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Meissner, Alfred von
Brief 1858 an Alexander Jung
Los 2052

Zuschlag
280€ (US$ 301)

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Gegen Geibel
Meissner, Alfred von, deutsch-böhmischer Schriftsteller, dem Jungen Deutschland nahestehend, in Paris mit Heine befreundet, starb durch Selbstmord (1822-1885). Eigh. Brief m. U. "Meissner". 21/2 S. Gr. 8vo. Prag 8.XII. (1858).
An den Philosophen und Schriftsteller Alexander Jung in Königsberg, der stets in finanziellen Nöten steckte und, wie auch Meissner, um Besprechung und Anerkennung seiner Werke kämpfte. Meissner bemüht sich, Kontakte für Jung herzustellen, hier z. B. durch Empfehlung einer Gedichtsammlung Jungs an Emanuel Geibel. "... Drei Tage nach Empfang Ihres Briefes ging die Gedichtsammlung an Geibel ab. Die Verzögerung entstand dadurch, daß ich das Ms. nochmals zu Bellmann getragen hatte, mit dem Ersuchen, es nochmals & aufmerksamer zu lesen. Möchte die andere Hand, in welche die Gedichte gekommen, glücklicher sein als die meinige. Mächtiger ist sie allerdings Tausendmal! Geibel sitzt zur Rechten des Landesvaters, die Allgemeine kreist als heiliger Geist über dem Paare. Ein ganzer Chorus lobt den Herrn in der Höhe & streut Weirauch [sic]. Wem der Herr wohl will, dem wird es gut ergehen auf Erden. - Ich war ganz beschämt & doch tief gerührt als ich Ihren Artikel las. Leider bin ich in der Lage Petrowsky's, den nur ein einziger Mensch verstanden hatte. Glauben Sie nicht, daß ich für die vielen, vielen Mängel meines Buches blind bin - aber Manches darin schreiben mir doch nicht viele im heutigen Deutschland nach, & das erkannt zu sehn, wenn auch nur von Einem, freut! In meiner Hand war der Artikel todt - ich konnte doch Niemandem mein eigenes Lob zusenden -, ich habe ihn somit an Grunow (Herbig) geschickt. Auch den Verleger in eigener Sache zu manipuliren, ist schwer ... Ist Ihre Sammlung gedruckt, so will ich mit aller Kraft, die ich besitze, dazu behilflich sein dem Publicum das Verständniß dieser so eigenthümlichen & großartigen Gemüthsart aufzuschliessen ... Erinnern Sie sich des Verses, den Schopenhauer so oft citirt: Ich sah des Ruhmes heil'ge Kränze / Auf der gemeinen Stirn entweiht, schlimmer noch ist Eins zu sehn, den Genius verkannt, verlacht, in Noth & Kummer ... Haben Sie & Prof. Rosenkranz die neue Auflage zugesandt erhalten? Grun. ist nicht zu traun; er hat zu viel im Kopf." - Mit "der Allgemeinen" ist die einflußreiche "Augsburger Allgemeine Zeitung" gemeint. "Ihren Artikel": Jung hatte einen längeren lobenden Artikel über Meissners neueste Buchveröffentlichung verfaßt, den 4bändigen Roman "Die Sansara".

Meissner, Alfred von
Brief 1859 an Alexander Jung
Los 2053

Zuschlag
160€ (US$ 172)

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- Eigh. Brief m. U. "Meissner" sowie mit Adresse und Siegel. 13/4 S. Gr. 8vo. Prag 13.XI. (1859).
Gleichfalls an Alexander Jung. "... Wohl fast ein Jahr ist es her, seitdem ich zuletzt von Ihnen einen Brief erhalten. Es war in der Geibel'schen Angelegenheit ... Nun aber hält es mich nicht mehr. Ich muß wissen, was mein verehrter Freund, den ich vor einem Jahr wahrlich in trüber Stimmung zurückließ, jetzt thut & ob ihn das Leben heitrer anblickt ... Ich bin doppelt besorgt wenn Sie so schweigen! - Auch in der Presse ist's still, ich weiß nicht was das bedeutet ... Dabei eine Bitte: Ich möchte gar zu gern den Artikel, den Sie über den Roman schrieben, als eine Erinnerung von Ihnen besitzen! Zum Druck ist er leider nicht gelangt & Kuranda, dem ich dreimal darum schrieb, hat mir das Manuscript nie zurückgeschickt. Ist noch der Brouillon in Ihrer Hand o. das Blatt der Königsberger Ztg, so senden Sie es mir, oder lassen Sie eine Abschrift machen. Er war mir die größte Freude, die mir das Buch brachte & - ich hätte den Artikel gar zu gern! ...". - "Kuranda": der Publizist und Schriftsteller Ignaz Kuranda (1811-1884), Herausgeber der "Grenzboten" und der "Ostdeutschen Post".

Lot 2054, Auction  107, Meissner, Alfred von, Brief Dez. 1859 an Alexander Jung

Meissner, Alfred von
Brief Dez. 1859 an Alexander Jung
Los 2054

Zuschlag
500€ (US$ 538)

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Gegen Schiller
- Eigh. Brief m. U. "Meissner". 4 S. Gr. 8vo. Prag 3.XII. (1859).
Umfangreicher Brief an Alexander Jung in Königsberg, der ihm ein Festgedicht und eine Festrede zu Schillers 100. Geburtstag geschickt hatte. "... Ihre Festrede - & ebenso das Gedicht - ist herrlich, ich - übersättigt von allem, was ich über Schiller in letzter Zeit lesen mußte - las sie mit höchstem Interesse, als gält es einem mir ganz neuen Gegenstand & wie fühlte ich mich zu Ihnen hingezogen, wie gewann ich Sie lieb! Welch origineller Geist sind Sie, welcher Reichthum des Gemüths & der Phantasie, wie verstehn Sie's über diese Welt eine schönere Welt zu baun! Ja, wenn Schiller das wäre, was Sie von ihm sagen, wenn Schiller von Ihnen beleuchtet, der wahre Schiller wäre! Ich bewunderte nur immer Ihr schönes Gemüth, als Sie mich aufforderten, ihn zu bewundern. Denn, daß ich's Ihnen gestehe, nicht der Beifall der ganzen Welt wird mich überzeugen, daß Schiller das ist, wofür die Welt ihn hält, ein Ebenbürtiger Shakesperes oder selbst Goethes. Ich sehe Intentionen, edle Intentionen, dabei Pomp, unechten, zum großen Theil gestohlenen Flitter, Rhetorik, viel Worte, nur aber - äußerst wenig wahre Empfindung. Die ist schnell bei ihm vertrocknet ... Daß es mit Ihren Gedichten nicht vorwärts will, ist trostlos! Ich hatte viel von Geibel erwartet. Von Carrière hoffe ich gar nichts. Wenn diese Poesien für irgendjemanden nicht gemacht sind, ist es für diesen schönrednerischen Flachkopf.
Den Alfonso dächte ich sollte man doch ... anbringen können. Dem steht ja nicht der hohe Herstellungskostenpunkt im Weg wie den Gedichten. Haben Sie's mit Kohn versucht? Wo nicht, bitte ich mir den Alfonso hieher zu senden, wo ich dann nach Kräften dafür werben werde ... Sie mahnen mich, daß Hostivin [Meissners 2bändiger Roman "Der Freiherr von Hostiwin", 1855, erweitert unter dem Titel "Die Sansara", 4 Bde, 1858] nicht den Erfolg gehabt, den er nach Ihrer Überzeugung verdient. Er hat ... gar keinen Erfolg gehabt, es geht mir wie Ihnen, theurer Freund, mit den Gedichten. 'Das Wahre & Aechte würde in der Welt leichter Raum gewinnen, wenn nicht die, welche unfähig sind, es hervorzubringen, zugleich verschworen wären, es nicht aufkommen zu lassen' sagt Schopenhauer. Ich bin ignorirt ... d. h. in allen Institutionen verpönt worden, weil ich einsam bin & in keiner Clique stehe. Nur ein Mensch von Poesie, eingehender Liebe, edler, neidloser, menschlicher Gesinnung hat darüber geschrieben - Sie, und diese Kritik ist unter den Tisch geworfen worden. - Ja von Kuranda ist sie nicht zurückgekommen, er giebt vor, sie verloren zu haben! Ihr Brief jedoch gibt mir einen Gedanken, den ich selbst hätte haben sollen. Herbig will Exemplare vor Weihnachten nochmals verschicken, ich bestimme ihn, Ihre Kritik hinten andrucken zu lassen! ...
Trotz aller Melancholie fahre ich mit Schreiben fort. Ich habe ein Schauspiel 'Die Memoiren des Grafen v. Montmorency' an die Bühnen verschickt, - auch nach Königsberg - & habe die Hälfte eines Romans fertig. In der Arbeit, nicht wahr, vergisst man alles, was drückt & schmerzt, auf ein paar Stunden! Wann werde ich Ihren Roman sehn können! Fünf Bände - welche Riesenarbeit! Das wird ein Welttheil neuer Dinge sein! Nächstens will ich - für Westermann vielleicht - ein Charakterbild Ihrer Gesamtthätigkeit entwerfen. Da soll Alles zusammenkommen, was ich seit langer Zeit über Sie gedacht & für Sie empfinde ...". - Erwähnt den ihm befreundeten Königsberger Philosophen Karl Rosenkranz. - Jungs Schiller-Festrede wurde 1859 gedruckt; sein 5bändiger Roman kam nicht zustande. Meissners Schauspiel "Die Memoiren ..." sind 1859 als Manuskriptdruck erschienen.

Mörike, Eduard
Brief 1856
Los 2055

Zuschlag
2.000€ (US$ 2,151)

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Mörike, Eduard, Dichter (1804-1875). Eigh. Brief m. U. "Mörike". 1/2 S. 4to. O. O. "Samstag früh" (1856).
An einen Redakteur des "Salon", eines Beiblatts der "Frauenzeitung", der Mörike um einen Beitrag gebeten hatte. "Es thut mir herzlich leid, ... Ihren Wunsch nicht vollkommen befriedigen zu können. Ich fand durchaus nichts passendes für den Salon als etwa, wenn Sie meinen, beifolgendes lyrische Stück, dem wenigstens die Wahrheit der Empfindung nicht abgeht ...". - Mörike schickte das Gedicht "Scherz" ("Einen Morgengruß ihr früh zu bringen ..."), das in Nr. 21 des "Salon" vom 1. November 1856 erschien. - Etwas verblasste Schrift; verso kleine (alte) Ausbesserungen.

