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Torberg, Friedrich
9 Briefe und Karten an Anuschka Deutsch
Los 2531

Zuschlag
1.200€ (US$ 1,290)

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Torberg, Friedrich, österr. Schriftsteller und Kritiker (1908-1979). Konvolut von 9 Briefen und Postkarten m. U. "Torberg" oder "F. T.". Zus. 81/2 S. Gr. 4to und 8vo. Wien, Alt-Aussee und Breitenfurth 1955-1979.
1 eigh. Brief, 6 masch. Briefe und 2 eigh. Ansichts-Postkarten, jeweils gerichtet an Anuschka Deutsch, die Ehefrau des Schauspielers Ernst Deutsch. Meist umfangreiche, mit vielen witzigen Pointen gewürzte Briefe über Literatur und Theater, vor allem über sein im Entstehen begriffenes Buch "Die Tante Jolesch". Als Anuschka meint, sie könne sich als alte Frau, die am Stock gehe, in Wien nicht sehen lassen, antwortet Torberg: "... Vornehme alte Damen mit Stock sind immer gut und stellen sogar auf der Bühne eine ernsthafte Konkurrenz zu Kindern, Hunden und Blinden dar. In Meran würden Sie ohne Stock geradezu auffallen, und zwar peinlich ... Die 'Tagblatt'- Reminiszenzen enthielten bestenfalls die Hälfte des Lutz-Steiner-Materials, das ich noch verarbeiten will; sie waren eine Art Vorabdruck aus meinem werdenden Buch 'Die Tante Jolesch oder der Untergang des Abendlandes in Anekdoten', mit dem ich einer auch Ihnen vertrauten und endgültig dahingegangenen Zeit ein wehmütiges Denkmal zu setzen plane ...". Beklagt sich, daß er bezüglich der Honorierung seiner Ephraim-Kishon-Lesungen [Torberg war bekanntlich Kishons Übersetzer ins Deutsche] vom Bayerischen Fernsehen "bös hereingelegt" worden sei: "... Eigentlich aus meiner Schuld, weil ich den Vertrag nicht genau gelesen habe. Was mich wiederum an einen bedeutenden Ausspruch Franz Molnars erinnert: 'Liebster', sagte er mir einmal, 'unterschreiben Sie nie einen amerikanischen Vertrag. Denn auf Seite 87 steht kleingedruckt: § 124. Dieser Vertrag ist ungültig'. Wie sich zeigt, verhält es sich mit bayerischen Verträgen ganz ähnlich [18.III.1974] ... Selbstverständlich wird in diesem Buch [Die Tante Jolesch] - das ja zum großen Teil aus getarnten Memoiren besteht - auch der Ernst [Deutsch] vorkommen, und selbstverständlich nehme ich den Anlaß wahr, um auch von ihm selbst, nicht nur vom unvergeßlichen Rebbe Grün, einige Anekdoten anzubringen ... Was mich betrifft, so habe ich neulich im Kalender nachgeschaut und mußte feststellen, daß ich nicht mehr der Jüngste bin. Das veranlaßt mich zu einem rüstig fortschreitenden Abbau meiner wichtigtuerischen Aktivitäten, vor allem der Theaterkritik, die ich völlig eingestellt habe ..." [6.XII.1974]. 1978 - aus Alt-Aussee - geht es um "Die Erben der Tante Jolesch", wofür er weitere Anekdoten sammelt, z. B. aus einer Inszenierung Eugen Klöpfers: "... weiss ich genau dass um jene Zeit das Wortspiel 'Kohn in des Klöpfers Hand' in Berlin kursiert hat, denn woher würde ich es sonst kennen (erfunden hab ich's ja nicht). Aber ich werde schon irgendeinen Weg finden, es in die 'Erben der Tante Jolesch' hineinzuschwindeln. Es ist zu schön, als dass es verloren gehen dürfte ... Hab ich Ihnen eigentlich berichtet, dass ich im Sommer ... die 103jährige Albach-Retty in Bad Goisern besucht habe? Sie kam plaudernd die Stiege herunter und replizierte auf meine Bemerkung, dass es mit dem Text noch sehr gut klappt: 'Ja, nicht wahr? Und immer noch mit der ironischen Distanz, die Sie an mir so geschätzt haben!' Sie ist von einer unglaublichen Präsenz, hatte im Gespräch alle Pointen und ich keine einzige. Soviel zu ihrem Gesundheitszustand ... Nein, zu Weihnachten war ich nicht hier, weil ich das Fest so wenig ausstehen kann wie Sie, besonders wenn es durch steirisches Brauchtum verschärft wird [5.I.1978] ... jetzt bereite ich mich auf den Wirbel vor, der anlässlich meines demnächst erfolgenden Eintritts ins Patriarchenalter über mich hereinbrechen wird. Vielleicht ist es eine Schmockerei, sich feiern zu lassen, aber es wäre eine noch grössere, sich den Feiern zu entziehen, nur weil sie eine Schmockerei sind ..." [5.IX.1978]. - 1 Brief und 1 Karte zusätzlich mit Grüßen von Marietta Torberg versehen. - Charakteristische, inhaltsreiche Briefreihe des Autors geist-funkelnder Kritiken und Essays.

Varnhagen von Ense, Karl August
Brief 1848
Los 2532

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380€ (US$ 409)

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Varnhagen von Ense, Karl August, Schriftsteller, Journalist, Diplomat, Historiograph und Literaturkritiker, zentrale Gestalt des literarischen Berlin seiner Zeit (1785-1858). Eigh. Brief m. U. „Varnhagen von Ense“. ½ S. Gr. 8vo. Berlin 30.VII.1848.

An einen Autographensammler. „Sie hatten mich kaum verlassen, hochgeehrter Herr Doktor, so fiel mir ein daß ich die Unterschrift Bernadotte’s, als Kronprinzen von Schweden, doppelt besitze. Darf ich für das beifolgende Blatt mir aus den vorgezeigten einige auswählen - Friedrich I., Ilgen, Frau von Berg, Herdt ... und vielleicht noch ein paar andre - so bin ich mit dem Austausche wohlzufrieden. - Für Ihre Güte und Freundlichkeit, die mich fortwährend mit so schönen Gaben bedenkt, kann ich nicht herzlich genug meinen Dank aussprechen! ...“.

Wells, H. G.
Billet 1923
Los 2533

Zuschlag
400€ (US$ 430)

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Wells, H. G., engl. Schriftsteller (1866-1946). Eigh. Brief (Billet) m. U. "H. G. Wells". 2/3 S. 4to. Easton Glebe, Dunmow, April 1923.
An den Exlibris-Künstler Ignaz Geza Henger in Wien, der ihm einen Exlibris-Entwurf geschickt hatte. "... Thank you very much for the drawing which you have been so kind as to send me ...". - Dabei: Arthur Conan Doyle, schottischer Arzt und Schriftsteller, Erfinder der Figur des Meisterdetektivs "Sherlock Homes" (1859-1930). Handschriftl. Brief (Billet) m. U. "Arthur Conan Doyle". 1/2 S. 8vo. Windlesham, Crowborough, Sussex 11.IV.1923. - Gleichfalls an Ignaz Geza Henger in Wien. "Many thanks for your courteous letter ...". - Laut Hinweis eines Spezialisten stammen solche kurzen Dankesbriefe Doyles, wenn sie (wie hier) noch ein Kürzel unter seinem Namen aufweisen, nicht von seiner Hand, sondern sind von seinem Sekretariat geschrieben. - Leichte Vergilbungen durch Lichteinwirkung.

Bunsen, Christian Karl Josias von
Brief London 1845
Los 2534

Zuschlag
150€ (US$ 161)

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Bunsen, Christian Karl Josias von, hoch angesehener Ägyptologe, Theologe und Diplomat, preuss. Gesandter in Rom und 12 Jahre in London, Gründer des Deutschen Archäolog. Instituts in Rom (1791-1860). Eigh. Brief m. U. "Bunsen". In engl. Sprache. 12/3 S. 8vo. London 27.XI.1845.

Wohl an einen englischen Geistlichen, dem er für einen Brief und ein Buch dankt. "... As to my opinion & conviction respecting Church Government, & what may be asserted safely respecting Episcopal. I must take the liberty of referring you to my Book 'The Constitution of the Church of the Future' now in progress of translating into English, & my edition of the genuine Ignatius now printing. But instead of controversy which I rather avoid when I can, I wish to say Amen to your words: Christ all in all! There is no center of waiting but in Him, & all the rest is indifferent, unless it intrench upon His paramount authority ...". - Bunsen befaßte sich lebenslang auch publizistisch mit dogmatischen und kirchenpolitischen Fragen. - Fleckig; das leere zweite Blatt mit Montagespuren. - Beiliegend ein Ausschnitt aus einer brit. Zeitung von 1860 mit ausführlichem Bericht von Bunsens Begräbnisfeier in Bonn.

