Sommerlicher Strandtag
Öl auf Leinwand. 1920.
73,5 x 93 cm.
Unten links mit Pinsel in Rot signiert "Adrion" und datiert.
Nach einer Lehre als technischer Zeichner in Straßburg arbeitete Lucien Adrion als Modezeichner in Paris, München, Frankfurt, Berlin und London. Er siedelte nach Berlin über und nahm Unterricht bei Hermann Struck, 1920 ließ er sich erneut in Paris nieder, wo ihn die Galeristen Chéron, Libande und Bigne förderten. 1926 stellte er erstmals im Salon des Indépendants aus, 1940 im Salon d'Automne. Adrion schuf zahlreiche Ansichten von Paris und Strandszenen in der Normandie, stilistisch besonders von Maurice Utrillo und Henri Rousseau beeinflusst. Unsere schöne neoimpressionistische Ansicht eines belebten Strandes mit Badenden, Segelbooten und einer Seebrücke erinnert an Strandansichten von Max Liebermann. Verso mit Ausstellungsetiketten der Galerie Commeter, Hamburg, sowie der Galerie Thannhauser, Luzern/Berlin.
Abstrakte Komposition
Öl und Tempera auf leichtem Velinkarton. 1954.
32 x 40,5 cm.
Oben rechts mit Bleistift signiert "Ackermann" und datiert.
Im Max-Ackermann-Archiv unter der Archivnummer ACK 1956 verzeichnet. Ackermann studierte 1906 an der Kunstschule in Weimar bei Henry van de Velde, 1908 in Dresden in der Zeichenklasse von Richard Müller, danach ab 1909 in München bei Franz von Stuck an der Akademie der Bildenden Künste. 1912 ging er nach Stuttgart, wo er an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in den Schülerkreis von Adolf Hölzel eintrat, dessen Theorien ihn stark beeindruckten. Hier lernte er den Zugang zur abstrakten Malerei, der er sich vollständig verschrieb. Hölzel lehrte ihn, dass es die eigentliche Aufgabe des Künstlers sei, auf der Fläche des Bildes und auf der Grundlage der aus der Natur entnommenen Formen autonome Kompositionen zu schaffen. Zu all diesem kam dann noch, dass er bei seinem Streben nach der Erfindung autonomer Bildwelten nie ganz die Realität aus den Augen verlor. Seine Abstraktion führte in letzter Konsequenz zum realen Objekt zurück. Den Schritt in die gegenstandsfreie Malerei vollzog er vollkommen erst in seinem Spätwerk, u. a. den Acrylbildern.
Provenienz: Max Ackermann Archiv Bietigheim-Bissingen
Galerie Ohse, Bremen
Sammlung Ostertag, Wilhelmshaven
"JKS"
Farbserigraphie auf strukturiertem Aquarellkarton. 1970.
22,5 x 22,5 cm (27 x 27 cm).
Mit dem Künstlersignet "A", datiert und betitelt. Auflage 125 num. Ex.
Danilowitz 193.
Gedruckt von Sirocco Screenprints, New Haven, herausgegen von Ives-Sillman, Inc., New Haven 1970. Brillanter, farbintensiver Druck mit dem vollen Rand. Die titelgebenden Initialen "JKS" stehen für Josef Keller Starnberg, den Herausgeber von Eugen Gomringers erster Albers-Monographie, 1968, und der ersten deutschen Edition der Mappe "Interaction of color", 1972.
"The grooming of Narcissus"
Titel, 3 Serigraphien in Weiß auf schwarzem Velin und 1 Fotocollage mit eigenhändig beschrifteten Klebestreifen auf Hartschaumplatte, auf schwarzen Karton montiert. Lose in Orig.-Kartonschachtel. 1974.
50 x 65 cm.
Die Serigraphien und die Collage mit Bleistift signiert "C Alfano" und datiert sowie auf dem Karton nochmals signiert und betitelt. Auflage 45 num. Ex.
Herausgegeben von der Galerie Art in Progress und der Edition Schellmann, beide München. Carlo Alfano studierte an der Accademia di Belle Arti di Napoli und wurde Ende der 1960er Jahre bekannt mit audiovisuellen Projekten, inspiriert durch sein literarisches und philosophisch-anthropologisches Interesse an Texten von Michel Foucault, Shakespeare, Cervantes, Marcel Proust, James Joyce und vielen anderen. Die Fotografie teilweise überklebt mit braunem Klebeband mit minutiösen Beschriftungen, rhythmisch ausgewogen komponiert und mit verschiedenen Stiften aufgetragen.
