Drei Steinpilze.
Carrara-Marmor, farbig gefasst, Erde am Stielende. L. 9 cm; 9,5 cm; 12 cm. Toskana, 1980er-1990er Jahre.
Gaube, Gudrun
Kleiner Wirsing: Naturabformung eines Kohlkopfes
Los 6403
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
744€ (US$ 800)
Kleiner Wirsing: Naturabformung eines Kohlkopfes.
Porzellan, grüne Aufglasur. H. 7,3 cm. Signiert und datiert "Gaube 2020".
Das genuin menschliche Streben, durch Handgefertigtes in Konkurrenz zur Natur zu treten, findet in Naturabgüssen seinen wohl unmittelbarsten Ausdruck. Ein roter Faden spinnt sich von den oberitalienischen Bronze-Naturabgüssen der Frührenaissance über die Keramiken des Bernard Palissy weiter zu zeitgenössischen Interpretationen wie jenen von Gudrun Gaube. Mit flüssiger Porzellanmasse formt sie feinste Einzelheiten von Obst und Gemüse ab und rückt dabei deren skulpturale Eigenschaften in den Mittelpunkt. Gaube studierte an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein in Halle und war rund zwanzig Jahre als Designerin an der Meissener Porzellanmanufaktur tätig.
Provenienz: Privatsammlung Berlin.
Gaube, Gudrun
Wirsingkohl in Form einer Schale
Los 6404
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
372€ (US$ 400)
Wirsingkohl in Form einer Schale.
Porzellan, grüne und blaue Aufglasur. H. 11,5 x B. 22 cm.
Provenienz: Privatsammlung Berlin.
19. Jh. Keimende Kartoffeln.
Aquarell, partiell weiß gehöht. 29,6 x 21,5 cm.
Die Kartoffel, ursprünglich aus den Anden in Südamerika kommend und als „Gold der Inka“ bezeichnet, fand durch die spanischen Eroberer im 16. Jahrhundert ihren Weg nach Europa. Hier wurde sie ihrer schönen Blüten wegen zunächst aber nur als Zierpflanze genutzt. Als sättigendes Nahrungsmittel kam sie erst später auf den Speiseplan der Europäer. Besonders in Deutschland war man gegenüber der fremden Knolle lange Zeit skeptisch und erst Friedrich der Große entdeckte ihren Nutzen und kultivierte sie in großem Stile - insbesondere um die Hunger leidende Bevölkerung zu ernähren. Die Kartoffel hat heute längst ihr Dasein als Bauernessen oder bloße Beilage überwunden und hielt als Delikatesse auch Einzug in die gehobene Spitzengastronomie. Der Name „Kartoffel“ leitet sich vom italienischen „tartufo“ ab - „Tartuffel“ -, da die Italiener die Knolle im 16. Jahrhundert im Aussehen mit dem wertvollen Trüffel verglichen.
Keimende Kartoffel.
Porzellan, mit violetter und brauner Unterglasur sowie purpurner Aufglasur. H. 8 x B. 13 x T. 6,5 cm.
"Germans eating Sour-Krout".
Radierung mit zeitgenöss. Kolorit auf Velin. 25,8 x 35,9 cm. 1803. Wright & Evans 518, British Museum Satires VIII.10170.
Fünf Deutsche haben sich um einen runden Tisch versammelt und vertilgen Berge von Sauerkraut und Würstchen. Im Hintergrund naht bereits der dralle Koch mit der nächsten Fuhre dampfenden Kohls. Die humoreske Szene findet in dem von einem gewissen Weyler geführten Eating-House in Castle Street am Leicester Square in London statt, wo es die Lieblingsspeise der "Krauts" zu jeder Tageszeit in rauhen Mengen gab. Die Tischmanieren sind den hier versammelten Herrschaften gründlich abhanden gekommen. Achtlos liegen Zylinder, Dreispitz, Schwert und Gehstock am Boden, die Bierkrüge sind umgefallen und die Katze macht sich über die bereits benutzten Teller her. Schlimmer wie Schweine führen sich die Herren auf, weshalb Gillray an der rückwärtigen Wand ein Gemälde mit fünf Borstenviechern zeigt, die manierlich aus einem Trog fressen. Unter Zuhilfenahme von Löffeln und Gabeln wird die Delikatesse hineingeschaufelt. Das auf dem Boden liegende Menu zeigt an, das vom 1. bis 3. Gang und selbst zum Dessert "Sour Krout" gereicht wird, so dass die Herren hier in größter Ausgiebigkeit den Gelüsten auf heimisches Essen frönen können. - Ausgezeichneter Druck mit Rändchen um die Einfassungslinie, unten mit dem Text, teils mit Rändchen um die Plattenkante. Etwas gebräunt, sorgfältig geschlossene Randeinrisse unten links und unten mittig, weitere geringer Altersspuren, im Gesamteindruck jedoch gut.
