Tieck, Ludwig, Dichter und Übersetzer, einer der Hauptvertreter der deutschen Romantik (1773-1853). Eigh. Albumblatt m. U. "Ludwig Tieck". 1 S. Auf festem Papier. Quer-4to. Dresden 1.I.1842.
Ungewöhnlich großes Albumblatt für einen Freund. "Noch sind diese reinen Blätter unbeschrieben: so ist bis jezt Ihr Leben. Füge ein günstiges Schicksal, daß Wahrheit, ächte Erfahrung, Begeisterung, Natur und Poesie sich in die Jahrbücher Ihres Gemüthes einzeichnen. Ars longa, vita brevis. Aber Fleiß und Begeisterung machen auch das anscheinend Unmögliche möglich ...".
"für immer verrathen"
Varnhagen von Ense, Karl August, Schriftsteller, Journalist, Diplomat, Historiograph und Literaturkritiker, zentrale Gestalt des literarischen Berlin seiner Zeit (1785-1858). Eigh. Brief m. U. „Varnhagen von Ense“. 1 S. Gr. 8vo. Berlin 18.IX.1851.
An einen befreundeten Redakteur in Eimsbüttel bei Hamburg, nach der Rückkehr von einem "Ausfluge nach Thüringen". Zu der dadurch verspäteten Antwort komme er jetzt "unter den ungünstigsten Umständen, im Bette liegend! Ein paar Tage nach der Rückkehr befiel mich ein Rheumatismus, den man sehr romantisch Hexenschuß nennt. Er hindert mich an vielem, doch nicht ganz am Schreiben, wie Sie aus diesem und dem beiliegenden Blatte sehen, dem ich wünsche, daß es Ihnen brauchbar sein möge. Könnte ich wohl in diesem Fall einen Abklatsch davon erhalten? - Ihren Wunsch, von mir einen von mir unterzeichneten Beitrag zu empfangen, würde ich sehr gern erfüllen, allein solch ein Aufsatz, dem ich meinen Namen beifügen möchte, ist im Augenblicke nicht grade vorhanden, und dann gebe ich Ihnen zu bedenken, daß in solchem Falle der Verfasser oder Einsender mancher sonstigen Notizen und Bemerkungen für immer verrathen sein würde. Irgend ein günstiger Anlaß könnte freilich über dieses Bedenken glücklich hinausführen ...". Bestellt die "schönsten Grüße an die guten Eimsbüttler und an den trefflichen Dr. Gottschall". - Rudolf Gottschall war 1848 auf Einladung des Theaterdirektors Jean Baptist Baison nach Hamburg gekommen, wo er seitdem als Dramaturg tätig war. - Beiliegend die fotografische Reproduktion eines Varnhagen-Porträts.
"mon bouquin marche bien"
Zola, Emile, franz. Schriftsteller, führende Persönlichkeit des franz. Naturalismus (1840-1902). Eigh. Brief m. U. "Emile Zola". 3 S. Gr. 8vo. Médan 25.V.1888.
An einen befreundeten Verleger (Charpentier?). "Je suis désolé, pour vous, mon bon ami; mais je ne puis faire la préface promise à Moore. Je vous expliquerai cela tout au long. Il m'a fallu une raison bien puissante, car vous avez certainement compté un peu sur ma promesse en prenant le volume. Je vois que vous m'approuverez pourtant. - Donc, faites paraître le volume toute de suite. - Nous sommes ici dans les ouvriers, depuis notre retour. Ma femme est morte de fatigue, mais elle ne s'en porte pas plus mal. - Moi, je me suis remis au travail, j'espère avoir fini vers le 15 août, et nous irons ensuite nous reposer à Royau. - Mon bouquin marche bien, mais il déroutera trop le monde, ce qui n'est jamais très bon. - Chose entendue, nous dinons chez vous, le soir du Théâtre libre. J'attends la représentation pour aller passer deux jours à Paris ... En hâte, mon bon ami, car j'ai une paresse incroyable à reprendre une plume, quand ma tache de la journée est faite ...". - Zola arbeitete zu dieser Zeit an seinem Roman "Le Rêve", der in Fortsetzungen vom 27. Februar bis zum 15. Oktober 1888 in der "Revue Illustrée" erschien. Bei dem Pariser Verleger Charpentier erschien in diesem Jahr von George Moore "La femme du cabotin". Somit könnte der Adressat des Briefes Charpentier sein, der gehofft hatte, Zola würde die Übersetzung durch ein Vorwort empfehlen.
- Eigh. Brief m. U. "Emile Zola". 1 S. Gr. 8vo. Paris 27.III.1895.
An einen "confrère". "... Je ne crois pas que Charpentier vous avance la totalité des droits d'une première édition, surtout d'une volume dont-il ne ne doit pas avoir encore pris connaissance. Il part d'ailleurs pour Saint-Quentin, où il restera jusqu'aux premiers jours de la semaine prochaine. Je lui parlera de vous, mais cela ne peut avoir d'effet que pour plus tard ...". - Beiliegend eine Ausfuhrgenehmigung des französischen Kulturministeriums vom Jahr 2004.
- Eigh. Brief m. U. "Emile Zola". 1 S. Doppelblatt. Mit eigh. Umschlag. 8vo. Paris 23.II.1901.
An Monsieur Halpérine-Kaminsky in Passy, betreffend das Vorwort zu einer Ausgabe der Briefe Iwan Turgeniews. "... je n'ai aucune correction à apporter à votre préface. Vous dites que mes idées ont changé sur Chateaubriand, et cela n'est certainement pas exact. Mais, pour rétablir les faits, il faudrait conter les circonstances dans lesquelles je n'ai pas été d'accord avec Flaubert sur Chateaubriand; et cela vraiment demanderait trop de temps et n'offrirait aucun intérêt ...".
- Eigh. Visitenkarte m. U. "Emile Zola". 1 S. Mit eigh. Umschlag. O. O. (1884 ?).
An Yves Guyot. "J'ai vu ce matin M. Giard qui s'est bien obligeamment mis à ma disposition. Merci donc, mon chèr confrère. Je n'irai vous voir que plus tard, à mon retour du pays noirs ...". - Ein alter Auktionskatalog sagt dazu: "On sait que Zola écrivait ses romans après maintes observations sur place. Mr Giard, député du Nord, lui permit en le faisant passer pour son sécrétaire particulier, d'approcher les mineurs lors des grèves à Lille en février 1884. Ces observations allaient lui fournier la matière pour Germinal."
