Fischer, Lothar
Kleine gesockelte Sesselfigur
Los 8061
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.500€ (US$ 2,688)
Kleine gesockelte Sesselfigur
Ziegelton. 1978.
34 x 11,5 x 13 cm.
Verso unten signiert "Lothar Fischer" und datiert. Unikat.
Dornacher 866.
Lothar Fischer, der zu den wichtigen figürlich arbeitenden Bildhauern der Gegenwartskunst gehört, erfindet 1969 die sogenannten "Hüllenplastiken", ein Mehrschalensystem, das den Raum mit integrieren soll. Da Fischer den Menschen als ein so diffiziles Gebilde sieht, dass er ihn nicht direkt darstellen möchte, schafft er nur die Hülle, in der man sich den Körper vorstellen kann. Als immer wiederkehrendes Thema im Gesamtwerk des Bildhauers lässt sich der menschliche, vor allem der weibliche Körper in einer großen Variationsbreite ausmachen.
Provenienz: Sammlung Ostertag, Wilhelmshaven
Fischer, Lothar
Sitzender weiblicher Torso mit Kopf
Los 8062
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.500€ (US$ 3,763)
Sitzender weiblicher Torso mit Kopf
Ziegelton. 1978.
47 x 26,5 x 32,5 cm.
Verso am rechten Oberschenkel signiert "Lothar Fischer" und datiert. Unikat.
Dornacher 896.
Im Mittelpunkt des Schaffens von Lothar Fischer steht das Thema Mensch und seine Körperhaltungen: Stehen, Sitzen, Liegen, Schreiten, Ruhen. Während er den Skulpturen seiner SPUR-Zeit teils spielerisch-verfremdete Titel gibt, wählt er später solche, die größtenteils die skulpturale, tektonische Situation beschreiben. Ab 1962 werden die Skulpturen von Lothar Fischer nicht in Modellierton, sondern direkt in Ziegelton hohl aufgebaut. Nach dem Trocknen werden diese Tonarbeiten durch den Zusatz von Kohlenstoff reduzierend gebrannt, d. h. der ziegelrote Ton (Terrakotta) wird zu beige bis grau in seiner Färbung verändert (Reduktionsbrand). Sofern die Plastik dem Bildhauer farblich nicht gelungen erscheint, wird die Arbeit mit Gipswasser oder Kalk entsprechend geweißt.
Provenienz: Sammlung Ostertag, Wilhemshaven
Fischer, Lothar
Kleines gesockeltes Paar II
Los 8063
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.500€ (US$ 2,688)
Kleines gesockeltes Paar II
Eisenguss. 1983.
30,5 x 17,5 x 18 cm.
Im Sockel mit Faserstift in Schwarz signiert "Lothar Fischer", datiert und bezeichnet "e.(preuve d')a(rtiste)" sowie mit Signatur im Guss.
Dornacher 1185.
Eines der drei "e. a."-Exemplare in einem sehr schönen Guss, der durch die rostbraunen Partien eine lebendige Oberfläche bekommt.
Provenienz: Galerie Plinthe, Berlin
Sammlung Ostertag, Wilhelmshaven
Fischer, Lothar
Kleines gesockeltes Paar II
Los 8064
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.250€ (US$ 4,570)
Kleines gesockeltes Paar II
Bronze mit überwiegend dunkelbrauner Patina. 1983.
29,4 x 17 x 17,5 cm.
Rückseitig auf der Sockelkante signiert "Lothar Fischer" und datiert. Auflage 6 num. Ex.
Dornacher 1185.
Nach dem Wunsch des Sammlers mit gold-glänzender Bronze gegossen und direkt vom Künstler erworben. Fischer hat die Skulptur nach dem Patinieren partiell mit Feinschmirgel bearbeitet, um die goldfarbene Bronze hervorzuholen. Somit erzielte er eine wirkungsvolle Oberfläche, die Licht und Schatten simuliert.
Provenienz: Sammlung Ostertag, Wilhelmshaven
Gesockeltes Paar III
Ziegelton mit leicht dunkelbrauner Patina. 1986.
30,2 x 18 x 18 cm.
