Artist Index: Klinger, Max

Atlant - Studien eines männlichen Aktes.
Bleistift und Kohle, teils gewischt, auf Velin, auf eine dünne Pappe montiert, dort rückseitig "Portraitstudie des Kunsthändlers Louis Meder". 47,9 x 31,9 cm. Unten links signiert und datiert "M. Klinger Sept. 1912".

Die Studie des Atlanten ist eine direkte Vorzeichnung für die entsprechende Figur auf der "Ehrenurkunde für Förderung der internationalen Hygiene Ausstellung", die Klinger im Jahr 1912 radiert hat (Beyer 416). Klinger erhielt den Auftrag für diese Graphik von dem Initiator und Direktor der Ausstellung Karl August Lingner, der sein Vermögen mit der Herstellung des Zahnputzmittels ODOL gemacht hatte. Bis auf leichte Veränderungen des linken Unterarms übernimmt Klinger genau diese Stellung des Mannes für seine Hauptfigur der Urkunde, einen riesenhaften Atlanten, der die Welt des reinigenden Wassers aus den Strudeln der Vorzeit erhebt. - Die rückseitige Portraitskizze des Kunsthändlers Louis Meder setzte Klinger ebenfalls im Jahr 1912 in eine Radierung um (Beyer 410).

Provenienz: Mit der Kunsthandlung Dr. Martin Moeller, Hamburg.
Norddeutsche Privatsammlung.

Signiertes Exemplar
Klinger, Max. Zwanzig Studien zu Bildern, Plastiken und Stichen. In Original-Grösse wiedergegeben. 1 Bl. (Inhaltsverzeichnis), Titel mit großer Vignette in Heliogravüre und 20 teils farblich gehöhte Licht- und Steindruck-Tafeln auf farbigem Papier. 75 x 45 cm. OHalbleinen (kaum angestaubt). Leipzig, Selbstverlag, 1914.
Thieme-Becker XX, 517. – Exemplar ohne Nummerierung außerhalb der 250 Exemplare der prächtigen Folge (hier nicht signiert). Die 20 Tafeln nach Zeichnungen Max Klingers gehören zu den mit Abstand besten Beispielen der Reproduktionstechnik, weder zuvor noch nachher wurde wieder diese Qualität der Wiedergabe von Bleistiftlinien, Kreideschraffuren und Farbkreidehöhungen erreicht. Klinger schreibt am 18. Juli 1914 an R. Lehrs: "Apropos: demnächst erscheinen im Selbst Verlag meine 20 Studien, mit Titel und Radierung ... Ich habe mich 2 1/2 Jahre mit den Reproduktionen geplagt. Ich kann sagen: sie sind gut" (Briefe von Max Klinger, Leipzig 1924, S. 200). – Ausgezeichnet erhaltenes Exemplar, die Tafeln nahezu tadellos.

Selbstbildnis mit Zigarre. Aquatintaradierung in Schwarzbraun, auf Bütten. 23,8 x 14,3 cm. Monogrammiert und datiert "M.K. 10. Okt. 09" und eigenh. in Bleistift bez. "3. Z 1 Dr.". (19)09. Beyer 397.

Prachtvoller, differenzierter Probedruck mit Rouletteproben im unbearbeiteten Unterrand, mit Rand. Im Passepartoutausschnitt gebräunt, der rechte Rand etwas unregelmäßig, sonst gut. Beigegeben von Max Klinger "Selbstbildnis, leicht nach links gewendet", signiert, datiert und in Bleistift bez. "1. Z. 9. Dr.".

Klinger, Max, Maler, Graphiker und Bildhauer (1857-1920). Konvolut von 15 Briefen und Karten m. U. "M" oder ohne Unterschrift. Zus. ca. 15 S. (Tinte und Bleistift). Mit 6 Umschlägen, davon 2 mit Klingers Siegel. Verschied. Formate. O. O. u. J.
An seine Lebensgefährtin, die Schriftstellerin Elsa Asenijeff (eigentlich Elsa Maria Packeny, 1867-1941). Meist kurze Briefe und Billets über Alltagsfragen, Ausflüge, gegenseitige Besuche und beiderseitige Bekannte. Aber auch Klingers künstlerische Arbeit kommt zuweilen zur Sprache. "Nach der Zankerei gestern kriegte ich Nachts Rückfall. Jetzt geht es einigermassen besser. Ich muß einige Tage absolute Ruhe haben, da auch die grosse Platte fertig werden muß, sammt der Medaille ... Es geht schon etwas besser. Aber die Nacht war wenig schön. Was heut Abend weiß ich nicht. Ich muß Treu die Sache auseinandersetzen und ihn ziehn lassen ... Mackensen war da. Wir waren die Zeit auf der Ausstellung. Bin abgebrannt. Wenn Du kommen willst. Aber es giebt nur kalt. Nicht nöthig nochmals Boten. Kannst so kommen ... Bitte keine Boten mehr. Heut nicht. Bin noch verärgert von gestern, ausserdem heut Scharenberg in Geschäften da ... Zum Rechtsanwalt kann ich aus sehr bestimmten Gründen erst morgen Mittwoch gehen ... Ich habe 3 Platten unbedingt fertig zu machen ... Elf Uhr 16. Nur Nachthemd, Zahnbürste, Seife mitnehmen. Thüringer Bahnhof ... Halte Dich gegen 10 bereit zu Ausflug. Nicht nach Naumburg. War neulich empört über die Reliefs und nun diese lachhafte Sache ...". - Alle Schreiben wohl von der Empfängerin in kyrillischer Schrift (meist mit Bleistift) mit dem Namen "M Klinger" versehen. - Beiliegend ein Umschlag an Klinger und eine farbige Postkarte mit Klinger-Motiv.

