Artist Index: Stundenbuchminiaturen

Stundenbuchminiaturen. 7 Miniaturen aus spätmittelalterlichen Stundenbüchern, den Horae Beatae Mariae Virginis. Französische Handschrift auf Pergament. Mit zahlreichen Blatt- und Pinselgoldinitialen, breiten, teils vielfach mit Figuren und Früchten belebten Randbordüren, teils als Akanthus- oder Dornblatttranke, und mit 7 kleineren und größeren Miniaturen in Gold und Farben. Darstellungsgröße zwischen 5 x 3,5 und 10,5 x 8,5 cm. Blattgröße zwischen 9,8 x 8 und 8,4 x 12,6 cm. Nordfrankreich ca. 1440-1500.
Querschnitt durch die höchste Kunst der letzten Blüte des mittelalterlichen Herbstes, die sich in reicher Handschriftenillumination in verschwenderischer Farbigkeit und leuchtenden Goldmalereien äußerte.

Vorhanden sind 3 Blätter eines Taschenstundenbuchs (zu ca. 9,8 x 8 cm) mit 3 Miniaturen (je ca. 9,8 x 8 cm) und reicher, breiter Dornblattbordüre: 1. Verkündigung an die Hirten. 2. Darbringung im Tempel. 3. Kreuzigung Christi. - Stundenbucheinzelblatt (14 x 10 cm) mit breiter floraler Bordüre mit Früchten und Blüten und großer Initiale "D" sowie großer Miniatur: 4. Verkündigung an die Hirten (14,5 x 5,4 cm). - "In illo tempore". Sehr fein gemaltes Stundenbuchblatt (16,8 x 11,8 cm) mit breiter, belebter Akanthusbordüre mit einer goldenen Schildträgergroteske und prachtvollen orangefarbenen Blüten, Erdbeeren etc. in der Bordüre mit einer großen Miniatur (10,5 x 5,5 cm): 5. Lukas malt die Madonna, ein eher seltenes Thema, hier besonders künstlerisch umgesetzt. Der weißbärtige Evangelist sitzt auf einer mächtigen Holztruhe, auf dem Pult eine goldene Maltafel, auf die er schon die Madonna in Farbe gemalt hat, die mit ihrem Jesusknaben im Arm in Effigie vor ihm steht. Im Hintergrund der Tempel zu Jerusalem, über der Truhe ein großer Baldachin mit blauem Goldbrokatbezug und dem Fleur-de-lys-Wappen der französischen Könige, auf der Truhe Farbtopf und Pinseletui. - 6. Pfingstwunder. Miniatur (11,8 x 7 cm) mit der unter einem roten Baldachin in der gotischen Stube sitzenden Maria mit Buch auf dem Schoße, umringt von den Aposteln Jesu, über deren isokephalen Köpfen die weiße Taube den Heiligen Geist ausgießt. Auch die breite Bordüre ist bemerkenswert: in 5 großen herzförmigen Pinselgoldfeldern sind zahlreiche Blumen, Blüten und Erdbeeren dargestellt (Blattgröße: 18 x 11 cm). - Ein großes Blatt (18 x 12,6 cm) einer Handschrift um die Jahrhundertwende, dessen Miniatur in einem massivem, mit Pinselgold gemalten Rahmenädikula eingepasst ist, wobei die Bordüre schon ganz dem Vokabular der Renaissance entspricht: mit Sockel, Pilasterpfeilern und Akanthuskapitellen, Architrav und Giebelaufsatz. Darin: 7. Verkündigung an die Hirten mit einer Szene vor weiter Berglandschaft mit spätmittelalterlicher Stadtsilhouette am Horizont. Der äußerste Rand um die Ädikula ist schwarz-marmoriert. – Teils etwas wellig, hier und da mit Knitter- und Knickspuren, hier und da Farbabplatzungen, weniger in den Miniaturen, als in den Bordüren, insgesamt meist gut erhalten und die Miniaturen in prachtvoller, leuchtender Farbigkeit und schimmerndem Gold.

