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Lot 2046, Auction  111, Herder, Johann Gottfried, Brief 1787

Herder, Johann Gottfried
Brief 1787
Los 2046

Zuschlag
3.200€ (US$ 3,441)

Details

- Herder, Johann Gottfried von, Dichter, Sprachforscher und Philosoph, der große "Anreger" der deutschen Klassik (1744-1803). Eigh. Brief m. U. "Herder". 2 S. Kl. 4to. Weimar 11.VI.1787.
An Georg Joachim Göschen, den Verleger von Goethes erster rechtmäßiger Gesamtausgabe in 8 Bänden, dem Herder für das ihm "zugesandte Geschenk des Ex. der Göthischen Schriften", nämlich der ersten 4 Bände, seinen "verbindlichsten Dank" ausspricht, aber zugleich bemängelt: "... Mich dauert es sehr, daß in so Manchem die Ausgabe nicht so ausgefallen ist, als ich aus warmem Eifer für den Verf. u. den Werth der Schriften selbst wünschte. Indessen sind über geschehene Misfälle die spätern Worte vergeblich. - Unter den Subscribenten, die ich Euer Hochedelgeb. durch Hrn. C. R. Bertuch zu übersenden die Ehre hatte, befinden sich auch H. Mag. Münter in Coppenh. / H. Graf Thun in Prag / H. Stingel von Stingelsheim [recte: Stingelheim] eben daselbst, an welche ich die Ex. zu senden keine Gelegenheit habe ...". Bittet Göschen, die Exemplare selbst durch Buchhändler ausliefern zu lassen. - Da Goethe seine Italienreise im Herbst 1786 angetreten hatte - auch zur Fertigstellung seiner Werke - betreute Herder den Druck. Goethe berichtet in seiner "Italiänischen Reise" über die Edition: "Ich hatte nach Karlsbad meine sämtlichen Schriften mitgenommen, um die von Göschen zu besorgende Ausgabe schließlich zusammen zu stellen. Vogel begleitete mich auch diessmal, um mir durch seine Fertigkeit beizustehen. Dadurch ward ich in den Stand gesetzt, die vier ersten Bände, unter der treusten Mitwirkung Herders, an den Verleger abzusenden". - Auf dem oberen Rand der 2. Seite Göschens Empfangsvermerk.

Maria Pawlowna, Großherzogin von Sachsen-Weimar
Brief 1855
Los 2047

Zuschlag
550€ (US$ 591)

Details

Über den Krimkrieg
- Maria Pawlowna, Großherzogin von Sachsen-Weimar, Witwe des Großherzogs Karl Friedrich, geb. Großfürstin von Russland (1786-1859). Brief m. U. "Marie GD de Russie et de Saxe". In franz. Sprache. 11/2 S. Gr. 4to. Weimar 12./24.II.1855.
An einen der von ihr sehr geschätzten Brüder Grimm, der ihr zum Namenstag gratuliert und ihr, anläßlich des Krimkrieges, Lektüre über die Halbinsel Krim empfohlen hatte. "... Quant aux publications, donc vous faites mention dans votre lettre, je les ai parcouru avec d'autant plus d'intérêt, que ne connaissant pas la Crimée par moi-même, toute description d'elle m'instruit et me donne une idée plus claire de la contrée, le théatre de la guerre actuelle, du courage et de la vaillance de nos braves défenseurs. Dieu veuille qu'une paix honorable finisse bientôt cette cruelle lutte ...". - Nach der Entlassung der "Göttinger Sieben" hatte sich Maria Pawlowna vergeblich dafür eingesetzt, die Brüder Grimm nach Weimar zu holen. - Faltenrisse.