Märztage II: Barrikadenkampf. Radierung und Aquatinta auf Similijapan. 45,8 x 35,8 cm. (1883). Singer 155 wohl VI (von VII).

Blatt 9 aus der Folge "Dramen", Opus IX, vor der fünften Ausgabe. Der Titel verrät bereits den Inhalt der Folge: tragische Begebenheiten des täglichen Lebens werden in ihren bedeutungsvollsten Augenblicken erzählt. Ganz ausgezeichneter, kontrastreicher Druck mit herrlichem Grat und mit Rand, an zwei Seiten mit dem vollen Schöpfrand. Vereinzelte Stockflecken, sonst vorzüglich erhalten.

Die Toteninsel. Radierung mit Aquatinta auf gewalztem China, nach Arnold Böcklin. 61 x 77 cm. Rechts unten mit Bleistift signiert. 1890. Singer 327 IX.

Prachtvoller, lebendiger und mit reicher Aquatinta versehener Druck, mit Rand, links und rechts mit breitem Rand. Vereinzelte Fleckchen und leicht angestaubt, sonst in sehr schöner Erhaltung. Selten.

Frühlingstag (Die drei Lebensalter, Große Landschaft). Radierung mit Aquatinta, nach Arnold Böcklin. 61,5 x 77,5 cm. Rechts unten mit Bleistift signiert. 1890. Singer 328 IX.

Prachtvoller, lebendiger und mit reicher Aquatinta versehener Druck, mit breitem Rand. Vereinzelte Fleckchen, im Oberrand links nicht weiter störender Riss außerhalb der Plattenkante, sonst in originaler und sehr schöner Erhaltung. Selten.

Klinger, Max, Maler, Graphiker und Bildhauer (1857-1920). Eigh. Brief m. U. "M. Klinger". 2 S. auf 2 Bl. Gr. 4to. Leipzig-Plogwitz 12.II.1895.
An einen Direktor der Nationalgalerie Berlin (Max Jordan?). "... Wegen allerhand dringender Arbeiten und Vorbereitungen zu einem mehrmonatlichen Aufenthalt in Paris, kam ich nicht früher dazu Ihnen das neulich zugegangene Exemplar von Probedrucken zur 'Brahmsfantasie' zuzusenden. Ein Exemplar der Lithographien in Duplicaten (ohne eingedruckte Stiche) geht der Galerie noch diese Woche zu. - Bei Ihrem Besuche hier interessierten Sie sich für meine neue Marmorarbeit 'Cassandra', die seit voriger Woche hier ausgestellt ist im Museum. Sie wünschten damals den Vorkauf für diese Arbeit reserviert zu haben und ich gab Ihnen meine Zusage ...". Nun habe ihm ein Privatmann, der die Plastik einer öffentlichen Sammlung stiften will, 20.000 Mark geboten. "... Als Galerien käme Leipzig oder ein norddeutsches Institut zur Wahl ... Obwohl mir der Einkaufsmodus der National-Galerie genügend bekannt ist, Sie mir selbst gelegentlich gewisser Zeitungsnotizen noch darüber Auskunft gaben, wäre mir eine thunlichst baldige Mittheilung sehr erwünscht ob die Nationalgalerie von meiner Zusage noch Gebrauch machen will ...". - Etwas gebräuntes Papier mit Faltenrissen und anderen kleinen Randschäden.

- Eigh. Brief m. U. "M. Klinger". 1¹/₂ S. Gr. 8vo. Freiburg oder Badenweiler, Hotel Sommer, (1895).
An die Kunsthandlung E. Schulte in Berlin. Bittet darum, ihm an seine Pariser Adresse "den genauen Termin des Schlusses der Ausstllg. der XI mitzutheilen sowie die ungefähre Stunde des Abnehmens resp. Einpackens meiner Figur ... Ich werde noch meinen Arbeiter von Leipzig aus schicken, damit ders. die Figur bis an die Bahn bringen hilft ...". - Am oberen Rand gelocht und leicht fleckig; die Jahreszahl von anderer Hand eingesetzt.

- Eigh. Brief m. U. "Max Klinger". 1 S. Gr. 4to. Gross-Jena bei Naumburg 8.X.1909.
An den Vorstand des Stuttgarter Buchhandlungsgehilfen-Vereins, der ihn zu einem Vortrag eingeladen hatte. Dankt für die "ehrende und überaus schmeichelhafte Einladung", lehnt aber ab: "... Ich habe nicht das leiseste Vortragstalent und meine Stimmbegabung ist derart, dass ihrethalb mir schon im alltäglichen Leben Missverständnisse erwachsen durch ein undeutliches Sprechen. Auch sonst fehlt mir Alles, was zu einem anständigen Vortrage gehört ...". - An den Rändern leicht gebräunt und gering fleckig; an einer Ecke geringfügig geknittert.

