153050

Lose pro Seite


Lot 2003, Auction  107, Beckett, Samuel, 19 Briefe und Karten 1971-1987

Beckett, Samuel
19 Briefe und Karten 1971-1987
Los 2003

Zuschlag
2.800€ (US$ 3,011)

Details

"those happy days"
Beckett, Samuel, irisch-franz. Schriftsteller, Nobelpreisträger (1906-1989). 8 eigh. Brief-Karten, 1 eigh. Brief, 2 eigh. Vis.-Karten und 8 eigh. Ansichts-Postkarten m. U. "Sam Beckett" oder "Sam". In franz., engl. und deutscher Sprache. Zus. ca. 141/2 S. Mit 14 eigh. Umschlägen. Verschied. Formate. 1971-1987.
Freundschaftliche Briefe an den Berliner Schauspieler Klaus Herm (1925-2014) und seine Frau Astrid. Herm spielte am Berliner Schiller-Theater den "Lucky" in Becketts "Warten auf Godot", dem Stück, das vor allem in Becketts eigener Inszenierung (1975) ein Welterfolg wurde. Klaus Herm, der 18 Jahre den Staatlichen Schauspielbühnen (West-) Berlins angehörte und durch zahllose Fernseh- und Hörfunkrollen einen großen Bekanntheitsgrad erreichte, blieb auch nach Becketts Berliner Inszenierungen mit dem Dramatiker in Verbindung, und Beckett berichtet ihm in vorliegender Briefreihe in seiner charakteristisch lakonischen Weise von seinen aktuellen Aktivitäten und den Inszenierungen seiner Stücke in Europa. Dabei kommen zuweilen auch Interpretationen und teils ironische Kommentare zu seiner Arbeit und ihrer Rezeption zur Sprache: "... Als Hörspiel kommt Damals meiner Meinung nach gar nicht in Frage, wegen des Verlustes des Bildes, d. h. der Hälfte des Ganzen! Das horchende Gesicht gehört untrennbar dazu. Sonst gibt es kein Stück mehr da, nur eine ziellose Stimme ohne Spannung. Entschuldigung! Bei Dr. Klippert gleichfalls. Herzliche Grüsse an ... die ganze Godot-Mannschaft [Paris 8.XII.1976] ... je suis naturellement tout à fait d'accord pour te libérer le 24 mai, au profit de Godot [Tanger 3.V.1977] ... je n'ai pas encore regardé le texte de Spiel. Tu peux être tranquille, je n'y changerai pas grand-chose. Début des répétitions: 11 Septembre. Première: 8 octobre. On a le temps. - Un soir à la Comédie Française l'arbre est tombé, à l'arrivée de P. et L. au premier acte. Molière qui se retournait? [Assy 21.V.1978] ... Il pende souvent à vous tous ... pour pouvoir faire encore du théâtre avec vous ... Je serai à Londres le moins prochain pour retravailler Fin de Partie avec Rick et ses camarades [Paris 20.IV.1980] ... Ce soir-là j'étais à Stuttgart, chez Dr. Müller-Freienfels, du truc pour la télévision qui se présente plutôt mal. - Je pense souvent au printemps 75. un moment de bonheur [Paris 18.IV.1981] ... J'ai commis encore quelques dramaticules avec la mise en scène VORBEI. Je pense souvent et nostalgiquement à vous tous [Paris 6.IV.1982] ... J'ai fait une minipièce pour Graz (Steirischer Herbst). Le travail devient toujours plus difficile et l'à quoi bon plus insistant [Paris 13.IV.1983] ... I wish I could have seen the film and been wafted back to those happy days. Not that I have need to be reminded of them. They are so present for me still - and alas so past ... Last whiff of theatre was in London in the Spring, looking at San Quentin Workshop Godot directed by Walter in Chicago & now touring Australia ... I heard about Tabori's Godot & squirmed. Since then there has been one 'für Kinder'. A version for the mentally deficient no doubt in preparation [Paris 9.VIII.1984] ... Je tiens le coup plus en mains, côté carcasse, mais le travail est en point mort. Ich habe das alte Lied todgeleiert [Paris 8.X.1985] ... God be with the old days - as the Irish say - that are no more. Lucky days for me, those I lived with you all ..." [Assy 19.V.1986]. - Die Ansichtskarten, meist Kunst-Motive oder alte Photographien, strahlen häufig die Melancholie aus, die Beckett als notorische Charakter-Eigenschaft nachgesagt wird. - Die aufschlußreiche Reihe von Briefen und Karten mit kritischen und selbstkritischen Bemerkungen Becketts, wie sie auf Auktionen bisher kaum vorgekommen ist, gibt wertvolle Hinweise auf Leben und Werk des bekanntlich so zurückhaltenden und verschlossenen Nobelpreisträgers.

Busch, Wilhelm
Briefkarte 1905
Los 2006

Zuschlag
600€ (US$ 645)

Details

Busch, Wilhelm, Dichter, Zeichner und Maler, genialer Karikaturist von epochaler Bedeutung (1832-1908). Eigh. Briefkarte m. U. "Wilhelm Busch". 1 S. 9 x 11,1 cm. Mechtshausen 15.IV.1905.
An Frau Brock. "... Für das liebenswürdige Gedenken an meinen Geburtstag spreche ich Ihnen und den Ihrigen meinen verbindlichsten Dank aus ...".

Cocteau, Jean
Brief 1926
Los 2008

Zuschlag
220€ (US$ 237)

Details

Cocteau, Jean, französ. Schriftsteller, Regisseur und Graphiker (1889-1963). Eigh. Brief m. U. „Jean Cocteau" und Umschlag. 3/4 S. Gr. 4to. Villefranche 1926.
An den französischen Dramatiker Armand Salacrou (1899-1989). "... Max [?] m'avait dit que votre pièce était une merveille et que 'certaines critiques d'idiotes vous avaient énervés'. Je suis heureux de vous savoir en forme. Les jeunes négligent le théâtre - vous pensez donc si votre travail me passionne ...". - Einige kleine Einrisse unauffällig unterlegt.

Cocteau, Jean
Brief 1954
Los 2009

Zuschlag
200€ (US$ 215)

Details

- Eigh. Brief m. U. "Jean Cocteau". 11/2 S. Gr. 8vo. Saint-Jean-Cap-Ferrat 23.VII.1954.
An einen "cher Michel". "... Du fond de mon désastre je me suis bien occupé de vous et malgré une suite de cache-cache ... Je suis encore très faible, mais mon pauvre coeur malade vous aime beaucoup ...". - Beigegeben ein eigh. Schuldschein m. U. von Paul Verlaine: "Bon pour dix francs sur traité ... Le 30 Mars 1889. P. Verlaine".

Cotta, Johann Friedrich Freiherr von
Brief 1823
Los 2010

Zuschlag
500€ (US$ 538)

Details

Die St.-Helena-Memoiren von Napoleons Arzt
Cotta, Johann Friedrich Freiherr von, der bedeutende Verleger der deutschen Klassik, auch Dampfschiffahrtspionier und Politiker (1764-1832). Eigh. Brief m. U. "Cotta". In französ. Sprache. 1 S. Gr. 4to. Stuttgart 13.II.1823.
An einen Grafen, möglicherweise Emmanuel de Las Cases (1766-1842), den Begleiter Napoleons nach St. Helena und Verfasser des berühmten "Mémorial de Sainte Hélène" (5 Bände, London und Paris 1823). Er hat hier offenbar Cotta die Memoiren von Napoleons Leibarzt auf St. Helena, Francesco Antommarchi, zum Vertrieb und eventuellen deutschen Verlag angeboten. Cotta erläutert ihm ausführlich die Verhältnisse und Usancen im deutschen Buchhandel, empfiehlt, sechs Exemplare nach Leipzig zu senden, erörtert Kosten und Vertriebswege und bittet den Grafen, bei Antommarchi anzufragen, ob er nicht ein Tagebuch von St. Helena besitze, das er zur Verfügung stellen könne. Jedenfalls werde er, Cotta, das Memoirenwerk im Leipziger Messekatalog anbieten. Eine deutsche Ausgabe des Werkes erschien dann tatsächlich 1825 bei Cotta unter dem Titel "Memoiren des Dr. F. Antommarchi, oder, die letzten Augenblicke Napoleons."

Dichter und Schriftsteller
30 Autographen
Los 2011

Zuschlag
280€ (US$ 301)

Details

Dichter und Schriftsteller. 30 Autographen. 1868-1935.
Meist eigenhändige Briefe an den Schriftsteller und Publizisten Dr. Wilhelm Lauser, seine Frau Lili oder seine Tochter Lolita. Meist über literarische Angelegenheiten, teils ausführlich. Vorhanden: Ludwig Anzengruber, Berthold Auerbach, Rudolf Baumbach, Josef Bayer, Maximilian Bern, Felix Dahn (beschriftete Visitenkarte), Georg Ebers (3), Karl Frenzel, Hans Grasberger, Martin Greif (2), Ludwig Hevesi, Hans Ritter von Hopfen (2), Catulle Mendès, Friedrich von der Leyen, Salomon Ritter von Mosenthal (2), Emil Rittershaus (2 Bl. Gedichtmanuskripte), Richard von Schaukal, Karl Stieler (Brief, Karte sowie Vis.-Karte von Josefine Stieler), Victor Tilgner (2) und Adolf Wilbrandt (2). - Teils leichte Gebrauchsspuren.

