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Lose pro Seite


Gratianus de Clusio
Concordia discordantium canonum
Los 1000

Zuschlag
22.000€ (US$ 23,656)

Details

Kirchenrecht - illuminiertes Blatt aus einer Handschrift des Gratianus
Gratianus de Clusio. Concordia discordantium canonum. Einzelblatt aus einer hochmittelalterlichen illuminierten Handschrift. Lateinische Handschrift in schwarzbrauner, brauner und roter Tinte auf Pergament. 1 Bl., 2 S. 84-85 Zeilen Kommentar um Text mit Klammerglosse. Schriftspiegel 37,5 x 24,4 cm. Blattgröße 44,2 x 28,6 cm. Mit zahlreichen 1-2-zeiligen Lombarden und Absatzmarken in Rot und Blau, einer 3-zeiligen und einer 4-zeiligen Zierinitiale in Gold und Farben, die größere mit einem Porträtkopf. Ferner eine 10-zeilige Prachtinitiale "Q" in Gold und Farben mit breitem Abhänger um die Textkolumne innerhalb des Kommentars als blaue Leiste, die nach rechts zur Ranke mit goldenen Dornblättern wird. Die Initiale auf quadratischem Rotgrund läuft mit 4 Balken aus, auf denen in Majuskelschrift das Incipit des Kapitels "Quidam Episcop[us]" gezeichnet wurde. Darüber eine große Miniatur in Gold und Farben ca. 8,4 x 8 cm mit Spitzenausläufern nach oben (bis 10,5 cm). Nordfrankreich 13. Jahrhundert.
Besonders prachtvolles Einzelblatt aus dem Decretum Gratiani, dem für die Kanonik bedeutendsten Werk des Rechtswissenschaftlers Gratian (gest. um 1160), dessen Lehrsätze für das ganze Mittelalter verbindlich waren. Hier liegt eine Abschrift wohl mit dem Kommentar des Bartholomäus von Brescia (gest. um 1258) vor, das den Anfang des Kapitels enthält, wo es um die Anklage eines Bischofs geht. Gratians Text enthält dabei die Schilderung eines Casus, eines Präzedenzfalles: "Quidam Episcopus de lapsu carnis à Laico impetitur. Duo Monachi, unus Subdiaconus, & duo Livitae adversus ipsum, testimonium ferunt. A Metropolitano suo sentit se praegravari. In ipsa ventilatione causae tres ex testibus desciunt, sive promissione decepti, sive Canonica examinatione reprobati. Expolitatur tamen Episcopus, quia crimen eius notorium erat".

Die in schimmerndem Blattgold im Schachbrettmuster hinterfangene Miniatur ist in drei Kompartimente, die mit gotischen Dreipassbögen überfangen wird, eingeteilt. Zwischen ihnen ragen Wimperge, hohe Maßwerktürmchen, auf, dazwischen sieht man über den Bögen kleine Kapellen-Häuschen in verschiedenen Farben mit Blattgoldzinnen. In der Mitte sitzt der Papst (wohl Papa Paschalis), der sich nach links zu einem Grüppchen dreier Männer wendet, die ihm ihre Anklage mit einem Schriftband präsentieren, während rechts die Mordtat dargestellt ist.
Der Text ist u. a. abgedruckt im "Corpus juris canonici Gregorii XIII Pont. Max. jussu editum: a Petro Pithoeo, & Francisco Fratre ad veteres codices mss. restitutum et notis illustratum. Paris 1687, Band I, S. 152). – An Rändern stellenweise winzige weitere Kommentare zum Hauptkommentar von zeitgenössischer Hand. Rechts oben und unten wenige, unwesentliche Fleckchen, das Blatt vereinzelt leicht gewellt, insgesamt in grandioser Gesamterhaltung, kaum mit Oberflächenbereibungen, nur die Schrift ganz vereinzelt minimal blasser, die Miniatur in allerbester Erhaltung, in leuchtenden Farben und schimmerndem Gold.

Antiphonale-Fragment
Lateinische Handschrift auf Pergament.
Los 1001

Zuschlag
6.500€ (US$ 6,989)

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THEOLOGISCHE HANDSCHRIFTEN
Antiphonale-Fragment. Lateinische Handschrift auf Pergament. Schriftraum 19 x 15,5 cm. Format 25,5 x 20 cm. Mit romanischer Quadratnotation auf vier Linien und 22 großen Zierinitialen in Rot und Blau mit reichem Federwerk, Text in Schwarz und Rot. Modernes Pergament (minimal angestaubt). Spanien um 1380.
Umfangreiches Fragment einer wohl nordspanischen Antiphonale-Handschrift, die paläographisch in die Zeit ins 14. Jahrhundert datiert werden kann. Enthalten ist ein Großteil des "Proprium de tempore" vom Advent bis Ostern mit einem Teil des "Commune Sanctorum", woraus sich ergibt, dass es sich um den ersten von zwei Bänden einer Handschrift mit Gesängen für den Gebrauch eines gregorianischen Chors über das ganze Kirchenjahr handelt. Vorhanden sind Fol. 10-73, 75-78, 80, 100-101, 130-133, 144-145, 170, 175 und 178-183. Die Quaternio-Lagen bestanden ursprünglich aus je acht Blättern, also 16 Seiten, was der üblichsten Form des Hochmittelalters entsprach.
Neun Systeme sind pro Seite angeordnet, der Text ist in gotischer Textura geschrieben, die Liniensysteme mit je vier Notenlinien, die C-und F-Linie wurde in Gelb bzw. Rot nachgezogen, auf den Linien befindet sich die romanische Choralnotation, die Überschriften in Rot, die Großbuchstaben sind mit Gelb ausgemalt oder mit Rot ausgeschmückt. Rote Zierinitialen (sog. Lombarden, meist mehrere pro Seite) ordnen den Text und geben die Versbeginne an. Die 22 prächtigen großen (bis ca. 8 x 8 cm) Zierinitialen gliedern die Kapitel. Ornamentführung, Initialen, Farbgestaltung sind typisch für die nordspanische Handschriftenkunst des frühen Spätmittelalters. – Drei Initialen sind im Fragmentverbund ausgeschnitten, drei untere Blattränder (wohl ohne Textverlust?) sind abgeschnitten, einige Blätter zumal gegen Ende des Bandes abgegriffen bzw. fingerfleckig, mit den üblichen Knorpellöchern im Pergament, jedoch in guter Gesamterhaltung. – Beiliegt eine ausführliche hs. Transkription.

Lot 1002, Auction  117, Introitus, in sancti thomae episcopi et martyris. In festum nativitatis domini

Introitus
in sancti thomae episcopi et martyris. In festum nativitatis domini
Los 1002

Zuschlag
250€ (US$ 269)

Details

"Introitus in sancti thomae episcopi et martyris" - "In festum nativitatis domini, sancti staphani, sancti iohannis evangeliste..." 2 Einzelblätter aus einer liturgischen Handschrift. Lateinische Handschrift in Braunschwarz und Rot auf Pergament. Schriftraum 22,5 x 16 cm; Blattgröße 33 x 23 cm. Mit zahlreichen Initialen in Rot und Blau sowie 5 größeren roten und blauen Schmuckinitialen zu ca. 2,5 cm, jeweils mit reichem, über die Kolumne ausgreifendem Federwerk in Rot und Violett. Wohl südliches Frankreich um 1380.
Zwei hübsche, sehr dekorative Blätter aus einem wohl aus Südfrankreich stammendem Antiphonale mit dem Offertorium zu den kirchlichen Festtagen. – Kaum fleckig, höchst qualitätsvolles, schönes Pergament. – Beiliegt: Einzelblatt aus einer spätmittelalterlichen französischen Stundenbuchhandschrift. Lateinische Handschrift auf Pergament. Schriftraum 15 x 8,5 cm; Blattgröße 20 x 21 cm. Mit zahlreichen Initialen aus Pinselgold und Zeilenfüllern. 31,5 x 22,5 cm. Mit Passepartout unter Glas in vergoldeter Holzprofilleiste gerahmt. - Mit Teilen aus den Sprüchen Salomonis "Proverbia". - Gering wellig, wohlerhalten.

Lot 1003, Auction  117, Text-Antiphonale, Audivi vocem de celo". Lateinische Handschrift auf Pergament

Text-Antiphonale
Audivi vocem de celo". Lateinische Handschrift auf Pergament
Los 1003

Zuschlag
220€ (US$ 237)

Details

"Selig sind die Toten, die im Herrn sterben"
Text-Antiphonale. "Audivi vocem de celo". Lateinische Handschrift auf Pergament. Schwarzbraune Gotica textualis mit Einsprengseln in Rot. 12 Zeilen. Schriftraum 13,8 x 10 cm. Format 19,5 x 13,5 cm. Mit 3 Blattgoldinitialen auf rot-blauem Grund mit weißer Federbinnenzeichnung. Unter Passepartout. Wohl Norditalien um 1400.
Prachtvolles, wohl norditalienisches Handschriften-Einzelblatt mit leuchtenden Blattgoldinitialen und einer Textstelle aus den gregorianischen Gesängen (ohne Noten): "Audivi vocem de celo dicentem michi beati mortui qui in domino moriuntur" ("Ich hörte eine Stimme vom Himmel her sprechen: Selig sind die Toten, die im Herrn sterben"), nach Lectio VII, (lob 17,1-3; 11-15) und der Bibelstelle der Offenbarung des Johannes (Apocalypsis Ioannis 14, 13). – Minimal wellig, kaum berieben oder fleckig, in sehr schöner Gesamterhaltung.

Gregor I., Papst und Francisco degli Abbati
Homiliae XL in Evangelia [und:] Francisco degli Abbati. Postillae super Evangelia Dominicalia
Los 1004

Zuschlag
19.000€ (US$ 20,430)

Details

Gregor I., Papst. Homiliae XL in Evangelia [und:] Francisco degli Abbati. Postillae super Evangelia Dominicalia. Lateinische Handschrift auf Pergament und Papier (im Wechsel). 2 Werke in 1 Band. 274 nn., 1 w. Bl. 2 Spalten. 39-49 Zeilen gotische Bastarda-Textura. Schriftraum: unregelmäßig 20 x 15 bis 21,2 x 14 cm. Format: 29,2 x 20,5 cm. Mit zahlreichen bis 6-zeiligen breiten Minuskel-Initialen in Rot, vereinzeltem Federwerk, Notabene-Händchen sowie durchgehender Rubrizierung. Moderner Kalbslederband im Stil d. Z. mit 5 Bünden über schweren abgeschrägten Eichenholzdeckeln mit modernem Pergamentvorsatz, 10 Zylinderbuckeln und 2 Lederschließen mit 6 teils punzierten Beschlägen im Stil d. Z. Nördliche Niederlande, möglicherweise Delft. Erste Hälfte des 15. Jahrhundert.
Die Handschrift stammt aus der Bibliothek der Nieuwe Kerk, der zentralen Hauptkirche von Delft in Zuid-Holland, die 1351 unter dem Herzog Albrecht I. von Bayern und Straubing-Holland gegründet und den Heiligen Maria und Ursula geweiht wurde. Sie war 1572 reformiert worden und diente als Grablege für die Prinzen von Oranje, u. a. des Willem van Oranje (1533-1584).
Auf Blatt 64v (am Ende der Homilien Gregors) findet sich ein kleiner 3-zeiliger Widmungsvermerk, demnach die Handschrift von einem wohlhabender Bürger (dessen Namen leider alt ausradiert wurde) nach dessen Tode dem Konvent (?) der Nieuwen Kerk St. Marien dediziert wurde. Dort steht etwa: „et post mortem suam sanctae mariae con[ventum?] in delft reddit et pro amore dei“.

Die Handschrift besteht aus zwei Teilen, deren erster die Homilien Gregors des Großen, während der zweite eine umfangreiche „Postilla super evangelia“ enthält, die meist dem Franziskanergelehrten Franciscus de Abbatibus (nachweisbar 1375-1404) zugeschrieben wird (vgl. Schneyer II, 55-59 und den Text im MS. Hamilton 27 von ca 1420-30).

Der erste Teil (Fol. 1-64) besteht aus 4 Lagen à 16 Bl., von denen Blätter 1-62 zeitgenössisch foliiert wurden. Die Papierlagen wurden jeweils außen (erstes und letztes Blatt) sowie in der Mitte bei der Bindung mit einem Doppelblatt aus Pergament umgeben, so dass jede Lage 4 Pergamentblätter und 12 Papierblätter enthält. Dieses Prinzip zieht sich - wenn auch in anderem Umfang - ebenso durch den zweiten Teil, der von einer anderen Hand stammt, während die Rubrizierung wohl durchgehend einheitlich erfolgte. In jedem Fall weisen die Wasserzeichen im Papier auf Papiermühlen derselben Region (Krone bzw. Pfeil und Bogen; vgl. Briquet). Am Schluss wurden fünf wohl weiße Blätter entnommen.
Der zweite Teil (Fol. 65-274r) besteht aus 18 Lagen zu je 12 Blättern, ganz ohne Foliierung. Die Papierlagen wurden jeweils außen (erstes und letztes Blatt) sowie in der Mitte bei der Bindung mit einem Doppelblatt aus Pergament umgeben, so dass jede Lage 4 Pergamentblätter und 8 Papierblätter enthält.

