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Lot 8246, Auction  108, Rouault, Georges, Fille

Rouault, Georges
Fille
Los 8246

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
813€ (US$ 874)

Details

Fille
Lithographie auf festem Velin. 1926.
32,5 x 22 cm (50,5 x 33,3 cm).
Signiert "G. Rouault". Auflage 100 num. Ex.
Chapon/Rouault 320 III (von IV).

Die Lithographie entstand im Zusammenhang mit den Blättern aus der Serie "Saltimbanques", einer Gruppe von Arbeiten, in der sich Rouault der Zirkusthematik widmete. Er interessierte sich bei der Bearbeitung des Themas allerdings weniger für die Äußerlichkeiten der Artisten, sondern vielmehr für das Leben hinter der Maskerade. Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand, an drei Seiten mit dem Schöpfrand. Beigegeben: Eine weiter, signierte Lithographie von Georges Rouault "Ève déchue", Chapon/Rouault 334 I (von III).

Lot 8247, Auction  108, Rouault, Georges, Ballerine

Rouault, Georges
Ballerine
Los 8247

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
813€ (US$ 874)

Details

Ballerine
Aquatinta auf festem Velin. 1930.
30,5 x 20 cm (44,5 x 33,5 cm).
Chapon/Rouault 205.

Aus der Auflage für die Mappe "Cirque", veröffentlicht durch Ambroise Vollard, Paris 1930. Kontrastreicher Druck in frischer Farbigkeit, mit dem vollen Rand, an drei Seiten mit dem Schöpfrand. Beigegeben: Eine signierte Lithographie von Georges Rouault, Chapon/Rouault 327 I (von III).

Lot 8252, Auction  108, Schleime, Cornelia, Hirschkopf in Balance

Schleime, Cornelia
Hirschkopf in Balance
Los 8252

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.250€ (US$ 2,419)

Details

Hirschkopf in Balance
Gouache und Feder in Schwarz auf Zeichenpapier. 1995.
70 x 100 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "C. M. P. Schleime" und datiert.

Rätselhafte Bildelemente vereinigen sich in einer luftigen Komposition: Exakt in der Bildmitte plaziert Schleime den Hirschkopf mit dem hellorange leuchtenden großen Geweih, der über einer geschwungenen Linie, einem Seil oder einer Stange, liegt. Diese fragile Konstruktion balanciert ein junges Mädchen auf seinem Kopf. In der unteren Bildhälfte steht sie frontal, angetan mit einem kostümartigen, phantasievollen Kleid und mit lang herabhängenden roten Flechtzöpfen, eine der charakteristischen mysteriösen Mädchengestalten in Cornelia Schleimes Bildwelten.

Lot 8254, Auction  108, Schmidt-Rottluff, Karl, Abfallende Küste

Schmidt-Rottluff, Karl
Abfallende Küste
Los 8254

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
9.750€ (US$ 10,484)

Details

Abfallende Küste
Pinsel in Schwarz und farbige Wachskreiden auf Bütten. 1972.
39,5 x 53,8 cm.
Unten links mit Pinsel in Schwarz signiert "SRottluff", verso datiert, betitelt und numeriert "23".

Das Aquarell steht in der Tradition der Landschaftsdarstellungen der 1930er Jahre, in leuchtend-intensiver Farbigkeit. "Er wendet sich in diesen Jahren zu neuen Themen und Auffassung von Landschaft...bei neu definiertem Volumen". (Karl Schmidt-Rottluff. Malerei und Grafik, Ausst.-Kat. Chemnitz 1993, S. 24). Auch in unserem Blatt umfangen starke Konturen, mit schwarzem Pinsel angegeben, die strahlenden Farbflächen und geben ihnen Plastizität.


Provenienz: Privatsammlung Berlin

Schmidt-Rottluff, Karl
Landschaft im Mondschein
Los 8255 [*]

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
25.000€ (US$ 26,882)

Details

Landschaft im Mondschein
Holzstock. Fichtenholz, geschnitzt, die Druckflächen und Kanten schwarz eingefärbt. 1911.
20,1 - 20,5 x 26 cm.
Vgl. Schapire H 53.