"Promessa di un metodo"
Öl, Tinte, Bleistift, montierte Fotografie und collagiertes Tonband auf Leinwand. 1976.
70 x 100 cm.
Verso mit Faserschreiber in Braun signiert "C. Alfano", oben links betitelt.
Auf den ersten Blick scheinen changierende horizontale Bänder oder Streifen die Bildfläche zu strukturieren. Bei näherer Betrachtung sind es hochdifferenzierte Gefüge aus collagierten Tonbandstreifen, die erst überschrieben und anschließend weiß übermalt wurden. Alfano visualisiert mit seiner "skripturalen Malerei" nicht nur Bewusstseinszustände, sondern er reflektiert auch immer wieder das Fließen der Zeit: Wie eine Partitur verbildlicht die vorliegende Arbeit mit den Tonbandsequenzen Klänge in ihrer zeitlichen Dimension, die linearen Strukturen sind jedoch mit weißen Übermalungen abgemildert, ähnlich wie eine Stille, die sich über die Töne legt.
Verso zwei Ausstellungsetiketten der Galerie Art in Progress, München bzw. Düsseldorf, dort datiert, betitelt und bezeichnet. Im Künstlerrahmen.
Ascher, Fritz
Sammlung expressionistischer Zeichnungen und Graphiken
Los 8007 [*]
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
15.000€ (US$ 16,129)
Sammlung expressionistischer Zeichnungen und Graphiken
27 Zeichnungen und 3 Lithographien, Pinsel und Feder in Schwarz (12) bzw. Graphit (12), davon 3 farbig. Um 1911-1922.
16 Blatt signiert "Ascher", 10 Blatt datiert und teilweise betitelt.
Der Künstler Fritz Ascher lebte ein äußerst bewegtes, besonders in jungen Jahren dramatisches Leben. Bereits im Alter von 16 Jahren begann der junge Ascher bei Max Liebermann zu studieren, der seinen talentierten Schüler später an die Kunstakademie in Königsberg empfahl. Als er etwa 1913 wieder nach Berlin zurückkehrte, entwickelte er im Austausch mit Christian Rohlfs und Ludwig Meidner seinen eigenen expressionistischen Stil. Fritz Aschers frühe Arbeiten sind eng verwandt mit den zeitgleich entstandenen Werken Ludwig Meidners oder Jakob Steinhardts, die 1912 die expressionistische Künstlergruppe der „Pathetiker" gründeten. Dabei ging es ihnen ebenso wie Ascher vor allem um emotionale Themen wie Apokalypse, Sintflut oder Krieg und nicht nur um die ästhetische Umsetzung banaler Motive. Mit dem 1916 geschaffenen, monumentalen Gemälde „Golem" (heute im Sammlungsbestand des Jüdischen Museums in Berlin) schien eine vielversprechende Karriere für den noch jungen Künstler seinen Lauf zu nehmen. Doch die Machtergreifung der Nazis setzte dem ein abruptes Ende. Ab 1933 wurde Ascher ein Malverbot auferlegt, seine Werke wurden als "entartet" deklariert. Sein Leben nahm eine tragische Wende, als er 1938 in das KZ Sachsenhausen interniert wurde, wo er jedoch im darauffolgenden Jahr mit der Hilfe von Freunden freigelassen wurde. Vor den ab 1942 stattfindenden Massendeportationen gewarnt, konnte Ascher sich rechtzeitig verstecken. Es gelang ihm, sich bis zum Ende des Krieges im Keller einer Kriegsruine im Grunewald zu verbergen. Da das Frühwerk Aschers von den Nazis zu großen Teilen vernichtet sowie im Krieg zerstört wurde, sind die hier angebotenen Werke von großer Seltenheit. Die hier vorliegende Sammlung beinhaltet ein großformatiges Studienblatt zu "Golgatha". Es ist abgebildet im Katalog der aktuellen Retrospektive "Fritz Ascher. Leben ist Glühn" (Abb. S. 96), die ab September 2016 an verschiedenen Orten zu sehen sein wird, u.a. in der Villa Oppenheim in Berlin-Charlottenburg. Das Thema der Kreuzigung wird von Künstlern des 20. Jahrhunderts häufig thematisiert, so von Max Beckmann und Emil Nolde, Ascher widmet sich ihm ab 1915 intensiv und findet mit der Darstellung des angeschnittenen Kreuzes und der kaum erkennbaren, kauernden Maria seine ganz eigene Bildsprache. Dabei außerdem Studienblätter zum Themenkreis Inferno, ein eindrucksvolles Selbstbildnis des Künstlers, fünf Männerbildnisse, drei Theaterszenen, eine Berliner Straßenszene von 1918, die Lithographie "Trauernde bei einer Beerdigung", 1922, u.a.
