"eine Autographie dieses vielgenannten Staatsmannes"
- Eigh. Schriftstück m. U. "v Bismarck". 1/2 S. Gr. 8vo. Berlin 8.VIII.1866.
"Kein Wechsel / v Bismarck". Geschrieben für den Diplomaten, Hofbeamten, Schriftsteller und Johanniter Georg von Oertzen (1829-1910), der 1855/56 dem Bundestagsgesandten Bismarck als Attaché gedient hatte. Ein beiliegender eigh. Brief (2 S., Frankfurt a. M. 20.VIII.1866) v. Oertzens an einen Professor erklärt das mysteriöse Schriftstück: "... wurde durch Berufsangelegenheiten neulich veranlaßt, auf einige Tage nach Berlin zu reisen. Natürlich habe ich daselbst den Grafen Bismarck besucht und ebenso selbstverständlich war ich des Ihnen gegebenen Versprechens, eine Autographie dieses vielgenanten Staatsmannes Ihnen zu verschaffen, eingedenk. - Als daher eines Tages nach dem Mittagstisch dem Ministerpräsidenten einige Papiere zur Unterschrift vorgelegt wurden, brachte ich eilig ein Blatt vorbei und machte unsern Wunsch geltend. Graf Bismarck fragte lachend, was er denn schreiben solle, und forderte mich auf, einen meiner Verse ihm zu dictiren. Weil ich dies ablehnte, erklärte er, so müsse ich mit dem Datum und der Unterzeichnung seines Namens fürlieb nehmen, schrieb beides auf das ihm hingereichte Blatt und gab mir dieses dann zurück. Jedoch einen Augenblick danach, wandte er sich lachend zu mir: 'Eigentlich ist es gefährlich, was ich eben gemacht habe, Sie haben am Ende Schulden und schreiben uns zwischen das Datum und meinen Namen einen Wechsel. Nein. Das muß ich verhindern.' Damit nahm Herr von Bismarck das Papier zum zweiten Mal und fügte unter großer Heiterkeit aller Anwesenden die Worte: 'Kein Wechsel' zwischen das Geschriebene hinein ...". - Ungewöhnliches Bismarck-Kuriosum.
"Flüchtlinge aller Länder sind allerdings hier"
Bunsen, Christian Karl Josias von, Ägyptologe und preuß. Diplomat, Gesandter in Rom und London (1791-1860). Eigh. Brief m. U. "Bunsen". 4 S. auf 2 Bl. 4to. London 23.I.1851.
An den Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, den späteren Kaiser Friedrich III., der zwei Tage zuvor bei dem ersten schweren Eisenbahnunglück mit einem Reisezug in Deutschland, bei Avenwedde in Westfalen, leicht verletzt worden war. Bunsen spricht seinen "ehrerbietigen und herzlichen Glückwunsch" aus "für Ihre Erhaltung bei dem vorgestrigen Eisenbahn-Unglück, wovon uns die Kunde heut Morgen zugekommen ist. Ich sehe darin ein gutes Anzeichen, daß die göttliche Vorsehung Ew. Königliche Hoheit, zwar auf gefährlichen Bahnen, aber glücklich hindurch zu führen vorhat". - Berichtet dann über den neu erbauten Kristallpalast: "... Zugleich verfehle ich nicht gehorsamst zu melden, daß die Königin Victoria (welcher ich seiner Zeit Ew. Königlichen Hoheit Botschaft gemeldet) vorgestern, noch bestimmter als Prinz Albert es schon vor 8 Tagen gethan hatte, zur Eröffnung der Ausstellung am 1sten Mai, den Prinz und die Prinzessin von Preußen, nebst Ew. Königlichen Hoheit und der jungen Prinzessin, nach Kensington Palace eingeladen hat. Die Feierlichkeit der Eröffnung wird sehr glänzend sein. Der Crystal Palace ist nun vollendet, bis auf einige kleine Ausmalungen. Die Ausstellungs-Gänge im Inneren betragen 11/2 deutsche Meilen. Vorigen Sonntag zählte man 67,500 Menschen, welche im Sonntagsschmuck ihren Nachmittags-Spaziergang dahin richteten ... Alle nöthigen Vorsichtsmaßregeln und andre Vorkehrungen sind getroffen: nichts aber ist thörichter, als an eine Gefahr von Verschwörungen und Auflauf bei dieser Gelegenheit zu denken. Das Land genießt nicht allein der größten Ruhe, sondern auch steigenden Wohlstands und Zufriedenheit der arbeitenden Klassen. Flüchtlinge aller Länder sind allerdings hier, allein sie haben nicht einmal Geld ihre Klubhäuser-Miethe zu bezahlen, und das englische Volk will nichts von ihnen wissen. Die Wüthigsten sind auch bereits nach Amerika gegangen ...". - Interessantes Zeugnis für die ängstliche Sorge, die noch drei Jahre nach der Revolution unter den Regierenden des Kontinents herrschte.
China. - Prinz Tschun II. (auch Chun, Zaifeng), Halbbruder des vorletzten chinesischen Kaisers, später Regent und somit letzter Herrscher des Kaiserreiches, leitete die "Sühne-Gesandtschaft" des chinesischen Reiches nach Deutschland, die nach dem Ende des "Boxer-Aufstands" und der Ermordung des deutschen Gesandten in Peking vom Deutschen Reich verlangt worden war (1883-1951). Seine "Visitenkarte". Chinesische Schrift (vertikaler Druck) auf rotem Papier. 25,4 x 12 cm. (Berlin/Potsdam 1901).
Seltenes Dokument chinesisch-deutscher Beziehungen. Rückseitig zeitgenössisch mit Bleistift beschriftet: "Prinz Tschuns Visitenkarte / für mich abgegeb. / Sühnemission". - Beiliegend ein Bogen Packpapier, der als Verpackung diente und von der Gräfin Herta von Schwerin eigenhändig beschriftet ist: "... Der Prinz Tschun, der sog. 'Sühneprinz', besuchte damals auch meine Großmutter Anna von Elbe im Hause ihres Bruders, des Staatssekr. im Ausw. Amt, Oswald v. Richthofen, u. schickte ihr einl. 'Visitenkarte' u. schenkte ihr 8 herrliche Seidenstoffe. Gmama u. Mama trugen sie als Hoftoiletten u. einer lag ... auf unserm Flügel, von einem hatte ich noch ein Kleid. Herta v. Schwerin, geb. v. Elbe". - Ein größerer Einriss in der "Visitenkarte" rückseitig unterlegt.