Stundenbuchminiaturen. 2 Einzelblätter aus spätmittelalterlichen Handschriften. Lateinische Gotica textura in braunschwarzer Tinte auf Pergament. Mit jeweils einer 3-4-zeiligen blauen Initiale auf Goldgrund mit Rankenwerk, breiter floraler Rankenbordüre um die Miniatur bzw. großer gotischer Rahmenbordüre. Blattgröße ca. 17,4 x 11,8 cm. Nordfrankreich um 1490.
1) Verkündigung an die Hirten. "Deus in adiutòrium meum intende; Domine, ad adiuvàndum me festìna!" Die Miniatur (ca. 7,4 x 5,2 cm) zeigt zwei Hirten auf dem Felde mit verblauten Bergen im Hintergrund. Oben schwebt der Engel der Verkündigung, hinter den Hirten erkennt man die niedliche Schafherde. - 2) Kreuzigung Christi. "Domine, labia mea aperies. Et os meum annuntiábit laudem tuam." Besonders feine, künstlerisch bemerkenswert qualitätvolle Kreuzigungsdarstellung mit Frontalansicht des Gekreuzigten in der Mitte, zu seiner Rechten die Gruppe um Maria mit dem Jüngling Johannes. Von rechts nähert sich der römische Soldat Stephaton mit dem Ysopen, dem Essigschwamm auf dem Stab, mit dem er Christus in der neunten Stunde zu laben kommt. Die prächtige Pinselgold-Bordüre umgibt die Miniatur mit einem gotischen Eselsrücken-Bogen, der von zwei spätgotischen Tabernakeln mit zwei Figuren flankiert ist. – Wenige Oberflächenbereibungen, das Kreuzigungsblatt oben etwas knapp beschnitten, verso mit prachtvoller Dornenrankenbordüre mit fünf Initialen in leuchtend-schimmerndem Gold, anhängt ein weiteres Pergamentblatt. Sehr dekorativ.

Stundenbuchminiaturen. 3 Blätter aus spätmittelalterlichen Pergamenthandschriften mit reichem Bordüreschmuck, teils in Gold und Farben sowie 3 Miniaturen. 14 x 10 bis 15 x 11 cm. Nordfrankreich bzw. Niederlande um 1470.
Drei Einzelblätter aus spätmittelalterlichen Pergamenthandschriften, aus den Horae Beatae Mariae Virginis. Zwei Blätter wohl aus derselben Handschrift, mit jeweils einer großen Miniatur (8 x 7 cm) und breiter Bordüre aus Dornblattranken mit Goldpunkten. Beide Blätter mit einer großen Schlingwerk-Initiale auf Goldgrund. Die Miniaturen zeigen Christi Geburt und die Verkündigung an die Hirten. Sehr feine Deckfarbenmalerei mit Goldhöhungen. Das dritte Blatt mit einer ungewöhnlicheren Szene des Weltgerichts. Christus zwischen Maria und Johannes erweckt die aus den Gräbern vor einer Berglandschaft mit Stadtsilhouette entsteigenden Seelen am Jüngsten Tage. In der floralen Akanthusbordüre erscheinen drei apotropäische Fabel- bzw. Monsterwesen. – Die beiden Blätter bis auf bzw. über den Rand stark beschnitten, alle etwas angestaubt, leicht fleckig, wenig Oberflächenabrieb.

Stundenbuchminiaturen. 4 Blätter aus einem gedruckten Stundenbuch mit 4 großen Miniaturen in goldener Rahmenädikula. Ca. 18 x 13 cm. Frankreich um 1490.
Besonders fein und nuancenreich kolorierte Miniaturen als Metallschnitte eines gedruckten französischen Stundenbuchs, den Horae Beatae Mariae Virginis. Es sind die zentralen Themen des Heilsgeschehens: Geburt Christi im Stall mit anbetenden Hirten, Darstellung im Tempel zur Circumcisio, dem Feste der Mariae Lichtmess mit dem das Jesuskindlein auf dem Altar haltenden Hohen Priester, der Maria mit dem Seidentuche und Joseph mit einem Körbchen, in dem die beiden Turteltauben zur Auslösung zu sehen sind. Ferner die Gethsemane-Szene, bei der Christus die schlafenden Jünger schilt - und schließlich eine prachtvolle Kreuzigung mit dem Hauptmann auf einem mächtigen Schimmel, der Gruppe um Maria, Johannes und Magdalena am Fuße des Kreuzes sowie den beiden Schächern. Verso jeweils eine breite Fruchtbordüre mit Akanthus, Erdbeeren, Roten Beeren und blauen Blumen auf Goldgrund, zahlreichen Goldinitialen auf rotem und blauem Grund sowie eine weitere kleine Miniatur (4,3 x 2,2 cm) des Evangelisten Markus mit dem geflügelten Löwen und Buch. – Teils gebräunt, kaum fleckig, stellenweise leichter Farbabrieb. Sehr dekorativ.

