Artist Index: Pechstein, Hermann Max

Schreibende
Farbige Kreiden über Bleistift auf Bütten. Um 1911.
28,6 x 22,2 cm.
Unten links mit Bleistift monogrammiert "HMP" (laut Alexander Pechstein von fremder Hand).

Bedeutende, frühe Farbzeichnung aus der Blütezeit der "Brücke". Sehr selten. In einem von Orange und Gelb dominierten Interieur sitzt die Dargestellte vor einem umrisshaft erfassten Tisch. Ihren orange-schwarzen Überwurf hat sie über dem Stuhl neben sich rasch abgelegt. Die Beine übereinandergeschlagen, wird sie in Seitenansicht und ihr Kopf im Profil wiedergegeben. Gekleidet ist sie in Schwarz und Blau, ergänzt durch zahlreiche, aufeinander abgestimmte Schmuckstücke. Vor allem sticht jedoch ihr voluminöser Hut hervor, der sie in ihrer eleganten Erscheinung betont. In ihrer Darstellung erinnert sie an weibliche Bildfiguren Ernst Ludwig Kirchners und zeugt davon, dass die "Brücke"-Künstler oftmals zusammenarbeiteten bzw. gleiche Motive in ähnlicher Manier künstlerisch umsetzten. Unsere "Schreibende" ist konzentriert, widmet sich völlig ihrer Tätigkeit. Es gibt nichts, das sie stört oder die große Stille und Intimität des Augenblicks unterbricht. Es scheint, als sei ihr Schreiben fast hörbar. Mit dem Motiv der schreibenden Frau greift Pechstein auf ein klassisches Motiv der Kunstgeschichte zurück, das sich etwa bei Vermeer wiederfindet. Nicht zuletzt ist hierdurch ein subtiler Verweis auf seinen künstlerischen Werdegang gegeben; er durchlief als einziger unter den Vertretern der "Brücke" eine kunstakademische Laufbahn. In Auseinandersetzung mit der Tradition löst sich Pechstein jedoch von dieser und findet zu einer höchst eigenständigen, expressionistischen Formensprache: die Farben sind flächig und in klarem Kontrast zueinander, die Formen klar und kantig. In seiner Motivik ist unsere Zeichnung mit der "Frau mit Hut" aus dem Jahr 1911 vergleichbar (vgl. Peter Thurmann, Aya Soika, Andrea Madesta (Hrsg.), Max Pechstein. Ein Expressionist aus Leidenschaft. Retrospektive, Ausst.-Kat. Hamburg 2010, Abb. 69, S. 63).
Wir danken Herrn Alexander Pechstein für die Bestätigung der Authentizität des Werkes am 20.8.2019 und die freundlichen Auskünfte.

Provenienz: Berliner Privatbesitz

Dorfkirche
Aquarell über Kreide auf Japanbütten. 1918.
33,8 x 42,9 cm.
Unten rechts mit Bleistift monogrammiert "HMP" und datiert.

Pechstein zeichnet mit flüssigen Strichen die idyllische Ansicht einer Dorfkirche aus rotem Backstein, dessen Struktur er in wenigen Schraffuren andeutet. Eingebettet ist das Gebäude mit markantem Turm in eine ländlich-dörfliche Umgebung, die aus zahlreichen Bäumen, Feldern und Wiesen und weiteren kleinen Häusern besteht. In der Ferne rechts ist die Silhouette eines Wanderers mit Hut zu erkennen. Die Vögel am Himmel und der Ausblick auf einen Horizont lassen im rechten Bildrand fast das Meer erahnen. Die Eintracht zwischen Zivilisation und Natur, die Pechstein in seinem Aquarell beschreibt, zeugt von der Hoffnung auf eine friedvolle Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Es spiegelt Pechsteins Suche nach Harmonie in der unberührten und einsamen Natur wider, die er zunächst in Nidden, später in seinen "pommerschen Paradiesen" in Leba und Rowe suchte.
Das Aquarell ist bei der Max Pechstein Urheberrechtsgemeinschaft, Hamburg, registriert.

Rauchende
Lithographie auf Van Gelder Zonen-Bütten. 1920.
42 x 28,5 cm (51 x 36,5 cm).
Signiert "HMPechstein". Auflage 45 Ex.
Krüger L 364.