Lot 2056, Auction  107, Musil, Robert, Postkarte 1920 an O. M. Fontana

Musil, Robert
Postkarte 1920 an O. M. Fontana
Los 2056

Zuschlag
1.600€ (US$ 1,720)

Details

Musil, Robert, österr. Schriftsteller (1880-1942). Eigh. Postkarte m. U. "Ihr Musil". 11/2 S., eng beschrieben. (Berlin-Charlottenburg, 1920).
Inhaltsreiche Karte aus Berlin, wo Musil sich um die Aufführung seiner Theaterstücke "Die Schwärmer" und "Vinzenz und die Freundin bedeutender Männer" bemühte, an den Schriftsteller Oskar Maurus Fontana in Wien. "... Ich habe so lange nicht geschrieben, weil ich weder mit Ihren, noch mit meinen Angelegenheiten weitergekommen bin. Bei mir dreht sich ... alles um die Aufführung, aber es dreht sich eben unaufhörlich; nach dem Stand in diesem Augenblick soll sie im Februar stattfinden, auf der Tribüne und mit [Berthold] Viertel oder [Karl Heinz] Martin. Für die Komödie habe ich bloß mit [Leopold] Jessner eine Verbindung angeknüpft, aber auch noch sehr hypothetisch. - Ihre Novellen habe ich erst dieser Tage bei [Rudolf] Leonhard durchgeschleust, er hatte zuviel Rückstände und kam zu jeder Zusammenkunft statt mit einem Bescheid mit einer Entschuldigung. Nun hat er sie aber gestern dem Verlag empfohlen und morgen rufe ich diesen an, um selbst mit den Herrn zu sprechen. Ich werde Ihnen darüber berichten, nur ist die materielle Seite so undurchsichtig, daß Sie den Abschluß wohl selbst und am besten persönlich werden machen müssen ... Wenn Sie [Béla] Balasz sehn, entschuldigen Sie mich bitte bei ihm. Für 'meinen' Aufsatz konnte ich noch gar nichts tun und mit dem Essayband bin ich bei der Leonhardschen Langsamkeit auch noch nicht weitergekommen ... Eine Bitte; Ich weiß nicht, ob die Manipul. der S.Kl. II noch genügend Unterschriften für meine Gehälter hat; bitte fragen Sie nach; ich hoffe, in 14 Tagen spätabend in W. zu sein ...". - Mit zusätzlichem Gruß von Martha Musil. - Beide genannten Stücke Robert Musils wurden erst mit großer Verspätung an kurzlebigen Berliner Bühnen aufgeführt: "Vinzenz" am 4. Dez. 1923 von Berthold Viertels Ensemble "Die Truppe" im Lustspielhaus, "Die Schwärmer" sogar erst am 3. April 1929 unter der Regie von Jo Lhermann im "Theater in der Stadt". Mit den "Novellen" Fontanas ist möglicherweise die Sammlung "Empörer" gemeint, die 1920 bei E. P. Tal in Wien erschien. Rudolf Leonhard (1889-1953) war Lektor im Verlag "Die Schmiede". - Die Textseite mit Stempelspur.

Musil, Robert
Postkarte 1922 an O. M. Fontana
Los 2057

Zuschlag
1.400€ (US$ 1,505)

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- Eigh. Postkarte m. U. "Ihr Robert Musil". 11/2 S., eng beschrieben. (Berlin-Charlottenburg) 19.XII.1922.
Gleichfalls an Oskar Maurus Fontana. "... Ich renne wie ein Billardball in Berlin umher, um in den verschiedenen vitalen Angelegenheiten den Horizont etwas aufzuhellen, und vieleicht findet sich auch noch irgendein Weg, der nicht gerade der letzte ist. Die Novellen habe ich D[er]. Sch[miede]. gegeben und entsprechend in die Trompete geblasen; und zwar gleich gegeben, aber heute erst sind sie, wie ich nachschreibend feststellte, in die Hand [Rudolf] Leonhards gekommen; morgen oder übermorgen rede ich wieder mit ihm. Ich setze aber nicht viel Hoffnung auf den Verlag, der die Ehre, gedruckt zu werden, allzu hoch einschätzt und nur ein paar hundert Exemplare voraus honorieren will. ... Für E. habe ich D[ie]. Sch[miede]. so gut es ging interessirt; aber ich halte es für besser, wenn wir zuerst Ihren Weg versuchen, da ich wie gesagt von D[er]. Sch[miede]. nicht allzuviel erwarte. Außerdem dürfte ich ja im Januar wieder hier sein u. könnte dann die Sache hier betreiben, während Sie die Zwischenzeit nutzen. Ich habe mich über unsre Übereinstimmung sehr gefreut! - Schwärm[er] voraussichtlich Ende Januar. Wann ich nach Wien komme, weiß Gott; aber ich möchte bald ...". - Rudolf Leonhard war Lektor des Verlags "Die Schmiede". - Die Textseite etwas tinten- und stempelfleckig.

Lot 2058, Auction  107, Nestroy, Johann Nepumuk, Brief 1858

Nestroy, Johann Nepumuk
Brief 1858
Los 2058

Zuschlag
3.000€ (US$ 3,226)

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Nestroy, Johann Nepomuk, österr. Bühnenautor, Schauspieler und Theaterdirektor, einer der geistreichsten Satiriker der Theatergeschichte (1801-1862). Eigh. Brief m. U. "J. Nestroy". 1 S. Gr. 4to. Wien 17.VIII.1858.
An einen Herrn. "... Nach genommener Rücksprache mit Herrn Ascher erlaube ich mir an Euer Wohlgeboren die Bitte zu stellen, mich - wenn es Ihre Zeit gestatten sollte, - diesen Abend zwischen 6 und 7 Uhr mit Ihrem Besuche gütigst beehren zu wollen ...". - Am folgenden Tag endete das Gastspiel des in Berlin engagierten Schauspielers Anton Ascher (1820-1884). - Obermaier 177. - Briefe Nestroys sind selten, da er sich ungern mit Korrespondenz beschäftigte. Trotz seiner mehr als 40jährigen ausgedehnten Tätigkeit als gefeierter Autor, Schauspieler und Direktor sind nur 230 Briefe bekannt. - Geringfügige Knitterspuren und kleine Randläsuren.

Raimund, Ferdinand
Signiertes Gedichtmanuskript 1828
Los 2059

Zuschlag
4.200€ (US$ 4,516)

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Raimund, Ferdinand, österr. Schauspieler und Bühnenautor, wichtigster Vertreter des romantischen Zauberspiels und Besserungsstückes (1790-1836, starb durch Selbstmord). Eigh. Gedichtmanuskript m. U. "Ferdinand Raimund". 2 S. (Innenseiten eines Doppelblattes). 8vo. O. O. 1828.
"Rhrapsodie" [sic]. Titel und 54 Zeilen. Vollständige und signierte Niederschrift des Gedichtes, das in der Ausgabe "Sämtliche Werke" (München 1960) unter dem Titel "Der Menschenfeind (Monolog eines ungerecht Verfolgten)" und mit dem Datum "Weidling am Bach, am 5. Mai 1828" gedruckt ist. Der Verfasser erträumt sich die Welt als "unermessnes Meer", aus dem "kahl und unbelaubt" ein hoher Fels hervorragt. "... Und auf ihm, so spricht mein Traum, / Stünd ein ungeheurer Baum, / der so ewig fest verzweiget, / Daß die Windsbraut ihn nicht beuget. / An den Ästen, fruchtbehangen, / Müßte stolz die Menschheit prangen!! / Und beseelt von Rachefeuer / Als ein riesig Ungeheuer, / Möcht ich solcher Welt zum Beben / Zwischen Meer und Himmel schweben. / Dann! mit stahlbenervten Armen / Würde ich ohn all Erbarmen / Diesen Baum mit Macht erschüttern, / Bis daß fielen all die bittern, / All die faulen Früchte ab. / Und das Weltmeer würd ihr Grab. / Nur die Edlen glänzten oben, / Um des Baumes Saft zu loben, / Der blos kern'ge Frucht besitzt / Und verlor was ihm nicht nützt ...". - Das vorliegende, ebenfalls "1828" datierte Manuskript weicht in kleinen Details - außer der modernisierten Schreibung - von dem genannten Druck ab; so heißt es z. B. dort: "Und mit Myriaden Augen / Wollt ich diesen Anblick saugen! / Doch wo bist du, eitler Traum -? / Luftverronnen ist der Baum", während in unserem Manuskript steht: "Und mit Miriaden Augen / Wollt ich diesen Anblick schauen - / Doch - wo bist du eitler Traum / Luftverronnen ist der Baum ...". - Das Gedicht mit dem Wunsch, den schlechten Teil der Menschheit zu vertilgen, entstand wohl in Zusammenhang mit dem Zauberspiel "Der Alpenkönig und der Menschenfeind"; es hätte aber wohl in seiner Radikalität die Zensur nicht passiert und wurde vielleicht deshalb nicht in das Stück aufgenommen. - Sehr selten.

Lot 2060, Auction  107, Rilke, Rainer Maria, Brief 1899 an Ernst von Wolzogen

Rilke, Rainer Maria
Brief 1899 an Ernst von Wolzogen
Los 2060

Zuschlag
3.500€ (US$ 3,763)

Details

"in der Stille mich auszubreiten über die Dinge"
Rilke, Rainer Maria, Dichter (1875-1926). Eigh. Brief m. U. "Rainer Maria Rilke". 4 S. Gr. 8vo. Schmargendorf bei Berlin, Villa Waldfrieden, 17.IX.1899.
Früher und sehr umfangreicher Brief an Ernst von Wolzogen in München. Rilke entschuldigt sich, daß er so lange geschwiegen habe, aber: "... unter Zeit und Firniß leuchten Ihnen in den allen Farben meine Sympathie und meine Ergebenheit entgegen." Er habe nun wieder zwei kleine Bitten "zu Gunsten Anderer": "... Es handelt sich einmal darum, der Gräfin Franziska Reventlow irgendeinen Verleger anzurathen. Sie kennen sie dem Namen nach gewiß. Sie hat eine Menge für den Langen'schen Verlag übersetzt und hat von dem spärlichen Erwerb, der ihre Nächte wie ihre Tage in Anspruch nahm, sich und ihr Kind mit einer Froheit und Muthigkeit durchgeschlagen, die mir immer noch als ein Wunder erscheint. Bedrängt von den ärgsten Verhältnissen, von dem eigenen Leiden oft und oft gefährdet, hat sie mit beiden Händen das Leben hochgehalten, das liebe und freundige Leben, das sie in jeder Minute anerkennt und zu dem sie 'Ja' sagt mit jeder Geberde ihrer mütterlichen Tapferkeit. Sie hat nach vielem Übersetzen neuerdings Lust zu eigener Arbeit bekommen und bedürfte nun des Rathes ...
Das andere ist weniger mühsam: Im Vorjahr hatten wir hier in der 'Urania' einen überaus interessanten Theaterabend: Maeterlincks 'Intérieur' wurde mit ganz einfachen Mitteln, ganz in seinem Geiste, in dem intimen Hause des winzigen Theaters an der Invalidenstrasse aufgeführt. Es war ein festliches Zusammenkommen von Gästen, welches sich von dem üblichen Premierenwesen schön unterschied, und was auf der Bühne geschah, war eine mächtige Zusammenfassung der Anwesenden ... Derjenige, welche die Aufführung veranstaltet hat, Herr Dr. Martin Zickel, kommt heuer (nicht ganz freiwillig, d. h. als Einjährig-Freiwilliger) nach München und würde sich glücklich schätzen, in Ihrem lieben gastlichen Hause vorsprechen zu dürfen ... Ich kenne Dr. Zickel nicht persönlich und habe nur in brieflichem Verkehr mit ihm gestanden, glaube aber, Ihnen denselben als einen Mann von Geschmack und Begabung anempfehlen zu können ... Ich glaube überdies, daß Dr. Zickel, der für diesen Winter (ehe das Loos ihn traf) einige feine Theaterabende mit Maeterlinck, Wedekinds 'Kammersänger' etc. vorbereitet hat, viel theatertechnisches Geschick hat und Ihnen in der Inszenierung irgendwelcher neuen Dinge eine gute Hilfe sein wird ... Uns, hier in Berlin, geht mit Zickel die letzte Hoffnung davon, in diesem Winter einen besonders feinen Bissen zu bekommen; denn selbst was das Deutsche Theater [unter Leitung von Otto Brahm] bringt, wird durch das ganze Unwesen einer solchen Première für mein Gefühl stark störend beeinflußt. Wollte Gott unsere Theater wären wie unsere Kunstsalons. So unconventionell, so geschmakvoll, so rücksichtlos geschmakvoll! ...". Erinnert an den letzten Brief des Adressaten vor zwei Jahren. "... Ich war indessen nicht träge. - Nächstens kommt ein Buch, welches ich Ihnen senden werde - vielleicht finden Sie mich darin so, wie Sie mich einmal gewollt haben. - Ich war viel unterwegs. In Italien und lange in Russland. Überall kam mir ein Stück meiner selbst hinzu, und ich habe keinen Wunsch, als so in der Stille mich auszubreiten über die Dinge, so daß sie alle in meinen Grenzen stehen, will sagen: in meiner Liebe ...". - Vgl. Schnack, Rilke-Chronik, Neuausgabe S. 97.

