- Eigh. Brief m. U. "Arno Holz". 2 S. (Bleistift). Doppelblatt. 4to. O. O. 31.VIII.1925.
Ausführlicher Beschwerdebrief an den Dietz-Verlag, wegen der säumigen Drucklegung des letzten Bandes seiner 10bändigen Werkausgabe. "... Allen Versprechungen, die mir die Druckerei bisher immer wieder und wieder gemacht hat, zum Trotz, bedaure ich, Ihnen unter dem heutigen Datum erklären zu müssen: mein Werk, dessen sämtliche einschlägige Schlußmanuskripte ich mehr als genügend rechtzeitig abgeliefert habe, wird verspätet fertig und wir erleben mit ihm einen so gut wie sicheren buchhändlerischen Reinfall, wenn nicht jetzt endlich, noch in elfter Stunde, vom Verlag aus ein allerheiligstes Donnerwetter dazwischen fährt und die Druckerei dadurch veranlaßt wird ... endlich auch ihre Versprechen zu halten!!! ..." (etc.). Erörtert die Seiten, die Termine, die Ergebnisse und gelangt zu der Bilanz: "... und so bleibt mir nichts übrig, als für alle Eventualität schon heute 'meine Hände in Unschuld zu waschen'! ...". - Gelocht.
Kerner, Justinus, Arzt und Dichter (1786-1862). Eigh. Brief (Billet) m. U. "Dr Kerner". 1 S. 8vo. Weinsberg 27.XI. o. J.
An einen Verleger. "... Ich sollte nothwenig wissen, wie weit jezt das übersandte Manuscript (mit dem hier folgenden) reicht, um die fernere Abtheilung und Sendung darnach richten zu können ...". - Beiliegend eine neuere fotografische Reproduktion eines Kerner-Porträts (ganze Figur, sitzend).
Klabund (d. i. Alfred Henschke), Dichter und Übersetzer (1890-1928). Eigh. Brief m. U. "Klabund". 2 S. Doppelblatt. Kl. 4to. Davos (Schweiz) 16.I.1928.
Im Jahr seines frühen Todes an Paul Barnay, Intendant der Vereinigten Breslauer Bühnen. "... interessiert Sie eine neue russische Komödie , die im heutigen Russland spielt: 'Die Liebe auf dem Lande' von J. M. Woikow, 1 Frau, 4 Männer. Ich habe die Übersetzung ein wenig poliert. Die gemeinsame Uraufführung mit Hamburg wäre noch frei ... Warum spielen Sie 'Kirschblütenfest' nicht? großer Erfolg überall. (Die 25. Aufführung ist dieser Tage in Hamburg, die Première in Wien dieser Tage.) ...". - Lochung unterlegt; kleine Tintenverwischung. - Dabei: Derselbe. Eigh. Postkarte m. U. "Klabund". 1 S. (Bleistift). (München 20.VI.1924). - An den Schriftsteller und Feuilletonisten Ephraim Frisch in München. "... ich versuchte (vergeblich) Sie heute anzutelefonieren. Ich bin einige Tage in München, wohne Herzogstr. 42/III l, schreiben Sie mir, wann und wo ich Sie sprechen kann ...".
"pour les vers je suis liés"
Lamartine, Alphonse de, franz. Schriftsteller und Politiker, führender Lyriker der franz. Romantik (1790-1869). Eigh. Brief m. U. "Lamartine". 2 S. Doppelblatt mit Adresse. Gr. 8vo. St. Point 8.VII.1836.
An Charles Buloz, Chefredakteur der "Revue des deux Mondes". Bedankt sich für dessen Angebot zur Zusammenarbeit. "... Mais que faire seul? La Politique est aux oeuvres collectives. Or j'ai un gout trop invincible pour la Politique pour écrire en prose autre chose? Il n'y a que les vers qui de tems en tems méritent d'être écris pour eux mêmes et vous savez que pour les vers je suis lié. À mon retour à Paris si nous trouvons à nous réunir quatre ou cinq têtes dans une même pensée je ne dis pas non. Jusque là je ne vois pas la de quoi me décider à renoncer à mon oisif loisir politique où la chambre m'a laissé et où je reste avec délice ...".
