"nur gute Ober-Ungrische Weine"
Friedrich der Große und seine Zeit. - Friedrich II., der Große, König von Preußen (1712-1786). Brief m. U. "Fch". 1 S. Gr. 4to. Potsdam 26.X.1743.
An den Geh. Staatsminister Grafen von Münchow über die Besorgung von Wein aus Ungarn. "... So wie Ich aus Eurem Bericht ... betreffend die vor Mich in Ungarn zu erkauffenden Weine urtheilen muß, so hat es das ansehen, als ob der Kauffmann zu Neustadt, welcher nach Ungarn gehen soll, noch nicht die rechte Connoissance, wie es eigentlich angemessen ist, um recht gute Weine um einen wohlfeilen Preyß zu haben. Ich verlange bekandter maßen nicht ausgelegene und ausgearbeitete Weine zu haben, sondern nur gute Ober-Ungrische Weine, welche in diesem Jahre gekelltert worden. Solche nun muß er nicht anthel- oder faßweyse kauffen, sondern gleich so zu reden einen gantzen Berg ... in Bausch und Bogen ... kauffen, so viel nehmlich als etwa die von Mir verlangete anzahl ausmachet, da dann wann er den Transport mit vortheil zu machen und so wie Ich es vorgeschrieben habe verstehet, er den Wein um einen gantz modiquen Preiß von 20 rh praeter propter liefern kan. Daß dieses angehe weiß ich nicht nur von Weinverständigen u. der Arthen wohl kundigen Leuthen, sondern Ich habe es aus eigener erfahrung, da Ich auf vorermeldete Arth ... Ungarische Weine bekommen habe, darunter einige zwar schlecht gewesen, die mehresten davon aber in wenig Zeit ... so excellent geworden, wie man solche nur haben kan ...". - An einer Ecke durch Wasser- und Wurmschäden beeinträchtigt; sonst ordentlich erhalten.
Friedrich II., der Große
Brief 1743 über die Lieferung von Zelten
Los 2212
Zuschlag
350€ (US$ 376)
- Brief m. U. "Fch". 1 S. Gr. 4to. Potsdam 26.X.1743.
An den Geh. Staatsminister Grafen von Münchow wegen der Lieferung von Zelten aus Wien. Eines soll in Breslau "in guter und sorgfältiger Verwahrung bleiben", die übrigen gut verpackt zu Wasser nach Berlin gebracht werden. - An einer Ecke durch Wasser- und Wurmschäden beeinträchtigt; sonst ordentlich erhalten.
Der Kolonisator Pommerns und der Neumark
- Brenkenhoff, Franz Balth. Schönberg von, hoher Staatsbeamter zunächst in Anhalt-Dessauischen, ab 1762 in preußischen Diensten, kultivierte und besiedelte in großem Stile die Neumark und Pommern, ließ den Bromberger Kanal bauen (1723-1780). Brief m. U. "gantz ergebenster Freund und Diener F Frh Brenkenhoff" sowie Adresse und (geteiltem) Siegel. 11/2 S. Folio. Briesen (Landkreis Oder-Spree) 5.VI.1764.
Zwei Jahre nach seinem Dienstantritt als Wirklicher Geheimer Oberfinanz-, Kriegs- und Domänenrat an den kgl. Stallmeister v. Brandt in Wutzig. "... Ich habe gesehen, daß zum WiederAufbau der im Vorbruche belegenen Ew. Hochwohlgeb. zugehörigen Hollaender noch nicht die geringste Anstalt gemacht worden und hat man mir hiernächst sagen wollen, daß Ew. Hochwohlgeb. solche zu verkaufen gesonnen wären; wenn dieses Derselben ernstlicher und würkl. Vorsatz seyn sollte, so nehme mir die Freyheit, Ew. Hochwohlgeb. in der Person des Ueberbringers dieses Schreibens einen Käufer dazu zu praesentiren, welcher große Lust dazu hat und solche hoffentlich am besten bezahlen würde ...". Sollte Brandt aber nicht verkaufen wollen, so möge er Brenkenhoff unterrichten, "welchergestalt diese Gebäude wieder auf gebauet werden und wann solches geschehen soll, denn nun mehr darüber keine längere Nachsicht verstattet werden kann ...". - Offenbar war Brenkenhoff vom König angewiesen worden, streng darauf zu achten, daß die nach dem Siebenjährigen Kriege darniederliegende Landwirtschaft und die zugehörigen Meierei-Gebäude ("Holländer") umgehend wieder instandgesetzt werden. - Brenkenhoff erwarb sich große Verdienste in der Urbarmachung und Besiedelung der Gebiete an und östlich der Oder, hielt aber keine Ordnung in den Finanzen, so daß er schließlich in Ungnade fiel und seine Güter nach seinem Tode vorübergehend beschlagnahmt wurden. - Von großer Seltenheit.