Teil I
enthält 40 Homilien des Kirchenvaters Gregor des Großen (542-604), seine Auslegungen der sonntäglichen Evangelienperikopen: Fol. 1r Prologus mit dem Widmungsbrief des Bischofs Secundinus und der Tabelle der Homelien: „Reverendissimo atque sanctissimo episcopo Gergorii“ und „Explicit prologus Incipit tabula Omeliarum beati gregorij pape qui ab codem est edite et conscripte“. Dann folgt der Index der Homelien 1-20. Fol. 1v „In illo tempore dixit ihesus discipulis suis. Erunt signa in sole & luna & stellis …“ Fol. 63r folgt eine Liste der Predigten. Darauf folgt Fol. 63v die 37. Homelie.
Die frühen exegetischen Predigten des Heiligen Georgius zu den Evangelienperikopen entstanden zu den Sonntagsmessen über das ganze Kirchenjahr hinweg. Der Papst teilte die von 590 bis 591 im Gottesdienst gehaltenen Predigten in zwei Hälften (1-20 und 21-40), von denen er die erste von einem kirchlichen Notar vorlesen lies, während er die zweite Hälfte selbst vortrug. 592 gab er sie als schriftliche Fassung heraus. Der Text ist heute in über 20 Handschriften allein in der Bibliothèque Française in Paris erhalten.

Teil II der Handschrift enthält den vollständigen Zyklus der 48 Predigten des „Proprium de tempore“, also individuelle Texte für die Sonntage, aber auch die Wochentage und „Herrenfeste“ (im Gegensatz zu dem „Proprium Sanctorum“, das die Texte für die Heiligenfeste“ enthält)“: Fol. 65r beginnt ebenfalls mit Vers 25 aus Lukas Kap. 21: „Erunt signa in sole et luna et stellis“, Fol. 71r „Cum audisset Johannes in vinculis opera Christi“, Fol. 77r „Miserunt Iudei ab Iherosolimis sacerdotes et leuitas ad iohannem“ bis zum Schluss Fol. 274v „Unde Chrysostomus plangent iudei plangent gentiles. plangent falsi christiani qui delexerunt magis mundum … et sit est finis“

Als Autor gild der Franziskaner Francisco de Asti (auch Franciscus de Abbatibus; 1375-1404), von dem neben seiner „Postilla super evangelia dominicalia“ auch noch Pfingspredigten erhalten sind (Quadragesimale). Er stammte aus dem piemontesischen Asti und gehörte zu den bedeutenden Predigern des 14. Jahrhunderts in Italien. Von der vorliegenden „Postilla“ konnten bis dato nur etwa knapp 30 Manuskripte nachgewiesen werden, davon 25 von Schneyder, die sich allesamt in europäischen Bibliotheken befinden, darüber hinaus noch zwei weitere in der British Library. Die Tatsache, dass das Predigtwerk Gregors des Großen zusammen mit den Evangelienexegesen des Franciscus de Abbatibus zusammengebunden wurden, ist einzigartig und zeichnet die vorliegende Handschrift aus, die paläographisch Ende des 14. bzw. wohl Anfang oder in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts zu datieren ist (was die Papieranalyse nahelegt).

Zu den Texten Teil I vgl. Migne, Patrologia Latina LXXVI, 1075-1312. Stegmüller, Repertorium Bibliographicum II, 1950, S. 369-370, Nr. 2646. Teil II Johann Baptist Schneyer, Repertorium der Lateinischen Sermones des Mittelalters für die Zeit von 1150-1350, II, 1970, S. 55. Stegmüller, Repertorium Bibliographicum II, 1950, Nr. 2295. DHGE I, 26. Die Wasserzeichen bei Briquet 788 oder 791 (S. 2-63), 4641 (S. 66-140), 14177-78 (S. 140-150, 174-273 und 164-171), wo die Wasserzeichen als unidentifiziert, aber lokalisiert und datiert "Holland nach 1430" werden. – Sehr sauber und wohlerhalten, kaum Flecke oder Feuchtschatten. Mit wenigen alten handschriftlichen Anmerkungen. Die Vorsätze in neuem Pergament, Innengelenke etwas schwach, wenige kleine Randläsuren gegen Ende, insgesamt wohlerhalten und frisch.

Kölner Stundenbuch
Horae Beatae Mariae Virgini.sLateinisches Handschrift in Rot und Braunschwarz auf Pergament
Los 1005

Zuschlag
8.000€ (US$ 8,602)

Details

Horae Beatae Mariae Virginis. Lateinische Handschrift in Rot und Braunschwarz auf Pergament. 229 (statt 238?) Bl. 16 (Kalendarium) bzw. 18 (Text) Zeilen. Schriftraum: 18,5 x 7 bzw. 8,6 x 5 cm. Format: 12,8 x 9,4 cm. Mit Initialen in Rot und Blau und 5 großen 6-zeiligen Blattgoldinitialen auf blau-rotem Grund oder mit reicher Federwerk- und Fleuronné-Zier. Leder des 16. Jahrhunderts (mit Bezugsfehlstellen, stärker beschabt und bestoßen, Gelenke brüchig und teils überklebt, Rücken knickspurig) über Holzdeckeln (VDeckel gebrochen, Leder hier offen) mit 2 intakten ziselierten Messingschließen. Köln 1477.
Oberrheinisches Stundenbuch auf Pergament mit dem Ferialoffizium für den Gebrauch von Köln. Mit hübschen großen Goldinitialen geziert, leider allerdings seiner sämtlichen Miniaturen beraubt.

Das Livre d'heures fängt auf Fol. 1 mit einer Kalenderrose mit zwei Buchstabenregistern an: "Primera annos domini a loco et numero super posito saliret. Mcccclxxvij ..." Darüber auch in Rot die Jahreszahl "Mcccclxxvij", die auf die Datierung des Stundenbuchs schließen lässt. Es folgt das Kalendarium mit den Jahrestagen der Heiligen Fol. 2-13. Die Hervorhebung der Lokalheiligen Gereon, Pantaleon, Severin und Ursula im Kalendarium verweisen auf den Kölner Ursprung der Handschrift.
Dann setzt der Text an Fol. 14: "Dominicis diebus ad matutinas ... Adoremus dominum, Qui fecit nos. In primo nocturno. Beatus vir qui non abijt in consilio impiorum et in via peccatorum non stetit in cathedra derisorum non sedit". Mit einer großen 6-zeiligen Blattgoldinitiale "B" auf nachtblauem, sehr fein koloriertem Grund, die Binnenfüllung besteht aus einer aufwendigen Pflanze vor rotem Grund, mit gelben Blätter, blauer Blüte und leuchtend rotem Kelch sowie die Kolumne links begleitendem Federwerk. Die folgenden Initialen sind ebenfalls sehr dekorativ, wenn auch etwas einfacher gehalten: in schimmerndem Blattgold auf zweifarbigem Federwerk.

Die Lagenbeschreibung ergab, dass von wahrscheinlich 238 Blättern in 30 Lagen zu jeweils 6-10 Folii neun Blätter fehlen, die herausgenommen wurden (Falze teils vorhanden). Der Position im Stundenbuch, aber auch der Anzahl nach, handelt es sich sicher um einst im Buch befindliche Miniaturen:
18 26 (-6) 38 48 58 (-2) 68 78 88 98 108 118 128 168 148 158 168 178 188 198 208 218 (-2) 228 2310-(3+9) 2410 258 (-6) 268 278 288 296 306 (-3-6). Es fehlen nach dieser Lagendefinition die neun Blätter: 26 72 212 233 239 256 304 305 306. Vorhanden sind damit 229 von mutmaßlich 238 Blättern der 30 unterschiedlich umfangreichen Lagen. – Das Manuskript ist auf vielfach löchrigem Pergament, mit Knorpelausschnitten oder kürzeren Rändern, also für die Zeit weitgehend preiswerterem Material hergestellt, so dass zahlreiche Risse schon zeitgenössisch genäht worden sind (Fäden fehlen meist). Hier und da etwas finger- und braunfleckig, meist aber sauber und sehr ordentlich geschrieben.

Antiphonale de Langres
Lateinische Handschrift auf Pergament.
Los 1006

Zuschlag
22.000€ (US$ 23,656)

Details

Antiphonale de Langres. Lateinische Handschrift auf Pergament. 47 nn. Bl. 2 Spalten. 27 Zeilen. Schriftraum 24 x 16 cm. Format 35,4 x 24,4 cm. Gotica textualis in Schwarz und teils in Rot, romanischer Quadratnotation auf vierlinigem System, Rubrizierung mit zahlreichen roten und blauen Lombarden sowie größeren Initialen in schwarzer Gotica auf gelbem Grund, teils mit grotesken Köpfen, 9 große Blattgold-Initialen auf blauem oder rotem Grund, 3 Pinselgold-Initialen, 1 große Zierseite mit umfassender, vierteiliger Bordüre in Gold und Farben mit Früchten, Pflanzen, Blüten, Grotesken und Wappen, 8 Bordüren am rechten Rand mit Blüten und Früchten und Akanthus in Gold und Farben sowie Wappen und 4 Miniaturen. Reich blindgeprägtes braunes Kalbsleder d. Z. (mit sorgsam fachmännisch restaurierten kleinen Bezugsfehlern und Ausrissen, Fehlstellen am Rücken, doch nur unwesentlichen Beschabungen und Bereibungen) über schweren Holzdeckeln mit 2 schlichten (etwas späteren) Messingschließen. Langres, Chapelle Saint-Jérome, 1517.
Reich illuminiertes Antiphonale mit großer Schmuckseite am Anfang und acht weiteren mit hübschen Randbordüren und Miniaturen ausgezeichneten Seiten. Auf der ersten Seite (1r) sind im unteren Bordüre-Balken zwei Wappen eingemalt mit der Devise "Recte vivendo neminem timeas". Die Blasonik finden wir im Wappenverzeichnis von Riestab beschrieben. Dort heißt es: "de gueules au chevron diminué d'argent, accompagné de trois étoiles d'or, 2 et 1, et soutenant une fasce en divise aussi d'or, surmonté de trois étoiles du même rangées en chef": "zwei Tressenstäbe in Gold und Silber, mit sechs goldenen Sternen auf roten Grund. Das zweite Wappen als auf der Spitze stehendes blaues Quadrat mit drei liegenden Halbmonden mit je einem Stern in Gold.

Auf Seite 3v findet sich in der Bordüre ein weiteres Wappen mit Andreaskreuz in Rot auf blauem Schild mit der goldenen Lilie. Es ist dieses das Wappen des französischen Bistums Langres, zugeschrieben den beiden legendären Klostergründern, den Bischöfen Hariolf und Erlolft (noch heute bewahrt die deutsche Stadt Ellwangen das Bischofswappen als Stadtwappen). Die Handschrift kann also der Chapelle Saint-Jérome de Langres (Barrois) zugeordnet werden. Auf dem vorderen festen Pergament-Vorsatz findet sich ein hs. Eintrag des Jahre 1575 mit dem hübschen Motto: "In domino confido non in hominibus - Foys huius capellanus 1575 de lamentia natus".

