Der Gemahl der "Blutgräfin"
Nádasdy von Fogarasföld, Franz, ungarischer Adliger, Ehemann der legendär-berüchtigten "Blutgräfin" Elisabeth Báthory, erhielt wegen seiner ebenfalls berüchtigten Grausamkeit im Krieg den Beinamen "Der Schwarze Ritter" (1555-1604). Brief m. U. "Fran: N [+ Paraphe] Manu pp." sowie Adresse und papiergedecktem Siegel. 1 S. Folio. Kreutz (Körös) 18.VII.1601.
An Bürgermeister und Rat von Wiener Neustadt, der den Nachlaß des im Krieg gefallenen Hauptmanns Pettö bis zur Mündigkeit seiner Kinder aufbewahrte und unter Verschluß hielt. Jetzt habe sich eine Tochter Pettös gemeldet, die volljährig geworden sei und nun vom Nachlaß ihres Vaters Gebrauch machen möchte. Die Stadt möge ihr daher die Gegenstände aushändigen. "... Es werden Ihnen die Hern Zweiffels ohn woll zuerindern haben, welcher massen, Ich, (nach Verlierungh der Vestung Bollontwahr, darinnen der Herr Christoff Pettö seeliger Hauptman gewesen, und von dem Feinde umbbracht worden,) nach dem Ich vernommen, daß Er etliche Hab, und guetter bey Euwerer Stadt ligendt, seine verlassungk zue verarrestieren, und, damit solche seine Sachen, und guetter nicht von den Fremden, oder Andern: sintemall noch leibliche Khinder, und Erben vorhanden, denen sie zuegehören, in Verboth und Euwere Verwahrungk zue nemmen, biß auff der Khinder Vogtbarkheit, gebeten. Weillen dan nun, deß obbemelten Hern Pettö seeligen Eheliche Tochter, mit nahmen Katharina, an mich ein schreiben hatt ergehen lassen, darinnen sie begehret, und bittet, nachdem Sie nun mehr zue Ihren wahren gekhommen, daß sie deren hab und guetter selber woll wirt Zuegebrauchen wissen. Zue dem villeicht Ihr eine solche gelegenheit mit heyraten vorstehet, daß Sie deren verarrestierten sachen bedürfftigh ...". - Laut Regest wurde die Angelegenheit am 4. August im Stadtrat verhandelt und "Ist dem Hrn Nadasdi alsbalden sub eodem die ... geantworth worden". - Franz Nádasdy war ein Sohn des als "großer Paladin" bekannten Thomas Nádasdy. Franz zeichnete sich in den Türkenkriegen aus, gehörte unter Kaiser Matthias mehrfach dem Kriegsrat an und wurde 1598 zum Ritter geschlagen. Seine Ehefrau war seit 1575 die wegen ihrer sadistischen Serienmorde an jungen Mädchen berüchtigte "Blutgräfin" Elisabeth (Erzsébet) Báthory (1560-1614), die nach Anklage wegen vielfachen Mordes von 1611 bis zu ihrem Tode auf ihrem Schloß in Gefangenschaft gehalten wurde. - Gut erhalten; sehr selten.
Nogaroll, Ferdinand Graf zu, kaiserlicher Generalissimus, diente vorher erfolgreich unter Herzog Alba und unter Heinrich IV. von Frankreich (ca. 1550-1590). Brief m. U. "d H dinstwilliger Ferdinand Graff zu Nogaroll" und darunter montiertem papiergedecktem Siegel. 12/3 S. Folio. Raab 26.IX.1589.
Als Generaloberst und Gouverneur der Festung Raab an "besonders gunstige liebe Herrn Verordnete", bei denen er sich für den ungarischen Predikanten Tomasch Transilvanus einsetzt, für den er im Namen der ganzen ungarischen Ritterschaft um ein Darlehen von 200 Talern bittet, damit dieser das von ihm erworbene Haus bezahlen kann. „... Demnach mich ein ganze ungrische Ritterschafft für deroselben ungrischen Predicanten alhir, Tomasch Transsilvanus, angesprochen und gebetten, Weiln Er ein Hauß erkaufft, dasselbe nicht bezalt hat, noch weniger ohne der Herrn hilf bezallen kan, Daß Ich neben Inen für deroselben Predicanten, bey den Herren Intercediern, unnd bitten solt, damit Ime die Herrn zue bezallung gedachtes Hauses, Zwayhundert Taller gunstig fürleihen unnd ... an seinem verdienst wider abkürzen wolten. Weiln dann, gunstige liebe Herrn, gedachter Predicant zue menigelichs gefallen, sich wol verhelt, unnd den Ritterßleüthen sonderlich wol befolhen ist, Er auch anderst als von den Herren keine underhaltung hat, Also bith Ich die Herrn ganz dienstlich, sie wöllen in erwögung meiner und der ganzen Ritterschafft fürbithen unnd da der kalte Winter alberaith herzue nachendt, sich gegen den Predicanten so wilfarig unnd gnedig erzaigen, unnd Ime die begerten Zwayhundert Taller gunstig furleihen ...“. - Im vorigen Jahr hatte sich Nogaroll mit einer Gräfin Harrach in Wien vermählt, doch blieben ihm nur zwei Jahre, um das Eheglück zu genießen. Bis dahin hatte er als Offizier in Ungarn, den Niederlanden, in Frankreich, auf Malta, in Spanien und Portugal gekämpft und es zum General und Kommandanten von Oberungarn gebracht. - Gut erhalten.