Lamartine als Revolutionär
- Eigh. Brief m. U. "Lamartine". 2 S. Gr. 8vo. O. O. (April 1848).
An eine gleichgesinnte Dame im Revolutionsgeschehen. "... Je suis bien fier d'un parail aide de camp dans la campagne que nous faisons pour la liberté et sous l'esprit humain. Je connais les faits de l'armée et je les combats de toutes mes forces ... Dans deux jours je serai libre d'aller diner avec notre prophète que je venere autant que je l'aime ...". - Im April 1848, nachdem Lamartine Außenminister und Chef der provisorischen Regierung geworden war, wurde
er zum Mitglied der verfassunggebenden Versammlung für die (kurzlebige) Zweite Republik gewählt.
Lasker-Schüler, Else, Dichterin (1869-1945). Eigh. Postkarte m. U. "Else Lasker Schüler". 11/2 S. Berlin 26.I.1929.
An Dr. J. Veith in Prag. "... Mein Peter-Hille Buch ist noch nicht übersetzt. Ich allein kann die Erlaubniß geben, da Cassirers Verlag von mir und Anwalt verboten wurde eine neue Auflage zu drucken ...". - Beiliegend eine neuere fotografische Reproduktion eines Lasker-Schüler-Porträts.
- Eigh. Postkarte m. U. "O. Loerke". 1 S. Bad Mergentheim 19.VIII.1930.
An Armin Schönberg in Dresden, der ihn um eines seiner Bücher gebeten hatte.
"... vielen Dank für Ihren Brief und die vielleicht zukunftsverheißende Beilage. - Ich bin krank und gebrauche hier die Kur. Ihren Wunsch kann ich in absehbarer Zeit nicht erfüllen, da fast jeder, der meine Bücher lesen will, mich darum bittet. Ich muß meine Bücher selbstverständlich zum Verschenken auch kaufen, und meine Arbeit ist ohnehin opfervoll genug. Verzeihen Sie mir, daß meine materielle Kraft nicht groß genug ist ...". - Gebräuntes Papier.
- Eigh. Brief m. U. "Heil Hitler! Oskar Loerke". 2 S. Gr. 4to. Berlin-Frohnau 17.VIII.1940.
An Herrn Puschmann, der sich kritisch zu der Auswahl der Texte in der zweibändigen Anthologie "Deutscher Geist. Ein Lesebuch aus zwei Jahrhunderten" geäußert hatte, die, herausgegeben von Oskar Loerke und Peter Suhrkamp, 1940 bei S. Fischer erschienen war. Loerke bemüht sich, die Einwände zu entkräften. "... selbstverständlich, wo es sich um fast 2 Jahrhunderte und viele Leser handelt, tauchen so viele Fragen auf, daß kein Einzelner die Zeit aufbrächte, sie so, wie es sein sollte, zu erörtern. Mit [Franz] Kugler haben Sie völlig recht. Der Text ist ein Auszug aus dem französischen Original Friedrichs [des Großen], doch schien uns Kugler durch sein großes biographischens Friedrichbuch, vor dem aber die Forschung nicht Halt gemacht hat (sodaß andere Stücke weniger geeignet erschienen) gerechtfertigt als Urteilender, die deutsche Fassung Prägender und Auswählender herangezogen zu werden. Neue Übersetzungen haben wir nicht gebracht, aber eine ganze Anzahl von Zitaten. Friedrich hat ja auf das deutsche Geistesleben einen so ungemeinen Einfluß gehabt, daß wir ihn berücksichtigen mußten. Etwas Deutsches außer etwa den unwesentlichen Briefen an den Kammerdiener Fredersdorf war nicht da ...". - Ein weiterer Kritikpunkt des Lesers war die Mörike-Auswahl. Loerke erwidert: "... Bei Mörike bitte ich Sie, die Composition der ganzen beiden Bände des 'D. G.' zu berücksichtigen. M. zeichnet sich gerade durch die Trockenheit seines Berichtes aus, vergegenwärtigen Sie sich bitte Justinus Kerner, Die Blätter von Prevost, M's eigenen Maler Nolten u.s.w. Der Beitrag ist durch seine Anschaulichkeit, durch die herbeigezogenen Zeugenschaften und dadurch, daß er der einzige aus diesen Grenzgebieten in den zwei Bänden ist, wohl nicht unwürdig. So treten auch sonst manche Dichter hier nicht als Dichter (selbst nicht in der Zwitterform einer dichterischen Prosa) auf, sondern eher als gut und einfach darstellende Prosaiker. Übrigens wäre von Mörike noch ein Brief über drei Zeichnungen von Schwind in Betracht gekommen, aber über bildende Kunst hatten wir bereits genügend und bedeutsameres Material ...". - Bemerkenswerte Offenbarung der Auswahlkriterien Loerkes und Suhrkamps bei dieser als besonders repräsentativ beabsichtigten Anthologie.
