Reichenbach, Heinrich Gustav, Botaniker, Sohn des Dresdener Botanikers H. G. Ludwig Reichenbach, Professor in Hamburg und Direktor des dortigen Botan. Gartens, weltweit führender Orchideen-Spezialist (1824-1889). Konvolut von 8 eigh. Briefen und 2 eigh. Postkarten. Zus. ca. 21 S. Verschied. Formate. 1852-1886.
Die ersten 4 Briefe an seinen Vater in Dresden, die übrigen Schriftstücke an den Wiener Botaniker E. v. Halacsy. Nachdem er im ersten Brief (Berlin 7.I.1852) seinem Vater zum Geburtstag gratuliert hat, berichtet er vom vieldiskutierten Gastspiel des farbigen Schauspielers Ira Aldridge: "... Gestern waren wir im gr. Opernhause. Ein Neger Ira Aldridge trat als Othello (englisch!) auf. Die Aufführung war furchtbar ergreifend. Eine solche Mimik, solche Darstellung, tiefste Leidenschaft vermag ein Europäer nicht möglich zu machen. - Als Erholung wurde ein Vaudeville beigefügt, wo derselbe Ira sich nun wieder in seiner natürlichen Wildheit so gehen ließ, daß das Haus vor Lachen erschüttert wurde. Als Comiker möchte ich den Mann wieder sehen, als Tragiker greift er zu sehr an. Er wird wohl nach Dresden kommen ...". Ferner über den Berliner Botanischen Garten, Wasserpflanzen, Orchideen etc. - Die folgenden Briefe mit Nachrichten verschiedener Art über Korrespondenzen mit anderen Botanikern. Am 23. August 1858 schreibt er aus Leipzig: "... Gott sei Dank, daß ich nicht in Jena war. Einige Taschenforscher [gemeint sind wohl Taschendiebe] aus Berlin haben den Leuten die Sorge über die Verwendung des Geldes erleichtert. Der Großherzog trank einen Salamander (Kunstausdruck) und wer bloß zu 8 auf einem Fußboden liegen konnte, schätzte sich glücklich ...". - Die übrigen 6 Briefe und Karten sind in den Jahren 1876-1886 aus Hamburg an den Wiener Botaniker E. von Halaczy geschrieben und behandeln botanische und geographische Themen. - Beiliegend 6 einseitige Manuskripte botanischen Inhalts und unterschiedlicher Formate in lateinischer, englischer und deutscher Sprache, von denen das umfangreichste wohl das Konzept der Rezension einer Heftreihe ist: "Systematisches Verzeichniss der im indischen Archipel in den Jahren 1842-48 gesammelten so wie aus Japan empfangenen Pflanzen. - Herausgegeben von H. Zollinger. Zürich, Druck und Verlag von E. Kiesling." - Ferner beiliegend zwei Bl. mit Bleistiftzeichnungen von Pflanzenformen sowie ein Porträtphoto (Visit-Format) Reichenbachs von dem Hamburger Atelier F. L. Giffey, rückseitig signiert und datiert März 1870. - 1 Brief mit Randdefekten; 1 Brief an den Ecken fleckig.
"eine Schande für Wien"
Reichenbach, Karl Freiherr von, aus Stuttgart stammender Chemiker, Industrieller, Naturforscher und Philosoph, Meteoriten-Sammler, Teer-Spezialist, experimentierte in seinem Schloß Cobenzl bei Wien, Erfinder der mehr oder weniger okkulten Lehre vom "Od" (1788-1869). 4 eigh. Briefe m. U. "Reichenbach". Zus. 81/2 S. Gr. 4to und gr. 8vo. Schloß Meisenburg bzw. "N. H." 1839-1842.
An einen befreundeten Wiener Naturwissenschaftler, über Bestand und Fortführung einer gelehrten Gesellschaft von Naturforschern, die in seinem Hause tagte. Im ersten, sehr umfangreichen Brief (Schl. Meisenberg 23.XII.1839), geht es um deren wissenschaftliche Erneuerung, die nach dem Tode des Wiener Chemikers und Botanikers Josef Franz von Jacquin (gest. 26. Okt. 1839), der zu Mozarts Umkreis gehörte, notwendig geworden sei. " ... Noch danke ich Ihnen für Ihren Besuch letzten Mittwoch Abend; bey der Kostbarkeit, den Ihre Zeit für Sie hat, werde ich dies immer als ein Opfer von Ihnen empfangen, das aber für die Fortdauer und künftige Gestaltung unserer Gesellschaft besonders in den ersten Wochen von den wesentlichen Folgen ist. ich betrachte Sie als Vorbild wissenschaftlicher Thätigkeit, wie wir in Wien kein gleiches mehr haben. Ihre gerade auf den Nerv der Produktion gerichtete Thätigkeit, wie Ihre Fruchtbarkeit im Felde der reinen Naturwissenschaft muß Allen, die sie einigermaßen verstehen, die größte Achtung gebieten. Mein innerster Wunsch geht auf etwas anderes nicht hin, als den Vereinigungspunkt, in einem Hauße nach und nach so viel nur möglich nach der Richtung hinzuarbeiten, in der gerade Sie sich bewegen. ich hoffe auf Ihre Hilfe dazu. ich wünschte, daß wir vom Plaudern zum Thun übergingen. Nach & nach sagte ich darum, weil jede schnelle, jede plötzliche Änderung der Gesellschaft etwas Verletzendes für das Andenken unseres guten Jacquin hätte, das ich durchaus nur zu ehren beabsichtige und für den ich den innigsten Dank fühle. Aber es verlangt mich auf das Wärmste, daß wenigstens allmählich aus Tand einiger Ernst würde ... Sie hoffen sehnlich auf die Einrichtung der Akademie. Ob Sie damit Ihre Wünsche erreichen werden, steht zu erwarten, ich zweifle mehr daran, als ich daran glaube. Wenn Sie auch die Akademie haben werden, so werden Sie doch das nicht besitzen, was Sie suchen, einen Verein für Naturwissenschaft berühmter Männer. Sie werden nur vereinzelt Solche darin haben, und so haben Sie's ebensogut ohne akademische Besoldung. Die Andern dienen dann nicht einmal als Staffage, was sie in einem Privatcirkel noch sind, sondern dort sind sie Unrath, der Sold frißt, und den Weg versperrt. Concentriren wir die rechten Kräfte am Mittwoch! - Mittags die reine Wissenschaft, Abends vergesellschaftet mit deren Anwendung in Landwirtschaft, Industrie, Kunst; da mag dann jeder Zugang haben, der was taugt, in welchem Fache reiner oder angewandter Wissenschaft es immerhin sey. Sie hängen ja alle in einander. Äußeren Glanz will ich keinen, er nüzt uns zum Zwekke nicht, im Gegentheil er schadet uns, u. lokt uns Geschmeis her, und zieht unsere Würde herab. Darum lasse ich auch alles bey Jacquinischer Einfachheit, die dem Zeitgeschmak im Aufwande nicht gefolgt ist ...".