Das Antiphonale gliedert sich, wie folgt:
Fol. 1r-15v Psalmen
für die Vesperzeit " dominicis diebus ad vesperum antiphona", Zierseite mit großer Goldinitiale "D", vierseitiger Bordüre und Mittelsteg-Groteske sowie den oben beschrieben zwei Wappen.
Fol. 3v Beginn des Psalms 114 "Dilexi quoniam exaudiet Dominus vocem orationis meae" (Das ist mir lieb, dass der Herr meine Stimme und mein Flehen hört) mit Goldinitiale "D" und Bordüre lilks mit Akanthus, Blumen, Erdbeeren und dem Bischofswappen in Rot-Blau mit goldenen Lilien.
Fol. 6r Beginn Psalm 126 "Nisi Dominus ædificaverit domum" (Wenn nicht der Herr das Haus baut ...).
Fol. 6v Bordüre links mit Akanthus, Blumen und einer Miniatur König David in weiter Landschafte, gekleidet in blauen Rock und mit rotem Hermelinmantel, auf dem Kopf die goldene Krone, zu seiner Rechten die goldene Harfe, oben links erscheint ihm Gottvater in einer Gloriole im Himmel (8,6 x 3,2 cm).
Fol. 10r Beginn des Responsoriums "Confiteor tibi domine in toto corde meo" (Ich will dich preisen, Herr, von ganzem Herzen).
Fol. 12v Beginn der Antiphona "Voce mea ad Dominum clamavi, et exaudivit me de monte sancto suo" (Mit meiner Stimme schrie ich zum Herrn, und er erhörte mich von seinem heiligen Berg).
Fol. 13 Beginn des Benedictus "Dominus Deus meus qui docet manus meas ad proelium" (Gelobet sei der Herr, mein Hort, der meine Hände lehrt streiten). Bordüre links mit Akanthus, Blumen und einer Miniatur Heiliger Christophorus, der das immer schwerer werdenden Christuskind in grünenRock und goldener Weltkugel auf seinen Schultern über den Jordan trägt (8,6 x 3,2 cm).
Fol. 15v Totenoffizium für den Gebrauch von Langres: "Officium defunctorum ad vesperas antiphona". Mit Goldinitiale "D". Hier erscheint links in der Bordüre wiederum das bischöfliche Wappen mit dem Motto im blauen, umlaufenden Schriftband mit Goldlettern: "Neminem timeas recte vivendo".
Fol. 22v Credo. Dominus illuminatio mea et salus mea quem timebo (Der Herr ist mein Licht und mein Heil: wen sollte ich fürchten?). Links eine Bordüre mit Akanthus, Erdbeeren, Blüten und einer Miniatur Verkündigung Mariae im Gehäuse (8,6 x 3,2 cm).
Fol. 28r Responsorium Redemptor meus vivit et in novissimo me renovabis renovantur denuo ossa mea et in carne mea videbo Dominum Deum (Mein Erlöser lebt, und am Jüngsten Tag wirst du mich neu schaffen. Von neuem werden meine Gebeine erneuert werden, und in meinem Fleisch werde ich den Herrn, Gott, schauen). Als Notentext unter vierzeiliger Quadratnotation auf vierlinigem System. Links auf Fol 28v eine Bordüre mit Akanthus, einem großen Erdbeerstrauch sowie aubergine-violetten Nelken.
Fol. 30v Antiphona "In iniquitatibus conceptus sum. Et in peccatis concepit me mater mea" (Ich wurde nämlich in Ungerechtigkeit empfangen. Und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen). Mit Bordüre mit dem zweiten Bischofswappen im blauen Quadrat mit goldenen Halbmonden und Sternen, mit dem Motto im roten, umlaufenden Schriftband mit Goldlettern: "Capellae Fundatrix".
Fol. 38v Ad Missam introitus "Deus qui ecclesiam tuam egregii doctoris hieronimi doctrinis et exemplis mirifice decorasti" (Gott, der Du Deine Kirche mit den Lehr- und Glaubenssätzen des Heiligen Hieronymus schmückst). Mit großer Goldinitiale "I". Links eine Bordüre mit Akanthus, Blumen und einer Miniatur Heiliger Hieronymus in der Wüste als Eremit, das Kreuz mit dem Heiland anbetend, auf dem Sockel ein Totenkopf, vor dem der Löwe lagert (8,6 x 3,2 cm).
Fol. 44r "Requiem eternam dona eis domine et lux perpetua luceat eis" (Ewige Ruhe gib ihnen, Herr, und ewiges Licht leuchte ihnen). Mit besonders schöner, großer Blattgolditinale "R".
Fol. 47r Schlusschoral: "Lux perpetua luceat eis domine cum sanctus tuis in eternum quia pius es" (Das ewige Licht leuchte ihnen und bei deinen Heiligen in Ewigkeit: denn du bist gut).

Hinterer fester Vorsatz mit zeitgenössischem Dedikationsvermerk in roter Tinte, von dem sich die exakte Datierung in das Jahr "1517" und noch einmal der Ort Langres (gallice: Lingons oder Lingonis) und Barrois (gallice: Insula barrensi, in der heutigen Region Grand Est) ableiten lässt: "Nobilis Prudentius de Recourt Lingoneß ... Canonicus Cantor et officinalis et post xxx Barrensis de demum Thesaurarius Quinique ... Hieronymus Capellanus hunc librum ad honorem et ...um ipsius xii doctoris freci fecit et cappelle dicans Anno 1517". Darunter wohl eine Empfangsbestätigung des Kapellans, ebenfalls datiert "1517" und mit beglaubigender Unterschrift "Testimonio". – Auf überaus festem Pergament geschrieben, kaum fleckig, kaum Gebrauchsspuren, durchgehend frisch, die Miniaturen, wenige Pinselgold-Initialen und Bordüren teils etwas retouschiert und überarbeitet. Auch der zeitgenössische Einband ist bemerkenswert: in einer umlaufenden Bordüre mit einer floral-ornamentalen Rolle sind elf weitere vertikale Rollen abgedrückt mit Kreuzblumen und Rautenranken.

Breviarium latinum-germanicum
Miniatur-Gebetbuch. Lateinische und deutsche Handschrift in schwarzbrauner und roter Tinte auf Papier
Los 1007

Zuschlag
3.400€ (US$ 3,656)

Details

Vademecum eines Priesters mit Anleitungen zum Abhalten der Messe
Breviarium latinum-germanicum. Miniatur-Gebetbuch. Lateinische und deutsche Handschrift in schwarzbrauner und roter Tinte auf Papier. 233 num. Bl. Schriftspiegel 5 x 4,3 cm. Format 8,8 x 6,8 cm. Mit zahlreichen roten Initialen, schwarzer Hufnagel-Notation auf System zu 4 Linien, Text in Schwarz und Rot. Und mit 47 eingebundenen Bl. eines typographischen Gebetbuchs mit zahlreichen in Rot eingedruckten Initialen, mit vierteiliger Metallschnitt-Bordüre und 9 Textholzschnitten sowie einmontierter Kupferstich als Frontispiz. Schwarzes Leder d. Z. (Gelenke brüchig, Rücken mit Fehlstellen, stärker beschabt und berieben) über Holzdeckeln mit 2 intakten Messingschließen. Deutschland um 1680.
Interessantes handschriftliches Taschengebetbuch mit den Texten für die Messe, für die private Andacht, aber auch mit 40 Seiten Gesängen zu den kirchlichen Festtagen in hübscher Hufnagelnotation. Diese hatte sich direkt aus Neumennotation im Vierliniensystem mit quadratischen oder rautenförmigen Notenköpfen entwickelt und ist bis ins 18. Jahrhundert in liturgischen Gesangsbüchern nachweisbar.

Das Büchlein beginnt mit einem gestochenen Frontispiz der Maria Immaculata im Strahlenkranz und einem Gebet "Nativitas tua dei genitrix virgo gaudium annuntiavit universo mundo ex te enim ortus est..." Es folgen weitere Gebete und Hymnen, durchsetzt von Blättern eines lateinischen Brevier-Drucks, vom Anfang des 17. Jahrhunderts. Darin finden sich neun szenische Holzschnitte zum Neuen Testament, Heimsuchung, Geburt Christi, Wurzel Jesse, Flucht nach Ägypten, Krönung Mariae etc.

Mit Seite 154v beginnt der deutsche Text mit ganz konkreten Anweisungen zum Gottesdienst, die hier auch in sauberer gotischer Schrift von einem Priester zum praktischen Gebrauch aufgezeichnet wurden. Dort wird die Reihenfolge der zu verlesenden Texte angezeigt, aber auch auf spezielle Bedürfnisse der Gemeinde eingegangen. Wenn beispielsweise viele Leute in der Kirche sind, werden bestimmte Passagen übersprungen und Änderungen der Gottesdienstordnung angewandt: "Wie man änderen muß in den Commendatios" "vor viel leuth ändert man also. Und dan auch vor Alle glaubige Seelen", "vor alle Glaubige Seelen Die Vigilien Die erste soll Fidelium und da für Miserere, zum Endt der vigilien Animabus, danach schlag man die uber."

"Daß Gebett Respice zu teutschen pr[esbyter] n[iede]r kn[i]end den ps[alm] eus deus meus respice [Fol.] 40 stehent den psalmen:; kn[i]end. O Herr Jesu xpe [Christe] empfange diesen psalmen zu lob und ehr deines H[eiligen] Nahmens, und umb die klag so du zum vatter getahn erlöse die Seel deiner dienerin".

Auch für die Exequien wurde der Ablauf der Messe aufgezeichnet: "Requiescant in pace. Amen. Wan die leich einer auß unserere verscheidener geistlicher schwester zu Capellen soll getragen werden ehe sie von der plahen getragen so betten wir den Ps. Miserere. Requiem". "Gleich hiernach wird die leich zur Capellen getragen, die krancke warderin gehet aller nechst hinder der leich, tragent den leuchter mit brennender kertzen fewr psengen und weyrrauch under werendem tragen singt mit niederer stimmen den Reim Libera me domine" etc. – Teils etwas gebräunt, fleckig und angeschmutzt, einige Textblätter mit hs. Text überklebt, Holzschnitte teils ankoloriert, fleckig, etwas unfrisch und mit üblichen Gebrauchsspuren. - Ein interessantes Beispiel deutscher Volksfrömmigkeit und Beispiel für die Individualisierung des Kultes.

Antiphonale
Liturgische Handschrift auf Papier.
Los 1009

Zuschlag
550€ (US$ 591)

Details

Kirchengesänge für die Osterzeit
Antiphonale. Liturgische lateinische (und vereinzelt italienische) Handschrift mit Text und Quadratnotation auf Papier. 126 S., 2 nn. linierte Bl. 9 Zeilen. Text und Notensysteme mit Noten in Braunschwarz und Rot. 42 x 28,5 cm. Leder d. Z. (mit Bezugsfehlstellen und Einrissen an fehlenden Schließbeschlägen, beschabt, bestoßen und berieben) mit 8 großen Messing-Rundbuckeln und auf beiden Deckeln gemalten Kardinalswappen in roséfarbener Kartusche mit rotem Kegelhut (heraldische Merkmale im Wappen ausradiert; ohne die Schließen). Norditalien um 1720.
Recht pittoreske Antiphonale-Handschrift für die Osterzeit vom Beginn des 18. Jahrhunderts, sauber geschrieben auf sehr festem, starken Büttenpapier. Jede Seite mit 9 Notenzeilen im System zu 4 Linien und mit romanischer Quadratnotation in Sepia. Initialen der Versanfänge sind mit roten Kapitalien ausgezeichnet, die Abschnitte, Psalmen- und Antiphona-Incipits, Überschriften bzw. Angaben zur Rollenverteilung im liturgischen Wechselgesang sind in Rot geschrieben: "Dominica delle Palme, alla Benedictione; Lectio i-iij; Ad Benedictus; Giovedì santo alla Messa", "Venerdì santo, la Mattina", "Venerdì santo à la sera", "Nel Sabbato Santo, la Mattina", "Alla Messa" etc.

Mit den Angaben für den Priester und Chor und die Musik in italienischer Sprache: "Antiph[ona]", "Cor[o]", "Grad[uale]", "Off[ertorium]", "Psal[mus]", "Tract[atus]", "Da capo" etc. in Rot. – Gelenke etwas schwach, wenige Risse, etwas fingerfleckig und leicht gebräunt, sonst nur geringe Gebrauchsspuren.

Servetus, Michaele Villanovanus
De Trinitatis erroribys libri septem.
Los 1010

Zuschlag
14.000€ (US$ 15,054)

Details

Servetus, Michaele Villanovanus. "De Trinitatis erroribus libri septem per Miachelem Serveto alias Reues ab Arragonia Hispanum. Anno MDXXXI". Lateinische Handschrift auf Papier. 19,5 x 17 cm. Halbpergament d. Z. (gering angestaubt und etwas beschabt). Deutschland um 1780.
Vollständige Abschrift des Hauptwerks zur Dreifaltigkeit, der ersten Veröffentlichung des spanischer Mediziners und humanistischen Gelehrten und Theologen Miguel Serveto y Reves (1509-1553), das 1531 in Hagenau gedruckt worden war. Hierin kritisiert er die Trinitätslehre vehement, was ihm den Ruf der Ketzerei einbrachte, so dass er auf Betreiben Calvins dem Autodafé überantwortet wurde. Das Werk war dermaßen brisant, dass es meist nur klandestin weitergegeben werden konnte. Daher erklärt sich die relativ späte Abschrift. – Gering gebräunt, wohlerhalten.

Evangeliar
Ge'ez-Handschrift auf Pergament.
Los 1013

Zuschlag
3.400€ (US$ 3,656)

Details

ÄTHIOPISCHE HANDSCHRIFTEN

Reich illuminiertes Evangeliar mit qualitätvollen Miniaturen

Ge'ez Handschriften. - Evangeliar. Ge'ez-Handschrift in roter und schwarzer Schrift auf Pergament. 129 Bl. 39-40 Zeilen, 3 Spalten. Mit 12 (7 ganzseitigen) farbigen Miniaturen. Ca. 36,5 x 29,5 cm. Reich blindgeprägtes Kalbsleder d. Z. über schweren, kantigen Holzdeckeln (etwas berieben und bestoßen sowie beschabt, Lederbezug an Gelenken offen und mit Fehlstücken, ohne Rückenbezug). Äthiopien um 1720.
Prachtkodex eines äthiopischen Evangeliars in Ge'ez-Schrift in einem sorgfältigen, regelmäßigen Duktus, in schwarzer Tinte mit roten Hervorhebungen. Anfangs ein Doppelblatt mit vier ganzseitigen Malereien (die Madonna mit Kind zwischen zwei Engeln und vier Heiligen - die Heilung des Gelähmten - die Fußwaschung - der Gekreuzigte zwischen Maria und Johannes), die letzten drei Seiten mit drei weiteren blattgroßen Malereien (die thronende Madonna über einer Krönungsszene - ein zweigeschossiges Fries mit Herrscher- und Heiligendarstellungen - Gottvater zwischen den Evangelistensymbolen, darunter Engel und Heilige).