- Boxeraufstand. Sammlung von 150 Ansichts-Postkarten und 4 weiteren Postkarten von Überfahrt und Aufenthalt eines deutschen militärischen Expeditionskorps in China und Japan. 1900-1901.
154 Postkarten des bayerischen Leutnants (ab 1901 Oberleutnants) Richard von Allweyer (geb. 1872), der ab 1900 dem Deutschen Ostasiatischen Expeditionscorps angehörte. 151 Karten sind illustriert und großenteils zusätzlich zu der gedruckten Beschriftung mit handschriftlichen Erläuterungen und Kommentaren versehen. 14 Karten sind postalisch gelaufen, die übrigen vermutlich regelmäßig gesammelt und in Briefen nach Hause verschickt worden. Die Karten beginnen mit Ansichten der Vorbereitungen in Deutschland (darunter eine farbige Ansicht von "Schiessübung und Schiessplatz Jüterbog" sowie eine farbige Innenansicht eines Speisewagens der "Internationalen Eisenbahn-Schlafwagen-Gesellschaft München-Karlsbad"), der Parade der Seebataillone vor dem Kaiser, der Besichtigung des Lazarettschiffs "Gera" durch die Kaiserin und der Transportdampfer "Aachen" und "Crefeld". Mit der "Aachen" führte die Reise nach Shanghai, Tsingtau und Taku, dann nach Japan (Kobe, Yokohama und Kyoto). Mit der "Crefeld" ging es nach Tientsin, ferner gab es Aufenthalte in Peking, Hongkong, wieder Shanghai und nochmals Tsingtau. Die sehr oft von Allweyer kommentierten Karten mit gedruckten Fotos (einige wenige sind Orig.-Abzüge) zeigen Städte, Straßen, einzelne Gebäude, Landschaften, deutsches und chinesisches Militär sowie sonstige Bevölkerung Chinas und Japans in vielfältigen und seltenen Aufnahmen. Die heutigen Millionenmetropolen mit ihren Hochhäusern zeigen sich hier noch als kahle Landschaften mit wenigen Baracken oder als Ansammlung von einstöckigen Holzhütten. Im einzelnen sind Ansichtskarten vorhanden aus: Tsingtau (25), Kiautschou (1), Tsimo (8), Tientsin (8), Shanghai (16), Peking (18), Hongkong (17) und verschiedenen Landschaften (8). - Ferner 34 Karten aus Japan (meist ankoloriert), 11 mit Schiffsansichten, 4 aus Deutschland, 1 mit Tuschzeichnung und 3 nicht illustrierte Postkarten. - Beachtliche Quellensammlung zur Situation Ostasiens um 1900.
Mit John Rabe in Nanking
- Gästebuch des Majors a. D. und zeitweiligen Beraters der chinesischen Nationalregierung, Hanns Pirner. 2 Bände. Ca. 91, 32 Bl. (der Rest leer). Mit hunderten von Eintragungen, 8 einmontierten Fotos und 21 teils kolorierten Feder- und Bleistift-Zeichnungen. Je 26 x 19,5 cm. Pergament bzw. dunkelgrünes Chagrinleder. 1924-1944.
Aufschlußreiche Zeitdokumente, die 20 stürmische Jahre deutscher und 7 Jahre chinesischer Geschichte umfassen. Im Oktober 1924 in Pirners Heimatstadt Fürth begonnen, begleitet ihn das Gästebuch nach einem Ruf ins Reichswehrministerium nach Berlin, wo sich ab 1925 das Großstadtleben in Wort und Bild bei den Eintragungen bemerkbar macht. Das Ehepaar Pirner versteht es zu feiern, und vor allem im ersten Band des Gästebuchs zeugen Fotos und Lobeshymnen von fröhlichen Faschingsfesten. Diverse Militärs tragen sich ein, so ab 1927 als regelmäßiger Gast der Major und spätere General Albert Kesselring mit seiner Frau Pauline ("Liny"), aber auch Zivilpersonen wie der Reichskanzler Gustav Stresemann (1927 und 1928) oder der Opernsänger Otto Peissner (allerdings auch Hauptmann a. D.). - Die große Wende kommt 1931, als Pirner sich als Berater der chinesischen Nationalregierung nach Nanking begibt, der Hauptstadt der Republik China. Die dortige deutsche Gemeinde ist, wie auch Pirner, Hitler-Anhänger: Unter dem Motto "Heil Hitler" wird bereits am 21. Mai 1932 die Ortsgruppe Nanking der NSDAP gegründet, und entsprechend wird am 31. Jan. 1933 Hitlers Machtergreifung begeistert gefeiert. Am 22. Mai 1932 befindet sich zum ersten Mal ein bescheidener "Held" mit seiner Frau unter den Gästen, der Siemens & Halske-Geschäftsführer in Nanking, John Rabe, der später viele tausend Chinesen vor der Ermordung durch japanisches Militär rettete, noch heute in China verehrt wird und vor einigen Jahren durch einen Spielfilm verewigt wurde. Auch 1935 sind die Rabes zu Gast im Hause Pirner. Ab 1933 mehren sich die Eintragungen in chinesischer Sprache, zugleich aber auch deutsche Hitler-Huldigungs-Gedichte aller Art. Mit der Rückkehr des Ehepaars Pirner nach Deutschland endet der erste Band im Oktober 1938. In Berlin finden sich schnell wieder fröhliche Gäste ein, darunter im Juni 1938 der Kunsthistoriker Paul Ortwin Rave mit seiner Frau. - Der zweite Band umfaßt die Kriegsjahre 1939-1944 in Berlin, und die Eintragungen der Gäste enthaltend immer mehr Bemerkungen zur politischen Lage, skeptisch oder in blindem Vertrauen, bis die 20jährige Pirnersche Gastlichkeit zu Silvester 1944 ihr Ende findet. - Beiliegend Pirners Nankinger Visitenkarte, ein loses Blatt mit Gäste-Eintragungen, das signierte Typoskript einer Rede Pirners "anlässlich der Schlussfeier des 2. Lehrganges der Kraftfahrausbildungsklasse des Verkehrs-Rgts. No. 2, Nanking 28.IV.1935" (2 Bl.) und 2 neuere Zeitungsartikel über John Rabe und die Verfilmung seines Lebens. - Autographen des hier zweimal vertretenen Rabe sind von größter Seltenheit.
