Artist Index: Kirchner, Ernst Ludwig


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Los 8131Kirchner, Ernst Ludwig
Segelboot auf dem Wasser

Auktion 112

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
11.250€ (US$ 12,097)

Details

Segelboot auf dem Wasser
Kaltnadel auf glattem Velin. 1908.
31,7 x 25,3 cm (39,3 x 32 cm).
Signiert "ELKirchner".
Dube 55.

Der einzige bei Gercken unter II.2 verzeichnete Druck des 2. Zustandes in Braunschwarz; Gercken kennt drei weitere Drucke im zweiten Zustand in Schwarz und erwähnt einen ersten Zustand nach Dube vor Verschmälerung der Platte.
Die Technik der Kaltnadel diente Kirchner dazu, ein Motiv schnell in seinen Grundzügen zu erfassen. So benötigt er nur wenige Linien in der Metallplatte, um das Segelboot in seiner Bewegung auf dem glatten Wasser zu umreißen. Die samtigen Schwärzen der gratig gedruckten Schattenpartien kontrastieren herrlich mit den wolkig-hellen, zart schimmernden Wasserflächen. Im Rand Spuren schwarzer Druckfarbe, die entstanden, da Kirchner den Druck eigenhändig in seiner Werkstatt als Probeexemplar zum eigenen Gebrauch anfertigte. Ausgezeichneter, wunderbar gratiger Druck mit schön differenziertem, unterschiedlich stark gewischten Plattenton und belebenden Wischkritzeln, mit Rand um die deutlich zeichnende Plattenkante. Rarissimum.

Provenienz: C. G. Boerner, Neue Lagerliste 54, 1970, Nr. 49
Rheinischer Privatbesitz

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Los 8203Kirchner, Ernst Ludwig
Tänzerin mit Kopfputz

Auktion 111

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
27.500€ (US$ 29,570)

Details

"Tänzerin mit Kopfputz"
Bleistift auf Velin. 1912.
53,7 x 38,6 cm.
Unten links mit Bleistift signiert "ELKirchner", verso zweifach betitelt. Mit dem Basler Nachlaßstempel verso, dort bezeichnet "B Be/Ba 5" sowie mit den Nummern "1130" und "1495".

Die Mitglieder der Künstlergemeinschaft "Brücke" lehnten die Arbeit mit professionellen Modellen ab. In Berlin, wohin er im Herbst 1911 aus Dresden umgezogen war, fand Ernst Ludwig Kirchner seine Modelle im Milieu der Varietétheater und Nachtlokale. In einem Tingeltangel-Lokal lernte er dann auch im Sommer 1912 die beiden Schwestern Erna und Gerda Schilling kennen, damals Tänzerinnen. Beide spielten künftig für ihn eine wichtige Rolle, Erna als seine Lebensgefährtin bis zu seinem Freitod 1938, und auch Gerda war ihm einige Jahre lang ein beliebtes und häufig gezeichnetes Modell.
Die Zeichnung zeigt wohl Erna Schilling im Bühnenkostüm mit Stirnreif. Schwungvoll und energisch skizziert der breite, weiche Bleistift das Bildnis in einem Raum. Dunkle Schraffuren markieren den kurzen Haarschnitt sowie die sensibel erfasste Augenpartie, und mit beeindruckender Finesse zeichnet der Künstler die schmale Nase und den elegant geschwungenen Nasenflügel in je einer Linie rechts und links. Das breite, vorne mit einem sternförmigen Ornament geschmückte Stirnband umfasst die markante Frisur und durchbricht die dunkle Fläche der Haare. Der Körper ist mit nur sparsamen, sicheren Bleistiftzügen erfasst, der Hintergrund zwar mit einem Gerüst aus wenigen kantigen Linien durchgestaltet, jedoch kaum eindeutig erkennbar.
Stilistisch hatte sich Kirchner seit etwa 1910 von den schlichten Umrisszeichnungen gelöst und setzte nun gezielt schräge Strichlagen ein, um Plastizität, Schattenbildung und Räumlichkeit darzustellen. Auch bedingt durch seinen Umzug in die unruhige Großstadt Berlin wurde sein Strich zunehmend nervöser und schneller, die Formen nun auch tendenziell spitzer.
Kirchners Ziel in der Zeichnung war nicht ein naturgetreues, genaues Porträt der jungen Frau, sondern vor allem die Wiedergabe ihrer psychischen Verfassung; Erna war bekannt für ihren melancholischen Charakter, den der Künstler hier mit dem leicht abwärtsgerichteten Blick der Augen, den schweren Oberlidern und den dunklen Schattierungen unter den Augen zum Ausdruck bringt.
In der Sammlung Hermann Gerlinger befindet sich mit dem Blatt "Erna und Gerda im Atelier" (1912) eine vergleichbare Bleistiftzeichnung, dort die beiden Schwestern nebeneinander dargestellt, eine mit Stirnband.
Die Sammlung Hans Kinkel, ausgestellt 2017 im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg beinhaltet u. a. Kirchners Bleistiftzeichnung " Kopf Erna mit Stirnreif", 1912, dort die Tänzerin im Bühnenkostüm und mit unserem Blatt ganz ähnlichem Ausdruck.
Verso eine weitere Bleistiftzeichnung Kirchners, "Frauenkopf im Profil nach rechts", durchgestrichen.