Erschienen als Blatt 17 in der Mappe der "Neuen Secession", München 1920, in einer Gesamtauflage von 50 Exemplaren. Prachtvoller Druck, wohl mit dem vollen Rand.

Fischer mit Fang im Netz
Holzschnitt auf festem Velin. 1923.
40 x 31,8 cm (61 x 46 cm).
Signiert "HMPechstein". Auflage 51 num. Ex.
Krüger H 287.

Das harte Leben der Fischer an der Ostseeküste fing Pechstein mit tiefem Verständnis und großer Nähe immer wieder ein und zeigt die menschliche Existenz in ihrem Kampf mit den Naturgewalten ebenso wie die Kargheit und Einfachheit ihres Lebens. Die kleine Auflage von 51 Exemplaren erschien im Euphorion-Verlag, Berlin. Prachtvoller Druck mit breitem Rand.

"Palau" (Beim Paddeln)
Lithographie auf Bütten. 1919.
12 x 18,5 cm (28 x 36,2 cm).
Monogrammiert "HMP", datiert und betitelt.
Krüger L 349.

Blatt 43 der Folge. Schöner und kräftiger Druck mit dem vollen Rand.

Yali VIII (Das weiße Weib mit den farbigen Kindern)
Kaltnadel und Aquatinta auf weichem Velin. 1923.
23,8 x 17,9 cm (35,2 x 25 cm).
Signiert "HMPechstein".
Krüger R 143.

Eine von acht Radierungen Pechsteins zu: Willy Seidel, "Yali und sein weißes Weib", erschienen im Verlag Fritz Gurlitt, Berlin, in einer Auflage von 220 Exemplaren, gedruckt von Fritz Voigt, Berlin. Wohl einer der Überdrucke außerhalb der Auflage, wie bei Krüger erwähnt. Prachtvoller, gratiger Druck mit dem vollen Rand.

Der Säugling
Holzschnitt auf Velin. 1917.
22,8 x 10,8 cm (28,7 x 21,3 cm).
Krüger H 179.

Erschienen in der Liebhaber-Ausgabe von "Das Kunstblatt" (Heft 6, 1918), herausgegeben von Paul Westheim, Verlag Gustav Kiepenheuer, Weimar, mit der typographischen Bezeichnung im Unterrand. Prachtvoller, kräftiger Druck mit Rand. Beigegeben: Drei Lithographien von Hermann Max Pechstein: "Badende", 1918, "Hafen",1920 und "Einladung. Neue Kunsthandlung Berlin", 1923 (Krüger L 266, L 365 und L 404).

Mühle und Ruderboot
Aquarell und Gouache auf Aquarellpapier. 1931.
49,3 x 61,5 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "HMPechstein" und datiert.

In sommerlich frischen und dichten Farben gibt Max Pechstein die idyllische Ansicht einer Mühle mit kleinem Ruderboot im Vordergrund wieder. Die nahezu ornamentale, delikate Gestaltung der Sträucher links im Bild, die parallel verlaufenden, blauen Horizontallinien des Himmels und die kurzen runden Formen des Laubes rechts schaffen eine spritzige Lebendigkeit. Nach einer mehrmonatigen Reise nach Südfrankreich und ins Baskenland hielt sich Pechstein im August 1931 wieder in Rowe auf, zeitweise auch in Leba. Während dieser Zeit ist vermutlich unser Aquarell entstanden. Pechstein, der bereits 1921 in Leba war und zwei Jahre später die Tochter des Gastwirtes Konrad Möller geheiratet hatte, kam oft in die hinterpommersche Region. Er lebte und arbeitete mit den dort ansässigen Fischern und fertigte bis 1945 viele Zeichnungen, Aquarelle und Gemälde mit lokalen Motiven an. Pechstein liebte die Ruhe des Fischerdorfs Rowe, das er George Grosz gegenüber als "ganz abgelegen, wie vergessen von der Zeit" beschrieb (Max Pechstein auf Reisen. Utopie und Wirklichkeit. Kunsthaus Stade, Kunstsammlungen Zwickau, Museum im Kulturspeicher Würzburg, München 2012, S. 31.).

Badende mit Kind
Holzschnitt auf Japanbütten. 1920.
39,8 x 31,6 cm (55,5 x 44,5 cm).
Signiert (ausgeblichen) "HM Pechstein". Auflage 51 Ex.
Krüger H 227 II.