Bär, eine Rübe fressend.
Kohle auf dünnem Karton. 16,7 x 22,9 cm. Unten rechts bewidmet und signiert "S.[einem] l.[ieben] D.[oktor]. J.[ohannes] Guthmann / Aug. Gaul".
Dem animalischen Appetit widmete sich August Gaul 1918 in dem Mappenwerk Vom Fressen der Tiere. In 24 Lithographien schilderte er darin umfassend die Fressgewohnheiten unterschiedlichster Arten, etwa die des Bären, dessen Vorzeichnung hier vorliegt: Gebeugt sitzt das Raubtier auf dem Boden und widmet sich mit beinahe grimmiger Inbrunst den um ihn verstreuten Rüben. Wie auch in seinen plastischen Werken stand für den Sezessions-Bildhauer auch hier die Natürlichkeit des kreatürlichen Verhaltens im Vordergrund. Diese Verhaltensweisen hatte Gaul in jungen Jahren ausgiebig studieren können, nachdem er 1890 eine Dauerfreikarte für den Berliner Zoo gewonnen hatte. Das Blatt ist dem Kunsthistoriker und Schriftsteller Johannes Guthmann (1876-1956) gewidmet, in dem Gaul einen langjährigen Vertrauten und Mäzen gefunden hatte. Guthmann hatte sein Gut in Neu-Cladow um 1910 zu einem modernen Musenhof umgestalten lassen, wo sich illustre Persönlichkeiten des Berliner Geistes- und Kulturlebens zum intensiven Austausch einfanden. Ein Habitué dieses Kreises war auch Gaul, der die Sammlung seines Freundes mit zahlreichen Werken bestückte.
Provenienz: Sammlung Wolf Stubbe, Hamburg.
Privatsammlung, Hamburg.
Weinmann, Johann Wilhelm
Verschiedenste Kohl- und Salatköpfe
Los 6410
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
620€ (US$ 667)
Verschiedenste Kohl- und Salatköpfe.
4 Farbradierungen mit zeitgenössischem Kolorit. 32,4 x 21,3 cm (Plattenrand); 41,9 x 25,8 cm (Blattgröße). (1737-1745).
Die Illustrationen stammen - wie auch Los 6399 - aus Johann Wilhelm Weinmanns berühmter Publikation "Phytanthoza Iconographia", eines der prächtigsten barocken Pflanzenbücher und zugleich das erste Werk, das im sogenannten Teyler'schen Farbdruckverfahren hergestellt wurde, einer Verbindung aus Radierung und Schabkunst, unter Verwendung von Roulettes und Punzen, bei dem von einer einzigen, mit verschiedenen Farben eingeriebenen Platte gearbeitet wurde. Die Farbstiche des vier Bände umfassenden Werkes wurden von Johann Jakob Haid, Bartholomäus Seutter, Johann Elias Ridinger und G. D. Ehret ausgeführt und zusätzlich mit der Hand nachkoloriert und gehöht. Johann Wilhelm Weinmann war Apotheker und leidenschaftlicher Botaniker, der in seinem privaten Kräutergarten über 9000, teils exotische Pflanzen und Blumen züchtete, die er dann als Vorlagen für sein Monumentalwerk nutzte und beschrieb. Hier die Tafeln N. 256 "Brassica cauliflora / Chou fleur / Käsekohl", N. 258 "Brassica capitata rubra / Chou cabu rouge/ Rother Kappis", N. 261 "Brassica alba crispa / Sawischer Krautkohl", N. 618 "Laburnum, seu Anagyris flore luteo [...] Krauser Salat". Ganz ausgezeichnete Drucke mit immer noch frischem Kolorit und mit dem Schöpfrand an drei Seiten. Etwas angestaubt, die äußeren Ränder minimal gebräunt, kleine Erhaltungsmängel, sonst sehr schön. Beigegeben die Tafeln N. 859 "Rapa stavia oblonga / Rapa sativa rotunda naveau", N. 114 "Ananas corona multiplici" und N. 115 "Ananas brava / Zuckerhuth".