Provenienz: Galerie Nierendorf, Berlin
Privatsammlung Berlin

Ausstellung: Galerie Nierendorf, Berlin 1972

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Los 8204Kirchner, Ernst Ludwig
Männerkopf (Selbstbildnis)

Auktion 111

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
5.500€ (US$ 5,914)

Details

Männerkopf (Selbstbildnis)
Farbholzschnitt auf Velin. 1926.
16,5 x 10,8 cm (25,5 x 16 cm).
Signiert „EL Kirchner“. Auflage 70 Ex.
Dube 550 II.

70 Exemplare waren der Vorzugsausgabe G. Schieflers, Die Graphik Ernst Ludwig Kirchners, Bd. I. beigegeben.
"Die farbige Drucktechnik Ernst Ludwig Kirchners zählt zu den Höhepunkten seines Werkes und darüber hinaus der Kunst des 20. Jahrhunderts. Kein anderer Künstler hat mit solcher künstlerischen und technischen Könnerschaft wie Kirchner in den verschiedenen graphischen Medien farbige Bilder geschaffen. Auch in seinem Gesamtwerk nimmt die Technik des Mehrfarbendrucks einen breiten Raum ein. Sie bedeutete Kirchner mehr als nur ein Vehikel zum Bildermachen, sondern auch zur Erfindung neuer Formen in Wechselwirkung mit der Malerei" (Günther Gercken, Aus der Farbe gestaltet, in: Ernst Ludwig Kircher. Farbige Druckgraphik, hrsg. von Magdalena M. Moeller, München 2008, S. 11). In vorliegendem Holzschnitt zeigt der Künstler sich im ausdrucksstarken Selbstporträt. Mit nachdenklichem, nahezu melancholischem Blick schaut er den Betrachter direkt an. Die Farbgebung in Rot/Schwarz verleiht dem Porträt andererseits auch etwas Diabolisches. Ganz ausgezeichneter Druck mit breitem Rand.

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Los 8178Kirchner, Ernst Ludwig
Liegender und sitzender weiblicher Akt; verso: Figurengruppen

Auktion 110

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
18.750€ (US$ 20,161)

Details

Liegender und sitzender weiblicher Akt; verso: Figurengruppen
Zimmermannsbleistift bzw. Feder in Schwarz und Rot auf Velin. Um 1909/10, verso: 1920.
27,5 x 33,8 cm.
Verso unten mittig mit Bleistift signiert "EL Kirchner" und datiert.