Auf der Unterseite signiert "Lothar Fischer" und datiert. Unikat.
Dornacher 1256.
Es handelt sich hier um eine Variante von der Figur "Kleines gesockeltes Paar II" (Dornacher 1185), die auf Wunsch des Sammlers hergestellt und dann direkt beim Künstler erworben wurde.
Provenienz: Sammlung Ostertag, Wilhelmshaven
Tierträgerin I
Bronze mit dunkelbrauner Patina. 1989.
50,2 x 14,7 x 6 cm.
Verso unten signiert "Lothar Fischer" und datiert. Auflage 6 num. Ex.
Dornacher 1352.
Es existiert eine weitere Auflage von sechs Eisengüssen. Sehr schön aufgetragene Patina unter Einbeziehung von Gipsspuren für die Gesamtgestaltung. Neumarkt in der Oberpfalz, die Stadt, in der Lothar Fischer seine Jugendzeit verbrachte und der er bis zuletzt eng verbunden war, eröffnete am 19. Juni 2004 das Museum Lothar Fischer, in dem ein großer Teil seines Lebenswerks und seines Nachlasses ausgestellt wird.
Provenienz: Galerie Ohse, Bremen
Sammlung Ostertag, Wilhelmshaven
Femme nue à mi-corps
Lithographie auf Japan. 1928.
40,5 x 31 cm (56 x 44 cm).
Signiert "Foujita". Auflage 68 num. Ex.
Vgl. Buisson 28.30.
Buisson verzeichnet ein ähnliches Ölgemälde von 1928, nach dem unsere Lithographie entstanden ist. Prachtvoller, leicht transparenter Druck mit breitem Rand.
"Flußkrümmung"
Öl auf Hartfaserplatte. 1984.
47 x 63,5 cm.
Oben links mit Pinsel in Schwarz monogrammiert "Hf" und datiert sowie verso nochmals mit Pinsel in Schwarz signiert, datiert und betitelt.
Nach 1945 beginnt Fronius mit der langen Folge von Illustrationen zu Werken der Weltliteratur. Er veröffentlicht insgesamt 115 Bücher und Mappenwerke. Besonders bedeutend sind hier seine Illustrationen zu Werken von Franz Kafka und E.A. Poe, die einem breiten Publikum bekannt sind. 1961 siedelt Fronius nach Perchtoldsdorf bei Wien um. Nach weiteren drei Jahren im Schuldienst ist er ab 1964 als freier Maler tätig. Eine intensive Schaffensphase beginnt, die Malerei tritt nun in den Mittelpunkt von Fronius' Schaffen. In der Druckgrafik dominiert die Lithografie, später wendet sich der Künstler der Radierung zu. Fronius' malerisches wie grafisches Werk wird aufgrund seines spontanen Gestus, der großen Erzählkraft und fantastischen Einbildungskraft dem "Expressiven Realismus" zugerechnet. Die thematische Spannbreite reicht von Porträts über literarische Motive bis hin zu Natur- und Städtebildern. Das künstlerische Werk von Hans Fronius erfährt seit langem eine beachtliche kunsthistorische Würdigung. Monografische Ausstellungen und Publikationen erschließen sein umfangreiches künstlerisches Oeuvre, das einen prominenten Stellenwert in der österreichischen Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts einnimmt und bisher mit zahlreichen Preisen geehrt wurde.
Provenienz: Privatsammlung Norddeutschland
Interieur
Gouache auf festem Velinkarton. 1973.
57 x 65,5 cm.
Entlang der oberen Kante mit Farbstift signiert "Fußmann", bezeichnet "Berlin/ Im Sinne vom C.T." und datiert.