- Elisabeth Charlotte von Bourbon, geb. Herzogin von Orléans, Schwester des "Regenten" Philipp II., Gemahlin des Herzogs Leopold von Lothringen, Tochter Herzog Philipps I. von Bourbon, Herzogs von Orléans, und der Liselotte von der Pfalz, sowie Mutter von Kaiser Franz I. (1676-1744). Schriftstück m. U. "Elisabeth Charlotte". 1 S. Folio. Lunéville 13.VII.1734.
Elisabeth Charlotte verfügt die Regelung einer Schulden-Angelegenheit zwischen zwei Bürgern.
Friedrich II., der Große, König von Preußen
Eigenhänd. Brief an Kardinal Fleury
Los 2129
Zuschlag
9.000€ (US$ 9,677)
"l'engeance la plus maudite que Dieu ait crée"
Friedrich II., der Große, König von Preußen (1712-1786). Eigh. Brief m. U. "Federic". In franz. Sprache. 6 S. 4to. Seelowitz (Mähren) 15.III.1742.
Prachtvoller, eigenhändiger, durchgehend politischer Brief an den französischen Staatsmann Kardinal André-Hercule de Fleury (1653-1743), Lehrer und Premierminister Ludwigs XV. von Frankreich, in Issy. Vom mährischen Kriegsschauplatz in der Schlußphase des ersten Schlesischen Krieges schreibt Friedrich an den Regierungschef Frankreichs, das seit dem 5. Juni 1741 mit Preußen verbündet ist. Der König beginnt mit einer eingehenden Darstellung der bedrohlichen Kriegssituation, wägt Stärke und Qualität der einzelnen Heere gegeneinander ab und gibt Hinweise auf seine Operationspläne. Es folgt eine ausführliche Analyse der angespannten und verwickelten Lage der europäischen Staaten (Russland, Holland, England) mit dem Ergebnis, daß er Frankreich dringend um Unterstützung ersucht. Bis zum Schluß versichert er Fleury seiner unwandelbaren Treue und unverletzlichen Freundschaft.
"... Depuis Notre expédition de Basse-Autriche, les Enemis ont jeté un Secours Considérable Dans Brin [Brünn], de Sorte que la Guarnison Composant huzards, Dragons et fantasins, tout Compté 6/m homes, nous à presque entièrement Coupé Notre comunication avec la haute Silésie, de plus un Corps de 12/m hongrois s'est avansé Jusques à Scalitz vers la Morava, et de plus encore un autre Corps d'Hongrois de 10/m homes est entré par la Jablunca, pour me Couper Totallement de Mes Derières. Toute ces Nouvelles M'ont Déterminé à investir Brin [Brünn] de plus près, à Détacher le Pr: Didier [Dietrich] avec 8/m homes, qui a fait à Gödingen 300 prisonniers hongrois, et qui a chasé le Maréchal palfi [Palffy] de Scalitz. Le Pr: a ordre de Continuér sa Marche par Ungarisbrod à Meseritz, où il ya encore un Corps considérable de D'Hongrois, les quartiérs que Nous ocupons présentement sont entre la Morava, la Taya et la Swartza [Schwartzawa]; les Saxsons sont derière l'Iglava. un Détachement de 8/m homes venus de l'armée Du Marechal Kevenhulér [Khevenhüller], tout le Corps du Pr: Lobcovitz, et quelque Régimens de Cavalerie du Corps du Pr: Charle de Loraine sont en basse Autriche entre Horen [Horn], Veithoven [Waidhofen] et Stoquerau [Stockerau], ce qui peut composer 24/m homes; les Saxsons, qui en font au plus 13/m, et mon Corps de 16/m, qui font 29/m combatants seront en état de les attaquer ou de les repoussér, selon l'Occurence ...
Je vous prie instamment Monsieur de ne rien changér au projet de Campagne que Vous m'avez envoyé, et dont Nous somes venus d'acort. L'Empereur, Trop pressé pour la Bavière, ne pense pas assez à la Bohême, qui cependant dans cette affaire ici fait l'objet principal, car je serois d'avis de rendre le corps de Bohême plus considérable que celui de Bavière, pour que, lorsque Nous serons sur le Danube, les autres Opérations soient bien plus facilles. Je Vous Informerai de plus de toutes les Dispositions que j'ai fait pour bien remplir ma tâche le printemps qui vient. Je fais Marchér le Pr. d'Anhalt avec 25 batt. et 35 escadrons vers Tropau, Ratibor et Fulneck, j'aurai ici auprès de Brin un Corps de 40 batt. et de 100 escadron joint aux 20 batt. Saxsons et à leurs 36 escadrons, de sorte que je suis sûr du Succès de Mon Côté.
J'espère que Vous Verez par ces Arangemens que je suis fidelle à mes engagemens ... Je vais apresent Vous parlér sur les affaires politiques de l'Europe. à Comansér par la Russie, je suis persuadé que le présent ministère ne se soutiendra pas; Vous veréz encore de fréquentes Révolutions dans cet Empire, et Pour le présent, je les Crois hors de toute influence sur les affaires d'Allemagne. - L'Anglettere est en si grande agitation appresent qu'il est dificile de prévoir quel parti prendra la Nation, il me semble qu'un Traité de Neutrallité avec l'éllecteur d'Hanover, un Traitté d'amityé avec l'Empereur et lui moyenant quoi cet Ellecteur Reconoitroit la Royauté de Boheme, feroit un très bon effet, et dans ce Cas les Troupes françaises Pourois toutes se mettre dans le pays de Juliers, Bergue et Liège, ce qui contiendra à coup sûr les Holandais. L'ogmentation n'est point résolue et me paroît même encor fort Éloignée; rien qu'une battaille perdue contre la reine de Hongrie pourait faire déclarér la Hollande.
