153050

Lose pro Seite


Toulouse-Lautrec, Henri de
Jane Avril
Los 8000

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
7.440€ (US$ 8,000)

Details

Jane Avril
Pinsellithographie, teils gespritzt, auf dünnem Japanbütten. 1893.
26,4 x 21 cm (46 x 28,5 cm).
Auflage 50 Ex.
Wittrock 18, Adriani 16 I (von II), Delteil 28.

Gedruckt von Ancourt und publiziert von L'Estampe originale (André Marty) als erstes Blatt der sehr seltenen Deluxe Edition des Portfolios "Le Café Concert", einer Folge von 22 Lithographien von 1893. Neben den 50 Exemplaren der Vorzugsausgabe gab es eine Normalausgabe von 500 Exemplaren auf Velin und eine spätere Auflage von 1894 des bei Adriani beschriebenen zweiten Zustandes. Mit sicherem Pinselstrich und voller Leichtigkeit umreißt Toulouse-Lautrec die Konturen von Jane Avril, der damals 25-jährigen, gefeierten französischen Tänzerin. Prachtvoller, kräftiger Abzug mit dem vollen Rand, an drei Seiten mit Schöpfrand.

Provenienz: Wolfgang Wittrock, Düsseldorf (mit dessen Klebeetikett auf der Rahmenrückseite)
Seit 1996 Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

Lot 8001, Auction  121, Toulouse-Lautrec, Henri de, Miss Ida Heath, danseuse anglaise

Toulouse-Lautrec, Henri de
Miss Ida Heath, danseuse anglaise
Los 8001

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
8.060€ (US$ 8,667)

Details

Miss Ida Heath, danseuse anglaise
Kreide- und Pinsellithographie, mit dem Schaber überarbeitet, in Olivgrün auf festem Velin. 1894.
Ca. 35,5 x 26 cm (37,7 x 27,9 cm).
Mit dem roten Monogrammstempel (Lugt 1338). Auflage 40 Ex.
Wittrock 64, Adriani 99, Delteil 165.

Aus der einzigen Auflage von insgesamt 40 Exemplaren in Schwarz oder Olivgrün auf unterschiedlichen Papieren. Unser Exemplar eines von 20 in Olivgrün ohne die blaue Numerierung und ohne den Blindstempel des Verlegers Kleinmann, aber mit dem roten Monogrammstempel unten rechts. Wittrock nennt lediglich 17 Exemplare in öffentlichen Sammlungen. Dargestellt ist die englische Tänzerin Ida Heath während eines Bühnenauftritts, festgehalten mitten im Tanzschritt mit weit erhobenem Bein. Ausgezeichneter Druck mit dem vollen Rand. Selten.

Provenienz: Kunsthandel Wolfgang Wittrock, Düsseldorf
Seit 1997 Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

Lot 8002, Auction  121, Toulouse-Lautrec, Henri de, Lender assise

Toulouse-Lautrec, Henri de
Lender assise
Los 8002

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
9.300€ (US$ 10,000)

Details

Lender assise
Kreidelithographie, mit dem Schaber überarbeitet, auf Velin. 1895.
37,8 x 28 cm.
Wittrock 102, Adriani 117, Delteil 163.

Seitliches Halbportrait der französischen Schauspielerin Anne-Marie Bastien, genannt Marcelle Lender (1862-1926), in elegant aufrechter Pose. Weiterer Probedruck neben dem bei Wittrock aufgeführten Probeabzug, vor der Auflage von 30 Exemplaren, verlegt von Kleinmann, Paris. Im Unterrand mit dem Abdruck der Steinkante, im Oberrand über die Blattkante gedruckt. Äußerst seltener, brillanter Druck, der nahezu formatfüllenden Darstellung mit dem vollen Rand.

Provenienz: Kunsthandel Wolfgang Wittrock, Düsseldorf (mit dessen Klebeetikett auf der Rahmenrückseite)
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

Lot 8003, Auction  121, Toulouse-Lautrec, Henri de, Adieu

Toulouse-Lautrec, Henri de
Adieu
Los 8003

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.712€ (US$ 5,067)

Details

Adieu
Kreidelithographie, mit dem Schaber überbarbeitet, auf Velin. 1895.
24 x 20,2 cm (38 x 28,3 cm).
Unten links mit dem orange-roten Monogrammstempel des Künstlers (Lugt 1338). Auflage 20 num. Ex.
Wittrock 124, Adriani 145 I (von II), Delteil 129 I (von II).

Eines von nur 20 Exemplaren der ersten Auflage, herausgegeben von C. Joubert als erstes Blatt der Folge "Mélodies de Désiré Dihau", 1895. Neben einer Auflage aus dem selben Jahr, erschienen als "Edition de la partition musicale" mit lithographierter Schrift und vor den späteren Neuauflagen. Ausgezeichneter Druck mit dem vollen Rand. Von großer Seltenheit.

Provenienz: Kunsthandel Wolfgang Wittrock, Düsseldorf (mit dessen Klebeetikett auf der Rahmenrückseite)
Seit 1996 Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

Lot 8004, Auction  121, Gaul, August, Fressender Bär

Gaul, August
Fressender Bär
Los 8004

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
7.440€ (US$ 8,000)

Details

Fressender Bär
Bronze mit dunkelbrauner Patina auf Bronzeplinthe, auf dunkelgrauen Marmorsockel montiert. 1895.
Ca. 10,2 x 8 x 10,5 cm.
Seitlich auf der Plinthe signiert "A. Gaul", hinten am Rand mit dem Gießerstempel "H. NOACK BERLIN".
Gabler 20-1.

Der "Fressende Bär" zählt neben dem "Sitzenden Bären", 1894 (Gabler 8-1) zu Gauls wenigen frühen eigenständigen Plastiken, die er hat gießen lassen. "Sicher wurden nur wenige Bronzegüsse hergestellt. Eine größere Verbreitung fand die Plastik erst nach Gauls Tod, dann jedoch in Porzellan- und Keramikausformungen. Vermutlich besaß Heinrich Zille ein Exemplar in Gips (...)." (Josephine Gabler, August Gaul, Das Werkverzeichnis der Skulpturen, Berlin 2007, S. 48). Gabler kann insgesamt neun Güsse nachweisen, drei davon in öffentlichen Sammlungen. Prachtvoller Guss mit homogener Patina. Selten.
Gesamthöhe mit Sockel: 13 cm.

Provenienz: Privatbesitz Berlin

Lot 8005, Auction  121, Slevogt, Max, Illustration zu Kathja von Frank Wedekind

Slevogt, Max
Illustration zu Kathja von Frank Wedekind
Los 8005

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.984€ (US$ 2,133)

Details

Illustration zu Kathja von Frank Wedekind
Umdruckzeichnung mit Kreide in Schwarz, Rot und Blau auf dünnem Velin, später aufgezogen auf Unterlagekarton. Um 1896.
40 x 29 cm.
Unten links mit Bleistift signiert "Slevogt", am Unterrand schwer lesbar bezeichnet "BC" (vermutlich Bruno Cassirer) und mit der Lagernummer "4792".

Bei der hier vorliegenden Zeichnung handelt es sich um eine unveröffentlichte Vorzeichnung zu einer Illustration für das Gedicht "Kathja" von Frank Wedekind, die in einer weiteren, leicht abgewandelten Version im Simplicissimus, 1896, Jg. 1, Heft 21, S. 5 abgebildet wurde. Die dort abgedruckte finale Zeichnung befindet sich im Bestand der Max-Slevogt-Galerie im Schloss Villa Ludwigshöhe in Edenkoben. In lockerem, schwungvollem Duktus skizziert Slevogt die „gewaltige Jägerin“ Kathja mit Peitsche und Horn, während ihr ein Mann zu Füßen liegt und ihr „winselnd die Füße lekt“. „Schwing deine Peitsche! - Dein gellendes Hallali tönt wie des Todes wilder Triumphgesang. Das Auge, blutunterlaufen, sterbensbang, Späht nach dem Wild deiner Lust und erblickt es nie…“ (Frank Wedenkind, s.o.). Wir danken Dr. Karoline Feulner, Max Slevogt-Forschungszentrum, Landesmuseum Mainz, für freundliche Hinweise vom 22.03.2023.