Lot 2537, Auction  109, Heck, Ludwig, Brief 1890

Heck, Ludwig
Brief 1890
Los 2537

Zuschlag
160€ (US$ 172)

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Heck, Ludwig, legendärer Zoologe, 43 Jahre lang Direktor des Berliner Zoologischen Gartens (1860-1951). Eigh. Brief m. U. "Dr. L. Heck". 21/4 S. Gr. 8vo. Berlin 20.XI.1890.
An einen Redakteur, der ihn um regelmäßige Beiträge aus dem Zoo für eine Zeitung oder Zeitschrift ersucht hatte. Heck erörtert ausführlich die Bedingungen und verabschiedet sich schließlich, "Indem ich noch die Hoffnung ausspreche - bei der gegenwärtigen, wenig einladenden Jahreszeit wage ich es allerdings kaum - Sie früher oder später einmal hier begrüßen & einen kleinen Rundgang durch den Garten mit Ihnen machen zu können, wobei sich dann angesichts der Anregung gebenden Gegenstände meiner schriftstellerischen Thätigkeit gesprächsweise gewiß am leichtesten eine genauere Verständigung über die gegenseitigen Wünsche und Absichten ergeben wird ... Ich bin so ziemlich den ganzen Tag im Garten anwesend, sicher aber des Vormittags bis 11 Uhr." - Mit Briefkopf: "Direction des Zoologischen Gartens. Berlin W. 9, Kurfürstendamm 9." - Vom zweiten Blatt die untere Hälfte - ohne Textverlust - abgetrennt.

Hedin, Sven
Postkarte und Brief an den Bruckmann Verlag
Los 2539

Zuschlag
150€ (US$ 161)

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Hedin, Sven (von), schwedischer Forschungsreisender, führte vor allem bedeutende Expeditionen nach Innerasien durch (1865-1952). 1 eigh. Postkarte und 1 eigh. Brief m. U. "Sven Hedin". In deutscher Sprache. Zus. 21/2 S. Quer-8vo und kl. 4to. Stockholm (13.II.1915) und 13.VII.1926.
An den Verlag F. Bruckmann in München, der mehrmals vergeblich versuchte, Hedin als Autor zu gewinnen. "... Entschuldigen Sie bitte dass ich so lange nicht geantwortet habe. Die Sache war aber schon mit meinem alten Verleger erledigt. Sonst wäre es mir sehr lieb gewesen Ihre Vorschläge zu hören [13.II.1915] ... Das Buch das Sie erwähnen 'My Life as an Explorer' erscheint deutsch bei F. A. Brockhaus, der alle meine Bücher in Deutschland herausgegeben hat. Ihr berühmter Verlag ist mir seit Jahren sehr gut bekannt und auch für mich wäre es eine Ehre gewesen bei Ihnen zu erscheinen. Aber seinen alten Verleger kann man nicht verlassen und bei Brockhaus habe ich seit bald 30 Jahren nun schon schöne Erfahrungen gemacht ...". Dankt für Bruckmanns "sehr nette und ermunternde Gedanken". - Beiliegend ein nicht dazugehöriger eigh. Briefumschlag, ebenfalls an Bruckmann.

Lot 2540, Auction  109, Heim, Ernst Ludwig, Sammlung von 14 Briefen + Beilagen

Heim, Ernst Ludwig
Sammlung von 14 Briefen + Beilagen
Los 2540

Zuschlag
4.600€ (US$ 4,946)

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Heim, Ernst Ludwig, berühmter Berliner Arzt, gen. "der alte Heim", Lehrer Alexander von Humboldts, letzter behandelnder Arzt der Königin Luise, erlangte auch als Armenarzt größte Popularität, Ritter des Roten Adler-Ordens, Ehrenbürger Berlins, 1984 auch auf einer Briefmarke verewigt (1747-1834). Sammlung von 14 eigh. Briefen m. U. "E. L. Heim" oder "Ernst". Zus. 42 S., sehr eng beschrieben. Halle (Saale) 19.I.1768 - Spandau 16.II.1780.
Umfangreiche Jugendbriefe an seine Brüder Johann Ludwig und Anton. Im ersten Brief (Halle 1768) an den Theologen und Geologen Johann Ludwig Heim in Meiningen, in dem der Student Ernst gleich anfangs auf seinen Takabskonsum zu sprechen kommt, zitiert er einen tadelnden Brief seines Vaters, in dem es u. a. heißt: "... Du mußt Dir einbilden ich hätte ein Sak voll. Auch vor Deinetwegen habe ich lezthin von Hrn. Secret. Herman 100 f. lehnen müßen, wie viel Du davon empfangen, weiß ich nt. einmal, und Du bist noch so flegelhaft und schreibst mir als davon, viel weniger bedankst Du Dich. Undank ... ist das schändlichste Laster u. einem solchen Menschen giebt Gott kein Gedeyen. Du bist von Jugend auf ein leichtsinniger u. liederlicher Mensch gewesen, u. wie man sonsten hört ist Deine Haußhaltung sehr unordentl. und liederlich. Du hälst nichts zu Rath. Du hast mir abgewichenen einen Brief voll Aufschneidereien geschrieben, Du hättest einen halben Freitisch, Du hättest Gelegenheit nach Berlin. Von solchem Zeug wird meine Seele matt. Du bist nun Ostern 2 Jahr drinnen, hast Du was geler[n]t so ist gut, wo nicht so ist der Schade Dein ...". Der Brief mit der Gardinenpredigt verfehlt seine Wirkung nicht, wie Ernst Ludwig seinem Bruder gesteht: "... Da ich ihn zum ersten mal laß konte ich mich der Thränen nt. enthalten ...". Verteidigt sich ausführlich, gelobt zugleich Besserung in Sachen Tabak und hofft auf Vermittlung und Versöhnung durch seinen Bruder. "... Wenn er mich noch ein halb Jahr oder 1 Jahr studieren läßt und promoviren, so verlange ich nts. mehr von ihm, ich will auch nicht nach Hause gehn, als Doctor steht mir die ganze Welt offen, und mein Glük an fremden Orts zu machen, soll mir nicht fehlen ...". Die folgenden Briefe beschäftigen sich weiter mit Schulden, aber auch mit seinen Fortschritten und seiner Lektüre, die ihm der Historiker und Professor für Philosophie Karl Renatus Hausen (1740-1805) leiht: "... Ich habe bereits von ihm schon gelesen, das Bremische Magazin 10 Theile, die Schriften des Rousseau, Englische medizinische Wochenschrift. Ferner seine Geschichte der Protestanten ... Wieland seine Schriften einige, z. E. deßen Musarion, Weis[s]e und den Agathon. Wieland komt nach Erfurt, welches Dir vermuthl. schon bekannt sein wird. Vor ein[ig]en Tagen habe ich auch den 3ten Theil von der Bibliothek der elenden Scribenten, so wieder die Klo[t]zzianer gerichtet, gelesen. Allein das meiste darinn ist dummes Zeug ... Klo[t]z befindet sich nicht in den besten Umständen. Sein übermäßiges Weintrinken, und der stete Umgang mit liederlichen Menschen bringen ihn um sein Geld, und sein schlechter und niederträchtiger Carakter, um alle Freunde. In Halle geht kein ehrlicher Mann mit ihm um ..." [27.III.1769]. Weitere, meist sehr umfangreiche Briefe berichten von Ernsts Promotion, seinen medizinischen Fortschritten und vielerlei Bekannten, bis er am 5. Januar 1778 erstmals aus Spandau bei Berlin schreibt. Ein Thema ist sein Bruder Anton, ein anderes seine Verehrung für eine Mademoiselle Salomon. Naturwissenschaftliche Fragen kommen zur Sprache (seine drei Brüder sind nicht nur Pfarrer, sondern auch Naturforscher), ferner familiäre Nachrichten aller Art. Medizinische Themen (eigene Krankheit) und Begegnungen in Berlin mehren sich in den letzen Briefen. Ein Brief Ernsts besteht nur aus einem sechszeiligen Kommentar auf einem vierseitigen Brief seines Bruders Anton (Spandau 6.IX.1779). - Einige Notizen von späterer Hand weisen darauf hin, daß einige Briefe auszugsweise in Georg Wilhelm Kesslers Heim-Biographie (erste Ausgabe 1835) verwendet worden sind; der größere Teil der hier vorliegenden Textmenge ist jedoch unveröffentlicht. - Beiliegend 3 medizinische Manuskripte von verschiedenen Händen, davon 2 inkomplett. Vollständig ist wohl ein stark durchkorrigiertes Manuskript Heims von 30 S. (4to) über Bauchhöhlen-Schwangerschaft (Gravitas extrauterina). - Teils leichter Textverlust durch Siegel-Ausrisse.