Literatur: The Fritz Ascher Society for Persecuted, Ostracized and Banned Art, Inc., Der Expressionist Fritz Ascher, Leben ist Glühn, Ausst.-Kat. Köln 2016 (Abb. S. 33 und S. 96)
"Auf Teufel komm raus"
Acryl auf Leinwand. 2009.
100 x 80 cm.
Verso mit Pinsel in Schwarz signiert "Bach", datiert und betitelt.
Immer wieder beschäftigt sich Elvira Bach mit den Ambivalenzen des Frauseins zwischen Selbstbewusstsein und Geschlechterdrama, Lebensfreude und Trauer. Sie bedient sich hier einmal nicht ihrer Leitfarbe Rot, sondern der Stärke des Helldunkelkontrastes zwischen Weiß, Schwarz und Beige, und sie zeigt voller Ironie anziehende Frauenakte, die sich in Trinkgläsern räkeln oder in ihnen versinken. "Ihre großformatigen Frauenbildnisse schöpfen mit ihrem zupackenden Malgestus, einer aus Ungeduld und Bestimmtheit gleichermaßen herrührenden Intensität und hypnotischen Direktheit aus einem unbändigen Lebenswillen, der sich allen Ambivalenzen der Welt und der Künstlerin selbst stellt" (elvira-bach.de).
Entstanden im Rahmen des Projekts "Bier", an dem 104 Künstler und 52 Autoren beteiligt waren und zu dem ein Katalogbuch 2009 beim Eichborn Verlag erschien, Abb. S. 20.
Häuser in der Oase
Aquarell auf genarbtem Bütten. 1960.
32 x 43,5 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "Bargheer" und datiert.
Aus kubischen Formen, dicht ineinander verschachtelt, erwächst eine Wüstensiedlung, die in der zarten Farbigkeit und überzeugenden Abstraktion charakteristisch für die Aquarellkunst Bargheers ist. Ganz feine Lasuren im oberen und unteren Bildbereich deuten das Schimmern von Wüstensand und gelblichem Himmelsleuchten an.
Zelte
Aquarell auf genarbtem Bütten. 1973.
31,8 x 43,5 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "Bargheer" und datiert.
Afrikanische Wüstenlandschaft mit dicht beieinanderstehenden bunten Zelten, die eine verschachtelte geometrische Komposition in zarten Farbnuancen bilden. Der lockere, transparente Farbauftrag verleiht der Darstellung eine schwebende Leichtigkeit. Verso ein weiteres signiertes Aquarell von Eduard Bargheer, "Stehender Jünglingsakt". Beigegeben: Ein weiteres signiertes Aquarell von Bargheer, "Blankenese", 1970.
Bruycker, Jules de
het ophalen des Draak op het Belfort van Gent
Los 8013
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.500€ (US$ 1,613)
"het ophalen des Draak op het Belfort van Gent"
Radierung auf Velin. 1913.
79 x 61 cm (92,5 x 71,5 cm).
Signiert "JDBruycker", datiert und betitelt. Auflage 125 Ex.
Eines der Hauptblätter De Bruyckers. In seinen großen Radierungen aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg wie "Das Haus des Jan Palfyn, Gent" und "Plazieren des Drachens auf dem Belfort von Gent" demonstriert De Bruycker seine hohe Virtuosität als Radierer. Detailreich und mit herrlichem Chiaroscuro schildert er Kathedrale und Belfort seiner Heimatstadt in der nächtlichen Szenerie. Diese Arbeiten erinnern an die Radierungen des anglo-walisischen Künstlers Frank Brangwyn, der De Bruycker in den Jahren seines Londoner Exils unterstützte. Prachtvoller, differenzierter Druck dieses großformatigen Blattes, mit Rand.