Brentano, Josephine
"Lerchenpastete und Wiesbadner Theebrod": Handschriftliches Kochbuch
Los 6411
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.108€ (US$ 2,267)
"Jagdpunsch nach Blittersdorff"
"Lerchenpastete und Wiesbadner Theebrod": Handschriftliches Kochbuch der Josephine Brentano.
Circa 100 Blatt, davon 99 Seiten beschrieben und paginiert. 20,3 x 12,5 cm. Marmorierter Halblederband d. Z. (Rücken beschabt) mit handschriftl. Deckelschild "Kochbuch von Josephine Brentano". O. O. (wohl um 1840).
Josephine Brentano, eine Nichte von Clemens Brentano und der Bettina von Arnim, wuchs in einem sehr kunstsinnigen Haus auf. Ihre Eltern, der Bankier Franz Brentano und seine Frau Antonia Josepha Edle von Birckenstock, besaßen eine der größten privaten Kunstsammlungen Frankfurts zu Beginn des 19. Jahrhunderts, von der sich Teile heute im Städel befinden. Josephine Brentano, die sich auch selbst als Landschaftsmalerin betätigte, setzte die Tradition des Sammelns fort. Das Kochbuch der kultivierten Künstlerin bietet einen interessanten Einblick in die Speisegewohnheiten der prominenten Familie Brentano, deren Speisezimmer laut einem alten Verzeichnis mit kleinformatigen barocken Gemälden gefüllt war. Das Büchlein mit einer reichhaltigen Sammlung an Rezepten ist nicht systematisch, sondern offenbar in der Reihenfolge des Kennenlernens der Gerichte von zierlicher Hand gefüllt. Das vorangestellte Register ist nicht alphabetisch geordnet, sondern bildet ein Inhaltsverzeichnis, das der Seitenzahl folgt. So reihen sich "Lerchenpastete" "Sauerkraut mit Hecht" und "Ravioli" aneinander oder "Aufgesetzte Mandeltorte", "Gateau Pitherien", "Reis mit Schinken" in bunter Mischung, teils auch Getränke. An anderer Stelle folgen "Jagdpunsch nach Blittersdorff" [Josephines Schwester Maximiliane war eine verheiratete von Blittersdorff], "Badischer Hecht", "Salzburger Nocken" und "Wiesbadner Theebrod" aufeinander. Einen breiten Raum nehmen Gebäck und andere leckere Süßspeisen ein; insgesamt 171 Rezepte, von denen etwa "Regenwürmer" oder "sehr guter Hasenkuchen" zur Nachahmung locken. - Durchgehend leicht gebräunt.
Deutsch
um 1840. Bildnis eine Kochs nach links mit weißer Kochjacke und Kochmütze
Los 6412
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.240€ (US$ 1,333)
um 1840. Bildnis eines Kochs nach links mit weißer Kochjacke und Kochmütze
Öl auf Leinwand. 21,4 x 17,3 cm.
Bereits in der Antike hatte die Kunst des Kochs, aus Lebensmitteln durch Erhitzen, Braten, Dämpfen oder andere Verfahren möglichst schmackhafte, nahrhafte und dazu gesunde Speisen zu bereiten, einen hohen Stand erreicht. Später waren die Leibköche an den Höfen des Adels nicht wegzudenken. Als mit der französischen Revolution der grenzenlosen Ausgabefreudigkeit des Adels jedoch ein Ende gesetzt wurde, eröffneten die Köche als neue Einnahmequelle eigene Restaurants. Aus den Meistern in der Küche sind längst internationale Celebrities geworden, zu denen die Gourmets aus Nah und Fern pilgern. Unser Koch in blütenreiner Jacke und gestärkter Kochhaube dürfte einer der gastronomischen Entrepreneurs aus dem 19. Jahrhundert sein, der sein Handwerk besonders gut beherrschte.
Hoppensach, Hans Thorvald Emilius
Die Osteria La Gensola in Rom
Los 6413
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.720€ (US$ 4,000)
Die Osteria La Gensola in Rom.