Pekri, Lorenz Graf, ungar. Heerführer unter dem aufständischen Fürsten Rákóczi. Eigh. Brief m. U. "Comes Laurentius Pekri" sowie Adresse und Siegelresten. In latein. Sprache. 11/2 S. (Doppelblatt). Tessovice (Böhmen) 24.III.1704.
Wohl an die Einwohnerschaft von Großwardein ("civitas Baradiensis") gerichtete Erklärung mit der Forderung um Unterstützung der Partei des Fürsten Rákóczi. Mehrfach ist von "Salva Guardias" die Rede. Das Regest auf dem Adressblatt faßt die dabei angewandte Strategie treffend zusammen: Pekri argumentiert „metu et blanditiis", zählt also auf die Furcht (Einschüchterung) und arbeitet mit Schmeicheleien - ein Rezept, das immer geholfen hat. Als Unterstützer der von Rákóczi geführten Aufstandsbewegung ließ der Kuruzzenführer Lorenz Pekri 1706 zahlreiche Städte, Burgen und Schlösser in Siebenbürgen verwüsten. 1708 entschloß sich Rákóczi zu einem Feldzug nach Schlesien, um die Unterstützung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm für den Aufstand zu erhalten und eventuell damit den Weg auf den ungarischen Thron vorzubereiten. Auf dem Marsch durch das obere Waagtal versuchte er die Burg Trentschin zu erobern. Die Reiterei auf seinem rechten Flügel stand dabei unter Lorenz Pekris Befehl. - Der vertikale Mittelfalz durchgetrennt; gering stockfleckig.
Püsky, János, ungar. Bischof, nacheinander Bischof von Csanad, Vác, Nitra und Raab, schließlich Erzbischof von Kalosca (1597-1657). Brief m. U. "Humilissimus Capellanus Joannes Püsky, Archicps colocensis" sowie Adresse und Siegelrest. In latein. Sprache. 1 S. gr. 4to. Wien 6.I.1653.
Als Erzbischof an Kaiser Ferdinand III. Meldet den Tod des Bischofs Stephan Rohonczy und bittet darum, als Metropolitan bei der Neubesetzung der Stelle gefragt zu werden. "... Hic ego praeces meas interpono, tanquam Metropolitanus, et humillimè supplico S. Maiestati Vestrae, ut priusquam Ecclesiae Cshanadiensi per Successorem, meum Suffraganeum prospiciat, à me tanquam Metropolitano informationem capere Vestra Caesarea Maiestas non dedignetur ...".
Sigray, Johann VII., Probst in der Zips, Elektbischof von Temesvar, eifriger Verfechter des Katholizismus, vom Fürsten Rákóczi geächtet, entkam durch Flucht knapp dem Tod (gest. 1718). Eigh. Brief m. U. "Joannes Sigray Electus Episcopus Temnensis et Propositus Terrae Scepsis" sowie mit Adresse und Siegel. In latein. Sprache. 2 S. Folio. Varasdin 3.IV.1706.
Eigenhändig an Kaiser Joseph I. in Wien. Beklagt sich bitter über seine Verfolgung durch den aufrührerischen Fürsten von Siebenbürgen, Franz Rákóczy II., der ihn ins Exil getrieben habe. - Ein eifriger Diener der kath. Kirche, arbeitete Sigray aus allen Kräften daran, dem Erlass des Fürsten Theodor Lubomirsky vom Jahre 1702 dadurch Geltung zu verschaffen, daß er sich bemühte, die Protestanten zur Rückkehr in den Schoß der katholischen Kirche zu veranlassen. Als im Jahre 1703 die Rákóczi’schen Truppen Kesmark, Leutschau und mehrere Orte in der Zips eingenommen hatten, entbrannte ein Religionskrieg in dem Komitat. Franz Rákóczi II., Fürst von Siebenbürgen, entsandte in die Zips als Kommissäre: Emerich Görgey, Johann Melczer und Stefan Becskehäzy, welche im Namen des Fürsten 1705 den Evangelischen die im Besitze der Katholiken sich befindenden Kirchen in Kesmark, Hunsdorf, Eisdorf. Gross-Lomnitz und andern Gemeinden übergaben. Unter solchen Verhältnissen verblieb Sigray bis zum 17. Oktober 1705 im Kapitel. Da er sich den Rákóczischen nicht anschliessen wollte, wurde er von ihnen in die Acht getan. Es fehlte nur wenig, und er wäre von ihnen ums Leben gebracht worden. Eines Tages umringten nämlich diese das Präpositural-Gebäude, und nur mit Lebensgefahr gelang es Sigray auf einem Wagen mit Stroh, in welches er sich verkrochen hatte, zu entfliehen. Hierauf erklärte Rákóczi die Probstei für erledigt und ernannte zum Probst Johann Dominik Anton Brenner; das Kapitel weigerte sich zwar Anfangs, Brenner als Probst anzuerkennen, musste jedoch nachgeben, als Rákóczi am 23. Dezember 1706 aus Rosenau an das Kapitel einen drohenden Befehl erließ. Nachdem aber die Rákóczischen bei Trencsin geschlagen worden, verließ Brenner 1710 die Zips für immer, worauf Sigray aus Opau, wo er unterdessen verweilt hatte, ins Kapitel zurückkehrte und die Probstei wieder in Besitz nahm (teilweise zit. nach dem "Jahrbuch des ungar. Karpathen-Vereins", XI. Jg. 1884). - Kleine Randschäden.