Baselitz, Georg
Der Maler (Selbstbildnis)
Los 8014
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
7.500€ (US$ 8,065)
Der Maler (Selbstbildnis)
Kaltnadel auf Richard de Bas-Bütten. 1969.
31,5 x 23,7 cm (66,2 x 50,7 cm).
Signiert "Baselitz" und datiert. Auflage 20 num. Ex.
Jahn 81.
Das Blatt entstand unmittelbar vor der "Motiv-Umkehr" im Werk des Künstlers, die in seinen Bildern ab 1969 einsetzt und ist tatsächlich das Letzte seiner Art. "Die Hinwendung zu den klassischen Techniken und das Selbstdrucken von wenigen Probedrucken und kleinsten Auflagen waren Mitte der 1960er Jahre, zur Zeit der Ars multiplikata, des Siebdruckes und der Massenauflagen, äußerst ungewöhnlich. Mit dieser Haltung hat er - wie man jetzt aus dem zeitlichen Abstand erkennen kann - die graphischen Techniken erneuert und damit andere Künstler zu eigenen Experimenten auf diesem Gebiet ermutigt." (Günther Gercken, in: Georg Baselitz, Zeichnungen, Aquarelle, Druckgraphik, Ostfildern 1991, S. 9). Prachtvoller Druck mit schönem Plattenton und dem vollen Rand. Erschienen in der Edition Heiner Friedrich, München 1974. Schönes, frühes Selbstporträt des Künstlers, von ihm selbst auf das Jahr 1968 datiert. Aus der Auflage von 20 arabisch numerierten Abzügen, neben zwei römisch numerierten Künstlerexemplaren und zwei bekannten Probedrucken.
Prachtvoller Druck mit schönem Plattenton und dem vollen Rand. Äußerst selten.
Ohne Titel
Radierung mit Kaltnadel auf BFK Rives-Velin. 1987.
27,8 x 20,5 cm (66,2 x 50 cm).
Signiert "Baselitz" und datiert. Auflage 25 num. Ex.
Nicht mehr bei Jahn.
Prachtvoller Druck mit schönem Plattenton und breitem Rand.
Vor der Tür
Kaltnadel auf festem Richard de Bas-Bütten. 1988.
44,7 x 32,8 cm (ca. 68 x 51 cm).
Signiert "GBaselitz" und datiert. Auflage 20 num. Ex.
Nicht mehr bei Jahn.
"Erforschend und experimentierend hat sich Baselitz eine graphische Technik nach der anderen autodidaktisch angeeignet...Er benutzt die Graphik weder zur Vervielfältigung von Zeichnungen oder Bildentwürfen noch als ein Mittel zur Illustration. Vielmehr geht es ihm um die abstrakte Wirkung der graphischen Elemente, sowohl des Tiefdrucks der verschiedenen Radiertechniken als auch des Hochdrucks von Holz- und Linolschnitt." (Günther Gercken, in: Georg Baselitz, Zeichnungen, Aquarelle, Druckgraphik, Ostfildern 1991, S. 9). Prachtvoller, kräftiger Druck mit dunkel gewischtem Plattenton und breitem Rand.
Liberty II
Farbige Kaltnadel auf BFK Rives-Velin. 1996.
42 x 30,2 cm (76 x 57 cm).
Signiert "Baselitz" und datiert. Auflage 12 num. Ex.
Nicht mehr bei Jahn.
Erschienen als Jahresgabe des Kunstvereins Braunschweig 2001. Prachtvoller, kräftiger Druck in Grün und Schwarz mit deutlich zeichnender Plattenkante und dem vollen Rand, rechts und links mit dem Schöpfrand. Selten.
Auftritt mit Hund
Radierung mit Farbaquatinta auf Velin. 2005.
66,5 x 49,5 cm (84,5 x 65 cm).
Signiert "Baselitz" und datiert. Auflage 12 num. Ex.
Nicht mehr bei Jahn.
Erschienen als 1. Jahresgabe des Kunstvereins Braunschweig 2005, gedruckt bei Niels Borch Jensen und Mette Ulstrup, Kopenhagen. Prachtvoller, kräftiger Druck mit leuchtender Farbigkeit und dem vollen Rand, links mit dem Schöpfrand.