Eulenberg, Herbert
5 Postkarten an O. M. Fontana
Los 2014

Zuschlag
100€ (US$ 108)

Details

Eulenberg, Herbert, Schriftsteller, vor allem Dramatiker und Essayist (1876-1949). 5 eigh. Postkarten (davon 2 Ansichtskarten) m. U. "Herbert Eulenberg". Zus. 41/2 S. (Tinte und Bleistift). 1908-1924.
An den Schriftsteller Oskar Maurus Fontana in Wien. Teils in launigem Ton über Fontanas Erstlingswerk, das Drama "Das Märchen der Stille", und andere literarische Angelegenheiten, teils Grüße von Reisen. [Düsseldorf 10.IX.1908]: "... Gerne will ich Ihr stilles Drama lesen und verspreche Ihnen die Lektüre bis zum 1. Oktober beendet zu haben. Also auf Wiedersehen in Ihrem Drama! ...". - [Aus der Alhambra in Granada, wohl um 1910]: "Hier gibt es Mohren, lieber Mohr. Und alle sind so treu und still wie Sie ...". - [Aus dem "Pavillon Mascotte" im Metropol-Palast Berlin 22.III.1911]: "... bald bekommen Sie einen kilometerlangen Brief. Hier ist es ganz toll - tausendundeine Nacht! ...". Darunter schreibt der Kabarettist Willi Schaeffers: "Wenn Sie glauben, lieber Fontana, daß Sie jemals diesen Brief bekommen, so irren Sie sich. 1000 Grüße W. Schaeffers." - "Auf dem Semmering" schreibt Eulenberg am 15.I.1924: "... Die Kitz war geschlachtet und wurde ohne vorläufige Schädigung verspeist. Ganz Gloggnitz dampfte zu unsern Ehren aus allen Schloten. Der ungeladene Sterneder verätherisierte sich vor unsern Augen in askanische Gebiete. Er ist hyper-okult [sic] geworden ... Bleibt Tal [dem Verleger E. P. Tal] bitte auf den Fersen! Er versprach mir bei Grethe Wiesenthal die Sache fest im Auge zu behalten. Kennen Sie die Agentur, die Sudermanns Rundreise durch Östreich gefingert hat? Morgen geht's nach Venedig ...". - Eine Karte über ein Treffen mit Fontana in Koblenz ist von Hedda Eulenberg geschrieben und nur mit einer dreizeiligen Nachschrift (ohne Unterschrift) von Herbert versehen [27.X.1911].

Fontane, Theodor
Brief 1896
Los 2017

Zuschlag
400€ (US$ 430)

Details

- Eigh. Brief m. U. "Th. Fontane". 1 S. 8vo. Berlin 1.I.1896.
An einen Herrn, dem er für Geburtstagsglückwünsche herzlich dankt und diese "durch aufrichtige Wünsche zum neuen Jahr" erwidert.

Fouqué, Friedrich de la Motte
Signiertes Gedicht 1830
Los 2018

Zuschlag
480€ (US$ 516)

Details

Fouqué, Friedrich Baron de la Motte, märkischer Dichter der Romantik (1777-1843). Eigh. Gedichtmanuskript m. U. "FM Fouqué". 3/4 S. 4to. (Wohl Nennhausen 1830).
Familiärer "GeburtsTagGruß Zum Neunten August 1830." Drei Strophen zu je fünf Zeilen: "... Was suchte Wolk und Regen hier /Am heitern Feiertag? / Er galt dem Sohn, dem Kürassier, / Dem er das Exerzieren brach, / Und frei zum Fest ihn sprach ...". Offenbar war der Kürassier wegen schlechten Wetters vom Exerzieren befreit, doch stellte sich zum Geburtstag Sonne ein. Regen und Sonnenschein werden dann von Fouqué als Bild gedeutet, "wie Tochterblick am Heimaths Heerd / Ein Mutterherz verklärt."

Lot 2019, Auction  107, Freiligrath, Ferdinand, Signiertes Porträtfoto 1862

Freiligrath, Ferdinand
Signiertes Porträtfoto 1862
Los 2019

Zuschlag
260€ (US$ 280)

Details

Freiligrath, Ferdinand, Lyriker und Übersetzer, politischer Dichter, Mitarbeiter von Karl Marx, emigrierte nach London (1810-1876). Porträt-Photographie mit eigh. Signatur "F. Freiligrath" und Datum auf der Rückseite. Visit-Format (9,4 x 6 cm). (London) Juni 1862.
Die Aufnahme des Londoner Photographen C. Gilvy zeigt den Dichter in ganzer Figur, in einem Armsessel am Tisch sitzend, gedankenvoll die rechte Hand ans Kinn führend. - Leichte Flecken und Gebrauchsspuren. - Selten.

Frenzel, Karl
Konvolut von 6 Briefen und 1 Gedichtmanuskript
Los 2020

Zuschlag
120€ (US$ 129)

Details

Frenzel, Karl, Berliner Schriftsteller, bedeutender Feuilletonist und Theaterkritiker, 46 Jahre lang Feuilletonredakteur der "Nationalzeitung" und 40 Jahre lang Literatur- und Theaterkritiker der "Deutschen Rundschau" (1827-1914). Konvolut von 6 eigh. Briefen und 1 eigh. Gedichtmanuskript m. U. "Karl Frenzel". Zus. ca. 5 1/2 S., in mikroskopisch kleiner Schrift. Berlin 1861-1901.
An verschiedene Adressaten, jeweils in literarischen Angelegenheiten. Einer Schriftstellerin in Dresden, die ihm ihr neuestes Buch schicken und ihn zugleich wegen eines geeigneten Widmungstextes um Rat fragen wollte, erteilt er Ratschläge. "... So viel hab' ich in Ihrer Widmung kreuz und quer gestrichen, daß ich Sie bitten muß, dieselbe noch einmal abzuschreiben, so wird kein Setzer daraus klug. Schicken Sie das Blatt dann mit einem groben Briefe an Janke, weder mir noch irgendeinem berliner Journalisten ist Ihr Buch zugegangen, wenn man nicht mit der Peitsche hinter diesen Burschen steht, geht's nicht. Ich gebe zwar im Gegensatz zu Gutzkow kaum einen Strohhalm auf die löbliche Kritik - das aber entschuldigt einen Buchhändler gar nicht, zur rechten Zeit gesprochen kann ein gutes Wort immer die öffentliche Aufmerksamkeit auf ein Buch lenken. Was ich bin? fragen Sie freundlichst. Buddhist, liebe Freundin, ich halte das Leben nicht der Mühe wert, die wir uns mit ihm geben. - Daß Sternberg auch an Winckelmann arbeitet, ist allerdings fatal, ein Buch raubt dem andern die Theilnahme ...". Empfiehlt ihr eindringlich als Romanstoff den angeblich von Jesuiten ermordeten Papst Clemens XIV., vormals Giovanni Ganganelli: "... Aufhebung der Jesuiten, Kaiser Joseph II. in Rom, Cagliostro, die Idee eines wirklichen letzten Papstes, nicht nur phantastisch, wie bei Gutzkow - eine sagenerfüllte Herkunft usw. man kann sich nichts besseres wünschen ...". - Einem Freund beurteilt er das Manuskript einer im Stile Felix Dahns gehaltenen Tragödie: "... Die ostgothischen Reckengestalten, die wir uns beim Lesen des Romans sehr wohl vorstellen können, müssen ja auf der Bühne zu mehr als fragwürdigen Figuren zusammenschrumpfen ...". - Einem Professor schreibt er: "Ihren Aufsatz über Gutzkows erste Liebe habe ich mit großem Interesse gelesen und werde ihn im Laufe des April in der Sonntagsbeilage der National-Zeitung zum Abdruck bringen. Sehr bemerkenswerth war für mich die Beziehung, die Sie zwischen der Lucinde des Zauberers, der Seraphine und der realen Leopoldine herstellen ... Das ... Urbild Lucindens war ein Fräulein Luise von Bornstädt, die Gutzkow Mitte der fünfziger Jahre in Dresden kannte. Eine alte Jungfer um die Mitte der vierzig, Dichterin, die eine abenteuerliche Jugend hinter sich hatte ...". - Einem Fräulein in Frankfurt sendet Frenzel ein signiertes Gedicht "Nach dem Ball" und bemerkt dazu: "Vielleicht genügt das anliegende Blatt Ihrem so liebenswürdig ausgesprochenen Wunsche; wenigstens werden Sie dann zu den außerordentlich wenigen Menschen gehören, die ein Gedicht von mir besitzen ...".

Freytag, Gustav
Brief 1853 an Fr. Gerstäcker
Los 2021

Zuschlag
600€ (US$ 645)

Details

Über den Herzog von Coburg-Gotha
Freytag, Gustav, Schriftsteller und Publizist (1816-1895). Eigh. Brief m. U. "Freytag" sowie mit Adresse und Siegelspur. 21/2 S. Gr. 8vo. Siebleben bei Gotha 5.VIII.1853.
An den Schriftsteller-Kollegen Friedrich Gerstäcker ("gegenwärtig in Europa zu Plagwitz"). "... Der Herzog von Coburg-Gotha hat den lebhaften Wunsch, Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen. Er hat von (nicht de te, sondern a te) Ihnen gelesen, interessirte sich lebhaft für Ihre Reisen u. hat sich in diesem Frühjahr sehr viel u. genau nach Ihnen erkundigt. Mich hat er beauftragt, diese persönliche Bekanntschaft zu vermitteln ... Der Herzog ist vom 11ten A. bis gegen Ende des Monats in Reinhardsbrunn u. wir haben von mir aus jeden Tag Gelegenheit ihn zu sprechen. Ich wage Sie zu mir zu bitten, weil ich annehme, daß Sie so am bequemsten u. ungenirtesten den Fürsten kennen lernen, wenn Sie mit mir zu ihm herausfahren. Und es würde Sie nicht reuen seine Bekanntschaft gemacht zu haben, denn er ist ein sehr liebenswürdiger u. gescheuter Herr, der selbst viel Reisen gemacht hat, ein großer Jäger und enthusiastisch für interessante Begebenheiten u. selbstständige Menschen ... Ich bin in der einen Sorge, daß Sie nicht kommen werden, weil Ihnen die Entfernung von Leipzig nach Gotha ehrenrührig gering vorkommt, es ist gegen Ihr Selbstgefühl überhaupt so kurze Strecken zu reisen ... Sehr ungenirt! Keine Gène u. Hofzeremoniell, mein theurer Comanche! ...". - Die bürgerliche Attitüde des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha verursachte bekanntlich zuweilen "Naserümpfen" unter den deutschen Fürsten. - Am Siegel-Ausriss etwas fleckig von einstiger Reparatur mit Tesafilm.

Frisch, Max
Brief 1966 an Ingeborg Schnack
Los 2022

Zuschlag
180€ (US$ 194)

Details

Frisch, Max, Schweizer Schriftsteller (1911-1991). Masch. Brief mit eigh. U. "Max Frisch". 2/3 S. Gr. 4to. Berzona 7.VI.1966.
An die Bibliothekarin und Historikerin Dr. Ingeborg Schnack in Marburg, die ihn zu einer Dichterlesung eingeladen hatte. "... es wird immer schlimmer. Mein dringendstes Bedürfnis: nicht an einem öffentlichen Pult zu stehen. Wenn nicht arbeiten, dann lesen; wenn nicht lesen, dann trinken oder Gespräch oder schwimmen, auch Pingpong. Ich verbringe jetzt mein überreifes Mannesalter mit schroff-höflichen Absagen, mit inständigen Bitten um Nachsicht, zunehmend vorsichtig mit Versprechen auf lange Sicht; es hat sich nämlich herausgestellt, dass das nächste Jahr, wenn es da ist, genau so kurz ist wie das laufende ...".