Blühende Sinnlichkeit, ungezwungene Erotik und erwachende Weiblichkeit - das sind wohl die Themen dieser Szene, in der die junge Frau und das Mädchen nahe beieinander entspannt am Boden lagern. Wenige Bleistiftschwünge deuten eine Decke oder ein Kissenlager an, und beinahe spielerische, lebendige Kringel auf Schulterhöhe lassen einen Hintergrund entstehen. Kirchner zeichnet die beiden Figuren flächig, nicht mehr mit den weich fließenden Konturen, sondern mit kraftvollen, ganz leicht kantigen Umrisslinien, in denen sich die stilistische Verfestigung seiner Arbeiten aus dem Winter 1909/10 andeutet. Vor allem der rechte, sitzende Akt zeigt die Matisse verwandte Gesichtsbildung dieser Jahre, mit spitzem Kinn, großflächigen Wangen und niedriger Stirn unter der runden Kappe. Die beiden Frauen sind in einer betont lockeren Pose dargestellt: Die rechte, mit gespreizten Beinen und untergeschlagenem rechtem Fuß sitzend, legt die rechte Hand locker auf den Boden und lässt ihren linken Unterarm entspannt auf dem Knie ruhen. Das links liegende junge Mädchen zeigt Kirchner in einem ausdrucksvollen Bewegungsimpuls, den linken Arm erhoben, den Oberkörper in kräftiger, anatomisch fast unmöglicher Torsion nach links vom Boden erhoben. "Kirchner und die anderen Künstler der 'Brücke' waren strikte Gegner des hergebrachten, akademischen Aktstudiums. Sie wollten nicht die starre Pose, sondern suchten durch die entspannte, ungezwungene Körperhaltung ihrer Modelle deren sinnliche Ausstrahlung zu vermitteln." (Ernst Ludwig Kirchner, 1880-1938, Ausst.-Kat. Nationalgalerie Berlin 1980, S. 120). Verso verschiedene Figurengruppen, wohl Illustrationsentwürfe, datiert 1920. Wir danken Herrn Günther Gercken für die freundlichen Hinweise.

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Los 8179Kirchner, Ernst Ludwig
Alte und junge Frau

Auktion 110

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.125€ (US$ 1,210)

Details

Alte und junge Frau
Holzschnitt auf Japan. 1921.
32,5 x 24,4 cm (41,4 x 33,8 cm).
Mit dem blauen Signaturstempel "ELKirchner". Auflage 100 num. Ex.
Dube 463 III B.

Unten links mit dem Trockenstempel "Fritz Gurlitt Verlag" und verso mit dem blauen Stempel "Für Holz-Mappe". Das Blatt erschien in der Mappe "Deutsche Graphiker - Arno Holz zum 60. Geburtstag". Schön nuancierter Druck mit Rand, links mit dem Schöpfrand.

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Los 8508 [^]Kirchner, Ernst Ludwig
Dodo mit aufgestützten Armen

Auktion 109

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
68.750€ (US$ 73,925)

Details

Dodo mit aufgestützten Armen
Kohle auf Velin. 1909.
31,7 x 42,2 cm.
Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert "E.L. Kirchner" und datiert "(19)05". Mit dem Basler Nachlaßstempel verso.

In nur wenigen, schwunghaften Linien gibt Kirchner in vorliegender Zeichnung die reizvollen Kurven seiner damaligen Geliebten Doris Große, kurz genannt Dodo, wieder. Lässig hat sie die Arme aufgestützt, die Haare zu einer modischen Frisur hochgesteckt, ansonsten ist sie nackt. Selbstbewusst präsentiert sie sich auf einem ausgebreiteten schmalen Tuch. Dodo war Kirchners Geliebte in den Dresdner Jahren von 1909 bis 1911. Die Entstehung unserer Zeichnung im Jahre 1909 fällt somit ganz in die Anfangszeit ihrer Liaison. Dodo hat Kirchner zu zahlreichen Werken inspiriert, eines der berühmtestem ist wohl der 1910/20 gemalte „Akt mit Hut“, auf dem sie nackt und nur mit schwarzem Hut bekleidet in seinem Dresdner Atelier zu sehen ist (Städel Museum, Frankfurt am Main). Noch im Jahr 1919 schrieb Kirchner: "Deine freie Liebeslust, mit Dir erlebte ich sie ganz, fast zur Gefahr meiner Bestimmung. Doch Du gabst mir die Kraft zur Sprache über Deine Schönheit im reinsten Bilde eines Weibes […]“. Verwundern mag die Datierung unserer Zeichnung in das Jahr 1905, da Kirchner zu diesem Zeitpunkt Dodo wohl noch gar nicht kannte. Erklären lässt sich dies durch die vom Künstler selbst durchgeführte Vordatierung seiner Werke, durch welche er seinen Anspruch als Erfinder aller den Stil der Brücke Malerei prägenden Charakteristika versuchte zu bestätigen.
Verso mit dem violetten Nachlaßstempel des Kunstmuseums Basel (Lugt 1570b), dort mit der Registriernummer "KDre/Bg 9".


