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Lot 2591, Auction  117, Reichenbach, Karl Freiherr von, 4 Briefe

Reichenbach, Karl Freiherr von
4 Briefe
Los 2591

Zuschlag
800€ (US$ 860)

Details

"eine Schande für Wien"
Reichenbach, Karl Freiherr von, aus Stuttgart stammender Chemiker, Industrieller, Naturforscher und Philosoph, Meteoriten-Sammler, Teer-Spezialist, experimentierte in seinem Schloß Cobenzl bei Wien, Erfinder der mehr oder weniger okkulten Lehre vom "Od" (1788-1869). 4 eigh. Briefe m. U. "Reichenbach". Zus. 81/2 S. Gr. 4to und gr. 8vo. Schloß Meisenburg bzw. "N. H." 1839-1842.
An einen befreundeten Wiener Naturwissenschaftler, über Bestand und Fortführung einer gelehrten Gesellschaft von Naturforschern, die in seinem Hause tagte. Im ersten, sehr umfangreichen Brief (Schl. Meisenberg 23.XII.1839), geht es um deren wissenschaftliche Erneuerung, die nach dem Tode des Wiener Chemikers und Botanikers Josef Franz von Jacquin (gest. 26. Okt. 1839), der zu Mozarts Umkreis gehörte, notwendig geworden sei. " ... Noch danke ich Ihnen für Ihren Besuch letzten Mittwoch Abend; bey der Kostbarkeit, den Ihre Zeit für Sie hat, werde ich dies immer als ein Opfer von Ihnen empfangen, das aber für die Fortdauer und künftige Gestaltung unserer Gesellschaft besonders in den ersten Wochen von den wesentlichen Folgen ist. ich betrachte Sie als Vorbild wissenschaftlicher Thätigkeit, wie wir in Wien kein gleiches mehr haben. Ihre gerade auf den Nerv der Produktion gerichtete Thätigkeit, wie Ihre Fruchtbarkeit im Felde der reinen Naturwissenschaft muß Allen, die sie einigermaßen verstehen, die größte Achtung gebieten. Mein innerster Wunsch geht auf etwas anderes nicht hin, als den Vereinigungspunkt, in einem Hauße nach und nach so viel nur möglich nach der Richtung hinzuarbeiten, in der gerade Sie sich bewegen. ich hoffe auf Ihre Hilfe dazu. ich wünschte, daß wir vom Plaudern zum Thun übergingen. Nach & nach sagte ich darum, weil jede schnelle, jede plötzliche Änderung der Gesellschaft etwas Verletzendes für das Andenken unseres guten Jacquin hätte, das ich durchaus nur zu ehren beabsichtige und für den ich den innigsten Dank fühle. Aber es verlangt mich auf das Wärmste, daß wenigstens allmählich aus Tand einiger Ernst würde ... Sie hoffen sehnlich auf die Einrichtung der Akademie. Ob Sie damit Ihre Wünsche erreichen werden, steht zu erwarten, ich zweifle mehr daran, als ich daran glaube. Wenn Sie auch die Akademie haben werden, so werden Sie doch das nicht besitzen, was Sie suchen, einen Verein für Naturwissenschaft berühmter Männer. Sie werden nur vereinzelt Solche darin haben, und so haben Sie's ebensogut ohne akademische Besoldung. Die Andern dienen dann nicht einmal als Staffage, was sie in einem Privatcirkel noch sind, sondern dort sind sie Unrath, der Sold frißt, und den Weg versperrt. Concentriren wir die rechten Kräfte am Mittwoch! - Mittags die reine Wissenschaft, Abends vergesellschaftet mit deren Anwendung in Landwirtschaft, Industrie, Kunst; da mag dann jeder Zugang haben, der was taugt, in welchem Fache reiner oder angewandter Wissenschaft es immerhin sey. Sie hängen ja alle in einander. Äußeren Glanz will ich keinen, er nüzt uns zum Zwekke nicht, im Gegentheil er schadet uns, u. lokt uns Geschmeis her, und zieht unsere Würde herab. Darum lasse ich auch alles bey Jacquinischer Einfachheit, die dem Zeitgeschmak im Aufwande nicht gefolgt ist ...".
Die folgenden Briefe beschäftigen sich mit einer Medaille, die zum Andenken an Jacquin von dem Wiener Medailleur Franz Xaver Lang (1770-1847) gefertigt werden soll. "... Die Jacquinische Medaille stößt auf allerley Anstände, die Conflikte veranlassen. Um die Commission davon frei zu halten, haben wir beschlossen, die Unterzeichner selbst zur freien Entscheidung zusammenzurufen und haben dabei auch Ihre Zustimmung hinzugezählt ... Es handelt sich nehmlich darum, ob das Langsche Kopfstük angenommen oder verworfen werden soll. Pfranger sagt, es sey ein Schmarren, eine Schülerarbeit, eine Schande für Wien, wenn es ins Ausland komme. Einige Andere von Bedeutung schließen sich ihm an. Dagegen ist die Mehrzahl der Commission, und mehrere andere Mitglieder entgegengesetzter Meinung. Um mir Licht und Wahrheit zu verschaffen, habe ich das Urtheil unserer besten Künstler eingeholt ...". Der Adressat möge seine Stimme in die Wagschale werfen, um ein Gleichgewicht gegen Pfrangers Beredsamheit zu bilden, der alles aufbieten werde, um Langs Arbeit abzulehnen. "... fällt Lang durch, so bleibt uns nichts übrig, als uns an einen ausländischen Künstler zu wenden, was bey Gott arg wäre ..." [22.XII.1840]. Berichtet im nächsten Brief über den Fortgang der Angelegenheit (Herstellung der Medaille nach Änderungen) und ersucht den Adressaten um den Text der Inschrift. - Im vierten Brief wendet er sich gegen die vorgeschlagene Sentenz "Rerum cognoscere causas" (die übrigens heute noch das Motto des Berliner "Tagesspiegel" ist), weil dieser klassische Spruch schon in anderer Bedeutung verwendet wurde: "... es würden die res in dem Sinne aufgefaßt werden, in welchen sie durch die Figur der Industrie personifizirt sind. Da aber die Sentenz klassisch ist und deshalb schon in einem bestimmten Sinn seit Jahrhunderten Cours hat, so sind die Res als res naturales genommen, während wir hier gerade umgekehrt res artificiales damit bezeichnen wollen. Wir verstoßen also gegen die Classicität. Diß geht nicht, will mir scheinen. Es verdächtigt unsere Gelehrsamkeit im Auslande ..." [24.IV.1842]. - 1 Brief angestaubt.

