Nothwendiges Bedenken
uber jetzige von den Spaniern den niederländischen Ständen vorgeschlagene Friedsverhandlungen.
Los 576
Zuschlag
1.200€ (US$ 1,290)
Nothwendiges Bedenken uber jetzige von den Spaniern den niederländischen Ständen vorgeschlagene Friedsverhandlungen. 40 S. 20,5 x 14,2 cm. Geheftet, ohne Einband. O. O. und J., 1588.
Nicht im VD16 (online und gedruckt). – Erste Ausgabe und erster Einzeldruck dieser bedeutenden Flugschrift mit dem Aufruf zur Behauptung der freien Niederlande gegenüber der spanischen Hegemonie vor dem Hintergrund der Abspaltung der Provinzen und dem Untergang der Spanischen Armada in demselben Jahr 1588. Vgl. VD16 N 1895, der das Werk in einem Doppeldruck zusammen mit dem Titel "Kurtzes Bedencken Von dem noch schwebenden Coelnischen Handel" (VD16 K 2815) mit zus. 39 nn. Bl. kennt, aus demselben Jahr und auch ohne Ort und Drucker.
Der Titel hält hier wie dort: "Zur Warnung gestelt: durch einen getrewen Liebhaber des Vatterlands, aus Frantzösischer vnd Niderländischer Sprach, in Hochteutsch gebracht". – Heftung locker, sehr sauber und breitrandig. Von großer Seltenheit, uns gelang es nicht, ein weiteres Exemplar weder im Handel noch weltweit in Bibliotheken nachzuweisen.
Paracelsus, Theophrast
Opus Chyrurgicum Aureoli Theophrasti Paracelsi volkommene Wundartzney
Los 577
Zuschlag
12.000€ (US$ 12,903)
Prachtexemplar mit dem silbernen Supralibros der ersten Bibliothek von Stolberg-Wernigerode
Paracelsus, Theophrast. Opus Chyrurgicum Aureoli Theophrasti Paracelsi volkommene Wundartzney, Darinn begriffen wirdt allerhand offener Scheden, Gewechs, Frantzosen, Blatern, Beülen ... warhaffter ursprung, sampt aller Wunden heylunge. Darzu denn auch yetzunder neuwlich kommen ein außlegunge heimlicher Paracelsischer Woerter ... in Truck geben. Durch Adamum von Bodenstein. 10 Bl., CCCCLXII S., Bl. CCCCLXIII-CCCCCXV, 6 Bl. (le. w.). Mit Holzschnitt-Porträt auf dem Titel. 32 x 20 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (gering beschabt und berieben, wenige Kratzer) mit 5 Doppelbünden über schweren abgefasten Holzdeckeln, 2 intakten ziselierten Messingschließen und Rotschnitt sowie (etwas späterem) goldgeprägtem RSchild. VDeckel mit großem silbergeprägten Wappensupralibros (schwarz oxidiert), Initialen "WEGZS KRVW" und der Jahreszahl "1582". Straßburg, Paul Messerschmidt, 1566.
VD16 P 463 und P 509. Sudhoff 75. Vgl. Hirsch-Hübotter IV, 499. Durling 3464. – Die überaus seltene Straßburger-Ausgabe der umfangreichen Sammlung chirurgischer Schriften des bedeutenden Schweizer Arzt, Naturphilosophen und Alchemisten Theophrastus Bombast von Hohenheim, genannt Paracelsus (1493-1541), die der Ausgabe von Messerschmidt (Straßburg 1564) als Titelauflage folgte (vgl. Sudhoff 62). Es handelt sich damit um den vom Autor posthum lizensierten Originaldruck, erstaunlicherweise ohne Anprangerung des unerlaubten Nachdrucks, den Sigmund Feyerabendin Frankfurt 1565 herausgebracht hatte. Eine Erklärung mag darin gesehen werden, dass auch die vorliegende Ausgabe ohne kaiserliches Privileg erschienen war.