Dodo mit aufgestützten Armen
Charcoal on wove paper. 1909.
31,7 x 42,2 cm.
Signed with pen and black ink in lower right "E.L. Kirchner" and dated "(19)05". With the violet Basel estate stamp on the verso.

Dodo was Kirchner’s lover during his Dresden years from 1909 to 1911. Our drawing dates from the beginning of their relationship, 1909. Dodo appears frequently in many of Kirchner’s works from this period. Kirchner’s handwritten date “1905” is incorrect, as we know today. Kirchner often pre-dated his works of the first decade of the century in order to make him look like the originator of the style of the Brücke artists as well as contemporaneous to the stylistic developments of the Nabis around 1905.


Provenienz: Ketterer, München, 30. Nov 1998, Los 10

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Los 8514 [^]Kirchner, Ernst Ludwig
Liegender Akt

Auktion 109

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
143.750€ (US$ 154,570)

Details

Liegender Akt
Holzschnitt auf kartonstarkem grauen Velin. 1909.
30 x 40 cm (38,5 x 53,3 cm).
Mit Kirchners Numerierung "106" unten rechts und dem Basler Nachlaßstempel verso.
Schiefler H 106, Dube 144 II, Gercken 287 II.

Kopf, Rücken, Gesäß und Füße des Aktes schmiegen sich an die dunkle Umrahmungslinie wie an ein schützendes Gehäuse, während vor der jungen Frau eine große weiße Fläche nahezu die ganze untere Bildhälfte einnimmt. Mit einer neuen, um 1909 gewonnenen Großzügigkeit und rhythmisch-dynamischer Ausdrucksweise gestaltet Kirchner den liegenden Akt. Die charakteristische, kantige und entschiedene Formensprache kennzeichnet seine schwungvoll gebogenen Linien. Sie verspannen Figur und Fläche in einer kühnen Komposition. Weil fast alle seine Holzschnitte als Eigendrucke entstanden und die Druckstöcke für jedes einzelne der wenigen entstandenen Exemplare selektiv und individuell eingefärbt wurden, dürfen Kirchners Handdrucke fast ausnahmslos als Unikate aufgefasst werden.
Verso mit dem violetten Nachlaßstempel des Kunstmuseums Basel (Lugt 1570 b), dort mit der Registriernummer "H 106 III". Brillanter, tiefschwarzer, in allen Details klar zeichnender Handdruck des zweiten und endgültigen Zustandes. Mit den Veränderungen im Stock, die Dube für diesen Zustand aufführt: Die rechte untere Bildecke ist bis auf die Umrahmungslinie hell geschnitten; zwischen der Rückenkontur und der oberen Bildecke erscheint eine helle Fläche, und die untere Umrahmungslinie ist zum Teil entfernt. Mit breitem Rand, umlaufend mit dem Schöpfrand. Einer von bislang nur vier bekannten Drucken (bei Gercken dieses Blatt verzeichnet), von denen lediglich einer signiert ist. Momentan ist unser Exemplar das einzig nachweisbare, der Verbleib der zwei weiteren Drucke im zweiten Zustand lässt sich nach 1956 und 1957 nicht weiter verfolgen (Stuttgarter Kunstkabinett, 25. Auktion, 27.11.1956, Nr. 435 und 28. Auktion, 28.05. 1957, Nr. 395). Auch der von Dube erwähnte und von Gercken übernommene Druck eines ersten Zustandes ist nicht nachweisbar. Somit ist unser Blatt von allerhöchster Seltenheit.