Im Text (Fol. 21v, 39v, 59v, 111v u. 128r) fünf kleinere, mitunter mehrteilige Malereien mit weiteren Apostel- und Heiligendarstellungen. Die ansprechenden Malereien im ersten Gondar-Stil (typisch die schematisierten Schatten auf den Gesichtern, die großen Köpfe und die als parallele Linien dargestellten Gewandfalten) sind meist in warmen Erdtönen gehalten, stellenweise von etwas lebhafterer Farbgebung, scheinen jedoch von ein und derselben Hand zu stammen. Die Darstellung von zwei Reiterheiligen am Ende des Textes blieb unvollendet. – Anfangs und am Ende etwas gebräunt und angeschmutzt, vereinzelt am oberen Rand fleckig, im ganzen jedoch von ausgezeichneter Erhaltung. Der schöne zeitgenössische Prägeband zeigt auf beiden Deckeln ein mehrfaches Bordüre-Ornament, das sich um ein großes Mittelkreuz legt und mit verschiedenen Kreuzstempeln geziert wurde.

Evangeliar
Ge'ez-Handschrift auf Pergament.
Los 1014

Zuschlag
3.800€ (US$ 4,086)

Details

Ge'ez Handschriften. - Evangeliar. Ge'ez-Handschrift auf Pergament in roter und schwarzer Schrift auf Pergament. 166 Bl. 40 Zeilen, 3 Spalten. Mit Frontispiz und breiter Randbordüre in den Farben Schwarz, Rot, Grün, Gelb und Blau. Ca. 35,5 x 29 cm. Holzdeckelband d. Z. (gering berieben, Deckel mit Resten des ursprünglichen, reich geprägten Lederbezugs) mit breitem blindgeprägten Lederrücken des 19. Jahrhunderts. Äthiopien wohl zwischen 1780 und 1820.
Das Buch besteht aus 20 Quaternionen, einem Trinion sowie einem vorgeblendeten Frontispiz (dieses und die Bordüre sicherlich etwas später), so dass die Lagenformel lautet: Frontispiz, 1-98, 106, 11-218. Die erste Textseite wurde in jüngerer Zeit mit einer dekorativen Flechtwerkbordüre in gedämpfen Rot-, Gelb-, Blau- und Grüntönen versehen; von derselben Hand stammt das dieser Seite gegenüber eingefügte, bemerkenswert prächtige Frontispiz mit einer schönen Darstellung der vier Evangelisten im Stil der äthiopischen Handschriften-Illumination des 15.-16. Jahrhunderts. – Breitrandig und kaum fleckig, letzte Lage gelockert, kaum gebräunt, wenige Fingerfleckchen.

Evangelistar
Ge'ez-Handschrift auf Pergament.
Los 1015

Zuschlag
2.800€ (US$ 3,011)

Details

Ge'ez Handschriften. - Evangelistar. Ge'ez-Handschrift in roter und schwarzer Schrift auf Pergament. 149 Bl. 28-28 Zeilen, 3 Spalten. Mit 6 ganzseitigen farbigen Miniaturen auf 4 zusätzlich eingehefteten Blättern. 38 x 31,5 mm. Reich blindgeprägtes rötlich-braunes Kalbsleder d. Z. über schweren, kantigen Holzdeckeln (Kapitale und Kanten teils leicht offen oder mit unwesentlichen Fehlstellen, etwas beschabt und bestoßen). Äthiopien um 1840.
Ein äthiopisches Evangelistar, das die Evangelien der drei Synoptiker und das Evangelium des Johannes sowie wohl auch dessen Apokalypse enthält, hier aber vermutlich nicht als Evangeliar, sondern als Evangelistar, in der Reihenfolge des liturgischen Gebrauchs angeordnet. Zu Beginn und gegen Ende ist jeweils ein Doppelblatt etwas kleineren Formats eingebunden, darauf zwei bzw. vier schöne ganzseitige, vermutlich etwas jüngere Malereien im zweiten Gondarstil: die von den Evangelistensymbolen umgebene Dreieinigkeit, darunter liegend das Stifterehepaar; ein Erzengel, flankiert von zwei weiteren Engeln, darunter der Teufel im Höllenfeuer; der Gekreuzigte mit Maria und Johannes Evangelista; der Heilige Georg als Drachentöter; die Madonna mit Kind (Typus Santa Maria Maggiore); die Auferstehung. Die Malereien sind durch am oberen w. Rand angenähte Stoffstücke aus roséfarbener Seide geschützt. – Mit geringen Gebrauchsspuren, als da wären Fingerflecke, etwas gebräunt, kaum Schadstellen im Pergament, insgesamt in bemerkenswert gutem Gesamtzustand. Der Einband ist besonders prachtvoll und außergewöhnlich gut erhalten. Er zeigt auf beiden Deckeln ein mehrfaches Bordüre-Ornament, das sich um ein großes Mittelkreuz legt und mit verschiedenen Kreuzstempeln geziert wurde.

Lot 1016, Auction  117, Gebetbuch, Ge'ez-Handschrift auf Pergament.

Gebetbuch
Ge'ez-Handschrift auf Pergament.
Los 1016

Zuschlag
500€ (US$ 538)

Details

Ge'ez Handschriften. - Gebetbuch. Ge'ez-Handschrift in roter und schwarzer Schrift auf Pergament. 79 Bl. 14-17 Zeilen. Mit 5 farbigen Zierstücken und 5 ganzseitigen farbigem Miniaturen. Ca. 14 x 9,5 cm. Dunkelbraun-schwarzes Leder d. Z. (mit Löchern und Fehlstellen, teils stärker beschabt und bestoßen). Äthiopien um 1850.
Prachtvoll illuminierte äthiopische Ge'ez-Handschrift eines Taschengebetbuchs für den Gebrauch unterwegs. Die schönen, von späterer Hand über der Schrift angebrachten ganzseitigen Malereien zeigen den Heiligen Georg als Drachentöter, die Madonna mit Kind, die Bergpredigt, den Gekreuzigten zwischen Maria und Johannes Evangelista sowie einen Heiligen zwischen zwei Heiden. – Etwas gebräunt und fleckig, Bindung gegen Ende gelockert.

Liturgia aethiopica
Ge'ez-Handschrift auf Pergament. ). Äthiopien, Mitte 19. Jahrhunderts, um 1860.
Los 1017

Zuschlag
600€ (US$ 645)

Details

Ge'ez Handschriften. - Liturgia aethiopica. Ge'ez-Handschrift auf Pergament. 151 Bl. 20-25 Zeilen. 2 Spalten. Mit 16 (9 ganzseitigen) Miniaturen. Text durchgehend in Schwarz und Rot. 26,2 x 21,5 cm. Reich blindgeprägtes braunes Kalbsleder d. Z. Holzdeckeln (Rückdeckel mit Fehlstelle, Rücken mit Leinen um 1900 überzogen, Ornament etwas abgeflacht). Äthiopien, Mitte 19. Jahrhunderts, um 1860.
Sammlung verschiedener liturgischer Texte, hier reich illuminiert mit hübschen, möglicherweise später hinzugefügten, ausdrucksvollen und in gedämpften Erdfarben gehaltenen Malereien am Anfang und am Ende der Handschrift. Sie zeigen verschiedene Erzengel, die Madonna mit Kind, den Heiligen Georg als Drachentöter, die Verkündigung an die Jungfrau, die wundersame Errettung eines von einer Schlange bedrohten Abuna, die Marienkrönung, den Heiligen Tekle Haymanot sowie geflügelte Engelsköpfe und einige Zierstücke. – Teilweise etwas fleckig, mit Gebrauchsspuren, meist jedoch wohlerhalten.

Ge'ez-Handschriften
Konvolut von 10 äthiopischen Handschriften auf Pergament, darunter Psalterien, Bibelauszüge, liturgische Handschriften und Andachts- bzw. Gebetsbücher
Los 1018

Zuschlag
3.200€ (US$ 3,441)

Details

Ge’ez-Handschriften. - Konvolut von 10 äthiopischen Handschriften auf Pergament, darunter Psalterien, Bibelauszüge, liturgische Handschriften und Andachts- bzw. Gebetsbücher etc. Verschiedene Formate 8°-Kl.-Fol. Schwarze, schwarzbraune und rote Ge'ez Schrift auf regliertem Pergament, teils mit farbigem Buchschmuck wie Bordüren und Feder-Ornamenten, teils mit Miniaturen. Äthiopien 18.-19. Jahrhundert.
Zum Sammelgebiet des Theologen Klaus Berger gehörten auch orientalische Handschriften. Die größte Produktion dieser Bibeln, Breviere, Zauberrollen und liturgischer Textbücher fand im nord-östlichen Afrika, in Äthiopien statt. Dort befinden sich bekanntermaßen die ältesten Kirchengemeinden der Welt, die sich direkt auf die Sukzession der Königin von Saba sowie den Königen Salomon und David berufen. Besonders fruchtbar wurde dabei das 19. Jahrhundert, aber auch im 18. Jahrhundert wurden schon Handschriften hergestellt, die einem sehr volkstümlichem Glauben dienten.
Meist sind die Bücher in groben 6er bis 12er Lagen abgefasst, die mit Hanfschnur in Kodexform gebunden wurden und zwischen zwei massive Hartholzdeckel eingehängt wurden. Dabei wurden für diese Bücher, ebenso wie für die Geisterrollen, aber auch andere Texte häufig eigens zweiteilige Futteralschuber angefertigt, deren beide Teile mittels eines durch Schlitze in dem über die Seiten gezogenen aufgenähten Bodenleder Ledergurts zusammengehalten werden. Das innere Futteral schmiegt sich dabei der Handschrift perfekt an, kann oben mit drei breiten Klapplaschen geschlossen werden und an dem seitlichen Lederriemen in das äußere Futteral geschoben werden. Somit wurde das Buch vor allem Unbill der Steppe und den Fährnissen des Lebens der Wüstenbewohner geschützt, ein Riemen diente zur Befestigung am Sattelknauf oder an dem Gürtel des Beduinengewandes. Zu den Handschriften vgl. E. Hammerschmidt, Illuminierte Handschriften der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Graz 1977, S. 19.

Vorhanden sind:
1. Psalterium. Ge'ez-Handschrift auf Pergament. 114 Bl. Mit 4 ganzseitigen farbigen Miniaturen (spätere Einmalungen). Ca. 17 x 10,3 cm. Blindgeprägtes, punziertes braunes Leder über Holzdeckeln in Leder-Schuber und Leder-Tragetasche. Äthiopien 18.-19. Jahrhundert. - Enthalten sind die Psalmen 1-151, die Cantica (Oden) des Alten und Neuen Testaments, das Hohelied und (zweispaltig ab Bl. 99r) das Wedasse Maryam (Lobpreis Mariens, Marienoffizium für die sieben Wochentage).

2. Leben König Davids. Bibelauszüge zum liturgischen Gebrauch. Ge'ez-Handschrift auf Pergament. 150 Blätter. Schrift in Schwarz und Rot. Mit prächtiger Kopfbordüre in Schwarz, Rot und Gelb, einigen Textbordüren und vereinzelten schwarzen Schemata-Illustrationen. Ca. 23,2 x 16 cm. Braunes geglättetes Kalbsleder über massiven Holzdeckeln . Äthiopien Ca. Mitte des 18. Jahrhunderts. - Hübsch gebunden mit Streicheisenzier.

3. Taschengebetbuch. Ge'ez-Handschrift auf Pergament. 65 Blätter. Schrift in Schwarz und Rot. Ca. 12 x 9 cm. Massive Holzdeckel. Äthiopien Anfang 19. Jahrhundert.

4. Bibeltext zum liturgischen Gebrauch. Ge'ez-Handschrift auf Pergament. Ca. 64 Bl. 3-spaltig. Schrift in Schwarz und Rot. Mit farbigen Textbordüren und ganzseitiger Federzeichnung mit dem Hl. Georg zu Pferde auf dem ersten Blatt sowie verso einer Maria Eleusa-Darstellung. Ca. 23,2 x 16 cm. Braunes geglättetes Kalbsleder über massiven Holzdeckeln . Äthiopien Ca. Mitte des 18. Jahrhunderts. - Hübsch gebunden mit Streicheisenzier.

5. Liturgische Texte. Ge'ez-Handschrift auf Pergament. 58 Bl. Mit 6 ganzseitigen farbigen Miniaturen. Ca. 19,5 x 12 cm. Reich blindgeprägtes dunkelrotes Leder über Holzdeckeln. Äthiopien 18.-19. Jahrhundert.

6. Psalterium. Ge'ez-Handschrift auf Pergament. 148 Bl. 16,7 x 11,8 cm. Blindgeprägtes braunes Leder über Holzdeckeln. Äthiopien Wohl 1830. - Enthalten sind die Psalmen 1-151, die Cantica (Oden) des Alten und Neuen Testaments, das Hohelied und ab Bl. 134 zweispaltig Wedasse Maryam (Lobpreis Mariens, Marienoffizium für die sieben Wochentage).

7. Liturgische Texte. Ge'ez-Handschrift auf Pergament. Ca. 72 Bl. Text in Schwarz und Rot. Ca. 21 x 15 cm. Einfacher kantiger Holzdeckelband. Äthiopien um 1860.