Holzstock für den frühen und seltenen Holzschnitt Schmidt-Rottluffs. Zwischen kahlen Bäumen steht links der Vollmond, rechts eine Pappel und ein dunkles, fensterloses Haus. In entschiedener Vereinfachung setzt er kompaktes Schwarz neben kristallin strukturierte helle Flächen. Seit 1909 beherrscht der Holzschnitt das graphische Schaffen des Künstlers. Stärker noch als die Abzüge zeigt der möglicherweise in Dangast entstandene Druckstock das Kantige der Schnitzkunst Schmidt-Rotluffs. Vom Holzschnitt aus führt nämlich der Weg des Künstlers direkt weiter zur Holzskulptur; Wietek nennt die "unlösbare Verklammerung und gegenseitige Durchdringung der malerisch-graphischen und der plastisch-kunsthandwerklichen Produktion bei keinem anderen Künstler des 'Brücke'-Kreises so bedeutsam und zwingend wie bei Schmidt-Rottluff" (G. Wietek, Die Skulpturen, in: Karl Schmidt-Rottluff, Retrospektive, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen 1989, S. 58).
Um 1911/12 entstehen frühe Holzreliefs, und zwischen 1907 und 1912 schnitzt der Künstler sowohl in Dangast als auch in Lofthus, Norwegen, zahlreiche ornamental verzierte Holzkästen. Die Seitenwände dieser Kästen und die Holzreliefs aus der Zeit könnten in ihrer bildhaft-flächigen Anlage ebensogut als Holzstöcke dienen. Und andersherum funktioniert auch der geschnitzte Druckstock wie ein Relief. Mit seinem herrlichen Kontrast zwischen glatten schwarzen Druckflächen und dem kantig eingekerbten, honigfarbenen Fichtenholz dazwischen besitzt er einerseits einen äußerst haptischen, sinnlichen Objektcharakter und steht andererseits exemplarisch für die frühe expressionistische Holzschnittkunst Schmidt-Rottluffs, indem er die kreative Genese und die Auseinandersetzung des Künstlers mit dem Material in besonderem Maße dokumentiert.

Lot 8259, Auction  108, Schmidt-Rottluff, Karl, Der Angler

Schmidt-Rottluff, Karl
Der Angler
Los 8259

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.188€ (US$ 1,277)

Details

Der Angler
Holzschnitt auf cremefarbenem Bütten. 1923/49.
18,2 x 13,2 cm (21,2 x 15,3 cm).
Signiert "SRottluff".
Rathenau H 4.

Dieser Holzschnitt war laut Werkverzeichnis für den Grafikkatalog gedacht, wurde jedoch nicht verwendet und erst viel später gedruckt. Er wurde in den 1949 erschienenen Katalog der Austellung "Der Keilrahmen" eingefügt, der von der Rheinischen Künstlergemeinschaft Köln anlässlich ihrer Ausstellung im Kölnischen Kunstverein, Hahnenburgtor, im Juni 1949 herausgegeben wurde. Ausgezeichneter Druck mit kleinem Rand.

Lot 8260, Auction  108, Schmidt-Rottluff, Karl, Stilleben mit Plastik, Birnen und Krug

Schmidt-Rottluff, Karl
Stilleben mit Plastik, Birnen und Krug
Los 8260

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
938€ (US$ 1,008)

Details

Stilleben mit Plastik, Birnen und Krug
Lithographie auf chamoisfarbenem Velin. 1953/54.
44 x 61,9 cm (53,5 x 76 cm).
Signiert "SRottluff". Auflage 20 num. Ex.
Rathenau 45.

Ausgezeichneter Druck mit dem vollen Rand.

Lot 8261, Auction  108, Schmidt-Rottluff, Karl, Lago Maggiore

Schmidt-Rottluff, Karl
Lago Maggiore
Los 8261

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.500€ (US$ 2,688)

Details

Lago Maggiore
Holzschnitt auf Japanbütten. 1930.
39,4 x 50 cm (42,7 x 57,8 cm).
Signiert "SRottluff". Auflage 175 Ex.
Schapire H 32.

Einzige Auflage, die im Jahre 1960 von der Karl-Hofer-Gesellschaft Berlin als Jahresgabe in Auftrag gegeben wurde: "Der Holzschnitt muß etwa von 1930 sein, ursprünglich sollte daraus ein Farbholzschnitt werden. Aus nicht mehr erklärbaren Gründen ist das unterblieben. Da der Stock sich zufällig erhalten hatte und mich die Hoferges. letzthin bat, ob ich nicht u.s.w., kam mir der Stock wieder in die Hände, ich ließ ihn andrucken und man war damit einverstanden" (zitiert nach Rathenau). Prachtvoller, tiefschwarzer, kräftiger Druck mit dem vollen Rand, die wunderbaren Landschaftskontraste von Gebirge und Wasser herrlich wiedergebend.