Liegender Akt
Woodcut on heavy grey wove paper. 1909.
30 x 40 cm (38,5 x 53,3 cm).
With Kirchner's number "106" in the lower right margin, on the verso with the violet Basel estate stamp, numbered "H 106 III".
Schiefler H 106, Dube 144 II, Gercken 287 II.

One of only four impressions, recorded by Gercken. Currently our impression is the only known one. Two further impressions of the second state were offered at auction in the 1950s, the whereabouts are not known. The only impression of the first state listed by Dube has never been seen by Professor Gercken and cannot be traced either.
A superb, clear impression of the second and final state.


Provenienz: Galerie Wolfgang Ketterer, München, Auktion 87, 26.11.1984, Losnr. 787 (verso mit deren handschriftlicher Annotation)

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Los 8125Kirchner, Ernst Ludwig
Aktgruppe mit liegendem Reh

Auktion 107

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
5.750€ (US$ 6,183)

Details

Aktgruppe mit liegendem Reh
Kaltnadel auf Kupferdruckkarton. 1925.
18,1 x 18,1 cm (31,2 x 28,2 cm).
Von Erna Kirchner signiert "E. L. Kirchner" und bezeichnet "Eigendruck".
Dube 525 II (von III).

Vor der flächigen Bearbeitung des Rehs und der Haare. Ganz ausgezeichneter und gratiger Druck mit dezentem Plattenton. Von großer Seltenheit. Wir konnten bisher kein weiteres Exemplar im Handel nachweisen.

Provenienz: Sammlung Henry Jorge Koller, Lambertville/Paris
Galerie Bassenge Auktion 83, Los 6938

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Los 8141Kirchner, Ernst Ludwig
Kleiner weiblicher Akt, stehend

Auktion 105

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
15.000€ (US$ 16,129)

Details

Kleiner weiblicher Akt, stehend
Aquarell und Bleistift auf Bütten. Um 1910.
13 x 9,1 cm.
Verso in der unteren linken Ecke mit dem violetten Nachlaßstempel des Kunstmuseums Basel (Lugt 1570 b) und den handschriftlichen Numerierungen "A Dre/Bg 18" und "K 3670", "3294".

Die reizende frühe Zeichnung des Künstlers aus der Dresdner Zeit entstand entweder im Freien, also an den Moritzburger Seen, wo sich die Brücke-Künstler gern zum Aktzeichnen trafen, oder aber möglicherweise in Kirchners Atelier in der Berliner Straße 80; in ebendieser Straße befand sich auch die von Heckel geführte erste Geschäftsstelle der "Brücke".
Die Umrisszeichnung seines "Kleinen weiblichen Aktes" ist auf das Wichtigste reduziert: Ein weicher Frauenkörper mit den typischen runden Formen der Dresdner Modelle steht frontal zum Betrachter. Mit großer Schönheit und Sicherheit geschwungene Bleistiftlinien deuten die sinnlichen Konturen locker an und erfassen die Erscheinung bis zu den Knien. Wie eine schützende Hülle wölbt sich eine grün gefärbte Rundform um den gesamten Frauenkörper. Die lebhafte Aquarellierung verleiht dem Blatt seinen besonderen Reiz: ein blauer Haarschopf, ein grünes Tuch (?) und - vor allem - die leuchtend roten Akzente auf gelbem Inkarnat. Die kompakte, dunkle, kurze Frisur deutet möglicherweise auf Dodo, Kirchners Dresdner Lebensgefährtin, hin.
Schönheit und Sinnlichkeit, das Generalthema in Kirchners Zeichnungen: "Kirchner teilt dem Auge des Betrachters dies zumeist in nur wenigen Umrisslinien, Konturen mit, bisweilen lediglich Andeutungen davon. Dies geschieht dennoch so intensiv, dass die Erregung des von Kirchner Gesehenen auch heute noch Wirkung zeigt." (Wolfgang Henze: Kirchner der Zeichner. Am Beispiel seines Menschenbildes 1909-1936, in: Kat. 78, Galerie Henze & Ketterer, Bern 2009, S.11).