Zeller, Michael, österr. Kriegsrat, Hofkriegszahlmeister aus Rastenberg (1560-1619). Umfangreiche Quittung, möglicherweise zeitgenöss. Abschrift. 1 S. Folio. Wien 18.VII.1599.
„Ich Michael Zeller Rom. Kay. Majestät etc. auch der Für[stlichen] Drht [Durchlaucht] Herrn Mathiae, Erzherzogen zu Osterreich Rath unnd Hofkriegszalmaister in Hungarn, bekhenne hiemit daß ich von hochsternenter Jener Khay. Majestät Einember bey der hungerischen Camer Prespurg, dem Edlen unnd vesten Leopold Pekhen zur nottdurfft des Kriegs Zallmaisterambts meiner Verwaltung, Inn sonderhait aber zur etwaß Verzallung Irer Khays. Majestät Rath Unnd Craißambtmans in Hungern, dißseits der Thonaw, des wolgebornen Herrn Franzen Graven zu Nadasst selbst aignen sowoll seiner Underhabunden ainhundert funfzig hussarischen Pferdten Unnd ainhundert Trabanten, Ausstendigen KriegsVerdienens funf tausend, Sechs hundert, Acht Unnd sechtzig Taller, bringen derselben Jeden zu funfundsiebenzig Khreyzer, dem Hungerichen werth nachgerechnet, Siben tausent, funfund achtzig gulden Reinisch, eingenomen, Unnd empfangen hab, Umb solliche sibentausent funfundachtzig gulden Reinisch Sage ich gemelten Herrn Einember hiemit Unnter meiner aignen Handtschrifft Unnd Petschafft Quitt Unnd Ledig.“ - Da kein Petschaft vorhanden ist und außer Zeller noch ein Jacob Branauer in der gleichen Handschrift unterzeichnet hat, läßt sich vermuten, daß es sich um eine Abschrift des Originals handelt. - Kleines Loch; Defekte am linken Rand.
Zrinyi, György IV. Graf von (Zrinski IV. Juraj), kroatisch- ungarischer Feldherr, Sohn des berühmten Nationalhelden Niklas Graf Zrinyi, kämpfte gleichfalls gegen die Osmanen, förderte den Protestantismus in Kroatien und gründete dort eine der ersten Buchdruckereien (1549-1603). Brief m. U. "Jörg Graff von Zriny mpp" sowie mit Adresse und Siegel. In deutscher Sprache. 11/2 S. Folio. Wettendorf 13.III.1603.
An den Erzherzog Maximilian Ernst, Bruder des späteren Kaisers Ferdinand II., mit der Bitte, wegen seiner Erkrankung (er starb in demselben Jahr) einen "Agenten" als Stellvertreter zum ungarischen Landtag entsenden zu dürfen. "... Genedigister Fürst unnd Herr, Unnd ob woll ich an Yetzo auf der Röm. Khay. May. Einen Zuegeschickten genedigisten bevelch ... geen Preßpurg dem Ungrischen Landtag bey Zu wohnen, gehorsamlichen begeben hatte, Alß hatt es aber (darumben ich In Underthenigkhait verzeihung bitte) meiner großen, nicht Allain des Podagrambs, sondern Zudem von Gott mir Zuegeschickten Leibs Schwachait wie auch ein Zeit der Ublen Befarnuß der Tartarn willen, nicht sein, noch beschehen khönnen, derowillen, unnd nichts zuvorkhumben, ich gehorsambster Pflicht nach meinen lieben und getreuen Diener, den Edlen Andreaß Milley anstatt mein ... fortschickhen sollen, Mit Underthenig unnd gehorsambster Bitt, Euer Fürstl. Durchlaucht geruehetten Ihme alß einen weg meine alhir abgeferttigten Agendten mit frl. gnaden einzunemben, wie dan da der Almechtige es mit mir zue Beßerung schickhen wirdet, Ich dahin beflissen sein will, eine fürl. Durchlaucht alß meinen genedigisten Herrn In Underthenigkheit aufzuwartten ...". - Vertikaler Mittelfalz weitgehend durchgetrennt; Siegelausriss; sonst ordentlich erhalten.
Baader, Johannes A.
