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Los 6310Bayern
Ende 17. Jh./ Mitte18. Jh. Reliquienschrein in Kastenform mit Kopfreliquie

Auktion 117

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.108€ (US$ 2,267)

Details

Ende 17. Jh. (Fassung Kopfreliquie)/ Mitte 18. Jh. (Gehäuse). Reliquienschrein in Kastenform mit Kopfreliquie.
Gehäuse aus Nadelholz, geschnitzt, mit ädikulaförmiger, verglaster Frontseite, innen teils grün gefasst sowie ausgekleidet mit rotem Seidendamast, Fransenbörtchen und Reliefstickereien, eingearbeitet vier Reliquien, davon drei in Kapseln, sämtlich mit Cedulae (handschriftl.), zwei polimentvergoldete Holzkerzen flankieren den mittig eingesetzten Schädel, dieser gehüllt in Gaze, bis zum Oberkiefer aufwändig mit goldener Klöppelspitze gefasst, besetzt mit Drahtarbeiten und facettierten Glassteinen, der Kopf umgeben von einem Lorbeerkranz, darüber eine Krone aus verschlungenen Winden, Flußperlchen und Glasbesatz. 52,4 x 49,3 x 23,3 cm.

Im Jahr 1578 stürzte vor den Toren Roms an der Via Salaria ein Gewölbe ein. Durch Zufall kamen dadurch die römischen Katakomben wieder ans Licht, die den barocken Reliquienkult erst möglich machten. Dem Wunsch nach Reliquien saß der Glaube inne, dass sich in den heiligen Überresten eine überirdische Kraft manifestierte, die sich segensbringend auf die Gläubigen übertrug. Die Nachfrage von Stiften und Klöstern, aber auch Privatpersonen war daher seit dem Mittelalter ungebrochen. Erst die Auffindung der römischen Katakomben entfachte aber eine heute kaum zu erahnende Blüte dieses Phänomens. Bis ins 19. Jahrhundert hinein durchforstete man die Grabkammern nach den sogenannten „Katakombenheiligen“. Man hielt die Gebeine für die Leiber römischer Märtyrer und der Reliquienexport aus der Heiligen Stadt florierte. Denn nördlich der Alpen konnte ein Ort, der einen der begehrten und prestigeträchtigen Märtyrer beherbergte, schnell zur Wallfahrtsstätte aufsteigen. In Frauenklöstern verwandelte man die Knochen durch kunstvolle und zeitaufwändige Fassungen in funkelnde Juwelen. Filigraner Gold- und Silberdraht, feinste Spitze, glitzernde Glassteine in leuchtenden Farben: Die künstlerisch erlesenen Fassungen sollten über das Materielle hinausweisen und die innewohnende Heilskraft durch Kostbarkeit greifbar machen. Die feierliche Translation, die Überführung in die kirchliche Ruhestätte, beging man als großes Fest mit Prozessionen und Mysterienspielen. Der Reliquienkult ebbte mit der Aufklärung und der Säkularisierung ab. Doch auch wenn heute die Heilssehnsucht der Vergangenheit vielen fremd geworden ist, üben diese Objekte eine eigenartige Faszination aus. Zwischen Schaudern und Bewunderung vereinen sie den Reiz des Makabren mit dem Abglanz barocker Prachtentfaltung.

Ausstellung: Reliquien. Verehrung und Verklärung, 1989, Schnütgen Museum, Köln.

Literatur: Anton Legner (Hrsg.): Reliquien. Verehrung und Verklärung. Skizzen und Noten zur Thematik und Katalog zur Ausstellung der Kölner Sammlung Louis Peters, Ausst.Kat. Köln 1989, Schnütgen Museum, Kat. 6.

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[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.

* Alle Angaben inkl. 24% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.“


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