Provenienz: Nachlass E.L. Kirchner
Privatsammlung Berlin

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Los 8143Kirchner, Ernst Ludwig
Fehmarnküste

Auktion 105

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
25.000€ (US$ 26,882)

Details

Fehmarnküste
Aquarell und schwarze Kreide über Bleistift auf Velin. Um 1912/13.
36 x 46,3 cm.
Unten links mit Bleistift signiert "ELKirchner".

Die Sommeraufenthalte auf der Insel Fehmarn, die 1912 beginnen und bis 1914 dauern, dienen Ernst Ludwig Kirchner als Kontrast zum lebendigen gesellschaftlichen Treiben der Metropole Berlin, und sie bieten ihm Gelegenheit, seine Freilichtstudien, die mit den Dresdner "Brücke"-Künstlern so schwungvoll an den Moritzburger Seen begonnen hatten, nun an anderem Ort fortzusetzen. Auch hier wird Natur emotional und hautnah erlebt.
Emotionaler wie auch gestalterischer Ausdruck der topographischen Gegebenheiten bilden ein überzeugendes Amalgam. Kirchner zeigt sich als souveräner Techniker, der in einer perfekten Balance von freiem Papier und aquarellierten Flächen seinen malerischen Schwung mit dem freien, sommerlichen Lebensgefühl der Zeit an der Ostseeküste verbindet. Die elementare Kraft der Natur setzt der Künstler mit allem Schwung seines aquarellistischen Könnens ins Bild: Er zeichnet hier wohl die flache Bucht vor Fehmarns Südostecke, der Staberhuk, überhöht und legt den Horizont nahe an den oberen Bildrand. So verleiht er der Küste mit ihren typischen, halbrunden Findlingen eine deutliche Dramatik, während von rechts die Vegetation mit paradiesischer Üppigkeit hinüberwuchert. Sensibel zeichnet Kirchner die Korrelationen zwischen Bucht und Meer, Booten, Wolken und Pflanzen. Während dieser Sommer entsteht mit über 120 Bildern ein Zehntel seines malerischen Werks, zusätzlich Hunderte von Zeichnungen und mehrere Skulpturen.
Die Arbeit ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach/Bern, registriert.

Provenienz: Privatsammlung Berlin

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Los 8144Kirchner, Ernst Ludwig
Der Altmarkt in Dresden mit Jahrmarkt

Auktion 105

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
16.250€ (US$ 17,473)

Details

Der Altmarkt in Dresden mit Jahrmarkt
Lithographie auf Velin. 1910.
32,8 x 38,4 cm (44 x 52,5 cm).
Oben links verkehrt herum von Erna Schilling signiert "E. L. Kirchner".
Dube L 157 I (von II), Gercken 399 I (von II).

Im Jahr 1905 gründete Ernst Ludwig Kirchner zusammen mit Erich Heckel, Fritz Bleyl und Karl Schmidt-Rottluff in Dresden die expressionistische Künstlergruppe Die Brücke. In den Folgejahren entwickelte die Gruppe einen gemeinsamen Stil, der sich insbesondere durch eine radikale Vereinfachung der Form, den Einsatz von starken Farbkontrasten sowie das Aufheben der traditionellen Perspektive auszeichnete, Merkmale, die auch Kirchners Lithographie von 1910 aufweist. In einem Brief vom 12. April 1919 an den Kunstsammler und Kritiker Gustav Schiefler erläuterte Kirchner einen Teilaspekt der Dresdner Marktszene. Dieser hatte ihn zuvor nach den vertikalen Streifen am oberen Blattrand gefragt, woraufhin Kirchner antwortet: "Es sind das die Telephondrähte, die von der Post über den Altmarkt hängen und damals stark bereift waren." (Ernst Ludwig Kirchner, zit. nach: Wolfgang Henze: Briefwechsel, Stuttgart u.a. 1990, S. 120). Schiefler selbst hatte zuvor fälschlicherweise vermutet, dass es sich um die herabhängenden Ränder einer Markise handeln könnte. Doch nicht nur beim befreundeten Kunstkritiker sorgte die Darstellung offenbar für Irritationen; auch Kirchners Lebensgefährtin Erna Schilling, die das Blatt oben links verkehrt herum signierte, betrachtete die Darstellung offensichtlich aus einer anderen Perspektive als der Künstler selbst. Dabei entwarf Kirchner hier keinen allzu außergewöhnlichen Bildaufbau. In horizontal angelegten Ebenen stellte er eine Straßenszene dar, die in der untersten Ebene mit stark vereinfachten Passanten und einer Litfaßsäule beginnt, darauf folgen die spitzen Dächer der Jahrmarktbuden, über denen sich eine helle Häuserfront erhebt, welche wiederum von einem tiefschwarzen Himmel und den Telefondrähten eingefasst wird. Aufgrund der starken Schwarz-Weiß-Kontraste, des Fehlens von perspektivischer Tiefe sowie der fast skizzenhaften Vereinfachung der Menschen und Häuser ist die Lithographie als ein charakteristisches Werk aus Kirchners Brücke-Periode anzusehen. Der bislang einzige bekannte Druck des ersten Zustandes, mit dem schwarzen rechteckigen Feld links unterhalb der Telefondrähte. Gercken führt drei weitere Exemplare für den zweiten Zustand auf. Verso mit dem Basler Nachlaßstempel und der Beschriftung "L 112 I" in Tinte sowie mit dem Stempel 'Unverkäuflich E L Kirchner'.