- Daun, Leopold Graf von, Fürst von Thiano, österr. Feldmarschall, Heeresreformer und Präsident des Hofkriegsrates, Friedrichs des Großen wichtigster militärischer Gegner (1705-1766). Brief m. U. „LGz Daun", Adresse und papiergedecktem Siegel. 4 S. Folio. Wien 17.III.1762.
Aus dem letzten Jahr des Siebenjährigen Krieges an den kaiserlichen Generalfeldzeugmeister Ferdinand Philipp Graf von Harrsch (1704-1792). Über die stockende Lieferung von Festungs-Bauholz aus den Wäldern im Banat, weil die Lieferanten wegen der länger gewordenen Transportwege mehr Lohn verlangten. - Mit Vermerk „Ex Consilio Bellico". - Eine Ecke des Adress-Blattes abgetrennt und für das papiergedeckte Siegel verwendet.
- Hadik von Futak, Andreas Graf, österr. Feldmarschall unter Maria Theresia, genannt der "österreichische Zieten" (1710-1790). Brief m. U. "Hadik mpp." 2/3 S. Mit gestochenem kalligraphischen Briefkopf. Folio. Wien 5.VII.1780.
An das Oberkommando für Böhmen in Prag, wegen der im Hause eines verstorbenen Feldzeugmeisters gefundenen Pläne, die im Hinblick auf Ihre Bedeutung für die Artillerie zu untersuchen seien. - Futak wurde in Österreich berühmt, weil er im Siebenjährigen Krieg mit 3000 Husaren die von allem Militär entblößte Stadt Berlin für einen Tag besetzte, 300.000 Taler Kontribution verlangte sowie 6 preußische Fahnen und zwei Dutzend mit dem Stadtwappen verzierte Damenhandschuhe mitnahm, die er der Kaiserin Maria Theresia schickte. Als er am folgenden Tag erfuhr, daß der Fürst von Anhalt-Dessau mit einem Truppenkontingent in Richtung Berlin marschierte, zog Futak mit seinen Husaren wieder ab. - Dabei: Rummel zu Waldau, Joseph von, kaiserl. Obrist. Brief m. U. "v. Rummel zu Waldau". 3 S. 4to. Leitomischl 13.V.1758. - An den Feldmarschall Graf Nádasdy, dem er meldet, daß die Festung Schweidnitz immer noch nicht erobert sei, vielmehr der Baron von Schaller mit seiner ganzen Garnison in preußische Gefangenschaft geraten sei.
- Lentulus, Robert Scipio von, preuß. General, Freund Friedrichs des Großen (1714-1787). Eigh. Brief m. U. "gehorsambster Diner RC Lentulus". 2 S. Folio. Neudorff 13.VI.1761.
Im Siebenjährigen Krieg an den Minister für Schlesien, Ludwig Wilhelm Grafen von Münchow, mit dem Ersuchen, ihm die "gebührendte obristen und Rittm[ei]st[e]r rationes zu accordiren". "... Ew Excellenz ist von selbsten bekandt alßda ich hier in schlesien Stehe auch meine gesambte Equipage mit habe ... kan mit wahrheit versichern daß ermelet rationes nicht bey meinem Regt Nehme folglich da hier zu landt die Fourage sehr theuer, und nicht nach dem Magazinpreiß zu haben ist, ich dopelt schaden leyden würde ...".
Seydlitz, Friedrich Wilhelm von
Eigenhänd. Brief an Friedrich den Großen
Los 2217
Zuschlag
10.000€ (US$ 10,753)
- Seydlitz, Friedrich Wilhelm von, preuß. Kavallerie-General, einer der bedeutendsten Reiterführer Preußens, entschied den Sieg bei Roßbach, Ritter des Ordens pour le mérite und des Schwarzen Adlerordens (1721-1773). Eigh. Brief m. U. "treu unterthanigster Knecht Seydlitz". 1 S. Gr. 4to. Berlin (1760?).