Heyne, Christian Gottlob
Brief 1804
Los 2541

Zuschlag
1.400€ (US$ 1,505)

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Für die Erhaltung der Göttinger Universität
Heyne, Christian Gottlob, Philologe, fast 50 Jahre Professor der Beredsamkeit und Dichtkunst in Göttingen, dort auch Direktor der Universitätsbibliothek, korrespondierte mit vielen Schriftstellern und Gelehrten der dt. Aufklärung und Klassik (1729-1812). Eigh. Brief m. U. "Heyne" und mit Adresse. 2 S. 4to. Göttingen 19.X.1804.
Nach Paris an den Arzt Heinrich Kohlrausch, Hausarzt der Familie Humboldt in Rom, Leibarzt der Königin Friederike von Hannover, zuletzt kgl. preußischer Obermedizinalrat (1780-1826). Kohlrausch hielt sich mit der schwangeren Caroline von Humboldt in Paris auf, wohin sie sich aus Rom, wo ihr Sohn Wilhelm plötzlich verstorben war, mit ihren jüngeren Kindern geflüchtet hatte. Von dem gleichfalls in Paris befindlichen Alexander von Humboldt erhofft sich Heyne Fürsprache bei Napoleon zur Erhaltung der Universität Göttingen in dem seit 1803 französisch besetzten Hannover. "... Die Güte Ihres Herzens, Ihr warmes Wohlwollen gegen mich, und nun auch die Äusserung Ihres patriotischen Eifers für Ihr armes Vaterland, hat mich sehr gerührt. Freylich ist es ein unerwartetes, kaum geträumtes Glück, daß uns ein so mächtiger Schutz zu Theil wird, daß unsere Universität ihre Sicherheit und Integrität noch behält; aber doch bedürfen wir fortdauernden Schutz und Sicherung für mögliche Fälle; wir können nicht Freunde, Beschützer, Gönner und Well-wishers genug in Paris haben. Ihren guten Rath habe ich sofort genuzt, und an den Hrn von Humbold [sic] geschrieben: Sie sind so gut und befördern die Inlage an ihn. Schon im Anfange dieses Jahres ist er mit seinem Herrn Bruder in Rom von der K. Societät d. W.[issenschaften] unter die auswärtigen Mitglieder aufgenommen worden. Dieß scheinen Sie noch nicht zu wissen, da Sie zum Doctordiplom rathen. Melden Sie mir, ob Sie es noch nöthig finden. Wir haben unsere Erhaltung hauptsächlich der Achtung der dortigen Gelehrten zu verdanken; alles, alles müssen wir nutzen, um sie uns zu erhalten; und Hr. v. Humbold ist gebeten, alles was er kan beyzutragen, um uns Freunde zu machen und zu erhalten. Thun Sie aber auch Ihrer Seits, was Sie nur beytragen können, Ihre alma mater, die Krone des Vaterlandes, unangetastet zu erhalten ...". Von Alexander von Humboldt, der, so weit er gehört habe, nach Rom und anschließend nach Deutschland reisen werde, erhofften er und der Zoologe Johann Friedrich Blumenbach sich Mitbringsel: Heyne "ein feines Stück griechischer gemalter Vase" und Blumenbach einen "Peruaner Schedel". "... Sähen Sie, daß Hr. v. H. von irgend etwas, was Südamerikanischen Kunstfleiß verräth, andern etwas zudenken sollte, so werfen Sie eine Erwähnung von Göttingen dazwischen ...". - Bemerkenswerter Brief, der das hohe Ansehen Alexander von Humboldts bereits im Jahre 1804 verdeutlicht, indem sich jemand wie Christian Gottlob Heyne nur von Humboldts Wohlwollen die Rettung der Göttinger Universität, "der Krone des Vaterlandes", verspricht und sich nicht scheut, dazu selbst ein Mittel wie die Verleihung der Ehrendoktorwürde einzusetzen. - Stärker gebräunt.

Heyne, Christian Gottlob
Brief 1811
Los 2542

Zuschlag
170€ (US$ 183)

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- Eigh. Brief m. U. "Heyne" sowie Adresse und Siegel. 1 S. 4to. Göttingen 1.IX.1811.
An den russischen Diplomaten Heinrich von Struve (1772-1851), kaiserlicher Legationsrat in Kassel, der ihn um Auskunft über den Göttinger Gauß-Schüler Woronkowsky gebeten hatte. Sendet das Ergebnis seiner Erkundungen als Beilage (hier nicht mehr vorhanden) und bemerkt dazu: "... einen aufrichtigen zuverlässigen Bericht über den Hrn. Woronkoffsky zu geben halte ich mich in mehrern Hinsichten verpflichtet, so leid es mir auch thut, daß daß er nicht völlig nach Wunsch ausfallen kan. Ich wußte nichts zweckmäßigeres, als daß ich seine beiden Lehrer befragte, Hrn Vetter Gauß und Prof. Thibaut; natürlicher Weise vertraulich, und ohne die Veranlassung meiner Frage wissen zu lassen ... Für die gütigen Äußerungen von Gefälligkeit und Nachsicht bey meinen Belästigungen mit Berichten nach Petersburg bin ich Ihnen höchlich verbunden ...". - Stärker gebräunt.

Lot 2543, Auction  109, Humboldt, Alexander von, Brief 1851 an Abbot Peyron

Humboldt, Alexander von
Brief 1851 an Abbot Peyron
Los 2543

Zuschlag
2.400€ (US$ 2,581)

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Humboldt, Alexander von, Naturforscher, Weltreisender (1769-1859). Eigh. Brief m. U. "Le B. de Humboldt". In franz. Sprache. 2 S. Gr. 8vo. Paris 6.VII.1851.
An den Archäologen Abbé Amédée Peyron. Bezeugt ihm zunächt seine "respectueuse reconnaissance pour les beaux travaux dont Il a enrichi une des régions les plus importantes de l'Archéologie. L'histoire philosophique des langues et de leurs variété organique est une des bases de l'histoire des races et quoique ... moins digne de Vous parler, Monsieur, des antiquités égyptiennes et de tout ce que Vous nous avez revêlé , qu'un trésor dont les recherches Vous sont connues, je ne cherche pas moins de m'instruire de toute ce qui a rapport aux liaisons entre le monde physique et le monde moral, entre les phénomènes de la Nature et ceux qui tendrent au développement successif de l'intelligence et a l'invention des formes dont la pensée s'est revêlée depuis le commencement de la civilisation sur les bords du Nile ...". Empfiehlt dann im folgenden ausführlich den bedeutenden Berliner Ägyptologen Heinrich Brugsch, später mit Pascha-Titel geehrt, der ab 1870 in Kairo die "École d'Égyptologie" leitete. Von Humboldt (der auch sein Trauzeuge war) und von König Friedrich Wilhelm IV. sehr gefördert, machte Brugsch, in steter Gegnerschaft zu Richard Lepsius, eine glänzende Karriere. Der vorliegende Brief ist ein interessantes Beispiel dafür, in welchem Maße sich Humboldt für den begabten jungen Gelehrten einsetzte. - Im übrigen schreibt er als Postscriptum zu Recht: "Daignez excuser ma triste écriture". - Kleiner Eck-Abriss außerhalb des Textes.

Russell, Bertrand
Brief an einen Herrn
Los 2547

Zuschlag
280€ (US$ 301)

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Russell, Bertrand, engl. Mathematiker und Philosoph, Nobelpreisträger (1872-1970). Eigh. Brief m. U. "Bertrand Raussell". 1 S. Kl. 4to. Harting, Petersfield, o. J.
An einen Herrn. "... I enclose a review of Sacks. I have said very little about the book, as it has no particular value, without being in any way pernicious ...".

Lot 2548, Auction  109, Schleiermacher, Friedrich, Brief 1806

Schleiermacher, Friedrich
Brief 1806
Los 2548

Zuschlag
1.000€ (US$ 1,075)

Details

Schleiermacher, Friedrich, der große Theologe und Philosoph, Mitbegründer der Berliner Universität (1768-1834). Eigh. Brief m. U. "Schleiermacher". 21/2 S. 8vo. (Halle) 30.XII.1806.
An Hofrat Eichstädt, den Herausgeber der "Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung", dem er seine Platon-Ausgabe erwähnt und das gekürzte Manuskript seiner Rezension von Fichtes Schrift "Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters" übersendet. "... es thut mir schon leid um manchen Beweis der Sophistik und machen Ein- und Ausfall den ich gestrichen habe. Schellings Darstellung habe ich eben von ihm erhalten, aber noch nicht hineinsehen können. Ich denke an beidem soll Fichte genug haben für eine Weile. Leider wird ihm nur an der russischen Grenze, wo er wahrscheinlich ist, Beides nicht leicht zu Gesicht kommen ...". Schleiermachers Rezension erschien in Nr. 18-20 (21.-23. Januar 1807) der Zeitschrift. Fichte war mit der preußischen Regierung nach Königsberg gegangen. Schleiermacher fügt voller Ironie hinzu: "... Sie haben ja nun Friede bei sich und gehören zum rheinischen Bunde, da wird ja Segen und Heil in Menge aufblühen, und das Monument auf dem Napoleonsberge wird gleichsam der Grundstein zu ganz neuem Gallischen Gedeihen werden ...". Nach der preußischen Niederlage vom Oktober waren nun auch die sächsischen Herzogtümer dem napoleonischen Rheinbund beigetreten.