Gentz, Friedrich von
Brief 1819
Los 2024

Zuschlag
280€ (US$ 301)

Details

Gentz, Friedrich von, dt.-österr. Politiker und Publizist, Staatstheoretiker, Berater Metternichs (1764-1832). Eigh. Brief m. U. "Gentz". 11/3 S. 4to. Karlsbad 25.VIII. (1819).
An einen Herrn, dem er ein Paket Manuskripte als für seine Zeitschrift unbrauchbar zurückschickt. "... Ob ich gleich keinesweges gar wünsche, unsere bisherige Communication abzubrechen, so muß ich doch E. Wohlgeboren ergebenst bitten, mir künftig nur solche Artikel, die ich entweder selbst antrage (diese dann aber auch in möglichst kurzer Zeit) oder solche, die in irgend einem - guten oder bösen - Sinne ein schon anerkanntes Interesse haben, oder aber großes Aufsehen machen, gefälligst zu übersenden. Schriften über franz. Administration pp die doch in der Regel nicht viel bedeuten, und die ich bey meiner durch Geschäfte äußerst beschränkten Zeit nicht lesen kann, taugen nichts für mich ...".

Glassbrenner, Adolf
2 Briefe 1848, 1871
Los 2025

Zuschlag
800€ (US$ 860)

Details

Glassbrenner, Adolf, Berliner politischer Schriftsteller, Satiriker und Publizist, Herausgeber der "Berliner Montags-Zeitung" (1810-1876). 2 eigh. Briefe m. U. "Ad. Glassbrenner". Zus. 2 S. Gr. 8vo. Berlin 5.X.1848 und 24.X.1871.
An Dr. Hermann Kletke, Chefredakteur der Vossischen Zeitung in Berlin, jeweils mit der Bitte, von Glassbrenner eingesandte Notizen in die Vossische Zeitung aufzunehmen: einen Bühnenerfolg seiner Frau, der Schauspielerin Adele Peroni-Glassbrenner (1848), bzw. eine "Schiller-Notiz" aus seiner "Montags-Zeitung" sowie einen Bericht, den ihm der Polizeipräsident v. Wurmb mit dem Ersuchen gesandt habe, ihn zum Druck zu befördern (1871). - Beide mit Briefkopf "Redaction der Berliner Montags-Zeitung".

Lot 2026, Auction  107, Goethe, Johann Wolfgang von, Eigenhänd. Billet 1816

Goethe, Johann Wolfgang von
Eigenhänd. Billet 1816
Los 2026

Zuschlag
4.200€ (US$ 4,516)

Details

Goethe, Johann Wolfgang von, Dichter, Naturforscher und Staatsmann (1749-1832). Eigh. Billet m. U. "G.". 1 S. (Doppelblatt). Quer-schmal-8vo. Auf ein mit grüner Seide bezogenes Kartonblatt montiert. (Weimar) 11.I.1816.
An den Weimarer Hofkapellmeister August Eberhard Müller (1767-1817). "Da wir die schöne Stimme des H. Eduard Genast noch in Reserve haben; so sollten wir diese Blätter nicht nur beybehalten, sondern dem Priester Liede mehr Extension geben. G." - Sophien-Ausgabe 4. Abt., 26. Bd, Nr 7266 (ungenau). - Auf der Rückseite des Untersatzkartons ist ein Ausschnitt aus einem alten Antiquariatskatalog mit der Beschreibung des Blattes montiert, in der - wohl nach der Sophien-Ausgabe - der Hofkammerrat und Hoftheater-Verwaltungsdirektor Franz Kirms als Adressat angegeben ist. Doch findet sich auf der schwer zugänglichen Rückseite des ersten Blattes ein Vermerk von alter Hand: "Goethe hat dieses Billet an den Kapellmeister A. E. Müller geschrieben". Da es plausibel erscheint, daß bei einer musikalischen Einstudierung eher der Hofkapellmeister als der Verwaltungsdirektor tätig ist, kann also hier die Sophien-Ausgabe korrigiert werden. - Am 7. und 8. Februar wurde in Weimar Goethes musikalisch-patriotisches Festspiel "Des Epimenides Erwachen" aufgeführt, das im 9. Auftritt des 2. Aktes auch das Lied eines Priesters enthält. - Der Untersatz an den Rändern fleckig.

Goethe, Johann Wolfgang von
Brief 1820
Los 2027

Zuschlag
3.800€ (US$ 4,086)

Details

- Brief m. U. "ergebenst JWv Goethe". 2 S. 4to. Weimar 11.XI.1820.
An den Buchändler und Verleger Carl Friedrich Ernst Frommann (1765-1837) in Jena, "für freundliche Zuschrift und Sendung schönstens dankend und die erhaltenen 8 Velinpapier / 12 Schreibpapier Morphologie pp. I.3. quittirend vermelde, daß auf erhaltenen Brief des Herrn von Cotta, welcher den Abdruck der Wanderjahre billigt, sogleich einen ziemlichen Theil des Manuscriptes in Ordnung gebracht, wie denn etwa zu 12 gedruckten Bogen vorräthig liegen mag. Das Ganze möchte wohl über dreysig Bogen betragen; der Anfang kann nach Belieben geschehen. Die Revision vom Bogen 4. Kunst und Alterthum, folgt zugleich zurück, die beyden folgenden erwarte und an fernerem Manuscript soll es nicht fehlen. - Hofrath Meyer ist angekommen, sehr zufrieden von seinem Berliner Aufenthalt, voll Verwunderung über dortige Kunstschätze und Kunstthätigkeit; davon wird denn manches zur Sprache kommen. - Die Meinigen hab ich wohl angetroffen und gar manche häusliche Bequemlichkeit gefunden, doch vermiße die Aussicht auf die Berge und gute Nachbarschaft ...". Ferner über die Erkrankung der Großherzogin. - "Vermisse die Aussicht": Goethe hatte sich vom 20. Oktober bis 3. November in Jena aufgehalten. Bei Frommann wurden Goethes Werke für den Cotta-Verlag gedruckt. Das Haus des Verlegers war nach 1800 der literarische Mittelpunkt Jenas, und Goethe lernte dort Frommanns Pflegetochter Minna Herzlieb kennen. - Sophien-Ausgabe 4. Abt., 34. Bd., Nr 10 (ungenau).

Lot 2028, Auction  107, Carus, Carl Gustav, Brief + Beigaben

Carus, Carl Gustav
Brief + Beigaben
Los 2028

Zuschlag
450€ (US$ 484)

Details

- Carus, Carl Gustav, Freund Goethes, Arzt, Naturforscher, Philosoph, Schriftsteller und Maler (1789-1869). Eigh. Brief m. U. "Carus" und Adresse. 1 S. 8vo. (Dresden, wohl 1851).
An den Maler Karl Christian Vogel von Vogelstein, Professor an der Dresdener Akademie (1788-1868). "Der mir von Quetelet in Brüßel sehr empfohlene Maler Herr Valerio aus Paris wird Mittwoch mit uns eßen und seine interessanten Aquarell Bilder mitbringen. Es würde uns nun sehr freuen, wenn Sie, verehrter Herr und Freund, dabei uns auch das Vergnügen Ihrer Gegenwart schenkten. Wir würden wegen der kurzen Tage 1/2 2 eßen damit man nachher noch zur Betrachtung der Zeichnungen Licht hätte ...". - Der belgische Astronom und Statistiker Adolphe Quetelet (1796-1874) gilt als Begründer der Sozialstatistik. Der auf ethnographische Themen spezialisierte Maler Théodore Valério (1819-1879) bereiste Deutschland 1836 und 1851. - Beiliegend Carus' gedruckte Visitenkarte mit handschriftlichem Zusatz: "Dem verehrten Jubilar und lieben alten Freund sendet [Hofrath Dr. Carus] mit Frau und Schwester beifolgendes Ruheplätzchen für Pillnitz zum recht langen Gebrauch!" - Ferner beigegeben ein eigh. Rezept des Arztes Carus für den Grafen Bose ("Spirit. scl. amoniac ... zum Riechen"), unterzeichnet "DC" (für "Doctor Carus"), Dresden 25.IX.1861.

Lot 2029, Auction  107, Eckermann, Johann Peter, Brief 1823

Eckermann, Johann Peter
Brief 1823
Los 2029

Zuschlag
3.600€ (US$ 3,871)