Klaus Fußmann ist einer der beliebten zeitgenössischen Künstler Deutschlands. Er absolvierte von 1957 bis 1961 ein Studium an der Folkwang Schule in Essen und anschließend von 1962 bis 1966 an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin, wo er selbst von 1974 bis 2005 eine Professur inne hatte. Fußmann erhielt zahlreiche Auszeichnungen, etwa 1972 den Preis der Villa Romana Florenz und den Kunstpreis der Böttcherstraße in Bremen. In unserer sehr schönen, frühen Gouache stellt Fußmann sein Künstleratelier dar - eines seiner zentralen Bildmotive der 1970er Jahre. In zahlreichen Variationen malt er immer wieder die frontale, nackte weiße Atelierwand, davor verschiedenste Malutensilien und wenige Möbel, meist monochrom mit vereinzelten Farbtupfern versehen. Unsere Gouache zeigt eine schlichte Atelierausstattung mit Stuhl, einer Art Handwaschbecken und einen unübersichtlichen Farbhaufen von Malresten.
Haus und Allee bei Plön
Aquarell und Deckweiß auf handgeschöpftem Bütten. 2014.
10,7 x 15,5 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Schwarz monogrammiert "Fu" und datiert.
Kontrastreich und flimmernd stehen sich rote, grüne und gelbe Farbakzente in diesem abstrakten Landschaftsaquarell gegenüber. Die kleine, farbleuchtende Arbeit entstand im Schleswig-Holsteinischen Plön.
Ostsee bei Gelting
Aquarell, Deckweiß und Sand auf handgeschöpftem Bütten. 2014.
Ca. 10,6 x 15,5 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Weinrot monogrammiert "Fu" und datiert.
Mit der körnigen Sandoberfläche erreicht Fußmann einen herrlich haptischen Effekt und lässt für den Betrachter den Eindruck des unmittelbar greifbaren Ostseestrandes entstehen.
"Begegnung III"
Aquarell, Gouache und Feder in Schwarz auf Velin. 1920.
21,8 x 16 cm.
Unten links mit Feder in Schwarz signiert "O. Gleichmann" und datiert, unten rechts mit Bleistift bezeichnet "246", auf dem Unterlagekarton mit Bleistift datiert und betitelt, verso erneut signiert, betitelt und bezeichnet "Nr. 249" und "Slg. Dexel".
Otto Gleichmann zählt zu den feinsinnigsten Koloristen und gilt als großer Einzelgänger unter den Expressionisten. Er studierte von 1906 bis 1910 an den Kunstakademien in Düsseldorf, Breslau und Weimar. Im Ersten Weltkrieg wurde er 1915 bis 1916 als Soldat an der französischen und russischen Front eingesetzt, 1916-1918 war er im Kriegslazarett und zum Kriegsdienst in Hannover. 1918 trat er der "Hannoverschen Sezession" bei, wo er Kurt Schwitters traf. Die Galerie Alfred Flechtheim in Düsseldorf zeigte 1919 eine Einzelausstellung von Gleichmanns Werk. In seinen Arbeiten der 1920er und 1930er Jahre verarbeitete er die Eindrücke des Krieges und Vorahnungen des aufkommenden Nationalsozialismus. "...Erschrecken, Betroffensein oder wenigstens Selbstbesinnung lassen nahezu alle Gestalten des Künstlers, unverwechselbar seine Geschöpfe, erkennen. In den Gesichtern spiegelt sich sein Urerlebnis der Gefährdung und Vergänglichkeit des Lebens und der Zerbrechlichkeit der Welt. Der Krieg hatte ihm diese Einsicht brutal eingehämmert." (Rudolf Lange, in: "Otto Gleichmann zum 100. Geburtstag", Ausst.-Kat. Sprengel Museum Hannover 1987, S. 27).
Unsere sehr detailreich ausgearbeitete Zeichnung lässt die bedrückende Melancholie der Nachkriegszeit spürbar werden: Formatfüllend sind ein Mann und eine Frau dargestellt mit den für Gleichmann typisch schmalen, langgezogenen Köpfen und weit aufgerissenen, angsterfüllten Augen. Im Hintergrund schleicht ein blauer Hund geduckt um die Häuserreihen. Sehr seltene, herrlich farbfrische Zeichnung aus Gleichmanns Frühwerk.
Provenienz: Sammlung Walter Dexel, Braunschweig
Privatbesitz Norddeutschland
"Café"
Gouache, Deckweiß und Feder in Schwarz auf Velin. 1921.
31,8 x 19,3 cm.
Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert "O. Gleichmann“ und datiert, verso mit Bleistift datiert, betitelt und bezeichnet "Nr. 278".
"Gleichmanns frühes zeichnerisches und malerisches Werk, das im Jahrzehnt um den Ersten Weltkrieg entstand, ist ebenso getragen vom Pathos der Menschlichkeit und der kosmischen Ahnungen wie von den apokalyptischen Schrecken des hautnah erlebten Weltenbrandes." (Joachim Büchner, in: "Otto Gleichmann zum 100. Geburtstag", Ausst.-Kat. Sprengel Museum Hannover 1987, S. 7-8). Unsere detailreich ausgestaltete Zeichnung entstammt der Nachkriegszeit - die sitzende, rauchende Figur am Kaffeehaustisch mag mit ihren großen, leeren Katzenaugen symbolisch für die Depression und Ratlosigkeit der Zeit stehen.
Provenienz: Galerie Brusberg, Hannover (verso mit dem Ausstellungsetikett)
Privatbesitz Norddeutschland
"Frau mit Fächer"
Öl auf Leinwand, auf Holzplatte kaschiert. 1929.
60 x 47,5 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Grau signiert "O. Gleichmann" und datiert.
Traumverloren und der Realität entrückt, wie häufig die Figuren in Gleichmanns Zeichnungen, ist die junge Dame in Abendgarderobe mit ihrem rosa Fächer dargestellt. Zurückhaltung, Distanz und Einsamkeit charakterisieren Gleichmanns Figuren immer wieder. "Fast alle Menschen auf seinen Zeichnungen und Gemälden seit den ausgehenden zwanziger Jahren sind Sinnende wie er: die mit Vorliebe gezeichneten und gemalten Damen, die sich mit einem Schleier vor den Augen von der Welt abschirmen, um sich ganz in sich selbst zu vertiefen." (Rudolf Lange, in: "Otto Gleichmann zum 100. Geburtstag", Ausst.-Kat. Sprengel Museum Hannover 1987, S. 27).
Provenienz: Privatbesitz Norddeutschland
Ausstellung: Otto Gleichmann, Kunstamt Berlin-Tempelhof, 1970 (Kat. Nr. 32)
"Begegnung"
Bleistift auf festem Velin. 1920.
21,5 x 28,5 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert „O. Gleichmann“, datiert und bezeichnet "No. 229".
Wunderbar dichte, detailreich ausformulierte Zeichnung einer Großstadtszenerie, die Begegnung eines feinen Herrn mit einer Kokotte schildernd. Rückseitig ein verworfenes Aquarell, bezeichnet "ungültig!", ebenfalls mit der Darstellung einer Begegnung zwischen Mann und Frau in der Stadt.
Danza
Öl auf Leinwand, auf Faserplatte kaschiert. 1955.
60 x 50 cm.
Unten links mit Pinsel in Schwarz signiert "Gomide" und datiert.
Wie fast alle der brasilianischen Modernisten verbringt Gomide die Zeit seiner Ausbildung zum größten Teil in Europa. Zusammen mit Ferdinand Hodler studiert Gomide bis 1918 an der Genfer Kunstakademie. Er reist durch Europa und lebt um 1920 in Paris, wo er Bekanntschaft mit Picasso, Braque, Lhote und Severini schließt und sein Schaffen sich vom Kubismus beeinflusst zeigt. Eine neue Phase beginnt 1924, als Gomide in Toulouse bei Marcel Lenoir die Freskomalerei erlernt. 1928 lässt er sich endgültig in Brasilien nieder und wirkt dort, u. a. als Gründungsmitglied der Sociedade Pró Arte Moderna (SPAM, 1932), an der Erneuerung der bildenden Künste mit. In einer gemischten Gesellschaft, zusammengewürfelt aus Ureinwohnern, Europäern und Nachfahren afrikanischer Sklaven sucht er eine adäquate Bildsprache. Er mischt Elemente der Volkskunst, Impressionen des archaischen Landlebens mit den Stilmitteln der europäischen Avantgarde. Diese Kunstströmung, der Modernismo Brasiliens, breitet sich von der Malerei auch auf die Literatur und die Architektur aus und prägt ebenso das Neue Cinema wie den Bossa Nova der 1960er Jahre. Die weichen, gewundenen und in Gold- und Erdtönen wiedergegebenen Körperformen der Tänzer scheinen das Pulsieren der musikalischen Rhythmen spürbar werden zu lassen und spiegeln Gomides intensives Interesse an den einheimischen Motiven in einer ganz eigenen Bildsprache.