Öl auf Leinwand. 27,5 x 37,9 cm. Unten in die nasse Farbe geritzt signiert und datiert "EH 1/12/[18]50".
Den Innenraum der berühmten Osteria La Gensola in Trastevere, Treffpunkt der in Rom angesiedelten Künstler, kennen wir vor allem von dem Gemälde des dänischen Malers Ditlev Blunck, das dieser in zwei Versionen 1836 und 1837 fertigte. Aus derselben Perspektive schildert Blunck den Speisesaal der Gastwirtschaft - mit dem großen Unterschied, dass er die Osteria mit Leben füllt. Er porträtierte links eine Gruppe Einheimischer in Tracht, Kellner und Bäcker als auch an dem langen Tisch rechts Künstlerfreunde wie Etatsrat Just Henrik Mundt, Jørgen Sonne und Bertel Thorvaldsen (siehe Vgl.Abb.).
In vorliegendem Gemälde besinnt sich Hoppensach jedoch ganz auf die einfache, karge Ausstattung des Innenraums, spart die Gäste und Wirtsleute aus und vermittelt mit seiner Bestandsaufnahme beinahe die Impression eines Stilllebens: ein rechteckiger Raum mit Fenster, die Wände ocker gestrichen, mit dekorativen Fresken, an der Rückwand links ein Brunnen, rechts der Ofen mit Abzug und einer Pfanne auf dem Sims, links und rechts die langen, mit weißer Tischdecke gedeckten Esstische für die Gäste. Unser Gemälde gestaltet sich zu Bluncks „lauter“, menschengefüllter Osteria geradezu als Gegenpol und schildert das Stammlokal der Künstler in außergewöhnlich nüchterner Stille.
Dass in den Osterie aber im Normalfall eine angeregte Stimmung herrschte und diese zentrale Anlaufstellen der Künstler waren, schilderte auch Ludwig Richter in seinen Lebenserinnerungen: „Nachdem man sich hier noch ein paar Stunden wacker angestrengt und damit das Tagewerk geschlossen war, eilte man einer Trattoria oder Osteria zu. […] Hier wurden nun mit Scherz und gutem Humor die Tagesereignisse in der Künstlergemeinde, die Arbeiten und sonstigen Vorkommnisse besprochen und die im Schwange gehenden Kunstansichten ausgesprochen und pro und contra durchgefochten, wie das in solchen geschlossenen Kreisen hergebracht ist“ (Ludwig Richter: Lebenserinnerungen, 1909, S. 154).
Titanic Champagne Bottle.
Champagnerflasche in Orig.-Holzkiste. 32 x 8,5 x 8,5 cm (Kiste: 36 x 13 x 12,5 cm). Auflage 33 num. Ex. Auf der Unterseite der Holzkiste mit dem Signaturstempel der Künsterin. 1989.
Herausgegeben von der Künstlerin und Jay Gorney Modern Art, New York. Barbara Bloom ist eine amerikanische Konzeptkünstlerin, deren Schwerpunkt auf Multimedia-Installationen liegt. Ihre metikulöse Kunst lotet die Beziehung zwischen Objekten und Bedeutungen aus, die durch ihre Gegenüberstellung und Platzierung entstehen. Sie verwischt die Linie zwischen selbstgemachtem und gefundenem Material, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, nimmt aber auch zur Kenntnis, wie die Bedeutung durch den Kontext hergestellt wird. 2008 widmete ihr der Martin Gropius Bau eine Ausstellung.
Zwei Birnen vor hellem Grund.
Öl auf hell grundierter Leinwand. 11,2 x 20,1 cm.
Erst 1825 im Alter von 40 Jahren wandte sich Adolf Senff in Rom der Malerei von Blumen und Früchten zu, die er in der Folge so perfektionierte, dass ihm der Beiname "Raffaele di Fiori" verliehen wurde. Seine Darstellungen insbesondere der Früchte beeindrucken durch die subtile Palette und die feine Malweise, die ganz in das Bild eines im Kreise der Romatiker geschulten Künstlers passen. Gern wählte Senff für die Darstellung seiner "Delikatessen" einen neutralen Fond vor dem die appetitlichen Früchte besonders zur Geltung kamen.
Provenienz: Süddeutsche Privatsammlung.
Limettenzweig.
Öl auf festem Karton. 16,9 x 22,1 cm. Unten rechts signiert und datiert "Erdm. Schultz 1836.".