Details

Eckermann und die Theatromanie
- Eckermann, Johann Peter, Schriftsteller, Goethes enger Vertrauter und Mitarbeiter, Herausgeber seiner berühmten "Gespräche mit Goethe" (1792-1854). 2 eigh. Briefe, einer m. U. "Eckermann". Zus. 191/2 S. 4to. Hannover 1.II.1823 bzw. Empelde bei Hannover 17.II.1823.
Sehr umfangreiche und frühe Briefe Eckermanns, geschrieben, noch bevor er (vier Monate später) zum ersten Mal Goethe begegnete. Beide Schreiben an einen Bekannten in Weimar, wegen eines schwer erziehbaren jungen Mannes mit Drang zum Theater, den Eckermann vier Jahre lang pädagogisch betreut hatte. Schließlich hatte er jedoch seine erfolglosen Bemühungen aufgegeben und den aufsässigen Knaben an dessen schwer geprüfte Familie nach Hannover zurückgeschickt. Doch war der Theaterbegierige offenbar daraufhin in Weimar aufgetaucht, und auf diese Nachricht antwortet Eckermann mit dem zweiten der vorliegenden Briefe, der nicht weniger als 12 Quartseiten umfaßt: "... möchte ich Ihnen zunächst meine freudige Theilnahme darüber zu erkennen geben, daß ein mitunter liebenswürdiger junger Mensch glücklich aus Ihrer Nähe gebracht ist, dessen Leichtsinn und ungebärdiges Wesen überall Mühe und Verwirrung anrichtet wohin er nur tritt. Ich kann dieses mit voller Überzeugung aussprechen indem ich seit den vier Jahren daß ich mich seiner Leitung angenommen, nur Erfahrungen solcher Art an ihm gemacht, nichts als unsägliche Last an ihm gehabt habe und in meinen eigenen Bestrebungen auf das unangenehmste fortwährend durch ihn behindert worden ... Eine so erregbare Natur wie Sie zu seyn scheinen ist für ein Naturell wie das des bewußten jungen Mannes nicht gemacht. Dieses bey mir selbst fühlend war ich schon früher willens Ihnen das ganze Verhältniß unmittelbar aufzudecken und ich hätte es auch sicher gethan, wenn es mir nicht möglich geworden wäre im Namen der Mutter alles abzumachen. Nun ist es gut daß die Sache ein so baldiges und so erwünschtes Ende genommen hat ...".
Es folgt dann über 9 Seiten eine geradezu in Romanform abgefaßte Schilderung Eckermanns von seiner letzten Begegnung mit dem jungen Mann, der unbedingt zum Theater wollte, sich auf Eckermanns Empfehlung und mit dessen Geld nach Braunschweig begab, um sich bei dem dortigen Theaterdirektor Ernst August Friedrich Klingemann zu bewerben, aber abgewiesen wurde und sich daraufhin der Sophie-Waltherschen Wandertruppe anschloß. - In verschiedener Hinsicht höchst interessanter Brief: Es handelt sich um ein sehr frühes Schreiben Eckermanns, noch vor der Bekanntschaft mit Goethe; die sehr umfangreiche psychologische Studie verrät viel über Eckermanns Wesen und Charakter; er zeigt ferner, daß Eckermann durchaus zu literarischer Arbeit, ja zu spannender Erzählung fähig ist. Und schließlich deutet er auch die ärmliche wirtschaftliche Situation des Schreibers an: das billige, etwas gebräunte Papier, das er zum Schreiben benutzt, neigt dazu, an den Querfalten einzureißen, wie dies auch hier leider der Fall ist. - Der erste Brief (1. Februar 1823) ist zwar in Eckermanns Handschrift, aber - aus Hannover - offenbar im Auftrag der Mutter des rebellischen Zöglings geschrieben, die als "Ihre ergebenste Dienerin B. Kiesewetter" unterzeichnet, gleichfalls ausführlich die Probleme mit dem jungen Mann schildert und die "unsägliche Mühe" bedauert, die dem Adressaten und seiner Frau mit dem schwierigen Jungen entstanden sei. - Bei Eckermanns eigenem Brief die Querfalten weitgehend durchgetrennt.

Lot 2030, Auction  107, Herzlieb, Wilhelmine, Brief an Friedrich Frommann

Herzlieb, Wilhelmine
Brief an Friedrich Frommann
Los 2030

Zuschlag
1.200€ (US$ 1,290)

Details

- Herzlieb, Wilhelmine (gen. Minchen, verheir. Walch), Ziehtochter des Verlegers Frommann in Züllichau, von Goethe (und anderen) poetisch angeschwärmt, möglicherweise das Vorbild für die Ottilie in Goethes "Wahlverwandtschaften" (1789-1865, starb in geistiger Umnachtung). Eigh. Brief m. U. "Deine Minna" sowie mit Adresse und Siegel "W". 1/2 S. 4to. O. O. u. D. [wohl Jena um 1830].
An ihren Pflegevater, den Jenaer Buchhändler Karl Friedrich Frommann (hier in Leipzig) mit der Bitte, für Frau von Ziegesar [Luise Freifrau von Z., geb. von Stein, frühere Hofdame der Herzogin Anna Amalia], in deren "freundlichem Stübchen" sie sitze, Kleiderstoff aus Leipzig mitzubringen. "Du erlaubst wohl mein lieber Vater daß ich Dir im Nahmen unserer lieben Frau von Zigesar eine Bitte thue, ungeachtet Du schon mit einem Fuß im Wagen bist; aber sie wünscht es so sehr, daß Du ihr von beiliegender Probe noch 21/2 E[llen] von Holberg bringen oder schicken mögtest, sie muß sie noch zum Kleide daß sie auch von Holberg hat haben ...". - Selten.

Goncourt, Edmond de
Brief 1895 an Albert Carré
Los 2031

Zuschlag
160€ (US$ 172)

Details

Goncourt, Edmond de, franz. Schriftsteller, gilt gemeinsam mit seinem Bruder als Mitbegründer des literar. Naturalismus, Namensgeber des "Prix Goncourt" (1822-1896). Eigh. Brief m. U. "Edmond de Goncourt". 2/3 S. 8vo. O. O. 9.VII.1895.
An den Schauspieler, Regisseur und Librettisten Albert Carré (1852-1938). "... Janvier est venu ces Temps derniers, me demander de vous le recommander, et - je crois vraiment qu'on pourrait utiliser son Talent dans Manette Salomon. Ne serait-ce pas votre sentiment, et qu'en pense Porel? ...". - Der zweibändige Roman "Manette Salomon" der Brüder Goncourt war 1867 erschienen und gilt als eines ihrer belletristischen Hauptwerke. Hier ist von der Dramatisierung des Stoffes die Rede, uraufgeführt 28.II.1896 am Théâtre du Vaudeville. Janvier war ein Schauspieler des Ensembles Théâtre Libre unter André Antoine. Paul Porel war Direktor des Théâtre de l'Odéon.

Lot 2032, Auction  107, Grosse, Julius, Konvolut von 17 Autographen

Grosse, Julius
Konvolut von 17 Autographen
Los 2032

Zuschlag
850€ (US$ 914)

Details

"das mir so liebgewordene Weimar"
Grosse, Julius, fruchtbarer Romanautor, Kunstkritiker und Journalist in München und Weimar, Generalsekretär der Dt. Schillerstiftung in Weimar, Dresden und München, sachsen-weimarischer Hofrat (1828-1902). Konvolut von 17 Autographen. Zus. 53 S. Tinte und Bleistift. Folio, 4to, gr. 8vo und 8vo. 1863-1901.
1 eigh. Manuskript (16 S., folio), 2 eigh. Albumblätter, 9 eigh. Briefe und 5 eigh. Postkarten. An verschiedene Adressaten, durchweg in literarischen Angelegenheiten, großenteils ausführlich über eigene und fremde Veröffentlichungen. Am 30. September 1874 schreibt er aus dem "Vorort Weimar" der Deutschen Schillerstiftung: "... Wie auch immer die Wahl des neuen Vororts ausfallen mag (ob Dresden oder München), nur mit größtem Widerstreben werde ich das mir so liebgewordene Weimar wieder verlassen, welches mir so anregende und fruchtbare Jahre geboten hat". - 1880 schreibt er aus Weimar einem Freund ausführlich über seine Idee eines "scheinbar improvisirten Sängerkampfs": "... doch bitte ich Sie auf das dringendste, meinen Namen zu verschweigen, dagegen den Vorschlag dieser Idee nicht auf Leipzig zu beschränken, sondern unter der Hand auch anderen Poeten mitzutheilen und zwar solchen, von denen vorauszusetzen, daß sie schweigen und daß sie eventuell sich betheiligen. Was bei vorzeitiger Ausplauderung heraus kommt, davon hatten wir ja vor sechs Jahren ein Beispiel. Damals war ein 'Dichtertag' hier geplant ... und alles war gut eingeleitet, als plötzlich der Kladderadatsch seine Stimme erhob und das ganze Unternehmen lächerlich machte - so daß es schließlich unterblieb - also Vorsicht! ...". - Interessant ist auch das umfangreiche Manuskript eines patriotischen Festspiels für Weimar, das wohl 1896 entstanden ist und am Schluß dem greisen Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar huldigt. Zwischen dem Prolog und den 7 "Bildern" der Aufführung werden jeweils die bekanntesten patriotischen Lieder angestimmt: Deutschland, Deutschland über alles - Der Gott, der Eisen wachsen ließ - Wer will unter die Soldaten - AllDeutschland nach Frankreich hinein - Steh ich in finstrer Mitternacht - Wohlauf Kameraden, aufs Pferd - Nun danket alle Gott - Das "Weimarlied" von Liszt. - Beiliegend zwei Zeitungsausschnitte mit Grosses Porträt. - Reichhaltiges Material über einen einflußreichen Schriftsteller des Realismus, dessen Nachlaß in Weimar und München aufbewahrt wird. - 1 Postkarte gelocht, 1 Brief mit Büroklammer-Rostspur.

Gruber, Johann Gottfried
Brief 1833
Los 2033

Zuschlag
180€ (US$ 194)

Details

Der Wieland-Biograph
Gruber, Johann Gottfried, Hallischer Literaturhistoriker, Lexikograph und Pädagoge, Wieland-Biograph und Herausgeber der ersten Wieland-Gesamtausgabe (1774-1851). Eigh. Brief m. U. "Gruber". 12/3 S. Gr. 8vo. Halle (Saale) 8.VI.1833.
An einen "theuersten Freund", dem er vom Tod seiner Schwester sowie ausführlich von einem Schuldner berichtet, der Grubers Darlehen nicht zurückzahle und von Gruber hier der Lüge und "Spitzbüberei" bezichtigt wird. Erwähnt eine "Verwirrung", in die ihn die Hallischen Rektoren gebracht hätten. - Dabei: Constantin Wurzbach, Ritter von Tannenberg, österr. Lexikograph, Bibliothekar und Schriftsteller (1818-1893). Eigh. Brief m. U. "D. Wurzbach". 4 S. 8vo. Berchtesgaden 15.II.1879. - An den Schriftsteller Ferdinand Gross, der ihm sein Buch "Kleine Münze. Skizzen und Studien" (Breslau 1878) übersandt hatte. Beschreibt seine Skepsis vor der Lektüre, die jedoch bald verflog und "genußreichen Stunden" Platz machte. Geht dann auf die einzelnen Kapitel ein und erörtert ihre Vorzüge. "... Gleich Ihr erstes, 'ein Wintermärchen', ist ein wahres Kabinetsstück. Das hätte ein Schwind illustriren können und sollen, wenn es damals schon geschrieben gewesen wäre ... warum bin ich kein Kritiker, um über ein solches Buch schreiben zu können? ... Und doch ist der Genuß ein ungleich höherer wenn man ein Buch ohne weitere Absicht liest als es zu genießen. - Auch die Skizze über Frau Geistinger habe ich gelesen. Sapperment Sie geben der Dame Nasenstüber mit Glazehandschuhen! Ihr Alter! Und doch nur eine Geistinger! wie nur eine Gallmeyer! Auch Ihr preisgekröntes Feuilleton: 'Literarische Zukunftsmusik' habe ich mit Spannung gelesen. Ja wohin kommen wir mit diesen vielen Bühnen? ... Des geistvollen Herrn Franzos Abhandlung 'Über das Feuilleton' ist sehr reich an guten Gedanken und feinen Distinctionen, aber ich halte dafür, daß diese Abhandlung etwas kürzer gefaßt gewonnen haben würde, wie ich auch andererseits den Zusammenhang dieser Einleitung zu Ihrer 'Kleinen Münze' nicht recht erfasse ...". - Marie Geistinger und Josephine Gallmeyer waren die berühmtesten Soubretten Wiens. Karl Emil Franzos hatte Gross' Sammlung von Feuilletons einen Essay "Über das Feuilleton" als Einleitung vorangestellt. - Wurzbachs größte Arbeitsleistung und sein phänomenales Lebenswerk ist das 60bändige "Biographische Lexikon des Kaiserthums Oesterreich".