Lot 2592, Auction  117, Reichenbach, Ludwig, Konvolut Briefe und Manuskripte

Reichenbach, Ludwig
Konvolut Briefe und Manuskripte
Los 2592

Zuschlag
2.600€ (US$ 2,796)

Details

Reichenbach, H. G. Ludwig, sächsischer Naturforscher, Zoologe und Botaniker, Professor in Dresden, 54 Jahre lang Direktor des Naturhistorischen Museums im Zwinger, Gründer des Botanischen und Mitbegründer des Zoologischen Gartens in Dresden (1793-1879). 6 eigh. Briefe m. U. "L. Reichenbach" bzw. "Reichenbach", 1 eigh. Brief-Konzept und 1 eigh. Manuskript. Zus. 22 S. Verschied. Formate, in der Mehrzahl gr. 4to und folio. Leipzig und Dresden 1810-1852.
An verschiedene Botaniker-Kollegen, durchweg ausführlich über botanische und zoologische Fachprobleme und Spezialfragen. In einem Brief vom 26. Oktober 1810 an den Lehrer Zschorn in Halle erwähnt er den Schauspieler und
Lepidopterologen Ferdinand Ochsenheimer (1767-1822): "... Aus Ihrem Verzeichniße ersehe ich daß sich Ihre Sammlung außerordentlich vermehrt haben muß seit ich sie nicht gesehen habe, und um sehr schöne Sachen. Die Z. Bellis die ich Ihnen neulich schikte haben Sie nicht in Ihrem Verzeichniß aufgeführt weil Sie sich vermuthlich von Ochsenheimer verleiten laßen, ihn für Achilleae var. zu halten, was er aber nicht ist; bei genauer Vergleichung finden Sie daß die Beschreibung ganz und gar nicht auf ihn paßt. In Altenburg hat Achilleae nie geflogen und Bellis ist heuer mehr als 20 mal da gefangen worden ...". - Vom 16. November 1822 bis zum 25 Februar 1823 wendet sich Reichenbach in drei umfangreichen Briefen über zoologische und andere naturwissenschaftliche Fragen an Professor Gustav Kunze (1793-1851) in Leipzig. Auch je ein Brief aus den 1840er Jahren sowie von 1852 spricht botanische und ornithologische Themen an. Ein umfangreiches Brief-Konzept, datiert Dresden, 3. August 1829, das sich mit der Drucklegung eines zoologischen Werkes beschäftigt, ist "Archiv" überschrieben. - Ein inhaltsreiches Großfolio-Blatt mit ornithologischen Abhandlungen ist offenbar ein Fragment eines größeren Werkes. - Ein beigegebenes, weiteres Manuskript-Fragment auf der Rückseite eines an Ludwig Reichenbach gerichteten Adress-Zettels könnte von anderer Hand stammen. - Durch seine zahlreichen lebensnah illustrierten Publikationen hat sich Reichenbach einen großen Namen gemacht; insbesondere seine "Vollständigste Naturgeschichte des In- und Auslandes (1845-1854, 2 Sektionen in 9 Bänden) hat sehr zu seiner Popularität beigetragen.