8. Messbuch Mashafa Qédasse und liturgische Texte. Große Ge’ez-Handschrift auf Pergament. 165 Bl. 24,8 x 19,3 cm. Blindgeprägtes Leder (Rücken fehlt, restauriert) über schweren, kantigen Holzdeckeln. Äthiopien um 1820. Jahrhundert. - Der einst hübsche Einband mit einem großen ornamentalen Kreuz in Blindprägung. - Teils fehlerhaft zum Schluss, ausführliche Beschreibung eines Experten beiliegend.

9. Liturgische Texte.
Ge'ez-Handschrift auf Pergament. Ca. 220 Bl. Mit kleiner farbiger Randminiatur und einigen Bleistift-Miniatur-Vorzeichnungen. Ca. 16,5 x 13 cm. Holzdeckelband mit ornamentaler Ritzung. Äthiopien 18.-19. Jahrhundert. - Teils fehlerhaft, schlechter Zustand.

10. Mashafa Qédasse und liturgische Texte. Große Ge’ez-Handschrift auf Pergament. 165 Bl. 22,5 x 20 cm. Rötliches blindgeprägtes Leder über Holzdeckeln in doppelwandiger, hellgelb-brauner Lederkassette mit Decke, Gegenzuglitz unten und intaktem Sattelgurt-Band. Äthiopien um 1760. – Teils stärkere Gebrauchsspuren wie Ein- oder Ausschnitte, teils auch mit Textverlust, teils mit Textauslöschungen, fleckig, gebräunt, mit Gebrauchsspuren, meist aber sehr gut erhalten. Die Miniaturen in grandios schöner Frische und Farbigkeit.

Torah-Fragmente
Auf verschiedenen Leder- und Pergamentrollen
Los 1019

Zuschlag
600€ (US$ 645)

Details

Torah-Fragmente. Auf verschiedenen Leder- und Pergamentrollen. Hebräische Handschrift in schwarzer oder braunschwarzer Tinte oder Tusche auf Kalbspergament oder Kalbsleder. Insgesamt ca. 20 Fragmente. Zwischen 67 x 220 und 40 x 12 cm. Europa und Orient 18.-19. Jahrhundert.
Die Torah (Jiddisch Tojre) umfasst den ersten Teil der hebräischen Bibel, des "Tanach". Sie enthält den Pentateuch, die fünf Bücher Moses, wie diese in der christlichen Bibel genannt werden ("chamischa tora", etwa "Die fünf Fünftel der Torah"). Die häufigste Form der Verschriftlichung der Torah-Texte bildet die Torah-Rolle, ein Rotulus und nicht - wie im westlichen üblich - ein Codex, der die Texte in Buchform darbot. Das Trägermaterial der mit Tinte oder Tusche geschriebenen Text wurde dabei aus mehreren Stücken, meist aus Pergament, teils aber auch aus Leder, selten aus Papier zusammengenäht und auf zwei Spindeln aus Holz oder Metall aufgerollt. So konnte man den jeweiligen gewünschten Text für den jüdischen Gottedienst aufrollen und mit der üblichen Kantillation, dem Singsang des Rabbi, vortragen. Gewöhlicherweise fehlten den Torah-Texten dabei die Vokalisierungszeichen (die "Punktierung"), die von dem Rabbi bei den allseits bekannten, vielfach durchstudierten Texten aus dem Gedächtnis ergänzt wurden.

Vorhanden sind etwa 1) ein größeres Stück einer Torah-Rolle auf Pergament (67 x 220 cm), zusammengenäht aus vier Stücken, mit Teilen aus Genenis 3,1. - 2) Numeri. Ein Teil einer Torah-Rolle aus dem IV. Buch Mosis, Kapitel 12, in einem Pergament-Blatt (52 x 73 cm.). - 3) Zwei Fragmente (52 x 61 bzw. 55 x 57 cm) einer Torah-Rolle auf braungelbem Kalbsleder mit Ausschnitten aus dem Buche Numeri: "Seine Gabe bestand aus einer silbernen Schüssel, hundertdreißig Schekel schwer, einer silbernen Schale zu siebzig Schekel, nach dem Schekelgewicht des Heiligtums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl vermengt war, für das Speiseopfer" (Numeri 7, 79). - 4) Sieben Torah-Fragmente auf Pergament mit unterschiedlichen Texten, teils um die Textspiegel beschnitten, ein Fragment stärker fleckig. - 5) Fragment einer Torah-Rolle auf rotbraunem Kalbsleder (59 x 27 cm) sowie ein weiterer Schnipsel mit einer Kolumne (50 x 10 cm). - 6) Fünf weitere Fragmente auf braunem Kalbsleder mit verschiedenen Texten, unterschiedliche Größen, unterschiedlich beschnitten, teils etwas fleckig. – Einige ältere oder ursprüngliche Läsuren wie ersetzte Pergament-Knorpelausrisse, teils mit kleinen Randläsuren, Ausbrüchen oder Nagespuren, meist aber sehr sauber und kaum fleckig. Insgesamt überaus suggestives Material, nicht nur für Buchbinder.

Nider, Johannes
Die 24 goldenen Harfen. Ulm, Johann Zainer d. Ä., 1476.
Los 1022

Zuschlag
14.000€ (US$ 15,054)

Details

Ulmer Zainer-Druck in Ulmer Dinckmut -Einband
Nider, Johannes. Die 24 goldenen Harfen. CXLVIII (recte CLVIII) Bl. (ohne das erste nn. Bl., durch Faksimile ersetzt). 32-34 Zeilen. Got. rotunda. Schriftraum: 18,8 x 11,4 cm. Format: 28,2 x 20,5 cm. Mit 4-zeiliger figürlicher Holzschnitt-Initiale, 24, teils wiederholten großen ornamentalen 10-zeiligen Holzschnitt-Initialen und zahlreichen kleineren 3-zeiligen Holzschnitt-Initialen. Reich blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (mit nur geringen Schabspuren, Rückdeckel mit kleinen Kratzern, Rücken alt gekalkt) über schweren, abgefasten Holzdeckeln mit Mittelschließe aus Schweinsleder und 3 punzierten Messingbeschlägen (überarbeitet) in moderner Leinenkassette mit goldgeprägtem RSchild. Ulm, Johann Zainer d. Ä., 1476.
Hain 11849. GW 26865. Goff N-224. Amelung, Frühdruck, I, 26. Dahm 670. Hubay 1559. Schlechter-Ries 1355. Ohly-Sack 2124. 2125. Sack 2572. Sallander 2359. Scheidegger-Tammaro 981. Šimáková-Vrchotka 1395. BSB-Ink N-179. CSA 362. IBP 3974. ISTC in00224000. – Dritte deutsche Ausgabe des in Prosa abgefassten Erbauungsbuchs von dem aus Isny im Allgäu stammenden Dominikanertheologen Johannes Nider (1385-1438), der als Kirchenreformer zu einer der führenden Figuren der Observanzbewegung gehört. Das Werk soll dem Leser die Grundlagen des christlichen Glaubens und Anhaltspunkte zum Führen eines gottgefälligen Lebens in allen möglichen Alltagssituationen geben. Entstanden waren Die vierundzwanzig goldenen Harfen in einer Reihe von Predigten, die Nider in Nürnberg gehalten hatte, wo er zwischen 1427 und 1429 als Prior dem Dominikanerkloster vorstand. Einige Frauen aus dem wohlhabenden Nürnberger Bürgertum hatten Nider um die Niederschrift seiner Predigten in Buchform gebeten. Nider kam der Bitte nach und verarbeitete in seinem Werk Quellen wie die Collationes patrum des Johannes Cassianus und Texte des Mystikers Heinrich Seuse und anderer.

"Das interessanteste Dokument der volkssprachlichen Aufnahme dees Collators, zugleich das einzige mit großer Breitenwirkung, eines der erfolgreichsten Erbauungsbücher des 15. Jahrhunderts, sind die 'Vierundzwanzig goldenen Harfen' des Dominikanermagisters Johannes Nider. Zwischen 1427 und 1429 in Nürnberg entstanden, ist es aus Predigten hervorgegangen. Nider gilt, zu Recht, nicht als Mystiker, auch nicht als literarischer Vermittler von Mystik, er hat nur wie viele seiner Zeitgenossen teil am namentlich durch Seuse geprägten und verfügbar gewordenen mystischen Sprachduktus" (Kurt Ruh, Geschichte der abendländischen Mystik, II, 137".

Ein Meisterwerk der Typographie aus der Offizin des Johannes Zainer in Ulm. Mit Zainers dritter Type sind überhaupt nur fünf Bücher gedruckt worden – Es fehlt das erste Blatt (alpha1, vor der ersten Lage), das durch ein hervorragend gemachtes Faksimile auf zeitgenössischem Papier ersetzt wurde (erkennbar nur an der Papierstärke und den Schöpflinien), vorletztes Blatt mit Riss. Ganz vereinzelte mimimale Fleckchen und unwesentliche Papierläsuren, winziges Wurmloch im Rand, stellenweise leicht gebräunt, das letzte Blatt mit geringen Wurmlöchlein und geringem Randbeschnitt, sonst durchgehend sauber, frisch und ein grandios breitrandiges Exemplar in ausgezeichnet guter Gesamterhaltung.

Die Deckel des bemerkenswerten Einbandes sind mit dreifachen Streicheisenlinien in einen Bordürerahmen und ein Mittelfeld eingeteilt. Die Bordüre mit Rhombenstempeln mit einem Greif und ein heraldischer Adler, nach links blickend (vgl. Schunke, Stl. Schwenke, 245). In dem ebenfalls durch Dreifachfileten mit einem Rhombenmuster verzierten Mittelfeld sind kleine Quadratstempelchen "Hirsch" (ebenda 24) eingeprägte. Auf den Außenecken des Rückdeckels findet sich ein rhombischer Stempel "Lamm" (ebenda 6; Kyriss, Gruppe 126, 3). Auf den waagerechten und senkrechten Randstreifen befindet sich jeweils dreifach ein runder Rosettenstempel (634), das Mittelfeld des Rückdeckels ist in Rechtecke geteilt, die dann schräg durchkreuzt wurden. In den so entstandenen Felder findet sich der Stempel "Erdbeere" (vgl. Schunke 10).

Die verwendeten Stempel sowie der Stil lassen den Einband der Buchbindewerkstatt von Dinckmut und Mancz zuordnen (vgl. Amelung, Konrad Dinckmut, der Drucker des Ulmer Terenz, S. 16-18 und Abb. 9-12; ferner Kyriss Gruppe 126 sowie Textband S. 106-107. Schunke-Rabenau 261 (Typ a). Konrad Dinckmut ist ab 1481 als Buchbinder in Ulm nachgewiesen (vgl. Amelung, Ulm, S. 152 & 197 sowie 104).
Mancz' Tätigkeit als Drucker in Blaubeuren endete 1478 bzw. 1479. Im Jahr 1485 ist er bereits als selbstständiger Buchbinder nachzuweisen (vgl. Amelung 101). Später agierte er als Buchführer. "Die Buchbinderwerkstatt Dinckmuts gehörte sowohl was die Anzahl der dort gebundenen Bände anbelangt, als auch wegen ihres außerordentlich reichen Vorrats an Schmuckformen (Rollen und Stempeln) zu den größten und bedeutendsten bürgerlichen Werkstätten des 15. Jahrhunderts" (Amelung, Dinckmut, S. 18).
Die Innendeckelbezüge mit zwei Fragmenten einer spätmittelalterlichen Handschrift des ausgehenden 14. Jahrhunderts als feste Vorsätze.