Lot 2061, Auction  107, Rilke, Rainer Maria, Brief 1922 an Börries von Münchhausen

Rilke, Rainer Maria
Brief 1922 an Börries von Münchhausen
Los 2061

Zuschlag
3.600€ (US$ 3,871)

Details

Gegen Anthologien
- Eigh. Brief m. U. "Rilke". 41/2 S. 4to. Château de Muzot (Schweiz) 14.IX.1922.
Umfangreicher Brief an den Balladendichter Börries von Münchhausen, der die Herausgabe einer Anthologie zur Förderung junger Dichter angeregt und Rilke zu sich eingeladen hatte. Rilke antwortet, er habe sich in seinen Urlaubsort im Berner Oberland ausnahmsweise keine Post nachsenden lassen, um einmal "abschalten" zu können. "... Ohne diese Ausnahme hätte Ihr freundlicher und lebhafter Vorschlag (schon weil ich mich freute, einmal wieder von Ihnen angerufen zu sein!) raschere Erwiderung gefunden: zu bedenken hatte ich ihn keinen Augenblick, leider wußte ich sofort, daß ich ihn in keiner Weise in Betracht nehmen kann. Es würde ein zu langes Capitel abgeben, wollte ich Ihnen erzählen, was ich alles gegen Anthologien einzuwenden habe; (wo ich etwa in eine gerieth, wars immer - oder doch seit fünfzehn Jahren! - ohne oder völlig gegen meinen Willen): so wäre ich der Letzte, dergleichen Unternehmung hervorzurufen, sei es auch in der rühmlichsten und angenehmsten Verbindung. Dazu theile ich auch nicht Ihre Meinung, daß es jungen Menschen heute noch, wie vor zwanzig Jahren, schwer sei, für ihre lyrischen Versuche einen Verleger (fast hätte ich gesagt: Unternehmer) zu finden - und auch den Leser für Lyrisches braucht man nicht mehr so ängstlich zu suchen ... Jemand wahrhaft Gültigen zu 'entdecken', wäre freilich aller Mühe werth, aber die Manuskripte sind gewiß, ebenso zu Ihnen wie zu mir, auch unterwegs, ohne daß wir Ihnen anthologische Aussichten versprechen; und Sie wissen so gut wie ich, daß es, in den meisten Fällen, leider ein verlegenes Geschäft ist, sie zurückzugeben. - Welche Überraschung, Sie mit Prosa beschäftigt zu denken! Übrigens las ich Ihrige Prosa, eben, im 'Litterarischen Echo', diese ausgezeichneten eindringlichen Aufsätze über die Meisterballade, von der ja allerdings niemand so vom Grunde her mitwissend zu sprechen berufen und befähigt ist, wie Sie ...". Bedankt sich für Münchhausens Gastfreundschaft, die er gern einmal genießen würde (Münchhausen bewohnte bekanntlich die Burg Windischleuba). Aber: "... Vor der Hand sitze ich - mitten in dieser erhabenen und dabei doch sanften Landschaft des Wallis - in einem alten Thurm, den ein schweizer Freund, solang ich ihn brauchen mag, zu meiner Verfügung gestellt hat: dieser Vergünstigung verdank ich - nach vielen unruhigen und verstörten - einen gesammelten und aus reiner Sammlung ergiebigen Winter, und sähe gern, wenn es ginge, noch einen ähnlichen vor mir ...". - In diesem Winter waren die "Duineser Elegien" vollendet worden und die "Sonette an Orpheus" entstanden.

Lot 2063, Auction  107, Rilke, Clara, Brief 1951

Rilke, Clara
Brief 1951
Los 2063

Zuschlag
500€ (US$ 538)

Details

- Rilke, Clara (geb. Westhoff), Ehefrau des Dichters, Bildhauerin und Malerin (1878-1954). Eigh. Brief m. U. "Clara Rilke" und Umschlag. 6 S. auf 3 Bl. Gr. 4to. Fischerhude 18.I.1951.
An die Bibliothekarin und Rilke-Spezialistin Ingeborg Schnack in Marburg, die Clara Rilke zur Mitarbeit an einer Veröffentlichung über Schriftsteller in Marburg und Hessen aufgefordert hatte. "... ich kann Ihnen nur schreiben, dass ich eine ganz besonders schöne Erinnerung habe - an die Zeit bei der Gräfin Schwerin in Friedelhausen, von wo aus wir den Ausflug nach Marburg machten ... aber es ist schwer Einzelheiten aufzuschreiben - obwohl ich deutlich erinnere, wie wir oben vor der schönen Kirche standen und weit übers Land schauten und die Erzählung von der heiligen Elisabeth ... hörten und uns so fest alles vorstellen konnten, was mit dem Bau dieser Kirche zusammenhängt ... Briefe [von Rilke] wird es auch keine geben - da ich ja mit in Marburg und Friedelhausen war - also in der Zeit keine Briefe bekommen habe ... Ich ... spreche aber Ruth [ihre Tochter] - wenn auch nur kurz - und werde mit ihr alles überlegen und sehen, was sie dazu sagen kann ... noch eine Frage: werden die Cézanne-Briefe bald gedruckt? Ich werde oftmals darum gefragt - habe damals manchmal daraus vorgelesen ...". - Beiliegend die gedruckte Visitenkarte Rainer Maria Rilkes als Schüler der k. und k. Militär-Realschule: "René Rilke. Zögling des IV. Jahrganges d. k. und k. Militär-Realschule zu St. Pölten" (1889/90). - Sehr seltenes kleines Dokument aus Rilkes Schulzeit.

Salus, Hugo
Konvolut Manuskripte, Briefe und Karten
Los 2067

Zuschlag
150€ (US$ 161)

Details

Salus, Hugo, deutsch-böhmischer Lyriker und Erzähler, lebte als Arzt in Prag (1866-1929). Sammlung von 12 eigh. Manuskripten, 2 eigh. Brief-Karten, 4 eigh. Postkarten und 1 eigh. Vis.-Karte m. U. "Hugo Salus". Zus. ca 22 S. Kl. 8vo - gr. 4to. Prag 1908-1922.
Inhaltsreiche Sammlung mit vielfältigen Einblicken in Salus' Schaffen und Denken. Die 5 Prosa-Manuskripte (davon 2 in Briefform als Antwort auf Zeitungsumfragen) behandeln die Gründung eines "Deutschen Kunstvereins" (1908), die Zukunft der Ehe, seinen Novellenband "Schwache Helden" (1908, mit wichtigen Betrachtungen zum eigenen Schaffen), die Freilichtbühnen-Bewegung sowie die Wirkung moderner und historischer Stoffe im Theater. Die 7 Gedichte sind betitelt Schneeabend, Die ideale Braut, Leitspruch, Sinnbild der Bildung, Junggesellenspiegel, Arbeitspsalm und An Gerhart Hauptmann. Alle Manuskripte sind signiert. Die Brief- und Postkarten, an verschiedene Adressaten gerichtet, kommentieren z. T. die eigenen Werke, darunter die Komödien "Susanna im Bade" und "Das Denkmal des Homer" sowie einige Gedichte. - Die meisten Teile gelocht. Beiliegend 3 Zeitungsausschnitte mit Gedichten und Prosa von Salus.

Schaukal, Richard von
Postkarte 1920 an Kubin + Beigabe
Los 2068

Zuschlag
120€ (US$ 129)

Details

An Alfred Kubin
Schaukal, Richard von, österr. Lyriker, Erzähler und Essayist (1874-1942). Eigh. Postkarte m. U. "Dein alter Richard Sch.". 11/2 S. Wien 23.IX.1920.
An den Zeichner und Illustrator Alfred Kubin in Zwickledt, den er für seinen Sohn, den späteren Maler und Volksbildner Johann Wolfgang von Schaukal (1900-1981), um ein Zeugnis bittet. "... habe die Güte, Johann Wolfgang, der durch Freunde ein Gesuch um Aufnahme an die Akademie in Stockholm eingereicht hat, wo dermalen ein begabter Gleichstrebender auf ein paar Monate unterkommt, eine Bestätigung seiner künstlerischen Gaben auszustellen. Ganz kurz und formlos. Ob ich übrigens tatsächlich seinen Wunsch erfülle u. ihn jetzt - bis Weihnachten - nach Schweden lasse, wo er bereits freudig erwartet wird, steht noch dahin. Ich habe zu große Sorge. Vielleicht ist das Gefühl Unrecht. Aber ich hätte ihn - der bisher brav Chemie studiert hat - lieber, tausendmal lieber hier. Er erwartet sich m. E. auch zu viel von dort ... In Wien herrscht das Chaos. Stimmung mühsam ...". - Dabei: Will Scheller, hessischer Schriftsteller, auch Stefan-George-Biograph (1890-1937). Eigh. Brief m. U. "Will Scheller". 1 S., eng beschrieben. Gr. 4to. Kassel 9.X.1922. - Gleichfalls an Alfred Kubin, dem er ein neues Illustrationsprojekt anbietet, mit der Bitte, sich bei Verlegern dafür einzusetzen. "... Ich schrieb Ihnen ja schon gelegentlich von meinem phantastischen 'Traumbuch', eine größere, skurrile Erzählung in Ihrem Sinne. Das Manuscript hat augenblicklich H. H. Ewers, der immer ein freundschaftliches Interesse betätigt hat. Er findet die Geschichte teilweise so grandios, daß er sie unterbringen will. Das heißt, er schickt das Manuscript heute an den Georg Müller Verlag und schreibt einen Brief dazu, der alles enthält, was im Augenblick zu sagen ist. Ich möchte Sie nun dringend bitten, auch Ihrerseits einen Brief, adressiert an die Herren Neuhöfer und Winand, zu schreiben, in dem Sie mich und das Buch empfehlen. Ich weiß, daß Ihr Wort bei den maßgebenden Persönlichkeiten viel gilt ... Es handelt sich allerdings um eine Lebensfrage: es geht mir wirtschaftlich so schlecht, daß ich den Zeitpunkt erschreckend schnell herannahen sehe, wo ich gezwungen bin, die Feder wegzulegen und irgendwo im Beamtentum, beim Militär oder in der Industrie zu verschwinden und nichts mehr zu sein als eine Miasme wie Millionen andre Menschen dieser Zeit. Das wäre wahrscheinlich geistiger Tod. Aber könnte der leibliche etwas nützen? Kaum. Dem Geist gewiß nicht ... Letzthin las ich Nervals Erzählungen, bei der Gelegenheit auch Ihre Ausgabe der 'Aurelia', die mich wieder wundersam ergriff ... Über Ihr Schaffen hoffe ich in Karlsruhe, Braunschweig und hier etwas sagen zu können, bald, wenn nicht wieder Hunger oder gar Kälte dazwischen kommen ...". - Das Buchprojekt kam offenbar nicht zustande; Scheller beschränkte sich fortan weitgehend auf biographische und lokalhistorische Veröffentlichungen. Ein Gedichtband erschien 1933 als sein letztes Buch.