Mann, Heinrich, Bruder Thomas Manns, Schriftsteller (1871-1950). Eigh. Brief (Billet) m. U. "Heinrich Mann". 2/3 S. Doppelblatt. Kl. 4to. Riva (Tirol) 12.I.1905.
An einen Verleger oder Redakteur. "... Am 5. d. M. kündigten Sie mir die erfolgte Absendung meines Honorars an. Ich glaube Ihnen mittheilen zu sollen, daß ich nichts bekommen habe, damit Sie eventuell bei der Post reklamiren können ...". - Gelocht. - Beiliegend ein Porträtfoto Manns (neuerer Hochglanz-Abzug). - Ferner beigegeben: Johannes R. Becher, expressionistischer, später kommunistischer Lyriker, Nationalpreisträger und Kulturminister der DDR (1891-1958). Eigh. Postkarte m. U. "Johannes R. Becher". 1 S. (Bleistift). München, Krankenhaus links der Isar, 4.I.1915. - An den Schutzverband deutscher Schriftsteller in München. Dankt für deren Brief, auf dessen Inhalt er wegen seines Krankenhaus-Aufenthaltes im Moment nicht eingehen könne. "... Also, wenn Sie die Güte haben, mein Ersuchen zu erfüllen, bitte die neue Adresse zu beachten." - Mit Empfänger-Vermerk: "Unerledigt! Eilt!"
Mann, Thomas, Schriftsteller, Nobelpreisträger (1875-1955). Eigh. Postkarte m. U. "Thomas Mann". 1 S. München 9.VIII.1919.
An Adolf Linne in Bremen. "... Ihre Art, mir über die 'Betrachtungen' zu schreiben, hat mich besonders wohlthuend berührt. Nehmen Sie meinen Dank und herzlichen Gruß! ...". - Manns "Betrachtungen eines Unpolitischen" waren im Vorjahr erschienen. - Die Schriftseite durch Poststempel-Spuren beinträchtigt.
Rilke über die Natur der Liebe
Rilke, Rainer Maria, Dichter und Übersetzer (1875-1926). Eigh. Brief m. U. "RM Rilke". 4 S. Doppelblatt. Kl. 4to. Paris 12.XI.1913.
Sehr schöner Brief an den früh-expressionistischen Dramatiker Reinhard Johannes Sorge (1892-1916, in Frankreich gefallen), dessen Drama "Der Bettler" 1912 bei S. Fischer erschienen war. "... ich habe Ihre Adresse vermerkt und und lasse bald dorthin das versprochene Buch folgen; es zeigt sich, dass ich kein gebundenes Exemplar hier habe und ich bestelle nun eines, das mir der Inselverlag mit dem nächsten Postpaket mitzusenden haben wird ...". Schickt vorläufig schon den Insel-Almanach und "die von mir übertragenen fünf Briefe der bekannten portugiesischen Nonne" [das 1913 in der Insel-Bücherei erschienene Bändchen "Portugiesische Briefe. Die Briefe der M. Alcoforado"]. "... Ihr 'Bettler', dessen Sendung Sie mir damals freundlich anzeigten, ist mir nicht zugekommen; ich merke eben, aus der Zusendung der Rundschau, daß der Fischer'sche Verlag noch meine spanische Adresse verwendet, vielleicht ist auch Ihr Buch über diesen Umweg gegangen und findet mich doch eines Tages hier. Übrigens habe ich es mir gleich damals nach Ihrem Besuch in München beim Buchhändler geholt, und gelesen hab ich es mehr als einmal mit aufmerksamster Theilnehmung. - Ich habe den Sommer über soviel Eindrücke intensiver und starker Art gehabt, daß es mir jetzt Mühe machen würde, bei nicht recht geordnetem Innern, die Antheile herauszuheben und zu beschreiben, die ein einzelner Gegenstand, Ihr Buch, innerhalb eines großen Umkreises von Einflüssen besitzt. Jedenfalls bin ich Ihnen durch diese Vorbereitung nahe genug