Zuckmayer, Carl, Dramatiker und Erzähler (1896-1977). Eigh. Gedichtmanuskript mit Widmung am Schluß. 2 S. Auf liniiertem Karton. Doppelblatt. Mit eigh. Umschlag. 4to. O. O. 6.VIII.1968.
"Die Landschaft singt. - Ich hab Dich gezeugt! Ich hab Dich getragen. / Im rötlichen Weinberg stand Deiner Eltern Haus. / Mit jedem Jahr, das Dich ins Land verschlagen, / Streckt ich die Arme weiter nach Dir aus ...". 4 Strophen zu je 4 Zeilen. Am Schluß die Widmung an einen rheinischen Buchhändler: "Carl Zuckmayer widmet diese Verse, geschrieben im Frühling 1924 ...". - Dabei: Schriftsteller. 9 Autographen. 1921-1962. - Vorhanden: Bengt Berg (eigh. Porträtfoto-Postkarte), Werner Bergengruen (sign. Poträtfoto, masch. Postkarte, Quittung und defekter masch. Brief), Svend Fleuron (eigh. Porträtfoto-Postkarte), Maximilian Harden (eigh. Postkarte, lehnt einen Artikel ab; mit Beigabe: Postkarte in seinem Auftrag), Rudolf Herzog (eigh. Brief), Hermann Hesse (eigh. Briefumschlag).
"eine politische, antipolnische Vorrede"
Zweig, Arnold, Schriftsteller, emigrierte 1934 nach Palästina, nach seiner Rückkehr DDR-Politiker und u. a. Präsident der Ost-Berliner Deutschen Akademie der Künste (1887-1968). Eigh. Ansichts-Postkarte m. U. "Arnold Zweig". 11/2 S. (Lustnau, Tübingen, 13.VI.1920).
An den ihm befreundeten Graphiker Hermann Struck in Berlin, wegen dessen Graphik-Mappe "Das ostjüdische Antlitz". "... Sie müssen nicht traurig sein. Zwar bin ich gewiss, dass ohne meinen Text Ihre Mappe längst verkauft wäre. Aber mit meinem Text wird sie sich auch gut verkaufen, sie wird eine politische, antipolnische Vorrede bekommen und sie wird auch ausserhalb Deutschlands Aktualität behalten. Meine Gewissensbisse sind also erträglich. Der Weltverlag wird wenn mich nicht alles täuscht, sich diese 'Aktualität' nicht entgehen lassen: die Nerven des Herrn Dr. L. scheinen ja mächtig gelitten zu haben. Segen über ihn - er ist gewesen ... grüßen Sie die bräunliche Wally, deren Wortgefüge des Geistes manchmal fast zu viel enthalten. Wirklich, sie ist ein witziges Aas und ihre Briefe sind bestes Berlin. Sie soll sich einen Platz im Märkischen Museum sichern, nahe bei den 'Vögeln der Mark' ...". Bestellt viele Grüße seiner "Landschaftsmalerin und Frau". - Die Bildseite der Karte zeigt eine kleine Ansicht von Tübingen. - Strucks Mappe "Das ostjüdische Antlitz" mit 50 Lithographien und einem Vorwort von Arnold Zweig erschien 1920 im Berliner "Welt-Verlag" und erfuhr 1922 eine zweite, erweiterte Auflage.
Über Dostojewski
Zweig, Stefan, österr. Schriftsteller (1881-1942). Typoskript mit eigh. Unterschrift "Stefan Zweig" und eigh. Zusatz. 1 S. Folio. O. O. (wohl 1921 oder 1931).
Stellungnahme zur literarischen Bedeutung Dostojewskis, wohl aufgrund der Rundfrage einer ausländischen Zeitung. Zweig antwortet auf Deutsch, vermerkt jedoch handschriftlich am unteren Ende des Blattes: "For your question about Dostojewsky". Seine Einschätzung des großen Russen lautet: "Ich lese immer wieder Dostojewsky und immer mit gleicher Bewunderung. Weil er mit seiner Psychologie seiner Zeit voraus war, mit seinen politischen Ahnungen die Zukunft vorausfühlte ist er aktueller als jemals; seine Gestalten sind so dauerhaft wie nur die irgendeines ganz grossen Dichters, wie jene Shakespeares und Balzacs; die ihn nachahmten konnten diese letzte gestaltende Kunst seiner schöpferischen Kraft nie erreichen, denn seine emotionelle Intensität bleibt unvergleichbar. - Dass neben ihm riesenhaft der andere russische Gigant, Tolstoi steht, darf den Blick auf seine Größe nicht trüben ... Sie sind wie zwei riesige Gebirge, jedes in anderer Form und aus anderer geologischer Schichtung. Gerade von der Höhe des einen erkennt man am besten die Grossartigkeit des andern ...". - Die Umfrage könnte am 100. Geburtstag (1921) oder 50. Todestag (1931) Dostojewskis stattgefunden haben; allerdings könnte das Papierformat und die englische Ansprache auch schon auf einen Exil-Aufenthalt Zweigs hindeuten.
WISSENSCHAFT UND TECHNIK
"Und wenn sein Nam' die halbe Welt erfüllet,
Europa, Deutschland hoch ihn schätzt und ehrt ..."
Barth, Heinrich, der überragende Pionier der dt. Afrika-Forschung, unternahm zwei große Afrika-Reisen mit umfangreichen wissenschaftlichen Ergebnissen (1821-1865). Sammlung von Ehrungen für seine Leistungen, veranstaltet von wissenschaftlichen Einrichtungen, Gesellschaften und Kollegen; dazu eine Anzahl Familienpapiere. 1848-1888.