Eigenh. Postkarte m. U. Eichendorf 14.VIII.1954
Los 2280
Zuschlag
340€ (US$ 366)
Der "Oberdada" Baader an den "Propagandadada" George Grosz
Baader, Johannes, Architekt, Schriftsteller, Dadaist und Aktionskünstler (1875-1956). Eigenh. Postkarte m. U. Eichendorf 14.VIII.1954
Auf einer hübschen Bildpostkarte , die den pfeiferauchenden "Oberdada Baader" in einem Garten auf einer Bank zeigt. Er schreibt an den "Propaganda-dada George Grosz" in Berlin, "Meinem Versprechen gemäß. Alle Grüße! Baader". - Baader, der um die Jahrhundertwende als Grabmalarchitekt in Zürich gearbeitet hatte, war ab 1918 ein Exponent von Dada Berlin. Er war Herausgegeber der Zeitschrift "Die freie Strasse", Mitarbeiter bei "Dadaco" und "Der Dada" und an der Dada-Messe 1920 beteiligt. Als selbsternannter "Oberdada" machte er sich zum Präsidenten des Erd- und Weltballs und rief die "Acht Weltsätze" aus. Aus dem "Sattel des weissen Pferdes Dada" agierte er, indem er in der Nationalversammlung das Flugblatt "Die grüne Leiche. Dadaisten gegen Weimar" abwarf, im Berliner Dom die Predigt mit dem Zwischenruf "Jesus Christus ist Ihnen Wurst" unterbrach, mit einem "Staatsstreich dada" drohte, die dadaistische Republik in Nikolassee gründete, die Mär von den gestohlenen 373 Geheimakten der dadaistischen Bewegung in die Welt setzte und nach seinem fiktiven Tod am 1. April 1919 eine eigene Zeitrechnung einführte. Gegen Ende seines Lebens arbeitete er wieder als Architekt. - Schriftstücke des "Oberdada" Baader sind von großer Seltenheit.
Belling, Rudolf, Bildhauer, Mitglied der Novembergruppe, des Deutschen Künstlerbundes und der preuß. Akademie der Künste (1886-1972). Eigh. Postkarte m. U. "Belling". 1 S. Istanbul 29.XI.1962.
An Jürgen Lutzens in Brandenburg (Havel). "... Am 24. Okt. habe ich Ihnen 3 Kataloge geschickt; von den Ausstellungen in Hagen, Düsseldorf u. Berlin (Akademie). Bis heute habe ich keine Nachricht, ob Sie diese Kataloge erhalten haben ...". - In die Türkei emigriert, lehrte Belling ("Hauptvertreter der deutschen abstrakten Plastik") seit 1937 an der Kunstakademie Istanbul; er kehrte erst 1966 nach Deutschland zurück.
Die Ausmalung des Neuen Museums in Berlin
Berlin. - Olfers, Ignaz von, Diplomat und Naturwissenschaftler, Generaldirektor der Königl. Museen in Berlin (1793-1871). Eigh. Brief m. U. "Olfers". 8 S., eng beschrieben. 8vo. Berlin 26.IV.1851.
An den Maler Wilhelm von Kaulbach (1805-1874) in München, der mit den Entwürfen zu den Fresken für das Treppenhaus des Berliner Neuen Museums beschäftigt war. Sehr umfangreicher und bedeutender Brief über aktuelle Gemälde und Plastiken in München und Berlin, insbesondere aber die Ausgestaltung des Stülerschen Neuen Museums auf der Berliner Museumsinsel. Olfers hofft auf Kaulbachs baldiges erneutes Eintreffen in Berlin und darauf, schon vorher "die graue Hülle fallen zu sehen, welche uns den Brand Jerusalems so lange entzogen hat. Gewiß Sie kommen gleich zu Anfang des Mais; Ihre über alles liebenswürdige Königin meinte dies auch, indem sie bedauerte, nur das eine Bild sehen zu können. Heidenreich, Richter und Müller werden ihren nordischen Himmel fortsetzen, es wird schon wieder das Gerüst an den Wänden aufgestellt; dieser untere Saal soll mit Schränken und allem in diesem Jahre fertig werden, so daß dann die unteren Räume in einer Folge benutzt werden können. Die weit vorgerückten Landschaften im Griechischen Saale werden Ihnen Vergnügen machen. Werden Sie den Carton von Griechenlands Blüte mitbringen? Oder hat die moderne Welt für die neue Pinacothek Sie zu sehr gefesselt? Man sagt mir von der Wirkung der Farben dieses neuen Schlothauerschen Fresco's viel Gutes; ist es wahr, so soll es mich aufrichtig freuen, doch wüßte ich nicht, warum ich es der Stereochromie vorziehen sollte. Manche colossale Figur wird im Glaspallast gewiß gute Figur machen; schon höre ich mit großer Freude, daß der Bavarische Löwe neben der Amazone sich am hervorragendsten darstellt, trotz aller übrigen colossalen gesattelten oder ungesattelten Creaturen; rührend soll ein Zwiegespräch sein zwischen einem Pferde und einem Crokodil, welche sich wechselseitig bei der Nase gefaßte haben; ein ganz eigner Casus ... Die Landschaften von Rottmann, Cartons und Mappen hat der König genau und mit großem Interesse gesehen, indem ich gerade einen guten Tag dafür finden konnte; geholfen hat es aber leider doch nichts, weil die ganze Sammlung ein zu bedeutender Gegenstand durch ihren Preis ist; einzelne Blätter aus den Studien, namentlich den Griechischen ließen sich wohl erwerben; ich finde es aber freilich wohl begründet, daß die Wittwe das Ganze zusammen verwalten will. Die Cartons, wahre canonische Regeln für den Landschafter, sollten eigentlich in der Münchner Akademie aufgestellt werden; dahin gehören sie, und werden ihr ewig Ehre bringen. Ich werde nun die Sachen wieder sorgfältig verpacken, und nach München schicken lassen, wohl unter Adresse der Wittwe ... Die nicht unbeträchtlichen Kosten rechne ich gern auf das Vergnügen und die Belehrung des Genusses ...