Die folgenden Briefe beschäftigen sich mit einer Medaille, die zum Andenken an Jacquin von dem Wiener Medailleur Franz Xaver Lang (1770-1847) gefertigt werden soll. "... Die Jacquinische Medaille stößt auf allerley Anstände, die Conflikte veranlassen. Um die Commission davon frei zu halten, haben wir beschlossen, die Unterzeichner selbst zur freien Entscheidung zusammenzurufen und haben dabei auch Ihre Zustimmung hinzugezählt ... Es handelt sich nehmlich darum, ob das Langsche Kopfstük angenommen oder verworfen werden soll. Pfranger sagt, es sey ein Schmarren, eine Schülerarbeit, eine Schande für Wien, wenn es ins Ausland komme. Einige Andere von Bedeutung schließen sich ihm an. Dagegen ist die Mehrzahl der Commission, und mehrere andere Mitglieder entgegengesetzter Meinung. Um mir Licht und Wahrheit zu verschaffen, habe ich das Urtheil unserer besten Künstler eingeholt ...". Der Adressat möge seine Stimme in die Wagschale werfen, um ein Gleichgewicht gegen Pfrangers Beredsamheit zu bilden, der alles aufbieten werde, um Langs Arbeit abzulehnen. "... fällt Lang durch, so bleibt uns nichts übrig, als uns an einen ausländischen Künstler zu wenden, was bey Gott arg wäre ..." [22.XII.1840]. Berichtet im nächsten Brief über den Fortgang der Angelegenheit (Herstellung der Medaille nach Änderungen) und ersucht den Adressaten um den Text der Inschrift. - Im vierten Brief wendet er sich gegen die vorgeschlagene Sentenz "Rerum cognoscere causas" (die übrigens heute noch das Motto des Berliner "Tagesspiegel" ist), weil dieser klassische Spruch schon in anderer Bedeutung verwendet wurde: "... es würden die res in dem Sinne aufgefaßt werden, in welchen sie durch die Figur der Industrie personifizirt sind. Da aber die Sentenz klassisch ist und deshalb schon in einem bestimmten Sinn seit Jahrhunderten Cours hat, so sind die Res als res naturales genommen, während wir hier gerade umgekehrt res artificiales damit bezeichnen wollen. Wir verstoßen also gegen die Classicität. Diß geht nicht, will mir scheinen. Es verdächtigt unsere Gelehrsamkeit im Auslande ..." [24.IV.1842]. - 1 Brief angestaubt.
Reichenbach, H. G. Ludwig, sächsischer Naturforscher, Zoologe und Botaniker, Professor in Dresden, 54 Jahre lang Direktor des Naturhistorischen Museums im Zwinger, Gründer des Botanischen und Mitbegründer des Zoologischen Gartens in Dresden (1793-1879). 6 eigh. Briefe m. U. "L. Reichenbach" bzw. "Reichenbach", 1 eigh. Brief-Konzept und 1 eigh. Manuskript. Zus. 22 S. Verschied. Formate, in der Mehrzahl gr. 4to und folio. Leipzig und Dresden 1810-1852.
An verschiedene Botaniker-Kollegen, durchweg ausführlich über botanische und zoologische Fachprobleme und Spezialfragen. In einem Brief vom 26. Oktober 1810 an den Lehrer Zschorn in Halle erwähnt er den Schauspieler und
Lepidopterologen Ferdinand Ochsenheimer (1767-1822): "... Aus Ihrem Verzeichniße ersehe ich daß sich Ihre Sammlung außerordentlich vermehrt haben muß seit ich sie nicht gesehen habe, und um sehr schöne Sachen. Die Z. Bellis die ich Ihnen neulich schikte haben Sie nicht in Ihrem Verzeichniß aufgeführt weil Sie sich vermuthlich von Ochsenheimer verleiten laßen, ihn für Achilleae var. zu halten, was er aber nicht ist; bei genauer Vergleichung finden Sie daß die Beschreibung ganz und gar nicht auf ihn paßt. In Altenburg hat Achilleae nie geflogen und Bellis ist heuer mehr als 20 mal da gefangen worden ...". - Vom 16. November 1822 bis zum 25 Februar 1823 wendet sich Reichenbach in drei umfangreichen Briefen über zoologische und andere naturwissenschaftliche Fragen an Professor Gustav Kunze (1793-1851) in Leipzig. Auch je ein Brief aus den 1840er Jahren sowie von 1852 spricht botanische und ornithologische Themen an. Ein umfangreiches Brief-Konzept, datiert Dresden, 3. August 1829, das sich mit der Drucklegung eines zoologischen Werkes beschäftigt, ist "Archiv" überschrieben. - Ein inhaltsreiches Großfolio-Blatt mit ornithologischen Abhandlungen ist offenbar ein Fragment eines größeren Werkes. - Ein beigegebenes, weiteres Manuskript-Fragment auf der Rückseite eines an Ludwig Reichenbach gerichteten Adress-Zettels könnte von anderer Hand stammen. - Durch seine zahlreichen lebensnah illustrierten Publikationen hat sich Reichenbach einen großen Namen gemacht; insbesondere seine "Vollständigste Naturgeschichte des In- und Auslandes (1845-1854, 2 Sektionen in 9 Bänden) hat sehr zu seiner Popularität beigetragen.
- Urkunde m. U. „L. Reichenbach“. 1 S. Zweifarbige Lithographie mit ornamentaler Bordüre, allegorischem Blindstempel und handschriftl. Eintragungen. Quer-folio. (Dresden) 26.XI.1846.
Sehr dekorative Urkunde der „Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Dresden“, die Herrn Dr. A. W. E. Th. Henschel in Breslau „als Zeichen ihrer Hochachtung wissenschaftlichen Verdienstes“ in ihrer Sitzung am 20. August 1846 zu ihrem „correspond. Mitgliede“ ernannt hat. Mit blauer Zier-Bordüre mit Weinranken, Schwänen, Krügen etc. - August Wilhelm Henschel (1790-1856) war Botaniker und Medizinhistoriker. - 2 vertikale Falten.
Ritter, Heinrich, Philosoph, 33 Jahre ord. Professor in Göttingen, Verfasser einer 12bändigen Geschichte der Philosophie (1791-1869). Eigh. Brief m. U. "H. Ritter". 2 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Göttingen 20.VI.1858.
An den (nicht genannten) Mediziner und Botaniker Carl Heinrich Schultz-Schultzenstein (1798-1871), Professor an der Berliner Universität. Ritter bedankt sich für die Übersendung der Schrift "Die Bildung des menschlichen Geistes" und die Erinnerung an alte Zeiten, "in welchen ich mich Ihres persönlichen Umgangs erfreuen und Sie als Collegen an derselben Universität begrüßen durfte. Es waren dies die Zeiten einer Jugend, an welche jeder sich gern erinnert sieht, wenn er in meinem Alter steht. Wenn Sie Ihrem Werke eine Aufmerksamkeit zuzuwenden wünschten, so wird das geschehen sein. Sie wissen, daß ich von alter Zeit her mit sehr weitaussehenden wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt gewesen bin und dieselben noch nicht vollendet habe, daß sie meine Gedanken ebenso sehr den ältesten wie den neuesten Erzeugnissen der Wissenschaft zugewendet haben; hierbei kann es leicht geschehen, daß man etwas übersieht, was nicht in engster Berührung mit dem Gange der Entwicklung steht, mit welcher man sich vorzugsweise beschäftigt und so, wie ich gestehe, ist es auch bisher mit Ihren Arbeiten für eine neue Theorie der geistigen Bewegung mir begegnet. Es ist alsdann sehr erfreulich, sich daran erinnert zu sehen, dass man etwas nicht hinreichend gewürdigt hat. Sie haben dabei den Wunsch ausgesprochen, daß ich Ihr Werk in den hiesigen gel.[ehrten] Anz.[zeigen] anzeigen möchte. Es thut mir leid sagen zu müssen, daß ich, so gern ich möchte, hierzu doch wenig Hoffnung habe. Theils ist das Buch schon etwas älter, als die neuen Sachen, welche in den kritischen Zeitschriften besprochen zu werden pflegen, theils bin ich in diesem Augenblick noch zu sehr mit andern Arbeiten beschäftigt, als daß ich bald die Zeit zur richtigen Würdigung Ihrer Schrift zu gewinnen hoffen könnte. Es wird Ihnen hieran wenig gelegen sein, da sich auch wohl andere Wege finden, neuen Theorien Bahn in der Wissenschaft zu brechen ...". - Das Buch "Die Bildung des menschlichen Geistes durch Kultur der Verjüngung seines Lebens in Hinsicht auf Erziehung zur Humanität und Civilisation. Neues System der Psychologie" von Carl Heinrich Schultz-Schultzenstein war 1855 in Berlin erschienen und somit, wie Ritter richtig sagt, nicht mehr ganz neu. Immerhin hat das Werk, das einen "dynamischen Vitalismus" propagiert, 2015 einen Neudruck erfahren.