Beachtliche Sammlung von Schriftstücken zu Leben, Werk und Umkreis des hervorragenden Forschers, der zu den wenigen gehörte, denen bei ihren gefahrvollen Reisen im unerforschten Afrika nicht koloniale Eroberungen oder wirtschaftlicher Nutzen an erster Stelle standen, sondern naturwissenschaftliche, geographische und ethnologische Erkenntnisse bei steter Achtung vor der einheimischen Bevölkerung. Vorhanden sind folgende Dokumente von Ehrungen Heinrich Barths, in chronologischer Folge: I. Emil Rödiger, Professor der Orientalistik, Ordinarius für orientalische Sprachen in Halle und Berlin (1801-1874). Eigh. Brief m. U. "Dr. Rödiger". 1 S. Mit Adresse. Gr. 4to. Halle 14.X.1849. - Ausführliches Dankschreiben im Namen der "Deutschen Morgenländischen Gesellschaft" für die Übersendung von Barths Buch "Wanderungen durch die Küstenländer des Mittelmeers" (Berlin 1849), zugleich Begrüßung von Barths Wunsch, Mitglied der Gesellschaft zu werden. - Beiliegend eine fotografische Reproduktion der Aufnahme-Urkunde vom 7. Nov. 1849. - II. Theodor Dill, Unternehmer und Mitglied der Hamburger Bürgerschaft, aufgrund seiner Verdienste um die Rettung des Börsengebäudes beim großen Brand von 1842 in besonders hohem Ansehen stehend (1797-1885). Eigh. Brief m. U. "Theodor Dill". 1 S. Doppelblatt mit Adresse. Gr. 4to. Hamburg 17.X.1855. - Überreichung eines Ehrengeschenks der Hamburger Börse an Barth. "... Nicht allein die wissenschaftliche Welt aber ist es welche sich Ihnen anerkennend nahen darf, auch an unserer Börse schlagen Herzen in Menge warm für Sie, erlauben Sie mir also, daß ich Ihnen hiebei ein kleines sichtliches Andenken an unsere Börse, dem [!] Palladium Ihrer Vaterstadt, überreiche ...". - III. Urkunde der Verleihung des Ritterkreuzes des Ordens der Württemberg. Krone an Barth. 2/3 S. Doppelblatt. Stuttgart 6.XI.1855. - Mit Begleitschreiben des Geh. Kabinettchefs Freiherrn von Maniler sowie einem Abdruck der Ordensstatuten. - IV. Brignolles, Comte de, Generalsekretär der "Société universelle pour l'encouragement des Arts et de l'Industrie" in London. Brief m. U. "Comte de Brignolles". In franz. Sprache. 1 S. Doppelblatt mit Adresse, Briefmarken und Lacksiegel. Gr. 4to. London 7.I.1856. - Teilt mit, dass Heinrich Barth zum Vizepräsidenten der Gesellschaft gewählt worden sei. - Beiliegend ein gedrucktes Mitgliederverzeichnis der 1851 gegründeten Gesellschaft. - V. M. Blackwell. Eigh. Brief m. U. "M. Blackwell". In franz. Sprache. 11/2 S. Mit Briefkopf "Esse quam videri" und Umschlag, der Barths Londoner Adresse zeigt und eine Bleistift-Notiz von Barths Schwager Gustav von Schubert: "Motto abschreiben" enthält. (London um 1857). - Einladung an Barth zu einem Essen aus Anlaß der Ankunft von William Henry Smyth (1788-1865), Admiral der Royal Navy und Astronom (Entdecker von 1604 neuen Doppelsternen), Vorsitzender der Royal Astronomical Society und Vice-President der Royal Society. - Barth hielt sich zu dieser Zeit in London auf, um sein großes Reisewerk zu vollenden. - VI. Franz Foetterle, Geologe, Erster Sekretär der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien (1823-1876). Brief m. U. "Foetterle". 1 S. Doppelblatt. Gr. 4to. Wien 14.X.1857. - Teilt mit, dass Heinrich Barth zum Ehrenmitglied der im Vorjahr gegründeten Gesellschaft gewählt worden sei. In diesem Jahr startete die berühmte Novara-Expedition, an deren Vorbereitung die geographische Gesellschaft beteiligt war. - VII. Franz von Ried, Mediziner, Professor der Chirurgie, Direktor der chir. Klinik und Geh. Hofrat in Jena (1810-1895). Eigh. Brief m. U. "Dr. Franz Ried". 2 S. Doppelblatt. Gr. 4to. Jena 18.VIII.1858. - Teilt Heinrich Barth mit, dass die Medizinische Fakultät in Jena anläßlich ihres 300jährigen Bestehens ihm die medizinische Ehrendoktorwürde verleiht. - VIII. Urkunde der Ernennung Heinrich Barths zum Ehrenmitglied des Vereins für Erdkunde zu Dresden. Zweifarbige Lithographie mit Illustrationen, unterzeichnet vom Vorsitzenden, Major Heinrich von Abendroth. Quer-gr. folio. Dresden 14.VII.1865. - Beiliegend das eigenhändige Begleitschreiben Abendroths vom 8.VIII.1865. Der hochdekorierte Offizier (1819-1880), zuletzt Generalleutnant, war Militärschriftsteller sowie Mitbegründer und 1. Vorsitzender des Dresdener Vereins für Erdkunde. - IX. Fotografische Reproduktion der Urkunde anläßlich der Aufnahme Barths in die Royal Geographic Society in London. Beiliegend 5 Bl. (10 S.) in folio mit dem gedruckten Bericht der 5. Sitzung der Gesellschaft vom 25. Januar 1864, der auch die Aufnahme Heinrich Barths als auswärtiges Mitglied vermeldet.