Beckmann, Max
Selbstbildnis mit Griffel
Los 8019 [^]
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
57.500€ (US$ 61,828)
Selbstbildnis mit Griffel
Kaltnadel auf Japan. 1917.
29,6 x 23,6 cm (47,5 x 33 cm).
Signiert "Beckmann", datiert und betitelt "Selbstportrait 1917". Auflage 40 Ex.
Hofmaier 105 II B a (von b).
Druck des endgültigen Zustandes, von unvergleichlicher Brillanz. Nach der umgearbeiteten Rundung des Kinns auf der linken Seite, der verlängerten Linie im Kragenrand links, den Schattierungen unterhalb des Kinns und der Verstärkung im Daumen; Abzug von der noch unverstählten Platte, in der Augenpartie von einer Klarheit, die dem ersten Druckzustand nahekommt. Neben den 40 Exemplaren auf Japan wurden weitere 60 Drucke von der dann verstählten Platte auf Velin abgezogen. Blatt 19 aus der Luxusausgabe der Folge "Gesichter", erschienen als 13. Druck der Marées-Gesellschaft, Verlag R. Piper & Co., München 1919, mit deren Blindstempel unten rechts. Der Prospekt der Marées-Drucke, der das Erscheinen ankündigte, warb mit dem "Selbstbildnis mit Griffel", verkleinert abgebildet.
Anfangs sollten zwei getrennte Portfolios entstehen: eines ausschließlich mit Kriegsbildern und das andere mit Eindrücken des Großstadtlebens, das Beckmann "Welttheater" nennen wollte; er zeigte sich aber mit Julius Meier-Graefes Titelvorschlag "Gesichter" für die endgültige Gesamtveröffentlichung sehr einverstanden. Die 19 Arbeiten der Folge bilden keine narrative Sequenz, sondern Momentaufnahmen des Lebens. Beckmanns eigenes Gesicht erscheint darin leitmotivisch in mehreren Portraits, eines zu Beginn, mit dem er in den Zyklus einführt, und das hier vorliegende als Schlussbild; "geläutert geht er aus diesen Szenen hervor, erstarkt und in höchster Spannung wachsam. Er ist nicht mehr der abweisende Beckmann in gedrückter Haltung des ersten Selbstbildnisses: der Zyklus ist geschlossen, ein neuer Anfang ist offen" (B. Haldner, in: Gesichter von Tag und Traum: aus dem graphischen Werk von Max Beckmann, Ausst.-Kat. ETH Zürich 1984, S. 40).
Max Beckmann zeichnete, malte, radierte und lithographierte so zahlreiche Selbstporträts wie kaum ein anderer Künstler der Moderne. Das "Selbstbildnis mit Griffel" ist ein herausragendes Beispiel für seine künstlerische Selbstbefragung, für die energische Auseinandersetzung mit dem eigenen Angesicht, seine Suche nach dem "wahren" Selbst hinter der äußeren Erscheinung, und zugleich zeigt es den Künstler im Zusammenhang der "Gesichter" hellsichtig gegenüber den alptraumhaften Verwerfungen des Ersten Weltkrieges.
Gedruckt bei Franz Hanfstaengl, München. Herrlicher, nahezu glitzernder Abdruck von unübertrefflicher Brillanz, mit samtigem Grat und dem vollen Rand.
Jahrmarkt
6 Bl. Titel, Impressum und Inhaltsverzeichnis sowie 10 Kaltnadelarbeiten auf Japan bzw. Japanbütten. In Passepartouts, lose in Leinenmappe mit beiliegender Orig.-Halbpergamentmappe. 1921.
41 x 25 bis 55 x 39 cm (Blattgröße).
Jeweils signiert "Beckmann". Auflage 75 Ex.
Hofmaier 191-200, jeweils II B a (von D).