Eigenhändig an den im Felde befindlichen König Friedrich II. "... Von der innigsten Freude durchdrungen vergeße ich meine eigene traurige situation, um Ew: Konigl: Majestet meine treu unter thanigste gratulation über den gelücklich erfochtenen Sieg zufüßen zu legen, hoffend daß doch endlich mit mehr als bloßen wünschen Ew: Königliche Majestet von meiner unverbruchlichen Treue ein zeugniß werde ablegen können, da die Knochen, so die Hinderniß der Heilung biß hier her gewesen imer weniger werden ...". - Die Art der Verletzung deutet auf die Schlacht bei Kunersdorf (1760) hin; allerdings gab es da keinen Sieg zu feiern. 1757, als Seydlitz nach der siegreichen Schlacht bei Roßbach ebenfalls zur Genesung nach Berlin geschickt wurde, waren dagegen bei der Wunde weniger die Knochen betroffen. - Eigenhändig sehr selten.
- Tauentzien, Friedrich Bogislav von, preuß. General unter Friedrich dem Großen, Gouverneur von Breslau, das er erfolgreich gegen Laudon verteidigte, zeitweilig Arbeitgeber Lessings, der ihn sehr schätzte (1710-1791). Eigh. Albumblatt m. U. "FBTauentzien". In latein. Sprache. Quer-gr. 8vo. Breslau 28.III.1776.
"Virtute et artibus enitimur. in sui memoriam apposuit FB Tauentzien". - Sehr selten.
Friedrich Wilhelm I., König von Preußen, der "Soldatenkönig" (1688-174). Schriftstück m. U. "Fr Wilh" und rotem Lacksiegel. 2/3 S. Folio. Wusterhausen 22.IX.1725.
Begleitschreiben zu einem neuen (hier nicht vorliegenden) "Mundirungs-Reglement", also einer neuen Uniform- und Bekleidungs-Verordnung für ein bestimmtes Regiment. Er habe ersteres "wohl erwogen, auch dasselbe in allen seinen Puncten und gantzem Begriff allergnädigst approbirt und bestätiget; Befehlen zu dem Ende dem Commandeur obbesagten Regiments hiermit in Gnaden, sich darnach zu achten, nach Vorschrift dieses Reglements alle Jahr gehörig zuverfahren ... auch dahin zu sehen, daß demselben in allen und jeden darin verordneten Stücken auf das genaueste nachgelebet, und dawieder im geringsten nicht gehandelt werde ...".
Sonntagsverbot für Artistik
Friedrich Wilhelm III., König von Preußen (1770-1840). Reskript m. U. "Friedrich Wilhelm". 1/3 S. 4to. Charlottenburg 18.VI.1812.
An den Berliner Polizeipräsidenten Le Coq, der ihm die Beschwerde eines Artistenpaares gegen das Verbot, an bestimmten Wochentagen aufzutreten, vorgelegt hatte. "... Auf Ihren weiteren Bericht ... belaße Ich es bey dem Verbot, welches dem p. Meck und Ambrosio die Vorzeigung ihrer Künste an den Sonn- und Montagen untersagt, und authorisire Sie, die Supplikanten abschläglich zu bescheiden ...".
Garibaldi, Giuseppe, ital. Freiheitskämpfer, Nationalheld des Risorgimento (1807-1882). Porträt-Photographie mit eigh. Signatur "G Garibaldi" unter dem Bild. Auf Karton gewalzt. 16,5 x 11 cm. O. O. (ca 1875).
Die Aufnahme des Ateliers Fratelli Alinari in Florenz und Rom ist ein Brustbild im Oval und zeigt Garibaldi in Volkstracht mit bestickter Kappe und gestreifter Kleidung. - Kleine Schabstelle im Bild und leichte Schmutzspuren.
Großbritannien. - Autographen-Album eines englischen Sammlers. 61 S., davon 57 S. beschriftet. Mit ca. 235 ausgeschnittenen Signaturen und Widmungen, beschrifteten Visitenkarten, Albumblättern (teils mit Musikzitat), Billets, Postkarten und kurzen Briefen sowie 1 ganzseit. Holzschnitt und 20 Fotos. Meist fest eingeklebt oder direkt auf den Untersatzkarton geschrieben; ca. 10 Stücke mit Foto-Ecken befestigt. 27 x 21 cm. Dunkelgrüner Lederband d. Z. (etwas berieben und bestoßen) mit Filetenvergoldung und Goldschnitt. Großbritannien und Südafrika (ca 1890-1920).