Lot 2070, Auction  107, Schefer, Leopold, Brief 1836 + Beigabe

Schefer, Leopold
Brief 1836 + Beigabe
Los 2070

Zuschlag
170€ (US$ 183)

Details

Schefer, Leopold, Schriftsteller und Komponist, Generalverwalter der Güter des Fürsten Pückler (1784-1862). Eigh. Brief m. U. "Leopold Schefer", Adresse und Siegel. 1 S. 4to. Muskau 26.X.1836.
An W. Lembert (d. i. Wenzel Tremler), Wiener Bühnenautor, Schauspieler, Ober-Inspizient und Konsulent des Burgtheaters (1788-1851), der ihn um Beiträge für ein Periodikum ersucht hatte. "... Ihren gut empfangenen Brief vom 12. October ... hätten Sie mir eben so im Julj: wirksam geschrieben! Was kann ich in der etwas sehr kurzen Frist thun, und wenn noch - so habe ich mich ohnlängst durch schriftlichen Akkord zu Vollendung eines grossen dreybändigen Werkes bis nächste Ostern gebunden ... Dies hindert mich leider, sehr leider, jetzt ein Wort zu geben ... Der Fürst [d. i. Hermann Fürst von Pückler] ist jetzt auf dem Wege nach Aegypten und in diesen Tagen wahrscheinlich schon dort angekommen. Jetzt ist nichts Disponibles da, ich will Sie aber nicht vergessen. Ich rathe Ihnen aber auch, sich persönlich an Ihren Ritter Prokesch von Osten zu wenden, der, wie Sie bald sehen werden, immer reichhaltiger als Schriftsteller auftritt, sehr gefällig und nicht klamm mit Mspt ist. Von mir erscheint jetzt im Taschenbuch Helena die Novelle 'Das grosse deutsche Musikfest', die ich Ihnen empfele, so wie mein Laienbrevier, von welchem jetzt bald die IIte Auflage erscheint ...". - Das zweibändige "Laienbrevier", zuerst 1834-1835 erschienen, wurde Schefers bekanntestes Buch. - Dabei: Ernst Frhr von Houwald, Standesherr in Straupitz, Erzähler, Dramatiker und Kinderbuch-Autor (1778-1845). Eigh. Brief m. U. "Houwald", Adresse und Siegel. 1 S. 4to. Sellendorf 16.III.1820. - An K. G. Th. Winkler, Publizist, Hofrat, Dramatiker und Hoftheater-Sekretär. Dankt ihm für "das herrliche Gedicht 'Das alte gute Lied!', das Sie, mein geliebter Freund, allen mitfühlenden Herzen geschenkt haben. Ich kenne keines der vielen neuen gepriesenen Lieder, das ich diesem nur entfernt an die Seite stellen möchte. Wie muß Ihnen so wohl und fromm ums Herz gewesen sein, als Sie es dichteten! Solche Klänge sagen es unwiederruflich wer ein wahrer Dichter ist ...". - Winkler gehörte dem in gefühlsseligen Versen schwelgenden "Dresdner Liederkreis" an.

Lot 2071, Auction  107, Schiller, Friedrich von, Brief 1800 an Crusius

Schiller, Friedrich von
Brief 1800 an Crusius
Los 2071

Zuschlag
11.200€ (US$ 12,043)

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Schiller, Friedrich von, der große Dichter (1759-1805). Eigh. Brief m. U. "Schiller" sowie mit Adresse und Siegel. 2 S. 4to. Weimar 25.XII.1800.
An seinen Verleger S. L. Crusius, "berühmter Buchhändler in Leipzig". Über den Neudruck seiner "Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der Spanischen Regierung", die in einer "wohlfeilen" und einer besseren Ausgabe erscheinen sollte. "Gegen die Einrichtung des Drucks unserer Niedl. Geschichte habe ich nichts zu erinnern; nur wünschte ich daß der größere Theil der Auflage auf gutem Schreibpapier gemacht würde, auf welchem sich dann auch die Schrift besser ausnehmen wird. Ueber den Columnen kann, zur linken Hand des Lesers stehen Niederländische Revolution: zur rechten Hand Erstes Buch oder Zweites u. s. f. - Schönere Portraite der zwey Helden, als im Meteren, kenne ich nicht; es ist diß aber auch nicht nöthig, weil ein geschickt. Zeichner die Kunst verstehen muß, aus einem schlechten Portrait ein ähnliches Gutes zu machen. Zudem kommt es bei diser Gelegenheit auf eine strenge Aehnlichkeit ohnehin nicht an. Wenn es bei dem Druck und Format bleibt, welches der Probebogen zeigt, so wird das Werk zwei volle Alphabethe stark werden, und eher einen Bogen darüber als darunter enthalten. - Noch wollte ich bitten, daß von den zu stechenden Köpfen eine Anzahl braun abgedruckt würde; viele lieben es und der Stich wird dadurch anmuthiger fürs Auge. Es ist dieß bei dem Kopf der Königin Elisabeth in Spanien in der ersten Edition meines Carlos bei Göschen geschehen ...". - Der Holländer Emanuel van Meteren verfaßte mehrere Werke zur niederländischen Geschichte; die für Schiller wohl maßgebliche deutsche Version erschien 1669 in Frankfurt unter dem Titel "Eigentlich und vollkomene Beschreibung des Niederlendischen Kriegs". Die bessere Ausgabe von Schillers "Geschichte ..." enthielt in Bd I das Porträt des Grafen Egmont, in Bd II das Porträt Wilhelms I. von Oranien, beide gestochen von J. G. Schmidt in Dresden. - Einige Stichworte vom Empfänger mit Rotstift angemerkt.

Lot 2073, Auction  107, Schnitzler, Arthur, Signiertes Gedichtmanuskript

Schnitzler, Arthur
Signiertes Gedichtmanuskript
Los 2073

Zuschlag
1.900€ (US$ 2,043)

Details

Schnitzler, Arthur, österr. Dramatiker und Erzähler (1862-1931). Eigh. Gedichtmanuskript m. U. "Arthur Schnitzler". 2 S. (Doppelblatt). 4to. (Wohl Wien um 1930).
"Am Flügel". 8 Strophen zu je 4 Zeilen. Die erste und die letzte Strophe lauten: "Da sitz' ich im wohlbekannten Gemach / Und spiele die alten Walzer und Lieder; / Doch find ich die alten Töne nicht wieder. / Da laß ich das Spielen und sinne nach ... Vergebens heut in den alten Tasten / Such ich den süßen geliebten Ton. / Es ist ein dummer Klimperkasten - / Wahrscheinlich war er's damals schon."
Eigenhändige Gedichte Schnitzlers, zumal signiert, sind sehr selten.

Schubin, Ossip
Konvolut von 11 Autographen
Los 2074

Zuschlag
3.800€ (US$ 4,086)

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"das Elend braucht einen Vertreter in der deutschen Literatur"
Schubin, Ossip (d. i. Aloisia Kirschner), vielgelesene Romanschriftstellerin (1854-1934). Sammlung von 8 Briefen (4 eigh., 4 diktiert), 1 Briefkarte, 1 eigh. Postkarte und 1 eigh. Visitenkarte. Zus. ca. 35 S. Verschied. Formate. 1889-1895.
Die meisten Schreiben an den Schriftsteller John Henry Mackay in Berlin. Inhaltsreiche Briefe über beiderseitige Bücher, in denen die Autorin über Idealismus und Naturalismus mit Mackay diskutiert. Nachdem Mackay ihr seinen "Fortgang. Der 'Dichtungen' erste Folge" gesandt hat, bekennt sie, "daß mich Ihre literarische Individualität lebhaft interessirt; u. - daß ich wünschte, Sie würden mit der Zeit den echten u. noblen Idealismus vom falschen und verächtlichen unterscheiden lernen. Der falsche Idealist ist ja ganz wie Sie es annehmen, ein willkürlich Blinder der einen platten Euphemismus der ehrlichen Wahrheit vorzieht. Aber all dieser ... Heuchelei steht der echte Idealist himmelweit fern. Der echte Idealist ist ... aber es steht ja in Boris Lensky was der echte Idealist ist; im Anfang des 5ten Buches stehts. Sie müssen sich, um meine unmaßgebliche Ansicht drüber zu erfahren, gedulden, bis das Buch erschienen ist [2.II.1889] ... Das Elend braucht einen Vertreter in der Deutschen Literatur-; das Publicum darf nicht mehr gegen alles seine zarten Nerven angreifende 'Unaesthetische' im allgemeinen Menschenverband die Augen schließen - damit stimme ich ganz mit Ihnen überein. Ich freue mich, daß Sie so muthig zugreifen und Ihren neuen eigenen Weg gehen. Man hat so lange in Deutschland Romane mit Rosenwasser u. Pommade geschrieben, daß es einem wol thut, wenn man endlich jemandem begegnet, der die Feder in Thränen u. Galle taucht. Aber - um Gottes willen - mehr Thränen u. weniger Galle, etwas Sympathie, Mitleid mit der armen gequälten Menschheit, nicht gar so viel Bitterkeit u. Ekel ..." [4.VI.1889]. - Der erwähnte Roman "Boris Lensky" von Ossip Schubin erschien 1889 in 3 Bänden. - Bei einem Brief ist die Unterschrift herausgeschnitten; bis auf zwei Ausnahmen alle Teile gelocht.