Sauerbruch, Ferdinand, legendärer Mediziner, gilt als einer der bedeutendsten und einflußreichsten Chirurgen des 20. Jhdts (1875-1951). Masch. Brief m. U. "Sauerbruch". 1 S. Quer-gr. 8vo. München 16.VI.1920.
An einen Freund namens Ernst. "... Ich habe die Angelegenheit aus der Welt geschafft. Ich kenne Weiss nicht näher als durch die Operation seiner Frau. Er ist ein ausserordentlich nervöser Mann und meint vieles nicht so wie er es sagt. Es würde mich freuen, wenn ich Dich mal wiedersähe. Ich habe ja keine Ahnung, das Du noch immer in München bist ...". - Gelocht; kleine Randschäden.
Begleiter der Franklin-Expeditionen
Seemann, Berthold, aus Hannover stammender Botaniker, Naturforscher und Weltreisender, Teilnehmer an vier Nordpolar-Expeditionen, bereiste ausführlich Mittel- und Südamerika sowie die Fidschi-Inseln, gab die Zeitschriften
"Bonplandia" und "Journal of Botany, British and Foreign" heraus und starb als Goldminen-Mitdirektor in Nicaragua (1825-1871). 2 eigh. Briefe m. U. "Berthold Seemann" bzw. "B. Seemann". In deutscher Sprache. Zus. 7 S. Doppelbl. 8vo. London 16.X.1862 und 16.XI.1864.
Der erste Brief an den Chemiker und Diatomeen-Forscher Albert Grunow (1826-1914), Angestellter der Berndorfer Metallwarenfabrik in Niederösterreich, den Seemann wohl bei einem London-Besuch Grunows kennengelernt hatte. "... Aus Bonplandia IX., p. 270 ersehe ich, daß Sie ... eine neue Diatomacee entdeckt haben, die, wie Sie glauben, aus Süd-Amerika gekommen. Unsere hiesigen Gelehrten haben bereits mehrere Diatomaceen aus dem Victoria Bassin beschrieben, und zerbrechen sich den Kopf darüber, was Ihre Trivionella Victoriae - so ist es in den Sitzungsberichten geschrieben -, wohl sein könne. Sollten Sie die Beschreibung schon gedruckt haben, so senden Sie mir doch umgehend einen Ausschnitt des Artikels brieflich zu. Sollte sie noch nicht gedruckt sein so senden Sie mir eine Abschrift Ihrer Beschreibung, und ich will sie dann mit den hier veröffentlichten vergleichen lassen, durch competente Freunde ... Ein Freund von mir will grade ein Verzeichniß aller brittischen Diatomeen zum Druck geben, und es wäre ihm jeder Zuwachs lieb. Sir W. J. Hooker hält es für ganz unmöglich daß Ihre oder die andern Diatomaceen mit der Victoria aus Südamerika gekommen, da die Samen trocken herüber kamen ... gedenken Sie an Ihr Versprechen der Bonplandia zuweilen etwas zufließen zu lassen ..." [16.X.1862]. - Der zweite Brief an einen Duzfreund in Hamburg, dessen Name getilgt ist, wahrscheinlich der Botaniker und Orchideen-Spezialist Gustav Reichenbach. "... Anbei übersende ich Dir die für das Journal of Botany gemachte Tafel, mit Benutzung Deiner mir gütigst mitgetheilten Analyse. Ich würde mich sehr freuen wenn Du mir recht bald den Text dazu sendetest, sowie eine Erklärung der Analyse (die Figuren bitte ich zu numeriren), - da die Arbeit in nächster Nummer gedruckt werden muß ... Auch wegen der Viti Orchideen möchte ich gern bald Antwort haben, da das erste Heft der Flora in einigen Wochen ausgegeben wird, und ich mich wegen der Tafeln zu den Orchideen entschließen muß. - Du kannst mir ja schreiben, was ich Dir für die Arbeit in Pflanzen zahlen soll. Oder ob baar Geld, oder ein colorirtes Exemplar der Flora Vitiensis ... Ich erwarte nächstens eine Sendung Pflanzen von Cochinchina; kann ich Dir etwas von dort bestellen? ..." [16.XI.1864]. - Seemanns "Flora Vitiensis. A description of the plants of the Viti od Fiji Islands with account of their history, uses and properties" erschien 1865 und basierte auf seiner Erforschung der Fidschi-Inseln im Jahre 1859. - Der erwähnte Sir William Jackson Hooker (1785-1865) war Professor der Botanik in Glasgow und erster Direktor der Royal Botanic Gardens in Kew. - Es spricht für Seemanns interessante Persönlichkeit, dass er als Naturforscher im Auftrag der britischen Admiralität mit der Fregatte Herald nicht nur an einer Weltreise, sondern auch an drei Nordpol-Expeditionen zur Suche nach dem verschollenen Sir John Franklin teilnahm. - Sehr selten.
1830 zurück aus Japan
Siebold, Philipp Franz von, der große Japan-Reisende, Arzt, Botaniker und Ethnologe, lebte als einer von ganz wenigen Europäern 1823-1829 sowie 1859-1862 im isolierten Japan, brachte hochbedeutende Sammlungen nach Europa und gilt als Begründer der modernen Japanforschung (1796-1866). Eigh. Brief m. U. "Ihr Sohn Fr. v. Siebold". 31/2 S. Doppelblatt. 4to. Batavia (Jakarta) 9.II.1830.
Aus Indonesien auf der Rückreise von seinem ersten großen Japan-Aufenthalt an "meine Theuersten", womit wohl seine Mutter und sein Onkel, der als Pfarrer Vaterstelle an ihm vertreten hatte, gemeint sind. "... Glücklich von Japan entkommen bin ich nun mit dem Schiffe Java mit allen meinen Sammlungen und litterarischen Arbeiten angelangt. Die Reise selbst hat mir sehr zugesetzt, doch habe ich mich bis heute völlig gut erholt und wohne absichtlich auf dem Lande um mich für meine kurz bevorstehende Reise nach Europa zu stärken. Ausserordentliche Unfälle und Schicksale habe ich durchstanden .. nichts ist für die Wissenschaft verloren gegangen und die außerordentlich herzliche Theilnahme und die glänzende Aufnahme von meiner hiesigen Regierung entschädigte mich für alles. Wahrscheinlich, wohl sicher, gehe ich in höchstens vier Wochen mit dem Schiffe Java unter den günstigsten Winden nach Holland zurück - mit vollem Tractamente und in Commission der Niederländ. Indischen Regierung (f 375 p. Monat!) um die Ausgabe meiner Werke über Japan zu zu beschleunigen. Meine Arbeiten machen Aufsehen auf ganz Batavia, ... Sie werden Staunen! was in sieben Jahren gearbeitet ist, nicht alles durch mich doch alles unter meiner Leitung ...". Er denke z. B. an "die Bearbeitung des Gottesdienstes, wo die Brahma-Budoka Lamaisma in mehr als 300 Abbildern nachgewiesen ist ... Allein bey dreissig Wörterbüchern der Chinesischen, Japanischen Sprache, Ainosprache, Sanscrit - Mantschou - Korea - Linkin inseln befinden sich bearbeitete unter meiner Sammlung. Alle alten und neuen Münzen mehr als 1500 Stücke, von 221 Jahren vor Christus bis heute, circa 1200 Bücher [?], 600 Rollen Gemälde ... mehr als 1000 Spec. lebende Gewächse und 800 Saamen; die lebenden Gewächse sind alle noch in bestem Zustande ...". Berichtet dann, dass er bereits 1825 Tee in Samen nach Java gebracht habe, der nunmehr größte Verbreitung gefunden habe. In einem Nachwort gibt er noch Empfehlungen für die Verwendung von 2000 Gulden, die er den Adressaten im vorigen Jahr "zur Disposition gestellte habe." - Mit der Bemerkung "glücklich von Japan entkommen" spielt Siebold wohl auf den Umstand an, dass er und seine japanischen Freunde bei seiner Ausreise wegen streng verbotenenen Ausfuhrversuchs diverser Gegenstände vor Gericht gestellt und teilweise zu schweren Strafen verurteilt wurden; Siebold wurde schließlich mit lebenslänglicher Verbannung bedacht, konnte aber doch den größten Teil seiner Sammlungen mitnehmen. - Aus der Sammlung Künzel. - Von großer Seltenheit.