Reichhaltige Sammlung mit Signaturen, Widmungen und Briefen eines großen Teils der Prominenz des Vereinigten Königreichs auf den Gebieten der Politik, des Militärs, der Literatur, des Theaters, der Musik und der Bildenden Kunst sowie von einigen ausländischen Berühmtheiten. Erwähnenswert aus dem Bereich Politik und Militär sind: Robert Baden-Powell (Gründer der Pfadfinder-Bewegung; Brief aus Pretoria, Südafrika: "... Thank you so much for the joke about Lord Roberts teaching little Paul Krüger [den Burenführer Ohm Krüger] to spell 'God save the Queen' ..."), Herbert Kitchener Earl of Khartoum, Evelyn Wood, Frederick Roberts Earl of Kandahar, John Wodehouse 1. Earl of Kimberley, Arthur James 1. Earl of Balfour, Robert Gascoyne-Cecil 3. Marquess of Salisbury, William Ewart Gladstone, William Leefe Robinson (Jagdflieger, schoß als erster mit einem Flugzeug ein deutsches Luftschiff ab; Brief-Schluß und 2 Fotos) u. a. - Literatur und Drama: Edward Lloyd (Verleger), Robert Williams Buchanan, Clement Scott, Cecil Raleigh, Sir Gilbert Parker, Marie Carelli, Rudyard Kipling (Brief 1901), Jerome K. Jerome, Henrik Ibsen (über das Autographensammeln, Kristiania 1900), Louis Zangwill u. a. - Schauspieler und Sänger : Squire und Effie Bancroft, Ellen Terry und Familie, Charles Brookfield, Eleonora Duse, Gabrielle Réjane, Coquelin, Henry Irving (mit Foto), Sir Herbert Beerbohm-Tree, Helen Snyder, Clara Butt, Nellie Melba, Christina Nilsson, Brandon Thomas u. v. a. - Musiker: Ignacy Jan Paderewski (mit großem Porträtfoto), Arthur Sullivan, Edward German, Charles Neufeld, Sidney Jones, Giacomo Puccini u. a. - Bildende Künstler: Walter Crane (Billet und ganzseit. Holzschnitt), Lawrence Alma Tadema und andere. - Ferner der berüchtigte Büffel-Schlächter William F. Cody, gen. Buffalo Bill.
- Disraeli, Benjamin, 1. Earl of Beaconsfield, brit. Staatsmann, zweimal Premierminister (1804-1881). Eigh. Brief m. U. "Beaconsfield" und eigh. Umschlag. 4 S. Brief und Umschlag mit Trauerrand. 8vo. Hughenden Manor 23.XII.1879.
Privater Brief an einen Earl of Oxford in Bath, den er zu einem Dinner mit dem Prinzen von Wales einlädt. "... The Prince of Wales, tired, I presume, of palaces & castles, has been pleased to express the wish to dine at my humble Hughenden on the 12th (Monday) of Janry & even to slumber in the atmosphere of the Chiltern Hills. I have told His Royal Highness that my roof is too limited to ask any but a very few friends to have the honor of meeting him, but the Prince & myself, both hope you may not find it inconvenient to be here on that day ... I hope H. R. H. will not be disappointed in his wish to see you. He will also see your portait, which is one of the greatest ornaments of my collection ...". - Nennt ihm eine bequeme Zugverbindung von Paddington nach Wycombe. - Gebrauchsspuren.
Essex, Robert Devereux 3rd Earl of
Brief m. U. "Ro. Essex". Draiton
Los 2227
Zuschlag
600€ (US$ 645)
"take some panes in examination"
- Essex, Robert Devereux 3rd Earl of. Brief m. U. "Ro. Essex", Adresse und Siegel. 1 S. Doppelblatt. Folio. Draiton 10.I. (ca. 1620).