Lot 2593, Auction  117, Reichenbach, Ludwig, Urkunde 1846

Reichenbach, Ludwig
Urkunde 1846
Los 2593

Zuschlag
65€ (US$ 70)

Details

- Urkunde m. U. „L. Reichenbach“. 1 S. Zweifarbige Lithographie mit ornamentaler Bordüre, allegorischem Blindstempel und handschriftl. Eintragungen. Quer-folio. (Dresden) 26.XI.1846.
Sehr dekorative Urkunde der „Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Dresden“, die Herrn Dr. A. W. E. Th. Henschel in Breslau „als Zeichen ihrer Hochachtung wissenschaftlichen Verdienstes“ in ihrer Sitzung am 20. August 1846 zu ihrem „correspond. Mitgliede“ ernannt hat. Mit blauer Zier-Bordüre mit Weinranken, Schwänen, Krügen etc. - August Wilhelm Henschel (1790-1856) war Botaniker und Medizinhistoriker. - 2 vertikale Falten.

Lot 2595, Auction  117, Ritter, Heinrich, Brief 1858

Ritter, Heinrich
Brief 1858
Los 2595

Zuschlag
240€ (US$ 258)

Details

Ritter, Heinrich, Philosoph, 33 Jahre ord. Professor in Göttingen, Verfasser einer 12bändigen Geschichte der Philosophie (1791-1869). Eigh. Brief m. U. "H. Ritter". 2 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Göttingen 20.VI.1858.
An den (nicht genannten) Mediziner und Botaniker Carl Heinrich Schultz-Schultzenstein (1798-1871), Professor an der Berliner Universität. Ritter bedankt sich für die Übersendung der Schrift "Die Bildung des menschlichen Geistes" und die Erinnerung an alte Zeiten, "in welchen ich mich Ihres persönlichen Umgangs erfreuen und Sie als Collegen an derselben Universität begrüßen durfte. Es waren dies die Zeiten einer Jugend, an welche jeder sich gern erinnert sieht, wenn er in meinem Alter steht. Wenn Sie Ihrem Werke eine Aufmerksamkeit zuzuwenden wünschten, so wird das geschehen sein. Sie wissen, daß ich von alter Zeit her mit sehr weitaussehenden wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt gewesen bin und dieselben noch nicht vollendet habe, daß sie meine Gedanken ebenso sehr den ältesten wie den neuesten Erzeugnissen der Wissenschaft zugewendet haben; hierbei kann es leicht geschehen, daß man etwas übersieht, was nicht in engster Berührung mit dem Gange der Entwicklung steht, mit welcher man sich vorzugsweise beschäftigt und so, wie ich gestehe, ist es auch bisher mit Ihren Arbeiten für eine neue Theorie der geistigen Bewegung mir begegnet. Es ist alsdann sehr erfreulich, sich daran erinnert zu sehen, dass man etwas nicht hinreichend gewürdigt hat. Sie haben dabei den Wunsch ausgesprochen, daß ich Ihr Werk in den hiesigen gel.[ehrten] Anz.[zeigen] anzeigen möchte. Es thut mir leid sagen zu müssen, daß ich, so gern ich möchte, hierzu doch wenig Hoffnung habe. Theils ist das Buch schon etwas älter, als die neuen Sachen, welche in den kritischen Zeitschriften besprochen zu werden pflegen, theils bin ich in diesem Augenblick noch zu sehr mit andern Arbeiten beschäftigt, als daß ich bald die Zeit zur richtigen Würdigung Ihrer Schrift zu gewinnen hoffen könnte. Es wird Ihnen hieran wenig gelegen sein, da sich auch wohl andere Wege finden, neuen Theorien Bahn in der Wissenschaft zu brechen ...". - Das Buch "Die Bildung des menschlichen Geistes durch Kultur der Verjüngung seines Lebens in Hinsicht auf Erziehung zur Humanität und Civilisation. Neues System der Psychologie" von Carl Heinrich Schultz-Schultzenstein war 1855 in Berlin erschienen und somit, wie Ritter richtig sagt, nicht mehr ganz neu. Immerhin hat das Werk, das einen "dynamischen Vitalismus" propagiert, 2015 einen Neudruck erfahren.