Lot 8262, Auction  108, Schoff, Otto, Vorstadtlandschaft

Schoff, Otto
Vorstadtlandschaft
Los 8262

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.500€ (US$ 4,839)

Details

Vorstadtlandschaft
Öl auf Leinwand. 1928.
52 x 69 cm.
Unten links mit Pinsel signiert "Schoff" und datiert.

Otto Schoff begann als Dekorationsmaler, studierte 1902 ein Jahr an der Kunstgewerbeschule Bremen und bei Emil Orlik an der Kunstgewerbeschule in Berlin. 1913 ging er mit einem Jahresstipendium nach Paris, er bildete sich dort überwiegend autodidaktisch weiter. 1914 kehrte er nach Berlin zurück, zog als Soldat in den Ersten Weltkrieg. Parallel verzeichnete er erste Erfolge als Zeichner, Maler und Graphiker, besonders mit erotischen Zeichnungen weiblicher und männlicher Akte. Er wurde Mitglied der Berliner Sezession. In den 1920er Jahren entstanden Gemälde des Berliner Großstadtlebens, in Kaffeehäusern, viele Damenportraits oder Szenen in der Natur. So zeigt unser Bild eine heitere sommerliche Vorstadtwiese bevölkert von spielenden Kindern, kleinen Mädchen, Frauen und Paaren.

Provenienz: Aus dem Nachlass des Künstlers (verso mit dem Etikett)
Galerie Taube, Berlin

Ausstellung: Otto Schoff, Ausstellung 71, Galerie Taube, Berlin 1983, Kat.-Nr. 4
Otto Schoff, Die Sparkasse in Bremen, 1985, Kat.-Nr. 6
Otto Schoff, Städtische Galerie im Park Viersen, 1985, Kat.-Nr. 6
Retrospektive 1972-2013, Ausstellung 232, Galerie Taube, 2013, Kat.-Nr. 25

Lot 8263, Auction  108, Schoff, Otto, Vorstadt mit Lorenschiebern

Schoff, Otto
Vorstadt mit Lorenschiebern
Los 8263

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.000€ (US$ 4,301)

Details

Vorstadt mit Lorenschiebern
Öl auf Leinwand. Ca. 1928.
53,5 x 60 cm.

Ein düsterer Gewitterhimmel liegt schwer über der kleinen Vorstadt. Arbeiter schieben ihre beladenen Wagen den Berg hinauf. Vereinzelt leuchten rote Farbakzente im spazierenden Paar mit Regenschirm und in den hockenden Kindern auf und beleben die in gedeckter Palette gehaltene Vorstadtszenerie.

Provenienz: Aus dem Nachlass des Künstlers (verso mit dem Etikett)
Galerie Taube, Berlin

Ausstellung: Otto Schoff, Ausstellung 71, Galerie Taube, Berlin 1983, Kat.-Nr. 9
Retrospektive 1972-2013, Ausstellung 232, Galerie Taube, 2013, Kat.-Nr. 24

Schultze, Bernard
Migof - Paysage avec soleil
Los 8264

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.875€ (US$ 2,016)

Details

"Migof - Paysage avec soleil"
Farbiges Objekt aus Papier, Pappmaché, Leim, farbig gefasst in Gouache und Ölfarbe, montiert auf festen Karton, auf Holzplatte, im Plexiglaskasten. 1974.
36 x 49 x 10,5 cm.
Unten mittig mit Farbstift in Blau signiert "Bernard Schultze" und datiert, verso mit Filzstift in Braun signiert, datiert und betitelt.