Der zweite Teil der Dokumentensammlung umfaßt 18 Briefe und andere Schriftstücke vom Vater des Forschers, dem wohlhabenden Hamburger Fleischereibesitzer und Kaufmann Johann Christian Heinrich Barth (1787-1856), von seiner älteren Tochter Henriette ("Jettchen"), einer Schwägerin Gustav von Schuberts, des Schwagers und Nachlaßverwalters von Heinrich Barth, sowie von anderen Personen ihres engeren Umkreises. Im einzelnen vorhanden: Johann Christian Heinrich Barth. 4 eigh. Briefe an seine Tochter Mathilde (1825-1894), verh. v. Schubert, Schwester des Afrika-Forschers. Zus. 14 S., eng beschrieben. Hamburg 1852-1854. - Derselbe. 3 eigh. Briefe an seinen Schwiegersohn Gustav von Schubert, sächsischer Offizier, zuletzt Generalleutnant (1824-1907). Zus. 8 S. Hamburg 1854-1856. - 1 Brief mit zusätzlichem Schreiben von Schuberts Schwägerin Henriette ("Jettchen") Barth, der älteren Tochter J. C. H. Barths. - Derselbe. Notarielle Abschrift seines Testaments vom 6. April 1848 und - wohl eigenhändige - Nachträge und Änderungen vom Jahre 1853. Zus. 19 S. Folio. Geheftet, mit Umschlag. - Erwähnt darin seinen in der Ferne weilenden Sohn Heinrich. - Eine masch. Abschrift aus dem Heiratsregister der Stadt Hamburg vom Jahre 1814, betreffend J. H. C.Barths Eheschließung. - Gedrucktes Glückwunschgedicht zu J. C. H. Barths 42. Hochzeitstag. 3 S. Doppelblatt. (1855). - Mit einer Eloge auf den gerade aus Afrika zurückgekehrten Heinrich Barth ("... Denn er, der mehremal schon todt gewähnet, / Der kühne Held, aus unerforschtem Land / Hat ihn des Höchsten Hand zurückgeführet ... Er brachte Licht, vom Höchsten mild bewahret, / in Lybien und Sudan's Finsterniss ... Und wenn sein Nam' die halbe Welt erfüllet, / Europa, Deutschland hoch ihn schätzt und ehrt, / Ist es nicht Eure Lieb' und Aelterntreue, / Durch die gegründet ward sein hoher Werth? ..."). - Caspar Ludwig Beck, Testamentsvollstrecker J. C. H. Barths. Eigh. Kondolenzbrief an Gustav von Schubert anläßlich des Todes von J. C. H. Barth. 2 S. Hamburg 3.XI.1856. - Derselbe. Telegraphische Depesche an Gustav von Schubert in Dresden mit der Meldung vom Ableben J. C. H. Barths in Hamburg. Illustriertes Telegramm-Formular der "Königl. Sächsischen Telegr.-Station in Dresden". (Hamburg 4.XI.1856). - Beilage zur "Leipziger Zeitung" vom 8. Nov. 1856 mit einem kurzen Nachruf auf J. C. H. Barth, unterzeichnet "Die Hinterlassenen zu Hamburg, London, Dresden und Heuerstubben" (London war der damalige Wohnsitz des Afrika-Forschers Heinrich Barth). - Henriette Barth, J. C. H. Barths ältere Tochter (gest. 1888). 2 eigh. Briefe an ihren Schwager Gustav von Schubert. Zus. 7 S. Hamburg 22.XII.1855 und Dresden 26.II.1871. - Dazu ihr Porträtfoto (Visit-Format). - Gustav von Schubert, sächsischer Generalleutnant, der Schwager, Nachlaßverwalter und Biograph Heinrich Barths. Eigh. Manuskript m. U. "von Schubert, GeneralLieutenant z. D.". 4 S. Folio. Dresden 28.IV.1888. "Verzeichniß des Nachlasses des am 3. April 1888 in Dresden verstorbenen Fräulein Marie Elisabeth Henriette Barth. Concept". Verzeichnet unter A. und B. "Activa" und "Passiva" Finanzen, Wertpapiere, "Mobilien" etc., so dass die Hinterlassenschaft mit mehr als 107.137 Reichsmark beziffert wird. - Ein weiteres Manuskript der Aufstellung eines Nachlasses, "Hamburg ultimo Juli 1863". 3 S. Doppelblatt. Gr. 4to. (Hamburg 1863-1864). - Möglicherweise handelt es sich um den Nachlaß von Heinrich Barths Mutter Charlotte Karoline (1789-1862). - Unvollständiges Konzept eines handschriftlichen Testaments von einem unbekannten Verfasser. 1 S. Auf grauem Konzeptpapier. O. O. u. J. - "Mein Testament oder meine letzte Bitte an meine lieben Kinder". Nach dem Bekenntnis, dass die Kinder und Enkel das ganze Glück seines Lebens gewesen seien, bittet der Verfasser die Kinder, die mit "Minchen" und "Ernst" angesprochen werden, verschiedene finanzielle Angelegenheiten zu regeln. - Ferner beiliegend 10 große Hochglanz-Fotos (je 24 x 30,5 cm) von Ehren- und Aufnahme-Urkunden in- und ausländischer Gesellschaften und Institutionen für den Afrika-Forscher Heinrich Barth, darunter die Promotionsurkunde der Berliner Universität und die Aufnahme-Urkunde in die preußische Akademie der Wissenschaften, ferner Urkunden wissenschaftlicher Gesellschaften in Deutschland, Frankreich, Amerika und Russland. - Wertvolles Material zu Biographie und Umkreis des Forschers, dessen Leistungen und Werke beim großen Publikum in Deutschland wenig Beachtung, in wissenschaftlichen Kreisen des In- und Auslands jedoch einhellige Bewunderung fanden.
Vor Heuglins Eduard-Vogel-Expedition
- Petermann, August, bedeutender Geograph, Kartograph und Weltreisender, Leiter des Geographischen Instituts von Perthes in Gotha und Herausgeber der dort erscheinenden „Mittheilungen“ (1822-1878). Eigh. Brief m. U. "A Petermann". 12/3 S., in sehr kleiner Schrift eng beschrieben. Mit Briefkopf "Redaction der Mittheilungen aus Justus Perthes geographischer Anstalt". Gr. 8vo. Gotha 4.X.1860.