Voß, Heinrich
Brief 1803
Los 2048

Zuschlag
320€ (US$ 344)

Details

- Voß, Heinrich, Philologe, Sohn des Hainbund-Dichters und Homer-Übersetzers Johann Heinrich Voß, ab 1806 Professor für griechische Literatur in Heidelberg (1779-1822). Eigh. Brief m. U. "Heinrich Voß". 3 S. 8vo. Jena 9.XII.1803.
An seinen Freund Gabriel Gottfried Bredow (1773-1814), seit dem Abgang von J. H. Voß Rektor des Gymnasiums in Eutin. Da Bredow eine Professur in Helmstedt annehmen wollte, bemühte sich Heinrich Voß, der gerade sein Studium in Jena abgeschlossen hatte, mit Hilfe seines Vaters um Bredows Nachfolge in Eutin. Heinrich erörtert diese Situation und kommt dann auch auf die Jenaische "Allgemeine Litteraturzeitung" und ihren Herausgeber Eichstädt zu sprechen. "... Ich habe Ihren Vorschlag mit meinem Vater durchdacht, und Sie sehen die Früchte davon in den Briefen an den Fürsten, Holmer und Götschel. Gott gebe, daß unsere heißen Wünsche erfüllt werden - dann wäre die Rectorstelle mein ... Das erste Gefühl beim Lesen Ihres Briefes war eine bange Freude, die mir durch alle Glieder zuckte. Aber ohne meinen Vater wäre sie in Schüchternheit übergegangen. Ich fühlte mich zu geringe gegen meine Vorgänger. Aber ich habe Mut und Selbstvertraun, und durch sie wird das schwerste leicht. Ihre Aufmunterung und Hellwags freundschaftliche Aeußerung waren nicht wenig schmeichelhaft für mich ... Mein Vater hat mit an den Fürsten und Holmer geschrieben. Seine Fürsprache muß das meiste thun, da ich ersterem völlig unbekannt, letzterem nur als Knabe bekannt bin. Vielleicht kömmt es mir jezt auch zu Statten, daß ich meines Vaters Sohn bin. - Wichtig wird mir diese Bewerbung immer sein, auch wenn ich die Stelle nicht erhalte ... durch den Eifer den sie in mir zum Arbeiten erregt hat ... Daß Eichstädt fürs erste einen Arbeiter an Ihnen verliehrt wird ihm für seine Zeitung leid thun. Aber Sie werden zurückkehren. Auch versprechen Sie ja eine Recension noch vor Weihnachten zu schreiben. Er selbst tummelt sich noch in der mechanischen Anordnung herum, sehnt sich aber nach der Ruhe, die ihm zu eigenen Arbeiten im philologischen Fache nöthig ist. Denken Sie, auch mein Vater will Beiträge geben, und zwar eine Anzeige Klopstockischen Gespräche fürs erste. Dem Schütz gönne ich ein recht eigentliches pereat, wegen seiner Anmaßung und Planmacherei. Die preußische Zeitung wird gewiß sinken. Schütz fürchtet es selbst, sonst hätte er nicht so darauf gedrungen, die jenaische Zeitung als ein ausheimisches Fabrikat durch einen Cabinetsbeschluß verbieten zu lassen ...". - Die vierte Seite ist zur Hälfte noch mit einer Nachschrift von Heinrichs Mutter Ernestine Voß gefüllt: "Ein paar Augenblik sind mir noch übrig geblieben Lieber Bredo [sic], die muß ich anwenden, um Ihnen unsern herzlichsten Glückwunsch zu Ihrer Versezung zu bringen. Jawohl halten wir es mit Ihnen für ein Glük daß Sie kein Bedenken tragen mußten, gleich anzunehmen. Wir wagen nicht ganz ohne Hofnung den Versuch zu dem Sie Heinrich aufmuntern, es würde uns sehr glüklich machen wenn es gelänge. Das dachten wir nicht, daß wir uns in Helmstedt zuerst wieder sehen würden, den nun besuchen wir Sie im Frühling ganz gewiß. Voß grüßt herzlich mit mir Sie und Ihre Liebe Frau, und wir segnen den Neugebohrnen. Ihre Freundin E. Voß." - Heinrich Voß hoffte vergeblich auf die Eutiner und andere Stellen, so daß sich schließlich Goethe für ihn einsetzte und ihm eine Lehrerstelle am Weimarer Gymnasium verschaffte, bis er 1806 als außerordentlicher Professor in Heidelberg antreten konnte. - Die erste Seite etwas fleckig.