gekommen, um Ihre künftigen Schriften so herzlich zur Hand zu nehmen, wie ich mir das bei unserer kurzen Begegnung wünschte. - Für Rom, das mir so sehr lieb war und ist, wünsch ich Ihnen alles Günstige, und das es die Art fände, Ihnen seine Größe großmüthig beizubringen; es ist vielleicht der Orst innerhalb der europäischen Kultur, an dem sich alles am zeitlosesten hinnehmen und verwenden läßt ... Die Briefe der Nonne aus dem Hause Alcoforado gehörten seit Jahren zu den Erscheinungen, die an gewissen inneren Wendungen meines Weges über rechts oder links entschieden haben. Ich bewunderte in ihnen zweierlei; das unermeßliche Hinauswachsen der großen Liebe über diesen (unzulänglichen) Geliebten: (woraus sich mir die Vermuthung nahelegte, daß es die Natur der Liebe sei, über jeden, auch den besseren und höheren Geliebten, maaßlos hinauszuwachsen;) - und dann: die Redlichkeit, die beinah obstinate Genauigkeit dieser Liebenden ihrem immensen Gefühl gegenüber, indem sie es nicht, von dem Treulosen fort, auf Gott hinbezog, wozu in der Heftigkeit dieses Gefühles selbst, in ihrer Verzweiflung, ja sogar in ihrem Stand soviel Anlaß gewesen wäre. Eine Nachschrift, in der das alles sollte angemerkt werden, habe ich, da meine Auffassung in manchem sich verschoben hat, im letzten Augenblick fortgelassen ...". - Rom und die portugiesische Nonne standen jetzt im Mittelpunk von Sorges Interesse, denn er war in diesem Jahr mit seiner Frau zum katholischen Glauben konvertiert. - Sorges Besuch im Jahre 1912 bei Rilke im Münchener Hotel "Marienbad" wird in der Rilke-Chronik von Schnack-Scharffenberg nicht erwähnt. - Wenige kleine Stockfleckchen; inhaltlich prächtiger, gehaltvoller Brief.
Ein frühes Gedicht Friedrich Rückerts?
Rückert, Friedrich (?), Dichter, hervorragender Orientalist und Übersetzer (1788-1866). Eigh. Gedichtmanuskript. 13/4 S. 8vo. O. O. März 1808.
"Der Dichterruhm". 7 Strophen zu je 6 Zeilen: "Freunde, laßt euch nicht betrügen! / Klein' und große Dichter lügen, / Wenn sie keck dem Ruhme schmähn. / Jeder träumt von Lorbeerkränzen, / Jeder will in Marmor glänzen, / Aber keiner wills gestehn. - Saaten, die für Ewigkeiten / Schillers weise Hände streuten, / Giebt er euch für Blümlein nur, / Die, dem Boden kaum entsprosset, / Schnell in Saamen aufgeschosset, / Welkend schwinden ohne Spur. - Mir auch ist in vorgen Jahren / Wohl ein solches Wort entfahren, / Stolz von außen, innen leer; / Ich auch schmähte keck dem Ruhme, / Trat in Staub des Lorbeers Blume, / Doch nun thu' ich das nicht mehr ...". - Von dem Antiquar Rosenthal im Jahr 1885 ohne jedes Bedenken dem 20jährigen Rückert zugeschrieben, wie der beiliegende Orig.-Katalogzettel mit hohem Preis-Ansatz ("M. 22.-") zeigt. Ein weiterer Vermerk auf dem Zettel besagt, dass Rosenthal das Gedicht am 13.9.1888 dem Schriftsteller Karl Emil Franzos verkauft oder zumindest angeboten hat. Die Handschrift des durchaus originellen Textes passt in der Tat zu dem jungen Rückert. Das Blatt guten Schreibpapiers ist offenbar aus einem Buch, vielleicht einem Notizbuch Rückerts, herausgetrennt. - Gering braunfleckig.
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