Provenienz: Privatbesitz Berlin
Sitzender weiblicher Akt
Kohle, teilweise gewischt, auf Bütten. 1915.
28,5 x 22,5 cm.
Verso mit dem Nachlaßstempel und der Nachlassnummer "5-33-10" sowie mit der Nr. "1462".
In dieser schnellen und lockeren Aktdarstellung geht es Grosz vorrangig um die Darstellung des Körpers. Mit unnachahmlich sicherem Strich zeichnet er den Akt in weichen Konturen und stellt die verschiedenen Körperpartien mittels der gewischten Kohle meisterlich dar.
Stehender weiblicher Akt
Feder in Schwarz auf Velin. 1915.
28,8 x 22,6 cm.
Unten rechts mit Bleistift datiert. Rückseitig im unteren Rand mit dem violetten Nachlaßstempel und der Registriernummer in Tusche "2 32 1", zusätzlich mit der Bezeichnung "L3 Nr. 470".
Mit spitzer Feder zeichnet Grosz den Frauenkörper im Umriss mit wenigen Schattierungen, fein strichelnd und mit beinahe spinnenbeiniger Feinheit. Ihre Beine hat die junge Frau überkreuzt, die Arme erhoben, den Kopf mit geschlossenen Augen an den rechten Arm gelehnt. Diese Haltung, ohne jede Verankerung im Raum, verleiht der Figur etwas Schwebendes, Träumerisch-Entrücktes.
Provenienz: Nachlass des Künstlers
Erotic Playmates
Öl, Mischtechnik und Kreide über einem Aquarell von 1929 auf Fabriano-Velin. 1929/40.
67 x 48,2 cm.
Verso mit dem Nachlaßstempel und der Nachlassnummer "UC-335-31".
Seit Ende der 1930er Jahre arbeitete George Grosz in den USA verstärkt an seinem erotischen Werk, das teilweise hart an der Grenze zum Pornographischen liegt und aus damaliger Sicht schlicht ungeheuerlich war, also natürlich in der amerikanischen Gesellschaft auf breite Ablehnung stieß und lange Zeit in stillschweigender Zensur ausgespart wurde. Für die am Puritanismus geschulten Augen des Durchschnittsamerikaners ist es eine unhaltbar provokante Darstellung: Nackt und in barocker Fleischlichkeit tummeln sich die beiden Frauen miteinander. Fast ausschließlich in sinnlichen Rosa- und Braunschattierungen malt Grosz sowohl Modelle als auch den Hintergrund, aus dem die Körper etwas heller hervorleuchten. Mit sensibel geschwungenem Duktus modelliert der Künstler die Rundungen der weiblichen Körper, locker konturieren einige weiße Kreideschwünge die Körper. Es ist die pure Lust am Dasein, die Grosz hier malt. Die beißende Satire der Berliner Zeit ist allenfalls noch in einem Hauch von Vulgarität bei den Modellen spürbar.
Provenienz: Privatsammlung Berlin
Undressing Nude, Cape Cod
Öl und Mischtechnik, gefirnisst, auf festem Velin. 1940.
49,8 x 39,2 cm.
Verso mit dem Nachlaßstempel und der Nachlassnummer "1-69-2" sowie mit der Nummer "716".