Groth, Klaus
Brief 1875
Los 2051

Zuschlag
1.600€ (US$ 1,720)

Details

"Agitator für uns Modersprak"
Groth, Klaus, schleswig-holsteinischer Dichter (1819-1899). Eigh. Brief m. U. "Klaus Groth". 8 S. Auf blauem Papier, Gr. 8vo. Kiel 5.XI.1875.
Sehr umfang- und inhaltsreicher Brief über seine Werke und die plattdeutsche Sprache; an einen Freund in Schwerin, den er gern besucht hätte, wenn er nicht durch Krankheit seiner Frau daran gehindert wäre. "... Meine drei Knaben, von 13-9 Jahren sind gesund, wohlgebildet, herzensgut, nicht bedeutend, wie es scheint. - Von mir erscheint - gedruckt ists schon - ein kleiner Band Novellen: Ut min Jungsparadis, den Herr Stilke Ihnen schiken wird. Der gestrenge Müllenhoff hält davon das erste (das er nur kennt) für mein Bestes. Mögen sie denn auch Ihnen gefallen und Freude machen! - Von einer neuen Novelle Int Fährhus habe ich etwa 70 Quartseiten geschrieben. Außerdem schreibe ich gleichzeitig ein plattdeutsches Idyll in vierfüßigen gereimten Jamben: Sandburs Dochder. Davon sind 500 Zeilen fertig. Beides möchte ich Ihnen - auch unfertig - einmal vorlesen! Eine kleine Zahl Balladen und andere Gedichte habe ich auch fertig. Über die Art der Herausgabe bin ich noch nicht schlüssig. Wir sind im Plattdeutschen doch wieder auf den alten Standpunkt reducirt, daß man eigentlich nur lachen will. Ein Heftchen hochdeutscher Liebeslieder an meine Frau liegt seit Jahren druckfertig. Das herauszugeben scheue ich mich noch mehr. Die Goethestiftung und Geibels Votum haben insofern ein gutes Werk an mir gethan, daß sie meinen Muth etwas wieder gehoben: Ganz zufällig sah ich Geibel kurz vordem mir die Entscheidung mitgetheilt wurde (Ich wußte nicht einmal von der Existenz der Stiftung). Zu meinem Erstaunen erzählte er mir, daß er den ganzen Sommer so zu sagen meine Sachen studirt habe. 'Und muß dir es einmal sagen, lieber Freund, daß dein Heisterkrug nicht nur das beste ist, was du gemacht hast, sondern wohl das schönste Idyll, das in einer Sprache geschrieben ist.' Nachdem erfuhr ich durch einen Brief von ihm, daß sein Votum schon 14 Tage in Weimar damals gelegen. Mir zog sein Wort bis in die Glieder und ich merkte recht wie nöthig ich es hatte. Denn wo hat man sich eigentlich recht um den Heisterkrug gekümmert? Und es steckten vier Jahre sorgfältigster Arbeit darin! ... Aber ich fahre fort, wie Sie sehen, in meiner Art zu producieren. Bin auch im Grunde ganz zufrieden, wenn nur nicht Krankheit mein Haus melancholisch machte.
Ich bin übrigens die letzten Jahre fast mehr Agitator für uns Modersprak gewesen, als Poet. Auch das gäbe ein interessantes Kapitel der Unterhaltung, wenn wir einmal einige Tage mit einander persönlich verkehren könnten ... Daß ich 1872 in England gelesen, 1873 in Holland wissen Sie wohl. Auch von der großartigen Plattdeutschen Bewegung in Nordamerika, speziell New-York? Wo hunderttausende 7 Tage lang Modersprak redeten auf einem großen Fest, Fahnen trugen, Medaillen mit den Bildern heimischer plattdeutscher Dichter, ein plattd. Wochenblatt Uns' Modersprak gründeten? Da steckte ich am Anfang dahinter, habe eine ausgedehnte plattdeutsche Correspondenz geführt, manche Briefe von 20 Seiten! Festgedichte geliefert! so daß zum Schluß mir einer der Hauptagitatoren schreibt (er schreibt gleich von Anfang per Du): Dar kann man sehn wat darus waren kann, wann man an unbekannten Minschen sin Breef beantwort, us Du dan hest! - Für das Wochenblatt schreibe ich noch oder schicke was ich kann ... Während das Fest in NY, gefeiert wurde, tagte in Maastricht der niederländische Spachcongreß. Ich hatte versprochen zu erscheinen und plattdeutsch über Plattdeutsch zu reden ...". Wegen der Krankheit seiner Frau habe er nicht hinfahren können, aber ein Dr. Hansen aus Antwerpen habe Gedichte von ihm vorgelesen. Darauf habe ein Brüsseler Wochenblatt berichtet: Jedermann verstand ihn. "... Es war aber auch ein geborener Afrikaner dabei, ein Mann aus der Transvaalschen Republik, der 'gierig' dem Dr. H. das Wort vom Munde ablauschte und es fast nicht glauben konnte, daß er, 3000 Meilen von Ditmarschen entfernt, von Kind auf Groths Muttersprache geredet habe ...". - Er freue sich, daß der Adressat wieder Kirchenlieder "übersetze" und dankt für einen Gruß von dem Kirchenlied-Forscher Philipp Wackernagel. - Beiliegend eine gedruckte Visitenkarte "Dr. Klaus Groth - Doris Finke. Kiel - Bremen".