Pissarro, Camille
Marché aux légumes à Pontoise
Los 8006

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.488€ (US$ 1,600)

Details

Marché aux légumes à Pontoise
Radierung auf Bütten. 1891/1923.
25,5 x 20,3 cm (39 x 29,7 cm).
Monogrammiert "C.P.". Auflage 46 num. Ex.
Delteil 97.

Während andere Künstler der impressionistischen Bewegung vielfach auch urbane Szenen darstellten, konzentrierte sich Pissarro in seinen Sujets meist weiterhin auf traditionelle Dörfer, Felder und Gemüsegärten. Dafür stellt die Marktszene ein charakteristisches Beispiel dar. Prachtvoller Druck mit breitem Rand, unten mit dem Schöpfrand.

Ury, Lesser
Marine Capri
Los 8007

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
33.480€ (US$ 36,000)

Details

Marine Capri
Öl auf Leinwand, doubliert. 1890.
34,8 x 41 cm.
Unten links mit Pinsel in Schwarz signiert "L.Ury" und datiert, verso mit Klebeetikett "NACHLASS LESSER URY", darauf handschriftlich mit Fettkreide in Blau bezeichnet "104", auf dem Keilrahmen mit Bleistift von fremder Hand betitelt, datiert und bezeichnet "# R. 1277/30" sowie mit dem Etikett der Galerie Paul Cassirer, Berlin (Fragment), darauf handschriftlich mit Fettkreide in Blau bezeichnet "No. 18/Marine Ca[pri]/145920" und mit rotem Stempel "J 34".

Schon früh kam es Ury auf die Farbe an. Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Künstler begann als 17-jähriger zu malen und nach schwierigen, völlig mittellosen Anfangsjahren gelang es ihm schließlich, durch die Befürwortung von Max Liebermann, im Winter 1889/90 an einer ersten Ausstellung bei Fritz Gurlitt in Berlin teilzunehmen. Bereits ein Jahr später erhielt Ury auf Empfehlung Adolph von Menzels den Michael-Beer-Preis der Akademie der Bildenden Künste, der ihm einen einjährigen Studienaufenthalt in Italien mit Stationen in Rom und Capri ermöglichte. In diesem Zusammenhang entstand das hier vorliegende melancholische kleine Seestück von der Küste vor Capri. Unter dem Einfluss der französischen Impressionisten und mit der Faszination für das warme Sonnenlicht am Mittelmeer brachte Ury sein zartes Farbenspiel der frühen Morgenstunden am Meer direkt auf die grobe Leinwand. Ohne Vorstudien, ganz frei vor der Natur. Ausschnitthaft zeigt er den Blick auf das Wasser und nur schemenhaft skizziert der Künstler zwei kleine Fischerboote am Horizont. Sein Interesse gilt einzig dem atmosphärischen Eindruck und den wechselnden Lichtreflexen des Meeres. In dunklem Blau und Violett neben hell leuchtendem Türkisgrün, fein differenziert mit kurzen, virtuosen Pinselstrichen übereinander und nebeneinander gelagert, fängt Ury das flirrende Licht auf der Meeresoberfläche auf faszinierende Weise ein. Im Himmel kräuseln sich die bewegten Wolken, angestrahlt durch das zartgelbe Licht der hinter den Wolken versteckten, aufgehenden Sonne. Die Landschaft wird ein unbegrenztes koloristisches Objekt, und bereits dem jungen Ury gelingt es bravourös, den Glanz des Atmosphärischen zu übermitteln. „Ury hat die Menschen die Farbe in der Natur sehen gelehrt. Er war ein Meister der Wirkung in die Ferne.“ (Adolph Donath, in: Der künstlerische Nachlass von Lesser Ury, Auktionskatalog Paul Cassirer, Berlin 1932, S. 12).
Eine schriftliche Expertise von Dr. Sibylle Groß, Berlin, vom 18.04.2023 liegt vor. Das Gemälde wird in das in Vorbereitung befindliche Verzeichnis der Gemälde und Pastelle Lesser Urys aufgenommen.

Provenienz: Nachlass-Auktion Lesser Ury, Paul Cassirer, Berlin, 21.10.1932, Lot 18
Arthur Dahlheim (erworben 1932, verso dessen Inv.-Nr.; der Stempel "J 34" wahrscheinlich Jahresstempel der Süddeutschen Bodenkreditbank A.G.)
Privatbesitz Berlin/Brandenburg (wohl in den späten 1970er Jahren erworben), seitdem in Familienbesitz

Lot 8008, Auction  121, Orlik, Emil, Japanische Bäuerin

Orlik, Emil
Japanische Bäuerin
Los 8008

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.736€ (US$ 1,867)

Details

Japanische Bäuerin
Kaltnadel mit Roulette und Farbaquatinta auf festem Velin. 1902.
20 x 9,8 cm (25,5 x 18,7 cm).
Signiert "Orlik".
Glöckner 1992, 108.

Erschienen als Blatt 13 der Mappe "Aus Japan". Die Mappe enthielt insgesamt 16 Graphiken, die während Orliks erster Japanreise 1900 entstanden und 1904 in einer Mappe zusammengefasst wurden. Die geplante Auflage von 50 Exemplaren wurde jedoch laut Galerie Glöckner nicht ausgedruckt oder teils zerstört. Prachtvoller, gratiger und zart nuancierter Druck mit tief eingeprägter Plattenkante und dem vollen Rand. Die Farben wunderbar frisch. Selten.

Lot 8009, Auction  121, Orlik, Emil, Vor dem Tempel - Japanische Landschaft mit Tempeltor

Orlik, Emil
Vor dem Tempel - Japanische Landschaft mit Tempeltor
Los 8009

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.178€ (US$ 1,267)

Details

Vor dem Tempel - Japanische Landschaft mit Tempeltor
Farbradierung mit Roulette auf Velin. 1902.
20,2 x 19,7 cm (28,5 x 25,5 cm).
Signiert "Orlik".
Glöckner 1980, 113.

Erschienen als Blatt 10 der Mappe "Aus Japan". Prachtvoller, nuancierter Druck mit dem vollen Rand. Selten.

Orlik, Emil
Am Biwa-See
Los 8010

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.224€ (US$ 3,467)

Details

Am Biwa-See
Radierung auf Velin. 1902.
10,7 x 11,2 cm (23,7 x 17,8 cm).
Signiert "Orlik". Auflage 100 num. Ex.
Glöckner 1980, 114, Kuwabara R-15.

Orlik war einer der ersten europäischen Künstler, die nach der Öffnung Japans das Land bereisten. Auf seiner zehnmonatigen Reise von April 1900 bis Februar 1901 ließ er sich intensiv von der Kunst, der Landschaft und den Menschen inspirieren und wurde zum führenden Vertreter des Japonismus in Deutschland. Zu den Stationen seiner Reise gehörte auch der Biwa-See, der größte See Japans. Wegen seiner malerischen Landschaft und pittoresken Aussichten wurde er von zahlreichen japanischen Dichtern gepriesen, und besonders das Westufer säumen viele Tempelanlagen. In unserer Darstellung fängt Orlik einen markanten Aussichtspunkt ein und lässt zwei Japanerinnen dort verweilen. Prachtvoller, prägnanter Druck mit breitem Rand.

Lot 8011, Auction  121, Orlik, Emil, Portrait einer Frau mit schwarzem Schleier

Orlik, Emil
Portrait einer Frau mit schwarzem Schleier
Los 8011

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.488€ (US$ 1,600)

Details

Portrait einer Frau mit schwarzem Schleier
Pastell auf fester Malpappe. 1917.
67,2 x 55,3 cm.
Rechts mittig mit Kreide in Schwarz signiert "Orlik" und datiert.

Orlik war ein gesuchter Portraitist. Er war vor allem bekannt für seine Bildnisse von Schauspielern, Berühmtheiten wie Tilla Durieux, Emil Jannings oder Heinrich George standen ihm Modell. Unser Pastell zeigt eine junge Frau in leicht gedrehter Haltung, im Bruststück, gehüllt in einen zarten schwarzen Schleier. Bei der Dargestellten könnte es sich um eine Schauspielerin handeln; ihr selbstbewusster, aufreizender Blick wie auch ihre Kleidung, Assoziationen etwa an spanische Theaterstücke hervorrufend, können hierfür sprechen. In der Ausarbeitung des Portraits, insbesondere in der raffinierten Wiedergabe des spitzenbesetzten Schleiers und des schimmernden Ringes, offenbart sich Orliks außerordentliche Begabung als feinfühliger Maler.