Der "Jahrmarkt" zählt zu den bedeutendsten druckgrafischen Folgen des Expressionismus und ist mit der expressiven, kantigen Linienführung ein charakteristisches Beispiel für Beckmanns reifen Schaffensstil. Gleich zu Beginn zeigt - wie in allen seinen Mappenwerken - der Künstler sich selbst, hier als Ausrufer des "Circus Beck(mann)", der mit der Glocke in der Hand am Eingang die Aufmerksamkeit der Besucher erweckt, sie herbeilockt und empfängt zum Rundgang über den Jahrmarkt, einem Panoptikum des menschlichen Treibens. So offenbart Beckmann nun alle bizarren Belustigungen und Attraktionen für Jung und Alt in seinen zehn Blättern:
"Der Ausrufer" (Hofmaier 191),
"Garderobe" (H 192),
"Hinter den Kulissen" (H 193),
"Schiessbude" (H 194),
"Der grosse Mann" (H 195),
"Der Neger" (H 196),
"Das Karussell" (H 197),
"Die Seiltänzer" (H 198),
"Niggertanz" (H 199),
"Schlangendame" (H 200).
Am 1. Juni 1921 schreibt Beckmann seinem Verleger Reinhard Piper: "Heute sind die Kupferplatten gekommen. Ich freue mich nun darauf von einer Kupferplatte zur anderen zu reisen. Teilweise werde ich sie in Österreich fertig machen wo ich den Prater mir auch ansehen will bei Wien." (zit. nach James Hofmaier, Max Beckmann, Catalogue raisonné of his prints, Bd. II, Bern 1990, S. 497).
Die komplette Mappe, aus einer Auflage von 75 Exemplaren auf Japan, neben 125 Abzügen auf Velin. Erschienen als 36. Druck der Marées-Gesellschaft im Verlag der Marées-Gesellschaft, R. Piper & Co., München 1922, gedruckt bei Franz Hanfstaengl, München. Prachtvolle, im breiten Grat samtig schwarze Drucke, meist mit leicht zeichnender Plattenkante, jeweils unten rechts mit dem Ganymed-Trockenstempel der Marées-Gesellschaft, mit dem Sammlerstempel Lugt 1344a und verso mit dem Stempel der Bibliothek des Schlesischen Museums Breslau.
Provenienz: Schlesisches Museum der bildenden Künste Breslau, dort 1937 im Rahmen der Aktion "Entartete Kunst" beschlagnahmt
Hildebrand Gurlitt, Düsseldorf
Heinrich Neuerburg, Köln
Privatsammlung, Süddeutschland
Literatur: Christie's New York, Modern Prints from the Neuerburg Collection, Verst.-Kat. vom 1.11.1988, Nr. 10
"Entartete Kunst", digital reproduction of a typescript inventory prepared by the Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, ca. 1941/1942, London, Victoria & Albert Museum 2014 (http://www.vam.ac.uk/entartetekunst), o. S., unter: Breslau, Schlesisches Museum, lfd. Nr. 32, EK-Nr. 8349 (diese Nr. in blauer Kreide auf der Mappenrückseite verzeichnet)
Garderobe
Kaltnadel auf Velin. 1921.
20,5 x 14,5 cm (52,8 x 38,2 cm).
Signiert "Beckmann". Auflage 125 Ex.
Hofmaier 192 B b (von D).
Nach seinen Erlebnissen als Sanitäter im Ersten Weltkrieg entwickelte Beckmann einen äußerst kantigen, linearen Stil mit einer leicht melancholischen Introvertiertheit der Dargestellten, die sich in den Kaltnadelarbeiten teilweise widerspiegeln. Blatt 2 der Folge "Der Jahrmarkt", herausgegeben vom Verlag der Marées-Gesellschaft, R. Piper & Co., München 1922, gedruckt bei Franz Hanfstaengl, München. Mit dem Trockenstempel der Marées-Gesellschaft. Ausgezeichneter, tiefschwarzer Druck mit sehr schönem Grat und mit dem vollen Rand.
Hinter den Kulissen
Kaltnadel auf Velin. 1921.
21 x 30,5 cm (37,8 x 52,8 cm).
Signiert "Beckmann". Auflage 125 Ex.
Hofmaier 193 B b (von C b).
Blatt 3 der Folge "Der Jahrmarkt", herausgegeben vom Verlag der Marées-Gesellschaft, R. Piper & Co., München 1922, gedruckt bei Franz Hanfstaengl, München. Unten rechts mit dem Trockenstempel der Marées-Gesellschaft. Ausgezeichneter, sehr schön samtiger Druck mit dem vollen Rand.
Das Karussell
Kaltnadel auf Velin. 1921.