Gurk, Paul
Manuskript und Brief
Los 2053

Zuschlag
260€ (US$ 280)

Details

Gurk, Paul, Schriftsteller und Berliner Verwaltungsbeamter, 1921 Kleist-Preisträger, fruchtbarer, früh vergessener literarischer Außenseiter (1880-1953). Eigh. Manuskript und eigh. Brief m. U. "Paul Gurk". Zus. 4 S. (Tinte bzw. Kugelschreiber). Gr. 4to bzw. gr. 8vo. Berlin 14.I.1950 bzw. o. D.
"Sprüche aus den anderen Sprüchen des Fu-Kiang anstelle einer Selbstbiographie". 12 Aphorismen und Sinnsprüche auf 2 Bl., am Schluß mit "Paul Gurk" signiert: "Gefährlich ist es, ein Werk zu beginnen. Wird es nicht zu Ende geführt, so drückt es zu Boden. Wird es vollendet, so richtet sich ein zweites dahinter auf wie ein erwachter Riese ...". Am Schluß: "Von den Zweigen tropfte die Heftigkeit des rauschenden Regens, als die Sonne hervorkam und in den Tropfen schillerte. So tut die Kunst mit dem Übermass des Leides." - Anscheinend eine Art Fortsetzung des 1927 in Lübeck erschienenen Buches "Die Sprüche des Fu-Kiang". - Mit stellenweise etwas verlaufener Tinte auf dünnem Papier. - Der Brief (Berlin 14.I.1950) ist an den Verleger Günter A. Richter gerichtet. Von den bei Richter liegenden Manuskripten Gurks erbittet er sich die Novelle "Die Traumstadt des Meisters Ni-en-kung" zurück, weil der Weichert Verlag eine Novelle von ihm wünscht. Diese und zwei neue Novellen wolle er Weichert zukommen lassen. Dieser zahle zwar nur in Ostmark und davon gingen sogleich 9% Steuer ab, "aber da der Westen überhaupt nichts macht und in Berlin nur gegen Ostmark gekauft [?] wird, so ist der Effekt derselbe. Nur die Not kann einen Westberliner auf solche Dinge eingehen lassen ...". - Beklagt dann seine schriftstellerische und wirtschaftliche Situation, Autorenhonorare und Berlin-Probleme. - Auf leicht vergilbtem Nachkriegspapier.