Grün, Anastasius
2 Briefe 1861 und 1867
Los 2034

Zuschlag
80€ (US$ 86)

Details

Grün, Anastasius (d. i. Anton Alexander Graf von Auersperg), freisinniger österr. Dichter und Politiker, Freund Lenaus, verkehrte mit den Wiener literarischen Zeitgenossen und deutschen Dichtern der schwäbischen Schule, Mitglied des Frankfurter Parlaments (1808-1876). 2 eigh. Briefe m. U. "A v Auersperg". Zus. 2 S. Gr. 8vo. Graz 18.VI.1861 und 27.XII.1867.
Beide Briefe an einen Herrn mit Dank für Glückwünsche: "... Ich benütze die ersten freien Stunden eines kurzen Aufenthaltes in Gratz, um Ihnen für die freundliche Aufmerksamkeit, welche Sie mir durch die Erinnerung an meinen Namenstag und die daran geknüpften gütigen Wünsche erwiesen haben, meinen wärmsten und herzlichsten Dank abzustatten [1861] ... Wir waren herzlich erfreut aus Ihrem geehrten Schreiben zu entnehmen, daß Ihre gegenwärtige amtliche Stellung so sehr Ihren eigenen Wünschen, wie auch den Interessen Ihrer Familienverhältnisse entspricht, daß für alle Theile eine erhöhte Annehmlichkeit des Lebens und Wirkens in Aussicht steht ..." [1867].

Hamerling, Robert
2 Briefe
Los 2035

Zuschlag
80€ (US$ 86)

Details

Hamerling, Robert, österr. Schriftsteller (1830-1889). 2 eigh. Briefe m. U. "Robert Hamerling". Zus. 3 S. Gr. 8vo. Graz 2.XI.1880 und 3.XI.1886.
Der erste Brief an den Schriftsteller Gustav Kastropp, der ihn um eine Rezension seines Epos "Kain" gebeten hatte. "... Es ist mir sehr übel bekommen, daß ich mich verleiten ließ, neben meiner dichterischen Thätigkeit von Zeit zu Zeit eine kleine Buchkritik zu schreiben. Die Folge davon war, daß ich in wahrhaft erschrecklicher Menge von Zusendungen und Aufforderungen zu Recensionen mich überflutet sah, und da es mir schlechterdings unmöglich war, all' diesen Wünschen zu entsprechen, habe ich mir die Feindschaft mancher literarischen Collegen zugezogen. So fand ich schließlich keinen Ausweg, als für eine geraume Zeit der kritischen Thätigkeit ganz zu entsagen, wenigstens keine Recensionen mehr über noch lebende, jüngere, mir mehr oder weniger persönlich bekannte Schriftsteller zu veröffentlichen, und, wenn ich einmal eine Ausnahme mache, dies nur zu thun - gleichsam verschämter weise - in einem weniger verbreiteten Blatte ...". - Der zweite Brief an einen Redakteur: "... Gegenwärtig ohne Unterbrechung mit der Ausführung und Vollendung meines Epos 'Homunculus' beschäftigt, kann ich leider Ihrem Wunsche, ein Feuilleton für das Neue Wiener Tagblatt von mir zu erhalten, nicht entsprechen. Es liegt übrigens eine vor Jahren bestellte und auch honorirte Einsendung an die löbliche Redaction ... unabgedruckt im Pulte derselben. Sollte diese auch Herr Szeps für sein Blatt mitgenommen haben? ...".

Lot 2036, Auction  107, Hartleben, Otto Erich, Konvolut Briefe und Karten an John H. Mackay

Hartleben, Otto Erich
Konvolut Briefe und Karten an John H. Mackay
Los 2036

Zuschlag
750€ (US$ 806)

Details

Hartleben Otto Erich, Dichter des Naturalismus und des Jugendstils, Dramatiker, Erzähler und Lyriker (1864-1905). Konvolut von 3 eigh. Briefen, 12 eigh. Postkarten (teils gemeinsam mit Freunden) und 1 eigh. Gedichtmanuskript. Leipzig, Berlin und Italien 1887-1904.
An den Schriftsteller John Henry Mackay in Berlin. In einem frühen Brief aus Leipzig schreibt Hartleben: "... Sie wissen, daß Conradi u. ich jetzt ein 'Jahrbuch für realistische Dichtung' herausgeben. Wir brauchen Ihnen nicht lange auseinanderzusetzen, welche Tendenzen, welche Principien wir haben. Wir sind Ihrer Sympathie sicher! Sie werden mitthun: nicht wahr? ... Originalbeiträge sind uns nat. das liebste: eventuell würden wir aber auch gern aus den 'Schatten' [Mackays Sammlung "Novellistischer Studien", Zürich 1887] etwas abdrucken ... Haben Sie mein Studenten-Tagebuch gelesen? ..." [Leipzig 5.II.1887]. Einen auf feinstem Bütten hergestellten, 2seitigen Probedruck für einen Prospekt mit der Ankündigung des Satireblattes "Simplicissimus" benutzt Hartleben als Briefpapier: "... Ich traf Sie leider nicht, am letzten Freitag im Architectenhause: ich hätte Ihnen die Idee des Simplicissimus gern mündlich auseinandergesetzt ... Jedenfalls darf ich wohl hoffen, daß Sie mir geeignete Beiträge zuwenden werden: je eher, desto besser! Nämlich die erste Nummer wird in 500 000 Ex. verbreitet und es wäre schön, wenn da gleich Ihr Name vertreten wäre ..." [Berlin 17.XI.1895]. - Die Postkarten aus Berlin behandeln neben literarischen Nachrichten meist auch Ort und Datum des nächsten Zusammentreffens einer munteren Runde, die sich "die Verbrecher" nennt, in ständig wechselnden Berliner Lokalen. Auf Gemeinschaftskarten sind auch andere prominente Berliner Anhänger des literarischen Naturalismus vertreten, wie etwa Wilhelm Bölsche oder der Schauspieler Rudolf Rittner. 3 Karten sind in Italien (Gardasee, Toscana und Rom) verfaßt. Auf einer Foto-Karte mit dem Bildnis seiner Geliebten Ellen Birr schreibt Hartleben: "... Wir wollten diese Karte eigentlich an Gabriele Reuter richten, wissen jedoch deren Adresse nicht. Ist sie jetzt bei Ihnen? ... Ihr Otto Erich und Ellen sein Kind". - Eine offenbar in angeheiterter Stimmung in Rom geschriebene Karte zeigt die "Birreria Bavaria", ein Pschorrbräu-Restaurant in Rom (Februar 1904). - Auch das umfangreiche Briefgedicht an Mackay stammt aus Italien (Verona 4.II.1904). - Beiliegend eine Hartleben betreffende Postkarte und ein nicht unterzeichneter (vielleicht unvollständiger), aber wohl von Ellen Birr stammender Brief an J. H. Mackay, in dem sie ihn um Hilfe bittet in ihrem Streit mit Hartlebens Witwe Selma um den Nachlaß (das Haus in Saló) und vor allem die hinterlassenen Schulden des Dichters. Sie berichtet u. a., daß Max Halbe, unterstützt von Albert Langen, die Idee aufgebracht habe, daß die Freunde Hartlebens zusammenlegen sollten, um das Haus in Saló als Gedenkstätte zu erhalten. - Interessantes Dokument zum Umgang mit dem Nachlaß des Dichters. - Alle Teile gelocht. - Reichhaltiges Material zu Hartlebens Persönlichkeit und zum Literaturbetrieb um 1900. Von besonderem Interesse ist auch der Prospekt mit dem geplanten Programm des "Simplicissimus".

Hartleben, Otto Erich
Konvolut von Briefen, Karten und Manuskripten
Los 2037

Zuschlag
440€ (US$ 473)

Details

- Konvolut von 4 eigh. Briefen, 12 eigh. Postkarten, 1 eigh. Billet, 1 masch. Rundschreiben, 1 Telegramm sowie 1 eigh. Gedichtmanuskript. (Tinte und Bleistift). Mit 3 Umschlägen. Berlin und Italien 1892-1903.
Meist an den ihm befreundeten Schriftsteller Caesar Flaischlen, Redakteur der Zeitschrift "Pan". Gutgelaunte Karten und Briefe, jeweils über literarische Lieferungen Hartlebens und anderer ("Das Gedicht von Juliane Dürr ist allerdings Wellblech, ich weiß nicht weshalb Du Conrad das nicht ruhig schreiben solltest", 1896) an Flaischlen für bestimmte Zeitschriftenhefte, teils für den "Pan"; und immer wieder Stammtisch-Verabredungen in der Art wie: "Bitte hol mich um 10 Uhr vom Club ab. Frank Wedekind ist auch da" (7.XII.1896). - "Das Local befindet sich Kochstr. 63 Ecke der Friedrichstr. und heißt Bergbräu" (5.IX.1896). - "Heut schon um 6! Im Bibliothekzimmer. Bitte komm! Seh Dich sonst nicht mehr. Bring Dir den Dehmel mit" (15.III.1897). Am 5. Juli 1897 schreibt er auf unbeschnittenem Bütten: "... Ich sende Dir anbei 3 originelle Dichtungen von Franz Blei - oder ich will lieber doch nur 2 schicken, von denen ich glaube, daß wir sie im Pan bringen könnten. Im übrigen hoff ich Dich bald zu sehn ... Wo tagt übrigens der Verbrecher-Stammtisch vom Freitag? Noch immer in der Versenkung? Wir sind dem Pilsener in der Dorotheenstraße treu geblieben ...". - Das recht umfangreiche Gedicht (3 S. 4to) ist ein versifizierter Brief an Flaischlen (24.VII.1903) über verschiedene Themen und Neuigkeiten, teils in humoristischem Ton. - Hübsche Stimmungsbilder vom Berliner literarischen Leben um 1900.

