Artist Index: Pechstein, Hermann Max

"Die Vase"
Holzschnitt in Dunkelgrün auf Bütten. 1908.
10 x 10 cm (14,5 x 16,7 cm).
Signiert "M. Pechstein", datiert und betitelt.
Krüger H 76.

Die ganz frühe Phase, in der Pechstein seine Holzschnitte noch in der Holzstich-Manier anfertigte, hatte er 1908 hinter sich gelassen, schnitt dann zuerst mit einem Rundeisen flächige Kompositionen nach Vorzeichnungen in Langholz und bald mit dem kurzen Schustermesser direkt ins Holz, frei und spontan, wie beim Zeichnen mit dem Stift auf Papier, seinem lebhaften Ausdruckswollen Form gebend. Der lebendig komponierte Holzschnitt "Die Vase" wurde benutzt für die Passiv-Mitgliedskarte der "Brücke", 1909. Krüger kennt zudem ein Einzelstück auf Japanbütten, bei dem es sich möglicherweise um unser Exemplar handelt; eine Auflage nennt er nicht. Ganz prachtvoller Druck mit Rand, unten und rechts mit dem Schöpfrand. In dieser Druckqualität, vorder- und rückseitig unverpresst und mit herrlichem Relief der Druckfarbe, von höchster Seltenheit.


Provenienz: Sammlung Heinrich Neuerburg, Köln, mit dessen Blindstempel unten links (Lugt 1344a), dort handschriftlich bezeichnet "1108"

Zwei Boote
Holzschnitt auf hauchdünnem Japanbütten. 1912.
17,3 x 21,5 cm (39,3 x 44 cm).
Signiert "M. Pechstein" und datiert.
Krüger H 145.

Der seltene Holzschnitt entstand im Jahr des Ausschlusses Pechsteins aus der Künstlergruppe Brücke. Er steht am Anfang einer Sequenz von insgesamt neun aufeinanderfolgenden Holzschnitten ähnlichen Formats (Krüger H 145-153), die auf vielfältige Weise ganz unterschiedliche Kompositionen der rauen See mit Schiffen und Kähnen wiedergeben und vermutlich allesamt bei einem Aufenthalt an der Kurischen Nehrung entstanden. Dort verbrachte Pechstein seit 1909 mehrere Jahre hintereinander seine Sommermonate, welche zu seinen produktivsten Schaffensphasen zählen. Zwei kleine, vor der Küste verankerte Fischerboote, leicht schräg in die Bildmitte gesetzt, wiegen sanft in den Wellen des Meeres hin und her. Rechts vorne dominiert eine diagonal in die Bildfläche ragende, im Sonnenlicht flimmernde, karge Felsformation, bewachsen von landschaftstypischer Vegetation. Als Kontrast zu diesem Bildelement lässt Pechstein eine dunkel verschattete Insel am linken Horizont aufragen. Durch die unterschiedliche Behandlung der Oberfläche des Holzstockes erzielt Pechstein einen meisterhaft koloristischen Effekt. Ganz ausgezeichneter, tiefschwarzer und dennoch sehr klarer Abzug mit breitem Rand. Krüger nennt nur ein bekanntes Exemplar unseres Holzschnittes. Sehr selten.

Bildnis Dr. Paul Fechter (rauchend)
Radierung mit Kaltnadel auf Bütten. 1919.
23 x 20 cm (38 x 28,5 cm).
Signiert "HMPechstein". Auflage 50 Ex.
Krüger R 113.

Pechsteins markantes Portrait des Kritikers Fechter erschien bei Gurlitt in einer Gesamtauflage von 70 Exemplaren. Prachtvoller, tiefdunkler Druck mit dem wohl vollen Rand, links und unten mit dem Schöpfrand.

Das Vater unser IX
Holzschnitt, handkoloriert, auf festem Velin. 1921.
39,8 x 29,8 cm (59,5 x 41,2 cm).
Signiert "HMPechstein" und zusätzlich vom Drucker Fritz Voigt signiert. Auflage 50 Ex.
Krüger H 265 A (von B).

Eines der 50 Exemplare der handkolorierten Vorzugsausgabe, neben den 200 Exemplaren in Schwarz-Weiß. Prachtvoller Druck der Folge mit sehr schön abgestimmtem Kolorit und breitem Rand, rechts und oben mit dem Schöpfrand.

Plakat: Secession HMPechstein
Holzschnitt auf dünnem Velin. 1931.
33 x 44,3 cm (35,4 x 47 cm).
Krüger H 303.

Laut Krüger wurde das Plakat für die 67. Berliner Secession-Ausstellung, Max Pechstein, die von Dezember 1931 - Januar 1932 in der Budapesterstr. 10 stattfand, verwendet. Krüger lag kein Original vor. Extrem selten. Prachtvoller, satter Druck mit schmalem Rand.