C'est donc sur l'Allemagne que doivent se tournér toutes Nos attentions. Si Vous faites encore un effort, Monsieur, je suis sûr que Vous viendrez à bout de Vos Deseins; mais il ne s'agit pas simplement d'envoyer de bone Troupes, il faut des Tettes pour les Conduire. Ainsi envoyez de bons Officiers Généraux et des Troupes bien complettes, qui tâchent d'en venir aux Mains avec l'Ennemi ... Il n'y a offres et propositions que la Reine d'Hongrie ne m'a faites pour me séparér de l'alliance, mais le tout est peine perdue et Vous Voyez par les efforts que je fais, le peu d'efet qu'ont eu toute ces Négotiations. il ne s'agit appresent que d'agir cordiallement ensemble, et de ne point prêtér l'Oreille aux Meffiances que l'ennemy nous veut inspirer Mut[u]ellement. Tout l'orgueil de la Reine d'Hongrie est fondé appresent sur ses succès d'Autriche et sur une some de 900,000 florins qu'Elle a Reseu [reçue] d'Angleterre par Nurenberg, ce qui fait que Nous allons être inondés de Hongrois et de l'Enge[a]nce la plus Maudite que Dieu ait Crée ...". - In dem 1877 bei Charavay, Paris, erschienenen Verkaufskatalog der Sammlung Fillon heißt es zu diesem Brief: "Cette lettre est une des plus remarquables du grand Frédéric qui aient passé dans les ventes. Elle est toute relative aux événements politiques et militaires qui sccomplissaient alors". - Der Brief ist in Droysens Ausgabe der Oeuvres de Frédéric le Grand gedruckt, aber nach einer Abschrift der Cabinetskanzlei, in der nicht nur Friedrichs Orthographie überall korrigiert und modernisiert wurde, sondern auch eine größere Zahl von Abweichungen entstand. In unseren Zitaten ist die Originalform größtenteils wiederhergestellt; Friedrich neigte dazu, einzelne Konsonanten zu verdoppeln und doppelte zu vereinzeln. Lediglich bei den geographischen Namen haben wir Friedrichs eigenwillige Groß- und Kleinschreibung zum besseren Verständnis korrigiert gelassen, und auch die Akzente und Kommata blieben meist der besseren Lesbarkeit angepasst. - Kleine Tesafilm-Spur unten am Falz, sonst gut erhalten.
Friedrich II., der Große, König von Preußen
Eigenhänd. Brief 1764
Los 2131
Zuschlag
2.000€ (US$ 2,151)
- Eigh. Brief m. U. "Federic". In franz. Sprache. 1/4 S. 4to. O. O. 14.X.1764.
Eigenhändig an "Madame", wohl seine Gemahlin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern. "Le Prince d'Orange m'a demandé de son propre Mouvement que Mad: de Schwerin put accompagner Son Epouse, je n'ai pu refuser Ni a Luy Ni a Ma Niesse cette satisfaction La, et dailleurs la Noblesse est Si seconde en filles dans ce païs ici, que Vous trouverai douze dames d'honneur pour une que Vous cherchéz ...". - Ein Riss in der Querfalte etwas fleckig von einstiger Reparatur mit Tesafilm.
Amalie, Prinzessin von Preußen
7 eigenhänd. Briefe 1757 an Graf Redern
Los 2132
Zuschlag
3.400€ (US$ 3,656)
"il ne fait plus de vers"
- Amalie, Prinzessin von Preußen, jüngste Schwester Friedrichs des Großen, formal Äbtissin von Quedlinburg, lebte jedoch in Berlin, wurde eines Verhältnisses mit dem Fähnrich v. d. Trenck verdächtigt, Musikliebhaberin und beachtliche Komponistin (1723-1787). Sammlung von 7 eigh. Briefen m. U. "Amélie". In franz. Sprache. Zus. ca. 12 S., sehr eng beschrieben. Mit 1 Umschlag. 4to und 8vo., teils mit Goldschnitt, 1 Brief mit schwarzem Siegel. Magdeburg und Brandenburg 31.X. - 25.XII.1757.
Bedeutsame Reihe umfangreicher Briefe an den Grafen Sigismund Ehrenreich von Redern (1720-1789) in Berlin, Naturwissenschaftler, Kammerherr und Hofmarschall der Königinmutter (Sophie Dorothea von Hannover); geschrieben im Siebenjährigen Krieg aus der Festung Magdeburg, wohin sich der Berliner Hof geflüchtet hatte. Amalie berichtet wie eine Zeitung über die politische Situation, den Inhalt der Briefe, die sie vom König erhalten hat, über Ereignisse vom preußischen und von anderen Höfen sowie vielerlei Neuigkeiten aller Art. Außer dem König werden Maupertuis, Ferdinand von Braunschweig, Richelieu, Kniphausen, Schlabrendorff, die Militairs Kameke, Kleist, Ziethen und andere erwähnt. Amalie kommentiert die Nachrichten von der Niederlage des Herzogs von Braunschweig-Bevern (22. Nov. 1757 bei Breslau) und vom Sieg Friedrichs bei Leuthen (5. Dez.). Ein Textbeispiel mag der Brief vom 31. Oktober geben, in dem sie von einem Brief des Königs berichtet: "... sa lettre est du 27. il ne fait plus de vers, mais il parle oeconomie; la politique, le militaire, l'homme d'Etat et le financier, nous sommes tout; il veut batailles, et il craint que le ennemis s'enfuyront pour lui porter des trophées à sa gloire: je suis sure quil sera victorieux mais le profit qui lui en reviendra je l'ignore. J'ai lû les articles et la convention que vous avez envoyé à Mad. votre soeur, ils ne me paroissent pas fort avantageux: on nous promet tous les jours quils seront publié jusqu'à présent sont ne les avant pas encore reçus ... Le bruit de ville dit que Marschal avance avec son corps à Berlin, si celà est vrais venez vous refugier chez nous, écrivez moi un mot j'aurai soin pour votre quartier et le reste je m'en charge ...". Am 20. November schreibt sie: "... Tout me quitte je suis abandonnée à moi même et pour mettre le comble à l'état où je suis, je reçois à ce matin une lettre du Ministère dans laquelle on me mande que le roi vient de fixer l'ouverture du testament au 4. du Fev.: c'est pour me reparer entierement du tout, que deviendrai vous mon bon Mr de reder que sera-t-il de cette pauvre cour quel sera votre sort o dieu ...". - In ihrer umfassenden Wiedergabe der Situation und der Stimmung am preußischen Hof während des Siebenjährigen Krieges sind die vorliegenden Briefe der Schwester des Königs eine wertvolle Quelle von besonderem historischen Rang, so daß eine Veröffentlichung zu wünschen wäre.