Lot 2549, Auction  109, Schliemann, Heinrich, Brief 1873 an Heinrich Brunn

Schliemann, Heinrich
Brief 1873 an Heinrich Brunn
Los 2549

Zuschlag
3.600€ (US$ 3,871)

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Der Schatz des Priamos
Schliemann, Heinrich, Archäologe, Entdecker Trojas und der Königsgräber von Mykenä (1822-1890). Eigh. Brief m. U. "Dr. H Schliemann". 2/3 S. Mit einer Federzeichnung. Gr. 4to. Troja 10.VI.1873.
An den Archäologen Heinrich Brunn in München. "... Meine sanguinsten Hoffnungen sind übertroffen denn ich habe nicht nur das große Skaeische Thor, sondern auch das Schloß des Priamos u seinen Schatz gefunden ... Meine Mission ist vollendet ... Im Hause des Priamos fand ich unter anderen diesen Schleifstein mit einer Inschrift. Höchst dankbar würde ich es anerkennen wollten Sie mir sogleich nach Athen schreiben welcher Sprache diese Schrift angehört und was sie bedeutet ...". - Die Federzeichnung stammt vermutlich nicht von Schliemanns Hand.

Wackerbarth, August Josef Ludwig Graf von
Brief 1810 an Marschall Duroc
Los 2550

Zuschlag
300€ (US$ 323)

Details

Wackerbarth, August J. L. Graf von, Diplomat, Weltreisender, Historiker und Sonderling (1770-1850). Eigh. Brief m. U. "Aug. Raugrav von Wackerbarth" sowie Adresse und Siegel. In franz Sprache. 3/4 S. 4to. Hamburg 17.XI.1810.
An den französischen General Gerard Christophe Michel Duroc, Herzog von Friaul (1772-1813). "... On m'a dit hier, que Votre Altesse Serenissime veut vendre les terres données par Sa Majesté l'Empereur et Roi Napoleon le Grand dans le Duché de Saxe Lauenbourg. S'il est vrai, je prie Votre Altesse Serenissime d'avoir la grace de me le faire savoir, car je crois d'être en état de Vous le faire vendre bientôt ...". - Wackerbarth, der England, Amerika, Ostindien, Italien und die Türkei bereiste und zahlreiche Bücher verfaßte, verfolgte lebenslang vergeblich hohe finanzielle Ansprüche an das Herzogtum Sachsen-Lauenburg, die ihm seiner Überzeugung nach aus einer jahrhundertealten, seinen Vorfahren erteilten Schuldverschreibung erwachsen waren. Schließlich ließ er sich auf seinem Landsitz Wackerbarths-Ruhe in Zitzschewig bei Dresden nieder, weshalb sein Nachlaß im Sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden aufbewahrt wird.

Wolff, Christian von
Brief 1740 aus Marburg
Los 2551

Zuschlag
440€ (US$ 473)

Details

Wolff, Christian Frhr von, Philosoph, Jurist und Mathematiker, Professor in Halle und Marburg, international hoch geehrtes Mitglied wiss. Gesellschaften (1679-1754). Eigh. Brief m. U. "Ch Wolff". 1 S. Kl. 4to. Marburg 22.XI.1740.
An einen "Herrn Doctor". "... Aus Beykommendem werden Euer Hochedlen ersehn, daß es nunmehro zum Abzuge gehet. Jedoch weil ich Sie noch einmahl mit Bestellung einiger Brieffe werde bemühen müßen, wil noch nicht die Rechnung fordern ...". - Der vom pietistischen Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. aus Halle vertriebene Gelehrte war von Friedrich dem Großen gleich nach seinem Regierungsantritt zurückberufen worden und bereitete offenbar jetzt seine Abreise vor. - Etwas gebräunt; am unteren Rand ein kleiner Ausschnitt aus einem alten Antiquariatskatalog montiert.

Baratieri, Oreste
Brief 1895
Los 2552

Zuschlag
100€ (US$ 108)

Details

Afrika. - Baratieri, Oreste, ital. General, ab 1892 Gouverneur der italienischen Kolonie Eritrea, 1896 in der Schlacht bei Adowa entscheidend geschlagen (1841-1901). Eigh. Brief m. U. "O. Baratieri". 11/2 S. Gr. 8vo. Asmara (Eritrea, Afrika) 10.VII. (wohl um 1894).
An einen Rechtsanwalt. Er bedaure sehr, daß der Adressat, wohl durch die afrikanischen Hygiene-Verhältnisse, erkrankt sei. Er empfiehlt sie sorgfältige Lektüre zweier Briefe an ihn über das Auswärtige Amt. - Baratieri, bereits häufig in Kämpfe mit Einheimischen verwickelt, versuchte 1896, von italienischer Seite gedrängt, durch eine entscheidende Schlacht gegen den Kaiser Menelik II. von Äthiopien dieses Gebiet dem italienischen Kolonialreich hinzuzugewinnen. Er erlitt jedoch bei Adowa eine verheerende Niederlage, mußte den Dienst quittieren, und Italien mußte im Vertrag von Addis Abeba Äthiopiens Souveränität garantieren. - Gebräunt; Faltenrisse.

Lot 2553, Auction  109, Alba, Fernando Alv. de Toledo, Herzog von, Brief 1569 an den Bischof von Münster

Alba, Fernando Alv. de Toledo, Herzog von
Brief 1569 an den Bischof von Münster
Los 2553

Zuschlag
2.600€ (US$ 2,796)

Details

Gegen Räuber in Münster
Alba, Fernando Alvarez de Toledo, Herzog von, span. Feldherr und Staatsmann, führte ein Schreckensregime in den Niederlanden (1507-1582). Brief m. U. "Alvarez de Toledo" (Paraphe) und Adresse. In deutscher Sprache. 2 S. Folio. Brüssel 3.VIII.1569.
An Johann, Bischof zu Münster, mit dem Ersuchen um Verfolgung und Bestrafung einiger in das Stiftsgebiet geflüchteter Räuber. "... Nachdem uns glaubwirdiglich angelanget, Waßmassen etliche aus diesen Niderlanden unserer verwaltung fluchtige Rebellen, sich freuentlich understanden, In negstverschinem Monat Julio die underthanen beder Graffschafften Zutphen, und zum Berge, bey nächtlicher weil haimblich zu uberfallen, und alda an mehr underschidlichen Örthern Heuser und Höue zu plundern, und den armen Leuthen Ire Varnuß von Hausrath, Claider, Auch ain gutte anzal Ochssen und ander Viehe abgenomen. Und die underthanen derselben orth gewaltiglich dermassen beschedigen, das Sy sich solcher freuentlichen vergewaltigung und bezwangnuß nicht unbillich zum höchsten beclagen ...". Ersucht den Bischof, seine Amtleute anzuweisen, "zubefurderung und erhaltung alles fridlichen wesens, und gutter nachparschafft ... uff solche Landtschender und Strassen Rauber Ir gutte zusicht zu halten" und die Gefaßten "zu einem abscheulichen Exempel" ernstlich zu bestrafen. - Eingelegt in einen alten Umschlag mit der Aufschrift: "Requisitoriales des Herzogs von Alba an den Bischof Joann dahier wegen einer Bande Straßenräuber welche nach geplünderten beiden Grafschaften Zutphen und Zum Berge mit ihrem Raube in dieses Stift sich begeben haben; mit darüber ertheiltem Antwortschreiben." - In der Tat liegen die Konzepte (4 S. auf 1 Doppelblatt. Folio) der Antwort des Bischofs und eines Amtmanns in Bocholt (beide vom 12.VIII.1569) bei, mit der Versicherung, daß man auf Personen solcher Art ein wachsames Auge haben werde. - Insgesamt 3 Teile. - Das Siegel des Briefes infolge des Öffnens nicht mehr vorhanden; sonst ordentlich erhalten.