Neu hinzugekommen ist das Paracelus-Porträt auf der Titelseite und das "Onomasticon", das Namens- bzw. "Begriffsverzeichnis" mit der ausführllichen Erklärung der von Paracelsus geprägten Wörter am Schluss (VD16 P 509 mit eigener Nummer). Auch die Vorrede wurde für diese Ausgabe erweitert. Herausgeber war der deutsche Arzt und Alchimist Adam von Bodenstein (1528-1577). Er gilt als einer "der eifrigsten und bekanntesten Paracelsisten, hat einige Werke seines Meisters theils in deutscher Sprache, theils in lateinischer Uebersetzun und zur Erläuterung der Paracelsistischen Schriften ein Wörterbuch ('Onomasticon', Basilea 1574) herausgegeben" (ADB III, 7). Seine editorischen Leistungen werden nicht immer positiv bewertet, aber bei diesem Werk hat er sich besonders durch die Veröfffentlichung der beiden Colmarer und der zweiten Nürnberger Syphilsschrift verdient gemacht (vgl. Sudhoff S. 96).
Am Anfang wird während der Plan des Werkes in Paracelsus' eigenen Worten umrissen: "Ich habe mit fürgenommen, die gantze Wundartzney zu beschreiben, und sie getheilt in fünff Theil, Den ersten in die Wunden, so von aussen ankommen. Den andern in die offen Schäden. Den dritten in die außwendigen Gewächs und Gebresten. Den vierdten in die Frantzösischen Blattern und Lemi mit sampt iren schäden. Und den fünfften in die eusserliche Geschwer" (Blatt 8). – Außergewöhnlich schönes, durchgehend sauberes, nahezu nicht gebräuntes, bemerkenswert frisches Exemplar in allerbester Erhaltung. Der reich blindgeprägte Schweinslederband mit einer hübschen Tugendrolle mit den Allegorien der "Spes", "Fides", "Caritas" und "Fortitudo". Auf dem Vorderdeckel das einst in Silber geprägte große rechteckige Wappensupralibros der Grafen von Stolberg-Wernigerode und den Initialen des Staatsmannes und ältesten Sprosses des Grafen Wolfgang zu Stolberg, des Regenten der Stolbergischen Lande Graf Wolf Ernst zu Stolberg (1546-1606): "W[olf] E[rnst] G[raf] Z[u] S[tolberg] und wohl K[aiserlicher] R[egent] V[on] W[ernigerorde]". Er hatte seinen Hof nach Wernigerode verlegt, wo er das Schloss der Familie wesentlich erweitern ließ, indem er u. a. einen Lustgarten anlegen ließ. Seine größte kulturelle Tätigkeit bestand in der Gründung einer umfangreichen Bibliothek, die zu einer der bedeutendsten deutschen Adelsbibliotheken überhaupt werden sollte, bis sie 1929 endgültig geschlossen wurde, nachdem wegen großer wirtschaftlicher Schwierigkeiten aufgrund der Weltwirtschaftskrise von Hunderte von Handschriften und Bücher an Antiquare (z. B. Rosenthal in München und Hiersemann in Leipzig) verkauft werden mussten. So trägt der Band hier auch noch den alten Stempel der Bibliothek auf dem Titel.
Petrarca, Francesco
Hülff, Trost und Rath in allem anligen der Menschen
Los 578
Zuschlag
1.100€ (US$ 1,183)
Petrarca, Francesco. Hülff, Trost und Rath in allem anligen der Menschen. Zwei Trost bücher, von Artznei und Rath beyde im guten und widerwertigen Glück. 6 nn., CCXXI (statt CCXXII) num. Bl. Titel in Schwarz und Rot. Mit großem Titelholzschnitt und 257 (statt 259; davon 4 unfachmännisch ankoloriert) Textholzschnitten. 28 x 18,5 cm. Moderner Lederband mit RSchild. Frankfurt, Erben Christian Egenolff d. Ä., 1559.