Wir sind hier sehr beschäftigt mit dem Aufbaue des großen Friedrichs-Denkmals, welches am 31. Mai enthüllt werden soll, und da Rauch nun die Gewißheit eines vollen Gelingens hat, so erwartet er es mit verhältnißmässiger Ruhe. Es wird Ihnen auch eine Freude sein, diesen Augenblick mit uns zu erleben. Unendlich erfreut und ergötzt hat mich Ihr S. Georg, den ich dem Dr. Schorn wirklich beneide. Auf einer Kirchenfahne müßte er sich prächtig ausnehmen. Der König hat ihn mehrere Tage in seinem Vorzimmer gehabt, auch die Königin hat ihn gesehen, beide mit großem Vergnügen ...". - Ferner über Kaulbachs Illustrationen (in Holz geschnitten von Otto Vogel) zu der vom Verleger Decker geplanten Prachtausgabe des Neuen Testaments: "... Die Holzschnitte werden Ihnen gefallen haben. Das Ausstellungsexemplar der Bibel, vortrefflich gebunden, mit in Silber getriebenen Eckstücken und Haspen, mußte schon abgeschirmt werden; das Titelbild des segnenden Christus wird aber noch fertig. Decker nimmt es mit zur Eröffnung der Ausstellung. Der arme Otto Vogel hatte grad erst den Christuskopf auf dem Schweißtuche vollendet, als er starb. Ich liebte ihn, als Mensch und Künstler, es war eine reine feine Seele, und so wird dies Bild grade immer etwas tief Rührendes für mich behalten. Die Evangelisten, bisher fertig Lucas und Marcus, finden großen Beifall, und werben für den großen Holzschnitt, mir zur Freude.
Von dem bedeutenden Programm für Aufstellung einer neuen Architectur haben Sie mir nur ein Exemplar geschickt, und soviel ich gehört, hat die Akademie auch keine weiteren erhalten ... ich habe die beiden St. zur Arbeit angefeuert, sie wollen aber nicht recht fangen ... Stüler hat noch die Oberaufsicht über den Schloßbau in Schwerin, den wir im Sommer von hier aus besuchen könnten; der Bau liegt sehr schön an einem See ...".
Von besonderem Interesse ist Olfers' Einfluß auf Kaulbachs Entwürfe zu den Wandmalereien im Neuen Museum: Er drängt dem Maler förmlich die Motive auf: "... Von Ihrem Arabesken-Fries wird Ihnen die Königin gewiß gesagt haben, wenigstens hat sie ihn, so beschränkt die Zeit war, da König Otto so wenige Tage blieb, mit vieler Aufmerksamkeit auf das Einzelne gesehen. Er wächst schon weiter an der Wand über den aegyptischen mystischen Kuß hinaus. - Werden Sie nicht jetzt die herrlichen Gestalten der Sage über die Nixe bringen, und dann die Einrahmung des ersten Bildes daran schließen, damit wir es einmal rein genießen und nicht mehr durch seinen grauen Vorhang gestört werden. Für die Medaillons und die aufsteigenden Arabesken gibt es vortreffliche Gestalten die Fülle unter Juden, Phoeniciern, Medern, Assyriern und Persern; die Helden unter diesen kann man in die kleinen mit Architectur umgebenen Mittelbilder bringen; in den unteren kleinen Bildern kann Cheops seine Pyramide bauen, oder sich verehren lassen als Coloss, Abraham seinen Sohn opfern usw. die beiden größeren Queerbilder (zwischen dem Land und dem Gesetzgeber) könnte über Moses, Rhamses seinen Zug nach Indien und Scythien, über Solon, Alexander seinen ähnlichen Zug vollführen, und die Gegeneinanderstellung müßte, denke ich, schlagend wirken; doch gäbe es noch vieles andre zur Auswahl; in der aufsteigenden Arabeske zwischen den Puntis fänden die Sibylle, weiterhin der assyrisch-Babylonische Cultus, dann der aegyptische Platz. Eine wahre Hochschule der Menschheit. Ich freue mich ebensosehr auf die Entwicklung auf der andren Seite, und halte fest an der Hunnenschlacht trotz aller naseweisen Belehrerei. Kommen Sie recht bald, damit wir uns zusammen in diesen Sachen ergehen können ...". - Der große Brief erweist sich als von erheblichem Wert für die Erforschung dieses Bereichs der Kunstgeschichte Berlins. - Beiliegend ein von Olfers unterzeichnetes Dankschreiben an die Berliner Akademie für die Übersendung des Kataloges zur Kunstausstellung 1845.
Böcklin, Arnold, Schweizer Maler (1827-1901). Eigh. Briefkarte m. U "A. Böcklin" und eigh. Umschlag. 2 S. Quer-kl. 8vo. S. Lorenzo di Lerici 13.V.1893.
An Dr. Stephan Born von der Öffentlichen Kunstsammlung Basel, der sich nach Böcklins gesundheitlichem Befinden erkundigt hatte. Der Künstler teilt mit, "daß es mir täglich besser geht und ich mich des Lebens wieder zu freuen beginne. Es ist aber hier am Meeresstrande ein anderes als am Zürichsee. Mein Selbstporträt ist jetzt der Vollendung nahe, d. h. wenn nicht zum Schluß große Änderungen nötig werden. Vermuthlich nicht ... Das Triptychon ist leider nicht ganz fertig geworden, also unverkäuflich. Wenn ich nach Zürich komme, also in diesem Spätsommer, werde ich sehen, ob das Bild noch fertig zu stellen, oder abzuhobeln und neu zu malen ist. Dann freilich werden die verfügbaren Gelder der Kunstsammlung entflogen sein. Darum eben ist es mir leid, daß es nicht fertig geworden ist ...". - Böcklin hatte 1892 einen Schlaganfall erlitten.