Lot 2557, Auction  109, Christine, Königin von Schweden, eigenhänd. Brief-Konzept 1687

Christine, Königin von Schweden
eigenhänd. Brief-Konzept 1687
Los 2557

Zuschlag
1.400€ (US$ 1,505)

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Christine, Königin von Schweden, Tochter Gustaf Adolfs (1626-1689). Eigh. Brief (Entwurf) m. U. "C". In französ. Sprache. 2 S. 4to. Rom 12.IV.1687.
An Monsier Bremont, ihren Gesandten in Den Haag. Ausführliches Schreiben der eigenwilligen und empfindlichen Königin in einer brisanten politischen Angelegenheit: die Aufhebung der Exterritorialität der Quartiere von Fürsten und Diplomaten in Rom. Über die Angelegenheit war es zu einem ernsten Zerwürfnis zwischen Ludwig XIV., Christines langjährigem Gegner, und Papst Innocenz XI. gekommen. Christine erläutert ihre Anerkennung der päpstlichen Verfügung, mit der sie dem französischen König und der Welt ihre königliche Großmut und Würde beweisen will. "Laffaire du quartier que iay renonce au Pape nest nullement leffet dune prevoyance que iavois, quon avoit intention de me lester, si lon en eut eu la moindre pense de me faire cette iustice et violence je serais peri plutot que de s[o]uffrir une semblable affront. au contraire Sa St. avoit eu la bonte de se declarer a tout le monde quil ne vouloit s[o]uffrir aucun austere qua[r]tier a Rome que le mien, puisquil estoit iuste de disting[u]er les personnes des Roys ... quil vouloit s[o]uffrir le quartier quau seule personne de Roy, et comme je suis la seulle de cette qualit[é] a rome, cette declaration ne pouvoit réregarder que moy. les motif[s] nont nullement esté de ma prudence mais bien dun zele e generosite avec lequel jay pretendu par mon exemple de rendre non seullement au present pape mais aussi a ses successeurs le plus important service que puisse leur rendre une personne de mon coeur et de ma qualite ...". - Die stolze Ex-Königin, die nach ihrem Übertritt zum katholischen Glauben meist in Rom lebte und sich mit Künsten und Wissenschaften beschäftigte, nahm auch nach ihrer Abdankung in Fällen wie diesem die Privilegien eines regierenden Souveräns in Anspruch. - Eigenhändige Briefe Christines sind selten.

Curländer, David Joseph
Manuskript "Taschenbuch von dem Jahre 1845"
Los 2558

Zuschlag
2.600€ (US$ 2,796)

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Ein baltisch-jüdischer Schriftkünstler unterrichtet Berlin
Berlin. - Curländer, David Joseph (geb. 1752). Illustriertes Manuskript. Feder mit Gold und Aquarell in vielen Farben auf Papier. Ca. 220 Bl., davon ca. 172 teilw. pag. Seiten beschrieben oder illustriert. 21 x 13 cm. HLederband des 19. (Rücken und Rückdeckel fehlen). Berlin (begonnen:) 15.IV.1844.
"Taschenbuch von dem Jahre 1845. für meine werthe Schüler, Freunde und nachsichtsvolle Leser geschrieben von dem 92jährigen Greis David Jos. Curländer. Berlin, den 15. April 1844. Johannis-Str. 3.A." Außerordentliche kalligraphische Leistung eines originellen Berliner Schriftkünstlers. Der aus dem kurländischen Örtchen Hasenpoth (lettisch: Azipute) in die preußische Hauptstadt eingewanderte Jude gibt in diesem "Taschenbuch", das ganz in der Art eines biedermeierlichen Almanachs gestaltet ist, nicht nur (auf S. 3) ein "Signalement" (wie es damals hieß) seines Äußeren, sondern auch eine 86 S. und 75 Kapitel umfassende "Skitzzze [!] meines Lebens", in der er in großem Ernst oder bitterer Ironie seine traurige Kindheit und Jugend in Armut und Mißhandlungen schildert, bis es ihm 1781 gelingt, über Königsberg nach Berlin zu kommen, wo er durch den Rabbi Herschel, den Hofrat Herz und den Mathematiker Lehmus eine freundliche Aufnahme findet. Beschreibt dann ausführlich sein Leben als Jude in Berlin, Heirat, Abenteuer, Begegnungen, Besuch seiner Familie aus Hasenpoth und die traurigen Schicksale seines jugendlichen Schwagers Wilhelm, den Curländer nach dem Tod seiner Frau (Wilhelms Schwester) unter seine Fittiche nimmt und gegen Wilhelms Peiniger, einen Tischlermeister, standhaft verteidigt. Dabei ist kaum von Curländers großen Erfolgen als Schreibmeister die Rede; nur in einer "süssen Erinnerung" (S. 6-9) zählt er mehr als 70 seiner prominentesten Schüler auf, darunter der Herzog Carl von Mecklenburg, die Fürstin Naraschkin aus St. Petersburg, der Prinz Loubetzky aus Warschau, die gesamte jüdische Prominenz Berlins (Wilhelm Beer, Giacomo Meyerbeer, Michael Beer, die Bankiersfamilien Fränkel, Ebers, Hirschfeld, Wolff, Veit, Güterbock, Mendelssohn, Riess, der Universitätsprofessor Eduard Gans u. v. a.), die Minister Nagler und Bernstorff, der Pädagoge Wadzeck, der Schauspieler Crüsemann und seine Familie etc.: eine beeindruckende Aufstellung. In der Art eines Almanachs folgen dann vielerlei unterhaltende Texte, Anekdoten, Rätsel, Gedichte ("vom Stadtrath Friedländer"), Huldigung an die Violinistinnen Milanollo, Musikstücke und Illustrationen. Der größte Teil des Textes, in ständig wechselnden Schrifttypen und jeweils golden oder farbig gerahmt, täuscht in verblüffender Weise Druckschrift vor. 27 Seiten sind mit getuschten Vignetten, Quodlibets (die er offenbar besonders schätzte), hebräischen Schrifttafeln, faksimilierten Zeitungsseiten, Theaterzetteln etc. sowie einigen Porträts gefüllt, darunter Giacomo Meyerbeer, Moses Mendelssohn und Napoleon. 6 Theaterzettel sind täuschend echt wiedergegeben; 5 von ihnen zeigen Werke jüdischer Autoren an: Meyerbeers Ein Feldlager in Schlesien, Die Hugenotten, Der Kreuzritter in Egypten, Robert der Teufel und Michael Beers Schwert und Hand. Auf einem - vielleicht imaginären - Theaterzettel des Königsstädtischen Theaters vom 29. Sept. 1843, Der alte Junggeselle von Paul de Kock, erscheint "Der 92iährige Greis Curländer" als Gast in der Titelrolle. 9 Seiten enthalten hebräische Texte. Da Curländers Zeichenkunst, sofern er nicht kopiert, Grenzen aufweist (vor allem Hände gelingen ihm nicht), erscheint fraglich, ob auch die sehr feinen Porträts Meyerbeers und Mendelssohns, selbst wenn es sich um Kopien handeln sollte, von Curländers Hand stammen. - Der Meister, von dem mindestens ein weiteres kalligraphisches Manuskript bekannt ist ("Taschenbuch für Damen und Herren", Berlin 1832), das in unserer 90. Auktion für 2600 Euro verkauft wurde, hat den vorliegenden Band offenbar nicht ganz fertigstellen können, wie nicht nur leere Intervalle, sondern auch einige unausgefüllte Linien zeigen. Ein drittes Werk Curländers, "Skizze meines Lebens" (Berlin 1846), ist, wie es scheint, nur im Druck erschienen. - Sehr originelles Unikat, das ungewöhnliche Einblicke in Berlins Kultur und Gesellschaft des Vormärz vermittelt.

Ludwig XIV., König von Frankreich
Pergament-Urkunde 1702
Los 2561

Zuschlag
200€ (US$ 215)

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- Ludwig XIV., König von Frankreich, der "Sonnenkönig" (1643-1715). Urkunde m. U. "Louis". Handschrift auf Pergament. Mit 2 angehängten Wachssiegeln (Durchmesser 11 bzw. 4 cm). 1 S. Quer-folio. Fontainebleau, Okt. 1702.
Gewährung von Privilegien an Anne Caluas, Gemahlin eines Musketiers, wegen ihrer "bonne conduite dans la Réligion catholique apostolique et Romain". - Eigenhändig zweimal gegengezeichnet vom Staatskanzler Louis Phelypeaux, Comte de Pontchartrain (1643-1727). - Die Unterschrift des Königs wahrscheinlich, wie üblich, von der Hand des "Secrétaire de la main". - Das Pergament am rechten unteren Rand durch Mäusefraß leicht beschädigt, mit Berührung der zweiten Signatur von Phélypeaux; das große Siegel gebrochen und zu großen Teilen (zeitgenössisch?) ergänzt, das kleine (mit den drei Bourbonenlilien) wohl komplett.

Ludwig XV., König von Frankreich
Brief 1771 aus Compiègne
Los 2562

Zuschlag
120€ (US$ 129)

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- Ludwig XV., König von Frankreich, "der Vielgeliebte" (1710-1774). Brief m. U. "Louis" und Adresse. 1/2 S. Folio. Compiègne 10.VIII.1771.
Strenger, rätselhafter Befehl an Mons. Langlé de Scoebequis "... Je vous fais cette Lettre pour vous ordonner de vous retirer à l'instant chez vous, sans vous assembler auparavant en aucun endroit, d'y rester et de n'y recevoir personne jusqu'à nouvel ordre, le tout sous peine de desobéissance ...". - Die Unterschrift "Louis" wohl, wie üblich, vom "Secrétaire de la main". - Einriss am rechten Rand unauffällig unterlegt.