32 japanische Malereien für 200 Gulden
- Eigh. Brief m. U. "von Siebold" nebst einer gleichfalls signierten Beilage. Zus. 31/2 S. 1 Doppelblatt, 1 Einzelblatt. Gr. 4to. Leyden 15.XII.1835.
Wohl an den (nicht genannten) Wiener Botaniker und Sinologen Stephan Ladislaus Endlicher, Bibliothekar an der Hofbibliothek, später Professor und Direktor des Botanischen Gartens (1804-1849), dem Siebold Verzeichnisse der japanischen und chinesischen Bücher und Münzen sendet, die er durch einen Spediteur an die k. k. Hofbibliothek geschickt habe. "... Die Sammlung ist in eine Kiste, bezeichnet PVS no 1 verpackt ... Aus dem Verzeichnisse können Sie einstweilen ersehen, welche gute Auswahl ich getroffen und welche kostbare Seltenheiten Sie durch meine Verwendung erhalten. Ueber den Werth dieser litterarischen und numismatischen Seltenheiten habe ich mich bereits in meinem früheren Schreiben ausgesprochen; ich will nur noch wiederholen, daß man Jap. Bücher und Karten nicht denen Schinesischen gleichstellen darf: Jene übertreffen in wissenschaftlicher und technischer Hinsicht bei weitem diese und die geringe Anzahl, die man davon in Europa besitzt, stellt sie unter die seltneren orientalischen Schriften. Noch muß ich bemerken, daß ich ein Porte feuille mit japanischen Malereyen und Handzeichnungen nach den verschiedenen Schulen geordnet, beigefügt habe; Sie gehören meinem Freunde de Villeneuve, früher mein Zeichner auf Japan, wollen Sie diese interessante Sammlung für die Hofbibliothek nehmen, dann können Sie dieselbe für f 200 haben, wo nicht, dan [!] haben Sie die Güte dieselbe einstweilen in Verwahrung zu nehmen ...". Nennt dann die Preise und Zahlungsziele für die Sammlungen von Münzen, Büchern und Karten. "... Den Preis der Schinesischen Bücher setze ich, wenn sie für Sie sind, auf f 125 Münze. Sie sind in blaues Papier eingepackt um sie beim Auspacken sogleich zu erkennen. Ich hielt es für anständig und rathsam betreffend die Versendung, Preise und Zahlungs Termine ein Schreiben an S.[eine] E.[xzellenz] den Herrn Grafen Dietrichstein beizulegen. Uebergeben Sie es ihm gefälligst nebst den Verzeichnissen ... Der erwähnten Kiste habe ich einige Päcke und Briefe beigepackt, die ich Sie bitte zu besorgen, nämlich: 1 Pack und Brief an S.[eine] D.[urchlaucht] Fürst Metternich ... 1 Pack an Baron Jacquin, 1 Pack an Dr. Reichenbach, 2 Päcke an Soc. flor. St. Helenae. - Es ist alles, was ich auf St. Helena wild wachsend gesammelt habe und hat in so ferne einigen Werth um eigentlich zu wissen, was da vorkommt. Wenn Sie die Pflanzen bestimmt haben, bitte ich mir bloß ein Verzeichniß davon aus ...". - Die erwähnten Listen der Bücher und Münzen liegen hier nicht mehr bei, aber das eigenhändige "Verzeichniß Japanischer Malereyen nach den verschiedenen Schulen geordnet" (11/4 S. Gr. 4to.), mit der Beschreibung von 32 Blättern, am Schluß signiert "von Siebold". - Interessantes Material über die Auswertung von Siebolds Japan-Sammlungen.
"unsere tapferen Japaner"
- Siebold, Heinrich (Henry) von, jüngerer Sohn Philipp Franz von Siebolds, Japanologe, begleitete 1869 seinen Bruder Alexander nach Japan, bedeutender Sammler, gilt neben Edward S. Morse als Begründer der neuzeitlichen Archäologie in Japan (1852-1908). 4 eigh. Briefe m. U. „H Fhr von Siebold“, „Baron v. Siebold“ und „Baron H. von Siebold“. Zus. 10 S. 2 Briefe mit gekröntem Monogramm „HS“ im Briefkopf. 8vo und kl. 4to. O. O. bzw. Tokio und Schloss Freudenstein bei Bozen (ca. 1875) - 1902.
An die Wiener Salonière Rosa von Gerold. „... Darf ich mir die Freiheit nehmen, Ihnen ... anbeifolgend eine Porcelan Schaale, ein Erzeugniß japanischer Industrie als bescheidene Erinnerung anzubieten ...“ (um 1875). - Am 27. Oktober 1894 schreibt er aus Tokio, entschuldigt sich für langes Schweigen und übersendet sein Porträt. „... Wenn ein schöner Traum sich erfüllt haben würde, so wäre ich wohl an Stelle dieser Zeilen in unserem lieben Wien - leider aber haben sich, wie Sie ja aus den Zeitungen verfolgt haben dürften, die Zustände hier so ernst gestaltet, dass ich jedenfalls noch bis zum Friedenschlusse mit China ausharren muss. Wann dieser Moment aber eintreffen dürfte, ist vorläufig noch recht schwierig mit Sicherheit zu bestimmen. Unsere tapferen Japaner werden kaum ihrem Siegeslaufe Einhalt thun - bis die Kaiserliche Standarte auf Mauern von Peking entfaltet sein wird - es sei denn dass die fremden Mächte, willig und in der Lage, auf die Japaner eine sehr starken Druck auszuüben. Alle bisherigen Versuche sind gescheitert.- Watanabe’s, die ich, obgleich dieselben sehr zurückgezogen leben, öfters sehe, bitten mich Ihnen die herzlichsten Grüsse zu übermitteln ... In Anbetracht des Krieges wird dieser Winter hier wohl besonders still vergehen, wie überhaupt der Verkehr in gesellschaftlicher Beziehung mit den Japanern sehr abgenommen hat - ganz kann ich es ihnen nicht verdenken! ...“. - Am 5. November 1902 schreibt er aus Eppau (Bozen): „... Bei der grossen Interesse, die Sie stets für Japan gehegt haben, dürfte es Sie auch interessiren zu erfahren, dass ich mit der Ausarbeitung meiner ‚Souvenirs du Japan’ - während 25 Jahren in Ostasien gesammelt, beschäftigt bin ...“. - Beiliegend der Brief eines W. Siebold, gleichfalls an Rosa von Gerold. "... Fast habe ich mir Vorwürfe gemacht, Sie bei Ihrem Besuche in d. japanischen Ausstellung vernachlässigt zu haben ..." ("Hotel Bristol" o. J.).