Antoninus Florentinus
Summa theologica. Nürnberg, Anton Koberger, 1477
Los 1023

Zuschlag
6.000€ (US$ 6,452)

Details

Aus der Bibliothek des letzten Königs von Portugal
Antoninus Florentinus. Summa theologica. 4 Teile in 5 Bänden. Mischauflage. 2 Spalten. 55-56 bzw. 53 Zeilen. Got. Typ. Format: ca. 26 x 18 bzw. 28 x 20 cm. Mit zahlreichen roten Lombarden und durchgehender Rubrizierung. Hellbraunes Kalbsleder um 1680 (Leder teils brüchig oder abgeschabt, teils geschickt restauriert bzw. ergänzt, bestoßen, alle Bände mit modernen Vorsätze und komplett neu aufgebunden) über 5 Bünden mit goldgeprägtem RTitel, RVergoldung, blindgeprägten Deckelfleurons und gesprenkeltem Rotschnitt. Bände I, III/1, III/2 und IV: Venedig, Nicolaus Jenson, 1477-1480 bzw. Band II: Venedig, Johann von Köln und Johann Manthen, 1477.
Hain-Copinger 1243 bzw. 1255 und Hain 1259 bzw. 1251,2. GW 2185 (I, III, IV) bzw. 2196. Goff A-872 bzw. A-868. Proctor 1981, 4323. Pellechet 877 und 888. Bodleian A-342-344. Borm 179. BMC V, 177 bzw. V, 228. BSB-Ink A-594 bzw. A-604. ÖNB-Ink A-355 bzw. A-364. CIBN A-452-453. CBB 265. CIH 249. IBE 434. IBP 417. IDL 354. IGI 689. ISTC ia00872000 bzw. ia00868000. – Monumentalausgabe der gesamten theologischen Werke, der Sittenlehre des Antoninus Florentinus (1389-1459), hier in einer Mischauflage der Erstausgabe der "Summa", gedruckt von dem bedeutenden venezianischen Drucker Nicolaus Jensen dem zweiten Teil aus der ebenfalls in Venedig befindlichen Offizin von Johann von Köln und Johann von Manthen. Antoninus Pierozzi, genannt Florentinus (1389-1459), wurde in Florenz geboren und trat mit 16 Jahren in den Dominikanerorden ein. Er wirkte als Ordensmann in Cortona, Fiesole, Neapel und Rom. 1436 gründete er das berühmte Kloster San Marco in Florenz und wenig später die noch heute bestehende Gesellschaft "Buonomini di San Martino", die "guten Männer vom heiligen Martin". Ab 1446 war er als Erzbischof von Florenz tätig. Antoninus wurde vor allem für seine Güte und Aufopferungsbereitschaft geschätzt. Insbesondere als Florenz in kurzer Periode zunächst von einer Pestepidemie, dann von einer Hungersnot und schließlich von einem schweren Erdbeben heimgesucht wurde, wurde Antoninus als Wohltäter der Armen bekannt. 1523 sprach Papst Hadrian VI. Antoninus heilig.
"Er ist der ersta Moralist seiner Zeit ... Die Summa theologica des Antoninus ist für seine wirtschaftliche und sozialen Anschuldungen wichtig, an Präzision und Gleichmäßigkeit des Aufbaus hinter der Summa des hl. Thomas zurückstehend, bietet aber ein außerordentlich reiches Material" (LThK I, 511). Im Hinblick auf die Apokalypse vertritt Antoninus eine eigene Theorie: "Am Ende der Zeit des sechsten Engels werden im Übergang zur Zeit des siebenten Engels drei prophetische Zeugen auftreten: der Evangelist und apokalyptische Seher Johannes sowie Henoch und Elia ... So erwähnt Antoninus Florentinus 'die Ansicht einiger', daß außer Henoch und Elia, für die in diesem Punkt die kirchliche opinio communis gegeben war, auch der Evangelist Johannes als endzeitlicher praedicator veritatis zu erwarten sei. Wie die beiden anderen sei auch er lebend entrückt worden ... Nach Antoninus Florentinus würde er unter dem Antichrist ebenso wie Henoch und Elia das Martyrium erleiden" (Reinhard Schwarz, Die apokalyptische Theologie Thomas Müntzers und der Taboriten, 1977, 50f.).           –
1) Teil I:
Venedig, Nicolaus Jenson, 15.XII.1479. 254 Bl. Anfangs stark wasser- und sporfleckig, angeschmutzt, sonst im Block ordentlich.

2) Teil II: Venedig, Johann von Köln und Johann Manthen, 1477. 365 (statt 366) Bl. Ohne das le. w. Die ersten Lagen am Außensteg stärker feuchtrandig, gebräunt, sporfleckig und mit teils restaurierten Randläsuren, allenthalben zeitgenössische Anmerkungen und Nota-bene-Händchen, durchgehend sparsam rubriziert.

3) Teil III/1: Venedig, Nicolaus Jenson, 28.VI.1480. 346 (statt 352) Bl. Es fehlen a1 und a5 (weiß) a7 a9 t9-10 K8. Mehrere Blätter angerändert bzw. Eckverluste restauriert, nur gegen Anfang und Ende stärker wasserfleckig, im Block meist sauber, Incipit-Blatt a6 um den Satzspiegel beschnitten und mit quadratischem Ausschnitt oben sowie mit einer hübschen figürlichen Initiale "A" (Farbe teils leicht abgeplatzt), durchgehend rubriziert.

4) Teil III/2: Venedig, Nicolaus Jenson, 1477. 374 (statt 320) S. Es fehlen das e. u. le. w. Bl. und Bl. a5. Die ersten und letzten Blätter mit starken Randläsuren, Löchern, gebräunt, fleckig und wasserrandig, gegen Ende auch mit einigen Wasserspuren im Rand, im Block sonst aber meist sehr frisch und auf festem Papier gedruckt. Mit einigen alten Marginalien (teils überschnitten) und etwas Rubrizierung.

5) Teil IV: Venedig, Nicolaus Jenson, 18.IV.1480. 368 (statt 374) Bl. Es fehlen Bl. g4-7 und ß2,9, alle durch weiße Blätter alten Papiers ersetzt. Randläsuren, mit Hinterlegungen und Ansetzungen, teils mit Feuchtigkeitsschäden im Außensteg, gelegentlich fleckig, Papier wellig.

Einige Bände mehrfach blassblau alt gestempelt (gekröntes Monogram "DC"?), mit zahlreichen, meist zeitgenössischen hs. Marginalien (teils knapp beschnitten), mehreren Randläsuren und Eckabrissen (ohne Textverlust), teils restauriert, angerändert, hinterlegt, ergänzt. Allenthalben leichte, stellenweise auch starke Wasserränder, Feuchtflecken, oft mit unschönen Sporflecken sowie zahlreichen, teils restaurierten, teils gefüllten Wurmgängen und Wurmstichen. Recht dekorativ einheitlich, wenn auch später gebunden. Die neuen Vorsätze mit jeweils zwei Exlibris der Bibliotheken "Comte Claude de Flers" (modernes gestochenes Wappenexlibris) sowie "Ex-Libris Depois de Vós Nós D. Manuel II", des letzten Königs von Portugal Dom Manuel II., "O Patriota - O Desventurado" (1889-1932).

Duns Scotus, Johannes
Reportata Parisiensi. Bologna, Johann Schriber (Johannes de Annunciata de Augusta), 6.IV.1478
Los 1024

Zuschlag
6.000€ (US$ 6,452)

Details

Duns Scotus, Johannes. Reportata Parisiensia. Hrsg. Bartholomaeus Bellatus. 125 (statt 126; ohne das e. w.). 2 Spalten. 48 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 19,2 x 13 cm. Format: 30,2 x 21 cm. Mit großer 8-zeiliger Initiale in Rot und Blau mit Federwerk, zahlreichen roten, bis 4-zeiligen Initialen sowie durchgehender Rubrizierung. Modernes Halbpergament. Bologna, Johann Schriber (Johannes de Annunciata de Augusta), 6.IV.1478.
Hain-Copinger 6425. GW . Goff D-398. Proctor 6545. Pellechet 4458. Sack 1308. BMC VI 817. BSB-Ink D-303. CIBN D-262. CIH 1216. IBE 2196. IBP 2002. IGI 3613. ISTC id00398000. – Erste und einzige Inkunabelausgabe der "Reportata Parisiensia", Lehrsätze und Vorlesungen des schottischen Theologen, Philosophen und Scholastikers Johannes Duns Scotus (1266-1308), die dieser vor seinen Studenten an der Pariser Universität Sorbonne im Jahre 1302 gehalten hatte und die von seinen Schülern und Studenten aufgezeichnet worden waren. Meist handelt es sich dabei um Mitschriften von Vorträgen über die Sentenzen des Petrus Lombardus (1095-1160), die von Duns Scotus wohl selbst überarbeitet und redigiert worden waren, bevor sie in Handschriften veröffentlicht wurden.
Der erst jüngst, am 6. Juli 1991 seliggesprochene Duns Scotus studierte und lehrte in Cambridge, Oxford, Paris und Köln. Als einer der bedeutendsten franziskanischen Theologen begründete er die nach ihm benannte scholastische Richtung des "Scotismus". Er verband darin u. a. Lehren des Aristoteles, des Augustinus und der Franziskaner auf feinsinnige Art miteinander, so dass Zeitgenossen ihn auch den "Doctor subilis" nannten. Duns Scotus untersuchte die philosophischen Kategorien der Möglich- und Notwendigkeit mit den Formen der Modallogik, wobei er diese in nichtformaler Weise anwandte. Diese Fragestellung spielt auch heute noch in der Philosophie eine große Rolle. Ferner bewertete er Glauben, Wille und Liebe höher als Wissen und Vernunft. Als einer der ersten mittelalterlichen Denker betrachtete er Philosophie und Theologie als unterschiedliche Disziplinen mit unterschiedenen Aussagegehalten.
Der Druck wird heute allgemein Johann Schriber (Schreiber) in Bologna zugewiesen, es nennt sich im Kolophon der Verleger Johannes de Annunciata de Augusta: "Nec non operate caractheris atque sublimi litterarum effigie ductu et impensis viri circumspecti magistri Johannis de Annunciata de Augusta. Laus deo pararoseque virgini Marie: nec non toti curie celesti triumphanti. Anno salutis dominice M.cccc.lxxviiii. Mensis aprilis sexta feria". Zum Drucker vgl. Geldner II S. 122. – Ohne das erste weiße Blatt, das erste Textblattt mit handschriftlichemVermerk des 18. Jahrhunderts mit einer fälschlichen Zuweisung der "Lectura super primum Sententiarum Alphonii de Toleto", recto etwas stärker angestaubt und mit längerem Einriss im seitlichen weißen Rand. Einige Blätter mit Randläsuren bzw. Randeinrissen und kleinen Wurmspuren, aber nur schwach gebräunt und teils (meist nur an den äußersten Rändern) etwas fleckig, letztes Blatt verso gering angestaubt. Die Kustode auf Blatt a2 ist hier unter der rechten Spalte (beim digitalisierten Exemplar der BSB findet sich diese unter der linken Spalte). Außergewöhnlich breitrandiges, sehr schönes Exemplar dieses prachtvollen, sauber und hübsch rubrizierten "inunabula typographica", eines typographischen Meisterwerks aus der frühen, dritten Dekade der Wiegendruckzeit. Sehr selten. Kein Exemplar in der Staatsbibliothek Berlin, insgesamt nicht mehr als vier Exemplare in Deutschland (Freiburg, München, Stuttgart), in ganz Amerika sind lediglich fünf Exemplare nachweisbar.

Gregorius I.
Moralia in Job. Köln, Konrad Winters, um 1479.
Los 1025

Zuschlag
2.000€ (US$ 2,151)

Details

Gregorius I. Moralia in Job. 328 (statt 329) nn. Bl. 2 Spalten. 58 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 28,6 x 18,2 cm. Format: 40,2 x 28 cm. Mit 3 bis zu 12-zeiligen Federwerk-Initialen und zahlreichen großen Lombarden in Rot und Blau sowie durchgehender Rubrizierung. Blindgeprägtes modernes dunkelbraunes Kalbsleder im Stil d. Z. (leicht berieben) über schweren Holzdeckeln mit 1 (statt 2) Messingschließen. Köln, Konrad Winters, um 1479.
Hain-Copinger 7927. GW 11431. Goff G-429. Proctor 1177. Pellechet 5377. Bodleian G-219. Borm IG 1191. Kaplan 234. Madsen 1792. 1793. Nentwig 183. Ohly-Sack 1289. Walsh 396. Zedler 316. BMC I, 246. BSB-Ink G-317. CBB 1714. CIH 1473. IBP 2492. IDL 2096. ISTC ig00429000. – Dritter Inkunabeldruck der "Moralia in Job", des immer noch bedeutendsten Hiobkommentars, den der lateinische Kirchenvater Papst Gregor der Große (540-604) während seines Aufenthaltes im oströmischen, griechischen Konstantinopel verfasste und dann 595 in Rom vollenden sollte. "Die Moralia in Job ... gehören in die Hände derer, die innerhalb der Kirche Verantwortungen für andere tragen und von Gregor als ihre rectores oder praedicatores angesprochen werden" (Katharina Greschat, Die Moralia in Job Gregors des Großen, Tübingen, 2005, S. 30). Neben der wörtlichen Exegese des Bibeltextes geht es Gregor vor allem um die tropologische Auslegung, die er auf die Moral des Menschen in seinen durchlebten Schicksalen deutet, was er dann wiederum allegorisch-typologisch in Bezug auf das Neue Testament setzt. Dabei spielt die Ausdeutung der Offenbarung des Johannes natürlich eine besondere Rolle, die der Kirchenvater in seinen Ausführungen würdigt und historisch, allegorisch und vor allem moralisch interpretiert.

Der aufwendige zweispaltige Folio-Druck der Offizin des Konrad Winters aus Köln gehört zu den schönsten der Inkunabelzeit. Er ist nicht datiert, entstand aber wohl um 1479 und jedenfalls nicht nach dem 11. Juli 1478. – Es fehlt wohl ein Blatt der Lage F. Das erste Blatt mit dem Incipit verso ("Gregorius papa libr[um] beati Job petente s[an]c[t]o Leandro Spalensi ep[iscop]o exponit") mit Fehlstelle (geringer Textverlust) sowie bis auf den Spiegel beschnitten und komplett aufgezogen. Das "Registrum breve et utile" ist hier nicht wie üblich an den Anfang, sondern an den Schluss gebunden.
Die Außenstege teils stärker gebräunt, unschön wasserrandig, Papier jedoch nur gegen Anfang und Ende mit Randläsuren, sonst im Block teils feuchtfleckig, wasserrandig, etwas fleckig, unfrisch oder leicht gebräunt, oft aber auch sauber. Vereinzelte Marginalien von alter Hand. Erstes Blatt der "Praefatio" einfach und Vorsatz teils mehrfach gestempelt als mehrfach ausgeschiedenes Exemplar der "Bibliothek SJ. Zürich Prov. Helv.", der "Bibliotheca Dom. Pr. Feldkirch" und dem "Archivum V.-Prov. Helveticae", danach vielfach im Handel nachweisbar (letztens Auktionshandel). Das Exemplar ist auf festem Papier gedruckt und mit zahlreichen pergamentenen Blattweisern am rechten Schnitt erschlossen (wenige ausgerissen).