Boze, Joseph, franz. Hofmaler, vielbeschäftigter Porträtist, aufgrund seines Eintretens für Marie Antoinette vom Revolutionstribunal inhaftiert, nach Robespierres Tod freigelassen, so daß er nach England emigrieren konnte, ab 1798 wieder in Paris (1745-1826). Eigh. Leumundszeugnis m. U. "Boze peintre du Roi, pensionnaire de S. Mté". 11/4 S. 4to. Paris 20.III.1824.
Ausführliches, durch autobiographische Mitteilungen ergänztes Zeugnis für Rosalie de Lamorlière, die nach Ausbruch der französischen Revolution als Köchin in der Pariser Conciergerie arbeitete, wo die Königin Marie Antoinette inhaftiert war. Rosalie habe die unglückliche Königin stets ehrenhaft und respektvoll bedient. "je soussigné, ci devant peintre de S. M. Louis XVI, atteste et et certifie que j'ai parfaitement connu, il y a 30 ans dans la maison d'arrèt de la conciergerie, au palais de justice (ou j'étais prisonnier pour mes principes Royalistes) la demoiselle Rosalie de Lamorlière, native de picardie. Cette excellente fille, alors agée d'environ vingt cinq ans, était cuisinière chez la concierge; et en cette qualité, elle faisait la nourriture et le lit de l'infortunée Reine marie Antoinette; lorsque cette princesse fut transferée du temple à la prison du tribunal Revolutionnaire, Rosalie, malgré des tems devenus si mauvais avait conservé un coeur honnête et les meilleurs sentimens. Le Respect qu'elle montrait à l'auguste prisonnière toutes fois qu'elle venait dans son cachot pour la servir, et la consternation qu'elle laissa voir sur son visage lorsque la Reine fut condamnée ... de sorte que toutes ces personnes grossières ne Nommaient plus Rosalie que Mamzelle Capet ...". Schildert dann das weitere Leben der Rosalie und erwähnt, dass seine ältere Tochter (Fanny)sie gemalt habe, als sie ihren Vater Joseph Boze im Gefängnis besuchte. - Mit kleinem Aufkleber der "Rawlins Collection" historischer Dokumente. - Beiliegend eine englische Übersetzung des Schriftstücks. - Boze, der Ludwig XVI. und viele andere französische Adlige des Ancien Régime porträtiert hatte, gewann auch die Gunst Ludwigs XVIII., der ebenfalls sein Bildnis bei ihm bestellte. - Sehr selten.
Corinth, Lovis, Maler und Graphiker, Hauptvertreter des deutschen Impressionismus (1858-1925). Eigh. Brief m. U. "Lovis Corinth". 3 S. Auf kariertem Papier. Gr. 8vo. (Berlin NW) 4.IV.1909.
An Walther Rathenau, Aufsichtsratsvorsitzender der AEG und philosophischer Schriftsteller (1867-1922, ermordet). "... Ich komme schon wieder, aber in eigener Sache, als Bittender, obgleich ich glaube, daß Sie auch nicht helfen können. Nämlich in Düsseldorf wird eine Ausstellung kirchlich-christlicher Kunst gemacht und ich habe endlich einmal das Glück, daß mir ein Seaparatraum bewilligt ist, wo ich all meine Bilder in diesem Charakter unterbringen soll. Nun habe ich doch derartige sehr wenige und fast Alles ist - sonst Gott sei Dank - Privatbesitz. Und mit jedem Bilde müßte ich für diese Ausstellung rechnen und das Beste hat Herr Dernburg. Ich habe Sr. Exellenz [sic] mit den feurigsten Worten geschildert, was Alles für mich in Düsseldorf Nützliches zu holen wäre als Lieber Gott-Maler u.s.w. Aber es hat ihn Alles kalt gelassen, weil er Uhde für Frankfurt ein Bild abgeschlagen hat u. auch Slevogt für Düsseldorf sein Portrait, deshalb muß ich auch ohne das Bild sein ... Hier handelt es sich um ein Cabinet, wo ein Bild das andere heben muß und es könnte Alles gehen, wenn S. Exellenz Herr Dernburg von seinem Prinzip abginge. Was ist da zu machen? Können Sie vielleicht was thun und Ihre Überredungskünste üben? ...". - Walther Rathenau war mit dem Kolonialpolitiker und Kunstsammler Bernhard Dernburg (1865-1937) politisch und freundschaftlich verbunden. Corinth, der sich bereits 1900 in Berlin niedergelassen hatte, bildete gemeinsam mit Liebermann und Slevogt eine Hauptstütze der hiesigen Secession.
Dadaismus. - Janco, Marcel, rumänisch-israelischer Künstler, Mitbegründer des "Cabaret Voltaire" und der Dada-Bewegung, Schriftsteller und Architekt (1895-1984). 2 eigh. Briefe und 1 eigh. Ansichts-Postkarte m. U. "Marcel Janco". In franz. Sprache. Zus. 4 S. (Kugelschreiber). Mit 1 Umschlag. 4to und quer-8vo. Israel 20.X. - 12.XII.1980.