Simmons, Herman Georg, schwed. Botaniker, Teilnehmer an der zweiten Fram-Expedition, Dozent in Lund, Professor in Uppsala (1866-1943). Eigh. Manuskript mit aufgeklebtem Namenszug. In schwed. Sprache. 15 S. Lose Doppelbl., jeweils einseitig beschrieben. Folio. (Lund) 9.III.1891 - 16.III.1893.
Eigenhändige Protokolle von "Lunds botaniska förenings förhandlingen". Während bei den Sitzungen von 1891 und 1892 die Vorträge jeweils nur mit ein bis zwei Sätzen charakterisiert sind, umfasst die Wiedergabe der Verhandlung vom 16. März 1893 12 Seiten und spiegelt somit eine ausgedehnte Diskussion der anwesenden Botaniker wider. - 1 Blatt enthält, auf der Rückseite aufgeklebt, den ausgeschnittenen Namenszug von Herman Simmons. 1 Blatt im Quer-Oktav-Format.
Stobwasser, Johann Heinrich, Gründer und Inhaber der weltbekannten Lackwaren-Fabriken in Braunschweig und Berlin (1740-1829). Quittung m. U. "Joh: Heinr: Stobwasser Sen." und rotem Lacksiegel: "J.H.St.". 1/2 S. Doppelblatt mit Adresse. 4to. Braunschweig 21.III.1816.
An das Hochfürstliche Kreisamt in Salder. "Daß der Kohtsasse Hennig Fuest in Leben-Staedt den rest von 70 rh von der Obligation von 300 rh bezahlt, also daß diese gedilgt und benannt. Hennig Fuest die obligation ausgehändigt werden kan bescheinig mit unterschrift u. Siegel Joh: Heinr: Stobwasser Sen." - Als "Kotsassen" wurden leibeigene Kleinbauern bezeichnet. - Dabei: Christian Heinrich Stobwasser, Direktor der Stobwasserschen Lackwaren-Fabriken, ab 1818 in Berlin (1780-1849). Brief m. U. "CH Stobwasser". 1 S. 4to. Berlin 28.I.1833. - An August Grotrian, Direktor des "Großen Clubs" in Braunschweig. Stobwasser zeigt sich etwas ungehalten, dass er nach 18jähriger kaum ausgeübter Mitgliedschaft im Club und 15jähriger Abwesenheit von Braunschweig plötzlich wegen ausstehender Mitgliedsbeiträge gemahnt wird. "... Da ich mich als ein Ehren Mitglied des Großen Klubbs angesehen habe, so habe ich um so weniger an die Bezahlung des Clubbeytrags gedacht, als ichs dem Clubdiener Mittendorff zur Zeit meiner activen Mitgliedschaft ... zur Pflicht machte, jährlich den Beytrag in Meinem Comtoir einzuziehen. Mittendorff muß meinen Auftrag gar nicht vollzogen haben ... Demohngeachtet würde der Clubb nicht fordern, wenn er kein Recht hätte, und Ich muß zahlen, bitte aber, dass mich der hochverehrliche Clubb aus der Liste seiner Mitglieder ausstreicht ... PS. Eben sehe ich, daß die 18 Taler nicht ausdrücklich mit Buchstaben benannt sind. Sollte darin nicht viell. ein Irrthum liegen, denn mir ist gar keine Rechnung von dem Großen Clubb zugekommen." - In dem 1780 gegründeten "Großen Club" in Braunschweig hatten bereits Lessing und Leisewitz verkehrt. - Einige Randschäden. - Aus der Sammlung Paul Wallich.
Wolf, Friedrich, Altphilologe, Professor in Halle und Berlin, Mitglied der Preuß. Akademie der Wissenschaften, bedeutender Homer-Forscher, stand mit W. v. Humboldt, Goethe und Schiller in Verbindung (1759-1824). Eigh. Studienzeugnis m. U. "Fr. A. Wolf, Prof. d. Beredsamk." 1/2 S. Doppelblatt. 4to. Halle (Saale) 23.II.1799.
"Herr Carl Friedr. Aug. Brohm aus Berlin hat auch in diesem halben Jahre meine sämmtlichen Vorlesungen mit unausgesetzten rühmlichen Fleiß besucht, worüber ich ihm dieß Zeugniß mit Vergnügen ertheile ...". - Brohm (1779-1838) schrieb später mehrere Werke zur Antike und brachte es ebenfalls zum Universitätsprofessor. - Etwas gebräunt.
GESCHICHTE UND WIRTSCHAFT
Italien und Deutschland in europäischen Krieg
Augsburg. - Welser, David, Ratsherr und Bürgermeister in Augsburg (1570-1654). Eigh. Brief m. U. „David Welser“. In ital. Sprache. 1 S. Doppelblatt mit Adresse und Ringsiegel. Folio. Augsburg 21.VI.1641.
An Gasparo Gherardi, Marchese di Serrano, in Verona. Interessanter Brief über Handel und Politik im Zeichen des 30jährigen Krieges. Erwähnt wird der Barberini-Papst Urban VIII. "... Le guerre vanno da per tutto avanti, unde di breve si havranno da sentir gran nuove, le quali saranno però sempre conformi alla volontà di sua Divina Maestà. Sua Santità si mostra esser in risolutissima magnanime in prorogar tanto la promos esi card[ina]li, dalla quale però pare che dependa l’accrescimento, overo rovina di casa Barberina humanamente discorrendo ... A Ratisbona si fanno spesse sessioni, mà sin qui non se ne vedono grandi effetti, essendo le intentioni troppo diversi, anzi contrarie delli interessati, bisognarà che la mano d’Iddio vi ponga rimedii ...". - Frisch erhalten. - Aus der Sammlung Paul Wallich.
Bayern. - Ludwig I., König von Bayern, 1848 abgedankt (1786-1868). Eigh. Signatur "Ludwig" unter einer Genehmigung auf einem an ihn gerichteten Gesuch des kgl. Hofgarten-Intendanten Carl Ludwig Seitz (1792-1866). 11/2 S. Folio. München 21.XII.1846.
"Allerunterthänigster Antrag ... Die Wiederherstellung eines Geländers in der Anlage nach dem Dahlberghofe in Aschaffenburg betreffend. - Auf den Antrag des Königlichen Hofgärtners May begutachtet in dem allerehrerbietigst angelegten Berichte des Königlichen Hofgarten-Commissariat die Wiederherstellung einer längs des Spazierganges nach dem Dahlbergerhofe bestandenen Barriere, zugleich aber auch die Unmöglichkeit der Kostenübernahme auf den Unterhaltungs-Etat des k. Hofgartens Schönthal ...". Der König wird um die Bewilligung ersucht, die Kosten von 180 Gulden und 4 Kreuzern durch Entnahme aus dem Reservefond für die k. Hofgärten zu bestreiten, wobei angeboten wird, den geplanten "ohnehin nicht haltbaren" Ölfarben-Anstrich wegzulassen, um 39 Gulden und 52 Kreuzer einzusparen. Der König entscheidet in einem Randvermerk: "Die Herstellung befraglichen Geländers, eines dauerhaften, welches mit grüner Oel-Farbe anzustreichen, genehmigt. München, den 21 December 1846. - Ludwig". - Das Gesuch ist eigenhändig unterzeichnet "C L Seitz". - Stellenweise gering angestaubt.
