Creuzer, Friedrich, Heidelberger klass. Philologe und Symboliker, von Karoline von Günderrode schwärmerisch verehrt (1771-1858). Eigh. Brief-Konzept m. U. "Friedrich Creuzer". 1 S. Doppelblatt mit Adresse. Goldschnitt. Folio. Heidelberg 16.IX.1837.
Wohl Entwurf eines Dankschreibens an Louis Philippe I., König der Franzosen, den "Bürgerkönig", der ihm den Orden der Ehrenlegion verliehen hatte. "Eure Majestaet haben die Gnade gehabt, einem deutschen Professor in meiner Person durch Ertheilung des Ordens der Ehrenlegion eine grosse Auszeichnung zu gewähren; wofür Hoechstdenselben ich meinen unterthänigsten Dank in deutscher Sprache auszusprechen wage. - Unterthan und Diener eines guten und liebenswürdigen Fürsten blicke ich im Geist oft zum benachbarten Frankreich hinüber, und preisse es glücklich, von einem Koenige beherrscht zu werden, dessen Kraft und Weisheit diesem mächtigen Reiche die Wohlthaten der Civilisation und dem ganzen Europa die Segnungen des Friedens zu erhalten und zu sichern vermag. - Auf meinem Standpunct, als Lehrer und Schriftsteller, muss ich aber besonders den hohen Geist bewundern, mit welchem Eure Majestaet das ganze Gebiet der Wissenschaften und der Künste zu überblicken pflegen ...". - Creuzer war bereits 1825 zum auswärtigen Mitglied der "Académie des Inscriptions et Belles-Lettres" ernannt worden. - Das feste Papier mit Goldschnitt könnte darauf hindeuten, dass es sich nicht um einen Entwurf, sondern um den Originalbrief handelt. - Etwas gebräunt.
Im Exil: "Erfolglosigkeit, Schlaflosigkeit, Einsamkeit"
Ehrenstein, Albert, expressionistischer Lyriker, Erzähler und Kritiker, emigrierte 1932 in die Schweiz, 1941 in die USA (1886-1950). 2 eigh. Briefe m. U. "Albert Ehrenstein". Zus. 21/2 S., der erste Brief auf liniiertem Papier. Gr. 4to und gr. 8vo. New York 14. und 25.V.1946.
An die Schriftstellerin und Journalistin Friderike Maria Zweig (1882-1971), die versuchte, dem depressiven Autor mit Rat und Tat zu helfen, z. B. bei der Suche nach einem Erholungsort mit geeignetem Quartier. "... Sie sind mein braver, lieber, guter Engel! Vielleicht ahnen Sie manchmal, wie mir zu Mute ist: fast lebensmüde! Warum? Erfolglosigkeit, Schlaflosigkeit, Einsamkeit. Das Wiederkäuen solcher 'keiten' läßt beinah die Ewigkeit gediegener erscheinen. Krankheit und Armut wirken auf die Dauer niederdrückend und selbst so komische Erfolge wie die Mitteilung des präsumptiven Nicht-Verlegers von Sealsfield, 'Ein gewisser Herr Mayer hat das einzige Exemplar bestellt', bleiben ohne langhin erheiternde Wirkung. Ob ich Ihnen unter diesen Umständen das Risiko zumuten kann, als zweite Subskribentin zu kandidieren, vermag mein Galgenhumor nicht zu ermessen ... Vielen Dank für Ihre Bemühungen für Loewy, der sie durchaus verdient. Leider hat das Canby-Comitee gar kein Geld. Der Mann verdient für sich und seine ebenfalls kranke Frau $ 25 und kriegt es dabei noch fertig, immer wieder Pakete nach Wien u. Prag zu schicken - jüngst sandten diese armen Pelikane die eigene Winterbettwäsche nach Wien. Leider bin ich in seinem Arbeitsgebiet (musik. Gehör) nicht sachverständig ...". Ferner Überlegungen zu einem Erholungsaufenthalt bei einer Miss Norment in Hartwick, der aber scheitert, weil das Haus nicht hoch genug in den Bergen liegt, um Ehrensteins gesundheitliche Probleme zu lindern.