Sieburg, Friedrich
Brief 1958
Los 2075

Zuschlag
60€ (US$ 65)

Details

Sieburg, Friedrich, Schriftsteller und Publizist, Träger zahlreicher Preise und Auszeichnungen (1893-1964). Brief m. U. "Friedrich Sieburg". 1 S. Quer-gr. 8vo. Gärtringen (Württ.) 24.V.1958.
An Herrn "Gosch", d. i. wahrscheinlich der Berliner sozialdemokratische Publizist Walter Georg Oschilewski (1904-1987), der das Pseudonym "Walther Gosch" benutzte. Sieburg bedankt sich für dessen "interessanten und ausführlichen Brief ... Ich hoffe, demnächst näher auf Ihre Gedankengänge eingehen zu können. Einstweilen möchte ich Ihnen sagen, wie sehr mich Ihr Glückwunsch zu meinem Geburtstag gefreut hat. Ich bin auch sehr froh, in Ihnen endlich den Geber des bronzenen Kreuzes der Ehrenlegion zu entdecken, das mir vor einiger Zeit als Zeichen des Dankes für meinen 'Napoleon' von einem ungenannten Leser zugegangen ist. Das Stück hat mir große Freude gemacht und seinen Platz in meiner Sammlung großer und kleiner Kuriositäten gefunden ...". - Offenbar waren sich beide Publizisten nicht besonders sympathisch. - Gelocht.

Lot 2076, Auction  107, Shaw, George Bernard, Porträtfoto-Postkarte 1925

Shaw, George Bernard
Porträtfoto-Postkarte 1925
Los 2076

Zuschlag
600€ (US$ 645)

Details

Shaw, George Bernard, irisch-britischer Dramatiker, Satiriker, Kritiker und Politiker, Nobelpreisträger (1856-1950). Eigh. Porträtfoto-Postkarte m. U. "Shaw". 1/2 S. (Welwyn, Herts, 5.VI.1925).
An Charles McCroy in Bath, der ihm offenbar geliehenes Geld zurückerstattet hatte. "What extravagance! I had forgotten all about it; and it is quite wasted, as I am full of money. Also, I regret to say, of influenza. - C. C. intimates that he bears no malice, and is prepared to be forgiven." - Die von Dorothy Hickling signierte Orig.-Photographie zeigt den Satiriker im Brustbild, den Kopf nach rechts lächelnd zum Betrachter gewandt. - 2 Knickfalten.

Stammbuch
eines Herrn von Bludowsky in Jena
Los 2077

Zuschlag
1.800€ (US$ 1,935)

Details

Stammbuch eines Herrn von Bludowsky in Weimar und Jena. 5 Bl. Register und 282 (statt 300) gez. Seiten, davon 152 beschrieben oder illustriert. Mit 3 Deckfarbenmalereien und 1 Bleistiftzeichnung sowie 2 Rötelzeichnungen mit Stadtansichten von Jena auf den Innendeckeln. Quer-8vo. Brauner Lederband d. Z. (Rückendefekte, berieben, Wurmspuren) mit Resten von Blindprägung sowie mit Goldschnitt. 1730-1759.
Reich gefülltes Stammbuch eines jungen Adligen, der sich offenbar von 1730 bis 1731 in Weimar aufhielt, dann nach Coburg und für längere Zeit nach Jena wechselte, bis er sich wohl endgültig in Orlau niederließ. Weitere Beiträge sind in Breslau, Pirna und Leipzig eingeschrieben. Mit Gedicht- und Prosa-Beiträgen auf Deutsch, Französisch und Latein, ganz überwiegend von Adligen, die aber nicht unbedingt als Studenten kenntlich sind, obwohl sie den Inhaber öfter als "Bruder" anreden, sondern sich häufig als Offiziere dem Album anvertrauen. Vertreten sind die Adelsfamilien von Schönburg, Mellin, Tschammer, Koppy, Kauffungen, Werther ("Haubtmann von Styrerischen Dragoner Regiment"), Rotenhan, Cochenhausen, Woltersdorff, Götze, Benckendorff, Studniz, Löwenstein, Rheinbaben, Berlichingen und viele andere. Unter dem Pseudonym "Nicander" schreibt ein Jenenser "Freund und Bruder" den Vierzeiler: "Hübsche Mädgen sind erschaffen / Nur vor Pursche nicht vor Pfaffen / Drum so lieb ich diesen Orden / Sonst wär ich kein Pursche worden." Es scheint sich also um eine Art studentischer Verbindung zu handeln. Einige Beiträger sind in ihrer Funktion zu identifizieren: So stammt eine Weimarer Eintragung vom 17.III.1730 von Johann Caspar Müller (1675-1753), Hofrat und Leibarzt des Herzogs von Sachsen-Weimar. Ebenfalls 1730 ist der Weimarer Kantor, Schriftsteller und Gymnasiallehrer Adolph Friedrich Labes mit mehreren Verwandten vertreten. Am 8. April 1732 schreibt sich Etienne de Fest ein, "Maître ès arts de La Faculté de Paris, et professeur public au collège Académique de Coburg". Schließlich sei noch "Jean George Blanquenbourg" (wohl Johann Georg Blankenburg) genannt, der 1733 als "Maître de Dance à la Cour d'Eisenach" firmiert. - Die Gouachen zeigen eine Landschafts- und zwei (eine sehr kleine) Wappendarstellungen. Entsprechend der großen Zahl der Beiträge aus Jena tragen der vordere und der hintere Innendeckel je eine Ansicht der Stadt Jena in roter Federzeichnung von C. Junghans: "Prospect Des Jenischen Marcks" und "Jena Musarium Salanarium Sedes". - 9 Bl. fehlen in der Paginierung, 2 sind defekt. Gebrauchsspuren.

Stammbuch-Fragment
eines Herrn Engel aus Merseburg
Los 2078

Zuschlag
200€ (US$ 215)

Details

- eines Herrn Engel aus Merseburg. Fragment. 35 Bl., davon 38 S. beschrieben oder illustriert. Mit 1 Federzeichnung und 1 Grisaille. Goldschnitt. Quer-8vo. Geheftet, ohne Einband. 1768-1813.
Die Eintragungen von Freunden Engels stammen von 1768 bis 1773 aus Merseburg, ab 1774 fast ausschließlich aus Jena. Die Mehrzahl entstand vor 1790. Die Federzeichnung zeigt ein Quodlibet mit Spielkarten, Musiknoten, Würfeln und dem Titelblatt eines "Staats- und Schreibe-Calenders auf das Jahr 1771". Die hübsche Grisaille zeigt eine Wasserburg, im Vordergund einen Amor, der ein Symbol der Zeit zertritt und ein neues in die Höhe hält. - Bemerkenswert sind noch 5 Musiker aus Merseburg: Johann Samuel Just, Johann Gottfried Häntzschel ("Musicus Instrumentalis"), Christian Carl Richter, Johann Leberecht Felix Niempel und Johann Heinrich Pontel. Die Versammlung von 5 Merseburger Berufsmusikern in einem Stammbuch läßt auf Mitglieder einer Hofkapelle schließen. 1773 trägt sich auch ein "Mahler" Johann Christian Sander ein (Thieme-B. kennen aus dieser Zeit mit diesem Namen nur einen Porzellanmodelleur in sächsischen Diensten). - Die Schluß-Lage lose, das Schlußblatt fleckig und angestaubt.

Stammbuch
des C. F. W. Meißner aus Brandenburg
Los 2079

Zuschlag
460€ (US$ 495)

Details

- des Theologie-Studenten C. F. W. Meißner aus Brandenburg a. d. Havel. 1 Bl., 202 gez. Seiten und 5 Bl. Register; davon ca. 161 S. beschrieben oder illustriert. Mit 7 Aquarellen bzw. Gouachen, 3 Porträt-Silhouetten, 3 Klebebildchen und 1 Blumenstickerei. Quer-8vo. Blaugrün gefärbter Halbpergamentband d. Z. (etwas beschabt und fleckig) mit schwarzgepr. Schmuckbordüre und den Aufdrucken "M" und "1785" auf den Deckeln. 1785-1835.
Die Eintragungen in Brandenburg, Halle, Brück, Neuendorf, Trebbin, Rhinow und anderen märkischen Orten sowie in Berlin und Wittenberg (1). Die Mehrzahl der Beiträge von Verwandten und Mitschülern in Brandenburg sowie von Kommilitonen in Halle. Auch die Hallischen Studenten stammen großenteils aus der Mark. In der Stadt Brandenburg schreibt sich 1785 der Superintendent und Pastor Calvisius ein, in Trebbin 1788 Johann Christ. Ludwig Möhr, "Organist und Schuhl Lehrer" [!], in Neuendorf ein Pastor Loebnitz, in Brück ein Pastor Schuricht etc. In Brandenburg ist 1785 auch der "Musices Director" Levin Wilhelm Monich (1736-1813) vertreten. 1790 tragen sich in Brandenburg zwei "Kammer-Conducteure à la Chambre des Domaines" ein. - Die Malereien zeigen Denkmäler der Freundschaft, Landschaften und eine Nelke. - Vorderes Innengelenk repariert.

Lot 2080, Auction  107, Stammbuch, Fischer aus Freiburg

Stammbuch
Fischer aus Freiburg
Los 2080

Zuschlag
800€ (US$ 860)

Details

- eines jungen Mediziners namens Fischer in Freiburg (Br.). 94 Bl., davon 93 Seiten beschrieben oder llustriert. Mit 8 Aquarellen bzw. Gouachen oder aquarell. Federzeichnungn, 1 Grisaille, 1 Sepiazeichnung und 3 Bleistiftzeichnungen. Quer-8vo. Lederband d. Z. (stärker berieben; Rückenkanten angeplatzt) mit Resten von Rückenvergoldung. 1796-1800.
Dicht gefülltes Stammbuch, die Eintragungen von Kommilitonen, Freunden und Verwandten in Freiburg, Oberkirch, Stein, Krems, Linz und Tübingen. Die Illustrationen zeigen einen Maler an der Staffelei, 2 Jagdszenen (eine bezeichnet: "Vue des Environs de Zelteneck près d'Achern"), einen Vogelfänger, Ruinen, zwei Hunde, die sich um einen Knochen streiten, Denkmäler der Freundschaft (eines davon wohl mit Porträtsilhouette des Inhabers) und anderes. Ein geheilter Patient aus Oberkirch trägt ein Dankgedicht ein, ein Kriegskamerad erinnert 1800 an ein Gefecht bei Breisach, und etliche Beiträger sinnieren über Liebe, Mädchen und Geld. - Gebrauchsspuren; Heftung gelockert; am rechten Rand meist etwas fleckig und mit Fingerspuren.