Lot 2054, Auction  111, Hahn-Hahn, Ida Gräfin von, Gedichtmanuskript

Hahn-Hahn, Ida Gräfin von
Gedichtmanuskript
Los 2054

Zuschlag
300€ (US$ 323)

Details

Hahn-Hahn, Ida Gräfin, Tochter des "Theatergrafen" Hahn-Neuhaus, weit gereiste Schriftstellerin, besonders wegen ihrer Orient-Schilderungen berühmt (1805-1880). Eigh. Gedicht-Manuskript. 13/4 S. Gr. 8vo. O. O. (27.XI.1828?).
"Das Buch der Verheißung". 7 Strophen zu je 6 Zeilen: "Ein Buch der Verheißung ist milde gegeben / Zum Troste dem Menschen im irdischen Leben, / Das ewig aufs Neue erstärkt u. erquickt. / Es ist nicht von sterblichen Händen geschrieben / Und Menschenwitz kann's nicht erklären noch trüben, / Doch jeder versteht's, der es Einmal erblickt ... Solltest du jemals ermatten, zu lieben, / Wär dir vom Schmerz dieser Zweifel geblieben, / Rette hinauf dein verzagendes Herz. / Ueber den Sternen wird Liebe noch leben! / O Wort der Verheißung, du bist uns gegeben / Als heilender Balsam für jeglichen Schmerz." Unter dem Schluß mit dem Datum "Nov. 27.28." versehen. - Der geistlich zu deutende Inhalt spricht für eine eher späte Entstehungszeit des Gedichts, als die Verfasserin sich dem katholischen Glauben zugewandt und in Mainz ein Kloster gegründet hatte. - Gering fleckig und mit leichten Knitterspuren.

Hauptmann, Gerhart
Die versunkene Glocke. Regiebuch
Los 2055

Zuschlag
750€ (US$ 806)