An den Verleger und Galeristen Günter A. Richter sowie seine Gemahlin in Stuttgart, die anläßlich eines Besuchs Jancos in der Schweiz Gespräche und ein Interview mit dem Künstler führten. Auf diese Kontakte beziehen sich die vorliegenden Schreiben. Nach einer freundschaftlichen Ansichtskarte (20.X.1980) folgt am 12.XII.1980 ein längerer Brief, der auch auf einen Dada-Katalog der Galerie eingeht. "... Des photo que vous désirez je crois pouvoir les envoyer mais je dois savoir s'il s'agit de l'époque Dada? Où bien est-ce un raport avec l'exposition. Sachez qu'une grande partie est occupé par les redacteurs de mon grand livre qui est sous presse. Je regrette que vous n'avez trouvé aucune trace de mon 'Cabaret Voltaire'. En ce qui concerne le film de 'Emmerling' je regrette de ne pas avoir le texte enregistré à cette époque qui me serait utile et je ne compte plus sur les honoraires. Mais je reste toujours très intéressé d'avoir copie du film qui m'avait été promis par Dr. Emmerling. - Je suis informé que le film fait par le gouvernement d'Israel sur mon art a obtenu premier prix au festival du film à Chicago ...". - Ein weiterer, längerer Brief vom 7.XI.1980 beschäftigt sich mit der in Aussicht gestellten Zusammenarbeit und mit zwei geplanten Ausstellungen Jancos in der Schweiz. "... Je vous prie de bien vouloir me envoyer une copie de la bande que je vous ai fait à Monte Verità et que vous avez enregistré sur Dada car je pourrais l'employer. Aussi je veux relire et pouvoir corriger si nécessaire ...".
Dannecker, Johann Heinrich von, der bedeutende württemberg. Bildhauer, Direktor der Stuttgarter Kgl. Kunstschule, schuf zwei berühmte Schiller-Büsten (1758-1841). Brief m. U. "v. Dannecker". 1 S. Folio. Stuttgart 30.VI.1837.
Unter dem gestoch. Briefkopf "Die Königl. Direction der Kunstschule" an den Bildhauer Theodor Wagner (1800-1880). "Da nach einem Schreiben des Hofraths Dr. v. Reinbeck von gestern dieser von dem k. Konsul in Rom, Kolb die Nachricht erhalten hat, daß Staatsrath v. Thorwaldsen [sic] die früher projektirte Reise in diesem Jahre nicht unternehmen werde, Kolb aber am 6. oder 7. des nächsten Monats hier einzutreffen gedenke, um die Angelegenheit wegen des Transports der Schenkung des p. von Thorwaldsen definitiv zu erledigen; so wird Herr Professor Wagner unter Beziehung auf die Directions Erlasse ... hievon in Kenntniß gesetzt." - Der Dannecker-Schüler Wagner hatte Bertel Thorvaldsen in Rom kennengelernt, wo er unter dessen Anleitung eine Statue des Hl. Lukas für die Grabkapelle der 1819 verstorbenen Königin Katharina von Württemberg geschaffen hatte. - Etwas geknittert.
Didot, Pierre, französischer Meistertypograph (1761-1853). Eigh. Unterschrift "P Didot l'ainé" auf einer Eingabe an die "Chambre de Pairs". 2 S. Doppelblatt. Folio. Paris 26.III.1827.
Gesuch an die "Chambre de Pairs" um eine Unterredung in Sachen des Entwurfs der "Loi sur la Police de la Presse", mitunterschrieben von Ambroise Firmin Didot, Jules Renouard, Charles Barrois und anderen. – Minimal angestaubt.
Dix, Otto, Maler und Graphiker (1891-1969). Eigh. Brief m. U. "Otto Dix" und Umschlag. 2/3 S. Gr. 4to. Collonges au Mont d'or (Frankreich) (21.VIII.1958).
An den Ost-Berliner Schriftsteller Joachim Priewe, der in einer geplanten Anthologie ein Bild von Dix einem Gedicht von Ricarda Huch beifügen wollte.
"... Ich lese zwar gern Gedichte, habe aber noch nie ein Gedicht v. R. Huch gelesen, kenne also das angeführte Gedicht nicht. Wahrscheinlich ist es dieselbe Grundstimmung, die ja ganz naheliegend ist ...". - Beiliegend eine Fotokopie mit einer Abbildung von Dix' Gemälde "Fallende Blätter".
Egger-Lienz, Albin, österr. Maler (1868-1926). Eigh. Brief m. U. "Prof. A. Egger-Lienz". 4 S. Kl. 4to. Weimar 30.XII.1912.