Bernard Schultze war ein bedeutender Vertreter des deutschen Informel. Er absolvierte 1934-1939 ein Studium an der Hochschule für Kunsterziehung Berlin und an der Kunstakademie Düsseldorf. Dem sowjetischen Angriff auf Berlin 1945 fiel sein gesamtes Frühwerk zum Opfer. 1951 besuchte er Paris, wo seine ersten tachistischen Bilder entstanden. Schultze gründete 1952 gemeinsam mit Karl Otto Götz, Otto Greis und Heinz Kreutz die Künstlergruppe Quadriga, die bedeutende Kerngruppe der informellen Malerei in Deutschland. Dieser ersten avantgardistischen Künstlergruppe im Nachkriegsdeutschland gelang es, mit der deutschen Kunst nach 1945 international Anerkennung zu finden. In den 1950er Jahren entstanden die ersten Reliefbilder in verschiedenen Materialien. Seit 1961 schuf er die berühmten „Migofs“, seine dreidimensionalen abstrakten Gebilde aus Materialassemblagen. Unsere kleine Papierskulptur zeigt in zarten Pastelltönen die phantasievolle Miniaturwelt einer surrealen Landschaft.

Lot 8265, Auction  108, Stöhrer, Walter, Abstrakte Komposition

Stöhrer, Walter
Abstrakte Komposition
Los 8265

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.125€ (US$ 2,285)

Details

Abstrakte Komposition
Mischtechnik auf Skizzenpapier. 1990.
28,8 x 42 cm.
Unten mittig mit Kugelschreiber signiert "W. Stöhrer" und datiert, gewidmet und mit der Ortsangabe "Irsee".

In Auseinandersetzung mit der freien malerischen Geste des abstrakten Expressionismus und des Tachismus experimentiert Stöhrer mit den Grundelementen von Farbe und Linie. Sein abstraktes Werk ist geprägt durch spontanen, raschen Farbauftrag und sich überlagernde Farben und Linien. Figurative ebenso wie abstrakte Formen, die impulsive Dynamik, aber auch die expressiven Bildelemente der vorliegenden Arbeit kennzeichnen das Schaffen des Malers. Verso mit Stöhrers Richtungspfeilen.

Schwesig, Karl
Heimat der Bergleute (II)
Los 8266

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.750€ (US$ 1,882)

Details

"Heimat der Bergleute (II)"
Linolschnitt auf weichem Velin. 1921.
20,5 x 25,3 cm (30,2 x 36 cm).
Signiert "Karl Schwesig", datiert und betitelt sowie verso mit dem blauen Nachlaßstempel, dort numeriert "784".

Karl Schwesig gehörte dem Düsseldorfer Künstlerkreis um Johanna Ey an, nachdem er sich 1919 der Gruppe "Das junge Rheinland" angeschlossen hatte. Prachtvoller, kräftiger und tiefschwarzer Druck mit dem vollen Rand. Sehr selten. Beigegeben: Ein weiterer signierter, datierter und betitelter Holzschnitt von Karl Schwesig: "Scene aus Boccaccios Dekameron, 1. Tag, 4. Geschichte (der Abt mit dem Mädchen...?)", 1921, ebenfalls sehr selten.

Literatur: Karl Schwesig, Zum 90. Geburtstag, Ausst.-Kat. Galerie Remmerth und Barth, Düsseldorf 1988, Kat.-Nr. 11

Lot 8267, Auction  108, Schwimmer, Max, Der Gefangene

Schwimmer, Max
Der Gefangene
Los 8267

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.000€ (US$ 2,151)

Details

"Der Gefangene"
Feder auf leichtem Karton. 1919.
32,4 x 17,7 cm (44 x 33,6 cm).
Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert "Schwimmer" und datiert sowie unten links (von fremder Hand?) betitelt.

Frühe Zeichnung aus Schwimmers expressionistischer Phase. Aus einem Gewirr temperamentvoll und schnell gezeichneter, spannungsvoller Linien und kleiner Schraffurbündel tritt die Figur des nackten und sich verstört umschauenden Mannes hervor. 1920 übersiedelte Schwimmer von Leipzig nach Berlin, ins Zentrum des Expressionismus, wo ihn die Mitarbeit an Pfempferts Wochenschrift "Die Aktion" in die Kreise der fortschrittlichen Künstler und Literaten führte.

Lot 8268, Auction  108, Schwichtenberg, Martel, Stilleben mit japanischer Puppe

Schwichtenberg, Martel
Stilleben mit japanischer Puppe
Los 8268

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
22.500€ (US$ 24,194)

Details

Stilleben mit japanischer Puppe
Öl auf Leinwand. 1920er Jahre.
75 x 60 cm.
Oben links mit Pinsel in Dunkelbraun signiert "M. Schwichtenberg".