Lot 2596, Auction  117, Sauerbruch, Ferdinand, Brief 1920

Sauerbruch, Ferdinand
Brief 1920
Los 2596

Zuschlag
240€ (US$ 258)

Details

Sauerbruch, Ferdinand, legendärer Mediziner, gilt als einer der bedeutendsten und einflußreichsten Chirurgen des 20. Jhdts (1875-1951). Masch. Brief m. U. "Sauerbruch". 1 S. Quer-gr. 8vo. München 16.VI.1920.
An einen Freund namens Ernst. "... Ich habe die Angelegenheit aus der Welt geschafft. Ich kenne Weiss nicht näher als durch die Operation seiner Frau. Er ist ein ausserordentlich nervöser Mann und meint vieles nicht so wie er es sagt. Es würde mich freuen, wenn ich Dich mal wiedersähe. Ich habe ja keine Ahnung, das Du noch immer in München bist ...". - Gelocht; kleine Randschäden.

Lot 2597, Auction  117, Seemann, Berthold, 2 Briefe aus London

Seemann, Berthold
2 Briefe aus London
Los 2597

Zuschlag
400€ (US$ 430)

Details

Begleiter der Franklin-Expeditionen
Seemann, Berthold, aus Hannover stammender Botaniker, Naturforscher und Weltreisender, Teilnehmer an vier Nordpolar-Expeditionen, bereiste ausführlich Mittel- und Südamerika sowie die Fidschi-Inseln, gab die Zeitschriften
"Bonplandia" und "Journal of Botany, British and Foreign" heraus und starb als Goldminen-Mitdirektor in Nicaragua (1825-1871). 2 eigh. Briefe m. U. "Berthold Seemann" bzw. "B. Seemann". In deutscher Sprache. Zus. 7 S. Doppelbl. 8vo. London 16.X.1862 und 16.XI.1864.
Der erste Brief an den Chemiker und Diatomeen-Forscher Albert Grunow (1826-1914), Angestellter der Berndorfer Metallwarenfabrik in Niederösterreich, den Seemann wohl bei einem London-Besuch Grunows kennengelernt hatte. "... Aus Bonplandia IX., p. 270 ersehe ich, daß Sie ... eine neue Diatomacee entdeckt haben, die, wie Sie glauben, aus Süd-Amerika gekommen. Unsere hiesigen Gelehrten haben bereits mehrere Diatomaceen aus dem Victoria Bassin beschrieben, und zerbrechen sich den Kopf darüber, was Ihre Trivionella Victoriae - so ist es in den Sitzungsberichten geschrieben -, wohl sein könne. Sollten Sie die Beschreibung schon gedruckt haben, so senden Sie mir doch umgehend einen Ausschnitt des Artikels brieflich zu. Sollte sie noch nicht gedruckt sein so senden Sie mir eine Abschrift Ihrer Beschreibung, und ich will sie dann mit den hier veröffentlichten vergleichen lassen, durch competente Freunde ... Ein Freund von mir will grade ein Verzeichniß aller brittischen Diatomeen zum Druck geben, und es wäre ihm jeder Zuwachs lieb. Sir W. J. Hooker hält es für ganz unmöglich daß Ihre oder die andern Diatomaceen mit der Victoria aus Südamerika gekommen, da die Samen trocken herüber kamen ... gedenken Sie an Ihr Versprechen der Bonplandia zuweilen etwas zufließen zu lassen ..." [16.X.1862]. - Der zweite Brief an einen Duzfreund in Hamburg, dessen Name getilgt ist, wahrscheinlich der Botaniker und Orchideen-Spezialist Gustav Reichenbach. "... Anbei übersende ich Dir die für das Journal of Botany gemachte Tafel, mit Benutzung Deiner mir gütigst mitgetheilten Analyse. Ich würde mich sehr freuen wenn Du mir recht bald den Text dazu sendetest, sowie eine Erklärung der Analyse (die Figuren bitte ich zu numeriren), - da die Arbeit in nächster Nummer gedruckt werden muß ... Auch wegen der Viti Orchideen möchte ich gern bald Antwort haben, da das erste Heft der Flora in einigen Wochen ausgegeben wird, und ich mich wegen der Tafeln zu den Orchideen entschließen muß. - Du kannst mir ja schreiben, was ich Dir für die Arbeit in Pflanzen zahlen soll. Oder ob baar Geld, oder ein colorirtes Exemplar der Flora Vitiensis ... Ich erwarte nächstens eine Sendung Pflanzen von Cochinchina; kann ich Dir etwas von dort bestellen? ..." [16.XI.1864]. - Seemanns "Flora Vitiensis. A description of the plants of the Viti od Fiji Islands with account of their history, uses and properties" erschien 1865 und basierte auf seiner Erforschung der Fidschi-Inseln im Jahre 1859. - Der erwähnte Sir William Jackson Hooker (1785-1865) war Professor der Botanik in Glasgow und erster Direktor der Royal Botanic Gardens in Kew. - Es spricht für Seemanns interessante Persönlichkeit, dass er als Naturforscher im Auftrag der britischen Admiralität mit der Fregatte Herald nicht nur an einer Weltreise, sondern auch an drei Nordpol-Expeditionen zur Suche nach dem verschollenen Sir John Franklin teilnahm. - Sehr selten.