VD16 P 1728. STC 686. Dodgson II, 158, 77. Röttinger, Weiditz 24. Musper L 202. – Nach der Augsburger Ausgabe von 1532 gedruckte vierte deutsche Ausgabe von Petrarcas De remediis utriusque Fortunae, die Übersetzung aus dem Lateinischen besorgten P. Stachel und G. Spalatin. Eines der schönsten deutschen Holzschnittbücher der Renaissancezeit mit den teils blattgroßen und meist halbseitigen Holzschnitten des nach diesem Werk benannten Petrarca-Meisters, dessen Identität von Heinrich Röttinger Hans Weiditz (um 1495-1536) zugewiesen wurde. Die umfangreiche Folge der schönen Holzschnitte entstand zwischen 1518 und 1520, wurde aber erstmalig in der Ausgabe von 1532 veröffentlicht und gehört zu den reifsten und eindrucksvollsten Arbeiten des Petrarca-Meisters. Die Vorrede stammt von Sebastian Brant, der auch an der Konzeption des ganzen Werks beteiligt war. Die Druckstöcke sind in dieser vierten Ausgabe bereits etwas stärker ausgedruckt und daher in schwächeren Abzügen. – Es fehlen die Blätter A1 (durch Kopie ersetzt) und EV. Titel vor allem im Seitenrand fingerfleckig, dort auch mit hinterlegten Fehlstellen, dem etwas flau gedruckten Titelholzschnitt wurde der Titelholzschnitt eines anderen Exemplars in etwas kräftigerem Druck aufkaschiert. Vereinzelt etwas fleckig, die ersten dreizehn Blatt mit angestückter Ecke, fast durchgehend mit kleinem Wurmloch. Gewaschenes Exemplar, vor allem die Schlussblatt dadurch auch mit stellenweise etwas flauem Typendruck.
Pighius, Albertus. Controversiarum praecipuarum in comitijs Ratisponensibus tractatarum, et quibus nunc potissimum exagitatur Christi fides et religio, diligens, et luculenta explicatio. 4 nn., 283 num. Bl. 16,5 x 10,5 cm. Flexibles Pergament vom Ende des 17. Jh. (leicht angestaubt und gewellt, kleine Wurmspur auf dem Vorderumschlag) mit hs. RTitel. Paris, C. Guillard, 1549.
STC 351. Jöcher III, 1562. Vgl. Adams P 1183 (Ausgabe 1542). – Spätere Ausgabe. Autor ist der niederländische römisch-katholische Theologe Albertus Pighius (1490-1542) und "bekannter Widersacher Lutheri[s] ... Er war ein grosser Verfechter des römischen Stuhls, behauptete, daß Kayser und Könige auch in weltlichen Dingen ihre Gewalt vom Pabste hätten, und von demselben abgesetzt werden könnten" (Jöcher). – Titel im oberen Rand mit hs. Besitzvermerk. Gering gebräunt. Mit gestochenem Exlibris.
Plutarch. Summi et philosophi et historici parallela, id est, vitae illustrium virorum Graecorum et Romanorum. Guilielmo Xylandro Augustano interprete. 4 Bl., 373 S., 16 Bl. Titel in Schwarz und Rot. Mit 2 wiederholten Holzschnitt-Druckermarken, Wappenholzschnitt und 60 Textholzschnitten. 36 x 22 cm. Blindgeprägter Schweinslederband d. Z. (fleckig und berieben, Ecken bestoßen, VDeckel mit kleinerem Wurmloch) mit hs. RSchild. Frankfurt, Johann und Sigmund Feyerabend, 1580.
VD16 ZV 24740. Schweiger 264. Ebert 17467. – Erste lateinische Ausgabe, die bei Feyerabend in Frankfurt erschien. Auf der Textgrundlage der Heidelberger Ausgabe von 1561, die von dem Graezisten Wilhelm Xylander (1532-1576) erstellt und für den vorliegenden Druck erstmals mit den schönen Holzschnittillustrationen ausgestattet wurde. In seinen Parallelviten beschreibt Plutarch vergleichend die Lebensläufe bedeutender griechischer und römischer Staatsmänner von Theseus bis Marcus Antonius. Dabei stellt er Paare zusammen, die in ihrer jeweiligen Vita Ähnlichkeiten aufzuweisen haben, so z. B. Alexander der Große und Caesar, Demosthenes und Cicero, Perikles und Fabius Maximus, Alkibiades und Coriolanus ect. – Titel etwas fleckig und mit kleiner Randläsur sowie kleinen Wurmlöchern, mehrere Lagen mit Wurmspur im weißen Rand, mit zahlreichen Anstreichungen in Bleistift. Etwas gebräunt und braunfleckig, am Schluss in der unteren rechten Ecke auch mit Feuchtigkeitsfleck, das Papier dort schwach gewellt. Die schwarz geprägten Mittelplatten auf den Deckeln zeigen die von Engeln flankierte Kreuzigungsszene mit den vier Evangelistensymbolen bzw. Madonna mit dem Jesusknaben.