Lot 2081, Auction  107, Stammbuch, eines Fräulein C. H. Dallmer in Berlin

Stammbuch
eines Fräulein C. H. Dallmer in Berlin
Los 2081

Zuschlag
500€ (US$ 538)

Details

Der Erfinder des "Bullrich-Salzes"
- eines Fräulein C. H. Dallmer in Berlin. Ca 92 Bl., davon 34 S. beschrieben oder illustriert. Mit 2 Deckfarbenmalereien, 6 kolor. Kupfertafeln, 1 aufklappbaren kolor. Kupfer und 1 Haarlocke. Quer-8vo. Marmor. brauner Lederband d. Z. (leicht berieben) mit goldgeprägtem, grünem Rücken und rotem Rückenschild sowie goldgepr. Deckelbordüre und den goldgepr. Aufdrucken "C. H. D." und "1818". Goldschnitt und marmorierte Vorsätze. 1818-1822.
Hübsches, säuberliches Berliner Album Amicorum mit Eintragungen von Verwandten und Freunden aus Berlin (z. B. eine Familie Steinhausen) und Potsdam, darunter (als Cousin der Inhaberin des Stammbuchs) der Apotheker August Wilhelm Bullrich, der Erfinder des weltberühmten "Bullrich-Salzes" gegen Sodbrennen (1802-1859) und seine zahlreiche Verwandtschaft. - Die Deckfarbenmalereien zeigen einen Hundekopf sowie eine Landschaft mit Freundschaftstempel; die reizvollen kolorierten Kupfer aus dem Berliner Verlag L. W. Wittich zeigen romantische Landschaften mit Musizierenden und einem Schwan, eine Opferung auf einem Altar der Freundschaft, einen Engel mit Blumen-Füllhorn etc. - Ein Autograph vom Erfinder des "Bullrich-Salzes" ist auf keiner Auktion seit 1950 nachweisbar.

Steigentesch, August Frhr von
Brief 1807
Los 2082

Zuschlag
60€ (US$ 65)

Details

Steigentesch, August Frhr von, österr. Diplomat, vielgespielter Lustspieldichter sowie Lyriker und Erzähler (1774-1826). Eigh. Brief m. U. "Steigentesch". 1 S. 4to. Wien 9.IX.1807.
Wohl an den Verleger Wilmans in Frankfurt a. M. "Ich habe bereits zweimal an Sie geschrieben, um Ihnen die 2te, durchaus veränderte u. vermehrte Auflage meiner Gedichte anzubieten. Auf beide Briefe habe ich keine Antwort erhalten, u. ohne lange nach einem Ausdruck zu suchen, den dies Betragen verdient, will ich Ihnen hiermit nur anzeigen, daß ich diese Gedicht-Sammlung an eine sehr bekannte Buchhandlung übergeben habe, u. daß Sie, da sie durchaus verändert u. vermehrt erscheint, hierauf durchaus keinen Anspruch machen können ...". - Steigenteschs Gedichte waren zuerst 1799 bei Karl & Comp. in Osnabrück erschienen; eine neue Ausgabe brachte Wilmans 1805 in Frankfurt heraus. 1808 folgte eine "zweite, vermehrte Auflage" bei Wilmans, so daß anzunehmen ist, daß Steigentesch sich doch mit Wilmans einigte (und der Brief nicht etwa 1804 an Karl gerichtet ist, was bei dem undeutlich geschriebenen Datum denkbar wäre). - Etwas geknittert und mit leichten Randschäden.

Lot 2084, Auction  107, Tasso, Torquato, Brief 1593

Tasso, Torquato
Brief 1593
Los 2084

Zuschlag
18.000€ (US$ 19,355)

Details

Tasso, Torquato, der große ital. Dichter der Renaissance, Autor des "Gerusalemme liberata", Vorbild für Goethes Schauspiel (1544-1595). Eigh. Brief m. U. "Torqto Tasso" und Adresse. 1 S. Gr. 4to. Rom 15.V.1593.
An den Abate Francesco Polverino in Neapel, dem er zwei Abschriften seiner "Lagrime" für den Erzbischof und für den Fürsten di Conca übersendet. Ferner wegen seines Wunsches, den zweiten Teil seiner "Rime" in Neapel neu drucken zu lassen, da der soeben in Brescia veranstaltete Druck voller Fehler sei; aber er habe keine Hoffnung, selbst bald nach Neapel reisen zu dürfen. "... prego V[ostra] S[ignoria] che voglia procurarmi risposta da Monsignor Illustrissimo Arcivescovo di Napoli, e dal signor principe di Conca. perche da l'uno e da l'altro la desidero ugualmente, e le mando due copie de le mie lagrime le quali si contentarà d'appresentare in mio nome, perche ne manderò poi à V[ostra] S[ignoria] due altre. desiderò di sapere se'l signor Horatio [d. i. Orazio Feltro] sia in Napoli. in Brescia hanno stampata la seconda parte de le mie rime ma piena di molte scorettioni. vorrei che l'una, e l'altra fosse ristampata in Napoli. ma non sò s'io sarò stimato degno di tanto favore. il mio ritorno per questa state è quasi disperato ...". - Während seines römischen Aufenthalts 1592-1594 verfaßte Tasso die "Lagrime di Maria Vergine" und die "Lagrime di Gesù Cristo". Der erste Teil seiner "Rime" war bereits 1581 erschienen. In das Jahr des vorliegenden Briefes fällt auch die Fertigstellung des Epos "Gerusalemme conquistata". - Le Lettere di Torquato Tasso, hrsg. von Cesare Guasti, Bd. V, Florenz 1855, Nr 1461. - Leicht gebräunt und etwas fleckig; ansonsten schöner und charakteristischer Brief; von großer Seltenheit.

Lot 2085, Auction  107, Tiedge, Christoph August, 2 Briefe an eine Fürstin

Tiedge, Christoph August
2 Briefe an eine Fürstin
Los 2085

Zuschlag
280€ (US$ 301)

Details

Tiedge, Christoph August, Dichter und Erzieher, mit Elisa von der Recke und der Fürstin Louise von Anhalt-Dessau befreundet (1752-1841). 2 eigh. Briefe m. U. "Tiedge". Zus. 8 S. 8vo. Löbichau 4.XII.1807 und Karlsbad 12.VII.1809.
Schwärmerisch-devote Schreiben an eine Fürstin (möglicherweise Louise von Anhalt-Dessau), ganz charakteristisch im Ton der Almanach-Poesien, aber auch mit vielen Andeutungen politischer und persönlicher Natur. Durch "die Wohlthat" ihrer "huldvollen Gesinnungen" habe sie "unsere Stille beseelt, und die düsteren Herbstumgebungen zu milden Sommergestalten erhoben! Keine sanftere Engelerscheinung konnte sich unserer ländlichen Einsamkeit nahen; alle die freundlichen Erinnerungen aus Carlsbad und Eger versammelten sich um sie und bildeten ein Fest der geistigsten Freude, so harmonisch, wie die Guitarrentöne, die noch in der innersten Tiefe meines Herzens wiederhallen. Solche Beseligungen, die von schönen Seelen ausgehen, retten den Glauben an die Menschheit, wenn Zeiten des Elends und der Unterdrückung ihn fürchterlich erschüttern [gemeint ist die Napoleonische Besetzung Deutschlands]; und es giebt Erkorne des Himmels, die berufen sind, diesen Glauben zurück zu halten, wenn er schon im Begriff ist, die Seele des Standhaftesten zu verlassen ...". An einer Briefstelle habe ihn die "heiligste Schwesterliebe" zutiefst berührt. "... Könnte ich sie in Töne übersetzen: dann sollten himmelvolle Harmonien, voll Wehmuth und Liebe durch Ihre Guitarre säuseln" (usw. usf.). "... Was die Fragen betrift, welche Ihro Königliche Hoheit Ihrem Briefe beigefügt haben: so hat Ihre Ahnung ganz recht, in dem größern Sokrates ... Christus zu erkennen; mit Christus hat der griechische Sokrates insofern einige Aehnlichkeit, daß er für seine Austheilung der Wahrheit zum Tode verurtheilt wurde ... Wenn eine Zeit der Frevel so sehr um sich gegriffen hat, daß Recht und Tugend unterzugehen scheint, wenn es ein Weltbedürfniß wird, daß der Mensch an seine Bestimmung erinnert werde: dann trit oft die Erscheinung einer großen mächtigen Tugend auf, welche die Gemüther ergreift und zurück führt. Eine solche Erscheinung war Christus ...".

Aus Karlsbad schreibt er 1809: "... unser Aufenthalt in Teplitz, war dieses Jahr einsamer, als jemals, aber dennoch interessant; denn er war sehr reich an Erinnerungen vergangener Stunden und an Ereignissen neuer Tage, die einander ablöseten, wie Wechseltöne jener, mir unvergeßlichen Laute. Einige Male bin ich an dem Hause vorüber gegangen, wo diese lieblichen Töne aufklangen, in denen mir so oft der Wiederhall einer innern sanften Lebensharmonie erschien ... Eben die Vergangenheit ist es, zu der mein Gemüth hinflüchtet, wie zu einem Tempel der Stille, in welchem es sich der Sorgen und Befürchtungen der Gegenwart entladet, die kaum zu ertragen wäre, wenn nicht neuere Ereignisse ihr einen Strahl von Hofnung zuwürfen. Heute habe ich einen Brief von Scheffner aus Königsberg erhalten. Ihr Name, Erhabene Fürstin, steht und leuchtet darin, wie am heitersten Abendhimmel ein freundlicher Stern ... Ein schönes Erinnerungsfest stehet uns hier noch bevor: es ist die Wallfarth zu dem Felsenaltare, der zwischen erhabenen Tannen den verehrtesten Namen feiert. Elisa [von der Recke] wird die hohe Priesterin dieses Festes seyn; und wir werden Blumen und heilige Gelübde auf den Altar niederlegen; und so lange wir feiern, soll uns kein gräßliches Kriegesgerücht den Frieden des Herzens stören. - Aber der Friede der Welt, wann wird dieser Engel ein Mal wieder erscheinen? Wenn er erscheint, so soll er so himlisch freundlich sein, wie Luise oder Friederike [gemeint sind wohl die Königin von Preußen und ihre Schwester], und Töne sollen ihn begleiten, so sanft wie die, welche unter den Linden verhallten, die das Auge Gottes beschatten ... Das große politische Weltleben ist wieder so verwirrt und verwinkelt, daß schwerlich jemand ahnen wird, wie es auslaufen dürfte ...".

Lot 2087, Auction  107, Uhland, Ludwig, Signiertes Gedichtmanuskript 1842

Uhland, Ludwig
Signiertes Gedichtmanuskript 1842
Los 2087

Zuschlag
400€ (US$ 430)

Details

Uhland, Ludwig, Schriftsteller und Germanist (1787-1862). Eigh. Gedichtmanuskript m. U. "L. Uhland". 3/4 S. Quer-gr. 4to. Tübingen 16.IV.1842.
Sorgfältige Reinschrift, wohl als Albumblatt gedacht: "Wenn Wind und Wogen schweren Kampf gekämpft / Die furchtbare Gewitternacht entlang / Und leuchtend nun der Gott des Tages steigt, / Da ziehen die Orkane grollend ab, / Da schäumt und murret lange noch die Flut / Und wirft unsel'ge Trümmer an den Strand ...". 10 Zeilen. - Das politisch gemeinte Gedicht, in den "Gesammelten Werken" gedruckt mit der Überschrift "An Albert Schott", sollte dem linksliberalen Juristen und Politiker (1787-1860) eigentlich in Ludwigsburg am 27. September 1819, dem Tag der Proklamation des Verfassungsvertrages, gegeben werden, doch wurde es ihm erst als Abgeordnetem des Rumpfparlaments am 23. Juni 1849 überreicht, "wo sein Inhalt in verstärktem Maße zutreffe".