- Ludwig II., König von Bayern, der "Märchenkönig" (1845-1886). Urkunde m. U. "Ludwig" und blindgepr. Majestätssiegel. 1 S. Doppelblatt. Folio. München 17.III.1881.
Beförderung des Sekond-Lieutenants Heinrich Diermayer zum Premier-Lieutenant. - Dekorative Urkunde.
"die ganze Berliner beau monde tanzt heute bei Bleichröder"
Below, Emmy von, Hofdame der Kronprinzessin Victoria, geb. Prinzessin von Großbritannien, der späteren deutschen Kaiserin. Eigh. Brief m. U. "Emmy". 12 S.Gr. 8vo. Berlin (Kronprinzenpalais) 19.-22.I.1872.
Sehr umfangreicher Brief an ihre Mutter, mit ausführlichen Beschreibungen von Vergnügungen und Festen des Hochadels in Berlin, erlebt als Hofdame an der Seite der Kronprinzessin Victoria (hier: "Prinzess" genannt). "... Da gings Nachmittag mit den Herrschaften in das Schauspielhaus. Ein ganz neues Stück: 'Der neue Achilles' wurde gegeben, ganz gut, nur erlebten wir weder Anfang noch Ende - das wäre nichts für Dich. Nachher fuhr ich noch nach Bellevue zur Herzogin, wo es ganz gemüthlich und nett war, nur er u. sie u. Frl. Maltzahn, die ich sehr gern habe ... Gestern ging ich gleich Morgens etwas Comissionen machen. Nachher nur mit Prinzess auf das Eis, wo einige Herrn u. Damen hinbestellt waren, um Prinz Arthur zu amüsiren, der sehr nett Schlittschuh läuft. Auch der Kronprinz lief sogar. Es gab Punsch mit Pfannkuchen, u. das Ganze hätte sehr nett sein könnnen, wenn es nicht geregnet hätte ... Von dem ganzen großen Adler Ordens Capitel haben wir leider nichts erlebt, da Ihre Majestät nicht wünschte dabei zu sein u. es den andern Prinzessinnen auch nicht erlaubte. Nachher war großes Diner im Palais bei den Majestäten, Hedwig hatte den Dienst, u. ich dinirte unterdessen bei den Rombergs, sehr nett, mit 9 Damen u. 3 Herrn. Itzenplitzens mit Pohlchen ... H. v. Romberg kam erst nach dem Diner von Jagden zurück. Man saß noch bis gegen 7 Uhr zusammen u. dann fuhr ich zu Wrangels, wo die einzige Tante Therese [wohl Therese Gräfin Eulenburg, siehe unten] hinzukam. Aber da hat man immer nichts von ihr, im berühmten Ecksopha. ... Heute war ein angenehm ruhiger Vormittag, ich hatte Dienst u. rührte mich nicht heraus, da Prinzess mich zum Ausfahren bestellte, später aber wieder abbestellte. Die gute Clara Lehndorff saß wieder gemüthlich bei mir ... Um 1/2 5 waren oben einige Audiencen zu empfangen, auch die Famile Bernstorff. Nach Tisch mit Hedwig quatre mains u. Abend bei Bismarks [sic], sehr gemüthlich u. nett, nur wenige Menschen, Kendells - Armin - Kröchlendorff u. einige Herrn. Der Fürst kam später, u. erzählte von der heutigen Jagd, bei der er in 2 Treiben 40 Hasen schoss ... im ganzen sind von 12 Schützen über 400 erlegt worden. - Die ganze Berliner beau monde tanzt heute bei Bleichröder, das sind jetzt die gesuchtesten Feste, u. jeder reißt sich danach eingeladen zu werden. Hedwig, Alexandra Brandenburg u. ich, waren wohl die einzigen abwesenden Hofdamen. Prinzess sagte: 'ich freue mich sehr, dass Sie bei Bleichröder absagten.' - Es soll fabelhaft glänzend gewesen sein u. alle Hoffeste überstrahlen [20.1.1872] ... Um 1/2 5 décolletirter Galla [!] -Empfang der beiden Botschafterinnen Oubriel u. Karotti, Letztere eine reizende Frau geb. Gräfin Erdödi, mit ungarischer Sprache. Nach Mittag mit Hedwig quatre mains, noch etwas geschlafen u. Toilette zum Zauberfest hier im Palais (weiße Seide mit Spitzen, schwarzen Sammtschleifen u. Maiblumen). Die Gesellschaft etwas größer und fremder als die neuliche, aber wieder Tanz im blauen Saal, u. auch sonst wenig Variationen. Nur dass der geliebte Kaiser nicht kam, weil er nicht ganz wohl ist. Ihro Majestät erschien allein für kurze Zeit ... Bald nach 12 war wieder Alles beendet. Dies Herumstehen macht aber beinah mehr müde als tanzen. Sonntag den 21sten. ... [nach dem "Ordensfest":] Ich fahre um 3/4 12 mit ihr [der Prinzessin] nach dem Schloss, wo wir in der porte chaise der Königin in die Höhe fuhren, was mich sehr amüsirte. Prinzess machte dort erst Toilette, ich war natürlich schon in Galla, hatte den Friseur gehabt u. weiße Schleppe mit Akazien an. Der Toilette von Prinzess assistirte ich von Anfang bis zu Ende, die times lesend oder mit ihr plaudernd. Als sie fertig war, kamen Excellenzchen u. Hedwig auch dazu u. wir saßen, wie in alten Mährchen, um unsre gekrönte Herrin geschaart der Dinge harrend, die sich ereignen sollten ... Der Kaiser war leider so angegriffen, dass er sich nach der Kirche zurückzug u. garnicht zum diner erschien. So führte der Kronprinz Ihro Majestät u. Prinz Arthur die Kronprinzessin u. s. w. Es war ein enormes diner, die ganze Gallerie u. der weiße Saal voller Tische; ein ganzer Tisch voll Unteroffiziere, auch 20 Louisen Ordens Damen ... ich saß neben Fifi Seidewitz, dem Schrecken aller Gutgesinnten. Nach dem diner entfernte sich unsre Herrin sofort wieder, wir erlebten nur noch, wie ein armer Garde du Corps ohnmächtig wurde u. hinausgeschafft werden musste. Unser Rückzug ging wieder durch die Schlafgemächer, wo die ganzen Herrlichkeiten abgelegt wurden, (Prinzess sagte, sie käme sich immer vor wie Schlittenpferd mit all dem Behang von Gold u. Steinen) ...". - Dabei: Therese Gräfin Eulenburg. Eigh. Brief m. U. "Tante Therese". 12 S. Gr. 8vo. Berlin 16.III.1877. - Umfangreicher Brief an eine Verwandte. Familiäres über Verwandte, Freunde und Ereignisse wie ein Wohltätigkeitsbazar bei Bleichröder: "... Der erste Bazar ist vorüber, u. hat beinah 9000 Mark gebracht ... in den Bleichröderschen Sälen. Marie B. hatte den Blumentisch, der immer von Bauern aus den Bleichröderschen Gewächshäusern versorgt wurde u. so nahm sie allein in den 3 Tagen 1700 Mark ein, unter andern für eine Camelie 300 M. ...". - Eine "Emmy" wird erwähnt, vermutlich Emmy von Below. - Ferner beigegeben: Albert Schlutow, pommerscher Industrieller, Bankier und Politiker, Mitglied des Reichstags, später des Preußischen Herrenhauses (1838-1909). 1 eigh. Brief m. U. "Schlutow" und 1 eigh. Vertragsentwurf. Zus. 4 S. Gr. 8vo und Folio. Stettin 18.VII.1882 bzw. (ca. 1905). - Der Brief an einen Freund, der einen Unfall erlitten hatte. - Der Vertrags-Entwurf (ca. 1905) betrifft eine engere geschäftliche Verbindung mit dem Berliner Bankhaus Bleichröder. - Beiliegend 2 Zeitungsartikel, der eine mit Bericht über die Beteiligung vom Bankhaus Bleichröder am Bankhaus W. Schlutow in Stettin. - Insgesamt höchst interessante und aufschlußreiche Dokumente über das preußische Hofleben der ersten Kaiserzeit und die Aktivitäten von "Bismarcks Bankier" Gerson von Bleichröder.