Nicolaus de Lyra
Postilla super totam Bibliam
Los 1026

Zuschlag
7.000€ (US$ 7,527)

Details

Nicolaus de Lyra. Postilla super totam Bibliam. Mit Expositiones des Guillelmus Brito, Additiones von Paulus de Sancta Mari und den Replicationes des Matthias Doering. 2 Bände. 430 (statt 432) nn.; 506 (statt 508), jeweils ohne das erste und letzte weiße. 71 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 28,9 x 18,4 cm. Format: 38,4 x 27 cm. Mit 43 teils schematischen (8 ganzseitigen) Textholzschnitten, Initialspatien (Band I) und großer, 9-zeiligen Schmuckinitiale in Rot und Blau mit Federwerk sowie Hunderten von roten und blauen Lombarden sowie durchgehender Rubrizierung (Band II). Blindgeprägtes Schweinsleder vom Anfang des 17. Jahrhunderts (beschabt und berieben, Kapitale und Ecken teils etwas abgeschürft; ohne die Schließen, Band II wurmstichig) über schweren, abgefasten Holzdeckeln mit hs. RSchildern (abweichend, aber ähnlich gebunden, schon im 18. Jahrhundert als Set vereint, vgl. RSchilder). Nürnberg, Anton Koberger, 22.I.1481.
Hain-Copinger 10369. GW 26513. Goff N-135. Proctor 1998. Bodleian N-059. Borm 1939. Collijn 1088. Ernst I/1 290. Hartig 505. Hubay 1491. Jaspers 117. Lökkös 314. Nentwig 80. Oates 994. Ohly-Sack 2107. Rhodes 1237. Sack 2558. Wilhelmi 452. . Schreiber 4843. Schramm XVII, 1-43. BMC II, 419. BSB-Ink N-114. CIBN N-76. CIH 2406. IBE 4102. IBP 3951. IDL 3362. IGI 6821. ISTC in00135000. – Die erste monumentale Koberger-Ausgabe der "Postillae perpetuae", des fortlaufenden Bibelkommentars aus der Feder des französischen Franziskanergelehrten Nikolaus von Lyra (1270-1349), der zwischen 1322 und 1330 entstand.
"Although Hain treats this as a work in three volumes, BMC considers it correctly as comprising only two" (Goff). Band I unseres Exemplars in der seltenen Satzvariante a) mit dem Kennzeichen auf Blatt 1 "Prologus primus venerabilis fratris Nicolai de li= | ra in testamentus vetus" statt Variante b) "Prologus primus venerabilis fratris Nicolai de lira | in testamentus vetus".
"Nikolaus de Lyra gilt als "der hervorragendste Exeget der Franziskaner und Skotistenschule" (Grabmann). Sein Werk ist "eine mit gründlicher Kenntnis der früheren katholischen Ausleger und Theologen (namentlich des heiligen Thomas von Aquin) sowie der hebräischen Sprache und der jüdischen Ausleger (besonderes des Raschi) geschriebene Auslegung des Literalsinns der ganzen Bibel, im späten Mittelalter neben der Glossa ordinaria der verbreitetste und einflußreichste Bibelkommentar, der erste gedruckte" (LThK VII, 580). Nikolaus von Lyras Kommentare prägten die Theologie das ganze Spätmittelalter hindurch und fanden noch bis in die Reformationzeit Anwendung: "Si Lyra non lyrasset, Lutherus non saltasset", wie man damals zu spotten pflegte.

Die Holzschnitte zeigen u. a. die Arche Noahs, Kandelaber eines Hohen Priesters, Tempelanlagen in Jerusalem und vieles mehr. "The woodcuts illustrating the Pentateuch and Prophets in this edition were copied on a smaller scale for Koberger's edition of the Biblia cum postillis, and gave many suggestions to the illustrators of the Venetian edition of 1489" (BMC). – Es fehlen lediglich die vier weißen Blätter. Vorsätze erneuert (Band I), Innengelenke offen, fliegender Vorsatz lose, erstes Blatt mit Besitzvermerk und Notizen. Vereinzelt mit Marginalien von alter Hand. Vor allem am Anfang und Ende mit einigen kleinen Wurmlöchern. Teils gering wasserrandig, sonst nur wenig fleckig. Band II: Vorderer fliegender Vorsatz lose und erstes Textblatt teils mehrfach gestempelt. Vor allem am Anfang und Ende mit kleinen Wurmlöchlein. Durchgehend minimal gebräunt, gelegentlich leicht braun- und stockfleckig. Durch eingemalte Initialen und Rubrizierung im ästhetischen Eindruck von Band I etwas abweichend, ebenso wie in der Bindung. Mit kleinem Stempelchen "Veräußerte Dublette der Staatsbibliothek Frankfurt am Main" und durchgestrichener Signatur, Blatt 1 mit Stempel "Carmelit. Frankf." (Band II). Sehr selten, von den bei Goff verzeichneten nur sieben Exemplaren in Amerika sind vier inkomplett.

Thomas von Aquin
In omnes epistolas Pauli.
Los 1027

Zuschlag
7.000€ (US$ 7,527)

Details

Thomas de Aquino. In omnes epistolas Pauli. Hrsg. von Petrus Bergomensis. 384 nn. Bl. 2 Spalten. 53 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 20,8 x 12,4 cm. Format: 29,4 x 19,6 cm. Mit Initialspatien. Pergament vom Anfang des 18. Jahrhunderts (zum Bug hin jeweils gering wurmstichig, kaum beschabt oder bestoßen) mit goldgeprägtem RTitel. Bologna, Johann Schriber, 1481.
Hain-Copinger-Reichling 1338. GW 46151. Goff T-233. Proctor 6549. Bodleian T-125. Madsen 3889. 3890. Sheppard 5330. BMC VI, 818. BSB-Ink . CBB 4749. CIH 3236. IBE 5589. IGI 9625. ISTC it00233000. Kein Exemplar in der BSB München, keines in der Staatsbibliothek Berlin, überhaupt sind nur zwei Exemplar in Deutschland nachweisbar (Augsburg und Würzburg), davon eines inkomplett, keines in der Bibliothèque Nationale, Paris. – Erste Ausgabe der "Commentaria in omnes epistolas Sancti Pauli", des letzten der großen Bibelkommentare des Thomas von Aquin, die aus seinen Vorlesungen und Predigten zu den Briefen des Apostels Paulus entstanden waren: "Feliciter incipiut comentaria clarissimi doctoris angelicique ac comis Sancti Thome de agno ordinis ... super epistolas sanctissimi gentium doctoris Pauli apostoli correcta emendataque" (Incipit). Vgl. dazu Servais Théodore Pinckaers, Das geistliche Leben des Christen - Theologie und Spiritualität nach Paulus und Thomas von Aquin. Aus dem Französischen von Hans-Werner Eichelberger, 1999.

Gedruckt in einem der Wirkungsorte des großen Scholastikers und Philosophen Bologna von dem deutschen Drucker Hans Schreiber bzw. Johann Scriber, der seine Offizin zwischen 1478 und 1481 betrieb, nachdem er zuvor in Perugia und Venedig tätig war. Etwa drei Jahre nach dem vorliegenden Druck, am 11.III.1478, ist Schriber in Bologna nachweisbar (vgl. BMC VI, XXXIV), wo er möglicherweise 1483 starb. "Firmierte und datierte Drucke lassen sich in den Jahren 1478 und 1479 nachweisen. Einige unfirmierte Drucke aus dem Jahr 1481 sowie einige unfirmierte und undatierte Kleindrucke werden ihm aufgrund von Typenvergleich zugeschrieben" (Typenrepertorium der Wiegendrucke). Die überaus individuelle, schwierige Lagenformel: A12 B8 C8 D10 E8 F6 G10 H10 I6 ab6 c10 def8 g10 hi8 k6 lm8 nop6 q8 r10 ls8 stuxyz8 r6 c8 p8 b8 aa4 bb8 cc6 dd ee ff gg4 hh ii kk6 ll4 mm6 nn4 oo6 pp8 qq10. – Gegen Anfang und Ende vereinzelt leicht wurmstichig und mit schwachen Feuchträndern, stellenweise auch im Block etwas fleckig, meist aber sehr frisch und sauber, insgesamt sehr schönes, stilvoll alt, wenn auch nicht zeitgenössisch gebunden.

Duns Scotus, Johannes
Questiones in quattuor libros Sententiarum
Los 1028

Zuschlag
12.000€ (US$ 12,903)

Details

Duns Scotus, Johannes. Questiones in quattuor libros Sententiarum. Hrsg. von Thomas Penketh und Bartholomaeus Bellatus. 4 Teile in 3 Bänden (Teile II-III in 1 Band). 2 Spalten. 45 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 16,8 x 11,1 cm. Format: 23,8 x 16,4 cm. Mit 4 Holzschnitt-Druckermarken in Rotdruck, zahlreichen Lombarden in Rot und Blau, durchgehender Rubrizierung sowie 4 großen Initialen in Gold und Farben mit Federwerk-Ausläufern über die Kolumne. Reich blindgeprägtes dunkles Kalbsleder d. Z. (mit wenigen kleinen Fehlstellen, Kratzern, Abschürfungen und Läsuren, Wurmspuren, sorgsam restauriert. Die Rücken allesamt im 19. Jahrhundert ersetzt und noch einmal modern erneuert und sorgfältigst über neuen Gelenke restauriert) über Holzdeckeln als ehemalige Kettenbände mit metallenen Kanten- und Eckbeschlägen sowie je 5 flachen Tellerbuckeln (ein Buckelbeschlag bei Band II fehlt) mit jeweils vier Schließbeschlägen, ohne die Schließen), die VDeckel jeweils mit einem Titelschild in Metallrahmen unter transparenter Hornplatte "Scotus fr[ater] p[ri]mu[m] s[e]n[tent]iar[um]" bis "Schot[us] fr[ater] q[ua]rt[u]m s[e]n[tent]iar[um]". Venedig, Johann Herbort für Johann von Köln, Nicolas Jenson und Genossen, 10.-22.XI.1481.
Hain-Copinger 6418. Hain 6421. GW 9075. Goff D-381. Proctor 4683-84. Pellechet 4453. Bodleian D-168. Collijn 1224. Hartig 228. Hubay 730. Madsen 1457. Marx 29. Mendes 448-450. Oates 1856. Ohly-Sack 1054-55. Rhodes 712. Sack 1302-1305. Scardilli-Venezia 119. Schlechter-Ries 608. Sheehan D-165. Voulliéme 1951-62. Walsh 1867. BMC V, 302. BSB-Ink D-305. CIBN D-257. CBB 1354. CIH 1213. IBE 2199. IBP 1995. IGI 3600. ISTC id00381000. – Dritte Ausgabe des Hauptwerkes von einem der bedeutendsten Theologen und Philosophen der Scholastik Johannes Duns Scotus (1266-1308), die zweite bei Johann von Köln gedruckte. Zuerst war das Werk 1477 bis 1478 in Venedig gedruckt worden, 1481 folgte ein Nachdruck bei Anton Koberger in Nürnberg. Vollständige Exemplare mit allen vier Teilen, noch dazu in einheitlichem Einband, sind von allergrößter Seltenheit. – Erste und letzte Blätter jeweils leicht angestaubt, Band I mit schwacher Feuchtigkeitsspur im Außensteg, die letzten Blätter aller drei Bände mit kleiner Rostspur im Kopfsteg durch die ehemaligie Kettenöse, Schlussblatt von Band I mit großem Abriss (die Druckermarke ist jedoch noch vollständig erhalten). Es fehlen die weißen Blätter zu Beginn von Teil I und IV sowie Blatt a3 des Teiles IV.

Besonders bemerkenswert gebundenes Exemplar, das den Objektcharakter der prachtvollen Frühdrucke als Gesamtkunstwerk in den Fokus rückt: Kettenbände des Spätmittelalters sind an sich schon bemerkenswert selten, sie waren (meist mit einem Ring im Rückdeckel) mit einer Kette dem Pult des Chores, der Sakristei etc. einer Kathedrale verbunden, so dass sie konsultiert, jedoch nicht leicht entwendet werden konnten. Die reich blindgeprägten Einbände lassen sich der sogenannten "Antoniter-Werkstatt" in Lübeck zuordnen (siehe EBDB w001549; Schwenke-Schunke II, 161ff.). "Entgegen Schunke wohl keine Klosterwerkstatt. Verbindung zur Antoniusbruderschaft (1436 gegrünet), die nicht in Beziehung zu den Antonitern stand, ja sich von diesen abgrenzte" (EBDB). Für alle drei Bände wurden die Stempel Christus 9 (Kreuzigungsgruppe), Greif 5, Heilige 2 (Antonius mit T-Kreuz) und Lilie 88b benutzt. Das Exemplar stammt aus dem Dominikanerkonvent Dortmund (mit späterem Besitzvermerk auf dem ersten Blatt aller drei Bände), später befand es sich in der Bibliothek des bekannten Frankfurter Mediziners und Bibliophilen Georg Kloß (Exlibrisreste im Innendeckel von Band II und III). Jüngst dann in der bedeutenden Bibliotheca Philosophica Hermetica des Joost R. Ritman.