Seltenes Zeugnis aus der Zeit Shakespears in dem entsprechenden Idiom. Der Vater des Robert Devereux war der zweite Earl of Essex, Favorit der Königin Elisabeth I., der 1601 hingerichtet worden war. Die Geschäfte übernahm damit der dritte Earl of Essex. An "my loving friend and cosin Walter Bayott Esquire these", den er bittet, zwei Wilddiebe festzusetzen, während er abwesend sei: "I have receaved a letter which I send with this with complanes of two stealers knowne by him; and because my selfe am going from these p(ar)tes, I praie you that you take some panes in examination of them and to committ them or otherwise bynd them ower as you shall in your iudgement see cause; that thereby a pleasing service maie be done unto this matre and the game maie be better preserved for tyme to come. And so committing you to gods good keping, I rest, your loving fried and kinsman, Ro. Essex." – Mit Ausriss bei der Siegelstelle. Etwas tintenfleckig; im Falz geklebt.
Heuss, Theodor, erster deutscher Bundespräsident, liberaler Politiker, Publizist und Schriftsteller (1884-1963). 3 teilweise eigenhändige Rede-Manuskripte. Zus. 32 S., davon 27 masch. (teils mit eigh. Korrekturen) und 5 handschriftlich; die Blätter jeweils einseitig beschieben. Gr. 8vo. Berlin 1960.
I. "Der Staat und der menschliche Schöpfergeist". Berlin, Kongreß für kulturelle Freiheit, 16.VI.1960. 18 S. - II. (Ohne Titel). (Zum 17. Juni 1953). Berlin 17.VI.1960. 6 S. - III. "Akademie" (Zur Eröffnung der West-Berliner Akademie der Künste). Berlin, Gewächshaus Kunstspinne, (18.6.1960). 8 S. - Interessante Rede-Konzepte des Bundespräsidenten zu drei aufeinander folgenden Anlässen bei seinem Besuch im Juni 1960 in der eingeschlossenen Stadt. Die Texte fallen dadurch auf, daß sie in einer sorgsam durchdachten typographischen Anordnung hergestellt sind, die zur genauen rhetorischen Steuerung von Nuancen und Effekten bei der Ansprache dienen soll. Heuss sprach bekanntlich langsam und mit schwäbisch geprägtem Tonfall, und die rhetorische Abfolge mit Pausen und Betonung bei Satzteilen und Wörtern läßt sich in den Konzepten gut nachvollziehen. - Leichte Büroklammer-Rostspuren. - Beiliegend eine Porträtfoto-Karte mit Heuss' eigh. Signatur unter dem Bild.
- Eigh. Brief-Konzept m. U. "Ihr Theodor Heuss". 2 S. auf 2 Bl. Gr. 8vo. O. O. (26.IV.1960).
Eigenhändiges Glückwunsch-Schreiben zur Jubiläumstagung des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft in Wiesbaden. Unter dem für seine Privatsekretätin Gertrud Steins bestimmten Vermerk "Gleich schreiben" führt der Bundespräsident u. a. aus: "... es wird mir bei der argen Zeitbedrängnis, in die ich kurz vor einer Auslandsreise [nämlich nach Israel] geraten bin, nicht möglich sein, an der Jubiläumstagung des deutschen Stifterverbandes teilzunehmen ... Es war ein ermutigender Vorgang, ... sich in diesem Kreis gemeinsamer Verantwortung für die Zukunft deutscher wissenschaftlicher Arbeit zu sammeln ... Der Bund, die Länder, die Gemeinden stehen in der Pflicht der tragenden Leistungen im Bereich von Forschung und Lehre - aber welch Glück für die sachliche Entwicklung, an ihrer Seite, die nach der Natur der Dinge nicht ohne unvermeidliche Umständlichkeiten zu arbeiten hat - es gibt übrigens auch vermeidliche - eine Hilfstruppe elastischer Entscheidung zu errichten ...". - Gelocht.
- 2 eigh. Postkarten m. U. "Theodor Heuss". Zus. 11/2 S. Chawe Zion (Israel) 17. und 20.V.1960.
An seine Privatsekretärin Gertrud Steins in Stuttgart. Beklagt sich auf der ersten Karte, daß er kaum Presseberichte erhält, und regelt allerlei Organisatorisches. Auch die zweite Karte beschäftigt sich mit Terminen, seinem Rückflug, Treffen mit seinem Sohn und dgl. - Beiliegend 2 große Pressefotos vom 31.I.1961, auf denen Dr. Raskin, der Oberbürgermeister von Trier (Ehemann von Gertrud Steins), Theodor Heuss anläßlich seines 77. Geburtstages ein Buch überreicht (je 22 x 17 cm). Heuss war Ehrenbürger der Stadt Trier.