Lot 8013, Auction  121, Zille, Heinrich, Neuordnung. Oktobertage 1918.

Zille, Heinrich
Neuordnung. Oktobertage 1918.
Los 8013

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
8.680€ (US$ 9,333)

Details

"Neuordnung. Oktobertage 1918."
Feder in Schwarz, Aquarell und Deckweiß über Bleistift auf Velin. 1918.
20,4 x 13,3 cm.
Rechts unter der Darstellung mit Feder in Schwarz signiert "H. Zille" und datiert, oben betitelt und bezeichnet.

"Aurelie, heut hab ick S.M. jekündigt! Man muß sich bei Zeiten neuordnen, umlern! Ich habe schon eene jute Brotstelle vor uns in Aussicht - wat meenste - bei Excellenz Scheidemann!" Diese Zeilen liest man unter der charakteristischen, bedeutenden Zille-Zeichnung, in der der Kutscher seiner Majestät des Kaisers seiner Frau die Kündigung und Neuanstellung bei Scheidemann mitteilt. Zille erfasst das gesellschaftliche Stimmungsbild kurz vor der Novemberrevolution 1918: Man bereitet sich bereits am 10. Oktober auf den politischen Wechsel von der Monarchie hin zur Weimarer Republik vor. Am 9. November 1918 verkündet Philipp Scheidemann vom Reichstagsgebäude aus den Zusammenbruch des Deutschen Kaiserreichs und proklamiert die Deutsche Republik. Das Werk wird in den Umkreis des 1916-1919 entstandenen Mappenwerkes "Kriegsmarmelade" eingeordnet, welches sich heute in der Sammlung des Axel Springer Verlags, Berlin, befindet. In der Entstehungszeit verändert sich in den Zeichnungen der Tonfall des Künstlers von einem zunächst euphorischen hin zu einem kriegskritischen, sarkastischen Witz, der eine Abneigung gegenüber dem imperialistischen System spüren lässt. Leid und gesellschaftliche Veränderung, ausgelöst durch den Ersten Weltkrieg, werden in den Blättern schonungslos aufgegriffen. Die Zeichnung ist Prof. Matthias Flügge, Berlin, bekannt.

Provenienz: Ehemals Privatbesitz, Süddeutschland
Privatbesitz Norddeutschland
Lempertz, Köln, Auktion 1134, 31.05.2019, Lot 507
Privatbesitz Süddeutschland



Literatur: Otto Nagel und Heinrich Zille (Hrsg.), Für Alle. Ernstes und Heiteres von Heinrich Zille, Berlin 1929, o.S. (vgl. Abb. zur "Kriegsmarmelade")

Lot 8014, Auction  121, Zille, Heinrich, Die Nackttänzerin.

Zille, Heinrich
Die Nackttänzerin.
Los 8014

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.340€ (US$ 4,667)

Details

"Die Nackttänzerin."
Kohle und Aquarell auf Velin. 1921.
22,2 x 18 cm.
Unten rechts mit Kohle signiert "H. Zille", mit Feder in Blau betitelt und gewidmet "Herrn Ewald Wenck etwas vom anderen Theater, mit herzlichem Gruß H. Zille 9/1921".

Komplett unbekleidet, vulgär und äußerst frivol die exponierte Vulva schamlos zur Schau stellend, wirft die korpulente Tänzerin schwungvoll den linken Arm und das linke Bein im Tanz nach oben. Ein zartes blaues Tuch, das ihre linke Hand hält, umspielt lustig ihren voluminösen Körper. Mit dieser provokanten Geste und der gesamten Darstellung kann sie als Parodie auf die schlanken, androgynen Tänzerinnen dieser Zeit gesehen werden, wie die verruchte Anita Berber, die zu Beginn des Ersten Weltkriegs große Erfolge auf Berliner Varietébühnen wie dem Apollo Theater, dem Wintergarten oder der Weißen Maus feierte.
Zille widmete das Blatt seinem Freund Ewald Wenck (1891-1981), dem bekannten Volksschauspieler, der in den 1930er und 1940er Jahren seinen Durchbruch feierte und ein gefragter Nebendarsteller war, u.a. in der berühmten "Feuerzangenbowle" von 1944. Später wirkte er bei dem Rundfunkkabarett "Die Insulaner" mit, das 1948-1964 vom RIAS gesendet wurde, und moderierte bis ins hohe Alter von 89 Jahren noch die beliebte RIAS-Sendung "Ewalds Schlagerparade" .
Wir danken Prof. Matthias Flügge, Berlin, für die Bestätigung der Authentizität des Werkes und die freundlichen Hinweise vom 02.02.2023.

Provenienz: Nachlass Ewald Wenck, Berlin

Lot 8016, Auction  121, Zille, Heinrich, Das eiserne Kreuz

Zille, Heinrich
Das eiserne Kreuz
Los 8016

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
806€ (US$ 867)

Details

Das eiserne Kreuz
Lithographie auf Werkdruckpapier. 1916.
26 x 21,2 cm (ca. 40,3 x 30 cm, umgefaltet).
Signiert "H. Zille." und gewidmet "Dem guten Darsteller: Herrn E. Wenck, hiermit das 'eiserne Kreuz', Schöne Grüße Ihr alter H. Zille 9/1922.".
Rosenbach 50 wohl a (von g).

Seltener Druck wohl des ersten Zustands noch vor der Auflage für den "Bildermann". Schöner Druck mit breitem Rand.

Provenienz: Nachlass Ewald Wenck, Berlin

Lot 8017, Auction  121, Zille, Heinrich, Mutter mit Schlitten fahrenden Kindern

Zille, Heinrich
Mutter mit Schlitten fahrenden Kindern
Los 8017

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
434€ (US$ 467)

Details

Mutter mit Schlitten fahrenden Kindern
Kohle auf dünnem Velin.
13,7 x 20,5 cm.

Als vorbereitenden Kompositionsentwurf zu einer Zeichnung skizziert Zille sparsam, nur in zarten Umrissen angedeutet, die kleine Genreszene einer Mutter mit ihren Kindern auf dem Weg zum Schlittenfahren.

Provenienz: Nachlass Ewald Wenck, Berlin

Zille, Heinrich
Kinderspielplatz
Los 8018

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
868€ (US$ 933)

Details

Kinderspielplatz
Heliogravüre in Schwarz auf gewalztem China. 1904.
14,7 x 22,9 cm (25 x 32,9 cm).
Signiert "H. Zille" und gewidmet "Herrn Ewald Wenck vom alten H. Zille 9/1922".
Rosenbach 36 a (von c).

Das Blatt, entstanden nach einer Zeichnung von 1904, in dem äußerst seltenen ersten Zustand vor der Auflage der "Zwölf Künstlerdrucke", ohne die Numerierung, die üblicherweise unten rechts auf dem gewalzten China zu finden ist. Prachtvoller, detailreicher Druck mit dem wohl vollen Rand.

Provenienz: Nachlass Ewald Wenck, Berlin

Lot 8019, Auction  121, Bengen, Harold, Sonnenaufgang auf Hiddensee

Bengen, Harold
Sonnenaufgang auf Hiddensee
Los 8019

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.968€ (US$ 4,267)

Details

Sonnenaufgang auf Hiddensee
Öl auf Leinwand. Um 1910.
50 x 60 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Blau signiert "Harold T. Bengen".

Harold Bengen lebte nach seinen Studien an der Kunstschule Weimar bei Frithjof Smith-Hald und in Graz, nach 1899 dann als freischaffender Künstler in Hannover, seit 1905 mit häufigen Aufenthalten auf Hiddensee. Hier entstand ein Großteil seiner Arbeiten. 1908 unterrichtete er Zeichnen und dekorative Malerei an der Kunstgewerbeschule Berlin-Charlottenburg, wo er später Professor wurde, und gründete 1910 zusammen mit Georg Tappert und Max Pechstein die Künstlergruppe Neue Secession. Der Künstler erfasst den Sonnenaufgang über der Ostsee in unserem Bild äußerst einfühlsam. In fein differenziertem Pinselduktus, jeder einzelne Strich sorgsam gesetzt, erscheinen die Farbverläufe in den Spektralfarben, ähnlich einem Regenbogen. Nur bis 1914 nannte der Künstler sich Harold T. Bengen, so dass unser Gemälde vor diesem Jahr entstanden sein muss. Die ausdrucksstärksten und eigenwilligsten Arbeiten stammen aus dieser Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.