Siebold, Philipp Franz von
Brief 1830 aus Jakarta
Los 2598

Zuschlag
20.000€ (US$ 21,505)

Details

1830 zurück aus Japan
Siebold, Philipp Franz von, der große Japan-Reisende, Arzt, Botaniker und Ethnologe, lebte als einer von ganz wenigen Europäern 1823-1829 sowie 1859-1862 im isolierten Japan, brachte hochbedeutende Sammlungen nach Europa und gilt als Begründer der modernen Japanforschung (1796-1866). Eigh. Brief m. U. "Ihr Sohn Fr. v. Siebold". 31/2 S. Doppelblatt. 4to. Batavia (Jakarta) 9.II.1830.
Aus Indonesien auf der Rückreise von seinem ersten großen Japan-Aufenthalt an "meine Theuersten", womit wohl seine Mutter und sein Onkel, der als Pfarrer Vaterstelle an ihm vertreten hatte, gemeint sind. "... Glücklich von Japan entkommen bin ich nun mit dem Schiffe Java mit allen meinen Sammlungen und litterarischen Arbeiten angelangt. Die Reise selbst hat mir sehr zugesetzt, doch habe ich mich bis heute völlig gut erholt und wohne absichtlich auf dem Lande um mich für meine kurz bevorstehende Reise nach Europa zu stärken. Ausserordentliche Unfälle und Schicksale habe ich durchstanden .. nichts ist für die Wissenschaft verloren gegangen und die außerordentlich herzliche Theilnahme und die glänzende Aufnahme von meiner hiesigen Regierung entschädigte mich für alles. Wahrscheinlich, wohl sicher, gehe ich in höchstens vier Wochen mit dem Schiffe Java unter den günstigsten Winden nach Holland zurück - mit vollem Tractamente und in Commission der Niederländ. Indischen Regierung (f 375 p. Monat!) um die Ausgabe meiner Werke über Japan zu zu beschleunigen. Meine Arbeiten machen Aufsehen auf ganz Batavia, ... Sie werden Staunen! was in sieben Jahren gearbeitet ist, nicht alles durch mich doch alles unter meiner Leitung ...". Er denke z. B. an "die Bearbeitung des Gottesdienstes, wo die Brahma-Budoka Lamaisma in mehr als 300 Abbildern nachgewiesen ist ... Allein bey dreissig Wörterbüchern der Chinesischen, Japanischen Sprache, Ainosprache, Sanscrit - Mantschou - Korea - Linkin inseln befinden sich bearbeitete unter meiner Sammlung. Alle alten und neuen Münzen mehr als 1500 Stücke, von 221 Jahren vor Christus bis heute, circa 1200 Bücher [?], 600 Rollen Gemälde ... mehr als 1000 Spec. lebende Gewächse und 800 Saamen; die lebenden Gewächse sind alle noch in bestem Zustande ...". Berichtet dann, dass er bereits 1825 Tee in Samen nach Java gebracht habe, der nunmehr größte Verbreitung gefunden habe. In einem Nachwort gibt er noch Empfehlungen für die Verwendung von 2000 Gulden, die er den Adressaten im vorigen Jahr "zur Disposition gestellte habe." - Mit der Bemerkung "glücklich von Japan entkommen" spielt Siebold wohl auf den Umstand an, dass er und seine japanischen Freunde bei seiner Ausreise wegen streng verbotenenen Ausfuhrversuchs diverser Gegenstände vor Gericht gestellt und teilweise zu schweren Strafen verurteilt wurden; Siebold wurde schließlich mit lebenslänglicher Verbannung bedacht, konnte aber doch den größten Teil seiner Sammlungen mitnehmen. - Aus der Sammlung Künzel. - Von großer Seltenheit.