29 x 25,5 cm (52,5 x 38 cm).
Signiert "Beckmann". Auflage 125 Ex.
Hofmaier 197 II B b.
Blatt 7 der Folge "Der Jahrmarkt", herausgegeben vom Verlag der Marées-Gesellschaft, R. Piper & Co., München 1922, gedruckt bei Franz Hanfstaengl, München. Mit dem Trockenstempel der Marées-Gesellschaft. Ausgezeichneter, herrlich tiefschwarzer, samtiger Druck mit sehr viel Grat und dem vollen Rand.
Die Seiltänzer
Kaltnadel auf Velin. 1921.
25,9 x 25,6 cm (52,8 x 38 cm).
Signiert "Beckmann". Auflage 125 Ex.
Hofmaier 198 B b.
Blatt 8 der Folge "Der Jahrmarkt", herausgegeben vom Verlag der Marées-Gesellschaft, R. Piper & Co., München 1922, gedruckt bei Franz Hanfstaengl, München. Mit dem Trockenstempel der Marées-Gesellschaft. Prachtvoller, sehr schön gratiger Druck mit dem vollen Rand.
Niggertanz
Kaltnadel auf Velin. 1921.
25,8 x 25,5 cm (52,8 x 38 cm).
Signiert "Beckmann". Auflage 125 Ex.
Hofmaier 199 B b.
Blatt 9 der Folge "Der Jahrmarkt", herausgegeben vom Verlag der Marées-Gesellschaft, R. Piper & Co., München 1922, gedruckt bei Franz Hanfstaengl, München. Mit dem Trockenstempel der Marées-Gesellschaft. Prachtvoller, wunderbar tiefschwarzer, samtiger Druck mit sehr schönem Grat und dem vollen Rand.
Die Schlangendame
Kaltnadel auf Velin. 1921.
29 x 25,6 cm (53 x 37,9 cm).
Signiert "Beckmann". Auflage 125 Ex.
Hofmaier 200 II B b (von C b).
Blatt 10 der Folge "Der Jahrmarkt", herausgegeben vom Verlag der Marées-Gesellschaft, R. Piper & Co., München 1922, gedruckt bei Franz Hanfstaengl, München. Unten rechts mit dem Trockenstempel der Marées-Gesellschaft. Ausgezeichneter, wunderbar gratiger Druck mit dem vollen Rand.
Meerengel die Seegurke
Farbradierung und Aquatinta auf dünnem Papier, aufgewalzt auf graues BFK Rives-Velin. 1982.
17 x 26,2 cm (56,5 x 44,5 cm).
Signiert "Joseph Beuys". Auflage 75 num. Ex.
Schellmann (1997) 430 B.
Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand, oben und unten mit dem Schöpfrand. Neben der Auflage von 75 numerierten Exemplaren erschienen im Zustand B zehn Drucke "h.(ors) c.(ommerce)" sowie 25 römisch numerierte Exemplare.
Kniende
Bleistift auf braunem Velin. Um 1905.
31,3 x 42,6 cm.
Gemeinsam mit Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff gründete Fritz Bleyl im Juni 1905 die Künstlergruppe "Brücke". Im Schaffensrausch dieser frühen Zeit entstand die vorliegende Zeichnung, die zu den sogenannten "Viertelstundenakten" zählt. Diese schnellen Arbeiten der "Brücke"-Künstler dienten nicht nur der gegenseitigen Anregung, sondern häufig schließlich auch zur Umsetzung in das Medium der Druckgraphik. Bis auf wenige Ausnahmen wurden viele dieser Zeichnungen von den Künstlern selbst zerstört, da sie nicht als eigenständige Werke, sondern als Vorstufen angesehen wurden. So weisen Bleyls Blätter durchaus eine Verbindung zu den Arbeiten von Heckel, Kirchner, Schmidt-Rottluff sowie Pechstein auf. Laut Herrmann Gerlinger steht die Zeichnung "Kniende" dem Holzschnitt "Knieender Akt" von Ludwig Kirchner, 1905 (Dube H 54) sehr nahe (Brücke-Almanach 1999, Fritz Bleyl und die frühen Jahre der Brücke, S. 20ff, mit Abb.). Rechts eine weitere Zeichnung, "Am Boden sitzende Frau".
Provenienz: Sammlung Dr. Günter Krüger, Berlin
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