Goeckingk, Leopold von
Brief 1815 an die Nicolaische Buchhandlung
Los 2519
Zuschlag
400€ (US$ 430)
Die Probleme eines Büchersammlers
Goeckingk, Leopold Friedrich Günther von, preuß. hoher Finanzbeamter, Dichter und Schriftsteller, Mitglied des Halberstädter Dichterkreises, dem Göttinger Hain nahestehend, Almanach-Herausgeber, Publizist und Illuminat (1748-1828). Eigh. Brief m. U. "Goeckingk". 1 S. Doppelblatt mit Adresse. 4to. Deutsch Wartenberg (Schlesien) 26.X.1815.
An die Nicolaische Buchhandlung in Berlin. Dankt für erhaltene Schriften und bedauert, dass nicht alles Bestellte gekommen sei. "... bin aber für die sich deshalb, wenn gleich vergeblich, gegebene Mühe, eben so sehr verbunden. Daß Schriften, wie Hrn v. Rochows Berichtigungen, sich so ganz vergreifen, und doch nicht wieder aufgelegt werden, war mir unerwartet. Von H. v. Thümmels Reise setze ich den vollständigen Titel ... her: Reise in die mittäglichen Provinzen von Frankreich, im Jahre 1785 bis 1786 ... Ich bitte, gelegentlich bey Hrn. Göschen wegen der fehlenden Theile nochmals kurz Frage zu halten. Die Ausgabe auf Druckpapier verlange ich nicht. Sind jene einzeln nicht zu haben, so wünschte ich den Preis des Ganzen zu erfahren. - Die neue Bibl. der schönen Wissens.[chaften] besitze ich nun complet, bis auf den 45sten Band, den ich mir noch zu schicken bitte; ich hatte, als ich meinen vorigen Brief schrieb, mich nicht gleich erinnert, daß die übrigen, als fehlend angegebenen, beym Buchbinder in Züllichau waren, von dem ich sie jezt zurück erhalten habe; dabey hat er mir aber zugleich gemeldet, daß am 26sten Bande von Kleins Annalen, vom Buchstaben M. an die lezten Bogen fehlen, und dieser Band nur bis L. gehe ... Die Anlage ersuche ich Hrn. Hofr. Parthey zuzustellen ...". - Gleichmäßig etwas gebräunt; das Siegel beim Öffnen ausgeschnitten.
Goethe, Johann Wolfgang von, Dichter, Theaterleiter, Staatsmann und Naturforscher (1749-1832). Brief m. U. "Goethe". 1 S. 4to. Unter Glas gerahmt mit schmaler versilberter Leiste. Weimar 22.X.1805.
In Riemers Handschrift an Herrn "Weiße", wohl den Kupferstecher A. Weise, wegen des Nachlasses des Jenaer Mediziners und Botanikers August Batsch (1761-1802), der als Professor an der Universität und Direktor des Botanischen Gartens in Jena vielfältigen Kontakt mit seinem Vorgesetzten Goethe gehabt hatte. "Fürstliche Commission hat zwar die Absicht mit den Batschischen Erben, wegen des naturhistorischen Nachlasses, übereinzukommen; doch könnten Sie ... denen Liebhabern, welche sich melden, einstweilen antworten, einige Forderung thun und die Gebote vernehmen, auch solche alsdann fürstlicher Commission mittheilen. Man würde dadurch über den billig mäßigen Preis vielleicht am ersten aufgeklärt werden ...". - Weise hatte in Batschs Todesjahr 1802 dessen Porträt gestochen. - Nicht in der Weimarer Ausgabe.
Carl August, Großherzog von Sachsen-Weimar
Eigenhändiges Billet 1796
Los 2521
Zuschlag
300€ (US$ 323)
- Carl August, Großherzog von Sachsen-Weimar, Freund und Förderer Goethes (1757-1828). Eigh. Billet m. U. "Carl August". 1/2 S. 8vo. (Weimar 1.XII.1796).
"Hier schicke ich Ihnen was eingebunden ist; meinen Brief an B. lege ich bey, ich bitte ihn mit Erster Post abzuschicken; ich weiß keine andere Instr[uction]. die ich ihm geben könnte. Leben Sie wohl. Carl August mpp." - Vom Empfänger datiert "d. 1 Dec 1796".