Nach dem Bad
Kaltnadel, Riffelfeile und Pinselätzung auf festem Japan. 1920.
26,4 x 20,8 cm (41 x 30,8 cm).
Signiert "HMPechstein".
Krüger R 118.

Erschienen in: "Die Schaffenden", 3. Jahrgang, 1. Mappe, unten links mit deren Trockenstempel. Herausgegeben von Paul Westheim im Euphorion-Verlag, Berlin 1921. Exemplar aus der Vorzugsausgabe von 25 Exemplaren. Prachtvoller, wunderbar gratiger Druck mit ausdrucksvollem, kräftigem Plattenton, deutlich zeichnender Plattenkante und breitem Rand.

Kunstausstellung Zurückgewiesener der Secession Berlin
Plakat. Farblithographie auf bräunlichem Velin. 1910.
69,3 x 93 cm (74,3 x 100 cm).
Krüger L 110.

Plakat zur Ausstellung, veranstaltet von der Neuen Secession 15. Mai-15. Juli 1910. Nachdem Max Pechsteins Einreichungen für die Berliner Secessionsausstellung 1910 abgelehnt worden waren, gründete er mit anderen ebenfalls zurückgewiesenen Künstlern die Neue Secession. Auch alle übrigen Mitglieder der Brücke, einschließlich des neu aufgenommenen Otto Mueller, nahmen als Zeichen der Solidarität ebenfalls an dieser neuen Gruppierung teil. "Zu einem der geschicktesten Schachzüge der jungen Künstler, die ihnen weitere Unabhängigkeit und Aufmerksamkeit garantierte und ihre Sonderstellung betonte, gehörte die Gründung der 'Neuen Secession' 1910. (...) Durch Pechsteins Wahl zum Präsidenten und sicher auch durch sein aufsehenerregendes Plakat für die erste Ausstellung wurde er in der Öffentlichkeit als Leiter der Neuen Secession wahrgenommen." (Aya Soika, Max Pechstein, der 'Führer' der 'Brücke', Anmerkungen zur zeitgenössischen Rezeption, Brücke-Archiv 23, Berlin 2008, S. 85).
Pechstein schuf eine ähnliche, spiegelbildlich angelegte Lithographie einer Bogenschützin, gedruckt nur in Schwarz (Krüger L109), und indem er diese Lithographie als Grundlage für Plakate für zukünftige Ausstellungen der Neuen Secession verwendete, wurde das Thema zum Symbol für die neue Gruppierung von Künstlern. Pechstein selbst erreichte spätestens mit der aufsehenerregenden Ausstellung der Neuen Secession 1910 den künstlerischen Durchbruch. Prachtvoller Druck mit kleinem Rand. Selten.

Sitzende Palauerinnen
Federlithographie auf Japan. 1919.
12,1 x 16,8 cm (27,4 x 31,2 cm).
Signiert "HMPechstein". Auflage 50 Ex.
Krüger L 355.

49. Blatt des Mappenwerks "Reisebilder. Italien - Südsee", erschienen als XV. Werk der Pan-Presse, verlegt bei Paul Cassirer, Berlin 1919. Krüger nennt eine Gesamtauflage von 810 Exemplaren, neben Abzügen auf Japan erschienen Drucke auf Bütten. Ausgezeichneter, satter Druck mit Rand.

Der Abend
Holzschnitt auf JWZanders-Bütten. 1919.
31,9 x 40,1 cm (51,8 x 62 cm).
Signiert "HMPechstein" und datiert sowie mit der Signatur des Druckers Friedrich Voigt und bezeichnet "Reiberdruck". Auflage 75 num. Ex.
Krüger H 196.

Blatt 3 aus dem Mappenwerk "Ein Dorf", herausgegeben vom Graphischen Kabinett I. B. Neumann, Berlin. Prachtvoller, klarer und sehr differenzierter Druck mit dem wohl vollen Rand.

Italien
Lithographie auf Velin. 1919.
14 x 19 cm (28 x 33,6 cm).
Signiert "HMPechstein" und datiert.
Krüger L 312.

Blatt 7 aus der Serie "Reisebilder. Italien - Südsee", erschienen als XV. Werk der Pan-Presse bei Paul Cassirer, Berlin, in einer Gesamtauflage von 810 Exemplaren; auch betitelt "Segel vor Vernazza". Prachtvoller Druck mit Rand. Beigegeben: Eine signierte Lithographie von Oskar Kokoschka, "Selbstbildnis", 1971 (Wingler/Welz 470).

