Brief m. U. "Hieronimus von Kaniz" sowie Adresse und papiergedecktem Siegel. 1 S. Folio. Thalwiz [Thallwitz in Sachsen?] 27.V.1576.
An seinen "gar lieben Freunnd", den berühmten Goldschmied, Metallurg, Hüttentechniker, Alchimisten, "Goldmacher" und Leibarzt am Hofe des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg, Leonhard Thurneysser zum Thurn (1531-1596). Er habe verschiedene Wünsche Thurneyssers ausgeführt und bietet weitere Dienste an: "... Erbiete mich demnach auch zu hochstenn unnd eüssersten Diensten" und erbittet Rat bezüglich seiner kranken Frau, "weyll Ich sonnstenn, wegenn meines lieben weibes grosser leibes schwachheit vnnd das sie nun Sieben gantze wochen lagerhaftigk kranck gewesen, einen eigenen bothenn zu E Gunsten abfertigen mus unnd E Gunsten Radt bittenn ...". - Stärker gebräunt; kleine Randschäden, teils vom Öffnen des Briefes. - Korrespondenz des berühmten Abenteurers Thurneysser, der auch interessante Bücher herausbrachte, ist von großer Seltenheit.
"hinter Schloß und Riegeln"
Kesselring, Albert, dt. Luftwaffen-General im II. Weltkrieg, Generalfeldmarschall, Oberbefehlshaber West, Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes mit Brillanten sowie diverser weiterer Orden, nach Kriegsende als Kriegsverbrecher zum Tode verurteilt, schließlich begnadigt und in Werl inhaftiert (1885-1960). Eigh. Brief m. U. "Ihr alter Chef Kesselring". 2 S. 8vo. JVA Werl 22.XII.1950.
Weihnachtsbrief aus der Haft an einen früheren Untergebenen. Entschuldigt die Verspätung seines Dankes für die regelmäßige Zusendung der "Weltwoche" mit der über ihn verfügten "Schreibbeschränkung". Aber "Weihnachten und am Sylvester sollen Sie wissen, daß Jemand hinter Schloß und Riegeln Ihrer mit dankbarem Herzen und besten Wünschen gedenkt ... Verleben Sie, trotz der Finsternis der Zeit ein still häusliches, innerlich frohmachendes Weihnachtsfest. Die strahlenden Kinderaugen werden es schon schaffen, daß die ganze Familie 'gleichgeschaltet' ist. Denn: für 1951 sind unsere Wünsche sicherlich auf einander abgestimmt: der Herrgott sende uns wirklichen Frieden ... Nehmen Sie meinen herzlichsten Dank für die Zeitungs-Zusendung entgegen. Sie wird im ganzen Generalsteam gerne gelesen. Von mir: die Zeitungen haben das Wissenswerte, wenn auch teilweise etwas verzerrt, gebracht. Wir 'sitzen' im übrigen, wie das Gesetz es befiehlt. Daß wir aufrecht bleiben, verlangt schon der Blick auf meinen verehrten Goenner, dem ich die Hand drücke ...".
Luise, Königin von Preußen, Gemahlin Friedrich Wilhelms III., im Volk hoch verehrt (1776-1810). Brief m. U. "Luise". 1/2 S. Doppelblatt. 4to. Berlin 20.I.1806.
An den Berliner Schriftsteller, Übersetzer und Pädagogen Johann Georg Müchler (1724-1819), der, früher mit Lessing, Mendelssohn, Nicolai und Breitenbauch befreundet, jetzt im hohen Alter noch als Direktor des Schindlerschen Waisenhauses fungierte. "... Es ist Mir ein sehr rührender Beweis von der Thätigkeit Ihres früheren Lebens, daß, nachdem Sie so viel für die Bildung der Jugend gethan haben, hieselbst im hohen Alter noch, derselben nüzlich zu werden bemühet bleiben. Ich halte daher auch Mich überzeugt, daß die Sittenlehre, wovon Sie unterm 4ten Januar ein Exemplar Mir zu übersenden so gefällig gewesen sind, durch den Dank guter Eltern, auch auf die Gemüther von wohlthätiger Würkung seyn wird ...". - Es handelt sich möglicherweise um die "Anfangsgründe der Philosophischen Sittenlehre" von David Fordyce, die Müchler 1756 ins Deutsche übertragen hatte und die er hier vielleicht in einer Neuausgabe übersandt hatte.