Als Lehrer an der Weimarer Hochschule für bildende Kunst an einen Verleger von Kunst-Photographien. "... Ich suche hier vergebens mehrere Fotografien nach französischen Bildern, welche ich in Ihrem ersten Katalog seinerzeit gesehen habe. Eine große Kunsthandlung hier (Wasmund Kunstverlag/handlung) habe ich beauftragt, mir Kataloge von Braun in Dornach zu besorgen, damit die betreffenden Bilder bestimmt u. bestellt werden können. Die Kataloge wurden zwar leihweise zugesendet, aber leider finden sich die bewußten Bilder (welche ich nicht bezeichnen kann) nicht darinnen. Ich weis [!] nun nicht wie ich zu den Fotografien kommen kann und sehe keinen andern Weg als Sie zu ersuchen, der Firma Wasmund Ihren großen Katalog mit allen Beilagen ... leihweise auf einen Tag hieher zu senden. Die Bestellungen mache ich natürlich bei Ihrer Firma (es handelt sich um eine größere Collektion). Ich habe schon wiederholt aus Ihrem Katalog Fotografien bestellt, Sie können sich sicher erinnern. Es sind zahlreiche Miniatur Originalfotografien nach französischen Künstlern, aus welchen der Katalog besteht ...".
Geiger, Willi, Maler, Graphiker und Illustrator, Hochschul-Professor in Leipzig und München (1878-1971). Eigh. Brief m. U. "Geiger" und Umschlag. 1 S., eng beschrieben. Gr. 4to. Feldwies am Chiemsee 26.IX.1949.
An den Rechtsanwalt und Schriftsteller Maximilian Brantl (1881-1951) in Prien am Chiemsee. "... Es sind nicht nur die Stauden, die Du mir ... aus Deinem Garten mitgegeben hast u. die indes in ungewöhnlicher Pracht sich entfaltet haben und die mich an Dich erinnern ... Wie geht es Dir gesundheitlich. Nach dem Wirtschaftlichen zu fragen erübrigt sich wohl in einer Gegenwart die in ihren Auswirkungen fast schon komisch erscheint. Ich kann mir denken, daß Du Deinen Jahren gemäß immer reicher in Deine Welt des Schaffens eindringst u. hoffentlich balde und wieder Gedichte vorlegen wirst. Ich bin eben dabei, zu Goethes 'venezianische Epigramme' Lithos zu machen. Es sind viele Bilder entstanden. Die abstrakte Kunst tastet immer höher u. erfolgreicher vor u. wir Alten müssen uns zunächst bescheiden. Die Presse propagiert diese junge Kunst mit Nachdruck u. legt uns zum alten Eisen. Mögen sie immerhin. Ich selbst bringe der jungen Kunst starkes Interesse entgegen, sie wächst nach dem Gesetz ewiger Erneuerung ...".
Heine, Thomas Theodor, Münchener Maler und Zeichner, Hauptmitarbeiter des "Simplicissimus" und Schöpfer der Titelfigur (1867-1948). Eigh. Brief m. U. "Th. Th. Heine". 1/2 S. Gr. 4to. Brünn 5.IV.1935.
Aus dem Exil an den Kunsthistoriker Oscar Fischel. "... Auch der eingeschriebene Brief an die Atlantis Press kam als unbestellbar zurück. Ich lege die beiden Couverts hier bei. Vielleicht fragen Sie einmal Rowohlt darüber ...". - Gelocht.
Hofer, Karl, Maler und Graphiker, Hauptmeister des dt. Expressionismus, Direktor der Hochschule für Bildende Künste und Präsident der Akademie der Künste in Berlin (1878-1955). Eigh. Brief m. U. "K Hofer". 1 S. Gr. 4to. Berlin-Schöneberg 30.IX. o. J.
An den Kunstsammler (Wilhelm?) Soldan. "... Ich würde gern Ihre Schwester bei mir sehen, nach vorher. Anruf ... Nur muss ich darauf aufmerksam machen, dass ich meine Arbeiten nun nicht mehr zu den Preisen wie die Schundbilder in den Kaufhäusern weggeben kann. Da ich reichlich viele Tessiner Landschaften gemalt habe, kann ich leider nicht angeben, um welche Arbeit es sich in Ihrem Fall handelt ...".
Jaeckel, Willy, Maler und Graphiker, Mitglied der Berliner Secession und der Preuß. Akademie der Künste, Hochschullehrer (1888-1944). Eigh. Manuskript. 1 S. Gr. 4to. (Berlin , Okt. 1930).
Über seine Arbeitsmethode. "Zumeist und irrtümlich wird der Entstehung eines Kunstwerkes eine 'Idee' untergeschoben und der Betrachter sucht in einem Bild nach dieser Idee und wird enttäuscht, weil gar keine 'Idee' die Ursache zu der Entstehung war. Aus dem Augenblick geboren, einem optischen Eindruck, einer Verliebtheit in das Objekt der Darstellung ist oft der wesentliche Anfang [sic] und diese Liebe zum Objekt heißt es beim Betrachten aufspüren und der Maler fordert Gegenliebe. Der gedankliche Aufbau, die Kompositon, die farblichen Kontraste, kurz das Handwerk kommt dann an zweiter Stelle. - So kam z. B. ein Modell zu mir, eine russische Tänzerin mit einem roten Balletkostüm. Sie setzte sich zufällig in einen Sessel, der vor einem roten Wandschirm stand und dieses Zueinander von Rot war der starke Eindruck und Ursache zu der Entstehung der 'roten Tänzerin'. Die Wirkung des Rot habe ich dann im Verlauf der Arbeit noch verstärkt durch ein, über die Lehne des Sessels gelegtes rotes Tuch und das Ausklingen der Farbe in dem Teppich des Fußbodens ...". - Flüchtig geschrieben, mit Streichungen am Beginn und kleinen Tintenflecken am Schluß; leicht stockfleckig und mit geringfügigen Randschäden. - Selten.
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