Der aus Berlin gebürtige Erdmann Schultz war Schüler von Wilhelm Völcker und machte sich wie dieser insbesondere in der Blumen- und Früchtemalerei einen Namen. Mit atemberaubender Finesse hält der Künstler die Plastizität des Limettenzweigs mit einer Frucht fest, wobei selbst die wachsartig glatten Oberflächen der Blätter kongenial erfasst werden. Sein außerordentliches Talent führte dazu, dass er auch als Porzellanmaler bei der KPM wirkte.
Deutsch
1835. Pomeranzen vor dunklem Grund
Los 6422
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.472€ (US$ 3,733)
1835. Zweig mit Pomeranzen vor dunklem Grund.
Öl auf Leinwand. 27,7 x 20,5 cm. Unten links monogrammiert und datiert "M. H. 1835".
Im 17. Jahrhundert hielt die Pomeranze Einzug in die fürstlichen Gewächshäuser Europas. Ihr Name leitet sich vom lateinischen "pomum aurantium" (Goldapfel) ab, was in ihrer Form und exquisiten Farbigkeit begründet liegt. Die ursprünglich aus Ostasien stammende Zitrusfrucht, eine Kreuzung zwischen Mandarine und Grapefruit, spielte in den Orangerien die herausragende Rolle. An den fürstlichen Tafeln diente sie als exquisites Gewürz, bildete aber auch die Grundlage für Liköre und Marmeladen. In Sachsen kultivierte insbesondere August der Starke die Bitterorange und ließ im Dresdener Zwingergarten eigens dafür eine Orangerie errichten, die zu den schönsten ihrer Art in Europa gehörte. Die Leinwand unseres Bildchens ist auf einen Dresdener Keilrahmen gespannt, so dass die Vermutung naheliegt, das sich hier ein sächsischer Künstler eine der dort gezogenen Pomeranzen zum Vorbild nahm.
"Herbstfrüchte".
Öl auf Leinwand. 90 x 80 cm. Oben links mit Pinsel in Blau signiert "Lemcke" und datiert, verso auf dem Keilrahmen nochmals signiert, mit der Künstleradresse "Berlin 31, Hildegardstr. 24", auf Klebeband datiert und betitelt sowie auf Ausstellungsetikett bezeichnet. 1967.
Obststillleben in leuchtendem Kolorit und von anmutiger Komposition. Der in frischem Blaugrün monochrom gestaltete Hintergrund verstärkt die Strahlkraft der Farben. "Seine auf Tellern und Schüsseln arrangierten Früchte [...] oder die immer neu gesteckten vielfältigen Blumenensembles repräsentieren ihren eigenen Kosmos. Seine innere Begrenzung bilden die Platten und Gefäße. Sie sind umschlossen oder eingefangen in einen großen ortlosen Farbraum, der komplementär oder auch kontrapunktisch das Fruchtensemble buchstäblich im Bild hält [...] Das ist ein Bildbestand, der aus sich selbst heraus leuchtet, seine eigene sinnliche, bukolische Üppigkeit feiert." (Lothar Romain, in: Dietmar Lemcke, Bilder, Aquarelle, Zeichnungen 1958-2003, S. 6). Voluminöse, kugelige Formen dominieren die Komposition und verleihen den vergänglichen Früchten und Blättern eine strahlende Körperlichkeit.
Ausstellung: Neue Darmstädter Sezession, XV. Jahresausstellung 1967 (mit deren Klebeetikett auf der Rahmenrückseite)
Feinstein, Pavel
Stillleben mit Teekanne und Zitrone
Los 6424
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
930€ (US$ 1,000)
Stillleben mit Teekanne und Zitrone
Öl auf Leinwand. 60 x 73 cm. Oben links mit Pinsel in Rot signiert "PAVEL" und datiert, verso mit der Werknummer "199". 1985.