Kursachsen. - Rutowski, Friedrich August Graf von, illegitimer Sohn Augusts des Starken und einer gefangenen Türkin, die als Mätresse am sächs. Hof lebte, Generalfeldmarschall, an zahlr. Feldzügen beteiligt, nach seinem Halbbruder Moritz von Sachsen der bedeutendste sächs. Heerführer seiner Zeit (1702-1764). Brief m. U. "Rutowski". 3 S. Folio. Dresden 24.XII.1746.
Am Weihnachtsabend an den Generalleutnant von Fürstenhoff. Teilt ihm auf königlichen Befehl die Beförderung und Versetzung von sechs Offizieren mit, die zum Obrist-Lieutenant, Capitaine oder Major befördert und in andere Regimenter versetzt werden. Er möge diese "Translocirungen und Avancements" wie gewöhnlich beim Ingenieur-Corps publizieren.
Moltke über das "Generalstabswerk"
Moltke, Helmuth Graf von, preuß. Generalfeldmarschall, Chef des Generalstabs, Träger beider Klassen des Ordens pour le Mérite sowie weiterer 43 internationaler Orden; auch Schriftsteller, als genialer Stratege maßgeblich am Erfolg der drei deutschen Einigungskriege beteiligt (1800-1891). Eigh. Brief m. U. "Gr Moltke" sowie 1 eigh. Manuskript. Zus. 2 S. Kl. 4to und gr. 8vo. Creisau 6.X.1872 bzw. o. O. (ca. 1872).
Als Mitherausgeber des sog. "Generalstabswerkes" "Der deutsch-französische Krieg 1870-1871" an die Kollegen des Generalleutnants und Militärhistorikers Rudolf von Caemmerer (1845-1911, Lehrer für Kriegsgeschichte an der preuß. Militärakademie und Mitarbeiter am Generalstabswerk), die ihm das Manuskript zum 1. Heft des Werkes zur Revision übersandt hatten. Unter dem handschriftlichen Briefkopf "Kriegsgeschichtliche Abtheilung" schreibt Moltke: "Beifolgend 'Treffen bei Weissenburg'. ich habe nicht unerhebliche Kürzungen eintreten laßen, weil wir später die großen Schlachten unmöglich in solchem Detail darstellen können. Wo eine einzelne Compagnie etc. marschirt ist, oder gestanden hat, kann nur aufgenommen werden, wenn dies wirklich auf das nachfolgende Gefecht, oder sonst in andrer Hinsicht Einfluß gehabt hat. Namen sind nicht zu nennen, weil NN die Xte Batt. commandirt, sondern da wo diese irgend etwas bemerkenswerthes leistet. ich bitte daß Lt Caemmerer das Heft durchsieht, die Correcturen prüft, u. dasselbe dann dem Herrn Oberst Gr[af] Wartensleben nochmals vorlegt. Umgeschrieben braucht es nicht zu werden, die Setzer sind sehr viel undeutlichere Manuskripte gewöhnt ...". - Beiliegend ein eigenhändiges Manuskript Moltkes, offenbar das Konzept zu einer Einleitung, in der es u. a. heißt: "Noth und äußerste Gefahr hatten in Deutschland die einzelnen Staaten vorübergehend zum gemeinsamen Handeln gezwungen. Aber die Sonderinteressen ihrer Politik wirkten schon auf die Führung des Feldzugs lähmend ein ... Zweimal zogen die deutschen Heere als Sieger in Paris ein, ohne daß von dem Besiegten die Rückgabe deutscher Länder verlangt wurde, welche dem Reich in Zeiten seiner Ohnmacht entrissen waren. Kein Wahrzeichen der Einheit, keine Sicherung der Grenzen blieb den deutschen Stämmen, die, zum erstenmal seit Jahrhunderten wieder, als Macht nach Außen auftraten, im Volk aber lebte das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit fort, auf deren Geltendmachung die Politik verzichtete." - Darunter mit Bleistift eine Notiz Rudolf von Caemmerers: "Originalhandschrift des Feldmarschalls Moltke (ein Satz aus dem 1. Heft des Generalstabswerks über den Krieg von 1870/71 im ersten Entwurf). Caemmerer".
Napoleon I. Bonaparte
Brief 1813 an Finanzminister Graf Mollien
Los 2237
Zuschlag
1.200€ (US$ 1,290)
"la Contribution de Hambourg"
Napoleon I. und seine Zeit. - Napoleon I. Bonaparte, Kaiser der Franzosen (1769-1821). Brief m. U. "Np". 21/4 S. Gr. 4to. Dresden 27.VI.1813.