Von Reinicken Fuchß ander Theyl
des Buchs Schimpff und Ernst
Los 582
Zuschlag
1.600€ (US$ 1,720)
Reineke Fuchs. - Von Reinicken Fuchß ander Theyl des Buchs Schimpff und Ernst, welches nicht weniger kurtzweilig denn Centum Novella, Esopus, Eulenspiegel, Alte weisen, weise Meyster und alle andere kurtzweilige Buecher, aber zulernen Weißheyt und Verstand, weit nützlicher und besser. 99 (statt 100) röm. num. Bl. Titel in Rot und Schwarz. Mit Titelholzschnitt und 43 Textholzschnitten. 29 x 18,5 cm. Halbpergament des 17. Jahrhunderts (etwas stärker berieben, Kanten stark beschabt, Rückdeckelbezug mit großer Fehlstelle; Remboîtage). Frankfurt, David Zöpfel, 1562.
VD16 R 1002. – Illustrierter Frankfurter Druck der hochdeutschen Textfassung in der Übersetzung des Straßburger Dichters Michael Beuther (1522-1587), eine von zahlreichen Franfurter Ausgaben, welche die Tradition Frankfurts als wichtigen Druckort für Reineke Fuchs-Ausgaben begründeten; bis 1618 erschienen hier allein 21 hochdeutsche Ausgaben. – Es fehlt Blatt DVI. Einige Blatt mit geschlossenenen Randeinrissen bzw. nagestückten Fehlstellen. Insgesamt gebräunt und teils etwas stärker fleckig, am Schluss mit kleinen Randeinrissen, zwei Holzschnitte ankoloriert. - Selten.
Sanctius de Porta
Opus concionatorium venerabilis Santii de porta
Los 585
Zuschlag
750€ (US$ 806)
"America insula nuper inventa"
Sanctius de Porta. Opus concionatorium venerabilis Santii de porta: sacri ordinis Predicatorum professoris ... Videlicet in Sermones Hyemales de tempore. Sermones Estivales de tempore. Teile I-II (von 4). CXXXVI num., 2 nn. (le. w.); 10 nn., CXLI num. Bl. (ohne das le. w.). Mit 2 jeweils 1-teiligen Holzschnitt-Titelbordüren. Erster Titel in Schwarz und Rot. 28 x 20 cm. Blindgeprägtes dunkelbraunes Kalbsleder d. Z. (mit Kratzer, Fehlstellen im Bezug, Restaurierungen und Ergänzungen, Leder an Ecken und Rücken alt restauriert) über schweren Holzdeckeln mit 4 Messing-Schließbeschlägen (ohne Schließbügel). (Hagenau, Heinrich Gran für Augsburg, Johann Rynmann, 1514-1515).
VD16 S 1650. Adams P 1947. Benzing 153. Burg 406. Panzer VII, 79 und 98. Proctor 11666a-d. Ritter R6p. 2070. – Die ersten beiden Teile der umfangreichen vierteiligen Predigsammlung des Sanctius de Porta (1350-1429), eines Dominikanermönchs aus Saragossa. Porta war ein Zeitgenosse des heiligen Vincenz Ferrer und diente wie dieser am Hofe Benedikts XIII. zu Avignon. Vorhanden sind hier die ersten beiden Teile, der Winter- und Sommerteil der "Sermones". Herausgeber war der Humanist und Philologe Wolfgang Anxst (auch Angst; 1485-1523). Er war zu Kaisersberg (Caesaris Mons) im Elsaß geboren, das Geburtsjahr läßt sich nicht mit voller Gewißheit feststellen, wurde mit Ulrich von Hutten in dessen Jugendjahren bekannt und lebte mit demselben in der innigsten Freundschaft, sowie er auch [462] ein Freund Reuchlin’s, Erasmus’ etc. war. Er "war gelehrter Buchdrucker, Philolog und Dichter, denn wir finden ihn 1515 in einer Druckerei in Hagenau im Elsaß, wahrscheinlich in der Buchdruckerei von Thomas Anshelmus aus Baden, wenn auch nicht als Buchdrucker, doch als gelehrter Arbeiter beschäftigt, wie dieses aus der Erwähnung im zweiten Buche der 'Briefe der dunkelen Männer', dessen erste Ausgabe wahrscheinlich im Jahre 1517 erschien, hervorgeht" (ADB I, 461-462).