- Wolzogen, Caroline von, geb. von Lengefeld, Schillers Schwägerin, Schriftstellerin, als Gemahlin eines hochrangigen Diplomaten, Geh. Hofrats und Kammerherrn verkehrte sie in Weimar mit allen literarischen Größen (1763-1847). 2 eigh. Briefe m. U. ""C v Wolzogen" und Adresse. Zus. 2 S. Quer-gr. 8vo bzw. gr. 8vo. Jena 29.VIII.1843 und 21.X.1844.
An den "Geh. Hofrat Schultz", d. i. der Nationalökonom und Landwirt Friedrich Gottlob Schulze (-Gaevernitz), Professor in Jena. "ich sehe eben aus einer Zeitung, daß meine Freundin die Staatsräthin Koenen [?], in Berlin gestorben ist. Den Nachlaß ihrer Pappiere hat sie Streckfuß, übergeben. Wüßten Sie mir zu sagen, ob dieser noch in Berlin, oder schon in Zeitz wohnt? Verzeihen Sie ... diese Anfrage, aber die Sache beunruhigt mich sehr, wenn diese Pappiere in unregte Hände fielen wär es mir sehr unangenehm, auf Streckfuß verlaße ich mich [29.VIII.1843] ... Der Erbgroßherzog war heut gegen 3 Uhr bei mir, u. hatte sogleich zu Ihnen geschickt, es war sein Hauptmotiv des Hierherkommens, sich mit Ihnen wegen der Einrichtungen in Zwätzen zu besprechen wie er mir sagte. Es tat ihm sehr leid Sie nicht zu finden, u. bat mich Ihnen zu sagen Sie mögten doch ja, wo möglich noch in dieser Woche zu ihm nach Weimar kommen jener Angelegenheit wegen ..." [Jena 21.21.X.1844]. - Der preußische Geh. Oberregierungsrat und Schriftsteller Karl Streckfuß zog sich 1843 nach Zeitz zurück, um dort seinen Lebensabend zu genießen, starb aber bereits 1844 auf einer Reise in Berlin. - Mit den "Einrichtungen in Zwätzen" bei Jena ist der von Schulze geleitete landwirtschaftliche Verein gemeint, der auch eine Lehranstalt hervorbrachte. - Einige beim Öffnen der Briefe entstandene Defekte.
Gutzkow, Karl, bedeutender liberaler Schriftsteller, Dramatiker, Kritiker und Publizist, dem Jungen Deutschland nahestehend, Förderer Georg Büchners (1811-1878). Eigh. Brief m. U. "Gutzkow". 12/3 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. (Weimar) 10.IV.1863.
An eine Dame. "... Sie machen mich glücklich, daß sich der gestrige Schicksalsspruch: Sie reisen am Abend ab! versagt hat und ich Sie doch noch heute sehen soll. Obgleich ich mich leider nicht recht wohl fühle, so ist doch mein Tag heute schon ziemlich eingetheilt - von 1 bis 7 bin ich kaum meiner Herr. Ich denke, ich poche bei Ihnen um 11 Uhr, also binnen einer Stunde an. Denn daß Sie zu mir kommen wollen, wäre von Collegen gegen Collegin zu viel verlangt ...".
Haringer, Jakob, Lyriker (1883-1948). Gedicht-Typoskript mit eigh. Brief als Begleitschreiben und Umschlag. 10 S. Typoskript und 2 S. eigh. Brief m. U. "Haringer" und Gesamttitel (Bleistift). Ebenau bei Salzburg (ca. 1935).
"Neue Verse von Haringer für W. Buller". Enthält die Gedichte "Ewige Liebe. - erlöst -. Resignation. Vor der Weihnachtskrippe. Der Tod. Unmut. Lästerung. Marienlied. Die Jahre. An den Traum." - Dazu schreibt der Dichter (auf der Rückseite eines Manuskript-Ablehnungs-Formulars der Zittauer Morgen-Zeitung) an seinen Gönner Buller in Duisburg: "... wie mag es wohl Ihnen ergehen?! ... leider, leider lebe ich noch! & wie!!! ich nächtige in einer alten Holzfällerhütte & lebe von den Beeren des Waldes. Wann hat man endlich ausgehungert, ausgelitten!!!? Wenn Sie können, helfen Sie mir & falls Ihnen die Verse gefallen schicken Sie mir doch soviel auf ein Abendessen & eine Zigarre. Heißen Dank dafür!! ...". - Der eigentlich begabte Dichter erhob im Lauf der Zeit seine notorische Armut gleichsam zum "Geschäftsmodell", und es gibt kaum ein Schriftstück von ihm, in dem er nicht von sich das Bild des "armen Poeten" zeichnet. - Der Umschlag unauffällig im Falz verstärkt.