Stettiner Bier für die Königin
- Brief m. U. "Luise". 1/3 S. Doppelblatt. 4to. Memel 13.XI.1807.
Aus dem Exil an den Brau-Ältesten in Stettin, Herrn Bergemann. "Ihre Majestät die Königin haben es als einen Beweis achtungsvoller Ergebenheit und Liebe aufgenommen, daß der Brau-Aelteste Herr Bergemann die Absicht gehabt hat, Höchstdenenselben aus dem Grunde zwei Kisten mit 100 Bouteillen von seinem schönen Doppelbiere hieher zu schicken, weil Höchstdieselben es gern trinken, und wollen, indem Sie Ihm dafür recht sehr danken, zugleich Ihm die Versicherung ertheilen, daß Sie der Ankunft desselben deshalb mit Vergnügen entgegensehen, weil dem Genuße dieses Products nie eine schönere Würze beigesellt werden kann, als diejenige ist welche die Uebersendung desselben veranlaßt hat ...". - Kleine Randläsuren, vor allem im leeren zweiten Blatt als Folge ehemaliger Montage.
Moltke, Helmuth Graf von, preuß. Generalfeldmarschall, Chef des Generalstabs, Träger beider Klassen des Ordens pour le Mérite sowie weiterer 43 internationaler Orden; auch Schriftsteller, als genialer Stratege maßgeblich am Erfolg der drei deutschen Einigungskriege beteiligt (1800-1891). Brief m. U. "Gr Moltke" (die Tinte mit Goldstaub). 1 S. Mit gedrucktem Briefkopf "Chef des General-Stabes der Armee". Folio. Berlin 15.IV.1886.
An "den Großherzoglich Badischen Geheimen Rath und Königlich Preußischen Geheimen Justiz-Rath Herrn Professor Dr. Hermann Schulze [-Gävernitz] Hochwohlgeboren, Heidelberg". Der bedeutende Staatsrechtler und Politiker (1824-1888), seit 1878 Professor in Heidelberg und noch kurz vor seinem Tod geadelt, hatte dem Feldmarschall sein Buch "Das deutsche Reichsstaatsrecht" übersandt. Moltke bedankt sich "verbindlichst" und bemerkt dazu: "... Das Kriegswesen des Deutschen Reichs vermag nur dann sich gedeihlich weiter zu entwickeln, wenn seine staatsrechtlichen Grundlagen bei allen maßgebenden Faktoren zu sicherem Verständniß gelangen. In diesem Sinne begrüße ich Ihre lichtvollen und patriotischen Darlegungen mit um so größerer Freude, als ich überzeugt bin, daß dieselben wesentlich zur Klarheit über die betreffenden Verhältnisse beitragen werden ...". - Leichte Gebrauchsspuren; kleine Faltenrisse.
Napoleon Bonaparte und seine Zeit. - Napoleon I., Kaiser der Franzosen (1769-1821). Randbemerkung (4 Zeilen) m. U. "Nap". Auf einem Schreiben des Diplomaten Derville-Maléchard. 2 S. Folio. Mailand 7 Prairial, an 13 (= 27.V.1805).