Lot 2038, Auction  107, Heine, Heinrich, Eigenhänd. Gedichtmanuskript 1824

Heine, Heinrich
Eigenhänd. Gedichtmanuskript 1824
Los 2038

Zuschlag
25.000€ (US$ 26,882)

Details

Heine, Heinrich, Dichter (1797-1856). Eigh. Gedichtmanuskript. 3 S. 4to. (Göttingen 1824).
"Sonettenkranz an Friederike Robert, geb. Braun." Drei nummerierte Sonette, je eines pro Seite, zus. 42 Zeilen. Am oberen Rand der ersten Seite befinden sich zwei Vermerke von Karl August Varnhagens Hand: "von Heine" und "Berlin, 1823". Am unteren Rand von anderer Hand mit Bleistift die Angabe: "Varnhagen 27. 7ber 49". Das Manuskript (in sorgfältiger Schönschrift) wurde zuletzt 1953 als eigenhändig versteigert, mit folgender Beschreibung: "Bei dem vorliegenden Autograph handelt es sich, nach freundlicher Mitteilung von Herrn Dr. F. H. Eisner in London, um die Reinschrift des Gedichtes, die Heine am 17. Mai 1824 mit einem Brief an seinen Freund Moses Moser zur Weiterbeförderung an Friederike Robert gesandt hatte ("es wird der schönen Frau gefallen und sie erfreuen und könnte der Überbringer, wenn er nicht zu blöd wäre, ein zärtliches Trinkgeld eintragen ..."). Das Gedicht ist in dieser Form zu Lebzeiten Friederike Roberts - sie starb bereits 1832 - weder von Heine selbst, noch von Ludwig Robert, dem Heine am 27. Mai 1824 die Erlaubnis zum anonymen Abdruck gab, veröffentlicht worden. Erst 12 Jahre später nahm Heine das Gedicht unter der Überschrift 'Friedrike' und mit überarbeitetem Text 1844 in seine 'Neuen Gedichte' auf. Der hier vorliegende Urtext wurde 1865 von Ludmilla Assing (Varnhagens Nichte) veröffentlicht. - Heine hatte Friederike Robert in dem Salon Rahel Varnhagens, der Schwester Ludwig Roberts, kennengelernt". 1823 entstand dann in Berlin dieser "Sonettenkranz". - Beim Vergleich des Druckes unter dem Titel "Friedrike" mit der vorliegenden ersten Fassung zeigen sich in allen drei Sonetten teils starke Änderungen: Die überbordende Metaphorik, die der Dichter im dritten Sonett selbst ironisiert, ist vielfach vereinheitlicht, dem Stil des Ganzen, in dem Heine stets neben sich steht und sich über seine Schwärmerei lustig macht, nach Möglichkeit mehr untergeordnet. Während im Druck der erste Vers des zweiten Sonetts lautet: "Der Ganges rauscht, mit klugen Augen schauen / Die Antilopen aus dem Laub, sie springen / Herbei mutwillig, ihre bunten Schwingen / Entfaltend wandeln stolzgespreizte Pfauen ...", so heißt es in unserem Manuskript: "Der Ganges rauscht, es wandeln stolz die Pfauen, / Und spreitzen sich, die Antelopen springen / Im grünen Gras, die Hyazinten klingen, / Viel tausend Diamanten niederthauen ...". Noch auffälliger ist des Dichters Eingriff bei den letzten drei Zeilen des dritten Sonetts. In unserem Manuskript werden christliche Begriffe bemüht: "... Doch lächle nur! Denn wenn du lächelst, greifen / Die Engel droben nach der Harf, und singen / Des Halleluja dröhnenden Choral." Heine fiel auf, daß hier nach der ganz auf Indien eingestimmten Situation ein krasser Sphärenwechsel angehängt war, so daß er für den Druck die Engel und das Halleluja beseitigte: "... Doch lächle nur! Denn wenn du lächelst, greifen / Gandarven nach der Zither, und sie singen / Dort oben in dem goldnen Sonnensaal." - Minimal fleckig; im Falz und an der Querfalte verstärkt, dennoch kleine Einrisse.

Lot 2039, Auction  107, Hesse, Hermann, Postkarte 1923 an O. M. Fontana

Hesse, Hermann
Postkarte 1923 an O. M. Fontana
Los 2039

Zuschlag
200€ (US$ 215)

Details

Hesse, Hermann, Lyriker und Erzähler, Nobelpreisträger (1877-1962). Eigh. Ansichts-Postkarte m. U. "Hermann Hesse". 1/2 S. (Stuttgart 11.I.1923).
An den Schriftsteller Oskar Maurus Fontana in Wien, der ihm seine Volksliedsammlung "Der Garten Immergrün" (Wien 1922) gesandt hatte. "In meine Klause im Süden kam Ihr Garten Immergrün, durch den gehe ich nun kreuz u. quer u. danke Ihnen dafür ...". - Auf der Bildseite der Karte, die ein Foto vom "Haus Hesse" zeigt, hat der Dichter noch eigenhändig vermerkt: "Das war einst mein Haus am Bodensee.". - 2 Knickspuren.

Lot 2040, Auction  107, Hesse, Hermann, Manuskript mit 4 Gedichten u. 5 Aquarellen

Hesse, Hermann
Manuskript mit 4 Gedichten u. 5 Aquarellen
Los 2040

Zuschlag
12.000€ (US$ 12,903)

Details

- Eigh. Manuskript mit 4 Gedichten, 4 betitelten Aquarellen, 1 aquarell. Titelzeichnung sowie Widmung am Schluß. 10 Bl. elfenbeinfarbenes Bütten, jeweils einseitig beschrieben oder illustriert. Lose Doppelblatt-Lagen. 23 x 18 cm. (Montagnola) April 1929.
"Vier Gedichte von Hermann Hesse". Dem Redakteur des "Simplizissimus", Reinhold Geheeb, und seiner Frau gewidmete schöne Dichterhandschrift. Enthalten sind die Gedichte "November" (zwei Strophen zu je vier Zeilen), "In Weihnachtszeiten" (zehn Zeilen), "In einem Tessiner Weinkeller" (drei Strophen zu je vier Zeilen) und "März" (zehn Zeilen). Die Titel der Gedichte stehen jeweils auf dem vorhergehenden Blatt unter der aquarellierten Federzeichnung, die das Motiv aufnimmt. - "November" erschien zuerst 1921 in "Pro Helvetia", in Buchform dann 1929 in "Trost der Nacht". - "In Weihnachtszeiten" wurde zuerst 1913 in "Die Schweiz" gedruckt. - Druck von "In einem Tessiner Weinkeller" 1919 ebenfalls in "Die Schweiz" sowie im Buch "Die Gedichte" 1942. - "März" erschien zuerst 1921 in "Pro Helvetia", 1923 dann auch im "Simplizissimus". - Die Aquarelle zeigen eine verschneite Berglandschaft mit einer Hütte im Vordergrund, einen geschmückten Weihnachtsbaum mit Geschenkpaketen darunter, Häuser mit Bäumen und bergigem Hintergrund im Tessin sowie einen noch kahlen Baum am See vor Alpenpanorama, im Vordergrund neues Grün und erste Blüten. Die Titel-Inschrift befindet sich auf blauem Grund im Oval, umgeben von einem Blütenkranz. - Das Titelblatt gering fleckig; sonst nur minimale Gebrauchsspuren.

Hofmannsthal, Hugo von siehe Nr. 2220

Jacobsohn, Siegfried
Postkarte 1922 an O. M. Fontana
Los 2041

Zuschlag
80€ (US$ 86)

Details

Jacobsohn, Siegfried, Theaterkritiker und Publizist, Gründer und Herausgeber der "Schaubühne", später: "Weltbühne" (1881-1926). Eigh. Postkarte m. U. "S. J.". 1 S. (Berlin-Charlottenburg) 15.VI.1922.
Auf einer Karte mit Aufdruck "Die Weltbühne" an den Schriftsteller Oskar Maurus Fontana in Wien, den er mit "LOMF" anspricht. "... Buddhas Reden? Sind noch nicht erschienen. Hoffentlich gehts im Sommer. 'Lucian Leuwen' - willkommen. Je kürzer der Artikel anfällt, desto schneller kann ich ihn bringen ... Als ich gestern meine Wohnung betrat, fand ich sie ausgeraubt. Rock ist futsch, Stock ist futsch, Anzug, Kleider, ... Bett-, Tisch-, Leibwäsche - Alles ist futsch. Schaden 300000 Mark, versichert 50000 ... Ergeh's Ihnen besser! ...". - Gebräuntes Inflationspapier.

Jünger, Ernst
2 bearbeitete Typoskripte
Los 2042

Zuschlag
6.500€ (US$ 6,989)

Details

Jünger, Ernst, umstrittener, zugleich mit zahlreichen Literaturpreisen und anderen Ehrungen ausgezeichneter Schriftsteller (1895-1998). 2 Roman-Typoskripte. 145 und 175 gez. Bl., einseitig beschrieben. Mit zahlreichen Korrekturen, Zusätzen und Verbesserungen von Jüngers Hand. Gr. 4to. Lose Bl. in blauer Kunstleder-Kassette mit goldgepr. Monogramm Jüngers. O. O. (1984).
"Eine gefährliche Begegnung". 2 vollständige Typoskripte des 1985 vollständig erschienenen Romans in unterschiedlichen Bearbeitungsstufen. Die erste Version (142 gez. und 3 zusätzl.Bl.) besteht bis S. 80 überwiegend aus Druckfahnen oder Kopien aus Bd 1 und Bd 18 der Sämtlichen Werke, ergänzt durch eingeklebte Typoskript-Passagen, die restlichen 42 S. ausschließlich aus - teils wiederum zusammenmontierten - Typoskriptteilen. Durchgehend mit zahlreichen Korrekturen, Einschüben und Verbesserungen von Jüngers Hand, meist mit blauer Tinte oder rotem Kugelschreiber. Zwischen S. 133 und 134 ist ein kopiertes Typoskriptblatt mit einem hier nicht passenden Text eingelegt. Das Schlußblatt von Jünger eigenhändig datiert: 22.IV.1984. Das (etwas fleckige) Titelblatt trägt eine eigenhändige Widmung des Autors an zwei ihm befreundete Eheleute, "die aus dieser krausen Vorlage eine leserliche Abschrift besorgten, während wir uns auf Santorin räkelten, mit herzlichem Dank für ihre große Mühe Ernst Jünger. W[ilflingen]. 10.XI.1984." Der Autor hatte die Zeit vom 29.IV. bis 20.V.1984 auf Santorin zugebracht.
Diese Danksagung bezieht sich auf das zweite Typoskript, mit dem die "krause Vorlage" von dem Ehepaar in eine korrigierte, vorläufig "endgültige" Reinschrift gebracht worden war. In das nunmehr 174 (+1) Seiten umfassende Typoskript mit dem Datum "15.6.84" auf dem Titelblatt wurden dann nochmals einzelne Korrekturen sowie im Verlag mit Bleistift und orangefarbener Tinte zahlreiche drucktechnische Anweisungen eingetragen. Nach dessen Rückgabe schenkte der Autor beide Typoskripte im November 1984 dem Ehepaar als Dank und Freundschaftsgabe für die geleistete Arbeit. - Beiliegend eine Durchschrift der zweiten Fassung sowie das Metall-Klischee des Buchbinders für das goldgeprägte Ernst-Jünger-Signet auf dem Deckel der Kassette. - Wertvoller Einblick in Jüngers "Werkstatt" bei der Entstehung und Entwicklung des Romans, von dem zunächst nur drei Kapitel in verschiedenen Periodika und einer Festschrift erschienen waren.