- Eigh. Postkarte m. U. "Haringer". 1 S. Wien (31.I.1935).
An seinen Mäzen W. Buller in Duisburg. ".. Warum lassen Sie, Verehrter, so gar nichts mehr hören?? in schlimmster, allerschlimmster Stunde gedachte ich Ihrer & Ihrer edlen Güte. Heute denkt niemand mehr in Güte meiner. Es ist wurscht, daß ich seit Monaten wieder buchstäblich gehungert & obdachlos bin, aber: in dieser eisigen Kälte besitz ich nicht mal einen Mantel. Schuh & Anzug sind total zerfetzt. Sie waren stets & oft mein rettender Engel: Vielleicht haben Sie bitte gelegentlich einen ganz alten Mantel oder einen ganz alten Anzug. Wie dankbar wär' ich Ihnen!! so ist man gar kein Mensch mehr & es deprimiert furchtbar ohne Mantel & in Fetzen herumlaufen müssen. An wen sollte ich mich denn sonst wenden, wenn nicht an Sie, der Sie mir stets Hilfe und Rettung waren & ein edles Herz für den Armen hatten. Ich wär, trotz allem längst in meiner dtschn Heimat, hätt ich das Fahrgeld ...".
Hoffmann von Fallersleben und die Anfänge der Germanistik
Haupt, Moritz, bedeutender Philologe und Germanist, Mitbegründer der modernen Germanistik, befreundet mit Lachmann und Hoffmann von Fallersleben, Professor in Leipzig und Berlin, dort auch Ständiger Sekretär der Akademie der Wissenschaften (1808-1874). 2 eigh. Briefe m. U. "Haupt". Zus. 8 S. Doppelbl. Gr. 8vo. Zittau 31.XII.1834 und 4.I.1836.
An den Bibliothekar und später bedeutenden Sinologen und Botaniker Stephan Ladislaus Endlicher (1804-1849) in Wien. Sehr frühe und außerordentlich gehaltvolle Briefe des jungen Gelehrten aus seiner Heimatstadt Zittau, wo er seinen kranken Vater betreut, sich aber bereits mit großem Eifer der klassischen Philologie und der Germanistik widmet. Die in munterem Ton gehaltenen Briefe (er versucht sich auch mit zwei Witzen) beschäftigen sich mit einer Vielzahl von philologischen Spezialfragen, vor allem mit korrekter Übersetzung und Deutung einzelner Texte des klassischen Altertums. Bei früheren Wien-Besuchen hatte sich Haupt mit Endlicher befreundet, der zu dieser Zeit noch an der Hofbibliothek die Handschriften verwaltete und katalogisierte. Haupt bedankt sich bei seinem "theuersten Freund" noch einmal für die damalige gastliche Aufnahme. "... Ich lebe jetzt sehr in wiener erinnerungen, die Hoffmann's besuch angefrischt hat. die schönen, arbeitsamen und ergiebigen tage, die ich in Wien verlebt habe, werden mir unvergeßlich bleiben ... Hoffmann ist in Leipzig in seinen buchhändlerischen geschäften recht glücklich gewesen, davon wird er Ihnen wohl selbst schreiben, obwohl er, wie ich soeben sah, noch auf dem sofa rastet. - Ihrer grammatischen arbeiten freue ich mich von herzen. ganz abgesehen von dem nutzen, den Ihr antritt zu der ausgabe der grammatiker in materieller hinsicht, d. h. durch Ihren beistand und Ihre hülfe gewinnen muß, ist es gewiß schon deshalb erfreulich, daß Sie dem werke Ihre förderung widmen, weil durch Eichenfeld's hypochondrische ängstlichkeit und duch Reinecke's hinderliche einmischung die ganze sache niemals zu stande gekommen wäre ...".