Stillleben stehen im Zentrum von Pavel Feinsteins Werk, wobei er sich in seinen frühen Arbeiten stilistisch besonders an der Malerei von Paul Cézanne orientierte. Farbe und Form sowie die Dramaturgie der Komposition stehen bei Feinstein im Vordergrund, immer orientiert an der realen Gegenstandswelt. In unserem Stillleben entfaltet sich die Fläche in der Räumlichkeit und die Ränder der Auflagefläche verschwimmen mit dem Hintergrund. Unser Arrangement lädt mit Tee und Zitrone zur Nachmittagspause ein. Das leuchtende Zentrum des Werks ist dabei an den rechten Rand verlagert und lässt die gelbe Zitrone besonders schmackhaft in den Vordergrund treten. Diese scheint jedoch fast von ihrem Brett zu rollen, ein typisches Spiel mit den Sehgewohnheiten des Betrachters, das sich bei Feinsteins Werken wiederholt finden lässt.
Barockbesteck
Dreiteiliges Essbesteck im Etui
Los 6425
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
496€ (US$ 533)
Dreiteiliges Essbesteck im Etui.
Silber vergoldet und Silberfiligran. Kassette 9,1 x 16,5 x 4 cm. Augsburg, 17. Jh und 19. Jh.
Der Löffel mit dem Meisterzeichen von Abraham Grill (Meister 1672, gestorben 1682), das Beschauzeichen verschlagen, wohl Augsburg um 1672/73 (Seling 2007, Nr. 0720?). Die Filigrangriffe des Messers und der Gabel ebenfalls Augsburg um 1672/73, die Klinge und die Zinken mit Meisterzeichen "IM" im Rechteck für Johann Heinrich Mussmann (Meister 1822, gestorben 1865; Seling 2007, Nr. 2713) sowie dem Beschauzeichen Pyr mit Q für Augsburg, um 1855/56 (Seling 2007, Nr. 3540). Die Holzkassette mit orangelackiertem, strukturgeprägten Glanzpapier mit Filetenvergoldung und goldgeprägter Rokokorahmenbordüre auf dem Deckel, zwei Scharnieren und zwei Messingschließen, wohl zeitgleich aus der Mitte des 19. Jh.
Drei Bananen.
Carrara-Marmor, farbig gefasst. L. 9 cm; 17,2 cm; 22,2 cm. Zwei Bananen je mit kleinem Etikett "White Carrara / Made in Italy" bzw. "Fine Marble Base / Made in Italy". Toskana, 1980er-1990er Jahre.
An diesen Bananen kann sich der unvorsichtige Genießer buchstäblich die Zähne ausbeißen, denn was nach täuschend echter Frucht aussieht, entpuppt sich als kunstvoll gefertigter Marmor. Früchte aus Stein fand man bereits auf den fürstlichen Festtafeln der Spätrenaissance, wo sie entweder als harmloser Dekor oder camoufliert unter echtem Obst als Scherzobjekte der Unterhaltung dienten. Deren Herstellung dauerte bis ins 20. Jahrhundert an und hatte ihr Zentrum in der Nähe der Marmorsteinbrüche von Carrara, wo Familien das Handwerk seit Generationen weitergaben.
Almasy, Paul
Bananen der Plantage in Acapulco, Ecuador
Los 6427 [*]
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.240€ (US$ 1,333)
"Bananen der Plantage in Acapulco, Ecuador".
Silbergelatineabzug. 29 x 28,5 cm (30,5 x 36,8 cm). Verso vom Fotografen mit Filzstift signiert sowie Editionsetikett, darin 4 von 10 nummeriert. 1965/Abzug 2002.
um 1880. "Zitronenlimonade".
Öl auf Leinwand. 30 x 40 cm.
Bei dem Stillleben mit den ausgepressten Zitronen, den Zuckersteinen und dem Glas Wasser auf einer Tischfläche handelt es sich um ein gemaltes Rezept. Die Vermischung der hier raffiniert wiedergegebenen Ingredienzien ergibt eine köstliche Zitronenlimonde. Die Tradition der gemalten Rezepte findet sich bereits im Barock etwa bei dem Neapolitaner Giuseppe Recco.
Marmorfrüchte
Zwei Orangen, zwei Mandarinen und eine grüne Pflaume
Los 6431
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
620€ (US$ 667)
Zwei Orangen, zwei Mandarinen und eine grüne Pflaume.
Carrara-Marmor, farbig gefasst. H. 4,5 cm - 7 cm. Eine Orange mit kleinem Etikett "Fine Marble Base / Made in Italy". Toskana, 1980er-1990er Jahre.
Marmorfrüchte
Apfel, Pfirsich, Zitrone, Kaki und Erdbeere
Los 6432
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.054€ (US$ 1,133)
Apfel, Pfirsich, Zitrone, Kaki und Erdbeere.