Ganz dem modernen Frauenbild der Zwanziger Jahre entsprechend, setzt Martel Schwichtenberg statt eines niedlich-blondbezopften Puppenkindes ins Zentrum ihres Stillebens eine japanische Mädchenfigur mit modernem Kurzhaarschnitt und leuchtend buntem, abstrakt gemusterten Kimono. Mitten im Vordergrund steht eine rätselhafte gelbe, geschlossene Schachtel auf dem Tisch und der lebendig gemusterten Decke, vorne links bauscht sich ein duftiger rosa Schleier vor der Glasvase mit strahlend gelben Schlüsselblumen. Mit lockerem Duktus und breitem Pinsel spielt Schwichtenberg mit scheinbar unzusammenhängenden Bildelementen, von denen jedes sein Geheimnis nicht sogleich offenbart, die aber sowohl durch das räumliche Miteinander als auch durch den Farbklang von Gelb und Rosanuancen miteinander in Verbindung treten.
Nach ihrem Studium an der Kunstakademie Düsseldorf schloss die junge Künstlerin Justine Adele Martha Schwichtenberg in Hagen Bekanntschaft mit Christian Rohlfs und Milly Steger, deren skandalträchtiges Auftreten im Herrenanzug und mit Kurzhaarschnitt sie so bewunderte, dass sie es begeistert kopierte. Schon 1917 wurde sie Mitarbeiterin des Bildhauers und Architekten Bernhard Hoetger, mit dem sie Pläne für das visionäre, jedoch nie realisierte Projekt einer komplett künstlerisch durchkomponierten „TET-Stadt“ der Bahlsen-Werke entwarf. Sie blieb noch lange für Bahlsen tätig und gestaltete Plakate und Verpackungen für die Firma, große Glasfenster und expressionistische Wandgemälde für den Musterladen und das Treppenhaus im neuen Fabrikgebäude.
Finanziell nun abgesichert, konnte sie sich 1920 in Berlin-Charlottenburg ein eigenes Atelier einrichten. Sie nahm künstlerische Einflüsse der "Brücke" auf, schloss Bekanntschaft mit Schmidt-Rottluff, Heckel und Pechstein, trat dem Werkbund und der revolutionären Novembergruppe bei. Ihren Vornamen änderte sie in Martel nach der französischen Cognacmarke und war drei Jahre lang mit ihrem Malerkollegen Willi Robert Huth verheiratet. Viele Reisen zeigten ihre Einflüsse in den Werken der jungen Künstlerin: nach Worpswede, u. a. mit Hoetger und Vogeler, nach Pommern und nach Italien, nach Spanien, Frankreich, Nordafrika und Dänemark. Es entstanden kraftvolle Gemälde und Graphiken, die an Paula Modersohn-Becker denken lassen, und, gegen Ende der 1920er Jahre, flächigere, leuchtende Stilleben und Porträts ihrer Freunde aus der Berliner Künstlerszene (u. a. Ernst Barlach, Tilla Durieux, Alfred Flechtheim, Wilhelm Valentiner, Herwarth Walden) im Stil der Neuen Sachlichkeit. Schon früh beteiligte sie sich an Ausstellungen, z. B. im Folkwang-Museum Essen (1916), beim Berliner Verein der Künstlerinnen in "Die Frau von heute", bei Flechtheim am Lützowufer, und in New York.
Aus politischer Weitsicht oder aber aus Abenteuerlust - Schwichtenberg emigrierte Anfang 1933, erst nach Italien, dann nach Südafrika, wo sie sich mit Leichtigkeit eine neue Existenz aufbaute. 1939 überraschte sie der Kriegsausbruch bei einem Berlinaufenthalt, und so musste sie die folgenden Jahre zurückgezogen in Süddeutschland verbringen.

Lot 8269, Auction  108, Seidel, Jochen, Abstrakte Komposition

Seidel, Jochen
Abstrakte Komposition
Los 8269

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
5.000€ (US$ 5,376)

Details

Abstrakte Komposition
Öl und Acryl auf Leinwand, gerollt. Ca. 1964/ 1968.
252 x 205 cm (Darstellung).
Verso mit durchgestrichenem Richtungspfeil und beziffert "11" sowie "105".