Provenienz: Privatbesitz Berlin

Lot 8020, Auction  121, Nolde, Emil, Segler und drei kleine Dampfer

Nolde, Emil
Segler und drei kleine Dampfer
Los 8020

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
10.540€ (US$ 11,333)

Details

Segler und drei kleine Dampfer
Radierung auf Van Gelder Zonen-Bütten. 1910.
31,5 x 41,2 cm (44,2 x 59,1 cm).
Signiert "Emil Nolde." und bezeichnet "II.6.".
Schiefler/Mosel 140 II.

Der endgültige Zustand nach der Überarbeitung der Platte unterhalb des Hecks des Seglers, jedoch vor der späteren Auflage auf Papier mit dem Wasserzeichen "R.P. 1929". Die eindrucksvolle Arbeit reiht sich in die Gruppe der Hamburg-Radierungen ein, die während Noldes Aufenthaltes 1910 in der Hansestadt entstanden und jeweils direkt auf die Platte gezeichnet wurden. Wie selbstverständlich versteht es der Maler Nolde, Dampf, Dunst, Nebel und Wellengang in wenige schwarz-weiße Linien umzusetzen. Gedruckt wurden die Blätter bei Genthe in Hamburg und Sabo in Berlin. Prachtvoller, in den geätzten Linien tiefschwarzer und im Plattenton malerisch-differenzierter Druck mit dem vollen Rand.

Provenienz: C.G. Boerner Düsseldorf
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

Kandinsky, Wassily
Sterne
Los 8022

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.108€ (US$ 2,267)

Details

Sterne
Holzschnitt auf Bütten. 1907.
10,3 x 5,6 cm (19 x 27 cm).
Roethel 75.

Roethel verzeichnet eine unbekannte Anzahl von Handdrucken auf Bütten sowie eine spätere Auflage in Les Tendances Nouvelles, 3. Jg., Nr. 34, Paris 1907. Prachtvoller Handdruck mit breitem Rand.

Provenienz: Aus der Sammlung Émile Mayens (mit dessen Stempel verso, Lugt 4178)

Lot 8023, Auction  121, Schmidt-Rottluff, Karl, Münzgasse (Dresden)

Schmidt-Rottluff, Karl
Münzgasse (Dresden)
Los 8023

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
992€ (US$ 1,067)

Details

"Münzgasse" (Dresden)
Lithographie auf Velin. 1906.
34,8 x 19,7 cm (44,9 x 31,8 cm).
Signiert "Sch-Rottluff", datiert und betitelt.
Schapire L 7.

Eine der frühesten Lithographien des Künstlers. Im druckgraphischen Werk Schmidt-Rottluffs herrschen bis um 1908 "Lithographien mit ihrer Schönheit und malerischen Fülle vor. Die Dinge wirken wie eingehüllt in Atmosphäre, Lichtprobleme stehen im Vordergrund (...) In der Art wie Helligkeiten aus dem Dunkel auftauchen, offenbart sich in frühen Blättern gelegentlich ein Element von geheimnisvoller Schönheit ('Mondnacht' und 'Münzgasse')" (Schapire S. 4). Gedruckt bei der Dresdner Kunstanstalt; der Stein wurde nach dem Druck abgeschliffen. Prachtvoller, klarer Druck mit Rand, unten mit dem Schöpfrand. Sehr selten.

Lot 8025, Auction  121, Weiß, Emil Rudolf, Zauberflöte

Weiß, Emil Rudolf
Zauberflöte
Los 8025

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.480€ (US$ 2,667)

Details

Zauberflöte
Öl auf Leinwand. Um 1913.
76,5 x 63 cm.
Unten links mit Pinsel in Rot monogrammiert "ERW" und datiert, verso auf dem Rahmen (von fremder Hand?) bezeichnet "2/210" und "Z 755 1 Lu(...)".
Stark G - Genre o.J., 7.

Die berühmte Eingangsszene der Zauberflöte Mozarts: Der Königssohn Tamino wird in einer wilden Felsengegend von einer Riesenschlange verfolgt und angegriffen. Weil er dabei seine Waffen eingebüßt hat, ist er der Schlange wehrlos ausgeliefert ("Zu Hilfe! Zu Hilfe! Sonst bin ich verloren") und fällt in Ohnmacht. Die drei Damen aber, Dienerinnen der Königin der Nacht, retten ihn und töten die Schlange. Dies ist der Moment, den Weiss darstellt. Die drei Damen mit ihren Speeren und der synchronen Bewegung im dekorativen Bogen nach links dominieren die Komposition, in der die Farben als Träger von Stimmung und Bedeutung fungieren. So ist der ohnmächtig am Boden liegende Tamino in warmer Lebendigkeit wiedergegeben, während die Damen ganz blass-blau bleiben. Das Gemälde entstand zu Weiss' Berliner Zeit; hier war er Mitglied der Sezession und lehrte an der Königlichen Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums.
Stark war außer der in Deutsche Kunst und Dekoration wiedergegebenen keine genaue Abbildung des Gemäldes bekannt, so dass sie es unter den undatierten Genredarstellungen aufführt.

Provenienz: Privatbesitz Baden-Württemberg

Literatur: Deutsche Kunst und Dekoration, 1913/14, Bd. 33, S. 373 (mit Abb.)

Lehmbruck, Wilhelm
Junges Weib, sich umwendend / Aktstudie
Los 8026

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
5.952€ (US$ 6,400)

Details

Junges Weib, sich umwendend / Aktstudie
Radierung, mit Bleistift und blaugrauer Aquarellfarbe überarbeitet, sowie verso eine Zeichnung, Aquarell und farbige Kreiden, auf Bütten. 1912.
19,8 x 14,8 cm (29,8 x 24,5 cm).
Unten rechts mit Bleistift bezeichnet "Probedruck linke Brustwarze".
Petermann 29 I (von II).

Farbig überarbeiteter Zustandsdruck vor allen Änderungen in der Platte. Spiegelverkehrt zu dem radierten Motiv setzt Lehmbruck mit dem Pinsel zarte Umrisslinien eines weiteren Dreiviertelaktes auf den Druck und erprobt rückseitig mit Pinsel und Kreide zusätzliche Varianten. Prachtvoller Frühdruck mit fein changierendem Plattenton und teils aufpolierten Stellen, mit breitem Rand, an drei Seiten mit dem Schöpfrand. Äußert selten und in dieser Form ein Unikat.

Provenienz: Ehemals Sammlung Hans Bethge

Lehmbruck, Wilhelm
Männlicher Rückenakt mit gesenktem Kopf
Los 8027

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
5.952€ (US$ 6,400)

Details

Männlicher Rückenakt mit gesenktem Kopf
Kaltnadel auf Normandy-Velin. 1911.
15,9 x 11,8 cm (32,6 x 25,8 cm).
Signiert "W. Lehmbruck" und bezeichnet "Männl. Rückenhalbakt".
Petermann 19 II.

Mit der eigenhändigen Signatur Wilhelm Lehmbrucks. Petermann gibt eine ursprüngliche Auflage von 20 Exemplaren auf Japan an. Kräftiger, nuancierter Druck mit herrlich schimmerndem, dunklem Plattenton, tief eingeprägter Plattenkante und ungereinigter Facette, sowie mit breitem Rand. Sehr selten.

Lot 8028, Auction  121, Lehmbruck, Wilhelm, Sitzendes Mädchen, Kopf geneigt

Lehmbruck, Wilhelm
Sitzendes Mädchen, Kopf geneigt
Los 8028

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.960€ (US$ 5,333)

Details

Sitzendes Mädchen, Kopf geneigt
Kaltnadel, mit Bleistift überarbeitet, auf festem Velin. 1912.
29,5 x 26,2 cm (49,6 x 32,5 cm).
Mit diversen Bleistiftnotizen des Künstlers.
Petermann 39.