Carrara-Marmor, farbig gefasst. H. 5,5 cm - 8 cm. Toskana, 1980er-1990er Jahre.
Zinnögger, Leopold
Früchtestillleben mit Orangen, Trauben, Brombeeren und Schmetterling
Los 6433
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.720€ (US$ 4,000)
Früchtestillleben mit Orangen, Trauben, Brombeeren und Schmetterling.
Öl auf Papier, auf Holz kaschiert. 19,6 x 22,1 cm. Unten links signiert "Leopold Zinnögger".
Chateau Mouton Rothschild
1989 Chateau Mouton Rothschild 1er Grand Cru Classe Pauillac Bordeaux. Mit dem Etikett von Georg Baselitz.
Los 6434
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
446€ (US$ 480)
1989 Chateau Mouton Rothschild 1er Grand Cru Classe Pauillac Bordeaux. Mit dem Etikett von Georg Baselitz.
Um manche Wein-Etiketten ranken sich Geschichten und Legenden und das eine oder andere Mal wurden sie auch für die Übermittlung von Botschaften genutzt, in einzelnen Fällen auch politischen. Und natürlich bildeten Etiketten auch immer wieder eine Leinwand für Maler und bildende Künstler, das berühmteste Beispiel ist längst Legende - Château Mouton-Rothschild. Seit 1945 ist jeder Jahrgang des 1er Grand Cru Classe einem berühmten Künstler gewidmet und gilt damit als »Mutter« aller Künstleretiketten. Ikonen der bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts wie z.B. Pablo Picasso, Victor Vasarely, Marc Chagall oder Salvador Dali wurden mit der Gestaltung betraut. 1992, wenige Monate bevor der überragenden Bordeaux-Jahrgang 1989 auf den Markt kam, ging allerdings ein Raunen durch Frankreich. Im Januar des Jahres hatte die Familie Rothschild bekanntgegeben, dass die Gestaltung des Etiketts des 89er Mouton-Rothschild dem deutschen Maler Georg Baselitz übertragen worden war. Eine jüdische Familie engagiert einen deutschen Maler - schon das war eine Überraschung, aber längst nicht die letzte. Denn Baselitz thematisierte in seiner Gestaltung ein sehr deutsches Thema, das wichtigste der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts: die Wiedervereinigung Deutschlands. Und dafür durfte er sogar mit einem Tabu brechen: Den Künstlern gehörte bis dahin stets nur das oberste Drittel des Etiketts, die restlichen zwei Drittel waren dem Château vorbehalten. Georg Baselitz hingegen durfte sein Drittel verlassen und links und rechts des Familienwappens mit den Worten "drüben sein / jetzt hier" die einstige deutsche Teilung, den Fall der Berliner Mauer, und die Wiedervereinigung Deutschlands thematisieren. Darüber hinaus bezieht er sich mit dem "Die Mauer" betitelten Aquarell, das einen roten und einen grünen Schafbock, natürlich auf dem Kopf stehend, zeigt, auch auf das Weingut (Mouton).
Wir garantieren die Echtheit des Weins und die professionelle Lagerung.
Provenienz: Aus dem klimatisierten Keller eines subskribierenden Weinsammlers.
Steinlen, Théophile Alexandre - nach
"Suite funestes de L'Intempérance": Der beschwipste Rabe
Los 6435 [*]
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
744€ (US$ 800)
nach. "Suite funestes de L'Intempérance": Der beschwipste Rabe.
Feder in Schwarz, über Bleistift, aquarelliert. 40,8 x 26 cm. Unten bezeichnet "Suite funestes de L'Intempérance" sowie monogrammiert, datiert und bezeichnet "A.D. / Janvier 1891".
Diese amüsante Anekdote des nimmersatten Raben belehrt, dass man es mit dem wohlgemeinten Alkoholkonsum besser nicht übertreiben sollte. Die Zeichnung des immer beschwipster werdenden Raben folgt der Illustration und Geschichte Steinlens, die unter dem Titel "Horrible fin de Bazouge, ou les suites funestes de l'intempérance" in Le Chat Noir am 11. April 1885 erschien (Nr. 170).
Ohne Titel (Emmental).