Die Widmung mit der interessanten, von den meisten Amerika-Bibliographen übersehenen Erwähnung der Neuen Welt: "D. Vito Aegidio (als Geissel) Decano in Surburg Studiosorum Omnium Patrono Vulphganus Angst Caiserspergius S D P ... In quemque regio semper peculiare quoddam naturae donum habuntur quo absentia sibi & necessaria per mutationies usu/facile alliceret: quam ad modum de America insula nuper inventa, nostro iam aevo compertum habemus: & nostra ista stanneis litteris scribendi ars Germanorum...". – Titelblatt des ersten Teils zur rechts unteren Hälfte ausgerissen und durch Faksimilie ersetzt, verso komplett hinterlegt (dortiger Text ebenfalls in Faksimile), vereinzelte Wurmgänge, Fingerflecke, aber nur stellenweise minimal gebräunt oder feuchtfleckig. Vereinzelt zeitgenössische Marginalien in Sepia. Rückdeckel mit dem zeitgenössischen hs. Sinnspruch in Sepiatinte: "Praestat millies mori quam deum vel levissimae offendere" (etwa: "Es ist besser zu sterben, als Gott zu höhnen"). Sehr seltener Druck aus der Hagenauer Offizin aus dem bedeutenden Münchner Rosenthal-Antiquariat mit dessen hs. Buchfiche.
Schopper, Hartmann. Speculum vitae aulicae. De admirabili fallacia et astutia vulpeculae Reinikes libri quatuor. 10 Bl., 506 (recte 486) S., 10 Bl. Mit 2 Holzschnitt-Druckermarken und 54 Textholzschnitten von Jost Amman (meist nach Virgil Solis). 14,5 x 8 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (leicht berieben und bestoßen) über Holzdeckeln mit 1 (von 2) Messingschließen. Frankfurt, (Nikolaus Bassée für Sigmund Feyerabend), 1574-1575.
VD16 R 1013. Bartsch IX, 191, 10. Becker 5a. Vgl. Goedeke II, 105, 112, 3. Ruppert, Goethes Bibliothek, 802. Nicht bei Adams. – Erste Ausgabe mit den geistreichen Holzschnitten des Zürcher-Nürnberger Illustrators, Holz- und Kupferstechermeisters Jost Amman (1539-1591), die dieser teils nach den zur der Zeit schon berühmten Illustrationen des Virgil Solis (1514-1562) geschaffen hatte. Schon 1567 war die erste lateinische Bearbeitung des Reineke Fuchs durch Hartmann Schopper mit Holzschnitten von Solis ausgestattet worden. In der vorliegenden, erweiterten Ausgabe sind die Holzschnitte auf den Seiten 1, 33, 56, 96, 108 (wdhl.: 332 und 338), 465, 476 und 485 von Jost Amman monogrammiert mit "IA" bzw. nur "A". Während der Titel auf " 1574", datiert das Kolophon auf "1575". – Vorderer fliegender Vorsatz vom Einband getrennt und mit hs. Anmerkungen in Bleistift. Titel mit kleinem Abriss in der oberen Ecke. Leicht fingerfleckig. Insgesamt ordentlich erhalten und mit den Holzschnitten in meist sehr gutem Abdruck. Modernes Exlibris.
Thurneisser zum Thurn, Leonhard
Pison. Von kalten, warmen, minerischen und metallischen Wassern
Los 588
Zuschlag
800€ (US$ 860)
Thurneisser zum Thurn, Leonhard. Pison. Das erst Theil. Von kalten, warmen, minerischen und metallischen Wassern, sampt der vergleichunge der Plantarum und Erdgewechsen 10. Bücher (alles Erschienene). 9 (statt 10) Bl., CCCCXX S., 27 Bl. Titel in Schwarz und Rot. Mit figürlicher Holzschnitt-Titelbordüre und einigen Textholzschnitten. Ohne das Portrait. 29 x 19,5 cm. Halbleder des 18. Jahrhunderts (fleckig und berieben, stellenweise etwas beschabt) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Fankfurt an der Oder, Johan Eichorn, 1572.