Provenienz: Galerie Wolfgang Ketterer, Lagerkatalog 38, 1966/67, Nr. 744

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Los 7293Kirchner, Ernst Ludwig
Auf der Moritzburger Insel Badende mit Bumerang

Auktion 105

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
600€ (US$ 645)

Details

Auf der Moritzburger Insel Badende mit Bumerang
Radierung auf Velin. 1911/1979.
18 x 22,2 cm (37,5 x 34,8 cm).
Verso mit dem blauen Stempel "Nachlassdruck 1979" und dem Nachlaßstempel. Auflage 40 num. Ex.
Dube R 132 II.

Prachtvoller Druck mit breitem Rand.

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Los 8140Kirchner, Ernst Ludwig
Zwei badende Frauen

Auktion 105

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
27.500€ (US$ 29,570)

Details

Zwei badende Frauen
Bleistift, schwarze und farbige Kreiden auf Velin. Um 1910.
25,4 x 34 cm.
Verso in der unteren linken Ecke mit dem violetten Nachlaßstempel des Kunstmuseums Basel (Lugt 1570 b) und den handschriftlichen Numerierungen "FS Dre/Bf 17", "K 6586" und "6235".

Der unbekleidete Körper als ursprüngliche Form des menschlichen Lebens dominierte das Programm der Expressionisten und beeinflusste ihren Lebenswandel. Die vorliegende Zeichnung entstand um 1910 in Kirchners Dresdener Zeit. In den Sommermonaten zeichneten die Künstler der "Brücke" an den Moritzburger Seen, die Modelle, Freundinnen der Künstler, posierten an den Ufern und unter den Bäumen des alten Parks.
Die leicht und offen komponierte Kreidezeichnung zeigt zwei Frauen am Seeufer vor dunklem Laubwerk. Ein weiblicher Akt läuft aus einer Zeltkonstruktion vor dem Dickicht des Waldes schwungvoll gerade auf den See und damit auf den Betrachter zu. Weiter vorne links im Bild watet eine Frau im weißen Hemdchen, Oberkörper und Arme nach unten gebeugt, mit den Füßen ins Wasser. Das Bewegungsspiel der weiblichen Formen ist lediglich mit wenigen stark reduzierten, klaren Linien angedeutet, und dennoch drücken diese kennzeichnenden Kürzel die Körper, ihre Bewegung und ihre strahlende Lebensenergie restlos aus. Leidenschaftlich, geradezu ungestüm handhabt Kirchner hier die Kreide, breite und schmale, verschieden schräge Schraffuren in unterschiedlich spitzen Zickzackformen scheinen vor Energie zu bersten. Leuchtendes Sonnengelb und Dunkelblau erzeugen in ihrem Gegensatz ein kraftvolles Hell-Dunkel. Es entsteht ein vielfältiges Kräftespiel auf mehreren Ebenen, das Farbe, Linie, Komposition und Bewegungsimpulse planvoll gegeneinandersetzt: "da ist das Ganze eine Art symbolhaften Zeichens, eine Art Hieroglyphe, welche die Fülle der Beziehungen ordnet" (Will Grohmann, Kirchner-Zeichnungen, Dresden 1925, S. 35).