Kerner, Justinus
Brief 1834
Los 2044

Zuschlag
260€ (US$ 280)

Details

Kerner, Justinus, Arzt und Dichter (1786-1862). Eigh. Brief m. U. ""Ewig Dein Kerner". 1 S. 4to. Weinsberg 14.VIII. (?) 1834.
An einen Freund, den er mit "Geliebter! Aber unser Ernst!!!" anredet (der Arzt und Dichter Ernst von Feuchtersleben?). "... Ich sende dir hier die Fortsetzung der Blätter aus Prevorst, die du, glaub ich, noch nicht hast - damit du Gedichte daraus machst. - Ich lebe unter lauter Ruhrkranken u. finde kaum Zeit dir dieses zu schreiben u. noch zu sagen daß ihr uns ganz verstoßen zu haben scheint ...". - Die von Kerner herausgegebenen "Blätter aus Prevorst" erschienen von 1831-1839 in Karlsruhe.

Lot 2046, Auction  107, Lenau, Nikolaus, Gedichtmanuskript

Lenau, Nikolaus
Gedichtmanuskript
Los 2046

Zuschlag
2.400€ (US$ 2,581)

Details

Lenau, Nikolaus (d. i. Nik. Niembsch, Edler von Strehlenau), österr. Dichter (1802-1850). Eigh. Gedichtmanuskript. 13/4 S. Gr. 4to. O. O. (wohl um 1837).
"Der Rationalist und der Poet." 36 Zeilen: 'Freund, Du sitzest hier auf weichem Moose, / Ins Geruchzeug duftet Dir die Rose, / Um Dein Antlitz Frühlingswinde wallen, / Und da drüben lärmen Nachtigallen. / Darum singst Du hier ein Lied versöhnend, / Weich und duftig, lind und zärtlich tönend. / Säßest Du auf einem harten Stumpfe, / Käme Dir der Duft von einem Sumpfe, / Spürtest Du den Herbstwind frostig wehen, / Wär'st Du hier umkrächzt von rauhen Krähen: / Ha, ich wette, hart und widrig klänge / Kühl und rauh was Deine Muse sänge / ...
Hundert Mitarbeitern bist du pflichtig; / All dein Dichtertreiben find' ich nichtig.' / Also spricht der Rationaliste, / Der den Dichter heimlich hat belauert, /
Stolzer Hahn auf dem Verstandesmiste, / Daß dem Dichter vor dem Wichte schauert. / Dichter spricht: 'Wenn Vögel, Blumen, Winde / Und das ganze liebe Lenzgesinde / Meinem Liede helfen, wird's ihm frommen, / ... Hätt ich rauhen Felsensitz erklettert, / Schwül bedrückt von einer Sumpfeswolke, / Rauh umkrächzt von einem Rabenvolke, / Oder auch von Hagelschlag umwettert: / Säng ich! und in meinem Liede schalten / Ließ' ich gern auch die Naturgewalten. / Aber gleich entflüchten Lust und Schmerzen, / Dringt heran mir ein Gesicht wie Deines, / Kalt genug, mir trotz des Maienscheines / Aus der Welt die Poesie zu merzen." - Frühe Niederschrift, denn am Schluß weisen zwei Zeilen Verbesserungen auf: "Entflüchten" statt ursprünglich "entweichen"; "dringt heran mir" statt "drängt heran sich". Diese Verbesserungen wurden dann berücksichtigt in der ersten Buchausgabe: "Neuere Gedichte", Stuttgart, Hallberger, 1838, S. 311-313. - Etwas gebräuntes Papier.

Mann, Heinrich
Postkarte 1921 an O. M. Fontana
Los 2048

Zuschlag
100€ (US$ 108)

Details

Mann, Heinrich, Bruder Thomas Manns, Schriftsteller (1871-1950). Eigh. Postkarte m. U. "Heinrich Mann". 1/2 S. München 30.III.1921.
An den Schriftsteller Oskar Maurus Fontana in Wien, der ihm zum 60. Geburtstag gratuliert hatte. "... für Ihre freundlichen und ehrenvollen Worte empfangen Sie, bitte, meinen herzlichen Dank ...". - Etwas gebräuntes Inflationspapier.

Mann, Thomas
Brief 1947 an Lotte Lehmann
Los 2049

Zuschlag
1.200€ (US$ 1,290)

Details

"Ich, auch ein Ohrenmensch"
Mann, Thomas, Schriftsteller, Nobelpreisträger (1875-1955). Eigh. Brief m. U. "Thomas Mann". 2 S. Gr. 8vo. Unter Passepartout montiert in einer Karton-Kassette mit Aufdruck "Thomas Mann" und mit Pappschuber. Pacific Palisades 26.XI.1947.
An die Opernsängerin Lotte Lehmann (1888-1976), die ihm Gedichte ihrer Freundin, der früh verstorbenen mährischen Lyrikerin Greta Bauer-Schwind übersandt hatte. Er habe sich viel mit den Liedern beschäftigt, "wohlgefällig lauschend, wie einer reinen, wohlgeschulten und seelenvollen Stimme. Kein Zweifel, diese Frau ist eine echte und rechte Dichterin, die immer mit Sicherheit und Geschmack in die Saiten greift, jeden Missklang rein vermeidet, Ihre innere Welt - ich will nicht sagen: mit Kühnheit, auch nicht mit benehmender Kraft, aber unfehlbar mit Wohllaut, Takt und Innigkeit feinhörig aussagt und aussingt. Diese Feinheit des Ohrs ist ihre stärkste Seite und gewiss das, was Sie beide zusammengeführt hat. Ich, auch ein Ohrenmensch auf meine Art, habe allen Sinn und alle Sympathie dafür. So sind für mich, aber auch wohl absolut gesprochen, die lyrischen Musiker- und Musik-Charakteristiken und Verherrlichungen das Beste und, im Wortsinn, Trefflichste, was Ihrer Freundin gelungen. Aber ich liebe auch sehr das Mythisch-Seelenhafte und lieblich Wehe der Echo-Gesänge ... Ob unserer wilden, mühseligen Zeit diese Poesie etwas zu geben, zu sagen hat? Vielleicht doch, durch das menschlich Begütigende darin, durch Zartheit, Holdheit, Harmonie ...". - Beiliegend ein Brief des Zsolnay-Verlages an Greta Bauer-Schwinds Mutter Gertrud (Wien 1948) und ein Verlagsvertrag (Wien 1953), beides betreffend die Übernahme von Gretas Gedichten für einen Sammelband. - Die Dichterin, eine Nachfahrin von Moritz von Schwind, war 1944 im Alter von 40 Jahren makabrerweise an der Schwindsucht gestorben. - Bei Bürgin/Mayer (die für diesen Tag 10 Briefe Manns verzeichnen) nicht bekannt. - Lotte Lehmann und Thomas Mann siehe auch im Kapitel "Musik".

Lot 2050, Auction  107, Mann, Thomas, 16 Briefe und Postkarten + Beilagen

Mann, Thomas
16 Briefe und Postkarten + Beilagen
Los 2050

Zuschlag
10.000€ (US$ 10,753)