Bismarck, Otto Fürst von, Reichskanzler, Begründer eines geeinigten Deutschen Reiches (1815-1898). Eigh. Brief m. U. "v Bismarck". 1 S. Doppelblatt. Gr. 4to. Berlin 5.II.1863.
Eigenhändig an einen Hofmarschall oder eine andere Hofcharge. "Ew. Hochwohlgeboren würde ich sehr dankbar sein wenn Sie die Güte hätten die Befehle Sr. Königlichen des Großherzogs darüber zu erbitten, ob seine Königliche Hoheit die Gnade haben wollen mir eine Audienz zu gewähren ...". - Geschrieben noch vor dem dt.-österr., dem dt.-franz. Krieg und der Reichsgründung - danach brauchten Bismarcks Gesuche um Audienz weniger devot abgefasst zu sein.
Moritz Buschs Entlassung
- Brief m. U. "v. Bismarck". 11/2 S. Doppelblatt. Folio. Berlin 26.III.1873.
An den Schriftsteller und Publizisten Moritz Busch (1821-1899), der von 1870 bis 1873 einer der wichtigsten Presseagenten Bismarcks war und ihm während des Deutsch-französischen Krieges ständig zur Seite stand. Interessanter, wenn auch kühler Abschiedsbrief an Busch, der um seine Entlassung gebeten hatte. "Unter den in dem gefälligen Schreiben ... dargelegten Verhältnissen erkläre ich mich damit einverstanden, daß Euere Wohlgeboren mit Ablauf dieses Monats Ihre seitherige Thätigkeit im Auswärtigen Amte aufgeben. Der in dem Erlasse vom 15. März 1870 ertheilten Zusage entsprechend, will ich Ihnen, in der Voraussetzung, daß Sie auch fernerhin Ihre literarische Wirksamkeit der Unterstützung der diesseitigen Politik widmen, eine jährliche Rente von Zwölfhundert Thalern gewähren, und habe die Legations-Kasse angewiesen, Ihnen dieselbe, unter Wegfall der seither bezogenen Remuneration von 2000 rh, in vierteljährlichen Raten praenumerando zu zahlen. - Der anderweite, in Ihrer Eingabe enthaltene Antrag hat durch die inzwischen stattgehabte mündliche Besprechung seine Erledigung gefunden. Es erübrigt mir hiernach nur noch, Euerer Wohlgeboren für die mir unter schwierigen Verhältnissen gewährte Unterstützung meinen Dank und meine Anerkennung auszusprechen." - Beiliegend Bismarcks gedruckte Visitenkarte und eine Postkarte mit Bismarcks Bildnis, die im August 1898 anläßlich seines Todes erschienen war.
Bismarck, Otto Fürst von
2 Briefe an Hermann von Schulze-Gaevernitz
Los 2612
Zuschlag
400€ (US$ 417)
- 2 Briefe m. U. "v Bismarck". Zus. 1 S. Gr. 4to. Berlin 13.VIII.1867 bzw. 30.V.1874.
An den Jura-Professor Hermann Schulze (später: von Schulze-Gaevernitz, 1824-1888) in Breslau, einen der bedeutendsten Staatsrechtler des 19. Jahrhunderts, der ihm 1867 seine "Einleitung in das deutsche Staatsrecht" und 1874 die Fortsetzung seines "Preußischen Staatsrechts" übersandt hatte. Bismarck bedankt sich 1867 im Stil eines regierenden Fürsten: "... Indem ich mich der Hoffnung hingebe, daß die vorliegende Publikation wesentlich dazu beitragen wird, die Erkenntniß von der nationalen Bedeutung und Aufgabe des Norddeutschen Bundes zu fördern und zu verbreiten, sage ich Ihnen zugleich meinen verbindlichen und aufrichtigen Dank für die freundlichen Gesinnungen, welchen Sie in Ihrer gefälligen Zuschrift Ausdruck gegeben haben." - Dabei: Hermann von Schulze-Gaevernitz. Eigh. Konzept eines Briefes an Bismarck, überschrieben "An den Fürsten Bismarck. d. 23. Aug. 1866 cf. Tagebuch Bd I". 51/2 S. Gr. 8vo. - Macht Bismarck - nach dem Krieg gegen Österreich und Sachsen - ausführlich auf einen "wichtigen Punkt" in der dynastischen Situation Sachsens im Verhältnis zu anderen deutschen Fürstenhäusern aufmerksam, der bei den "Friedensverhandlungen mit und über Sachsen" beachtet werden sollte. - Die Briefe Bismarcks am Rand mit leichten Läsuren und einem Tintenfleck.
Bundeskanzler und Bundespräsidenten. 7 signierte Porträtfotos. 14,5 x 10,5 bis 18 x 13 cm. 1960-1990.
Vorhanden: Konrad Adenauer, Willy Brandt, Ludwig Erhard, Theodor Heuss, Kurt Georg Kiesinger, Helmut Kohl und Heinrich Lübke. - Beigegeben 1 kurzer masch. Brief von Konrad Adenauer und 1 signiertes Porträtfoto von Carlo Schmid.
Eggenberg, Ruprecht Frhr von, General-Obrist-Feldzeugmeister in spanischen und habsburgischen Diensten, Erzherzoglicher Rat und Hauptmann des Hauptschlosses Graz, seit 1593 sehr erfolgreicher Feldherr im Türkenkrieg (1546-1611). Brief m. U. "Der Herrn Dienstwilliger Freundt Ruprecht v. Eggenperg". 1 S. Doppelblatt mit Adresse und papiergedecktem Siegel. Folio. Raab 4.VII.1603.
Wohl an die Regierung von Österreich unter der Enns (Teil der Adresse getilgt). Die ungarischen Truppen hätten sich bei ihm beklagt, dass sie seit 5 Monaten keinen Sold erhalten hätten. "... und sie sich in dessen menglung ganz kümmerlichen betragen müssen, und sonsten von nichts zu leben haben, Mich derwegen den Herrn zuzuschreiben, bietlichen angelanget ...". Erinnert daran, dass das "Hungerische Kriegßvolckh" seinen Sold für Bedürfnisse aller Art dringend benötige, wenn es seinen Pflichten in kaiserlichen Diensten nachkommen soll. - 1593 hatten habsburgische Truppen unter Eggenbergs Befehl in der Schlacht bei Sissek gegen eine türkische Übermacht gesiegt und die belagerte Festung Sisak befreit; 1595 hatte er die türkische Festung Petrinia erobert. 1606 quittierte Eggenberg den Dienst und zog sich nach Graz zurück. - Bis auf die unauffällige Tilgung in der Adresse gut erhalten. - Beiliegend ein gestochenes Porträt Eggenbergs (16 x 12,8 cm).