Details

Hauptmann, Gerhart, Dramatiker und Erzähler, Nobelpreisträger (1862-1946). Regiebuch zur Aufführung seines Märchendramas "Die versunkene Glocke". Druck der 19. Auflage, Berlin, S. Fischer, 1897. 4 Bl., 175 gedruckte S., vollständig durchschossen mit weißen Quartblättern, die allesamt beschriftet oder mit Skizzen versehen sind (Feder, Kopierstift und Bleistift). Schlichter Halbleinenband d. Z. (Gebrauchsspuren). (Wohl Berlin, Ende 1896).
Das Vortitelblatt des Druckes trägt den handschriftlichen Besitzvermerk "Emil Ludwig". Der Schauspieler Emil Ludwig (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Schriftsteller) gehörte zu Otto Brahms Ensemble, als dieser am 2. Dezember 1896 Gerhart Hauptmanns neuromantisches Märchendrama am Deutschen Theater in Berlin zur Uraufführung brachte. Die Besetzung dieser Premiere ist handschriftlich beim Personenverzeichnis eingetragen: Josef Kainz (alternativ: Eduard von Winterstein), Emanuel Reicher, Agnes Sorma, Paul Biensfeldt, Rudolf Rittner, Else Heims und andere. Auf den eingeschossenen Blättern sind - von mehreren Händen - nicht nur die Bühnengrundrisse der verschiedenen Schauplätze penibel eingezeichnet, sondern auch sämtliche Stellungen, Gänge und Bewegungen der Schauspieler vermerkt, jeweils durch verschiedene Zeichen mit dem gedruckten Text korrespondierend. Die Vollständigkeit und Genauigkeit sowohl der Schauspielerführung als auch der technischen Details in den Eintragungen ("Das rothe Licht hinter dem Prospect setzt hier langsam ein, auch die untere Vorderrampe wird ganz langsam roth eingeschaltet, so daß zum Schluß des Aktes ein volles Bergglühen hergestellt ist") gehen deutlich über die Anforderungen eines Inspizientenbuches hinaus. Bekanntlich führte Otto Brahm stets nur indirekt aus dem Hintergrund Regie, während Cord Hachmann und Emil Lessing offiziell als Regisseure des Deutschen Theaters fungierten. Von beiden standen uns keine Schriftproben zur Verfügung. Aber auf den ersten 18 Seiten sind die ursprünglichen Bleistift-Eintragungen eines anderen Schreibers offenbar von Emil Ludwig mit Tinte überschrieben worden. Dieser Umstand und die Tatsache, daß Eduard von Winterstein hinter dem Namen Kainz und Paul Biensfeldt anstelle des im März 1899 verstorbenen Hermann Müller eingetragen sind, läßt darauf schließen, daß das im Theater vorhandene Regiebuch erst nach 1898 in den Besitz von Emil Ludwig gekommen ist. Er verließ Ende der Spielzeit 1898/1899 (ebenso wie Kainz und Biensfeldt) das Deutsche Theater und ging an das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg, wo auch Cord Hachmann als Oberregisseur engagiert wurde. Dort wurde aber "Die versunkene Glocke" nicht gespielt. Somit geht das Regiebuch eindeutig auf die Berliner Uraufführung des höchst erfolgreichen Stückes zurück. Es vermittelt dem Historiker ein sehr viel genaueres Bild der Inszenierung, als es jede zeitgenössische Rezension zu leisten vermag.

Herloßsohn, Carl
Brief 1843
Los 2056

Zuschlag
100€ (US$ 108)

Details

Herloßsohn, Carl, Leipziger Schriftsteller, Publizist und Lexikograph (1802-1849). Eigh. Brief m. U. "Herloßsohn" und Adresse. 1 S. Gr. 4to. Leipzig 23.V.1843.
An den ihm befreundeten Kreisjustizrat Dr. Straß in Berlin. Kündigt den Berlin-Besuch seines Freundes Moritz Gottlieb Saphir an, der als Humorist, Publizist, sehr umstrittener Kritiker, Lyriker und Rezitator im Berlin der 1820er Jahre durch seine Kämpfe mit Dramatikern und dem Königsstädtischen Theater stürmische Zeiten, Prozesse und Ausweisung erlebt hatte. "... Saphir, der sich Deiner herzlich erinnert und dem Du seiner Zeit in Berlin wohlwolltest, ist hier, hat mit großem Beifall Vorlesungen gegeben und will in diesen Tagen nach Berlin. Eins ängstigt ihn; er hat aus der Sonntags- und Bühnendichterzeit noch ein paar Arreste wegen Injurien abzusitzen und glaubt man würde ihm dort damit sofort auf den Hals rücken. Ich sagte ihm freilich, Injuriensachen seien seit Friedrich W. IV. Thronbesteigung amnestirt; er glaubt mir das nicht ... Die alte allbekannte Erscheinung wird gewiß jetzt bei Euch, nachdem über so Vieles das wohlthätige Gras der Zeit gewachsen ist, freundliche Theilnahme finden ...". Erkundigt sich dann nach "Fräulein Cerf", wohl einer Tochter von Friedrich Cerf, Mitbegründer und Direktor des Königsstädtischen Theaters. - Mit "Sonntags- und Bühnendichterzeit" meint Herloßsohn die Sängerin Henriette Sontag und Saphirs Pamphlet "Der getödtete und dennoch lebende M. G. Saphir, oder: Dreizehn Bühnendichter und ein Taschenspieler gegen einen einzelnen Redakteur" (Berlin 1828). Über Saphirs Berliner Kämpfe vgl. seine Briefe bei: Rainer Theobald, Alt-Wiener Zauber-, Spott- und Rühr-Spektakel, Berlin 2013, S. 52-63.