Wohl das bei Petermann erwähnte Exemplar mit Bleistifteinzeichnungen und Randnotizen. Daneben gibt Petermann insgesamt 20 Exemplare auf Japan an. Mit kräftigem, sicherem Strich ritzt Lehmbruck die Konturlinie des jungen Frauenkörpers in die Platte. Jegliche Binnenzeichnung entsteht erst durch die Überarbeitung mit dem Bleistift und - wie so oft bei Lehmbrucks Graphik - durch diverse Unebenheiten in der Platte. Der Bildhauer Lehmbruck korrigierte gerne erste Probedrucke seiner Platten mit Einzeichnungen und Bemerkungen in den Randbereichen, wenn er diese auch nicht immer in späteren Zuständen der Platte übernahm. In unserem Fall fügte er mit Bleistift beispielsweise ein "Knie", einen "Ellbogen", eine "Brust" und den "Kopf einer großen Figur" hinzu. Eine Umsetzung in der Platte fand jedoch keine der Ergänzungen. Prachtvoller, in der Kaltnadelzeichnung kräftiger Druck mit körnigem, dunklem Plattenton und vollem Rand. Wie alle frühen Zustandsdrucke von großer Seltenheit.

Provenienz: Ehemals Sammlung Hans Bethge (rückseitig mit dem Sammlerstempel, nicht bei Lugt)

Lot 8029, Auction  121, Lehmbruck, Wilhelm, Erwachen

Lehmbruck, Wilhelm
Erwachen
Los 8029

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.720€ (US$ 4,000)

Details

"Erwachen"
Radierung auf Arches-Bütten. 1913.
19,5 x 24,6 cm (32 x 38,6 cm).
Signiert "W. Lehmbruck" und betitelt.
Petermann 55 II.

Petermann gibt eine ursprüngliche Auflage von 20 Exemplaren auf Japan an. Wunderbarer Frühdruck des zweiten und endgültigen Zustandes mit transparentem Plattenton und zarten Grauabstufungen in den Nadelarbeiten, mit breitem Rand. Sehr selten.

Provenienz: Ehemals Sammlung Hans Bethge

Lot 8030, Auction  121, Lehmbruck, Wilhelm, Drei Frauen kniend (Querformat)

Lehmbruck, Wilhelm
Drei Frauen kniend (Querformat)
Los 8030

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.712€ (US$ 5,067)

Details

"Drei Frauen kniend" (Querformat)
Radierung, mit Bleistift überarbeitet, auf Kupferdruckpapier. 1913.
19,6 x 24,6 cm (31,2 x 44,5/45 cm).
Signiert "W. Lehmbruck" und betitelt.
Petermann 53 I (von III).

Hervorragend schöner Handprobedruck des ersten Zustandes, noch vor den Änderungen in Gesicht und in der Haltung des linken Beines des linken Aktes. Diese Korrektur ist im vorliegenden Exemplar mit zarten Bleistiftlinien angedeutet. Mit gleichmäßig dunklem Plattenton, feinen Grauabstufungen in der Nadelzeichnung und mit breitem Rand. Vor der bei Petermann erwähnten Auflage von 20 Exemplaren auf Japan und wie alle handsignierten Zustandsdrucke von Lehmbruck äußerst selten.

Lot 8031, Auction  121, Lehmbruck, Wilhelm, Weiblicher Torso, Kopf geneigt

Lehmbruck, Wilhelm
Weiblicher Torso, Kopf geneigt
Los 8031

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.712€ (US$ 5,067)

Details

Weiblicher Torso, Kopf geneigt
Kaltnadel auf Arches-Bütten. 1912.
28 x 22,3 cm (40,2 x 29 cm).
Signiert "W. Lehmbruck" und bezeichnet "3. Probedruck 2. Zustand".
Petermann 27.

Petermann unbekannt gebliebener Probedruck im wohl endgültigen Zustand mit den Überarbeitungen im Umrissbogen der Haare, den Brüsten der Frau und am linken Arm. Auflagennumerierungen durch den Künstler gibt es bei Lehmbruck eigentlich nicht, und nur selten hat er, wie in unserem Blatt, seine Probedrucke zur Kennzeichnung der Abfolge numeriert. Dunkeltoniger, prachtvoller Frühdruck mit feinen, akzentuierenden Nuancen im Plattenton und breitem Rand. Rarissimum.

Lot 8032, Auction  121, Mosson, George, Weiße, violette und rote Chrysanthemen

Mosson, George
Weiße, violette und rote Chrysanthemen
Los 8032

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
11.160€ (US$ 12,000)

Details

Weiße, violette und rote Chrysanthemen
Öl auf Leinwand. 1912.
72 x 82 cm.
Unten links mit Pinsel in Weinrot signiert "George Mosson", unten rechts datiert.

Verso auf dem Rahmen oben links ein Etikett des Leipziger Kunstvereins (Nr. 447). George Mosson, aus Südfrankreich stammend, erhielt seine Ausbildung an der Berliner Akademie bei Carl Steffeck und Hermann Freese. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Vereinigung der XI und der Berliner Secession, die sich gegen die deutsche Akademiekunst wandte. Im Jahr 1914 schloss er sich der Freien Berliner Secession an. Unser wunderbar farbenprächtiges, großformatiges Gemälde zeigt ein hübsches Arrangement verschiedenfarbiger Chrysanthemen. Ein ausladender Blumenstrauß in bauchiger Vase markiert das Bildzentrum, links und rechts daneben liegen weitere Sträuße. Die ausdrucksstarke, in der intensiven Farbwahl herrlich kontrastreiche Arbeit erinnert an Blumenstilleben Lovis Corinths.

Provenienz: Sammlung Jörg Thiede, Berlin

Liebermann, Max
Selbstportrait mit der Palette
Los 8033

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.984€ (US$ 2,133)

Details

Selbstportrait mit der Palette
Kaltnadel auf Van Gelder Zonen-Bütten. 1911.
24,2 x 20,1 cm (51 x 32,4 cm).
Signiert "MLiebermann" und bezeichnet "IV Etat".
Schiefler 117 IV (von VIII b).

Dieses Exemplar der bei Schiefler erwähnte vierte Zustand, vor der kräftigen Überarbeitung des Gesichts, der Tonfleck oberhalb des Pinselstiels bereits beseitigt, jedoch noch mit den schwach punktierten Linien dort. Von diesem Zustand ist Schiefler nur dieses einzige Exemplar bekannt. Brillanter, wunderbar gratiger und differenzierter, tiefdunkler Druck mit dem wohl vollen Rand, an drei Seiten mit dem Schöpfrand. Sehr selten.

Lot 8034, Auction  121, Liebermann, Max, Selbstbildnis, stehend und zeichnend

Liebermann, Max
Selbstbildnis, stehend und zeichnend
Los 8034

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.232€ (US$ 2,400)

Details

Selbstbildnis, stehend und zeichnend
Kaltnadel, mit Kohlestift überarbeitet, auf dickem Kupferdruckpapier. 1913.
17,7 x 11,8 cm (32,2 x 23,3 cm).
Signiert "MLiebermann" sowie bezeichnet "I/2 Etat".
Schiefler 148 I b (von III c).

Eines der lediglich drei bei Schiefler erwähnten Exemplare des ersten Zustandes, noch mit der Lücke im Schädelumriss und vor der korrigierten Schädelkontur, vor den Längsstrichen im Kragen, hier von Liebermann im Bereich des Kopfes und der Stirn eigenhändig überarbeitet: Er vertieft die Dunkelheit von Bart, Augenbrauen und Haarkranz, rundet die Stirn ein wenig und verstärkt einen Teil der Konturen im Kopfbereich. Der Arbeitsprozess des Künstlers, seine Sorgfalt in der Ausformulierung seiner Motive, wird hier exemplarisch sichtbar. Die endgültige Auflage erschien im Verlag Bruno Cassirer, Berlin. Ganz prachtvoller, herrlich klarer und feingratiger Zustandsdruck mit breitem Rand, rechts mit dem Schöpfrand. Rarissimum.

Lot 8035, Auction  121, Liebermann, Max, Selbstbildnis mit Mütze

Liebermann, Max
Selbstbildnis mit Mütze
Los 8035

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.364€ (US$ 1,467)

Details

Selbstbildnis mit Mütze
Lithographie auf dünnem, faserigem Japanbütten. 1926.
26,4 x 20,5 cm (42,6 x 32,3 cm).
Signiert "MLiebermann". Auflage 60 Ex.
Achenbach 109.