Interessantes Dokument zur Geschichte Italiens unter Napoleon, der auf der ersten Seite des Briefes links oben bemerkt: "Renvoyé au Ministre de la Guerre pour autoriser le General [Jean-Antoine] Verdier à tenir un detachement de cinquante hommes dans ce port. Milan 7 prairial an 13. Nap". " - Der Vermerk befindet sich auf einem interessanten Brief von Claude-J.-P. Derville-Maléchard, Diplomat und Geschäftsträger unter Napoleon (1774-1842). Eigh. Brief mit U. "Derville-Maléchard". 2 S. Folio. Mit schwarzem Siegelrest. Mailand, 5 Prairial, an 13 (= 25.V.1805). - Als "Ministre plénipotaire" von Lucca (1803-06) an den Kriegsminister Louis Alexandre Berthier, Marschall von Frankreich (1753-1815): "... L'occupation et la défense des côtes de la Mediterranée, qui, depuis Vado jusques à Livourne, embrassent le littoral des Etats de Génes, royaume d'Italie et de Toscane, viennent d'être confiées aux troupes françaises. Il est probable que le petit port de Viareggio, qui est compris dans cette ligne militaire, n'aura pas fixé l'attention de Sa Majesté, vu le peu d'étendue et d'importance de la côte Lucquoise. J'ai l'honneur de faire remarquer à Votre Excellence que la mer entre Massa et Livourne forme une anse circulaire dont le port de Viareggio est le centre ...". Schildert dann die günstige meteorologische und strategische Lage des Hafens von Viareggio und schlägt vor, das Fort der Stadt mit 50 Mann zu besetzen. Kaiser Napoleon erteilte durch seine Randbemerkung den entsprechenden Befehl. - Viareggio teilte historisch das Schicksal Luccas: 1799 wandelte Napoléon Bonaparte Lucca in ein Fürstentum unter seiner Schwester Elisa um. Sein Engagement in Italien resultierte darin, daß er wenig später nach unserem Dokument, am 4. Mai 1805, in Mailand zum König von Italien gekrönt wurde. - Mit Randbemerkung und Paraphe des Kriegsministers: "Mr général pour présenter les Ordres d'exécution. Mal B." - Das Siegel über zwei kleinen Löchern zerbröckelt; sonst gut.
Einige Wochen vor Waterloo
- Gneisenau, August Graf Neidhardt von, preuß. Generalfeldmarschall und Heeresreformer (1760-1831). Eigh. Brief m. U. "Gneisenau". 1 S. 4to. Aachen 7.IV.1815.
An einen militärischen Befehlshaber, den er mit "mein lieber theurer Freund" anredet und dem er seinen Sohn zur geeigneten Verwendung in der Truppe anvertraut hatte. "... Gegen den Eintritt in das Brandenburgische Husarenregiment sprach bei mir nur die Besorgniß, daß mein Sohn andern jungen Leuten, die in dem lezten Kriege etwa sich Ansprüche auf Beförderung durch Tapferkeit erworben hätten und vielleicht keine Beschützer hätten, schaden könnte und dies wollte ich nicht, darum schlug ich die Garderegimenter vor, weil ich hiebei voraussezte, daß noch nicht viele Leute mit älteren Ansprüchen dort sich eingestellt haben können. Sind bei dem brandenburg. Husaren Regiment Plätze offen, und mein Sohn hat sich dieses Regiment gewählt, so gebe ich ihm meinen Seegen zu dieser neuen Laufbahn. Die Gelder zur Equizirung wird mein Sekretair oder meine Frau geben. An monatlicher Zulage soll er 15 rh haben und stets bei mir erheben ... Ich umarme Sie. Ich bin in flüchtigster Eile, indem wir marschiren wollen, um am 11ten gegen den Feind zu stehen. Der Herzog von Wellington hat diese Bewegung gewünscht. Ich glaube zwar nicht, daß die Franzosen jetzt schon eine Offensivbewegung machen werden, wenn sie es aber thun, dann kommt es zur Schlacht. Über den Ort diese anzunehmen unterhandle ich noch. Gott befohlen ...". - Stark gebräunt; Faltenrisse unterlegt.