- Zieten, Hans Joachim von, legendärer preuß. Husarengeneral, genannt "Zieten aus dem Busch", wichtiger Feldherr und enger Vertrauter Friedrichs des Großen (1699-1786). Brief m. U. "HJ v Zieten". 1 S. Gr. 4to. Breslau 14.III.1762.
An einen Obristwachtmeister, der ihm mitgeteilt hatte, daß der König ihn zum Major ernannt habe. "... Ich gratuliere von Hertzen zu diesem Avancement und wünsche fernere gute Continuation. Bin ich meinestheils jemahls in Stande denenselben worin zu dienen: So werde mir allezeit das größte Vergnügen daraus machen ...". Der General unterzeichnet eigenhändig als "gantz Ergebenster Diener HJ v Zieten".
- Zimmermann, Johann Georg, Schweizer Arzt und philosophischer Schriftsteller, Mitglied der Akademien der Wissenschaften in Bayern, Preußen und Russland, behandelte Friedrich den Großen in seiner letzten Krankheit und schrieb eine Veröffentlichung darüber (1728-1795). Eigh. Brief m. U. "J. G. Zimmermann". 41/2 S. Gr. 4to. Hannover 18.III.1783.
Umfangreicher Brief an den Hofrat Gottlieb Fritze (1740-1793) in Halberstadt, Militärarzt und späterer Dirigent der preußischen Feldlazarette. Nach einleitender Schilderung seiner eigenen gegenwärtigen Verhältnisse kommt Zimmermann auf die Situation des Adressaten zu sprechen: "... Ihr Eifer dem Publikum nützlich zu werden, kann nie erkalten. Eine Feüerseele wie die Ihrige ist, muß ihrer Natur nach immer wirken, und immer etwas Grosses. Das Hertz blutet mir aber doch, so oft als ich an Ihre Schicksale denke, deswegen hatte ich oft den Gedanken ob Ihnen nicht etwa zu helfen wäre. Am Anfang des Jahres 1782 schlug ich dem Herrn Landgrafen von Hessen Cassel vor Ihnen die Stelle zu geben, die itzt Baldinger hat, und ich sagte dem Landgrafen, Sie seyen der wichtigste und brauchbarste Mann für Ihn den ich in den preussischen Staaten kenne; und in den preussischen Staaten kenne man Sie nicht. Meine gute Absicht mislang durch die Bedenklichkeiten des Landgrafen ...". Im folgenden erörtert er eingehend diese Stelle eines "ersten Leibarztes", die er selbst zuvor zweimal ausgeschlagen habe, und seine vergeblichen Empfehlungen der Kollegen Hotze und Kämpf. Ferner über einen Ärztestreit in Quedlinburg, in den man ihn hineinziehen wollte, sowie über Fritzes Zeitschrift "Medizinische Annalen für Ärzte und Gesundheitsliebende". - Zimmermanns Schriften "Betrachtungen über die Einsamkeit" (mehrere Ausgaben ab 1756), "Von dem Nationalstolze" (1758) und "Über Friedrich den Großen und meine Unterredungen mit Ihm kurz vor seinem Tode" (1788) fanden weite Verbreitung und große Beachtung. - Kleine Spuren alter Heftung.
Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst von Brandenburg (1620-1688). Brief m. U. "Friderich Wilhelm" sowie Adresse und papiergedecktem Siegel. 11/4 S. Folio. Königsberg 3.VIII.1645.
An Thomas von dem Knesebeck, geheimer Rat und Hauptmann der Altmark, betreffend eine Schuld des Paul Götze, eines "gewesenen Rhatts Vertrauten vnnd Seyden Krahmers" zu Salzwedel, die man beschleunigt eintreiben möge. "... Wann es dann gleichwoll sehr unverandtwortlich, supplicanten, alß einen frembden der gestalt auffzuhalten, So haben wir unser voriges an euch gegangenes rescript wiederholen, vnnd euch hiemit abermahls gnedigst anbefehlen wollen, es dahin zu verfügen, damit er, Supplicant nunmehr, obgesezter seiner anforderung halber, so woll an Capital, alß interessen vnnd Vnkosten, vngeseümbt contentiret ... werden möge ...". - Leicht gebräunt.
Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg
Urkunde in seinem Namen
Los 2137
Zuschlag
260€ (US$ 280)
Genshagen
- Urkunde in seinem Namen, ohne Unterschrift. Auf der Rückseite der Plica die Signatur eines "Schwerin" (der Staatsminister Otto Freiherr von Schwerin?). Deutsche Handschrift auf Pergament. 1 S. Mit kalligraphischen Kopfzeilen. Quer-folio. Cölln an der Spree 9.VII.1658.
Konsens zu einem Kaufvertrag: Alexander von Otterstädt verkauft seinem Eidam Gottfried von Hacke den von seinem Vetter Caspar von Otterstädt ererbten Anteil an der Herrschaft Genshagen (bei Ludwigsfelde, Mark Brandenburg), "alß drey Theille mit Ober- und Untergerichten, Heyden, Jagten, Fischereyen, wiesen und Drifften, die halbe wüeste Marcke, Viehe, fahrende Haabe, Braw Pfanne und Brawgerähte, mit allen Pertinentien" für 5000 Taler. - Das Schloß Genshagen gehört heute der bundes- und landeseigenen Stiftung Genshagen. - Ohne das angehängte Siegel; sonst ordentlich erhaltene märkische Pergament-Urkunde.
Friedrich Wilhelm I., König von Preußen, der "Soldatenkönig" (1688-1740). Brief m. U. "Fr Wilh." und papiergedecktem Siegel. 2/3 S. Folio. Berlin 4.VIII.1724.