Er würde gern Endlichers Wunsch erfüllen, nach Wien überzusiedeln. "... indessen will ich Sie gleich im voraus mit einer recension Ihrer grammatiker bedrohen. besser wenigstens als die der fragmente soll sie werden und die jahrbücher nicht ganz verunstalten. ich bin jetzt gerade auch mit der lecture der lateinischen grammatiker beschäftigt, bloß zum behuf einiger weniger anmerkungen über das fragment de generibus vocabulorum. Ich denke bald nach Ostern sollen erscheinen: Gratii et Nemesiani carmina ex recensione M. H. & Accedunt anecdota vindobonensia (1.) der herrliche hymnus, 2.) de generibus vocab., 3.) de miraculis mundi) in dem herrlichen hymnus und in dem tractat über das genus der substantive habe ich einige coniecturen gemacht ... hinderlich an der bearbeitung ist es mir daß ich viele bücher, oft um eines unbrauchbaren citats willen, mir aus Dresden u. Leipzig schicken lassen muß ... Zum gratius habe ich mir eine abschrift des pariser fragments bestellt. Haben Sie doch die güte den schluß des gratius in der wiener hs. noch einmal nachzusehen, vielleicht hat das reagens nachträglich gewirkt ... Hinsichtlich des Charisius habe ich Lindemann ausgeforscht. Unter 5 jahren giebt er ihn gewiß nicht heraus, d. h. - niemals ... Schön wäre es, wenn Sie in Neapel zugleich das fragment des Festus vornähmen; aber freilich würde dieß nicht wenig zeit kosten, da es auf die minutioseste bestimmung der größe der einzelnen lücken ankommt ... Zur medaille gratuliere ich. In Ihrem brief an Hoffmann (der noch immer ohne zu schreiben faullenzt) sind Sie (pace tua dixerim) recht hypochondrisch. Wie hätten denn die fragmente ohne Ihre hülfe ediert werden können? ... mit vollstem rechte heißen die fragmente Ihr und Hoffmann's gemeinschaftliches werk, und daß Sie dies bereuen zeigt zu meiner betrübnis, daß Ihr rastloser fleiß der wißenschaft zwar sehr nützt, aber nicht Ihrem unterleibe. - Zu Ihren gothischen studien viel glück. von einer ausgabe der gothica müßen wir abstehen. Wie mir Maßmann (dem, sowie der leipziger universitätsbibliothek der herr von Fallersleben die fragmente verehrt hat) erzählte, haben zwei Altenburger (wenn ich nicht irre ist einer davon der mandschurische Gabelenz) in Upsala den codex argenteus sorgfältig verglichen zum behuf einer ausgabe des Ulfilas, die sie veranstalten. - Ein ahd. handwörterbuch wäre freilich ein verdienstliches werk, da Graff's opus allzu abenteuerlich ist; aber ich getraue mich nicht, es zu unternehmen, Hoffmann wohl eher. Es gehört viel dazu, althochd. sachen zu behandeln, wie Lachmanns (noch nicht aufgegebene) ganz ausgezeichnet herrliche abhandlung über das Hildbrandslied auf's neue lehrt. Hoffm.[ann] ist im althochd. weit mehr zu Hause als ich. Helfen wollte ich übrigens gern. Für die nächste zeit wird Hoffm. durch ein neues collegium (encyclopädie der deutschen philologie), durch den 2ten theil der pfundgruben und den 3tten der Horae belgicae vollauf beschäftigt sein. - unsere blätter werden recht hübsch. ohne alle vorrede wird das erste heft durch vielseitigkeit unsere tendenz zeigen. Für das zweite heft hoffen wir interessante beiträge von Wackernagel. vergeßen auch Sie uns nicht, zunächst mit den chinesischen thiermärchen. Daß Ihr Schi-king bloß für sprachkundige bestimmt ist bedauere ich a-sinus (der Witz ist mir verunglückt) ... Auf den catalog freue ich mich; Sie werden dadurch eine scharte der hofbibliothek auswetzen; Mosel's geschichte nämlich ist doch gar zu nichtig ..." [31.XII.1834].