- Scharnhorst, Gerhard von, preuß. Generalleutnant, Blüchers Stabschef in den Befreiungskriegen, bedeutender Heeresreformer (1755-1813). Manuskript mit Unterschrift "G. Scharnhorst" (eigenhändig ??) am Schluß des ersten Kapitels. 36 Bl., davon 71 S. beschrieben. 4to. Halbleinen-Kartonage um 1900 mit gedrucktem Deckelschild. O. O. (wohl 1793).
Sammelband mit mehreren Beiträgen über den Verlauf der Kampfhandlungen und der aktuellen Situation der alliierten Koalitionskriegs-Armee im Herbst 1793. Der erste Beitrag, "Ueber die Positionen und Postirungen der Alliirten Armee im October 1793", ist unterzeichnet "G. Scharnhorst". Der Namenszug, lange vor der Nobilitierung, hat viel Ähnlichkeit mit der bekannten Unterschrift der späteren Jahre, doch ist nicht auszuschließen, dass der Schreiber Scharnhorsts Unterschrift nachgeahmt hat. Scharnhorsts Text beginnt: "Man kann von der Lage dieser Armee nicht urtheilen, wenn man nicht die nähern Umstände kennt, in denen sie sich befindet. Diese 100.000 Mann starke Armee stehet auf den Gränzen Frankreichs von Furnes bis Charleroi, in einer Ausdehnung von 44 Stunden ...". Es wird dann die jeweilige Mannschaftsstärke an Engländern, Hessen, Kaiserlichen, Hannoveranern und Holländern an 13 Orten unter den Befehlshabern v. Wurmb, v. Salis, v. York, v. Walmoden, Spork, Risch, v. Wenckheim, Prinz v. Coburg etc. aufgelistet und deren Vorgehen u. a. mit der Strategie des Königs von Preußen verglichen. Die folgenden Kapitel tragen Überschriften wie: "Einige Bemerkungen über den Gebrauch der Artillerie in der Campagne 1793. - Menin den 24. (26., 30.) November 1793. - March- und Rükzugs-Disposition des Corps bey Menin den 1. und 3. November gegeben. - Befehl an die Artillerie d. 3. Novbr. (jeweils unterzeichnet "Walmoden Gimborn"). - Nutzen einer Erweiterung unsers General-Stabs". - Jeweils genaue Analysen der einzelnen Vorgänge unter Nennung der verantwortlichen Offiziere. Da die Lageberichte stets die gegenwärtige Situation beschreiben, dürfte es sich hier nicht um eine Rekapitulation der Fehler aus dem Koalitionskrieg handeln, sondern um aktuelle Informationen für Lagebesprechungen des Generalstabs. Wertvolle Einblicke in die Vorgänge bei den Kampfhandlungen und ihre Ursachen aus unmittelbarer Sicht der Heeresleitung. - Mit einem getilgten Stempel "Generalstabs-Bibliothek" und einem alten ausländischen Stempel einer Garnisonbibliothek.
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Adel und Politik Österreichs im 16. und 17. Jhdt
12 Autographen
Los 2150
Zuschlag
800€ (US$ 833)
Österreich. - Adel und Politik Österreichs im 16. und 17. Jahrhundert. 12 Autographen. 1579-1688.