Jochen Seidel studierte 1945 an der Kunstschule Burg Giebichenstein in Halle bei Charles Crodel. Dort gehörte er dem Freundeskreis um Hermann Bachmann, Otto Müller, Karl-Erich Müller und Willi Sitte an. 1953 übersiedelte er nach West-Berlin, besuchte Kurse von Ernst Schumacher und wurde von der Galerie Rudolf Springer gefördert. Seidel entwickelte Mitte der 1950er Jahre einen eigenen abstrakten Stil mit dem Fokus auf dynamischen, feldhaften Flächenkompositionen. Er ging 1964 nach New York und unterrichtete an der Fairleigh Dickinson University und am Pratt Institute. "Die erste Werkgruppe, die Seidel (...) in New York konzipiert und realisiert, sind die 'Poem Paintings'. Ihnen zugrunde, wie die Matrix eines Bildentwurfs, liegt ein Liebesgedicht, das Jochen Seidel 1963 für Mireille schrieb. Dieser Text gibt im Blow Up das Bildgerüst für die Malerei ab. Die Komposition des Bildes bzw. der Einsatz von Farbe orientiert sich an den Zeilen-Ordnungen und Buchstaben-Blöcken, an ihren Formen und Negativformen, wobei diese nicht nur ausgemalt, sondern auch wieder übermalt, zerstört werden und als Vorgabe verlorengehen." (Angelika Stepken, in: Der Sprung ins Bild, Jochen Seidel 1924-1971, Ausst.-Kat. Staatliche Kunsthalle Berlin, Berlin 1992, S. 16f.) In den Jahren 1964-1965 entstanden eine Reihe dieser "Poem Paintings" mit teils ineinanderfließenden Malschichten und verschlüsselten Schriftelementen. Unser eindrucksvolles, großformatiges Gemälde ist hierfür ein schönes Beispiel. Es ist geprägt von einer breit gefächerten Buntfarbigkeit, überlagert von weißen Elementen, die etwas später, 1968, von Seidel ergänzt wurden. So setzte er "etwa seltsame, organische - an Gorky oder Miro erinnernde - Formen auf unterschiedliche, bereits vollendete Materialien." (Angelika Stepken, Berlin 1992, S. 14).

Lot 8270, Auction  108, Seidel, Jochen, Ohne Titel (Konkrete Komposition)

Seidel, Jochen
Ohne Titel (Konkrete Komposition)
Los 8270

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.750€ (US$ 5,108)

Details

Ohne Titel (Konkrete Komposition)
Acryl auf Leinwand, gerollt. 1968.
198 x 130 cm (Darstellung).
Oben rechts mit Pinsel bezeichnet "For Friedel", verso mit Bleistift bezeichnet "Dzubas".

Seidel lebte seit 1964 in New York, wo ihn der befreundete polnische Maler Friedel Dzubas bei seinen amerikanischen Künstlerkollegen Frank Stella, Robert Motherwell und Helen Frankenthaler bekannt machte. 1968 hielt er sich zeitweise in Berlin auf und arbeitete im Atelier von Hermann Bachmann. Er orientierte sich stilistisch in dieser Zeit wie Bachmann an der Konkreten Kunst. Die "folgenden 'diagonalen' Bilder von 1968 (...), die jede illusionistische Raumtiefe aus dem Bild verbannen und wieder ein breites, gar grelles Spektrum an Farben zulassen, versuchen eben jenes Quentchen europäischer Metaphysik auszumerzen." (Angelika Stepken, in: Der Sprung ins Bild, Jochen Seidel 1924-1971, Ausst.-Kat. Staatliche Kunsthalle Berlin, 1992, S. 17). Das vorliegende Ölbild gehört mit seinen klaren, reduzierten Dreiecksformen in diese Reihe der diagonalen Bilder. Verso eine abstrakte Ölskizze.

Lot 8271, Auction  108, Seitz, Gustav, Stehende mit Gewand

Seitz, Gustav
Stehende mit Gewand
Los 8271

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.750€ (US$ 2,957)

Details

Stehende mit Gewand
Bronze mit goldbrauner Patina. 1951.
26 x 14 x 7 cm.
Unten rechts am Gewand signiert "Seitz".
Grohn 89.

Der kompakten Figur verleiht Seitz mit leichter Stilisierung und Reduktion der Formen eine fast monumentale Einfachheit. Nachdem er 1949, in der Zeit des Kalten Krieges, den Nationalpreis der DDR entgegengenommen hatte und Mitglied der Akademie der Künste zu Berlin (Ost) wurde, suspendierte man Seitz von seiner Lehrtätigkeit an der Hochschule für bildende Künste und erteilte ihm mit sofortiger Wirkung Hausverbot. Er zog in den Ostteil der Stadt um, 1958 weiter nach Hamburg. Kurz nach dem ersten Bruch um 1950 entstand die "Stehende mit Gewand". Schöner Guss mit unregelmäßig marmorierter Patina. Selten.

