Vergilius Maro, Publius. Opera, quae audem extant, omnia. 12 Bl., 2174 Sp., 23 (statt 24 Bl.). Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel (ohne die am Schluss) und einigen figürlichen Initialen. 30,6 x 20 cm. Marmoriertes Kalbsleder um 1700 (gering beschabt, leicht bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild und reicher RVergoldung sowie marmoriertem Schnitt. Basel, Henricpetri, März 1575.
VD16 V 1377. Adams V, 507. Schweiger II, 1164. – Umfangreiche Kompaktausgabe der Werke des Vergil (70 -19 v. Chr.) in einem einzigen Band und in noch sehr gut lesbarer Typographie, erschlossen durch ein umfangreiches Stichwortregister mit über 7000 Einträgen in jeweils 4 Spalten auf 44 Seiten. – Es fehlt das letzte Blatt mit der Holzschnitt-Druckermarke (Bbbb10). Titel mit kleinem Namenszug, leicht gebräunt, mit blassen Wasserrändern, nur wenige winzige Läsuren und Tintenflecke, dekorativ gebunden.
Vincentius Bellovacensis. Speculum historiale. 3 Bände. 336 (statt 338); 331; 372 nn. Bl. 2 Spalten. 52 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 26,8 x 18,9-19,1 cm. Format: ca. 40 x 28,5 cm. Mit Hunderten von roten Lombarden, Alinea und durchgehend rubriziert. Reich blindgeprägte braune Kalbslederbände (einer leicht abweichend, Leder brüchig, zwei Bände mit ausgerissenen Kapitalen, Fehlstellen, Kratzern und Bestoßungen, sorgfältig alt restauriert) über abgefasten, schweren Holzdeckeln, mit 1 (von 3) RSchildern des 18. Jahrhunderts und 2 (statt 3) geweißten unteren Kapitalen mit alter Signatur (ohne die Schließen, teils Ecken- und Lederbezug ergänzt). Augsburg, Sankt Ulrich und Afra, 1474.
Copinger 6247. GW 50570. Goff V-284. Proctor 1639. Pellechet 11558. Bodleian V-134. Collijn 1099. Ernst II/3 116. Hubay 2112. Madsen 4159. Oates 904-907. Ohly-Sack 2964. 2965. Raffel 500. 501. Rhodes 1814. Sack 3673. Sallander 2000. Schlechter-Ries 1797. Walsh 553. Wilhelmi 614. BMC II, 339. BSB-Ink V-203. CIBN V-188. CBB 3942. CIH 3492. IBP 5648. IDL 4649. IGI 10314. iv00284000. – Dritter Inkunabeldruck des "Speculum historiale", des "Großen Historienspiegels", der ersten historischen Enzyklopädie des Mittelalters. Autor ist der französische Dominikaner, Historiker, Gelehrte und Scholast Vinzenz von Beauvais (latinisiert Vincentius Bellovacensis; 1184-1264), der unter König Ludwig IX. die Stelle des Kaplans und Bibliothekars inne hatte und zu den fruchtbarsten Kirchenschriftstellern seiner Zeit gehörte.
"Cet écrivain, si souvent cité, a été longtemps célèbre; cependant on ne sait presque rien de sa vie. C'est par fausse conjecture qu'on l'a fait évêque de Beauvais: il n'a jamais quitté son ordre, et n'a jamais été évêque, ni de Beauvais ni d'aucun autre lieu ... Le principal ouvrage de Vincent, intitulé, dans les manuscrits, 'Bibliotheca mundi, Speculum majus, Speculum triplex' a été souvent imprimé ... Des trois parties qui le composent, une seule, le 'Speculum historiale' a été traduite en français par Jean du Vignay" (Hoefer XL, 236f.).
Der Druck stammt auf der Offizin des Augsburger Benediktinerklosters St. Ulrich und Afra, deren erste Drucke aus dem Jahr 1472/73 datieren: "Information as to the printing done at this monastery largely depends on a contemporary chronicle written by one of the monks, Wilhelm Wittwer ... The making of presses occupied about a year, and the Abbot seems then to have caused to be printed the Speculum humanae salvationis (completed before the end of 1473), in Günther Zainer's type 2 ... and the Speculum Historiale of S. Vincent de Beauvais in Anton Sorg's type 1. This last is dated 1474, and on the other hand we know from Wittwer that it was unfinished at the time of the Abbot's death on 30 January of that year" (BMC II, 338).
Interessant sind auch in dem - mit allen drei Bänden selten so kompletten - Werk des "Speculum historiale" die zahlreichen Exkurse in die Wissenschaft, vor allem in die Alchemie, für die Vincentius über 350 Autoren als Quellen heranzog, die er teilweise zitiert, angefangen bei den antiken griechischen wie Platus und Plinius bis hin zu den großen Kirchenvätern und den Scholastikern des Hochmittelalters. Geoffrey Chaucer diente das Werk als reichhaltige Quelle zu seinen "Canterbury Tales". Sein Gesamtwerk des "Speculum maius" unterzog Vincentius mehrfachen Überarbeitungen in den Jahren 1240 bis zu seinem Tode, woraus die gültige Endfassung hervorging, in drei Teile gegliedert: "Speculum naturale", "Speculum doctrinale" und "Speculum historiale" (vorliegend). – Dem ersten Band fehlen zwei Blätter (Doppelblatt E7-8), sonst mit allen weißen Blättern vollständig. Der erste Band gegen Schluss etwas feuchtrandig zum Schnitt hin, sonst fast durchgehend sauber und fleckenfrei. Der zweite Band etwas wurmstichig, die ersten und letzten Lagen gebräunt und mit Eckausbesserungen, älteren Marginalien und vereinzelnten Feuchtflecken, zwei Blätter (i9-10) am Längsrand beschnitten, Blatt p3r mit einer kleinen Zeichnung des heiligen Hieronymus am oberen Rand. Blatt a1r gestempelt, der vordere Spiegel mit Besitzvermerk und gestochenem Exlibris "Fundationis Baldavficae" der Stiftung des Florian Waldauf Ritter von Waldenstein (ca. 1450-1510).
Zur Provenienzgeschichte vergleiche die Online-Einträge der Bibliothek Göttingen (fabian.sub.uni-goettingen.de). Der dritte Band ist in nahezu tadelloser, fleckenfreier und frischer Erhaltung. Blatt a1r oben links mit leicher Rasur (winzigem Buchstabenverlust); eine ebendort eingemalte größere Initiale "T" wurde nicht vollendet. In allen drei Bänden wurde das Register ans Ende gebunden. Bände I und III stammen aus einer anderen Provenienz als Band II, was auch die Bindung zeigt, die minimal voneinander abweicht. Alle drei Bände wurden jedoch in der Werkstatt des Klosters St. Ulrich und Afra angefertigt - mit den entsprechenden bei Ilse Schunke beschriebenen und abgebildeten Präge Stempeln: Adler (Schunke 404), Basiliks (14), Blattornament (64), Granatapfel (16) etc.).
Prächtiges Exemplar auf bemerkenswert breitrandigem, überaus festem und starkem Papier in den "originalen" Einbänden des Klosters und der Buchdruckerei von St. Ulrich und Afra in Augsburg.
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