Anfang 1933 emigrierte George Grosz in die USA und nahm einen Lehrauftrag bei der New Yorker Art Students League an. In Amerika entstehen weniger politische Arbeiten als früher, sondern vielmehr ausgewogene, harmonische Landschaften, Stilleben und Akte. Seit 1939 verbrachte Grosz die Sommermonate in Cape Cod, und seit dem Ende der 1930er Jahre enstehen hier erotische, freizügige Aktdarstellungen, für die ihm meist seine Frau Eva Modell steht. Am Strand und in den Dünen, unbeobachtet, kann Grosz seine Modelle nackt und in ungezwungenen Posen malen. Der Akt an einem Ufer des beliebten Ferienortes Cape Cod ist in seiner schüchternen Anmut, die so gar nicht Grosz' früheren kessen Berlinerinnen entspricht, typisch für die amerikanische Schaffensphase des Künstlers. Die vergleichsweise zurückhaltende Arbeit zeigt die junge Dame beim Entkleiden. Sie lässt ein letztes Hemdchen gerade die Beine hinabgleiten und trägt nun nichts mehr außer ihrer kleinen dekorativen Halskette. Sie blickt hinab auf Hände und Füße und präsentiert ihren üppigen, rosigen Körper etwas unsicher dem Betrachter. Diese nahezu schüchterne Haltung des Modells scheint ihre leichte Unsicherheit im Umgang mit der Nacktheit zu spiegeln.
Provenienz: Privatsammlung Berlin
Lovers
Öl und Mischtechnik auf Fabriano-Velin. 1940.
67 x 48,4 cm.
Verso mit dem Nachlaßstempel und der Nachlassnummer "UC-333-17".
Zwar schuf Grosz in all seinen Schaffensphasen immer wieder erotische und pornographische Arbeiten, doch erreichte dieser Schaffenszweig in der New Yorker Phase eine neue Qualität. Es sind brisante, erotische Fantasien, die der von den Nazis verfemte Künstler um 1940 im New Yorker Exil aufs Papier setzte. Mit zart geschwungenem Pinsel in kräftigen Orange-, Rosa- und Brauntönen imaginiert Grosz in dieser Zeichnung die nackte Frau über einem bloß angedeuteten Mann mit überdimensioniertem Genital in einer schonungslos offenen, nichts verhüllenden Pose. Weil es sich bei den Modellen meist um Grosz' Ehefrau Eva und deren Schwester handelt, sind diese Zeichnungen tatsächlich intime Bekenntnisse oder, wie Florian Karsch meint, sogar Treuebezeugungen des Künstlers. "Grosz thematisiert in diesem späten erotischen Werk Traumata. Das Thema 'Kastrationsangst' führt zu zweigeschlechtlichen Frauendarstellungen. Er arbeitet mit der in der Psychologie gängigen Ambivalenz einer 'Lust-Angst' oder einer 'Hass-Liebe' und vergrößert sie bis ins maximale Bildvolumen, um sodann den 'Schock des Betrachters' durch die Bildung eines Fetischs abzumildern." (George Grosz und die Erotik, Ausst.-Kat. Expressionale, Berlin 2008, S. 2).
Provenienz: Privatsammlung Berlin
Lovers
Öl und Mischtechnik auf MBM-Bütten. 1940.
63,2 x 48,3 cm.
Verso mit dem Nachlaßstempel und der Nachlassnummer "UC-339-9".
Es ist eine Szene der Enthemmung. Das leere Weinglas hält sie noch in der rechten Hand. Mit Hütchen, Seidenstrümpfen und nur einem hochgerutschten durchsichtigem Hemd kokett ausgestattet, lehnt sich die nackte Frau nach hinten an den bloß angedeuteten, schemenhaft-dunklen Mann. Stellenweise leuchtet ihr Inkarnat rosa-rötlich, besonders im Gesicht spiegelt diese Farbigkeit mit den verschwommenen Konturen Erregung, Enthemmung und Gelöstheit. Sensibel fährt Grosz die Rundungen ihres Körpers mit dem Pinsel nach, mit lockerem, zügigem Duktus bringt er die Braun- und Rosanuancen auf den gelblich braunen Grund. "In these pictures, Grosz seems to have become altogether Nietzschean, the maker of an art that was intensely sensual, sexual, and thoughtless. In doing so, he insinuated himself into a masculine modernist tradition as it was conceived by Pierre-Auguste Renoir, for example, who supposedly claimed to 'paint with my prick'." (James A. Van Dyke, Torture and Masculinity in George Grosz’s Interregnum, Academia.eu, S. 163).