Lot 2057, Auction  111, Hoffmann von Fallersleben, Heinrich, Gedichtmanuskript

Hoffmann von Fallersleben, Heinrich
Gedichtmanuskript
Los 2057

Zuschlag
1.300€ (US$ 1,398)

Details

Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich, politischer Lyriker, Dichter beliebter Kinderlieder und des Deutschlandliedes, Germanist und Bibliothekar (1798-1874). Eigh. Gedichtmanuskript. 1 S. 4to. O. O. u. J.
"Willkommen, lieber Frühling!" 3 Strophen zu je 4 Zeilen: "Sei willkommen, lieber Frühling! / Sei gegrüßt viel tausendmal! / Lieber Frühling, bleib recht lange, / Lang' in unserm stillen Thal ...". - Das hübsche Gedicht erschien zuerst 1848. - Unten rechts auf dem Blatt in winziger Schrift der zeitgenöss. Vermerk: "Geschenk des Herrn E. Breslauer". - Leicht geknittert.

Hoffmann von Fallersleben, Heinrich
Brief 1844
Los 2058

Zuschlag
380€ (US$ 409)

Details

- Eigh. Brief m. U. "H. v. F." sowie Adresse und Siegel. 11/2 S. Gr. 8vo. Waltdorf "im Neißer Kreise" (Schlesien) 9.I.1844.
An die wohl sehr junge Emilie Milde über ein Gedicht für ihr neues Stammbuch. Der kinderfreundliche Ton Hoffmanns schlägt am Schluß in eine gewisse Bitterkeit um, wo er offenbar - vielleicht im Zusammenhang mit seinen freiheitlichen politischen Überzeugungen - an eigene leidvolle Erfahrungen denkt. "... Du hast ein Stammbuch Dir gewünscht, ich habe es Dir versprochen und sende es. Du hast Dir ein Lied von mir hineingewünscht, ich habe es Dir versprochen und eingeschrieben. Weißt Du noch, es war Marienwürmchens Klage. Das arme Würmchen! Der Sturm hatte ihm sein Haus zerstört, und der Jammer, den es darüber anstellte, bewegte auch Dein Herz. Ich kann Dir nicht sagen, wie mich das gerührt hat! Wenn das arme Würmchen das wüßte! ... Bewahre Dir dies schöne Gefühl für fremdes Leid, für fremden Schmerz! Denn solche Theilnahme ist Liebe und diese Liebe ist das reinste dauerndste Glück, was sich der Mensch hienieden bereiten kann. Das wirst auch Du erfahren, wenn Du einst in die Welt getreten bist, wenn die Tage kommen, von denen wir sagen, sie gefallen uns nicht, wenn uns andere für unsere Theilnahme, unsere Aufopferungen nur Leid und Schmerz bereiten, in unserm edelsten Thun und Treiben nur unlautere Absichten erblicken, unser Wesen verdächtigen, uns in ihrer Blindheit verdammen, ja uns verfolgen, als ob sie uns vernichten wollten - möge dann der Geist der Liebe Dich nie verlassen! ...". - Randschäden mit Transparentpapier unauffällig unterlegt; inhaltlich schöner Brief.

Hofmannsthal, Hugo von
Albumblatt 1895
Los 2059

Zuschlag
80€ (US$ 86)

Details

Hofmannsthal, Hugo von, österr. Dramatiker, Lyriker und Erzähler (1874-1929). Eigh. Namenszug mit Ort und Datum; auf einem Kartonblatt mit abgerundeten Ecken. Quer-8vo. Rodaun, August 1905.
Frühes Autogrammblatt. - An den Ecken Spuren ehemaliger Aufbewahrung in einem Steck-Album.

[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.

* Alle Angaben inkl. 24% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.


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