Klinger, Max. Eva und die Zukunft. Eine Folge von sechs Blättern. Originalradierungen Opus III. 7. Ausgabe. Titel und 6 Originalradierungen von M. Klinger. 50,5 x 36 cm. Lose in OHalbleinenmappe (etwas fleckig) mit Deckeltitel. Berlin, Amsler & Ruthardt, (1919).
Singer 43-48. Die hire vorliegende 7. Ausgabe wird von Singer nicht mehr eigens erwähnt, sodern nur noch bei den Zuständen der einzelnen Blätter, die aus verschiedenen früheren Ausgaben stammen (43/5. A.; 44/6. A.; 45/4. A.; 46-48/5. A. – Etwas braunfleckig.

Intermezzi - Opus IV. Folge von zwölf Blättern. 12 Aquatintaradierungen auf gewalztem China. Folio. Lose Blatt, eingelegt in der hellgrünen originalen Hlwd-Mappe mit typographischem Titel (beschabt und etwas bestoßen). (1879-1881). Nürnberg, Th. Stroefer, 1881. Singer 52-63, je II.

Die komplette Folge in ganz ausgezeichneten und kräftigen Drucken mit dem Namen und der Nummer, mit breitem Rand. Entlang des äußeren Randes teils etwas bestoßen, zwei Blätter mit kleinem Wasserfleck im unteren weißen Rand, etwas angestaubt, weitere kleine Alters- und Gebrauchsspuren überwiegend im weißen Rand, sonst in guter Erhaltung.

Frühling (Die drei Lebensalter, Große Landschaft). Radierung mit Aquatinta, nach Arnold Böcklin. 48 x 69,5 cm (Blattgröße). 1890. Singer 328.

Prachtvoller, kontrastvoller und mit reicher Aquatinta versehener Druck, mit breitem Rand. Leicht lichtrandig im Passepartoutausschnitt, ganz vereinzelt winzige leichte Fleckchen, sonst in originaler und sehr schöner Erhaltung. Selten.

Klinger, Max, Maler, Graphiker und Bildhauer (1857-1920). Eigh. Brief m. U. "Max Klinger". 2¹/₂ S. 8vo. (Berlin vor 1888).
An einen Herrn von der Berliner Nationalgalerie (Max Jordan?). Teilt mit, "daß die beiden für den Katalog der z. Z. ausgestellten Radirungen bestimmten Platten beendet, beschnitten und mit Namen versehen zu Ihrer Disposition sind. Da ich heute nicht die Ehre haben konnte, Ihnen die letzten Drucke vorzulegen und das Urtheil einzuholen, hab ich von jeder Platte einen Druck auf weißes, China- und Chamois-Papier im Bureau der National-Galerie niederzulegen mir erlaubt. Die Platten selbst befinden sich in der Druckerei von O. Felsing ...".

- Eigh. Brief m. U. "M. Klinger". 4 S. 4to. Rom 22.VII.1891.
An einen Herrn von der Berliner Nationalgalerie (Max Jordan?). "... Erst in letzter Zeit fand ich Lust und Muße, den Stich 'Versuchung' zum Abschluß zu bringen, und so habe ich gestern einen Abzug an die Nationalgalerie absenden können. Hoffentlich findet er Ihren Beifall ...". Berichtet dann von seinem Abstecher nach Sizilien: "... Erst dort sind meine Eindrücke von Italien complet geworden. Noch selten haben sich mir in steter Folge und Steigerung so schöne und wechselvolle Bilder geboten ... Diese Fülle landschaftlicher Schönheit durch glücklicherweise seltene Kunstwerke gesteigert, haben mir einen tiefen Eindruck hinterlassen. Es ist das schönste Stück Erde, welches ich bis jetzt gesehen habe ...". Zählt die besuchten Städte auf und schildert begeistert eine nächtliche Besteigung des Aetna. "... Hier ist nun die volle Sommerhitze eingetreten - für mich meine wahre Arbeitszeit, während der das Modell nur selten mein Atelier verließ. Einige Studienbilder und ein neues grosses umfangreiches Bild nehmen mich völlig in Anspruch. Die modellfreie Zeit wird zum Stechen benutzt und es wird der Karren Tag um Tag etwas weiter gezogen ... Ich möchte schon einmal wieder das grüne Deutschland sehen. Es ist mir lange nicht passiert. - Ihre Frage über Verwandte Riehls kann ich Ihnen leider nicht beantworten. Mein Bekanntenkreis beschränkt sich hier auf einige Maler, die dieser Zeit - Sie meinen doch den Bildhauer Riehl - völlig fremd sind ...". - Klingers Gruß an "Gemahlin und Töchterchen" läßt auch an Wilhelm von Bode als Adressaten denken.