Italienerinnen
Lithographie auf Velin. 1945.
42,5 x 29 cm (50,2 x 32,6 cm).
Signiert "HMPechstein" und datiert. Auflage 100 num. Ex.
Krüger L 412.

Erschienen im Graphik-Verlag Dr. Heinrich Mock, Altenburg, mit dessen Rundstempel verso. Ausgezeichneter Druck mit Rand.

Mondschein
Kaltnadel auf Bütten. 1922.
17,5 x 24,8 cm (31,5 x 41,4 cm).
Signiert "HMPechstein". Auflage 100 Ex.
Krüger R 130.

Erschienen in "Die Schaffenden", 4. Jahrgang, 1. Mappe, in einer Gesamtauflage von 125 Exemplaren (Krüger verzeichnet Exemplare auf Velin und auf Japan), unten rechts mit dem Trockenstempel des Euphorion-Verlages. Ausgezeichneter, klarer und feingratiger Druck mit dem vollen Rand, oben und rechts mit dem Schöpfrand.

Selbstbildnis mit Pfeife
Holzschnitt auf Japan. 1921.
34,2 x 28,1 cm (41 x 31 cm).
Signiert "HMPechstein". Auflage 25 Ex.
Krüger H 250.

Exemplar aus der Vorzugsausgabe auf Japan. Die Gesamtauflage von 125 Exemplaren erschien 1924 in "Die Schaffenden", 4. Jahrgang, 1. Mappe, mit dem Trockenstempel des Euphorion Verlages. Brillanter, wunderbar klarer Druck mit dem vollen, kleinen Rand.

Am Meer III
Radierung auf dünnem Japanbütten. 1912.
25,5 x 26,2 cm (30,5 x 31 cm).
Signiert "HMPechstein". Auflage 20 Ex.
Krüger R 62.

Die Graphik wurde von Gurlitt in einer Gesamtauflage von 70 Exemplaren verlegt. Prachtvoller Druck mit sehr schön nuanciertem Plattenton und Rand.

"Bildnis Kluge"
Öl auf Leinwand. 1949.
74 x 71 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Rotbraun monogrammiert "HMP" und datiert, verso mit Pinsel in Schwarz signiert "HMPechstein", datiert, betitelt "Bildniss 'Kluge'" und mit der Künstleradresse "Berlin-Grunewald, Hubertus Allee 18".

Es waren bewegte Zeiten: Vom Sommer 1948, beginnend nur wenige Tage nach der Währungsreform in der westlichen Besatzungszone, und dauernd bis zum Mai 1949 hatten während der Berlin-Blockade sowjetische Truppen alle Zufahrts­wege nach West-Berlin abgeriegelt und die Gas- und Stromversorgung eingeschränkt. Am 8. Mai wurde die Bundesrepu­blik Deutschland gegründet und das Grundgesetz angenommen, im Oktober dann die Deutsche Demokratische Republik auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone gegründet. Als neuer Direktor der Westberliner Hochschule der Künste bot Karl Hofer Pechstein, Schmidt-Rottluff und Heckel Lehrstellen für Freie Malerei an. Pechstein und Schmidt-Rottluff sagten zu. In diesem zeitlichen Rahmen also malte Pechstein den Pfeife rauchenden Kluge. Die leger zurückgelehnte Haltung, die locker in der Jackentasche versenkte Hand und der ruhige Blick unter den markanten, in Grün gemalten Augenbrauen: All das spiegelt ein entspanntes Verhältnis zwischen Künstler und Modell wider. Die harmonische Tonalität beruht auf der Gegenüberstellung der beiden dominierenden Farben Orange und Grün, einzig durchbrochen von wenigen dunklen Akzenten. Wie häufig, so behandelte Pechstein auch hier die Leinwand vor dem Farbauftrag mit elfenbeinfarbener Grundierungsmasse, die auf der Rückseite zum Teil durch die Poren der Leinwand hindurchquillt. Die Modulation der Hell-Dunkel-Effekte in Händen und Gesicht und die Darstellung des Schattens im Hintergrund des Porträtierten weisen deutliche Ähnlichkeiten zu den anderen Bildnissen dieses Jahres auf; im Jahr 1949 malte Pechstein insgesamt sieben Porträts in Berlin-Grunewald.
Näheres zum Porträtierten konnte bislang nicht in Erfahrung gebracht werden; auch Pechsteins Korrespondenz nennt keine Person dieses Namens. Bereits 1947 widmete der Künstler ebenjenem Herrn Kluge jedoch ein Aquarell.
Wir danken Frau Aya Soika für die freundliche Bestätigung; ein schriftliches Gutachten vom 19. 02. 2020 liegt vor.

Provenienz: Privatbesitz Familie Kluge, Berlin
Privatbesitz Berlin