Provenienz: Privatsammlung Berlin
Grosz, George
Lovers at the Beach, Cape Cod
Los 8088
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
6.250€ (US$ 6,720)
Lovers at the Beach, Cape Cod
Öl und Mischtechnik, gefirnisst, auf Bütten. 1940.
65,2 x 48,1 cm.
Verso mit dem Nachlaßstempel und der Nachlassnummer "1-A18-9".
Grosz seziert die Menschen: charakterlich, politisch oder auch sexuell. In kräftigen, etwas schwülstigen Farben zeichnet Grosz das sich küssende, fast unbekleidete Paar in inniger Umarmung. Vor ihnen liegt ein Strandtuch und der Kleiderhaufen, hinten rechts sind sie umgeben von verschiedenen erotischen Phantasien, die der Szenerie etwas Phantastisch-Spielerisches verleihen. Der weiße Sonnenhut mit rosa Band, den die junge Frau noch trägt, unterstreicht die leuchtende Weiße ihrer Nacktheit und enthält in seiner etwas altmodischen Form zugleich eine ironische Anspielung auf Grosz' Figuren der Berliner Zeit. Ihr Partner bleibt in der Darstellung des Künstlers etwas schemenhafter, obwohl Kopfform und Frisur eindeutig George Grosz selbst darin vermuten lassen. So imaginiert er sich selbst als Schöpfer seiner erotischen Vorstellungen.
Provenienz: Privatsammlung Berlin
Selbst im Februar
Öl auf Leinwand. 1997.
30 x 30 cm.
Oben links mit Pinsel in Rotbraun monogrammiert "J. G." und datiert sowie verso mit Pinsel in Braun signiert "Johannes Grützke" und nochmals datiert "21.2.1997".
Nicht mehr bei Holeczek.
Häufig ist Grützke sein eigenes Studienobjekt und Modell, wie im vorliegenden Selbstporträt. Er meint dies programmatisch: "Vielleicht genügt es zu wissen, dass ich die Gestalten, die ich male, nach dem Spiegelbild meiner eigenen Person abmale, und so allen Leuten, die meinen, ich würde mich mit meinen Dargestellten über andere lustig machen, den Wind aus den Segeln nehme. Ich bin es immer selbst und halte die ganze Welt für nicht besser und nicht schlechter als mich selbst. Indem ich mich spiegele, spiegelt sich die ganze Welt in meinem Spiegel. Das male ich dann ab." (Johannes Grützke, 1970, zit. nach Holeczek S. 24).
The critic laughs
Farbiges Fotooffset mit laminierter Oberfläche, mit Collage und Übermalungen sowie Siebdruck auf verso beschichtetem Karton. 1968.
34,3 x 26,5 cm (59,8 x 47 cm).
Signiert "R. Hamilton". Auflage 125 num. Ex.
Lullin 68.
Richard Hamilton hegte eine tiefe Bewunderung für das klare, schlichte Design der Braun-Produkte von Dieter Rams, die immer wieder in seinen Kunstwerken auftauchen. Hier ist es eine elektrische Zahnbürste, im Ready-made vereinigt mit einem künstlichen Gebiss als Aufsatz, das anfing zu klappern, sobald das Gerät angeschaltet wurde. Die mit glänzender Kunststoffolie laminierte Oberfläche verleiht im Kontrast zu dem matten Weiß des Siebdruckes im Rand der Arbeit den Charakter einer Fotografie. Es entsteht ein Dialog zwischen fotomechanischer und Handarbeit mit Bezügen zu Marcel Duchamp, dessen Retrospektivausstellung Hamilton etwa zeitgleich in der Tate Gallery organisierte. Der Titel der Arbeit erinnert an Jasper Johns' "The critic smiles". Etwas später schuf der Künstler ein Multiple und einen kurzen Film zum gleichen Motiv. Herausgegeben von der Documenta IV Foundation Kassel, gedruckt im Kelpra Studio, London. Das fotografierte Ready-made mit elektrischer Zahnbürste und Gebiss entstand in Zusammenarbeit mit Euan Duff. Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand.
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