Inhaltsreicher Brief an den mit "hochverehrter Gönner" angesprochenen Gustav von Schubert (1824-1907), Schwager und Nachlaßverwalter des großen Afrikaforschers Heinrich Barth, Generalleutnant, Miltärschriftsteller und Leiter der Bibliothek und Kartensammlung des kursächsischen Generalstabs. "... Wegen biographischer Notizen habe ich an Heuglin geschrieben und hoffe, er wird direkt an Sie oder durch mich das Gewünschte schicken ... Von Ihrem Schwager dem Central-Afrikaner [d. i. Heinrich Barth] erhielt ich gestern ein paar Zeilen. Ich danke Ihnen für Ihre gütige Bereitwilligkeit, für die Heuglin'sche Sache in Dresden zu wirken". Theodor von Heuglin (1824-1876), namhafter Afrikareisender und Nordpolfahrer sollte auf Barths und Petermanns Betreiben die Such-Expedition nach Dr. Eduard Vogel leiten, der dem als verschollen gegoltenen Barth nachgereist und nach dem Zusammentreffen selbst verschollen war. - Geht dann auf die Finanzierung der Heuglin-Expedition durch Einrichtungen wie das in diesem Jahr von Barth, Petermann und Perthes gegründete "Wadai-Comité" und die Carl-Ritter-Stiftung ein: "... Aus der Einlage werden Sie sehen, daß die Sache nicht übel fortschreitet, allein sie bringt mir eine extra - wahrhaft bewältigende Arbeit, die es mich sehr bereuen läßt, daß ich mich, & zwar aus gutem Gemeinsinn, an der Sache in der geschehenen Weise betheiligt. Eine Schande für Deutschland wäre es freilich nach so vielem jahrelangem Geschwätz über dieselbe, wenn sie nicht würdig zur Ausführung käme, besonders da Roscher auch verloren ist, und ohne Nutzen für die Wissenschaft! Beide, Vogel & Roscher höchst talentvolle Männer, aber zu jugendlich, unbesonnen & unvorsichtig! ... Fürwahr es thut Noth, daß ein so erfahrener & besonnener Mann wie Heuglin in den Stand gesetzt würde, mal Etwas zu thun. Die Humboldt- und Ritterstiftung sind recht schön, allein die erstere will ihre 20.000 rh auf Zinseszins legen, bis 100.000 rh daraus werden & dann ihre Thätigkeit beginnen; darüber werden Sie, Barth & ich beispielsweise hinsterben, & was die Ritterstiftung anbelangt, so kann sie allein, selbst bei 5000 rh Nichts anfangen, Nichts ins Leben rufen. - Dresden & Leipzig sollten sich nobel bei der Heuglin'schen Sache betheiligen. Alle übrigen Orte stehen der Sache ferner. Der österreichische Reisende Scherzer, gar nicht wohlhabend, hat ein nobles Beispiel gegeben, - ich lege Abschrift seines Briefes an Cotta für Sie zum diskreten Gebrauche bei. Zeigen Sie ihn doch mal Carus, vielleicht daß er die Sache bei dem König anbringen kann. Der König von Sachsen hätte für seinen Sächser Eduard Vogel sich einmal ausnahmsweise mit 1000 rh enthusiasmiren können; andere Könige, wie der König von Preußen, von Bayern haben schon sehr viel für Reisen ... gethan. Sagen Sie Carus, er könne es gewiß leicht dahin bringen, daß der König (angesichts der 400 fl. des armen Reisenden Scherzer) die 250 rh als jährliche Zeichnung für die 4 projektirten Jahre bewilligt. Ich schreibe nicht selbst an ihn, sondern lege die Sache in Ihre treuen Hände ...". - Der erwähnte Albrecht Roscher starb (1860) wie Eduard Vogel (1856) in Afrika, ihre Aufzeichnungen gingen verloren. Der Österreicher Karl von Scherzer (1821-1903) wurde durch seine Teilnahme an der Weltumseglung der Fregatte "Novara" bekannt. Der Dresdener Arzt, Schriftsteller und Maler Carl Gustav Carus (1789-1869) genoß nicht nur im Goethekreis, sondern auch am sächsischen Hof hohes Ansehen. - Leicht fleckig; Gebrauchsspuren.
Bernoulli I, Johann, der große Schweizer Mathematiker und Arzt, Lehrer von Euler und Maupertuis, führte einen umfangreichen Briefwechsel mit Leibniz, Professor in Groningen und Basel (1667-1748). Eigh. Brief m. U. "J Bernoulli". In franz. Sprache. 4 S., eng beschrieben. Doppelblatt. 4to. Basel 26.IV.1725.
Sehr umfang- und inhaltsreicher, wichtiger Brief an einen Fachkollegen. Behandelt mathematische Erkenntnisse, spricht über den Tod Peters des Großen und behandelt ausführlich die sich daraus ergebende Situation bei der russischen Akademie der Wissenschaften, in der er aktiv war (er wurde in diesem Jahr dort zum Ehrenmitglied ernannt). Lobt seine Söhne und deren akademische Erfolge. - Sehr selten.
"der Bart mehr modellirt"
Haeckel, Ernst, Zoologe und Philosoph, Professor in Jena, als Darwinist Begründer des "Monismus" (1834-1919). Eigh. Brief m. U. "Ernst Haeckel". 3 S. Gr. 8vo. Jena 31.VIII.1912.
An Frau Denninghoff, die eine Relief-Plakette nach einem Profil-Porträt Haeckels gefertigt und ihm übersandt hatte. Der Gelehrte bedankt sich und bedauert, dass sie ihn nicht persönlich aufgesucht habe. "... sage ich Ihnen meinen herzlichen Dank, - und ganz besonders für die Mühe und Sorgfalt, , die Sie auf die Herstellung dieses Kunstwerks verwendet haben. Ich bedaure nur, dass Sie bei Ihrer Anwesenheit in Jena - in übergrosser Bescheidenheit - nicht den Mut hatten, mich persönlich zu besuchen; Sie würden dann, bei Vergleichung mit dem lebenden Original, an Ihrem Wachsmodell leicht einige Verbesserungen haben anbringen können, die jetzt wohl schwerlich mehr auszuführen sind. Da Sie eine offene Kritik Ihrer Arbeit wünschen, erlaube ich mir zu bemerken, dass nach meiner Ansicht die obere Hälfte des Kopfes recht gelungen ist. Dagegen würden in der unteren Hälfte einige Korrekturen wünschenswert sein, die Ihnen leicht durch Vergleichung mit dem älteren, 1890 in Rom von Professor Josef Kopf (Baden-Baden) modellirten Profil-Relief ersichtlich sein werden. Das Postkarten-Photogramm dieses letzteren, das ich beilege, ist auch auf dem Titelblatt der beifolgenden "Wanderbilder" etwas vergrössert wiedergegeben. Besonders würde die Unterlippe mehr zurücktreten und der Bart mehr modellirt werden ...". Gibt Hinweise, wo sie weitere Vergleichs-Porträts finden würde, u. a. bei seinem Sohn Walter Haeckel in München. "... Gegen die gewünschte Vervielfältigung und Publication Ihrer Plakette habe ich meinerseits Nichts einzuwenden." - Beiliegend die erwähnte Porträtfoto-Postkarte mit dem Bildnis von 1890, unter dem Bild eigenhändig signiert "Ernst Haeckel".
Humboldt, Alexander von, der große Naturforscher, Weltreisende und Geograph (1769-1859). 2 eigh. Billets m. U. "Al Humboldt". Zus. 1 S. Gr. 8vo. Potsdam, Sept. o. J. bzw. o. O. u. J.
Jeweils Einladungen an Freunde. "Können Sie, Verehrter Freund, meinen Geburtstag Donnerstag 14 Sept. verschönern, so beglücken Sie mich Donnerstag um 1 Uhr in Berlin, damit ich Sie nach Tegel führe ...". - "David reist wahrscheinlich schon übermorgen ab, also flehe ich daß Sie, theurer Freund, morgen Freitags um 4 Uhr ... bei mir essen ...".