Philipp II., Herzog von Orléans
Signierter Vertrag 1709
Los 2564

Zuschlag
120€ (US$ 129)

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- Philipp II. von Bourbon, Herzog von Orleans, Sohn Philipps I. von Orléans und der Liselotte von der Pfalz, Regent für den unmündigen Prinzen, späteren König Ludwig XV. (1674-1723). Vertrag mit Signatur "Philippe dorleans". 3 S. Folio. Paris 13.IV.1709.
"Constitution", Vertrag über Ländereien und Einkünfte. Mit den Unterschriften des Herzogs, zweier Anwälte und fünf hoher Regierungsbeamten, darunter Pierre Hariague, Sekretär des Königs, "trésorier général de la Maison et financier de S. Altesse Royale" (1680-1735) und Pierre Larcher, königl. Rat und "Président de la Chambre des Comptes".

Roucoux 1746, Schlacht bei
Bericht eines Soldaten
Los 2565

Zuschlag
500€ (US$ 538)

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- Schlacht von Roucoux. Brief-Bericht eines französ. Soldaten. 31/5 S., eng beschrieben. Mit Adresse und Siegel. 4to. Feldlager Tongres 13.X.1746.
Anonymer Brief eines französischen Soldaten an einen Postdirektor in Gihon (Normandie), bestehend aus einer umfangreichen und detaillierten Schilderung der Schlacht von Roucoux bei Lüttich, in der die französische Armee unter dem Marschall Moritz Graf von Sachsen mit ca. 60.000 Mann der "pragmatischen Armee" aus holländischen, britischen, hannoverschen Truppen und drei bayerischen Bataillonen (insges. ca. 40.000 Mann) unter dem Befehl Karl Alexanders von Lothringen gegenüberstand. Der Brief ist zwei Tage nach der Schlacht verfaßt und beschreibt penibel die Truppenbewegungen, das einleitende Bombardement, die Kavallerie- und Infanterie-Attacken der verschiedenen Regimenter und Bataillone, insbesondere auch die Taktik und klugen Maßnahmen Moritz' von Sachsen, des erfolgreichsten Feldherrn des 18. Jahrhunderts, der anschließend zum Generalfeldmarschall ernannt wurde. Der Briefschreiber schätzt die Verluste des Gegners auf 10.000 Tote, Verwundete und Gefangene, die eigenen auf 2000. Die heutige Geschichtsschreibung spricht von ca. 4000 Toten, Verwundeten und Vermissten auf Seiten der Alliierten sowie 1139 Toten und 2379 Verwundeten und Vermissten auf französischer Seite. Mit dem Rückzug der besiegten holländisch-britischen Armee endete die letzte größere Schlacht des österreichischen Erbfolgekrieges; sie bedeutete den Verlust der österreichischen Niederlande. Es dürfte nicht allzu viele solcher detaillierten Beschreibungen des Kampfgeschehens geben wie sie der vorliegende Brief eines unmittelbar Beteiligten bietet.

Lot 2566, Auction  109, Talleyrand, Charles Maurice de, Eigenhänd. Brief 1807

Talleyrand, Charles Maurice de
Eigenhänd. Brief 1807
Los 2566

Zuschlag
800€ (US$ 860)

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- Talleyrand, Charles Maurice de, Fürst von Benevent, Herzog von Dino, französ. Staatsmann (1754-1838). Eigh. Brief m. U. „Charles Maurice“. 2 S. Gr. 4to. Paris 17.XII.1807.

Kurze Zeit nach seinem Rücktritt als Außenminister eigenhändig an einen hohen Regierungsbeamten (Graf und Exzellenz), der ihn informiert hatte, daß er ebenfalls seinen Abschied aus dem Staatsdienst angeboten und erhalten hatte. „... en songeant aux services que vous avez rendus et au zele que vous avez montré pendant tout le tems que vous avez été à la tête de l’administration, on se fait aisement l’idée des regrets que vous dever laisser. si je n’avois moi même quitté les affaires, je regretterois vivement les rapports officiels qu’elles me mettoient dans le cas d’entretenir avec vous. mais j’aime à penser que dans votre vie privée vous vous rappellez des liaisons que vous avez formées sous les auspices de la politique. votre excellence voudra, je l’espère, visiter encore Paris. ... l’année que j’ai eu le plaisir de passer avec vous en pologne et en allemagne, les sentimens d’estime et d’attachement que vous m’avez inspiré doivent vous convaincre que je serai un des plus empressés à vous recevoir ici ...“. - Kleine Faltenrisse.

Friedrich I., König in Preußen
Pergament-Urkunde 1689 in seinem Namen
Los 2567

Zuschlag
260€ (US$ 280)

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Friedrich I., König in Preußen, hier noch als Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg (1657-1713). Urkunde in seinem Namen, unterzeichnet von dem bedeutenden kurbrandenburgischen Minister Paul von Fuchs (1640-1704). Deutsche Handschrift auf Pergament. 1 S. Mit kalligraphischer Kopfzeile und mit Lacksiegel in angehängter Blechkapsel. Quer-gr.-folio. Cölln a. d. Spree 16.II.1689.
Nachträglicher kurfürstlicher Konsens zu einer Wiederkaufs- und Erbschafts-Angelegenheit, bei der Katharina Maria Wöldicke in Arneburg von Maria Elisabeth von Treskow als Alleinerbin von Einkünften durch einen Bauern, einen "Halbspänner" und einen Kossäten eingesetzt wurde. Der ursprünglich versäumte Konsens wird hier nachgeholt. - Einschließlich des Siegels gut erhalten.

Friedrich I., König in Preußen
Pergament-Urkunde 1697 in seinem Namen
Los 2568

Zuschlag
200€ (US$ 215)

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- Urkunde in seinem Namen, unterzeichnet von dem bedeutenden kurbrandenburgischen Minister Paul von Fuchs (1640-1704). Deutsche Handschrift auf Pergament. 121/2 S. Mit kalligraphischen Kopfzeilen und mit Lacksiegel in angehängter Blechkapsel. Kordelheftung. Folio. Cölln a. d. Spree 3.VI.1697.
Kurfürstliche Bestätigung des bereits 1687 geschlossenen Ehevertrags (Pacta dotalia) zwischen Adam Georg von Schlieben, Geheimer Rat, Ritter und Commendator des Johanniter-Ordens, und Charlotte von Flemming, Tochter des weiland Commissarius in Pommern, Joachim Ewald von Flemming. Mit umfangreichen Bestimmungen über Mitgift an Geld und Gütern, Besitz- und Lehnsverhältnisse, Erbschaftsregelung etc. - Die Außenblätter etwas angestaubt; sonst einschließlich des interessanten und schönen Siegels gut erhalten.

Friedrich II., der Große, König von Preußen
Pergament-Urkunde 1749
Los 2569

Zuschlag
700€ (US$ 753)

Details

Friedrich II., der Große, König von Preußen (1712-1786). Urkunde m. U. "Fch" und angehängtem Siegel in gedrechselter Holzkapsel. Deutsche Handschrift auf Pergament. 6 Bl., davon 5 S. beschrieben. Kordelheftung. Folio. Berlin 19.VII.1749.

Incolats-Diplom für Carl Benedict von Kalbacher, seine Familie und Nachkommen, die im preußisch gewordenen Herzogtum Schlesien ansässig werden möchten. Kalbacher war Kammerrat des Grafen Philipp Gotthard von Schaffgotsch, Fürstbischof von Breslau. Mit Darstellung der Rechte, Privilegien und Pflichten Kalbachers. Gegengezeichnet von Friedrichs Kriegs-, Staats- und Kabinettsminister Heinrich von Podewils (1695-1760), der die preußische Außenpolitik leitete. - Durchgehend vertikale Mittelfalte, dadurch stellenweise etwas Schriftabrieb; die Kordel stellenweise zerschlissen, das preußische Siegel in der Kapsel wohlerhalten.