Lot 2599, Auction  117, Siebold, Philipp Franz von, Brief 1835+ signierte Beilage

Siebold, Philipp Franz von
Brief 1835+ signierte Beilage
Los 2599

Zuschlag
9.000€ (US$ 9,677)

Details

32 japanische Malereien für 200 Gulden
- Eigh. Brief m. U. "von Siebold" nebst einer gleichfalls signierten Beilage. Zus. 31/2 S. 1 Doppelblatt, 1 Einzelblatt. Gr. 4to. Leyden 15.XII.1835.
Wohl an den (nicht genannten) Wiener Botaniker und Sinologen Stephan Ladislaus Endlicher, Bibliothekar an der Hofbibliothek, später Professor und Direktor des Botanischen Gartens (1804-1849), dem Siebold Verzeichnisse der japanischen und chinesischen Bücher und Münzen sendet, die er durch einen Spediteur an die k. k. Hofbibliothek geschickt habe. "... Die Sammlung ist in eine Kiste, bezeichnet PVS no 1 verpackt ... Aus dem Verzeichnisse können Sie einstweilen ersehen, welche gute Auswahl ich getroffen und welche kostbare Seltenheiten Sie durch meine Verwendung erhalten. Ueber den Werth dieser litterarischen und numismatischen Seltenheiten habe ich mich bereits in meinem früheren Schreiben ausgesprochen; ich will nur noch wiederholen, daß man Jap. Bücher und Karten nicht denen Schinesischen gleichstellen darf: Jene übertreffen in wissenschaftlicher und technischer Hinsicht bei weitem diese und die geringe Anzahl, die man davon in Europa besitzt, stellt sie unter die seltneren orientalischen Schriften. Noch muß ich bemerken, daß ich ein Porte feuille mit japanischen Malereyen und Handzeichnungen nach den verschiedenen Schulen geordnet, beigefügt habe; Sie gehören meinem Freunde de Villeneuve, früher mein Zeichner auf Japan, wollen Sie diese interessante Sammlung für die Hofbibliothek nehmen, dann können Sie dieselbe für f 200 haben, wo nicht, dan [!] haben Sie die Güte dieselbe einstweilen in Verwahrung zu nehmen ...". Nennt dann die Preise und Zahlungsziele für die Sammlungen von Münzen, Büchern und Karten. "... Den Preis der Schinesischen Bücher setze ich, wenn sie für Sie sind, auf f 125 Münze. Sie sind in blaues Papier eingepackt um sie beim Auspacken sogleich zu erkennen. Ich hielt es für anständig und rathsam betreffend die Versendung, Preise und Zahlungs Termine ein Schreiben an S.[eine] E.[xzellenz] den Herrn Grafen Dietrichstein beizulegen. Uebergeben Sie es ihm gefälligst nebst den Verzeichnissen ... Der erwähnten Kiste habe ich einige Päcke und Briefe beigepackt, die ich Sie bitte zu besorgen, nämlich: 1 Pack und Brief an S.[eine] D.[urchlaucht] Fürst Metternich ... 1 Pack an Baron Jacquin, 1 Pack an Dr. Reichenbach, 2 Päcke an Soc. flor. St. Helenae. - Es ist alles, was ich auf St. Helena wild wachsend gesammelt habe und hat in so ferne einigen Werth um eigentlich zu wissen, was da vorkommt. Wenn Sie die Pflanzen bestimmt haben, bitte ich mir bloß ein Verzeichniß davon aus ...". - Die erwähnten Listen der Bücher und Münzen liegen hier nicht mehr bei, aber das eigenhändige "Verzeichniß Japanischer Malereyen nach den verschiedenen Schulen geordnet" (11/4 S. Gr. 4to.), mit der Beschreibung von 32 Blättern, am Schluß signiert "von Siebold". - Interessantes Material über die Auswertung von Siebolds Japan-Sammlungen.

Lot 2600, Auction  117, Siebold, Heinrich von, 4 Briefe an Rosa von Gerold

Siebold, Heinrich von
4 Briefe an Rosa von Gerold
Los 2600

Zuschlag
850€ (US$ 914)