Palmerston, Henry Temple, Viscount
3 eigenhänd. Briefe + Beigabe
Los 2616
Zuschlag
180€ (US$ 188)
England. - Palmerston, Henry Temple, Viscount, brit. Staatsmann und zweimaliger Premierminister (1784-1865). 3 eigh. Briefe m. U. "Palmerston". Zus. 8 S. Mit 1 Lacksiegel. 8vo. 1839-1860.
Den ersten, sehr umfangreichen Brief schreibt Palmerston als Staatssekretär des Auswärtigen an Lord Auckland, Generalgouverneur von Indien und dreimaliger Lord of the Admirality. "... I cannot refrain from reminding you of the suggestion I made to you a little while ago to see if means could not be found to remove Dr. Guarnier from his present medical appointment at Haslar. To deprive a man of a professional situation merely because he has voted one way or the other at an election or because when his friends were in power he gave them an active support would be unjust & impolitic. But then on the other hand there are limits which decency & good sense prescribe to the political interference of persons against a government by which they are employed & paid; and when individuals greatly overstep those limits, I am afraid that the government which remains passive gains less credit by its forbearance towards its enemies, than it loses consideration & respect by its supposed desertion of its friends. Now not only has Guarnier been on all occasions of Canvass & Election one of the most active of the Tory leaders in South Harts, but he has always and at all times been the most stirring & personally offensive of the Parthians of our opponents ... now is it fitting that a medical officer on full pay in the Naval Service, should make himself an active agent of opposition in the immediate neighbourhood of a dockyard & that he should use as an engine against the government ...". - Einer der beiden anderen (kurzen) Briefe ist an Sir Roderic Murchison gerichtet und betrifft eine Verabredung mit Lady Franklin, möglicherweise wegen der Errichtung eines Denkmals für Lord Franklin. - Beiliegend ein gestochenes Porträt Viscount Palmerstons auf Tonplatte mit Weißhöhung. - Dabei: George L.-G. Earl of Granville, brit. Staatsmann, mehrmals Außen- und Kolonialminister, einer der engsten polit. Freunde Gladstones (1815-1891). Eigh. Brief m. U. "Granville". 31/2 S. Mit Briefkopf "Baginton Hall, Coventry" in Blaudruck. 8vo. (Coventry) 29.III.1872. - An den namhaften französischen Portraitmaler Louis-Gustave Ricard (1823-1873). "... I have rec. your letter and also one from M. Water, in which he tells me of your request to him. He says that influence is out of the question (which I have always understood to be the case) as to the hanging of any particular picture. He adds that he is afraid that the gentlemen who hang the picture this year did not sympathize as a body with the style of which your work is an example. He is enclined to advise that you should postpone the exhibition of the portrait for another year ...". - Ricard starb allerdings bereits im folgenden Jahr.
Der König als Numismatiker
Frankreich. - Louis Philippe I., Herzog von Orléans, ab 1830 König der Franzosen, der "Bürgerkönig" (1773-1850). Eigh. Brief m. U. (Paraphe). 21/3 S. 8vo. Palermo (Sizilien) 18.II.1812.
Eigenhändig an einen Münzen sammelnden Grafen von Rohan, dem er eine alte Malteser Münze mit dem Bildnis des Malteser-Großmeisters Rohan zukommen läßt. "Comme je sais, mon cher Comte, que vous aimés à faire des collections, j'ai pensé que vous seriés bien aise d'y placer une pièce de monnoye portans les noms & armes de votre Maison, &/ cela me determine à vous envoyer une demi piastre Maltaise du Grand-Maitre de Rohan. Vous y trouverés d'un coté vos Macles, & de l'autre son effigie & la perruque qui ont bien leur mérite. Cette pièce vaut quinze taris Maltais, dix taris Siciliens, ou trois taris Napolitains & un Sol ... de mois qu'une demie piastre forte d'Espagne ...". - Ferner über das Gedeihen seines Sohnes und die Erwartung eines zweiten Kindes im April. - Die ersten drei Kinder Louis Philippes und seiner Gemahlin, Maria Amalia, Tochter des Königs Ferdinand III. von Sizilien, wurden in Palermo geboren.
Friedrich II., der Große, König von Preußen
Eigenhänd. Brief an seine Schwester
Los 2618
Zuschlag
13.000€ (US$ 13,542)
Friedrich der Große über Gott, Glück und Schicksal
Friedrich II., der Große, König von Preußen (1712-1786). Eigh. Brief m. U. "Federic". 12/3 S. 4to. Torgau 7.XI. (1760).
Sehr bedeutender Brief an seine jüngste Schwester Amalie, Äbtissin des Stifts Quedlinburg, begabte Komponistin. In der Spätphase des Siebenjährigen Krieges, 4 Tage nach Friedrichs Sieg bei Torgau über die Österreicher unter Daun, antwortet der König eigenhändig auf einen Brief seiner Schwester, in dem diese ihm wohl empfohlen hatte, Gott für diese glückliche Wendung in bedrängter Situation zu danken und sich wieder mehr dem christlichen Glauben zuzuwenden. Friedrich antwortet ausführlich in seinem charakteristischen, leicht spöttischen Ton und erläutert ihr sein grundsätzliches Verhältnis zu Gott, dem Glück und dem Schicksal. Gott nennt er "Votre Beaupère Eternel", Amalie "Epouse de Jesucrist" und sich selbst "tout heretique ... qui ne conois pas un chien du Paradis". Doch habe er einen großen Respekt vor der unergründlichen göttlichen Weisheit und freue sich oder füge sich geduldig ihrer Launen.
"Ma chère Soeur, je suis bien persuadé de la part que Vous prenéz a nos heureux Succès et à la Victoire que mon frere vient de ramportér sur Les Enemis, cela venoit très apropos Dans Les Circonstances pressentes ou il sagit de reduire nos Enemis sil est possible a faire une paix honorable pour nous et raissonable. Vous qui avéz des aboutissons au Ciel que je n’ai pas, vous pouvez Savoir Combien Votre Beaupere Eternel nous favorise ou nous Contrecare, moy pauvre mortel qui ne conois pas un chien du Paradis je Vis sur cela dans La plus grande Ignorance, je resois Le bien qui m’arive avec plaisir et je Suporte Le mal avec passience, cependant Soufréz qu’un pauvre profane vous exsplique quelque Dificultez qui se forment au fond des Entrailles de votre sublime Doctrine ...". Das Glück werde als blind bezeichnet, weil es in aller Regel ungerecht sei. "... elle avoit Les atributs d’être Caprisieusse et inconstante parce qu’elle L’est en Effet, or si vous substituéz la providence a La Fortune, il faut nécessairement que vous chargiez cette Provideance des Minces Injures dont L’accablaient Les payens, ce qui celon moy est Blasseniér dans Les formes, moy donc qui ai un très profond respect pour L’Essence Divine je me Garde bien de Luy atribuér une Conduite Injuste variable et Condomnable dans le moindre des Mortels, par cette raisson ma chère Soeur j’aime mieux ne point Croire que L’ Etre tout puissant et bon se melle du mince detail des affaires humaines j’atribue tout ce qui arive aux êtres Crées aux efets Nessessaires des Cosses Secondes et je m’humilie en Silence devant cet Etre adorable en Confessant mon Ignorance sur ces Voyes quil n’a pas plu a Sa Divine Sagesse de me revellér; adieu chere Epouse de Jesucrist, si vous ne me trouvéz pas ortodocz aumoins ne Vous avisez pas de me faire brullér, et soyez persuadeé que tout heretique que vous me Croyéz je Vous aime avec une veritable tendresse ...". - Kleine Randschäden; sonst schöner Bekenntnisbrief des "Philosophen auf dem Thron"; in der von Preuss edierten Ausgabe sämtlicher Werke nicht gedruckt.
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