Friedrich II., der Große, König von Preußen
Brief 1764 an Minister Graf Schlabrendorff
Los 2570

Zuschlag
400€ (US$ 430)

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Friedrich II., der Große, König von Preußen (1712-1786). Brief m. U. "Fch". 1/2 S. 4to. Potsdam 7.X.1764.
An den Grafen Ernst Wilhelm von Schlabrendorff (1719-1769), den verdienstvollen Staatsmann und Etats-Minister von Schlesien. "... Daß nach Eurem Bericht vom 3ten dieses Ihr der verwitweten v. Sueerts die ihr von Mir accordirte jährliche Pension von 200 Rthlr. gehörig angewiesen habet, solches ist gantz gut und behalte Ich Mir vor von denen noch übrigen Achtzig RThlr. vacanter Pensionen gelegentlich weiter zu disponiren ...". - Anscheinend handelt es sich um die Witwe oder eine andere Verwandte des Ernst Maximilian Baron von Sweerts (1710-1757), der bis zu seinem Tod Intendant von Friedrichs Berliner Hofoper gewesen war. Schlabrendorff seinerseits gehört zu jenen bedeutenden Persönlichkeiten aus des Königs Umgebung, die am Sockel des Rauchschen Friedrichsdenkmals in Berlin dargestellt sind.

Lot 2571, Auction  109, Friedrich II., der Große, König von Preußen, Brief 1785 an den Marquis de Condorcet

Friedrich II., der Große, König von Preußen
Brief 1785 an den Marquis de Condorcet
Los 2571

Zuschlag
600€ (US$ 645)

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- Brief m. U. "Federic". In franz. Sprache. 3/4 S. 4to. Berlin 7.I.1785.
An den großen französischen Aufklärer und fortschrittlichen Philosophen Marie Jean Caritat, Marquis de Condorcet (1743-1794), Verfechter von Freiheit, Gleichberechtigung und Toleranz. Der König bedankt sich für die Zusendung der gesammelten Werke d'Alemberts, die ihm Condorcet am 23. Oktober 1784 geschickt hatte, und geht auf Teile des Inhalts ein. Vor allem bedauert er, daß d'Alembert Tacitus nur zum Teil übersetzt habe. "... J'en ai lu quelques essais qui ont paru dès le commencement. C'est dommage qu'il n'ait pas traduit Tacite en entier. Mais un homme qui étoit original lui même, & qui a fourni une infinité d'ouvrages sur les matières scientifiques, ne devoit pas passer sa vie à traduire ce que d'autres avoient fait. Tacite est peut être de tous les auteurs de l'antiquité celui qui étoit le plus propose pour être traduit par un Geomêtre, parce qu'il est ferré, énergique et plein de force. Je ne sache d'ailleurs pas, qu'aucun de nos grands Geomêtres ait traduit des ouvrages de l'antiquité. Newton fit un commentaire sur l'apocalypse, mais feu d'Alembert lui est bien supérieur par le choix qu'il a fait, car il n'y a pas de comparaison à faire des sages reflexions de Tacite, aux bolivarnes de St. Jean ...".

Lot 2572, Auction  109, Wilhelmine, Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth, Eigenhänd. Brief an Voltaire

Wilhelmine, Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth
Eigenhänd. Brief an Voltaire
Los 2572

Zuschlag
7.000€ (US$ 7,527)

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An Voltaire über das Theater in Bayreuth
- Wilhelmine, Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth, geb. Prinzessin von Preußen, die Lieblingsschwester Friedrichs des Großen, Kunstmäzenin, Komponistin und Opern-Librettistin in Bayreuth (1709-1758). Eigh. Brief m. U. "Wilhelmine", Adresse und Siegel. In franz. Sprache. 13/4 S. 4to. (Bayreuth) 23.I.1752.
Eigenhändig an Voltaire, der ihr geschrieben hatte, daß er den Sinn ihres letzten Briefes nicht verstanden habe. Sie entschuldigt sich: "... Peut etre etois je dans ce moment la inspiré du St. Esprit. Comme vous n'êtes pas Apôtre vous avez trouvé fort obscur ce que je croyois fort clair. J'en viens a l'explication ...". Der Herzog [Karl Eugen] von Württemberg habe die Absicht geäußert, den Marquis d'Adhemar, den Voltaire eigentlich nach Bayreuth vermitteln sollte, nach Stuttgart zu verpflichten. Wilhelmine beschwört Voltaire, sich für dessen Kommen nach Bayreuth einzusetzen: "... On lui destine une charge de Cour au dessus de celle de Chambelan. et vous pouvez compter que Le Marg: aura pour lui toutes les attentions imaginables." - Dann kommt sie, wie es sich für Wilhelmine und Voltaire gehört, auf das Theater zu sprechen. Der junge Herzog von Württemberg komme öfter nach Bayreuth, um hier selbst Theater zu spielen: "... Je crois que votre séjour en Allemagne inspire la fureur de reciter dans touts les Coeurs. La Cour de W: [d. i. Württemberg] revient en pres ici pour Histrioner, avec nous. Le senssé Uriot [der Dramaturg, Regisseur und spätere württemberg. Bibliothekar Joseph Uriot, 1713-1788] nous a choisi selon moi la plus detestable piece de Theatre qu'il y ait pour la verssification. Cett [C'est] Oreste et Pilade de [Friederike] la Motte. J'admire les differents façons de pensser qu'il y a dans le monde. vous exclué les femmes de vos Tragédies de Potsdam, et nous voudrions et nous avions un Voltaire retrancher les hom[m]es de celle que nous jouons ici. N'y auroit il pas moyen que vous pussiez nous accomoder une de vos pieces et donner les 2 principaux Rôles au Femmes. Le Duc et ma Fille jouent fort joliment, mais c'est tout. Le pauvre Monperni est encore trop languissant pour prendre un grand Rôle et le reste de ceux qui sont ici ne font qu'extresner [?] les pieces. Je n'ai osé proposer Semiramis [von Voltaire]. La Duch: Mère ayant represanté cette piece à Stucard. J'ai eu ces jours passé un perssonage singullier. Cett un reverandaire du Pape, Prelat Chanoine de St. Marie. et malgré touts cella Homme sensé, Dechainé contre Les Moines, a L'abri du préjugé, et ne parlant que de tolerance. Votre petit acteur est arrivé. Com[m]e j'ai étée touts ce tems fort Incomodée je ne l'ai point encore vu. mais on m'en dit beaucoup de bien ...". - Am oberen Rand, wohl von der Hand Voltaires, der Vermerk: "de me de bereuth". - Ausriss durch das Öffnen der Versiegelung; das Siegel zerteilt. - Prachtvoller, charakteristischer und eigenhändiger Brief Wilhelmines an eine der berühmtesten Persönlichkeiten ihrer Zeit, den in Potsdam weilenden Voltaire.

Lot 2573, Auction  109, Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst von Brandenburg, Pergament-Urkunde 1657 in seinem Namen

Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst von Brandenburg
Pergament-Urkunde 1657 in seinem Namen
Los 2573

Zuschlag
1.200€ (US$ 1,290)

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Der Vater des "Ritters Kahlbutz"
Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst von Brandenburg (1620-1688). Urkunde in seinem Namen. Deutsche Handschrift auf Pergament. Mit kalligraphischen Kopfzeilen. 1 S. Mit in Wachs gefaßtem Siegel in angehängter Blechkapsel. Quer-folio. Cölln a. d. Spree 11.VI.1657.
Lehensbrief für Baltzer von Kalebutz (Kahlbutz), der wie seine Vorfahren mit den verschiedenen jährlichen Einkünften des Dorfes Kampehl ("Campiell") bei Neustadt a. d. Dosse belehnt wird; mit detaillierter Aufzählung der Höfe, Hufen und Felder sowie Art, Umfang und Entrichtung der Abgaben. - Baltzer war der Vater des Christian Friedrich von Kahlbutz (1651-1702), des berühmten "Ritters Kahlbutz", dessen Leichnam bis heute nicht verwest ist, obwohl keine künstlichen Mumifizierungsverfahren zur Anwendung kamen. Christian Friedrich ließ sich mit zwei Kanonenkugeln aus der Schlacht von Fehrbellin begraben, und als man 1794 die Särge der Familie von Kahlbutz in der Kirche von Kampehl öffnete, stellte sich heraus, daß sein Leichnam als einziger nicht verwest war. Im ersten Band der "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" schildert Theodor Fontane, wie dann jahrelang viel Unfug mit dem Leichnam getrieben wurde, bis er endlich wieder in die Gruft verbracht wurde und bis heute als Sehenswürdigkeit dient. Christian Friedrich war mit Margarete von Rohr verheiratet, einer Vorfahrin der Stiftsdame, die zu Fontanes engsten Briefpartnern zählte. - Mehrfach gefaltet; äußerlich angestaubt; sonst einschließlich des Siegels gut erhalten.