An das Kriegs-, Hof- und Kriminalgericht in Berlin. Ein Gläubiger, der Hofrat Seelig, hatte verlangt, daß seine Forderung an den in Schuldhaft sitzenden Rat Ebel aus Stipendien-Geldern beglichen werden soll. Der König lehnt diese Art der Tilgung ab und befiehlt, daß der Schuldner nur "mit des Supplicanten expressen Bewilligung, und biß er denselben vergnüget, oder annehmliche Sicherheit geschaffet, auß dem Arrest dimittiret werden solle". - Gebräunt; Randschäden.
- Brief m. U. "Fr Wilh". 1/2 S. Folio. Berlin 1.IX.1733.
An die Magdeburgische Regierung mit dem Verbot, die dort deponierten Gelder des unter Vormundschaft stehenden Fürsten von Mansfeld an diesen auszuzahlen. - Gegengezeichnet von dem Staats- und Kabinettsminister Adrian Bernhard von Borcke (1661-1741) und dem späteren Kriegs-, Staats- und Kabinettsminister Heinrich von Podewils (1696-1760).
- Brief m. U. "Fr Wilh." sowie mit Adresse und papiergedecktem Siegel. 2/3 S. Folio. Berlin 15.XI.1738.
An das französische Obergericht in Berlin. Wegen eines Schreibens der in Genf lebenden Witwe Laterasse an seinen Schwiegersohn, den Markgrafen von Brandenburg-Bayreuth, mit der Bitte, das ihr zukommende Erbe ihres in Berlin verstorbenen Mannes "von dem gewöhnlichen Abschoß zu befreyen". Der König verlangt Auskunft über den Stand der Angelegenheit. - Gegengezeichnet von dem Staats- und Kabinettsminister Adrian Bernhard von Borcke (1661-1741) und dem Kriegs-, Staats- und Kabinettsminister Heinrich von Podewils (1696-1760). - Kleine Einschnitte unterlegt.
Manöver bei Nauen
Friedrich Wilhelm III., König von Preußen (1770-1840). 2 Briefe m. U. "Friedrich Wilhelm". Zus. ca 3/4 S. 4to. Königsberg 19.VII.1809 bzw. Berlin 29.IX.1827.
Der erste Brief aus dem Königsberger Exil an den Seconde-Lieutenant Constantin von Witzleben (1784-1845) im Regiment Garde zu Fuß, der sich in der Anciennität übergangen fühlte. "Ich gebe Euch ... hiermit gern die Versicherung, daß die Bestimmung Eurer Anciennität durchaus nicht durch eine gegen Euch hegende Ungnade veranlaßt worden ist, und hoffe nun, daß Ihr Euch in dem Euch angewiesenen Pas beruhigen werdet ...". - Witzleben war seit 1806 Seconde-Lieutenant im Regiment des Königs gewesen, wurde aber 1809, noch immer in demselben Rang, in die neu formierte Garde versetzt. Immerhin brachte er es später bis zum Generalleutnant und Kommandanten der Stadt und Festung Glatz. - Der zweite Brief an den Infanterie-General und Staatsrats-Präsidenten Herzog Karl zu Mecklenburg-Strelitz (1785-1837). "Aus Ew. Hoheit Bericht ... habe ich mit Vergnügen Gelegenheit genommen, den Behörden und Einwohnern der Stadt Nauen und ihrer Umgebungen für die den Truppen während des eben vollendeten Herbst Manövres erwiesene bereitwillige Aufnahme und freundliche Hülfsleistung Mein Wohlgefallen bezeigen zu lassen. Die von dem Intendanten Geßler bei Verpflegung der Truppen bewiesene Umsicht und Thätigkeit veranlaßt Mich seinen Diensteifer durch Verleihung Meines rothen Adler Ordens 3ter Klasse anzuerkennen, dessen beifolgende Insignien Ew. Hoheit demselben einhändigen mögen ...". - Dieser Brief gebräunt und mit kleinen Faltenrissen.
Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen
Signierte Begnadigung 1843 + Beigabe
Los 2142
Zuschlag
80€ (US$ 86)
Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen (1795-1861). Schriftstück m. U. "FrW" (Paraphe). 1/4 S. 4to. Sanssouci (Potsdam) 15.VII.1843.
An den Staats- und Justizminister Heinrich Gottlob von Mühler, wegen des Gnadengesuchs eines Schusters. "Auf Ihren ... über das zurückfolgende Begnadigungs-Gesuch des Schuhmachers Eckardt in Deuna erstatteten Bericht will Ich die dem Bittsteller wegen unerlaubten Ausspielens einiger Schuhmacher-Waaren zuerkannte Geldbuße von 300 rh oder zweimonatliche Gefängnißstrafe auf fünf Thaler Geldbuße oder achttägiges Gefängniß ermäßigen ...". - Mit das ganze restliche Blatt bedeckenden Bearbeitungsvermerken zahlreicher Dienststellen. - Dabei: Hermann von Boyen, preuß. Generalfeldmarschall und Kriegsminister (1771-1848). Eigh. Billet m. U. "Boyen". 2/3 S. Schmal-gr. 8vo. O. O. 3.III.1836. - "Mit einem freundlichen Gruß entledige ich mich durch die Beylage meines Ihnen gegebenen Versprechens ...".
Indira Gandhi an Eisenhower
Gandhi, Indira, Tochter Pandit Nehrus, zweimalige indische Ministerpräsidentin, starb durch ein Attentat (1917-1984). Eigh. Brief m. U. "Indira". In engl Sprache. 1 S. Gr. 4to. Paris 15.VI.1961.
Auf UNESCO-Briefpapier an den amerikanischen Präsidenten Dwight D. Eisenhower (1890-1969), den sie mit "My dear Ike" anredet. "... This is just to thank you very much for a delightful evening - the best in Paris on this visit. I don't know when I have relaxed so confidential ...". Sie werde jetzt nach London, später nach Indien reisen und vor dem Herbst nicht zurück sein. Erwähnt einen Freund ihres Vaters Pandit Nehru. - Eisenhower hatte im Januar dieses Jahres seine Präsidentschaft beendet. - Als eigenhändiger Brief der bedeutenden Politikerin sehr selten.
Wilhelm I., Deutscher Kaiser, König von Preußen (1798-1888). Brief m. U. "Wilhelm PvP". 1/4 S. 4to. Berlin 12.II.1838.