Details

"unsere tapferen Japaner"
- Siebold, Heinrich (Henry) von, jüngerer Sohn Philipp Franz von Siebolds, Japanologe, begleitete 1869 seinen Bruder Alexander nach Japan, bedeutender Sammler, gilt neben Edward S. Morse als Begründer der neuzeitlichen Archäologie in Japan (1852-1908). 4 eigh. Briefe m. U. „H Fhr von Siebold“, „Baron v. Siebold“ und „Baron H. von Siebold“. Zus. 10 S. 2 Briefe mit gekröntem Monogramm „HS“ im Briefkopf. 8vo und kl. 4to. O. O. bzw. Tokio und Schloss Freudenstein bei Bozen (ca. 1875) - 1902.
An die Wiener Salonière Rosa von Gerold. „... Darf ich mir die Freiheit nehmen, Ihnen ... anbeifolgend eine Porcelan Schaale, ein Erzeugniß japanischer Industrie als bescheidene Erinnerung anzubieten ...“ (um 1875). - Am 27. Oktober 1894 schreibt er aus Tokio, entschuldigt sich für langes Schweigen und übersendet sein Porträt. „... Wenn ein schöner Traum sich erfüllt haben würde, so wäre ich wohl an Stelle dieser Zeilen in unserem lieben Wien - leider aber haben sich, wie Sie ja aus den Zeitungen verfolgt haben dürften, die Zustände hier so ernst gestaltet, dass ich jedenfalls noch bis zum Friedenschlusse mit China ausharren muss. Wann dieser Moment aber eintreffen dürfte, ist vorläufig noch recht schwierig mit Sicherheit zu bestimmen. Unsere tapferen Japaner werden kaum ihrem Siegeslaufe Einhalt thun - bis die Kaiserliche Standarte auf Mauern von Peking entfaltet sein wird - es sei denn dass die fremden Mächte, willig und in der Lage, auf die Japaner eine sehr starken Druck auszuüben. Alle bisherigen Versuche sind gescheitert.- Watanabe’s, die ich, obgleich dieselben sehr zurückgezogen leben, öfters sehe, bitten mich Ihnen die herzlichsten Grüsse zu übermitteln ... In Anbetracht des Krieges wird dieser Winter hier wohl besonders still vergehen, wie überhaupt der Verkehr in gesellschaftlicher Beziehung mit den Japanern sehr abgenommen hat - ganz kann ich es ihnen nicht verdenken! ...“. - Am 5. November 1902 schreibt er aus Eppau (Bozen): „... Bei der grossen Interesse, die Sie stets für Japan gehegt haben, dürfte es Sie auch interessiren zu erfahren, dass ich mit der Ausarbeitung meiner ‚Souvenirs du Japan’ - während 25 Jahren in Ostasien gesammelt, beschäftigt bin ...“. - Beiliegend der Brief eines W. Siebold, gleichfalls an Rosa von Gerold. "... Fast habe ich mir Vorwürfe gemacht, Sie bei Ihrem Besuche in d. japanischen Ausstellung vernachlässigt zu haben ..." ("Hotel Bristol" o. J.).

Lot 2601, Auction  117, Simmons, Herman Georg, Manuskripte 1891-1893

Simmons, Herman Georg
Manuskripte 1891-1893
Los 2601

Zuschlag
80€ (US$ 86)

Details

Simmons, Herman Georg, schwed. Botaniker, Teilnehmer an der zweiten Fram-Expedition, Dozent in Lund, Professor in Uppsala (1866-1943). Eigh. Manuskript mit aufgeklebtem Namenszug. In schwed. Sprache. 15 S. Lose Doppelbl., jeweils einseitig beschrieben. Folio. (Lund) 9.III.1891 - 16.III.1893.
Eigenhändige Protokolle von "Lunds botaniska förenings förhandlingen". Während bei den Sitzungen von 1891 und 1892 die Vorträge jeweils nur mit ein bis zwei Sätzen charakterisiert sind, umfasst die Wiedergabe der Verhandlung vom 16. März 1893 12 Seiten und spiegelt somit eine ausgedehnte Diskussion der anwesenden Botaniker wider. - 1 Blatt enthält, auf der Rückseite aufgeklebt, den ausgeschnittenen Namenszug von Herman Simmons. 1 Blatt im Quer-Oktav-Format.

Lot 2602, Auction  117, Stobwasser, Johann Heinrich, Quittung 1816 + Beigabe

Stobwasser, Johann Heinrich
Quittung 1816 + Beigabe
Los 2602

Zuschlag
200€ (US$ 215)