Acryl auf Leinwand. 120 x 100 cm. Verso mit Pinsel in Schwarz dreifach signiert "DEGOBERT" und mit der Werknummer "110".
Großformatiges, hyperrealistisches Trompe-l’œil, originell komponiert. Ein großes Stück Emmentaler Käse bildet die Grundlage für das ebenso humorvolle wie absurde Arrangement. In leuchtender Farbigkeit hebt sich die sorgfältig, pastos mit feinem Pinsel gemalte Darstellung vom schwarzen Hintergrund ab; durch die extreme Vergrößerung, die fotorealistische Übersteigerung der Objekte, gelingt es Degobert, eine "überschärfte" Realität wiederzugeben. Mit dieser Darstellung einer kühlen, profanen, in ihrer Überspitztheit nahezu verstörenden Wirklichkeit stellt er die Frage nach dem Wesen der Dinge, allerdings in einem beinahe ironischen, existentialistischen Kontext. Seit 1967 zählte Degobert zu den bedeutenden Vertretern der hyperrealistischen Malerei in Belgien.
Provenienz: Hôtel des Ventes, Genf, Auktion am 9. Dezember 2009, Los 1142.
Ausstellung: Galerie Marie-Louise Jeanneret, Genf (wohl 1974, mit deren Klebeetikett auf der Rahmenrückseite, dort bezeichnet "Sans titre (Emmental)").
"Le repas refusé".
Silbergerlatineabzug auf Agfa-Papier. 23 x 16,3 cm. Mit Feder in Schwarz signiert "C. Boltanski" und betitelt "Le repas refusé". 1975.
Boltanski wurde 1944 in Paris als Sohn eines jüdischen Vaters geboren. Seine Anfänge finden sich in der Malerei, ehe er Ende der 1960er Jahre sein Gedächtniswerk begann. Er gilt als einer der bekanntesten zeitgenössischen Konzeptkünstler, Fotografen und Bildhauer. Die Sujets, die in engem Zusammenhang mit seiner eigenen Lebensgeschichte stehen, entführen den Besucher in dunkle Welten, in deren Mittelpunkt die Themen Holocaust, Vergänglichkeit, Tod und Erinnerung stehen. Seine Arbeiten rufen das Menschliche, Persönliche und Emotionale hervor, und stellen es der geschichtlichen Grausamkeit gegenüber. 2006 erhielt Christian Boltanski den Nobelpreis der Künste.
"We eat shit".
Acryl und Blattbronze auf Malpappe, im bemalten, antiken Holzrahmen. D. 5,3 cm im Rund (lichtes Maß), D. 8,3 cm (Rahmenmaß). Verso mit Bleistift auf der Abdeckpappe signiert, betitelt und datiert. "We eat shit. Jean Labourdette / aka / TurfOne. 2021".
Als Sohn eines Künstlers besuchte Jean Labourdette schon als Kind mit seinem Vater die Pariser Flohmärkte, auf denen er schnell eine Faszination für Antiquitäten sowie eine große Sammelleidenschaft entwickelte. Ende der 1980er Jahre etablierte er sich zunächst als Graffiti-Künstler unter dem Pseudonym Turf One, bevor er im Jahre 2001 nach Montreal übersiedelt. Dort war er als Illustrator, Comic-Zeichner und Filmemacher tätig, bis er sich ab 2004 verstärkt der Malerei widmet. Seine Werke sind inspiriert von so unterschiedlichen Einflüssen wie Altmeistergemälden, russischen Ikonen, viktorianischen Kuriositäten, sowie der Jahrmarktkultur und auf Flohmärkten und in Antiquitätengeschäften gefundenen Objekten, die er häufig als Objet trouvé in seine Kunstwerke miteinbezieht. Fasziniert vom dynamischen Verhältnis scheinbarer Gegensätze ergründet Labourdette im Spiel mit Symbolen, Archetypen und Artefakten in seinen mit altmeisterlicher Präzision geschaffenen, phantastischen Bildwelten unterbewusste Strömungen, transzendiert die Erfahrungen von Vergänglichkeit, Leben und Tod und evoziert so das Schöne im vermeintlich Hässlichen. Die vorliegende Arbeit ist dabei wohl als augenzwinkernder Kommentar zu unserer zeitgenössischen Ernährungs- und Genusskultur zwischen hochverarbeitetem Fastfood und Haute Cuisine zu verstehen.
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