VD 16 T 1183. Ferchl 536. Ferguson II, 452. ADB XXXVIII, 226. – Erste Ausgabe seiner Aufsehen erregenden, teils auch hanebüchenen Abhandlung über die mineralischen Schätze in den Flüssen und im Boden der Mark Brandenburg. Insbesondere der Hausherr Kurfürst Johann Georg war sicher ganz Ohr, als er vernahm, was alles an Gold und Edelsteinen in der Spree zu finden sei: "Dem 'Pison' zufolge führte die Spree in ihrem Sande Gold, gab es in der Umgegend von Küstrin Alaun, Salpeter, Rubinen und Granaten, bei Bernau Saphire, bei Oderberg Schwefel und Blei und dergleichen mehr. Den Flüssen wurden nicht nur medicinische, sondern auch moralische Wirkungen zugeschrieben. Das Havelwasser z. B. sollte schwer und ungesund sein und Frauen, die davon tränken, böse und klatschsüchtig machen. Neben solchen phantastischen Behauptungen enthielt der 'Pison' andererseits verständige Angaben über die Pflanzen und Gesteine der Mark" (ADB). Kurios sind die apologetischen Erratablätter am Schluss, wo Thurneisser den Leser in 23 poetischen Versen um Verständnis für die entstandenen Druckfehler bittet: "Freundlicher Leser dein verstandt, Brauch hie, wo Trucker girret handt, Ists unrecht gsetzt, deuts recht und gut, Wie jeder Weisser billich thut". – Es fehlt das letzte Blatt der Vorstücke mit dem Holzschnitt-Portrait Thurneissers. Titel fast lose, stärker fingerfleckig, im Rand etwas feuchtfleckig und mit sehr kleinen Fehlstellen, im unteren Rand etwas beschnitten (nahezu Verlust der Druckerangabe) sowie mit Tintentilgung von "Das erst Theil" (weitere Teile sind auch nicht erschienen). Zwei Blatt der Vorstücke mit hinterlegtem Randeinriss, die erste Lage im unteren Bug gelöst. Insgesamt etwas gebräunt und braunfleckig, mit einigen Anstreichungen, vereinzelte kleine Wasserränder. Ohne das fl. Vorsatz
Zanchi, Girolamo. De religione christiana fides. 1 Bl., 29, 350., 1 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 19 x 14 cm. Modernes Halbleder. Neustadt a. d. Hardt, Matthäus Harnisch, 1585.
VD 16 Z 88. STC 932 (Datierung 1585). Adams Z 42 (Datierung 1586). – Der erste von zwei Drucken der Zeit um 1585, eine weitere Ausgabe erschien 1588. Der italienische reformierte Theologe Girolamo Zanchi (1516-1590) verfasste mit "De religione christiana fides" seine Bekenntnis zur christlichen Religion, einer systematischen Theologie. Zanchi musste Italien wegen seiner protestantischen Ansichten verlassen und fand zusammen mit anderen Heidelberger Professoren Zuflucht in Neustadt an der Haardt.
"Das Symbolum Zanchius' war: sustine et abstine. Sein Ansehen war unter seinen Zeitgenossen so groß, daß man ihn sowol in Gewissens- als Streitfragen theologischer Natur als Autorität ansah und sein Gutachten verlangte. Manche derselben treffen wir in seinen 1609 zu Hanau erschienenen „Epistolae“ an. Seine zahlreichen Schriften bilden noch heute eine Schatzkammer gründlicher theologischer Wissenschaft. Exegese und namentlich Dogmatik hat er mit philosophischem Talente bearbeitet. In der Philosophie folgte er Aristoteles. Wenn er auch der Theologie keine neuen Bahnen gewiesen, so hat er sich doch in dem Dogma der Prädestination, welche er mit seltener Gründlichkeit behandelte, als einen Meister bewiesen, worüber ihn die lutherischen Theologen seiner Zeit hart angegriffen haben" (ADB XL, 679). – Titel mit hs. Besitzvermerk. Stellenweise mit Feuchtigkeitsrändern. Leicht gebräunt. Vorsätze erneuert.
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