Humboldt, Alexander von, der große Naturforscher, Weltreisende und Geograph (1769-1859). Eigh. Briefumschlag mit Absender "Al Humboldt" und rotem Lacksiegel. (Berlin oder Potsdam) o. J.
"Sr. Wohlg. Herr Dr. Gumprecht - Buchhandlung von G. Reimer". - Thaddäus Eberhard Gumprecht (1801-1856) war Geologe, Mineraloge und Geograph. Abgesehen von einer Unterbrechung in Gießen lebte er von 1832 bis zu seinem Tode in Berlin. - Etwas fleckig.
Humboldt, Wilhelm von, Gelehrter und preußischer Staatsmann, Mitbegründer der vergleichenden Sprachwissenschaft (1767-1835). Eigh. Schriftstück m. U. "Humboldt". 1/2 S. 4to. (Berlin) 9.VIII.1819.
"Die mir übersandten 432 rh 14 gr. 6 pf. habe ich erhalten u. werde solche notiren ... ". Es folgen einige - schwer leserliche - Wünsche, Bestellungen und Aufträge, möglicherweise an die Nicolaische Buchhandlung. - Leicht gebräunt.
Kerner von Marilaun, Anton
Konvolut Briefe, Postkarten und Manuskripte
Los 2577
Zuschlag
1.500€ (US$ 1,613)
Kerner, Ritter von Marilaun, Anton, berühmter österr. Botaniker, Professor in Innsbruck und Wien, Direktor des Wiener Botanischen Gartens, gilt als Begründer der Pflanzensoziologie, korrespondierte mit Darwin und Mendel (1831-1898). Sammlung von 15 eigh. Briefen, 5 eigh. Postkarten und 3 eigh. Manuskripten m. U. "Kerner". Zus. ca. 61 S. Verschied. Formate. Wien, Trins und Marilaun 1879-1897.
An verschiedene Botaniker-Kollegen, teils Assistenten am Botanischen Museum der Universität Wien (Eustache Woloszezak und Eugen von Halácsy), teils auch an die Wiener Schriftstellerin und Saloniere Rosa von Gerold oder an Teilnehmer der 66. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte (1894); 1 Postkarte aus Fiume an seine Frau Marie. Umfang- und inhaltsreiche Briefe, fast immer zu Themen der Botanik und entsprechenden Publikationen, oft mit Briefkopf "Direction d. botanischen Gartens u. botanischen Museums d. k. k. Universität". Mit 3 Manuskripten (2 signierte Beschreibungen von Pflanzen und ein umfangreiches Zeugnis für Eugen von Halácsy [9.X.1897]) sowie diversen Beilagen (aufwendige Todesanzeige für Kerner von Marilaun, eine Postkarte mit der Ansicht von Kerners Landhaus in Gschnitz bei Trins, Tirol, und anderes). - Reichhaltiges und wertvolles Material zu Kerners wissenschaftlicher und organisatorischer Arbeit in Wien.
Kneipp, Sebastian, kath. Priester, Hydrotherapeut und Naturheilkundler (1821-1897). Gedruckter "Denk-Zettel" mit eigh. U. "Seb. Kneipp Pf.". 1 S. 5,6 x 9,6 cm. O. O. 1883.
"Sparkasse für Zeit und Ewigkeit. Angelegt im Jahre [handschriftlich:] 1883 von Rosina Mayer ...". Es folgen im Druck 9 Nullen mit folgendem Text: "Diese Nullen sind an sich wertlos, kommt aber nur die einfachste Ziffer hinzu, dann gibt es eine große Summe. Unsere Handlungen sind Nullen, kommt aber nur das Einserl hinzu, so gibt es eine große Summe. Dieses Einserl ist die gute Meinung." - Abrisse an den Ecken; Knickfalte. - Hübsches kleines Blättchen mit der Aufforderung zum moralischen Handeln. - Beiliegend ein Blättchen mit handschriftlicher Wasser-Therapie, vielleicht von Kneipps Hand.
Laue, Max von, dt. Physiker, Nobelpreisträger, Direktor am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft, Empfänger zahlreicher internationaler Ehrungen (1879-1960). Korrespondenz mit dem Berliner Verleger Wolfgang Keiper, bestehend aus 52 (1 handschr.) Briefen und 18 (2 handschr.) Postkarten m. U. "M. v. Laue", 1 Brief in seinem Auftrag, 6 masch. Abschriften von Briefen Laues und mehr als 90 Durchschriften von Briefen Keipers an Max von Laue. Die Briefe gr. 4to und quer-gr. 8vo. Hechingen und Göttingen (Laue) bzw. Berlin-Neukölln (Keiper) 1944-1950.
Umfangreiche Korrespondenz des 1943 in Berlin vorzeitig emeritierten Hochschullehrers über Beiträge zu dem Verlagsprogramm des Berliner Kleinverlegers Wolfgang Keiper. Dieser hatte sich auf die Geschichte der Wissenschaften spezialisiert und wollte Reihen sowohl historisch bahnbrechender Texte als auch von Autobiographien hervorragender Gelehrter als kommentierte Faksimiledrucke herausbringen. Max von Laue, der sich nach seiner Entlassung nach Hechingen zurückgezogen hatte, erklärte sich bereit, eine Autobiographie "Mein physikalischer Werdegang" nach dem Vorbild eines ähnlichen Manuskripts von Max Planck zu liefern und zugleich bibliographische und biographische Informationen über bedeutende Kollegen beizutragen. Keiper entfaltete nun ausgerechnet in der Papier- und Materialknappheit des letzten Weltkriegsjahres eine fieberhafte Aktivität um tausend Probleme und Details der Planung und Drucklegung, so dass die Briefe und Karten im Abstand von wenigen Tagen wechselten und v. Laue z. B. noch am Heiligabend 1944 einen Brief und eine Postkarte mit Auskünften an Keiper absenden mußte. Der Schriftwechsel beschäftigt sich also mit Max v. Laues Laufbahn, seinen Veröffentlichungen und seinen Beziehungen zu vielen Kollegen, vor allem aber mit der Drucklegung seiner Biographie, die ihm viel Anlaß zu Kritik und Änderungswünschen bietet. Bewundernswert ist seine Geduld gegenüber dem Verleger Keiper, der ihn mehrmals wöchentlich mit langen Schreiben förmlich "bombardiert". - Das äußere Erscheinungsbild der Korrespondenz ist leider, was die Briefe und Karten v. Laues betrifft, durch Feuchtigkeitsschäden beeinträchtigt: ein Teil der Blätter zeigt erhebliche Verfärbungen; die mit Tinte geschriebenen Teile, d. h. 1 Brief und 2 Postkarten, sind bis zur Unleserlichkeit verwaschen; und die Unterschrift "M. v. Laue" ist oft mehr oder weniger verblasst und in einem Fall unter Flecken ganz verschwunden. Die Maschinenschrift selbst (und somit auch alle Keiper-Briefe) ist nicht betroffen und daher durchgehend leserlich. Alle Teile gelocht. - Trotz dieser Erhaltungsmängel reiches und wertvolles Material zu Leben und Werk des großen Physikers. - Einige Beilagen.