Sehr interessanter, tadelnder Brief aus Dresden an seinen Finanzminister Nicolas-François Comte de Mollien (1758-1850), der ihm mitgeteilt hatte, daß er dem Zahlmeister der Armee 13.622 fr. schulde. Nach dem Auflodern des Befreiungskrieges, den ersten enorm verlustreichen Schlachten von Großgörschen und Bautzen sowie dem Eintritt einer Atempause durch den Waffenstillstand vom 4. Juni versucht Napoleon, sich einen Überblick über die verfügbaren und die zu erwartenden Finanzmittel zu verschaffen. Er rechnet dem Minister ausführlich und penibel vor, daß er zu anderen Ergebnissen komme, und welche Einnahmen und Ausgaben seiner Ansicht nach tatsächlich anzusetzen seien. Dabei spielen die nach Abzug der Russen erfolgte Besetzung der Stadt Hamburg durch General Davout und die verlangte Kontribution in Höhe von 10 Millionen fr. eine wesentliche Rolle. "... J'avais cru, en demandant 10 millions à Hambourg et en comptant sur les 5.388.562, 93 fr que vous annonciez, avoir comblé cette différence; mais vous avez tiré les cinq millions de Hambourg, par conséquent il y a un double emplois ... La Contribution de Hambourg sera payée sans doute, mais il faut prévoir qu'à la reprise des hostilités les payemens se ralentiront, parce que l'autorité militaire sera détournée de ce Soin. Il ne faut donc pas compter positivement sur cette ressource. - Vous devez 8.934.467 fr. 27 c., envoyez trois millions en traites et dix millions en espèces. - Versez ces fonds partie dans la Caisse No. 1 à Erfurt, et partie dans la Caisse No. 2 à Magdebourg. Les trois millions de traites devront de préférence être dirigé sur la Caisse d'Erfurt. - Il sera convenable que vos envois soient combinés de manière que ces sommes arrivent à Erfurt et à Magdebourg avant le 26 Juillet, parce qu'il ne faut pas avoir de fonds en route à cette époque, qui en supposant que l'armistice soit dénoncé le 20, est celle vu la campagne n'ayant pas pris un caractère décidé, il peut y avoir des partice ennemis sur les derrières - les fonds ne doivent partir de Mayence et de Wesel qui sous escorte et conformément à mon Décret ...". Er solle sich an den Herzog von Valmy (d. i. General François-Christophe Kellermann) wenden, der dafür sorgen soll, daß die genannten Fonds sicher nach Erfurt und Magdeburg gelangen.
Napoleons Ernennung zum Konsul auf Lebenszeit
- 2 amtliche Proklamationen des Pariser Innenministeriums, betreffend Napoleons Ernennung zum Konsul auf Lebenszeit. 2 Doppelbl., davon 21/2 S. bedruckt. Mit 2 eigh. Signaturen des Innenministers Jean-Antoine Chaptal und 1 Signatur des Generalsekretärs Coulomb sowie 1 Siegel in Blindprägung. Folio. Zus. in einem grünen Kalblederband (Ecken und Kanten beschabt; stellenweise etwas ausgeblichen) mit goldgepr. Aufschrift "Napoléon Bonaparte Consul à vie an X" sowie großem fliegenden Adler mit Krone in der Mitte und 8 kleinen gekrönten Adlern als Eckstücke auf beiden Deckeln; alles goldgeprägt. Mit marmor. Vorsätzen. Paris 1802.
Zwei wichtige und äußerst seltene Urkunden aus Napoleons Laufbahn, beide eigenhändig unterzeichnet vom Innenminister, dem Chemiker Jean-Antoine Chaptal, Comte de Chanteloup (1756-1832). Die erste ("Extrait des régistres des délibérations des Consuls de la République") verkündet den Beschluß des Staatsrates (10.III.1802), bestehend aus den Konsuln Cambacérés und Hugues B. Maret sowie dem Justizminister Abrial, daß eine Volksbefragung stattfinden soll über die Frage "Napoléon Bonaparte sera-t-il Consul à vie?" und das Procedere bei diesem Plebiszit. - In der zweiten Urkunde verkündet das Innenministerium, daß der Senat am 2. August 1802 aufgrund der Volksbefragung beschlossen hat, Napoléon Bonaparte zum Ersten Konsul auf Lebenszeit zu ernennen - ein entscheidender Schritt Napoleons auf dem Weg zum Kaiser der Franzosen. - Der mit unterzeichnende Generalsekretär "Coulomb" ist mit dem großen Physiker Charles-Auguste de Coulomb, der ja 1802 von Napoleon in den Staatsdienst zurück geholt wurde, vermutlich nicht identisch. - Auf dem Vorsatz ein Ausschnitt aus einem alten englischen Antiquariatskatalog, in dem die außerordentliche Bedeutung der vorliegenden Dokumente gewürdigt wird.