Von Pechsteins Südseereise (1913/1914) inspirierter, satt gedruckter Holzschnitt mit breitem Rand, unten mit dem Schöpfrand. Bitte Zustandsbericht erfragen.

Im Wasser
Lithographie auf Bütten. 1921.
32 x 24 cm (45 x 35 cm).
Signiert "HMPechstein". Auflage 100 num. Ex.
Krüger L 372.

Straffe, geometrisierte Formen und klare Kontraste kennzeichnen Pechsteins lithographischen Stil seit ca. 1919 und sind auch in dieser rhythmisch gezeichneten Lithographie prägende Darstellungsmittel. Erschienen in der Mappe der Freien Secession Berlin 1921. Im Sommer 1921 hielt sich Pechstein zum ersten Mal in Leba an der Pommerschen Ostseeküste auf; hier mag er motivisch zu der Lithographie "Im Wasser" inspiriert worden sein. Prachtvoller, herrlich kräftiger Druck, die Steinkante partiell mitzeichnend, mit dem vollen Rand, an drei Seiten mit dem Schöpfrand.

Zwei Fischer mit Netz
Holzschnitt auf festem Velin. 1923.
32 x 40 cm (50,2 x 58 cm).
Signiert "HMPechstein". Auflage 51 num. Ex.
Krüger H 286.

Erschienen im Euphorion Verlag, Berlin. Ausgezeichneter Druck mit breitem Rand.

Fischerkopf VII
Holzschnitt auf festem Velin. 1911.
29,1 x 24,1 cm (42,5 x 30,7 cm).
Signiert "Pechstein" und datiert. Auflage 100 Ex.
Krüger H 123.

Aus einer Folge von elf Fischerköpfen. Erschienen als drittes Blatt in der VII. Jahresmappe der "Brücke", 1912, die Max Pechstein gewidmet war. Neben der Auflage von 20 Exemplaren auf Japan, verlegt bei Gurlitt. Guter Druck mit Rand. Bitte Zustandsbericht erfragen. Beigegeben: Zwei weitere signierte Holzschnitte von Max Pechstein, "Dampfer und Kahn", 1911, sowie "Betrunkene Fischer", 1912 (Krüger H 112 und H 154).

Römische Tanzbude
Lithographie auf Bütten mit Wasserzeichen "Schwan". Um 1917.
43,5 x 55,3 cm (51 x 68 cm).
Signiert "HMPechstein" und bezeichnet "Probedruck".
Krüger L 229.

Obwohl Krüger je 25 Exemplare der Gurlitt-Auflage auf Japan und auf Bütten nennt, ist der Druck extrem selten. Die schwungvolle und ornamental sehr harmonisch eingebettete Tanzszene in einem prachtvollen und kräftigen Druck mit breitem Rand.

Provenienz: Galerie Nierendorf Berlin, 1969
Seitdem Privatbesitz Berlin

Mittag
Holzschnitt auf JWZanders-Bütten. 1919.
31,5 x 40 cm (49 x 61,7 cm).
Signiert "HMPechstein" und datiert. Auflage 75 num. Ex.
Krüger H 195.

Blatt II aus dem Mappenwerk "Ein Dorf", herausgegeben vom Graphischen Kabinett I.B. Neumann, Berlin. Prachtvoller, kontrastreicher Druck mit breitem Rand.

Boettcher - Mappe
1 Bl. Titel, 3 Holzschnitte, 3 Radierungen und 3 Farblithographien auf China. 1947/48.
Bis 47 x 32 cm.
Jeweils signiert "HM Pechstein“, teils datiert und numeriert. Auflage 100 Ex.
Krüger H 311-313, R 163-165, L 416-419.

Die drei Farblithographien "Die Werbung", "Abend" und "Mütter" sind 1947 entstanden, die drei Holzschnitte "Boot an der Brücke", "Untergehende Sonne (Ostseestrand)", "Kornpuppen" sowie die drei Radierungen "Selbstbildnis", "Brandungswelle" und "Ein guter Fang" erst 1948. Publiziert wurde die Folge beim Boettcher Kunstverlag, Berlin 1948. Der Titel nimmt Bezug auf den Katalog der Berliner Sezession von 1931/32 und auf die ersten Nachkriegsausstellungen Pechsteins 1946, für die der ursprüngliche Holzschnitt entstand bzw. ausgeführt wurde. Als komplette Folge von größter Seltenheit. Sämtlich prachtvolle Drucke mit breitem Rand.