Fürst Metternich zahlt nicht
Ledebour, Carl Friedrich von, bedeutender Botaniker, bereiste Sibirien und Zentralasien, Professor und Gründer des Botan. Gartens in Dorpat, Kaiserlich Russischer Staatsrat, Verfasser der "Flora Rossica" (1786-1851). 6 eigh. Briefe m. U. "Ledebour". Zus. 16 S. Gr. 4to. Dorpat (heute Tartu, Estland) 1823-1835.
Inhaltsreiche Briefe an einen Fachkollegen in Wien. Ausschließlich über Themen der Botanik: Austausch und Bestimmung von Pflanzen, Reise- und Forschungsergebnisse, Untersuchungen zu einzelnen Gattungen, Fachliteratur, eigene Veröffentlichungen, Buchhandel usw. Erwähnt verschiedene Kollegen, darunter Adelbert von Chamisso, Carl Woitkewitz, Matthias Jacob Schleiden und andere. Am 29. Oktober 1834 schreibt er: "... Erlauben Sie mir, mich jetzt mit einer Bitte an Sie zu wenden. Der Graf Bray interessirte sich für den Absatz meiner Icones [= Icones plantarum novarum etc, 5 Bde, 1829-1834]. Auf seinen Vorschlag wurden in Wien 3 Ex. genommen, nämlich eins für die Privat-Bibliothek Sr. Maj. des Kaisers, eins vom Fürsten Metternich für seine eigene Bibl. und ein drittes für die Hofbibliothek. Durch ein Versehen hatte aber der Graf Dietrichstein das Ex. für d. Hofbibl. direct vom Buchhändler genommen (und, beyläufig gesagt, daher auch keines bezahlen müssen). Von dem ersten u. zweiten kann also eigentlich nur die Rede seyn. Der Graf Bray starb, seitdem nur 3 Lieferungen, jede von 50 Tafeln, erschienen waren, und da ich nicht wußte, wie ich die Fortsetzungen abliefern sollte, unterblieb das bis jetzt. Nun aber ist das ganze Werk beendigt, und ich wünschte daher die Fortsetzungen abzuliefern. Für das erste Ex. hat die Privat-Bibl. d. K. die 3 ersten Lieferungen (zusammen mit 90 Rub. Silb.) bezahlt. Der Fürst Metternich hat nichts bezahlt. Ich schrieb vor etwa 11/2 Jahren an Se. Durchlaucht, natürlich ohne der Bezahlung zu erwähnen, und fragte an, ob ich die Fortsetzung schicken dürfe. Ob der Fürst meinen Brief erhalten hat, weiß ich nicht, aber ich bin wenigstens ohne Antwort geblieben. Könnten Sie nun ... die Güte haben: 1) wegen des Ex. für die Privat-Bibl. d. K. die Ablieferung der 4-10 Lieferung zu besorgen, wenn ich Ihnen selbige zuschicke, oder mir sonst einen Weg angeben. 2) Wegen des Ex. für den Fürsten Metternich dessen Bibliothekar oder wer sonst die Aufsicht über seine Bibl. führt, fragen, ob ich die Fortsetzung vielleicht auch, wenn Sie es denken, durch Ihre gütige Vermittelung schicken könne, in welchem Falle dann auch wohl die Bezahlung erfolgen würde ...". - Ledebour, der zuletzt in München lebte, war im Jahr des ersten hier vorliegenden Briefes, 1823, aufgrund seiner wissenschaftlichen Verdienste in den russischen Adelsstand erhoben worden. - Reichhaltiges Material über die botanische Forschung der Zeit und ihren publizistischen Niederschlag. - Bei 2 Briefen die erste Seite angestaubt; sonst gut erhalten. - Sehr selten.
Meiners, Christoph, Philosoph und Ethnograph, Professor der "Weltweisheit" in Göttingen (1747-1810). Eigh. Brief m. U. "C. M." 1 S. Mit Adresse und papiergedecktem Siegel. 4to. Göttingen 20.IX.1793.
An den Hofrat von Groß in Würzburg (Adam Friedrich von Groß zu Trockau, den späteren Bischof von Würzburg, 1758-1840 ?), den er bald dort zu treffen hofft. Zunächst kommentiert er die Ereignisse der "terreur" in Frankreich. "... Ich beklage es eben so sehr, als Sie, daß in Frankreich alles so gegangen ist, wie wir es bisher gesehen haben. Außer der inneren Sittenverderbniß der Hauptstadt war aber gewiß der äußere Krieg die Hauptursache, daß man so weit gekommen ist, daß man beynahe an aller Rückkehr zur Ordnung verzweifeln muß ... Ich glaube aber nicht, daß die Nation sich jetzt dergleichen aufzwingen läßt ... Je länger der Krieg dauert, desto mehr wird ganz Frankreich ein allgemeiner Waffenplatz: desto mehr nimmt die Streitwuth zu. - Am 30 Aug: reisen wir von hier nach Schwaben über Fulda u. Würzburg in Gesellschaft von H. Consistorrath Plank u. deßen Frau. Am 3 Sept. werden wir in Würzburg eintreffen, und einen Tag bleiben. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir Sie in Würzburg anträfen. Wie schnell verfliegt die Zeit! Kommt es Ihnen nicht beynahe unglaublich vor, daß es schon fast ein Jahr ist, seit wir uns in Würzburg sahen ...". Bedauert abschließend das belagerte Mainz. - Durch die Siegelöffnung entstandener Randausriss; sonst ordentlich erhalten.