Lot 2574, Auction  109, Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst von Brandenburg, Geheimvertrag 1666 mit den Niederlanden

Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst von Brandenburg
Geheimvertrag 1666 mit den Niederlanden
Los 2574

Zuschlag
6.500€ (US$ 6,989)

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Der geheime Beistandspakt mit den Niederlanden
- Urkunde m. U. "Friedrich Wilhelm Churfürst" und papiergedecktem Siegel. Handschrift in holländ. und deutscher Sprache auf Papier. 61/2 S. Goldschnitt. Folio. Schloß Cleve 28.II.1666.
"Secrete alliance mitt dem staat der vereinigten Niederlanden. Original Ratification von II articulen" (zeitgenöss. Vermerk auf dem hinteren Umschlagblatt). Die Ratifikations-Urkunde für zwei geheime Separat-Artikel des Beistandspaktes zwischen Brandenburg und den Generalstaaten, die mit dem Datum 6./16. Februar 1666 in Cleve vereinbart wurden, diplomatisch vertreten durch Otto Freiherrn von Schwerin und Wenner Wilhelm Blaspeil für Brandenburg sowie Matthias Romswineel und Hieronymus van Beverningk für die Niederlande. Die vorliegende Ausfertigung enthält für deren Unterschriften im Original-Exemplar nur die "L.S."-Markierungen, während der Kurfürst die Ratifikation eigenhändig unterzeichnet und mit dem Staatssiegel versieht. Der hallische Chronist Kurbrandenburgs, Johann Peter Ludwig, vermerkt 1697 in seinem "Curieusen Geschichts-Calender" beim Jahr 1666: "Jan. 9. Richtet Chur-Brandenb. in den Niederländischen kriegen mit den Niederländern eine defensiv-alliance auf; für die beschirmung der Clevischen lande wider den Bischoff zu Münster. Darauf Engeland sehr jalous ist." Der Vertrag dieser "Alliance" enthielt zwei geheime Zusatz-Artikel, deren Wortlaut und Original-Ratifikation hier vorliegt: 51/2 Folioseiten holländischen Textes sind eingerahmt von der deutschen Titelei des Kurfürsten und - am Schluß - seiner deutschsprachigen Bestätigung: "Dasz Wir demnach obgemelte Secrete und Separate articulen mit allen ihren Clausulen und einhalt ratificiret und genehm gehalten; Thun auch solches hiemit bester form rechtens ... und geloben, das solchen Secreten und Separaten Articulen, so viele Uns darinnen zu thun obliegt, steiff und fest halten ... Dessen zu Urkund haben Wir dieses eigenhändig unterschriben und Unser Churfurstliches Insiegell darunter drucken lassen ...". - Der Beistandspakt sollte für 12 Jahre gelten und innerhalb von 14 Tagen ratifiziert werden. - Der Bischof von Münster hatte sich mit England verbündet und die Absicht geäußert, die Niederlande anzugreifen. Kurfürst Friedrich Wilhelm bot sich als Vermittler an, trat aber insgeheim durch den vorliegenden Vertrag für die holländischen Interessen ein. Der Bündnisfall des Haupt-Vertrages trat 1672 ein, als Ludwig XIV. die Niederlande angriff und Brandenburg daraufhin Truppen in der Stärke von 20.000 Mann in Richtung Rhein in Marsch setzte. In Pufendorf-Uhses Biographie des Großen Kurfürsten von 1710 ist der Inhalt beider Teile des Beistandspaktes wiedergegeben. - 1 Außenblatt stärker angestaubt, sonst ordentlich erhalten. - Bedeutendes Dokument zur europäischen und brandenburgischen Geschichte des 17. Jahrhunderts.

Friedrich Wilhelm I., König von Preußen
Brief 1723
Los 2576

Zuschlag
250€ (US$ 269)

Details

Der Umgang mit Bankrotteuren in Berlin
Friedrich Wilhelm I., König von Preußen, der "Soldatenkönig" (1688-1740). Brief m. U. "Fr Wilhelm" (Paraphe) sowie Adresse und papiergedecktem Siegel. 11/4 S. Folio. Berlin 22.XI.1723.
An das Französische Obergericht in Berlin, das seinen Urteilsspruch über den Bankrotteur Maillette zur definitiven Entscheidung an den König gesandt hatte. "... Wir haben nun den von Euch abgefaßeten Rechts-Spruch allergnädigst approbiret und befehlen Euch diesem nach hiedurch in Gnaden solchen ohne Zeit Verlust zur Execution bringen zu laßen, ... der Gestallt daß ... Maillette vor infame erklähret, sein Nahme und Bildniß am Galgen geschlagen und dieses alles in die Zeitung gesetzet werde. Daferne übrigens die dazu erfoderte Kosten denen Creditoribus zu excessiv scheinen sollten, habt Ihr selbige zur Moderation einzuschicken ...". - Gebräunt; kleine Randläsuren.

Heinrich, Prinz von Preußen
2 signierte Ansichts-Postkarten
Los 2580

Zuschlag
280€ (US$ 301)

Details

Heinrich, Prinz von Preußen, Bruder Wilhelms II., populärer und erfolgreicher Großadmiral der Kaiserlichen Marine, im Weltkrieg Oberbefehlshaber der Seestreitkräfte in der Ostsee, wurde am japanischen und chinesischen Kaiserhof ehrenvoll empfangen (1862-1929). 2 eigh. Ansichts-Postkarten m. U. "Prinz Heinrich v. Preußen". O. O. (1906).
"Fröhliche Weihnachten! Glückliches Neues Jahr! 1906-1907. Prinz Kpt. Heinrich v. Preußen". Zwei Glückwunschkarten mit dem gleichen Text, offenbar im Umschlag an Freunde verschickt. Die farbigen Bildseiten der Karten zeigen das Kriegsschiff "S.M.S. Friedrich Karl" auf hoher See sowie das Königl. Schloss in Kiel von der Wasserseite, im Vordergrund verschiedene Schiffe. - Dabei: Ludwig von Schröder, dt. Marineoffizier im 1. Weltkrieg, zuletzt Kommandierender Admiral des Marinekorps Flandern (1854-1933). Masch. Albumblatt (Goethe-Zitat "Allen Gewalten zum Trotz sich erhalten ...") m. U. "v Schröder, Admiral". 4to. Brügge 2.XII.1916. - Mit restaurierten Defekten. - Ferner beiliegend der Schluss eines masch. Briefes m. U. "v Schröder", an eine Exzellenz..

Lot 2581, Auction  109, Amalie Elisabeth, Landgräfin von Hessen-Kassel, Eigenhänd. Brief 1647

Amalie Elisabeth, Landgräfin von Hessen-Kassel
Eigenhänd. Brief 1647
Los 2581 [*]

Zuschlag
600€ (US$ 645)

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Hessen-Kassel. - Amalie Elisabeth, Landgräfin von Hessen-Kassel, geb. Gräfin zu Hanau-Münzenberg, Witwe des Landgrafen Wilhelm V. (1602-1651). Eigh. Brief m. U. "Amelie Elisabeth" sowie mit Adresse und Ringsiegel. 2 S. Kl. 4to. Kassel 10.I.1647.
Eigenhändig an Johann Philipp von Schönborn, Kurfürst-Erzbischof von Mainz und Bischof von Würzburg (1605-1673). "... Die hohe affection, so [Paraphe:] Ew. Lbd. gegen Mich undt meinen geliebten Sohn in viele Wege verspüren lassen, Macht mir umb so viel mehr Hoffnung daß Ew. Lbd. meinem dienstlichen Suchen wegen der Hanawischen Lehen, statt geben, undt Mich mit einer gewährigen resolution erfrewen werden. Eß betrift einen fall, welcher sich vielleicht nimermehr begeben mag, undt gönne Ich nicht allein den Jezigen Hrn. Graffen zu Hanau, Meinen fr. Lieben Vettern, Langes Leben, von Herzen, sondern daß auch deren Manstamb sich Ihmer fortpflantzen, undt biß zur Ewigkeitt floriren möge: Demnach Ich aber auß dem Gräfflichen Hauß Hanaw Münzenbergk entsprossen undt einmahl mit beyderseits gutem Willen, Rath undt Vorbedacht zu Uffhebung aller differentien ein Vergleich wegen künfftiger Succession getroffen, so werden Ew. Ldn. Mich verhoffentlich nicht verdencken, daß was dazu gehörig Ich vor ablegung Meiner Vormundtschafft zur perfection undt richtigkeit so viel müglich zu bringen Mir ufs fleysigste angedeyen seyn lasse, zu Ew. Lbd. habe ich das sonderbahre freündtliche Vertrauen, daß Sie Mich in dieser sachen nicht enthören werde worumb Ich hiemit Nochmalß dienstfreündtlich bitte ...". - Amalie Elisabeth führte nach dem frühen Tod ihres Mannes von 1637 bis 1650 die Regentschaft für ihren unmündigen Sohn, den späteren Landgrafen Wilhelm VI. Mit großer Klugheit und Tatkraft lenkte sie ihr Land durch die Endphase des 30jährigen Krieges, benutzte die von ihrem Mann nach Friesland gerettete hessische Armee, um politische Ziele durchzusetzen, schloß geschickt Bündnisse und sorgte dafür, daß die Grafschaft Hanau-Münzenberg bei Hessen-Kassel verblieb. - Eigenhändige Briefe der Landgräfin kommen sehr selten vor.

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