Aus der Folge "Max Liebermann, neun Steinzeichnungen", erschienen bei Bruno Cassirer, Berlin. Ausgezeichneter Druck mit breitem Rand. Beigegeben: Vier weitere (eine signierte) druckgraphische Arbeiten von Max Liebermann, "Hamburg: Binnenalster", 1909; "Landschaft am Wannsee mit Segelbooten" (Umschlag der Mappe), 1926, und "Frauenkopf (Schiefler 86, Achenbach 108, 2 Blatt nicht bei Schiefler/Achenbach).

Lot 8036, Auction  121, Macke, August, Drei Badende

Macke, August
Drei Badende
Los 8036

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
39.060€ (US$ 42,000)

Details

"Drei Badende"
Aquarell über Bleistift auf kariertem Notizbuchpapier. 1912.
8,5 x 14,8 cm.
Verso mit dem schwarzen Nachlaßstempel, dort von Elisabeth Erdmann-Macke mit Bleistift bezeichnet "193" sowie datiert und betitelt und im Oberrand bezeichnet "EM".
Heiderich 554 (ohne Abb., Verbleib unbekannt).

Lebendige Farbe, ein freies Spiel mit den bildnerischen Mitteln, die Einbindung der Figur in die Landschaft: Dies scheinen die Hauptmotive des energiegeladenen Blattes zu sein. Temperamentvoll aquarelliert Macke die kleine Badeszene mit fließenden Farben und klaren, beschwingt gezeichneten Konturen, und er entspricht damit wunderbar dem lebendigen Motiv der expressiv bewegten Frauengestalten. In einer kräftigen, vom Lokalkolorit gelösten Farbwahl erfasst er die stark abstrahierte Landschaft, deren geschwungene Formen die Dynamik der Badeszene verstärken. Mackes lockere Pinselzüge lassen die Landschaft in einem tiefen Blau, Violett und leuchtenden Rottönen unter dem schwefelgelben Himmel scheinbar aus sich selbst heraus entstehen. Souverän lässt er einfach einen wässrig aquarellierten, breiten Streifen in zartem Blau entlang der unteren Bildkante laufen, lässt die Konturen der Beine darin verschwimmen und uns damit direkt ins Wasser hineinblicken.
1911/12 erst wurden die Arbeiten des "Blauen Reiters" ausgestellt; im Almanach schreibt Macke: "Die Sinne sind uns die Brücke vom Unfassbaren zum Fassbaren. Schauen der Pflanzen und Tiere ist: Ihr Geheimnis fühlen. Hören des Donners ist: sein Geheimnis fühlen. Die Sprache der Formen verstehen heißt: dem Geheimnis näher sein, leben" (zit. nach: August Macke, Ausst.-Kat. Münster u.a. 1987, S. 166). Diese Intensität und Innigkeit des Erlebens und Wahrnehmens spiegelt sich in Mackes Darstellung der "Drei Badenden".
Möglicherweise handelt es sich um eine Vorstudie zu dem Gemälde "Badende am Bache" aus dem Jahr 1913 (abgebildet in: Walter Cohen, August Macke, Leipzig 1922; Vriesen 369; Heiderich Gemälde 494), jedoch findet sich das Motiv der Badenden immer wieder in Mackes Schaffen der Jahre 1912/13. Notizheftchen mit karierten Seiten und abgerundeten Ecken, wie hier verwendet, benutzte Macke häufig als Skizzenbücher (vgl. Heiderich S. 9), von denen auch zahlreiche erhalten sind. Die Einzelblätter dieser von ihm selbst oder seiner Witwe aufgelösten Heftchen wurden mit eigenen Nummern in den Nachlasslisten registriert. Wir danken Dr. Tanja Pirsig-Marshall, Westfälisches Landesmuseum, Münster, für freundliche Hinweise vom 12.04.2023.


Provenienz: Nachlass des Künstlers, Bonn (1936 in Komission bei Galerie Valentin, Stuttgart)
Privatbesitz Berlin

Ausstellung: Macke. Aquarell-Ausstellung, Städtisches Kunsthaus Bielefeld 1957, Nr. 531

Literatur: Gustav Vriesen, August Macke, Stuttgart 1953, Nr. 531

Lot 8037, Auction  121, Macke, August, Garten am Thunersee III

Macke, August
Garten am Thunersee III
Los 8037

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
731.600€ (US$ 786,667)

Details

"Garten am Thunersee III"
Aquarell über Bleistift auf Bütten. 1914.
24 x 31 cm.
Verso mit dem roten Nachlaßstempel, dort von Elisabeth Erdmann-Macke mit Feder in Schwarz bezeichnet "120 a" sowie im Oberrand mit Bleistift betitelt und bezeichnet "verkäuflich" sowie "120 a".
Wohl Heiderich 531 (ohne Abb., Verbleib unbekannt).

Ein Paradies. Ein irdischer Garten Eden, kurz vor der Katastrophe. Die Natur ist lichterfüllt, Farben spielen, schimmern, leuchten. Diese großen Themen im Schaffen Mackes erscheinen hier als das konstituierende Grundmotiv. Zart durchlichtete und dann wieder kräftig kolorierte Felder in Rosa und Gelb, Blau und Grün, daneben kleinteilig aneinandergesetzte Farbtupfen bilden, einem facettierten Buntglasfenster ähnlich, die abstrahierte Gartenkulisse, in der sternförmig die Spitzen der gelbgrünen Palmen strahlen. Kühl und Warm, Hell und Dunkel stehen einander gegenüber, ebenso wie komplementäre Farbtöne. Die Kübel und Stämme der Palmen deuten das Motiv räumlich, ebenso wie die diagonal-perspektivisch angelegten Farbflächen im Bodenbereich. Wie bei den von seiner Tunesienreise zusammen mit Paul Klee und Louis Moilliet im April des Jahres 1914 inspirierten Tunisaquarellen schimmert auch hier stellenweise das weiße Papier durch das Farbmosaik hindurch. Fast wie bei einem Kirchenfenster sind die Felder der vertikal und diagonal strukturierten Farbflächen in den Helligkeitswerten schachbrettartig versetzt, die eckig zugespitzten, kristallinen Flächen und flachen Kurven sind in schwingender Bewegtheit fein gegeneinander ausbalanciert; sie grenzen sich in kraftvollem Hell-Dunkel klar voneinander ab und reflektieren Mackes Rezeption kubistischer Formgebung.
Künstlerisch wie auch kulturorganisatorisch stellten bereits die Jahre 1912/13 einen Höhepunkt im Schaffen Mackes dar, u. a. mit Ausstellungen des "Blauen Reiter" in München bei Thannhauser, in Köln, Hagen, Frankfurt und in der Berliner Galerie "Der Sturm", mit "Sonderbund"-Ausstellungen und dem Ersten Deutschen Herbstsalon. 1912 hatte Macke sowohl Bekanntschaft mit Delaunay in Paris geschlossen, die französischen Kubisten und vor allem Picasso beim "Sonderbund" gesehen, als auch im Kölner Kunstsalon Feldmann Werke der italienischen Futuristen kennengelernt.
Nachdem Macke das Schaffen Delaunays aufmerksam und interessiert verfolgt hatte, zeigt sich von dessen "Contrastes simultanés" insbesondere die kleine Reihe der Aquarelle aus Hilterfingen beeinflusst: 1914, im engen zeitlichen Zusammenhang mit Mackes Tunisreise, entstand im Garten vom Haus Rosengarten in Hilterfingen am Thuner See die in ihrer Strahlkraft herausragende kleine Werkgruppe von Gartenaquarellen (Heiderich 464-468). Vier von ihnen sind im Nachlass unter "A 120 a" bzw. "A 120" als "Unser Garten am See" verzeichnet; zwei davon waren bislang nur von Abbildungen bekannt, eines gilt als verschollen. Innerhalb dieses kleinen Werkkomplexes müsste das hier vorliegende Blatt, höchstwahrscheinlich die Nummer Heiderich 531, demnach mit größter Wahrscheinlichkeit zwischen den Werkkatalognummern 467 (Garten am Thunersee II) und 468 (Garten am Thunersee IV) angesiedelt werden.
In Komposition und Farbgebung ist unser Blatt insbesondere vergleichbar mit dem in der Albertina befindlichen "Garten am Thunersee" (Granatbaum und Palme im Garten, Inv.-Nr. DL82, Heiderich 465). Macke besaß einen französischen Klappkasten, der ihm als Reisestaffelei diente und in dem die Papierbögen seitlich rechts und links mit Bändern fixiert wurden; die daher rührenden weißen Streifen in den Seiten belegen die Entstehung des Aquarells direkt vor dem Motiv im Garten (Heiderich 1997, S. 43 und 48).
"Diese meisterlichen Aquarelle sind weit freier in Farbe und Form als die gleichzeitig entstandenen Gemälde. Sie zeigen den Künstler auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft und öffnen ein kleines Fenster auf das, was hätte werden können, wäre die Kurve von Mackes Leben und Werk durch den Kriegsausbruch nicht so brutal abgeknickt worden." (Heiderich S. 48). Die Schönheit des Lebens aber hält Macke in diesem Aquarell noch einmal fest. Wir danken Dr. Tanja Pirsig-Marshall, Westfälisches Landesmuseum, Münster, für freundliche Hinweise vom 01.05.2023.