Hier noch als Prinz von Preußen an den Prediger Johann Friedrich Bachmann, dem er für die Überreichung von dessen Buch "Die Luisenstadt. Versuch einer Geschichte derselben und ihrer Kirche" dankt und als Spende für den beabsichtigten Zweck einen Friedrichsd'or übersendet. - Randläsuren. - Dabei: Derselbe. Eigh. Billet m. U. "W" und Umschlag. (Potsdam) 29.XI.1875. - "Dem Kronprinzen im Neuen Palais" (Umschlag) bestimmte Nachricht: "Ich sehe Deiner Ansicht über die Anlage entgegen". Mit blindgepr. Briefkopf des Zivilkabinetts. - Ferner beiliegend das Faksimile (mit Umschlag) der Depesche Wilhelms I. an seine Gemahlin aus Sedan vom 1.IX.1870.
Herwegh, Emma, Revolutionärin, für ihre mutige Tatkraft berühmte Gemahlin des politischen Dichters Georg Herwegh, Vorkämpferin der Frauenrechtsbewegung, lebte zuletzt in Paris (1817-1904). Eigh. Brief m. U. "Emma Herwegh". 7 S. 8vo. Paris 19.II.1884.
Umfangreicher Brief an den Violin-Lehrer ihres Sohnes Marcel. Deshalb beschäftigt sich der Inhalt größtenteils mit musikalischen Angelegenheiten, vor allem mit der Erkrankung Marcels, der infolge einer Venenentzündung im linken Arm seine Tätigkeit als Violinvirtuose für längere Zeit ruhen lassen müsse, und das jetzt, "wo sich die schönsten Aussichten zu brillanten engagements im Ausland zeigten, wo er schon ein eigenes Concert hier vorbereitet, man ihm den Pleyelschen Saal gratis angeboten, die ... ausgezeichneten Künstler ihre Mitwirkung zugesagt, wo er einflußreichen Personen hier vorgestellt werden sollte u. in folge dessen auf manche Soirée hätte sicher zählen können. Acht Tage vorher hörte ich ihn auf einem Concert, das die Schweizergesellschaft alljährlich veranstaltet u. zu dem man ihn als gebornen Schweizer um Mitwirkung gebeten hatte, das nocturne v. Chopin in einer Weise spielen, wie ich es vollendeter nie gehört - es war vielleicht auf lange Zeit das letzte Mal. - Und so ist wieder ein Jahr verloren, ohne jede Schuld, durch das unerbittliche Schiksal, das Marcel u. mich in ihm verfolgt. Auch er kann wie sein Vater [d. i. Georg Herwegh] sagen 'mein ganzer Reichthum ist mein Lied' mit demselben Recht - jetzt muß die Geige ruhen, absolut bis zum Herbst, wenn er sich nicht für immer spielunfähig durch Zuziehung eines Rückfalls machen will ...". Bittet den Adressaten, diesen Sachverhalt nach Möglichkeit in den Zeitungen bekannt zu machen.
Kurpfalz. - Johann Wilhelm („Jan Wellem"), Kurfürst von der Pfalz (1658-1716). Brief m. U. "Johann Wilhelm Curfürst". 1/2 S. Folio. Düsseldorf 1.IX.1707.
An die kurpfälzische Regierung, der er eine Bittschrift des Karmeliterklosters Weinheim übersendet. "... Solches habt Ihr mit dem gnädigsten Befelch hiebey verwart zu empfangen, daß unß Ihr daruber negst Vernehmung Unserer Catholischer Religions Commissarien ewer Unterthanigstes guttachten, mit remittirung des ahnschlußes gehorsambst erstattet ...". - Defekte am rechten Rand.
Lothar Franz, Kurfürst-Erzbischof von Mainz
Brief 1711 an das Kölner Domkapitel
Los 2148
Zuschlag
170€ (US$ 183)
Vor dem Friedenskongreß von Utrecht
Lothar Franz von Schönborn, Kurfürst-Erzbischof von Mainz, Fürstbischof von Bamberg, als begeisterter Bauherr "Vater des fränkischen Barock" (1655-1729). Brief m. U. "Ew. Ew. Ld. Ld. Dienstwilliger Freund Lothar Frantz Churfürst mpp." 21/2 S. Folio. Frankfurt a. M. 31.XII.1711.
An das Domkapitel in Köln. Politischer Brief, kurz vor Beginn des Friedenskongresses in Utrecht, der am 12. Januar 1712 eröffnet wurde, um den Spanischen Erbfolgekrieg, in den halb Europa verwickelt war, zu einem Ende zu bringen. "... Ew: Lbd: und Euch communiciren wir hierbey in abschrieft, was Seine Königl: mayt: von groß Britannien ahn unß alß des löbl. Chur Mainz: Crayßes ausschreibenden Fürsten und Directoren wegen des bekanntlich zur Utrecht vorseyenden Friedens Congreß gelangen lassen, auch was wir Ihro vorläuffig darauf geantwortet haben, obwohl nun zwar erwehnter Congress bereits den 12ten nächst einstehenden Monates January seinen anfang nehmen soll, nach dermahlen aber gleichwohl auf daß, inhalts erwehnten Königl: schreibens bereits zwischen beeden Seepotenzien dießfals genohmmene Concert auch unß und anderen mit allyrten Crayß Ständen nicht zu verdenckhen seyn wurd, daß man in diesemm höchstwichtigen geschafft miteinander communiciren - zumahlen aber vornehmen wird abwarten thun, wessen sich Seine Kayl: Maytt:, alß unßer allerseitiges allerhöchstes oberhaupt höchst erlaucht entschliessen mögte, So haben wir auch in vorberührter antwortt darauf gedeutet, in guter hoffnung, da die vorhabende friedens handlung nun inzwischen bekanntlich ein ander gesicht zu gewinnen beginnet, es pro grosser gefahr auf dem verzug nicht mehr seyn werde, daß man nicht noch guten rhats zusammen pflegen könne, Ew. Lbd. und Dießelbe geruhen dannenhero dero beliebige gedancken unß freundbrüderlich dahinn zu eröffnen, ob sie und ihr nicht auch dafür mit unß haltet, daß allerhöchst ernanter Seiner Kayl: Maytt: allergnädigste entschließung wegen eines inseparablem interee und besonders zu bezeigung eines gegen dieses neu erwehlt- und gecröntes allerhöchstes oberhaupt gedeyhlichen allerunderthänigste vertrauens entschließung abzuwarten ...". - Im Falz gerissen; sonst ordentlich erhaltener und interessanter Brief des Bauherrn der Neuen Residenz in Bamberg und des Schlosses Weißenstein in Pommersfelden.