Lot 2090, Auction  107, Werfel, Franz, Gedichtmanuskript

Werfel, Franz
Gedichtmanuskript
Los 2090

Zuschlag
1.800€ (US$ 1,935)

Details

Werfel, Franz, Schriftsteller, einer der führenden Lyriker und Dramatiker des Expressionismus (1890-1945). Eigh. Gedichtmanuskript. 1 S. Folio. O. O. (1911).
"Vater und Sohn". 6 Strophen zu je 6 Zeilen: "Wie wir einst im grenzenlosen Lieben, / Späße der Unendlichkeit getrieben / Zu der Seligen Lust - / Uranos erschloß des Busens Bläue, / Und vereint in lustiger Kindertreue / Schaukelten wir da durch seine Brust ... Wie wir einst im grenzenlosen Lieben, / Späße der Unendlichkeit getrieben, / Ahnen wir im Traum. / Und die leichte Hand zuckt nach der greisen. / Und in einer wunderbaren leisen / Rührung stürzt der Raum." - Am unteren Rand von anderer Hand (Stefan Zweig?) die Notiz: "Original des berühmten 1911 verfassten Gedichts, mit zwei kleinen Abweichungen vom Druck in 'Wir sind'" (erschienen Leipzig 1913) . - Daneben von der Hand Kurt Hillers der Vermerk: "Von Franz Werfel 1911/12 persönlich erhalten. Kurt Hiller." - Durch die verschiedenen Besitzer besonders interessantes, frühes Gedicht, in dem der Vater-Sohn-Konflikt, einer der literarisch meistbehandelten Stoffe des Expressionismus, bereits thematisiert wird.

Zweig, Stefan
Postkarte 1921 + Beigabe
Los 2092

Zuschlag
330€ (US$ 355)

Details

"die Jedermannsbörse"
Zweig, Stefan, österr. Schriftsteller (1881-1942). Eigh. Ansichts-Postkarte m. U. "Stefan Zweig". 2/3 S. (Salzburg 23.IX.1921).
An den Schriftsteller Oskar Maurus Fontana in Wien. Unter einem Panoramafoto von Salzburg schreibt Zweig: "... ich habe Ihren Geburtstagsgruss [Franz Karl] Ginzkey gleich übermittelt, der sich sehr freute und danke Ihnen selbst für Ihre guten Worte. Es ist jetzt wieder still hier in Salzburg geworden, die Jedermannsbörse hält Rast bis zum nächsten Jahr und ich kann wieder an Arbeit denken. Hoffentlich hat Ihnen der Sommer ein neues Werk gebracht! ...". - Beiliegend eine eigh. Ansichts-Postkarte (Ansicht aus dem Hofgarten in Düsseldorf, 8.XII.1911) von Friederike Zweig, gleichfalls an Fontana gerichtet, auf der sie fragt, wann er denn von seiner "Weltenbummelfahrt" endlich zurück in Wien sei.

Zweig, Stefan
Brief 1934 an Emil Lucka
Los 2093

Zuschlag
1.500€ (US$ 1,613)

Details

"Germanien ist uns verloren"
- Brief m. U. "Stefan Zweig". 11/2 S. Gr. 4to. Nizza 31.XII.1934.
Aus der Emigrantensituation an den ihm befreundeten Wiener Schriftsteller Emil Lucka (1877-1941), über dessen jüngstes Buch "Die Verwandlung des Menschen" (Zürich 1934). "... Auf den ersten Blick scheint es nicht organisch, einzelne der Studien sind mehr feuilletonistisch und lose thematisch an den innern Gedankenkreis gefügt. Aber der Hauptteil gehört gewiss zum Allerbesten, was Du geschaffen hast. 'Die Alternden und die Reifenden' oder die Gegenüberstellung der Polarität und Parallelität in der Liebe sind mehr als Betrachtungen sondern wirklich Funde und endgültige Formulierungen. Ich habe mich sogar gefragt, ob sie, jede erweitert und an Beispielen belegt, nicht noch das Anrecht hätten, zu einem Buch gestaltet zu werden. Aber das ist ja das Wunderbare an Dir, dass Du grosse Gedanken zu entwickeln vermagst, ohne sie gleich zu einer Theorie oder zu seinem System zu erheben ... Von uns allen bist Du weitaus der Klarste, der Ruhigste und darum auch der Weiseste. Du hast den hohen Blick erlernt, das Schwerste und Schönste des Lebens, den Blick von oben, wo das Kleinliche verschwindet und nur die grossen, reinen, die ewigen Linien in schöne Erscheinung treten.
All das ... würde ich lieber öffentlich gesagt haben, aber ich habe sonderbarer Weise kein einziges Blatt in deutscher Sprache mehr zur Verfügung. Germanien ist uns verloren, in den typischen Emigrantenblättern will ich nicht schreiben, mit den oesterreichischen habe ich den Kontakt verloren. Im Allgemeinen tut es mir nicht leid, denn es ist besser, sich dieser Sphäre zu entziehen ...". Eigenhändig vermerkt er am Schluß: "Nächste Woche geht es nach Newyork." - Darunter auch Grüße von Friderike Zweig.

Bloch, Ernst
Brief Juli 1972
Los 2094

Zuschlag
250€ (US$ 269)

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Bloch, Ernst, Philosoph, Professor in Leipzig und Tübingen (1885-1977). Handschriftlicher (wohl diktierter) Brief m. U. "Ernst Bloch". (Kugelschreiber und Filzstift). 1 S. Gr. 8vo. Tübingen 14.VII.1972.
An den Politikwissenschaftler Joachim Perels. "... Frankfurt war trotz allem nicht uninteressant, auch wenn es weder gelang Benjamin weder [sic] zu einem Marxisten zu machen noch auch ihn zu keinem zu machen. - Leider habe ich zu dem Vortrag 'Frauenemanzipation' weder Manuskript noch Notizen gehabt. Den Veranstalter in Wuppertal habe ich schon vor Monaten gebeten mir die Abschrift des Bandes zu schicken, aber bis jetzt keine Antwort erhalten ...". - Gelocht.

Boeckh, Philipp August
Mitschrift seiner Vorlesung
Los 2095

Zuschlag
700€ (US$ 753)

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Gustav Parthey als Berliner Student
Boeckh, Philipp August, bedeutender klass. Philologe, Professor in Heidelberg und Berlin (1785-1867). Mitschrift seiner Vorlesung über römische Literatur. Ca. 78 Bl., davon ca 153 S. eng beschrieben. 4to. Pappbd d. Z. (etwas berieben). (Berlin 1818-1819).
"Geschichte der römischen Litteratur. - Prof. Boeckh. Mich. 1818 - O. 1819. Nachgeschrieben von G. Parthey". Säuberlich ausgearbeitete Vorlesungsmitschrift von der Hand des Studenten Gustav Parthey, Enkel Friedrich Nicolais und später Inhaber der Nicolaischen Buchhandlung, Philologe und Kunsthistoriker (1798-1872). In zwei Abteilungen, die zweite wieder in 12 Kapitel gegliedert, informiert Boeckh umfassend über alle Gattungen der römischen Literatur. Parthey hat am Schluß eine Vielzahl von Anmerkungen und kommentierten Literaturangaben angefügt. - Kaum ein Professor war der Berliner Universität so treu wie Boeckh: Schon zur Gründungs-Professorenschaft berufen, lehrte er ununterbrochen 120 Semester lang, war fünf mal Rektor und sechs mal Dekan. Als einer der angesehensten Gelehrten seiner Zeit war er ab 1814 auch Ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. - Innendeckel des Bandes mit dem großen gestochenen, antikisierenden Exlibris Gustav Partheys.

Böhme, Johann Gottlob
Manuskript 1760 zur Reichsgeschichte
Los 2096

Zuschlag
900€ (US$ 968)

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Böhme, Johann Gottlob, sächs. Jurist, Schüler Johann Jakob Mascovs, Rechtshistoriker und Dichter, kursächsischer Hofhistoriograph, seit 1751 Professor in Leipzig, verkehrte dort mit dem jungen Goethe, der zu seinen Schülern gehörte (1717-1780). Manuskript seiner Vorlesung über die Geschichte des Deutschen Reiches. Kalligraphie von Schreiberhand. Zweifarbiger Titel, S. 7-726, 15 Bl. Register. Mit großem Monogramm in Federzeichnung auf dem Titel, 10 (9 gefalt.) genealogischen Tabellen und mehreren teils figürlichen Schmuck-Vignetten mit Rocaille-Ornamentik in Federzeichnung. 19 x 17 cm. Pappband d. Z. (stärker berieben und bestoßen) mit Rückenschild „über Mascovs Reichs-Historie“. Leipzig 1760.
„Geschichte des Teutschen Reichs, vom Herrn Professor Böhme, nach Hl. Hofr. Mascovs Einleitung vorgetragen.“ Bis auf 3 Anfangsblätter, die vielleicht die erwähnte Einleitung enthielten, vollständiges kalligraphisches Manuskript, mit großer Sorgfalt in beinahe druckmäßiger Präzision niedergeschrieben und mit Vignetten eines professionellen Künstlers geschmückt. Der 16jährige Goethe, 1765 von seinem Vater zum Studium der Rechte nach Leipzig geschickt, wollte eigentlich lieber Gellert hören, suchte aber pflichtgemäß zunächst den Professor Böhme auf, wie er in „Dichtung und Wahrheit“ schildert: „Nun eilte ich mit meinem Empfehlungsschreiben zu Hofrat Böhme, der, ein Zögling von Mascow, nunmehr sein Nachfolger, Geschichte und Staatsrecht lehrte. Ein kleiner, untersetzter lebhafter Mann empfing mich freundlich genug und stellte mich seiner Gattin vor. Beide sowie die übrigen Personen, denen ich aufwartete, gaben mir die beste Hoffnung wegen meines künftigen Aufenthalts.“ Goethe beschreibt dann ausführlich sein Verhältnis zu Böhme und zu dessen Frau, die er regelmäßig aufsuchte, um mit ihr über Literatur und Philosophie zu diskutieren. Das Mitschreiben von Böhmes Vorlesungen gab er nach einiger Zeit auf, weil er den Eindruck hatte, daß sie ihm nichts Neues böten. Wer hingegen der Verfasser des vorliegenden, mit allen Literaturangaben penibel ausgearbeiteten Manuskripts war, das die gesamte Geschichte Mitteleuropas von Tacitus bis zum Jahre 1738 in knapper Form, aber enorm inhaltsreich in zahllosen Paragraphen umfaßt, bleibt ungewiß. Zwei unterschiedliche Wappen-Exlibris, ein zeitgenössisches auf dem Innendeckel und ein späteres auf dem fl. Vorsatzblatt, lassen darauf schließen, daß hier ein adliger Student seine Mitschriften ausarbeitete und aufwendig kopieren ließ. Die „Allgemeine Deutsche Biographie“ besagt über Böhme, seine Gelehrsamkeit „war durchaus solid und verrieth die vortreffliche Schule, die er durchgemacht hatte ... Ein umfassendes selbständiges Werk auf dem Gebiete der politischen Geschichte besitzen wir von ihm nicht. Dagegen sollen, nach seinen eigenen Äußerungen, des Jenenser Professors C. G. Heinrich ‚Geschichte des deutschen Reichs’ (8 Bde.) und dessen sächsische Geschichte (2 Bde.) ein Plagiat aus seinen Vorlesungen sein“. Das vorliegende Manuskript ist also nicht nur eine ungemein reichhaltige, sondern auch authentische, bisher ungedruckt gebliebene und zudem dekorativ gestaltete Arbeit des Leipziger Historikers, der die ersten akademischen Eindrücke des jungen Goethe wesentlich mitgeprägt hat.