Im zweiten Brief, zwei Jahre später, nimmt er betrübt zur Kenntnis, dass von der Hofbibliothek und den mittelalterlichen Handschriften zum Naturaliencabinet übergewechselt ist. "... eigentlich thut es mir leid Sie von der bibliothek gschieden zu wissen. wie viel schönes würden Sie noch in handschriften, einbänden und fidibusstreifen entdeckt haben! und was wird denn nun aus den analecten und aus dem handschriftencataloge? Geben Sie nur nicht etwa über der naturgeschichte die philologie ganz auf, das würde mich in stille Wuth versetzen ...". Bringt dann doch noch eine bibliographische Bitte vor, die ihm - mit Recht - einigermaßen peinlich ist: "... mein vielerwähnter gratius sammt anhang könnte längst im druck sein, wenn ich nicht die ciceronischen aratea mitherausgeben wollte. hierzu bedurfte ich einer collation, die denn endlich vor einigen tagen aus Paris angelangt ist. während ich auf diese warte, kommen mir auf unerklärliche weise einige blätter des fragmentarischen tractates über die genera nominum, dessen nachweisung wie fast mein ganzes buch ich Ihnen verdanke abhanden und mir bleibt nur die vermuthung übrig daß ich diese blätter aus versehen mit alten papieren verbrannt habe. dieser verlust ist mir um so empfindlicher, weil ich mir bewußt bin auf dieses fragment nicht geringen und nicht erfolglosen fleiß verwendet zu haben ...". Bittet nun Endlicher, die verlorenen texte in der Hofbibliothek noch einmal mit allen Details und Formaten für ihn abzuschreiben. "... Ich schäme mich in der that meiner zumuthungen; aber Sie allein können mir helfen ...". -
Mit den "altdeutschen Fragmenten" sind die "Fragmenta theotisca" gemeint, die Endlicher gemeinsam mit Hoffmann von Fallersleben bearbeitet und 1834 bei Gerold in Wien herausgegeben hatte. Haupt hatte noch im selben Jahr eine ausführliche Besprechung geliefert. - Die genannten Friedrich Lindemann, Hans Ferdinand Maßmann, Hans Conon von der Gabelentz (der 1833 eine mandschurische Grammatik herausgegeben hatte) und Wilhelm Wackernagel waren ebenso Philologen wie die noch berühmteren Karl Lachmann und Hoffmann von Fallersleben. - Mit "unsere Blätter" meint Haupt die Zeitschrift "Altdeutsche Blätter", die er gemeinsam mit Hoffmann von Fallersleben 1836-1840 herausgab. - Haupts Handschrift zeigt zu dieser Zeit übrigens eine verblüffende Ähnlichkeit mit der eines anderen großen Germanisten: Jacob Grimm.
Holz, Arno, Lyriker, Dramatiker und Satiriker, Vorkämpfer des literarischen Naturalismus (1863-1929). Rundschreiben in faksimilierter Handschrift, einschließlich der Unterschrift "Arno Holz". 1 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Berlin 25.X.1913.
Der ewig in Geldnöten befindliche Dichter wendet sich hier in einem Faksimiledruck seiner schönen Handschrift an seine Leser, mit dem Anliegen, finanzielle Zuwendungen zu erhalten. "... Unter ergebner Bezugnahme auf die Anlage, Seite 6, zweite Hälfte, ... richte ich hierdurch an alle diejenigen, die damals so hilfsbereit gütig waren, sich an jener Sammlung für mich zu beteiligen, die herzliche Bitte, mir ihre betreffenden Beträge, falls möglich, gütigst nochmals zuzuwenden, indem ich mir dann erlauben würde, diese Summen als erhaltene Darlehen zu betrachten ... Es ist möglich, daß auch dieser Versuch, meine Arbeit und Tätigkeit, die ich für unsre deutsche literarische Entwicklung nach wie vor von erster, grundwertiger Bedeutung halte, dieser Entwicklung zu erhalten, wieder scheitern wird, aber ich hätte mir dann wenigstens nicht den Vorwurf u machen, durch feiges, unzeitiges Verschweigen meiner Lage diese Lage selbst zu einer, wie ich sonst überzeugt wäre, dauernd aussichtslosen gemacht zuhaben ...". - Einer jener "aggressiven Bettelbriefe", mit denen er prominente Schriftsteller und Künstler "überfiel". Holz hauste in Schöneberg in einer armseligen Dachkammer, "vollgekramt mit verstaubten Manuskripten" (Voß, Reiseführer für Literaturfreunde: Berlin).
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