Matrei (Osttirol). - Kaufbrief. Deutsche Handschrift auf Pergament. 1 S. Quer-kl. folio. Mit angehängtem Siegel in Wachsschale. (Windisch Matrei) 8.II.1621.
Balthasar im Rain, seßhaft am Glanzerberg im Gerichtsbezirk Windisch Matrei, verkauft seine Lehensgerechtigkeit auf einem halben Gut im Rain, "so von dem lochlöblichen Erz Stifft Salzburg zu Lehen rürt", an Wolf Adam Lasser, Pfleger und Amtmann in der Herrschaft Windisch Matrei. Mit Benennung von Bedingungen und Zeugen. - Das Wachs der Siegelschale rissig und angebrochen; sonst gut erhalten.
Über Bismarck und den Zustand des Reiches
Moltke, Kuno Graf von, preuß. Generalleutnant, Flügeladjutant Kaiser Wilhelms II., Stadtkommandant von Berlin, Mitglied des "Liebenberger Kreises", verlor einen spektakulären Prozess gegen Maximilian Harden, der Moltkes Homosexualität an die Öffentlichkeit gebracht hatte (1847-1923). Eigh. Brief m. U. "G[raf] Moltke". 8 S. 4to. Groß Peterwitz (Oberschlesien) 3.VI.1920.
An einen Professor. Sehr umfangreicher politischer Brief, der aus einem großen Klagelied über den Untergang des Kaiserreiches besteht."... Ja, ich lebe noch, wenn gleich ich längst spüre, wie mein Organismus mit der gleichen Logik abgetragen wird, wie er einst aufgebaut wurde. Und wenn ich auch als alter Preusse u. Soldat nur noch ein freudloses Dasein zu führen vermag, heute hatte ich eine Freude! ... Sie gehören zu den nicht Vielen - die von der häßlichen Krankheit der 'Gesinnungserweichung' nicht ergriffen wurden ... Sie können sich denken, daß ich mich nachgerade an schlaflose Stunden der Nacht gewöhnen mußte, in denen man in das nächtliche Dunkel starrt u. keinen Hoffnungsstrahl für die Zukunft entdeckt. Dann summt mir ‚Das Lied der Waldfrau’ aus dem Ekkehard durch den Kopf ‚Und wir ziehen stumm ein geschlagen Heer - erloschen sind unsere Sterne.’ Oder mich beschäftigt in Gedanken - was mir einst Frau v. Spitzemberg-Varnbüler [d. i. Hildegard von Spitzemberg-Varnbüler, 1843-1914, Freundin Bismarcks und Verfasserin eines berühmten Tagebuchs über die Gesellschaft der Kaiserzeit] vertraulich aus Friedrichsruh erzählte: Der alte Fürst schaute einem Mückenschwarm zu, der in der Sonne spielte. Er sagte: ‚Wie leichtlebig - trotz ihrer Vergänglichkeit. Mit uns ist’s nicht anders.’ Fr. v. Sp. sprach natürlich von der Unmöglichkeit, das so erfolgreiche Leben mit dem hinfälligen Mückendasein zu vergleichen. Da ließ sich der Fürst einen Chamisso Band kommen u. da las sie: ‚Auf hoher Burgen Zinnen - bin ich nicht König mit Scepter u. Kron - ich bin der empörten Zeiten unmächtig bangender Sohn.’ ‚Sehen Sie das bin ich’, sagte der Fürst. Und das war in den 80ger Jahren noch vor seinem Abgang ... Die Cassandra-Augen sind doch eine furchtbare Göttergabe! In den Sattel hat er Deutschland gesetzt, aber das Reiten konnte er ihm nicht beibringen. Paul de Lagarde hatte recht wenn er gleichfalls in den 80ger Jahren sagte: 'Wenn dem deutschen Volke nicht neue sittliche Werthe zuströmen, dann muß es zu Grunde gehen'.
Die Abdankung des Kaisers war wohl die sinnloseste Gemeinheit, auf welche die radikalen Partheien verfallen konnten, aber die systematische Zerstörung des Glaubens an den Seegen der Arbeit ist doch wohl ihre verruchteste That. Goethe giebt uns einigen Trost, wenn er sagt: ‚Mit dem politischen Leben ist es so, wie mit dem Schwerkranken, der sich von einer Seite auf die andere wirft in der Meinung, so besser zu liegen.’ Werden wir uns bald auf die andere, die bessere Seite legen? Ich habe mich in meinem Volke so schwer getäuscht, so daß ich kaum noch zu fragen wage. Der sittliche Hochstand des Jahres 1914 u. der sittliche Verfall des Jahres 1918 bleiben immer ein kaum dagewesenenes Räthsel, auch wenn unser faustisches Volk wohl allein ‚himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt’ sein kann.
Gerade während ich diese Zeilen schreibe, erhalte ich einige Dankesworte des frühern Chefs des Civil Kabinets v. Berg aus Doorn ... 'Der Umzug ist am 15 erfolgt. Haus Doorn ist wenn auch nicht groß, doch sehr hübsch u. behaglich geworden. Leider, leider giebt das Befinden I. M. wieder zu ernster Besorgniß Veranlassung ... Der Kummer der letzten Jahre hat so viel Lebenskraft genommen' ... Wie nahe waren wir dem Siege. Der Petersb. Botschafter Buchanan [d. i. George William Buchanan, 1854-1924, britischer Botschafter in St. Petersburg] sagte einem kranken Kameraden von mir auf der Fahrt Finnland-Stockholm: 'wir haben den Krieg verloren', obzwar ein Amerikaner dagegen sagte: 'in Berlin bricht zwischen 1/11 u. 15/11 die Revolution aus'. Dies Gespräch fand Mitte Februar 1918 statt. Der engl. Botschafter traute der Revoltierung nicht so ganz - Er überschätzte unser Volk ...".
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