Provenienz: Nachlass E.L. Kirchner
Privatsammlung Berlin

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Los 8191Kirchner, Ernst Ludwig
Zwei weibliche Akte im Atelier; Landschaft mit Bäumen

Auktion 104

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
22.500€ (US$ 24,194)

Details

Zwei weibliche Akte im Atelier; Landschaft mit Bäumen
Bleistift; Pinsel in Schwarz auf chamoisfarbenem Velin. 1908-1909.
44,9 x 35 cm.
In der oberen linken Ecke mit der handschriftlichen Numerierung "Ko 1281" sowie "K 4974".

Eindrucksvolles Beispiel von Kirchners spontanen Viertelstunden-Akten. In wenigen kraftvollen, energischen, etwas kantigen Bleistiftstrichen zeichnet er die Körperumrisse zweier weiblicher Akte. Die Physiognomien der Gesichter sind ebenfalls nur schemenhaft angedeutet. Beide Akte sind in Bewegung und haben in dynamischer Weise jeweils ihr Bein zur Seite angehoben. "Kirchners Zeichnung vertraut allein der Linie. Diese leistet Kontur, Fläche, Raum und Volumen. Wischungen und Schattierungen erscheinen nur selten und nicht Volumen modulierend, sondern Flächen bildend." (Wolfgang Henze: Kirchner der Zeichner. Am Beispiel seines Menschenbildes 1909-1936, in: Kat. 78, Galerie Henze & Ketterer, Bern 2009, S.11).
Mit dem raschen Erfassen einer kurzzeitigen, flüchtigen Körperhaltung innerhalb weniger Minuten sollte die strenge, akademisch geprägte Wiedergabe eines Aktes und eine detaillierte Ausformung der Oberflächen vermieden werden. Die schnelle Strichführung konnte so eine unmittelbare Wahrnehmung und natürliche, ganzheitliche Darstellung der Szene ermöglichen. Zum Studium der raschen Skizze sollten sich die Akte frei und ungeniert bewegen, während der Künstler seinen spontanen Eindruck innerhalb einer Viertelstunde festhielt. Die Künstlergruppe "Brücke" traf sich in den Jahren 1909 bis 1910 auch zum gemeinsamen Aktzeichnen in der freien Natur an den Moritzburger Seen.
Auf der Rückseite eine kräftige, schwungvolle Tuschzeichnung einer Landschaft mit Bäumen, im Hintergrund wenige Häuser, die vermutlich an den Moritzburger Seen entstand. Wir danken Herrn Prof. Dr. Günther Gercken für wertvolle Hinweise.

Provenienz: Nachlass E.L. Kirchner
Privatsammlung Berlin

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Los 8192Kirchner, Ernst Ludwig
Zirkusclown

Auktion 104

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
13.750€ (US$ 14,785)

Details

Zirkusclown
Bleistift, Tusche und Farbkreide auf Postkarte. 1910.
14 x 9 cm.
Verso unter dem Text mit Bleistift signiert „EL Kirchner“.

Künstlerpostkarte mit einer Zeichnung von Ernst Ludwig Kirchner, adressiert an die Hamburger Zahnärztin Dr. Elsa Hopf. Verso mit dem von Kirchner geschriebenen Text: „Sehr geehrte liebe Frau Dr. Bin wieder zu Haus in Dresden und sende Ihnen von hier freundlichste Grüße / Ihr ergebener EL Kirchner / Berlinerstr. 80“. Zudem darunter mit einer kurzen Nachricht von Erich Heckel: „Herzlichsten Gruss. Auf Wiedersehen hier. Ihr E Heckel“. Im Sommer 1909 hatten die Mitglieder der „Brücke“ die Künstlerpostkarte als ideales Kommunikationsmittel für sich entdeckt und versandten fortan ihre selbst gezeichneten Kleinkunstwerke an Sammler, Bekannte und Künstlerkollegen.

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[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.

* Alle Angaben inkl. 25% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.“


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