Vorhanden: Johann Siegfried Eggenberg, Fürst von Gradisca (1717 hingerichtet). Brief m. U. 1 S. Graz 12.XII.1683. - An den Grafen Mansfeldt, Gesandter in Spanien. Neujahrsglückwünsche und anderes. - Hans Anton von Falkenberg, k. k. Rat und niederösterr. regent. Eigh. Dokument m. U. Englstain 26.VII.1688. - Quittung für seinen dortigen Pfleger. - Johann Oswald Hartmann, Reg.-Canzler. Eigh. Brief m. U. 1 S. und eigh. Adresse mit kleinem Siegel. Wien 11.IV.1669. - An Pleyersberg, Bürgermeister in Wiener Neustadt. Empfiehlt einen Bewerber für die Nachfolge des verstorbenen Organisten, der dessen Tochter heiraten will. - Marco Ginetti, päpstlicher Legat für Deutschland. Eigh. (?) Brief m. U. In ital. Sprache. 1 S. Rom 7.V.1663. - An den apostolischen Nuntius in Wien, wegen der Besetzung eines Klosters in Wiener Neustadt mit Nonnen von St. Joseph in Wien. - Friedrich von Sinzendorf zu Aichpüchl, kaiserl. Truchseß. Dokument m. U. Mitunterzeichnet von Hieronymus Wurmbrand zu Stuppach. Mit deren beiden Trockensiegeln (papiergedeckt). 2 S. Wiener Neustadt 30.V.1581. - Quittung für empfangene Gelder von der Stadt Wr. Neustadt. - Nikolaus Draskovich, Reichsgraf von Drachenstein. Dok. m. U. 3 S. Mai 1655. - Ausführliche Eingabe an den (niederösterr.?) Landtag wg. Zinsstundung für ein Darlehen; mit rückseit. Entscheidung des Landtags. - Claudio Trivulzio, Graf zu Melzo, kaiserl. Gesandter am päpstlichen sowie anderen ital. Höfen, auch Obersthofmeister unter Rudolf II. Dok. m. U. 2 S. Wien 30.VIII.1590. - Bitte an die (oberösterr.?) Landschaft, die Pferde seiner Herrschaft Maur zur Musterung befohlen hatte, ihn diesmal davon zu befreien. - Hans Frhr von Trautsohn, Obersthofmeister bei Kaiser Ferdinand I. Dok. m. U. 1 S. Mit papiergedecktem Siegel. Prag 14.IX.1579. - Die Zinsauszahlung des Erbes seiner Schwester betreffend. - Max Hoe von Hoenegg. Eigh. Brief m. U. 1 S. Mit Adresse und papiergedecktem Siegel. 12.V.1611. - An Lazarus (d. Ä.) Henkel von Donnersmarck mit der Bitte um Auszahlung eines Betrages von 500 Rthl. - Wilhelm von Hoffkirchen. Brief m. U. 2 S. Wien 1579. - An die Landschaft (?), Steuerangelegenheiten betreffend. - Siegmund Graf von Hardegg, Oberst im Türkenkrieg und Gesandter zum Reichstag in Regensburg. Dok. m. U. und papiergedecktem Siegel. Wien 31.1.1590. - Schuldverschreibung. - Siegmund Hager von Altensteig. Dok. m. U. 1 S. Mit papierged. Siegel. Raab 14.XII.1592. - An die Landschaft (?), betreffend die Monatsbesoldung für sich und seine Ritterschaft.
- Maria Theresia, röm.-dt. Kaiserin (1717-1780). Brief m. U. "Maria Theresia". 6 S. auf 4 Bl. mit Adresse und papiergedecktem Siegel. Geheftet. Folio. Wien 18.VIII.1746.
An das fürstliche Amt zu Troppau und Jägerndorf. Sehr umfangreiches Schreiben über seit Jahren währende Verhandlungen eines Grafen von Hodritz mit seinen Gläubigern, die wegen der Kriegszeiten nicht vorangekommen seien und sich jetzt durch Hinzutreten eines weiteren Gläubigers in der Gestalt eines Herrn von Heldenhertz noch komplizierter gestalteten. Graf Hodritz habe zu seiner Verteidigung angeführt, dass er durch Kriegsverhältnisse und arge Mißernten in die schwierige wirtschaftliche Lage versetzt worden sei, aber bei Eintritt normaler Verhältnisse seinen Verpflichtungen nachkommen werde. Nach ausführlicher Erörterung der Sachlage befiehlt die Kaiserin, gegen den Grafen bei Nichtzahlung schärfer gerichtlich vorzugehen, andernfalls aber ihr eingehenden Bericht zu erstatten. - Die Außenblätter fleckig durch Siegelfarbe, sonst ordentlich erhalten.
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