Brentano, Franz
Brief 1878 + Beigaben
Los 2097

Zuschlag
100€ (US$ 108)

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Brentano, Franz, einflußreicher Philosoph und Psychologe, Begründer der "Aktpsychologie", Professor in Würzburg und Wien (1838-1917). Eigh. Brief m. U. "Franz Brentano". 1 S. Gr. 8vo. Wien 25.III.1878.
An Lili Lauser (Gemahlin des Publizisten Dr. Wilhelm Lauser) in Wien, deren Einladung zu folgen er verhindert sei. "... Um mich ein wenig schadlos zu halten, werde ich mir aber bald erlauben, Sie aufzusuchen, und hoffe dann auch das Lili-Töchterchen zu sehen, das, wie seine Mutter sagt, zwar kein Liliputerchen, aber doch gewiß sehr fein und zierlich ist ...". - Beigegeben ein eigh. Brief des Philosophen Ludwig Büchner (aus Budapest: "Man trägt mich hier förmlich auf den Händen").

Carl Theodor, Herzog in Bayern
Brief 1881
Los 2098

Zuschlag
180€ (US$ 194)

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Carl Theodor, Herzog in Bayern, Bruder der Kaiserin Sissy, Schwiegervater König Alberts I. von Belgien und des Prinzen Rupprecht von Bayern, Mediziner, betrieb eine berühmte Augenklinik in München (1839-1909). Eigh. Brief m. U. "Carl". 3 S. Mit blau geprägtem Monogramm (CT mit Krone und Arztsymbol). Gr. 8vo. Schloß Possenhofen am Tegernsee 17.X.1881.
An einen Arzt-Kollegen, den er bittet, nach Tegernsee zu kommen, um mit ihm einen Plan für eine gesichtsplastische Operation an einer Patientin Carl Theodors durchzusprechen. "... Vor einem Jahre erkrankte in hiesiger Gegend ein junges Mädchen an Melancholie u. schnitt sich oder vielmehr riß sich mit einer Zange die Nasenspitze weg, das Septum ist erhalten, ebenso ein Teil beider Nasenflügel. Die Patientin hat nun das Verlangen an mich gestellt, diesen Defekt zu ersetzen u. möchte ich sehr gerne den Operationsplan mit Ihnen besprechen ...".

Eiffel, Gustave
Beschriftete Visitenkarte
Los 2099

Zuschlag
200€ (US$ 215)

Details

Eiffel, Gustave, franz. Ingenieur, Erbauer des nach ihm benannten Eiffelturms, beteiligt auch am Panama-Kanal und an der New Yorker Freiheitsstatue (1832-1923). Gedruckte Visitenkarte mit eigh. Beschriftung. 11/2 S. 6 x 10 cm. Paris (1889?).
"Gustave Eiffel, Ingenieur & Constructeur [dann weiter handschriftlich:] a l'honneur de présenter les salutations très amicales à Monsieur Gaston Tissandier en le remerciant des soins qu'il a apportés à l'impression des brochures 'Scientia'." - Die Schriftenreihe "Dîner de la conférence 'Scientia'" wurde von Gaston Tissandier (1843-1899) herausgegeben. 1889 erschien die Broschüre "13e dîner de la Conférence 'Scientia' offert à M. G. Eiffel le samedi 13 avril 1889".

Lot 2100, Auction  107, Rost, Constantin, Brief-Nachlaß 1829-1876

Rost, Constantin
Brief-Nachlaß 1829-1876
Los 2100

Zuschlag
2.400€ (US$ 2,581)

Details

Gartenkunst. - Rost, Constantin, Kunstgärtner aus Eisenberg (Thüringen, Herzogtum Sachsen-Altenburg) (1810-1876). Sammlung von ca. 110 Briefen an seine Familie. Zus. ca. 230 S., sehr eng beschrieben. Meist gr. 4to oder 4to. 1829-1876.
Große Sammlung von umfangreichen Briefen eines Gärtnerei-Gesellen, der seinen Eltern, Geschwistern und anderen Verwandten mehr als 40 Jahre lang von seinem Leben und seiner Tätigkeit in diversen, teils berühmten herrschaftlichen Parks und Gärten Europas berichtet. Nachdem er seine Lehre 1828 bei Hofgärtner Döll im heimatlichen Eisenberg begonnen hat, begibt sich Rost nach Leipzig, wo er 1829-1830 beim Gärtner Breiter seine Lehre abschließt und zugleich mit der großen Politik Bekanntschaft macht: Im Juli des Revolutionsjahres 1830 brechen in Leipzig schwere Studentenunruhen aus, als der Präsident v. Ende einen Umzug von uniformierten Studenten zum "Konfessionsfest" verbot, der vorher vom Rektor, dem bei den Studenten beliebten Philosophen Wilhelm Traugott Krug, ausdrücklich genehmigt worden war. Rost schildert die Gewalttätigkeiten, die sich daraufhin in Leipzig und Dresden zutrugen. 1831 tritt er eine Stelle in Elisensruhe bei Dresden an, wo er bald schon interessantere Angebote erhält, z. B. von einem Grafen Schlabrendorff auf Zischwig bei Breslau. Rost berichtet vom Einzug der Cholera, die, aus Rußland kommend, auch in Deutschland zahlreiche Opfer fand, darunter so prominente Personen wie Hegel und Gneisenau. 1832 verbessert sich Rost durch Eintritt in großherzoglich weimarische Dienste, wo der Belvedere-Park in Weimar sein Tätigkeitsfeld wird. In 10 meist umfangreichen Briefen schildert er seine Eindrücke und Erlebnisse: "... Der Garteninspector läßt mir unaufhörlich Lobeserhebungen zukommen. Er bemüht sich sehr, mich bald möglichst in Condition nehmen zu können [30.VI.1832] ... Am Dienstage bezog der Hof von Weim. das hiesige Schloß, um einige Wochen erst hier zu seyn, dann ins Bad zu reisen. Ich habe die unangenehme Arbeit, wöchentlich 7 Blumenvasen auf die Tafel zu liefern und sie auch täglich auszubessern ..." [8.VI.1832]. Am 30. Juni berichtet er von einem großen Gartenfest in Weimar, und zweimal wird sein "Freund Sckell" erwähnt. 1834-1835 hält sich Rost in Hamburg auf. In 4 sehr umfangreichen Briefen, von denen 2 mit lithographischen Stadtansichten geschmückt sind, beschreibt er seine Eindrücke von der Hansestadt. Vom August 1835 bis November 1836 berichtet der Gärtner aus Sanssouci bei Potsdam; Ausflüge nach Berlin (wo er auch das Opernhaus besucht) dürfen dort nicht fehlen. Von 1837 nimmt Rost eine Stelle im schlesischen Peterswaldau an, einer Besitzung des Grafen Stolberg, wo er bis 1842 bleibt. 11 umfangreiche Briefe (2 mit lithograph. Briefkopf) zeugen von diesem Aufenthalt; dann begibt sich Rost weiter nach Osten: Vom Herbst 1842 bis mindestens Herbst 1843 hält er sich in Krakau bzw. auf dem Gut Sczcekócin auf. 1847 setzen die Briefe wieder ein, diesmal aus Thammenhain im sächsischen Lossatal, wo er den Schloßpark betreut. 1848-1849 folgen Gottschalks, Fintladers, Willhelmsberg und Altfranken bei Dresden, wo Rost die Revolutionswirren erlebt und schildert. 1851 bis 1855 arbeitet Rost in Breslau, und wieder wird in umfangreichen Briefen die Verwandtschaft informiert. Schließlich verschlägt es ihn immer weiter nach Osten, in die Ukraine, nach Podolien, Bessarabien und Weißrußland, wo er von 1861 bis zu seinem Tod 1876 auf verschiedenen Gütern tätig bleibt. Mehr als 30 reichhaltige und interessante Briefe berichten von den dortigen Verhältnissen. -
Constantin Rost erweist sich als ein durchaus gebildeter (die langen Briefe sind fehlerlos), ehrgeiziger Mann seines Faches, der in vielen Schreiben seine Erfahrungen, Pläne und Experimente mit Pflanzen anspricht, sich Spezialliteratur beschafft und ständig um Weiterbildung und Erweiterung seines Horizonts bemüht ist - der Grund für seine vielen Ortswechsel. - Mehrere Beilagen, Rosts Lebensgeschichte betreffend, darunter ein (unvollständiger) Antrag auf einen "Heimatschein" mit Lebenslauf Rosts, eine Vollmacht für einen Anwalt und - als eine sehr hübsche Besonderheit - eine ovale Plakette aus Silber (8 x 7 cm), an der ein halbplastischer preußischer Adler aus Messing befestigt ist, darüber die Inschrift: "Garten-Aufseher". - Ferner beiliegend 8 Briefe von Constantins Bruder Reinhold Rost aus London (1848-1849), in mikroskopisch kleiner Schrift und sehr umfangreich. - Der große Brief-Nachlaß Constantin Rosts ist nicht nur eine wertvolle Quelle zur Geschichte des Gartenbaus, sondern in seiner detaillierten Alltags-Beobachtung auch eine kulturhistorische Fundgrube von hohem Wert. - Einige Briefe stark beschädigt oder mit Tesafilm repariert, meist jedoch ohne Textverlust.

Gelehrte
9 Autographen
Los 2101

Zuschlag
100€ (US$ 108)

Details

Gelehrte. 9 Autographen. 1875-1901.
Meist eigh. Briefe, u. a. von dem Würzburger Indologen Julius Jolly (längerer Brief 1877), dem Romanisten und Anglisten Alfons Kissner, dem Weltumsegler Karl von Scherzer, dem Eisenbahn-Ingenieur Max Maria von Weber (Sohn des Komponisten) sowie den Kunsthistorikern Jakob von Falke und Carl von Lützow.

[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.

* Alle Angaben inkl. 24% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.


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