Details

"ich finde nur eigene Fehler"
- 12 eigh. Briefe, 2 masch. Briefe und 2 eigh. Ansichts-Postkarten m. U. "Thomas Mann". Zus. ca 13 S. In deutscher und lateinischer Schrift. Mit 8 meist eigh. Umschlägen. Gr. 8vo und gr. 4to. Erlenbach-Zürich, Kilchberg und Sils Maria 27.I.1953 - 9.VIII.1954.
An die aus Lübeck stammende Lore Rümelin in Bern, später Bonn, die - durch Gottfried Bermann-Fischers Vermittlung - Thomas Manns handschriftliche Manuskripte für den Druck in Maschinenschrift übertrug. Eine erste Probe fiel so vielversprechend aus, daß der Autor im Januar 1953 an Frau Rümelin schreibt: "... Die Abschrift ist tadellos, und ich bin froh, dass dies für mich so wichtige Problem glücklich gelöst ist, und schicke Ihnen vertrauensvoll eine grössere Partie, die meine Frau, wenn Sie so weit sind, wieder abholen kann ...".
Es handelte sich um die Erzählung "Die Betrogene", die in drei Folgen von Mai bis Juni 1853 in der Stuttgarter Zeitschrift "Merkur" erschien. Die Arbeit erfuhr gleich eine Unterbrechung durch eine Grippe-Erkrankung Manns, so daß er am 15. März schreiben muß: "... Meine Frau hat Ihnen ja von der unliebsamen Unterbrechung berichtet, die die Arbeit an der 'Betrogenen' erfahren musste und hat Ihnen auch den Ausdruck meiner Bewunderung übermittelt für Ihre tadellose Wiedergabe meiner so schwer leserlichen Handschrift ...". Nachdem er Vertrauen in die Fähigkeiten Lore Rümelins gefaßt hat, folgen nun kontinuierlich auch für andere Veröffentlichungen (z. B. den "Felix Krull"), Text-Lieferungen, oft begleitet von Kommentaren des Autors: "... gestern fertig geworden, schickte ich Ihnen den Rest des Manuskripts, ohne mir auch nur Zeit zu nehmen, diese Zeilen gleich beizulegen. Sie sind eilig, ich bin es auch. Die Zeitschrift wartet auf mehr Manuskript. Ich denke, schon geübt und eingelesen, werden Ihnen die verbleibenden Tage dieses Monats ... genügen, die Abschrift zu bewältigen - obgleich es einiges rückseitige Gekritzel gibt [19.III.1953] ... Es ist Alles in meinen Händen. Ich bin bei der Durchsicht und habe kaum irgendwo die rote Feder anzusetzen. Properly! Eine bewundernswerte Leistung! Empfehle mich bestens für künftige Fälle. - Die Geschichte ist gut in den Anfängen und am Schluß. Mittendrin ist allerlei Flaues, wofür es wohl Entschuldigungen gäbe. Aber da gilt keine Entschuldigung [27.III.1953] ... Mit der Absendung der Handschriften, die ich ruhig der Post anvertrauen werde, zögere ich noch etwas, weil ich noch niemandem daraus vorgelesen habe und vielleicht noch Korrekturen daran vornehmen werde [8.IX.1953] ... hier sende ich Ihnen etwas Manuskript. Weiteres wird bald folgen. Hoffentlich hat meine Arbeitsschrift sich nicht noch weiter verschlechtert ... Nicht wahr, Sie haben von der Abschrift immer zwei Durchschläge gemacht. Oder waren es drei? Ich bitte, es damit zu halten wie das vorige Mal [10.XI.1953] ... Es heißt im Portugiesischen Senhora und Senhor, mit einem h und ohne ~. Auch Dona wird ohne das Zeichen geschrieben ..." [20.XI.1953].
Wenig später teilt Lore Rümelin mit, daß sie nach Bonn am Rhein übersiedeln werde, und Thomas Mann ist erschrocken: "... Das ist ein harter Schlag. Ich sehe nicht, wie Sie zu ersetzen sein sollten. Gleich kann ich Weiteres nicht schicken. Aber sagen Sie mir: Wenn Sie sich in Bonn eingelebt haben werden, können Sie denn die Arbeit an der Abschrift nicht dort ebenso gut fortsetzen, wie in Bern? ..." [27.XI.1953]. Tatsächlich kann die Zusammenarbeit fortgesetzt werden: "... anbei die beiden noch unabgeschriebenen Kapitel. Der Vorname der Senhora ist jetzt Maria Pia ... Ich werde mich nicht wundern, wenn Sie nicht gleich zu der Arbeit kommen. Ich möchte das Manuskript nur für den rechten Augenblick in Ihren Händen wissen [3.I.1954] ... dies nur zur Nachricht, ... daß wir schon am Donnerstag die Abschriften vom Konsulat richtig erhalten haben. Ich sehe sie gerade durch und finde nur eigene Fehler - von Ihnen so gut wie keine. Sie haben glänzend und, wenn ich alle Umstände in Betracht ziehe, mit erstaunlicher Schnelligkeit gearbeitet ... Der Frankfurter Verlag [S. Fischer] kann Sie in D. Mark honorieren [25.I.1954] ... ich bin wirklich ergriffen von der Promptheit mit der Sie mir diesen neuen Dienst erwiesen haben - und von der Akkuratesse, mit der es obendrein geschah. Die Abschrift enthält überhaupt keinen nennenswerten Fehler. Der Aufsatz trägt den Stempel 'Made for America'. Bei uns kann ich mich, glaube ich, kaum damit sehen lassen ...". [31.V.1954]. Als nächstes steht Thomas Manns "Tschechow"-Aufsatz für die Zeitschrift "Sinn und Form" auf dem Programm, und so schreibt er am 6. August 1954 auf einer Ansichtskarte aus dem Fextal (Oberengadin): "... Nur damit Sie im Bilde sind: Wir bleiben bis zum 17ten hier. Nicht daß ich annähme, daß Sie bis dahin schon fertig sein können. Sie sollten es nur wissen. Auf Wiedersehen in Köln! ...". Und drei Tage später aus Sils Maria: "Bravissima! Besonders für die Fixigkeit. Aber ebenso für die Richtigkeit. Einmal Auslassung eines Satzteils, verschuldet durch Wortwiederholung, die sehr leicht falsche Anknüpfung bewirkt. Sonst alles tadellos, erstaunlicherweise. Allerdings: Stanislawski ..." [Sils Maria 9.VIII.1954].
Damit endet der hier vorliegende Briefwechsel mit dem plötzlich ernsthaft erkrankten Thomas Mann, aber noch nicht die rundum gelungene Zusammenarbeit, an der auch Katia Mann beteiligt war: 2 eigenhändige und 6 maschinenschriftliche Briefe (mit 7 Umschlägen) Katias an Lore Rümelin, die gleichfalls hier vorliegen, zeugen von der brieflichen und organisatorischen Unterstützung, die sie ihrem Mann zukommen ließ: Nachrichten von Reisen, Anfragen wegen neuer Projekte ("Versuch über Tschechow", "Ansprache im Schillerjahr") und nicht zuletzt die Überweisung der Honorare an die so wichtige "Schreibkraft". Am 4. Dezember 1954 schreibt Katia: "... Mein Mann lässt Sie fragen, ob Sie, gleich nach Neujahr, wohl bereit wären, eine grössere Arbeit für ihn zu schreiben. Es handelt sich um die Festrede zu Schillers 150. Todestag, die aber durchaus keine Rede, sondern ein grosser Aufsatz, vielleicht ein kleines Buch von 60 bis 90 Maschinenseiten wird, aus denen die Rede dann herauspräpariert wird werden müssen ...". Am 25. Januar 1955 kommt sie (aus dem Excelsior Hotel in Arosa) handschriftlich auf einen fehlgeleiteten Brief zurück: "... In diesem Schreiben drückte ich Ihnen unsere freudige Überraschung über die ans Übernatürliche grenzende Leistung aus und musste gleichzeitig leider mitteilen, dass mein Mann dies nicht selbst tun könne, weil er recht krank im Bette liege. Er muss sich hier rätselhafter Weise irgendeine Infektion geholt haben, die mit Schüttelfrost und hohem Fieber einsetzte, durch Penicilin konnte die Heftigkeit der Krankheit gebrochen werden, aber Tage lang war er beunruhigend schwach und hinfällig ... Immerhin fühlt er sich heute schon kräftig genug, um Ihre Abschrift zum grossen Teil ... durchzulesen und er war entzückt, wie tadellos Sie das teilweise recht gekritzelte und vielfach mit Einschaltungen versehene Manuskript wiedergegeben haben. - Ich hatte ihm von der Lektüre sehr abgeraten, weil ich befürchtete, er werde bei seinem reduzierten Zustand nicht mit Ihrer, sondern mit seiner Arbeit unzufrieden sein. Aber das war glücklicherweise nicht der Fall ...". - Diverse Beilagen: Katias gedruckte Danksagung anläßlich des Begräbnisses von Thomas Mann, die Durchschrift eines Briefes von Lore Rümelin an Thomas Mann (22.I.1955), die Einladung zu einer Thomas-Mann-Ausstellung des Goethe-Instituts in Athen unter Mitwirkung Lore Rümelins, die gedruckte Kopie eines hier nicht vorhandenen Briefes von Mann an Frau Rümelin und die Kopie eines Artikels (1995) über die gesamte Periode der Zusammenarbeit der Manns mit Lore Rümelin. - Schöne Brieffolge mit vielerlei biographischen Details aus den letzten Lebensjahren Thomas Manns.

Matthisson, Friedrich von
Brief 1791
Los 2051

Zuschlag
300€ (US$ 323)

Details

Matthisson, Friedrich von, Dichter, Pädagoge, Vorleser, Privatsekretär der Fürstin Luise von Anhalt-Dessau in Wörlitz, später Geh. Legationsrat, Theaterintendant und Oberbibliothekar in Stuttgart (1761-1831). Eigh. Brief m. U. "Matthisson". 2 S. 8vo. Lyon 20.VIII.1791.
An die Schriftstellerin Friederike Lohmann (1749-1811), für Matthisson eine "gütige, unbekannte Freundin", die ihm ein Gedicht gesandt hatte, "welches ich, der Himmel weiß durch welchen Unstern, erst vor einigen Tagen, auf meiner Reise nach Frankreich erhielt. Empfangen Sie den wärmsten Dank für diesen lieblichen Kranz! ihn sollen meine Freunde, wen ich todt bin, an die Urne hängen die sie meiner Erinnerung weihen. - Alles an diesem schönen Gedichte hat mir gefallen; überall ist Bestimmtheit der Formen, Wahrheit des Colorits u. Harmonie aller Theile zu einem schönen Ganzen. Haben Sie die Güte mir zu sagen, ob ich es meinem Freunde Wieland für den Merkur senden darf ... Es ist eine schöne Aussicht für mich Ihnen dereinst in meinem Vaterlande zu begegnen. Ich ahnde in Ihnen eine der schönsten weiblichen Seelen. Fahren Sie fort der Trost der Meinigen zu seyn und erinnern Sie sich zuweilen am Arme meiner Schwester, daß Sie an den Ufern der Saône einen Freund haben, der Ihnen eine der seligsten Stunden seines Lebens verdankt ...". - Matthisson war von 1790 bis 1794 Hofmeister bei der Familie Scherer in Lyon. - Mit roter Inventarnummer einer zeitgenössischen Sammlung sowie mit einem kleinen Tintenfleck.

[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.

* Alle Angaben inkl. 24% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.


Galerie Bassenge
Erdener Str. 5A
14193 Berlin

Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag, 10–18 Uhr,
Freitag, 10–16 Uhr

Telefon: +49 30 8938029-0
Fax: +49 30 8918025
E-Mail: info (at) bassenge.com

Impressum
Datenschutzerklärung
© 2022 Galerie Gerda Bassenge


Galerie Bassenge
Erdener Str. 5A
14193 Berlin

Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag, 10–18 Uhr,
Freitag, 10–16 Uhr

Telefon: +49 30 8938029-0
Fax: +49 30 8918025
E-Mail: info (at) bassenge.com

Impressum
Datenschutzerklärung
© 2022 Galerie Gerda Bassenge