Stundenbuchminiaturen. 2 kolorierte und goldgehöhte Holzschnitt-Miniaturen aus einem gedruckten Stundenbuch auf Pergament. Je ca. 15,5 x 10 cm. Frankreich (Paris?) um 1500.
Miniaturen aus einem auf Pergament gedrucktem Frührenaissance-Stundenbuch vom Ende des 15. Jahrhunderts mit breiten vierteiligen Holzschnitt-Bordüren und Textdruck in Rot und Schwarz. Eingemalt sind 19 ein- bis dreizeilige Goldinitialen auf rotem und blauen, teils mit Goldfederornamenten dekoriertem quadratischen Grund. Die beiden Blätter (sicher aus demselben Druck) zeigen leuchtend kolorierte Miniaturen in Gold und Farben: Die Verkündigung mit der in azurblauen Brokatmantel gewandeten Maria, dem der Engel mit grünschillernden Flügel die Frohe Botschaft überbringt. Putten halten den Rahmen des Geschehens, der wiederum in eine ausladende Renaissancekartusche einbeschrieben ist mit Muschel- und Kandelaber-Elementen, Girlanden und Grotesken.
Das zweite Blatt zeigt wohl die Marter des Heiligen Laurentius auf dem Feuerrost, im Hintergrund weitere Szenen in einer zweistöckigen Renaissance-Architektur. Der Bildrahmen ist hier eine arabeske Rahmenkartusche, einbeschrieben in einen mehrfachen ovalen Rahmen mit ausladenden Eckstücken aus stilisiertem Akanthus. – Ein Blatt unten mit winzigem Einschnitt, nur minimal abgegriffen, kaum fleckig, kaum Oberflächenbereibungen, sehr farbfrisch und in leuchtendem Pinsel- und Federgold.

Stundenbuchminiaturen. 3 kolorierte und goldgehöhte Holzschnitt-Miniaturen aus einem gedruckten Stundenbuch auf Pergament. Je ca. bis 18 x 13 cm. Frankreich (Paris?) um 1510.
Teils bis auf die Rahmenlinie beschnittene Miniaturen aus einem auf Pergament gedrucktem Frührenaissance-Stundenbuch vom Anfang des 16. Jahrhunderts mit hübscher Bordüre mit buntem Akanthusschlingwerk, Früchten (Erdbeeren) und Blumen auf gepinseltem Goldgrund sowie zahlreichen bis 2zeiligen Initialen in Gold auf quadratischem, teils mit Goldfederornamenten dekoriertem roten und blauen Grund.
Die drei aus demselben Druck stammenden, teils stark beschnittenen (mit Bordürebeschnitt, bzw. -verlust) Handschriftenblätter zeigen recto drei prachtvoll kolorierte (bis auf den Rahmen unversehrte) Miniaturen: Die Erweckung des Lazarus', eine Sacra Conversazione mit vier weiblichen Heiligen sowie die Flagellation Christi an der Martersäule. – Teils stark beschnitten, die Miniaturen jedoch ohne Darstellungsverlust, wenig Farbabrieb, kleine Fingerfleckchen, meist aber wohlerhalten und farbfrisch. – Beiliegt eine Klosterarbeit auf Pergament. Gold- und Silberfaden mit bunter Seidenstickerei in barocker Manier. Süddeutschland um 1720. - Leicht fleckig, minimal abgegriffen, verso mit hs. Eintrag am Rand: "Dem Andenken von M. Abt". - Beiliegt ferner: 1 Einzelblatt. Lateinische Handschrift auf Pergament in Rot und Schwarz mit einer 3zeiligen Flechtwerkinitiale auf Goldgrund an die Kolumne begleitendem Akanthusstab in Blau, Grün und Hellblau. Frankreich oder Niederlande um 1470. - Hübscher Text aus dem Propheten Maleachi (Kapitel 3, Vers 1): "Ecce advenit dominator Dominus et regnum in manu eius et potestas et imperium" ("Seht, es kommt der Herrscher, der Herr. Und in seiner Hand ist das Königtum, und die Macht und die Herrschaft.)" - Knapp auf die Kolumne beschnitten (Textverlust?), Gebrauchsspuren. - Weiterhin liegen 3 Einzelblätter (1 Fragment) aus Inkunabeln bei, darunter ein kolorierter Holzschnitt aus der Schedelschen Chronik.