Mignet, François-Auguste, der bedeutende franz. Historiker, Chronist der Revolution von 1789, Staatsrat, Archivdirektor des Außenministeriums, Ständiger Sekretär der "Académie des sciences morales et politiques" und Mitglied der Académie Française (1796-1884). Manuskript m. U. "Mignet" und 2 eigh. Briefe m. U. "Mignet". Zus. 61/2 S. Doppelbl. (2 mit Goldschnitt). Kl. 4to und 8vo. O. O. 1833-1841.
Der vollständige 4seitige Aufsatz "Portrait de Mazarin" ist (wohl nicht eigenhändig) sorgfältig in Schönschrift geschrieben und vermutlich für den Druck bestimmt gewesen. Es handelt sich um eine emphatische Charakteristik des Kardinals Mazarin, besonders auch im Vergleich mit Richelieu: "... Richelieu avait tué ceux qui s'opposaient à lui; Mazarin se contenta de les enfermer. Sous lui l'échafaud fut remplacé par la Bastille". - Der erste der beiden Briefe (12.IV.1833) an einen General, dem er mitteilt, dass der Handelsminister einen "recours" von 200 Francs für Mr. Basté beschlossen habe. "... je vous prie d`être assez bon pour en avertir M. Basté donc je ne connais pas l'adresse et pour dire de se presenter au ministère ... quand il le voudra, il demandera M. Martin secretaire particulier de M. Thiers qui le conduira lui-même et qui ... lui fera toucher de suite la somme qui lui est dessinée ...". - Der zweite Brief an Monsieur de Carné. "Je serai tout disposé, Monsieur, à causer avec vous quand vous le voudrez. êtes-vous libre demain à quatre heures ...?". - Mignets Geschichte der französischen Revolution galt - auch in Deutschland - lange Zeit als das Grundlagenwerk zu dieser Epoche.
Panzer, Georg Wolfgang, Nürnberger Arzt, Botaniker und Entomologe, Herausgeber der großen "Fauna Insectorum Germanica" (1755-1829). Eigh. Brief m. U. "Panzer Med. Dr. et Physicus ord." 3 S. Doppelblatt. 4to. Nürnberg 12.V.1781.
Wohl an den Wiener Botaniker Nikolaus Joseph von Jacquin (1727-1817), Professor und Direktor des Botanischen Gartens der Universität, später der Kaiserlichen Gärten von Schönbrunn. Bedankt sich höchst bescheiden für die wohlwollende Aufnahme bei seinem Wien-Aufenthalt und bittet, seine neuen Veröffentlichungen Jacquin widmen zu dürfen. "... Erlauben mir Ew. Wohlgeboren daß ich es wage dießen Erstlingen meiner botanischen Arbeiten Ihren berühmten Namen für zu setzen, - ich glaubte einen so übel ausgefallenen Versuch botanischer Beobachtungen nicht besser zu schmücken als mit dem Namen eines vollendeten Meisters botanischer Kenntnisse ...". Erbittet Jacquins Urteil über die "gegenwärtige Brochüre" und erhofft dessen "großmüthige Aufmunterung", ohne die er "freylich zurückbleiben" müsse. - Panzers "Fauna Insectorum Germanica" erschien in 109 Teilen mit 2640 Kupfertafeln von Jacob Sturm.
Petermann, August, bedeutender Geograph, Kartograph und Weltreisender, Leiter des Geographischen Instituts von Perthes in Gotha und Herausgeber der dort erscheinenden „Mittheilungen“ (1822-1878). Eigh. Brief m. U. "A Petermann". 2 S. Mit Briefkopf "Redaction der Mittheilungen aus Justus Perthes' geographischer Anstalt". Doppelblatt. Gr. 8vo. Gotha 13.II.1858.
An (den nicht genannten) Gustav von Schubert (1824-1907), Schwager des großen Afrikaforschers Heinrich Barth, Generalleutnant, Miltärschriftsteller und Leiter der Bibliothek und Kartensammlung des kursächsischen Generalstabs, der Petermann nach einer Polen-Karte gefragt hatte. "... Da ich das betreffende Übersichtsblatt der Polnischen Küste in meiner Privatsammlung besitze, so gereicht es mir zum größten Vergnügen, es zu Ihrer und Ihres Generalstabes Einsicht zu schicken, und da ich hoffen darf, es würde Sie nicht minder interessiren, von den Sectionen selbst einige zu lesen, so schicke ich gleichzeitig 9 andere Blätter, theils von der Polnischen, theils von der allgemeinen Karte von ganz Westrußland ... Die Blätter sind meines Wissens einzeln zu haben (dieses Exemplar schickte mir der K. K. Russ. Generalstab zum Geschenk. - Apropos, vielleicht können Sie veranlassen, daß von Ihrer Generalstabskarte mir ein Exemplar Ihrer Karte für meine Privatsammlung geschickt wird. Sie können mit Recht erwähnen, daß alle außersächsischen Staaten, von Amerika bis Rußland (oder wenn Sie das lieber wollen - von Californien in östlicher Richtung bis zum Amurlande) mich fortwährend aufs Liberalste mit ihren Werken bedächten ... Was Ihre Kupferstecher anbelangt, so habe ich darüber mit unserem Geschäftsführer gesprochen - Einen beschäftigen wir ja schon, H. Haase. Die Leute lassen sich nur so horrende bezahlen ...". Berichtet dann über seine Familie und stellt einen gemeinsamen Besuch in Aussicht. - Etwas geknittert.
Planck, Max, Quantenphysiker, Nobelpreisträger (1858-1947). Eigh. Brief m. U. "M. Planck". 1 S. Gr. 8vo. Berlin-Grunewald 18.VI.1942.
An den Oberregierungsrat Dr. Kerkhof, Redakteur der Zeitschrift "Forschungen und Fortschritte" in Berlin. "... Bezugnehmend auf Ihr wertes Schreiben ... und auf meine darauf erteilte vorläufige Antwort ... möchte ich Ihnen nunmehr mitteilen, daß ich Ihnen einen Autor nennen kann, der eventuell geneigt wäre, einen Aufsatz über den Orden pour le Mérite (Friedensklasse) für "Forschungen und Fortschritte" zu schreiben. Es ist der Reichswirtschaftsgerichtsrat a. D. Walther Boeckh, ein Enkel des Berliner Universitätsprofessors und Ordenskanzlers August Boeckh. Er ist entfernt mit mir verwandt und steht im 72. Lebensjahr ...". - Gelocht.
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