Lot 8272, Auction  108, Seitz, Gustav, Weiblicher Torso

Seitz, Gustav
Weiblicher Torso
Los 8272

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.750€ (US$ 1,882)

Details

Weiblicher Torso
Bronze mit schwarzbrauner Patina. 1955.
20 x 11 x 7,5 cm.
Seitlich am rechten Oberschenkel signiert "Seitz" und verso am rechten Oberschenkel mit dem Gießerstempel "GUSS BARTH".
Grohn 106.

Sehr schöner Guss mit stimmiger Patina, wobei Gipsspuren geschickt in die Oberflächengestaltung einbezogen wurden. Das Werk von Gustav Seitz ist durch weibliche Akte, Porträts (u.a. von Bertolt Brecht, Ernst Bloch, Thomas und Heinrich Mann) und Zeichnungen, gelegentlich auch Reliefs, gekennzeichnet.

Provenienz: Galerie Ohse, Bremen
Sammlung Ostertag, Wilhelmshaven

Lot 8273, Auction  108, Seitz, Gustav, Gauklerin

Seitz, Gustav
Gauklerin
Los 8273

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.000€ (US$ 2,151)

Details

Gauklerin
Bronze mit schwarzbrauner Patina auf rundem Bronzesockel. 1968/69.
57,5 x 7 x 7 cm.
Seitlich verso auf dem Sockel signiert "Seitz".
Grohn 185.

Prachtvoller Guss mit schöner, homogener Patina und herrlich differenzierter Oberflächenbehandlung. Reizvoll stehen sich idealisiert-abstrakte und grob behandelte, schroffe Partien der Figur gegenüber. Atelierexemplar außerhalb der Auflage von insgesamt 4 Abgüssen.

Provenienz: Nachlass des Künstlers
Galerie Ohse, Bremen
Sammlung Ostertag, Wilhelmshaven

Lot 8274, Auction  108, Seitz, Gustav, Umarmung

Seitz, Gustav
Umarmung
Los 8274

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.125€ (US$ 2,285)

Details

Umarmung
Bronze mit schwarzbrauner Patina auf rundem Bronzesockel. 1968/69.
59 x 7 x 7 cm.
Seitlich verso auf dem Sockel signiert "Seitz".
Grohn 186.

Prachtvoller, späterer Guss von 1985, mit schöner, homogener Patina und herrlich differenzierter Oberflächenbehandlung. Reizvoll eingearbeitete Gipsspuren in der schroff behandelten unteren Hälfte bilden einen schönen Kontrast zur idealisiert-abstrakten, glatten Oberfläche des oberen Bereichs.

Provenienz: Galerie Ohse, Bremen
Sammlung Ostertag, Wilhelmshaven

Lot 8275, Auction  108, Seitz, Gustav, Mannheimer Figur

Seitz, Gustav
Mannheimer Figur
Los 8275

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.000€ (US$ 2,151)

Details

Mannheimer Figur
Bronze mit schwarzbrauner Patina auf Bronzesockel. 1969.
61 x 11,5 x 9 cm.
Verso auf dem Sockel mit dem Gießerstempel "GUSS BARTH RINTELN".
Grohn 192.

Prachtvoller Atelierguss mit schöner, wenngleich etwas fleckiger Patina und differenzierter Oberflächenbehandlung. Die ausladende Üppigkeit des Oberkörpers wird durch die Schroffheit des Unterkörpers mit den reizvoll eingearbeiteten Gipsspuren in ihrer sinnlichen Wirkung gebrochen. Nach der Auseinandersetzung mit den Werken von Pablo Picasso, Marino Marini und Henry Moore entfernt sich Seitz seit den 1950er/60er Jahren vom Naturvorbild und deformiert die menschliche Gestalt zunehmend. Die stelzenhaft dünnen Beine scheinen das Gewicht des Oberkörpers immer weniger tragen zu können.

Provenienz: Galerie Ohse, Bremen
Sammlung Ostertag, Wilhelmshaven

[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.

* Alle Angaben inkl. 25% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.


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