Provenienz: Nachlass des Künstlers, Bonn
Sammlung Dr. Rolf Parow
Privatbesitz Berlin (wohl seit den 1950er/1960er Jahren)

Ausstellung: Das junge Rheinland, Kölnischer Kunstverein, Köln 1918, evtl. Nr. 468 (Kat. unauffindbar)
August Macke, Graphisches Kabinett van Bergh und Comp. (Dr. Koch), Düsseldorf 1919
August Macke, Kestner-Gesellschaft, Hannover 1935, Nr. 78
Paula Modersohn-Becker 1876-1907. August Macke 1877-1914, Kunsthalle Basel, 1936, Nr. 144
Macke. Aquarell-Ausstellung, Städtisches Kunsthaus Bielefeld 1957, Nr. 415 (dort betitelt "Unser Garten am See 3"; nicht ausgestellt)

Literatur: Gustav Vriesen, August Macke, Stuttgart 1953, wohl Nr. 415 ("Unser Garten am See 3", Verbleib unbekannt)

Macke, August
Begrüßung
Los 8039

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.356€ (US$ 2,533)

Details

Begrüßung
Linolschnitt auf Japanbütten. 1912.
24,2 x 19,7 cm (40 x 30 cm).
Verso von Elisabeth Erdmann-Macke betitelt und bezeichnet "August Macke: Begrüssung, bestätigt: Elisabeth Erdmann". Auflage 100 Ex.
Söhn HdO 103-8, Peters III/8, Wingler III/8.

Blatt 8 aus: Bauhaus Drucke - Neue Europäische Graphik. Dritte Mappe. Deutsche Künstler, Potsdam, Verlag Müller & Co., 1922, mit dem Blindstempel des Bauhaus Weimar (Lugt 2558b). Die Gesamtauflage betrug 110 Exemplare. Ausgezeichneter, minimal trockener Druck mit dem vollen Schöpfrand.

Lot 8040, Auction  121, Macke, August, Komposition (Drei weibliche Akte)

Macke, August
Komposition (Drei weibliche Akte)
Los 8040

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.480€ (US$ 2,667)

Details

Komposition (Drei weibliche Akte)
Linolschnitt auf silberfarbenem Orientpapier. 1913.
11,8 x 8,8 cm (22,2 x 19,3 cm).
Signiert "August Macke".
Vgl. Söhn HdO 53931-2 und 31704.

Exemplar neben der Auflage in der Zeitschrift "Der Sturm", Heft 150/151, März 1913, und vor der posthumen Auflage in "Das Kunstblatt" 1918. Der Kontrast zwischen dem leicht schimmernden, silberfarbenem Orientpapier und der stumpfen Oberfläche der Linoldruckfarbe verleiht dem Blatt eine besonders intensive Materialwirkung. Ausgezeichneter, kräftiger Druck mit breitem Rand. In dieser Form äußerst selten.
Beigegeben: Dasselbe Motiv, aus der Auflage, erschienen in: "Das Kunstblatt", 2. Jg. 1918, Heft 4, im Unterrand mit der typographischen Bezeichnung.

Lot 8043, Auction  121, Rohlfs, Christian, Singvogel

Rohlfs, Christian
Singvogel
Los 8043

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
9.920€ (US$ 10,667)

Details

Singvogel
Gouache in Rot und Gelb sowie Graphitstift über farbigem Holzschnitt auf dünnem Velin. Um 1912-19.
26,8 x 28,3 cm.
Unten rechts mit Graphitstift monogrammiert "CR" und datiert.
Vgl. Utermann 66 ff., vgl. Vogt 51 I (von II).

Erst 60-jährig entdeckte Christian Rohlfs das Medium der Graphik für sich. Dabei blieb er stets Maler und verzichtete in seinem graphischen Œuvre auf so wesentliche Charakteristika wie Wiederholbarkeit und Vervielfältigung in Auflagen. Vielmehr verleiht er jedem Abzug einen höchst individuellen, unikatären Charakter, indem er den Druckstock manuell einfärbt, nicht selten monotypieartig druckt, stets auf unterschiedlichen Papieren, manchmal über den Rand und oftmals im Nachgang komplett überarbeitet. Der Holzschnitt "Singvogel" steht dabei exemplarisch für diese Arbeitsweise und ist ein besonders schönes Beispiel für Rohlfs' "variantenreiches Spiel mit den Möglichkeiten der druckgraphischen Techniken" (zit. nach Dietmar Elger, in: Christian Rohlfs. Das druckgraphische Werk. Ausst.-Kat. und Wvz., Wilfried Utermann (Hrsg.), Dortmund 1987, S. 16). Den Druckstock schnitt er wohl zunächst um 1912 und überarbeitete ihn im Folgenden, indem er unnötige Details des Hintergrundes aus den weißen Flächen entfernte. Unserer Arbeit liegt wohl ein Zwischenzustand zugrunde, der noch nicht alle Merkmale des endgültigen Zustandes aufweist. Mit kräftigen Graphitstrichen zieht Rohlfs die schemenhaft gedruckten Konturen des im Profil sitzenden Bauern nach, der sich staunend einem ihm gegenübersitzenden Singvogel nähert. Die skizzenhaft gesetzten Pinselstriche in Rot und Gelb verleihen diesem Entwurf schlussendlich seine malerische Note. Unikat.

Provenienz: Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

Hagemeister, Karl
Wiesenlandschaft
Los 8044

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
27.280€ (US$ 29,333)

Details

Wiesenlandschaft
Öl auf Leinwand. Um 1887.
69 x 96 cm.
Unten links mit Pinsel in Hellrot signiert "K. Hagemeister", verso auf dem Keilrahmen mit Kreide in Blau von fremder Hand bezeichnet "No. 31276" und mit Bleistift "Wiese I", sowie mit violettem Stempel "J. 33", rotem Stempel "J 34" und weiteren handschriftlichen Annotationen.

Oft ging er schon am frühen Morgen los, um die Umgebung seines Heimatortes Werder an der Havel auf der Suche nach einem geeigneten Motiv zu durchstreifen. Die märkische Landschaft mit ihrer Stille und Einsamkeit, mit ihren Seen und Wiesen, Wäldern und Sümpfen bot ihm zahlreiche Anregungen für seine Gemälde. Hier konnte Karl Hagemeister die wechselnde Lichtwirkung zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten bestens studieren. Inspiriert von der französischen Avantgarde, vor allem von den Impressionisten um Edouard Manet, mit deren Werken er sich während eines Aufenthalts in Paris 1883/84 intensiv auseinandersetzte, hellte sich Hagemeisters Farbpalette in der Folge auf, und die dunklen Farbtöne seiner Anfänge wichen zum Ende des 19. Jahrhunderts einer frischeren, aus der unmittelbaren Wahrnehmung des Lichts gewonnenen Farbigkeit. In dieser Phase hin zur impressionistischen Naturauffassung entstand die hier vorliegende Darstellung. Noch in nahezu streng horizontalem Bildaufbau schildert Hagemeister eine im Wind sanft bewegte Wiesenlandschaft am Ufer des Schwielowsees. Nur ein leicht der Mitte entrückter kleiner Busch und die sanfte Neigung der Grashalme durchbrechen die in Schichten gegliederte Komposition. Geprägt von den französischen Vorbildern, ist der Vordergrund fast skizzenhaft wiedergegeben. Im zarten Licht der aufgegangenen Sonne erfasst Hagemeister die wild bewachsene Uferpartie, Strich für Strich in locker nebeneinandergesetzten, fein differenzierten, sommerlich hellen und dunkleren Grüntönen. Licht und Schatten werden in Form kontrastierender oder komplementärer Reflexe aufgetragen. Nach hinten öffnet sich der Blick in eine schier endlos wirkende Weite, in der Horizont und Himmel fließend ineinander übergehen. Als Freilichtmaler wollte Hagemeister die Natur in seinen Bildern erfahrbar machen. „Die Landschaft ist still, anmutig und lebt eigentlich nur durch die Stimmung, die ich immer mehr in letzter Zeit liebte. Die Stimmung ist die Trägerin des seelischen Elements der Landschaft. (…) Wenn ich mich seelisch ausdrücken wollte, zerlegte ich den Stimmungston in zwei Töne, den Licht- und den Schattenton. (…) Auf diese Weise wurde das Kolorit meiner Bilder organisch und nicht bloß geschmackvoll zusammengestimmt.“ (zit. nach Karl Hagemeister, Kleine Selbstbiographie, Werder um 1928, o.S.).
Ein schriftliches Gutachten von Dr. Hendrikje Warmt, Berlin, vom 17.09.2022, liegt vor. Das Werk wird in den Nachtrag zum Werkverzeichnis der Gemälde Hagemeisters unter der Nr. G 222 aufgenommen.