- Urkunde m. U. "Bonaparte" (wohl Sekretär Maret). Auf Pergament gedrucktes Formular mit figürl. Vignette und handschriftl. Eintragungen. 1 S. Folio. Paris 20 plûviose an 11 (9.II.1803).
"Au nom du Peuple Français" wird der Citoyen und Sergent major Pidou zum Sous Lieutenant befördert. Auf der linken Seite sind die Daten seiner bisherigen Rangerhöhungen aufgelistet, auf der rechten die Jahre 1795-1799, in denen er an Feldzügen teilgenommen hat. Handschriftlich unterzeichnet vom Kriegsminister Alexandre Berthier, Fürst von Wagram und Neuchâtel (1753-1815), Bonaparte (wohl nicht eigenhändig) als Erstem Konsul und einem Staatssekretär. Die Eigenhändigkeit der Signatur "Bonaparte" auf solchen Beförderungsurkunden wird neuerdings bezweifelt. - An den Rändern Montagespuren. - Dabei: Derselbe. Urkunde in seinem Namen. Druck auf Papier mit gestoch. Kopfvignette und handschriftl. Eintragungen. 1 S. Quer-folio. (Paris) 12 prairial an 8 (1.VI.1800). - Ernennung des "Cen Provençal de Longpré zum Kommissar am Kriminal-Tribunal in Gap. Unterzeichnet vom Zweiten Konsul und Regierungschef Jean-Jacques Régis de Cambacérès (1753-1824) und dem Justizminister André-Joseph Abrial.
- Blücher, Gebhard Leberecht von, Fürst von Wahlstatt preuß. Generalfeldmarschall (1742-1819). Brief m. U. "Blücher". 3/4 S. Auf grauem Konzeptpapier. Folio. Treptow (Pommern) 16.IX.1811.
Scharfer Tadel an zwei Untergrund-Kämpfern gegen die französische Besatzungsmacht, die es an der notwendigen Diskretion fehlen lassen. "Ich habe Ew. Hochwohlgeboren sowohl, als dem Herrn von Kurski eingeschärft von allen Unternehmungen die letzterer ausführen will, das tiefste Stillschweigen zu beobachten. Jetzt erfahre ich zu meinem Erstaunen, u. zwar höhern Orts von Berlin, dass Sie beiderseits dieses nicht beobachtet, sondern sich darüber vollständig herausgelassen u. mitgetheilt haben. Ich gestehe Ihnen, daß dies unvorsichtige Betragen mir höchst unangenehm ist, da ich Ihnen beiden doch das unbedingteste Stillschweigen auferlegt hatte. Meine Erwartungen sind demnach sehr herabgestimmt. - Sagen Sie dem Herrn v. Kurski, daß wenn ich noch das allermindeste von seinen Äußerungen erführe u. wenn er in solchem Grade unvorsichtig seyn würde, er zu gewärtigen habe, auf meinen Befehl aufgehoben u. nach Colberg transportirt zu werden. Und Ihnen warne ich hiermit auf das gemessenste für alles was auf Unvorsichtigkeit Bezug hat, wenn Sie nicht Ihren Posten verlieren wollen ...".
[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.
* Alle Angaben inkl. 25% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5A
14193 Berlin
Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag, 10–18 Uhr,
Freitag, 10–16 Uhr
Telefon: +49 30 8938029-0
Fax: +49 30 8918025
E-Mail: info (at) bassenge.com
Impressum
Datenschutzerklärung
© 2024 Galerie Gerda Bassenge
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5A
14193 Berlin
Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag, 10–18 Uhr,
Freitag, 10–16 Uhr
Telefon: +49 30 8938029-0
Fax: +49 30 8918025
E-Mail: info (at) bassenge.com
Impressum
Datenschutzerklärung
© 2022 Galerie Gerda Bassenge