Details

Stobwasser, Johann Heinrich, Gründer und Inhaber der weltbekannten Lackwaren-Fabriken in Braunschweig und Berlin (1740-1829). Quittung m. U. "Joh: Heinr: Stobwasser Sen." und rotem Lacksiegel: "J.H.St.". 1/2 S. Doppelblatt mit Adresse. 4to. Braunschweig 21.III.1816.
An das Hochfürstliche Kreisamt in Salder. "Daß der Kohtsasse Hennig Fuest in Leben-Staedt den rest von 70 rh von der Obligation von 300 rh bezahlt, also daß diese gedilgt und benannt. Hennig Fuest die obligation ausgehändigt werden kan bescheinig mit unterschrift u. Siegel Joh: Heinr: Stobwasser Sen." - Als "Kotsassen" wurden leibeigene Kleinbauern bezeichnet. - Dabei: Christian Heinrich Stobwasser, Direktor der Stobwasserschen Lackwaren-Fabriken, ab 1818 in Berlin (1780-1849). Brief m. U. "CH Stobwasser". 1 S. 4to. Berlin 28.I.1833. - An August Grotrian, Direktor des "Großen Clubs" in Braunschweig. Stobwasser zeigt sich etwas ungehalten, dass er nach 18jähriger kaum ausgeübter Mitgliedschaft im Club und 15jähriger Abwesenheit von Braunschweig plötzlich wegen ausstehender Mitgliedsbeiträge gemahnt wird. "... Da ich mich als ein Ehren Mitglied des Großen Klubbs angesehen habe, so habe ich um so weniger an die Bezahlung des Clubbeytrags gedacht, als ichs dem Clubdiener Mittendorff zur Zeit meiner activen Mitgliedschaft ... zur Pflicht machte, jährlich den Beytrag in Meinem Comtoir einzuziehen. Mittendorff muß meinen Auftrag gar nicht vollzogen haben ... Demohngeachtet würde der Clubb nicht fordern, wenn er kein Recht hätte, und Ich muß zahlen, bitte aber, dass mich der hochverehrliche Clubb aus der Liste seiner Mitglieder ausstreicht ... PS. Eben sehe ich, daß die 18 Taler nicht ausdrücklich mit Buchstaben benannt sind. Sollte darin nicht viell. ein Irrthum liegen, denn mir ist gar keine Rechnung von dem Großen Clubb zugekommen." - In dem 1780 gegründeten "Großen Club" in Braunschweig hatten bereits Lessing und Leisewitz verkehrt. - Einige Randschäden. - Aus der Sammlung Paul Wallich.

Lot 2604, Auction  117, Wolf, Friedrich August, Zeugnis 1799 für C. F. A. Brohm

Wolf, Friedrich August
Zeugnis 1799 für C. F. A. Brohm
Los 2604

Zuschlag
120€ (US$ 129)

Details

Wolf, Friedrich, Altphilologe, Professor in Halle und Berlin, Mitglied der Preuß. Akademie der Wissenschaften, bedeutender Homer-Forscher, stand mit W. v. Humboldt, Goethe und Schiller in Verbindung (1759-1824). Eigh. Studienzeugnis m. U. "Fr. A. Wolf, Prof. d. Beredsamk." 1/2 S. Doppelblatt. 4to. Halle (Saale) 23.II.1799.
"Herr Carl Friedr. Aug. Brohm aus Berlin hat auch in diesem halben Jahre meine sämmtlichen Vorlesungen mit unausgesetzten rühmlichen Fleiß besucht, worüber ich ihm dieß Zeugniß mit Vergnügen ertheile ...". - Brohm (1779-1838) schrieb später mehrere Werke zur Antike und brachte es ebenfalls zum Universitätsprofessor. - Etwas gebräunt.

Lot 2605, Auction  117, Welser, David, Brief nach Verona

Welser, David
Brief nach Verona
Los 2605

Zuschlag
200€ (US$ 215)

Details

GESCHICHTE UND WIRTSCHAFT

Italien und Deutschland in europäischen Krieg

Augsburg. - Welser, David, Ratsherr und Bürgermeister in Augsburg (1570-1654). Eigh. Brief m. U. „David Welser“. In ital. Sprache. 1 S. Doppelblatt mit Adresse und Ringsiegel. Folio. Augsburg 21.VI.1641.
An Gasparo Gherardi, Marchese di Serrano, in Verona. Interessanter Brief über Handel und Politik im Zeichen des 30jährigen Krieges. Erwähnt wird der Barberini-Papst Urban VIII. "... Le guerre vanno da per tutto avanti, unde di breve si havranno da sentir gran nuove, le quali saranno però sempre conformi alla volontà di sua Divina Maestà. Sua Santità si mostra esser in risolutissima magnanime in prorogar tanto la promos esi card[ina]li, dalla quale però pare che dependa l’accrescimento, overo rovina di casa Barberina humanamente discorrendo ... A Ratisbona si fanno spesse sessioni, mà sin qui non se ne vedono grandi effetti, essendo le intentioni troppo diversi, anzi contrarie delli interessati, bisognarà che la mano d’Iddio vi ponga rimedii ...". - Frisch erhalten. - Aus der Sammlung Paul Wallich.

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