Provenienz: Arthur Dahlheim, Berlin (verso dessen Inv.-Nr.; die Stempel "J. 33" und "J 34" wahrscheinlich Jahresstempel der Süddeutschen Bodenkreditbank A.G.)
Privatbesitz Berlin/Brandenburg (wohl in den späten 1970er Jahren erworben), seitdem in Familienbesitz

Hagemeister, Karl
Küstenlandschaft (Steilküste auf Rügen/Lohme)
Los 8045

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
80.600€ (US$ 86,667)

Details

Küstenlandschaft (Steilküste auf Rügen/Lohme)
Öl auf Leinwand. Um 1914.
117 x 77 cm.
Unten links mit Pinsel in Schwarz signiert "K. Hagemeister", verso auf der Leinwand mit Kreide in Rot wohl von fremder Hand bezeichnet "No. 70" und "IIII", auf dem Keilrahmen mit Bleistift "No. 38121" sowie mit violettem Stempel "J. 33" und weiteren handschriftlichen Annotationen.

Die stürmische Küste der Ostseeinsel Rügen: Ausschnitthaft und mit breitem, lebendigem Farbauftrag bringt Hagemeister eine dynamische Komposition auf die großformatige Leinwand, in der man Wind und Wetter der rauen Küste am Strand von Lohme hautnah spüren kann. Im Wechsel von Nah- und Fernsicht umreißt er im Vordergrund einen vom Wind gepeitschten Sanddornstrauch und öffnet den Blick nach rechts auf das bewegte Meer und die Steilküste im Hintergrund. Hagemeister verbrachte die Sommer- und Herbstmonate der Jahre 1908 bis 1915 an der Nordküste Rügens, wo am Ende seines Schaffens zahlreiche Küstenlandschaften und Seestücke entstanden. Seine Anfangsjahre waren geprägt vom Leibl-Kreis. Der Ausbildung bei Friedrich Preller d.Ä. in Weimar, welcher ihn mit dem intensiven Naturstudium der Schule von Barbizon vertraut machte, folgten zahlreiche Reisen durch Europa, bevor Hagemeister 1884 in seinen Heimatort zurückkehrte. Bekannt als Meister der havelländischen Wiesen- und Seenlandschaft brilliert der Künstler in seinem Spätwerk mit einer ungeheuren malerischen Intensität. Seine Bildmotive werden auch ob des eng gewählten Ausschnittes zunehmend abstrakter, und die kleinteilige Formgebung der frühen Jahre wird von einem großzügigen, lockeren Pinselstrich abgelöst. „Ich habe erkannt, dass zum atmenden Leben Bewegung gehört, und dass diese nur durch feinste Unterschiede im Farbauftrag erreicht werden kann. Wenn man alles pastos malt, so giebt es keine Bewegung, wohl aber, wenn man vom Pastosen bis zur äussersten Zartheit und von der klaren deutlichen Ferne bis zur Verschwommenheit abstuft“ (Karl Hagemeister, zit.nach Karl Scheffler, in: Kunst und Künstler, Heft 8, Berlin 1910, S. 417). Hagemeisters künstlerisches Interesse galt der Lebendigkeit der Landschaft, die sich in der Bewegung und dem wechselvollen Licht ständig änderte. Das hier vorliegende Werk wird dominiert von intensiven Grün- und Blautönen in feinen Abstufungen, die Hagemeister raffiniert mit einem teils subtilen, teils extremen Komplementärkontrast wirkungsvoll verbindet. In pastosen Tupfen setzt er vor das tiefe Grün der wild bewachsenen Uferzone die leuchtend rot-orangefarbigen Beeren des Sanddorns. Und die Abendsonne taucht die gesamte Szenerie in ein leicht rosafarbenes Licht, das sich auf der Wasseroberfläche widerspiegelt. Weitere Lichtreflexe werden punktuell mit weißen Farbakzenten wiedergegeben. Karl Hagemeister malte vor der Natur, schnell und virtuos in einem Zuge, alla prima, um den einen speziellen Augenblick einzufangen. Sein Malprozess lebte von der Bewegung und so nutzte er Pinsel, Spachtel, Finger, Handballen und manchmal auch eine Hasenpfote. Details wurden, wenn nötig, im Atelier verfeinert. Eindrucksvoll gelingt ihm in dieser Küstenlandschaft der Kontrast zwischen dem stellenweise fast haptischen Farbauftrag im Wechsel mit lasierenden Farbpartien und den kalligraphischen, linearen Ästen, die sich in feinen Linien nach rechts in den Himmel verzweigen. Linien, Tupfen und Farbflächen überlagern und durchdringen sich in vielfältiger Weise. Die wechselvolle Stimmung des erlebten Moments, das flackernde Licht und die Windschwankungen an der See, wie auch das Spiel zwischen Nah- und Fernsicht hat er in diesem Gemälde meisterhaft eingefangen. Ein schriftliches Gutachten von Dr. Hendrikje Warmt, Berlin, vom 17.09.2022, liegt vor. Das Werk wird in den Nachtrag zum Werkverzeichnis der Gemälde Hagemeisters unter der Nr. G 563 aufgenommen.

Provenienz: Arthur Dahlheim, Berlin (verso dessen Inv.-Nr.; der Stempel "J 33" wohl Jahresstempel der Süddeutschen Bodenkreditbank A.G.)
Privatbesitz Berlin/Brandenburg (wohl in den späten 1970er Jahren erworben), seitdem in Familienbesitz

Slevogt, Max
Douai
Los 8047

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.984€ (US$ 2,133)

Details

"Douai"
3 Zeichnungen. Bleistift auf Notizbuchpapier. 1914.
Je 12 x 19,4 cm.
Alle unten links bzw. rechts mit Bleistift signiert "Slevogt".
2 Blatt verso mit Bleistift datiert und betitelt „Vor der Kommandantur“ sowie 1 Blatt recto bezeichnet "b. Arras".

Der nordfranzösische Ort Douai liegt an der Grenze zu Belgien und damit an der Westfront, an der sich Slevogt 1914 als offizieller "Kriegsmaler" der Bayerischen Armee aufhielt. Schöne ausdrucksstarke Zeichnungen, mit denen Slevogt meisterlich und mit lockerem Strich die detailreiche Architektur, aber auch die Soldaten auf dem Feld festhält. Es handelt sich um folgende Blätter: "Kolonnenverschiebung an der Port de Valenciennes in Douai", entstanden am 31. Oktober 1914; "Prinz Leopold von Bayern beobachtet die französische Stellung bei Arras", vom 20. Oktober 1914 und "Vor der deutschen Kommandantur in Douai", vom 3. Oktober, vollendet am 19. Oktober 1914. Wir danken Dr. Karoline Feulner, Max Slevogt-Forschungszentrum, Landesmuseum Mainz, für freundliche Hinweise vom 11. April 2023.

Literatur: Hans-Jürgen Imiela, Max Slevogt. Eine Monografie, Karlsruhe 1968 (S. 414-416)
Kriegstagebuch, Verlag Bruno Cassirer, Berlin 1917 (Abb.7, 23 und 6)

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