Biblia latina und Nicolaus de Lyra
cum postilis Nicolai de Lyra
Los 1029

Zuschlag
2.800€ (US$ 3,011)

Details

Biblia latina. - Biblia cum postilis Nicolai de Lyra et expositionibus Guillelmi Britonis in omnes prologos S. Hieronymi. Band III (von 5) in 2 Teilen in 1 Band. 310; 148 nn. Bl. (le. w.). 2 Spalten. 60 bzw. 73 Zeilen Klammerglosse. Got. Typ. Schriftraum: 23,8 x 15,1 cm. Format: 29,9 x 20,5 cm. Mit 3 bis 8-zeilige Fleuronné-Initiale und Hunderten von roten und blauen Initialen durchgehend sparsamer Rubrizierung mit gelber Kapitalstrichelung. Geflammtes braunes Kalbsleder des 19. Jahrhunderts (Vorderdeckel gelöst, schwache Schabspuren, wenige Abplatzungen, Gelenke brüchig, bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. Venedig, Franz Renner, 1482-1483.
Hain-Copinger 3165. Copinger 1037. GW 4287. Goff B-612. Proktor 4180. Pellechet 2344. Bodleian B-318. Borm 464. Dubowik 12. Ernst II,2 74. Finger 188-190. Günther 3631. Hubay 380. Hummel-Wilhelmi 115-119. Kind 678. Lökkös 315. Madsen 698. Mendes 237. Oates 1675-1677. Ohly-Sack 554. 555. Sack 660-662. Sallander 1628. Zdanevyč 79. Zedler 160. BMC V, 197. BSB-Ink B-447. ÖNB-Ink B-394. CIBN B-429. IDL 837. IBE 1043. IGI 1685. ISTC ib00612000. – Der dritte Band des vierten Bibeldruck mit den Postillen des Nicolaus de Lyra (1270-1349), der das vollständige Neue Testament von den Evangelien bis zur Apokalypse enthält. Mit dem Kolophon: "Impressum est Veneijs hoc opus biblie una cum postillis venerandi viri ordinis minorum fratris Nicolai de lyra per Franciscum renner de Hailbrun. M.CCCC.LXXXII." Es folgt der Anhang mit der Schrift des Nicolaus Contra perfidiam Iudaeorum. Mit dem "Incipit libellus editus per magistrum Nicolaum de lyra ordinis minorum theologie, professorem, in quo sunt pulcherrime questiones iudaicam perfidiam in catolica fide improbantes". Weiter die 1483 erschienenen Additiones des spätmittelalterlichen Theologen Paulus von Burgos (1351-1435) mit der dazugehörigen Replik von Matthias Döring (1390-1469) mit dessen "Prologus" und seinen Kommentare zu den Büchern Genesis bis zur Apokalypse. – Die Lagensignatur lautet: 38-491050.51852-601061862-651066867-6910; a-o8p10q8r-t6. Erstes und letztes Blatt mit älteren und alten Federproben und teils ausgestrichenen Besitzeinträgen. Nur gegen Anfang mit zeitgenössischen oder wenig späteren Marginalien und Tintenkommentaren, sonst nur ganz vereinzelt minimal fleckig oder gebräunt, winziger Feuchtrand von oben, insgesamt in bemerkenswert schönem Zustand, gedruck auf festem Papier, breitrandig.

Jordanus de Quedlinburg
Sermones de tempore. Strassburg, Drucker des Jordanus von Quedlinburg, 1483
Los 1030

Zuschlag
2.000€ (US$ 2,151)

Details

Der "Jordanus von Quedlinburg" vom "Drucker des Jordanus von Quedlinburg"
Jordanus de Quedlinburg. Sermones de tempore. 2 Teile in 1 Band. 233; 182 nn. Bl. 2 Spalten. 53 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 24,1 x 15,3 x cm. Format: 32 x 22 cm. Mit großer 18-zeiliger Zierinitiale in Rot und Grün mit 2 Groteskenköpfen und reichem Federwerk, einigen Lombarden in Rot und Grün sowie Rubrizierung auf den ersten Seiten (bis Fol. XLIIII). Blindgeprägtes Schweinsleder um 1570 (Bezug mit Fehlstellen, an Kanten offen, gewellt und teils gelöst vom Deckel, feuchtrandig, angestaubt und fleckig, Wurmlöchlein) über abgefasten Holzdeckel mit 2 intakten ziselierten Messingschließen und geprägtem Monogramm und Jahr auf dem VDeckel "N.S. 1570". Strassburg, Drucker des Jordanus von Quedlinburg, 1483.
Hain-Copinger 9438. GW 15120. Goff J-477. Proctor 584. Pellechet 6708. Bodleian J-217. Borm 1617. Collijn 875. Günther 2654. Hubay 1259. Hubay 608. Madsen 2341. Oates 222. Ohly-Sack 1713. Sack 2156. Voulliéme 1494. Wilhelmi 374. 375. Zedler 435. BMC I, 131. BSB-Ink I-610. CIBN J-304. CBB 2328. IBE 3316. IBP 3275. IDL 2744. IGI 5381. ISTC ij00477000. – Erste Ausgabe der Evangelienauslegungen und Predigten des Augustiner-Eremiten Jordanus von Quedlinburg oder von Sachsen (1300-1380), der in Quedlinburg geboren wurde und angeblich 1380 in Wien starb. "Hervorragender Prediger, mit Visionen und Gebetskraft ausgezeichnet; im Orden Beatus genannt ... Sehr geschätzt waren seine das Kirchenjahr umfassende Predigtwerke" (LThK V, 558).

Das Werk gab dem "Drucker des Jordanus de Quedlinburg von 1483" seinen Namen. Zur Frage, ob es sich bei diesem Drucker um Georg Husner handelt, vgl. Voulliéme in: Zentralblatt für Bibliothekswesen XXXII (1915), 309ff. und Scholderer, Fifty Essays (1966) 240ff. – Es fehlen die 3 w. Bl. (Schlussblatt zu Teil I, das Anfangs- und Schlussblatt zu Teil II). Einige alte Marginalien. Durchwegs leicht gebräunt, Ränder teils stärker wasserfleckig. Der Titel von Teil I recto mit mehreren alten Besitzvermerken und kleinem Stempel, verso langer zeitgenössischer Eintrag in Deutsch und Latein, am oberen Rande wurde ein Besitzvermerk abgeschnitten, Kolophon ebenfalls mit alten Besitzeinträgen. Ohne die fliegenden Vorsätze. Insgesamt gutes Exemplar aus einer thüringer Franziskanerbibliothek mit deren großem typographischen Exlibris "Sum Bibliothecae Fratrum Minorum Recollectorum Provinciae Thuringiae S. Elisabethae Conventûs Sacri Montis Sinai ad S. Crucem Miraculosam propè Brückenavium Anno 1706".

Meffreth
Sermones de tempore et de sanctis
Los 1031

Zuschlag
4.500€ (US$ 4,839)

Details

In einstigem Kettenband mit interessanter Handschriften-Makulatur
Meffreth. Sermones de tempore et de sanctis. Teil III (von 3): Ortulus regine de sanctis. 198 nn. Bl. (le. w.). 2 Spalten. 54-55 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 22 x 14,5 cm. Format: 30,5 x 20,5 cm. Mit 20-zeiliger Zierinitiale in Rot und Blau sowie zahlreichen eingemalten roten Lombarden und durchgehender Rubrizierung. Dunkelbraunes blindgeprägtes Kalbsleder d. Z. (mit Bezugsfehlstellen, Druckrinne, etwas beschabt, bekratzt und berieben; Rücken unter Verwendung des alten Bezugmaterials restauriert) über massiven Holzdeckeln und hs. Pergament-VDeckelschild (mit 12 neueren aufgenagelten Rundkopfnägeln) mit 8 Messingeckbeschläge und 4 Eisenfüßchen an den unteren Stehkanten (ohne die zehn runden Messingbuckel) mit 4 Messingschließbeschlägen (ohne die beiden Schließen; Rückdeckel mit den Löchlein zur Anbringung einer Kette) Basel, Nikolaus Kessler, nicht nach 1483/1484.
Copinger 3961. GW 22646. Goff M-440. Kaufmann-Nabholz 529. Borm 1826. Collijn 1025. Ernst II, 3 83 und 4 41. Günther 370. Hubay 1439. Madsen 2708. 2709. Nentwig 282. Sack 2416. Whitesell S1-1202.7. BSB-Ink S-303. CBB 2653. 2654. CIH 2244. IBE 3897. IBP 3682. IDL 3185. ISTC im00440000. - Nicht bei Hain, nicht bei Proctor und Pellechet, kein Exemplar in der Bibliothèque Nationale und im British Museum. ADB XXI, 175 f. Jöcher III, 353. – Seltene erste Ausgabe des dritten Teils der großen Predigtsammlung des Meißener Priesters Meffreth, "Verfasser eines sehr inhalt- und umfangreichen homiletischen Repertoriums unter dem Titel Hortulus reginae (d. i. der Kirche), über dessen Person nichts weiter bekannt ist, als was er selbst in den Prologen zu den beiden Hälften seines Werkes sagt. Hieraus ersehen wir, daß er den Theil De sanctis im Jahre 1443 vollendet und sofort den De tempore begonnen habe ... Sein Predigtwerk fand ungeachtet seines bedeutenden Umfangs eine große Verbreitung. Es erlebte im 15. Jahrhundert 10 Auflagen und wurde noch im 16. und 17. Jahrhundert mehrfach wieder abgedruckt" (ADB XXI, 175-176). – Titel etwas angeschmutzt. Im Rand nahezu durchgehend mit meist blassen Feuchtigkeitsspuren. Nach dem (erneuerten) vorderen fliegenden Vorsatz ist zusätzlich ein weißes Pergamentblatt eingebunden, dieses etwas stärker feuchtrandig bzw. leimschattig und mit ovalem Knorpelloch. Die Innenspiegel sind mit 2 Pergamentblättern einer lateinischen Handschrift aus der Mitte des 14. Jahrhunderts ausgekleidet: 2 Kolumnen zu 70 Zeilen schwarzbraune Bastarda auf Pergament. Schriftraum ca. 26,9 x 17,5 cm (auf den Innenspiegel beschnitten, leicht angestaubt, fleckig, mit wenigen Leimschatten, hinten mit Rostloch der Kettenaufhängung).

Otto von Passau
Die vierundzwanzig Alten oder der goldene Thron
Los 1032

Zuschlag
6.000€ (US$ 6,452)

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Otto von Passau. Die vierundzwanzig Alten oder der goldene Thron. 5 nn., CXCVI Bl. (ohne das le. w. Bl.). Mit einer kolorierten figürlichen Holzschnittinitiale und 26 (2 ganzseitigen; teils wdhl.) kolorierten Textholzschnitten. 35 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 21 x 13 cm. Format: 29 x 19 cm. Halbleder um 1700 (Vordergelenk angeplatzt, etwas berieben, beschabt und bestoßen). Augsburg, Anton Sorg, 14. X. 1483.
Hain 12129. GW 28505. Goff O-120. Proctor 1691. Pellechet 8675. BMC II, 351. BSB-Ink O-104. CIBN O-73. IDL 3461. IGI 7040. ISTC io00120000. Schreiber 4880. Schramm IV, 495-503. Ernst 259. Hubay 772. Sack, Freiburg 2630. Scheidegger-Tammaro 999. Šimáková-Vrchotka 1427. – Zweite Augsburger Ausgabe der Erbauungsschrift. Ob bereits 1477 in Straßburg bei Johann Prüss die erste gedruckte Ausgabe erschien, lässt sich nicht verifizieren. Der Gesamtkatalog der Wiegendrucke verzeichnet die vorliegende als die zweite Augabe überhaupt, davor nur die ersten Augsburger vom 10. III. 1480.

Die christliche Lebenslehre erschien in Form einer Sentenzensammlung, die der Franziskaner Otto von Passau (gestorben um 1386) von mehr als hundert christlichen und antiken Autoren zusammentrug. Bestimmt war sie für Laien, Mönche und Nonnen und bezog sich auf alle Bereich des christlichen Lebens. Die Wirkung und Beliebtheit des Werkes ist durch die mehr als 150 erhaltenen Handschriften überliefert.

Die beiden blattgroßen Holzschnitte zeigen recto den Salvator Mundi auf einem Regenbogen sitzend und von einer regenbogenförmigen Mandorla sowie den 24 Ältesten umgeben; recto Johannes von Patmos. "Die 24 Ältesten, die in der Ewigkeit auf Thronen sitzen und beständig Gott loben (Offenb. 4, 4f.) werden darin, in jedem der 24 Kapitel des Buches je einer, redend eingeführt und geben 'der minnenden Seele' Belehrung, wie sie ihr Leben zu einem Lob und Dienst Gottes gestalten und den 'goldenen Thron' in der Ewigkeit erwerben können. Das Buch verfolgt also eine durchaus praktische Tendenz. Es ist 'eine Regel des Lebens, um Gott inwendig und auswendig und in allen nothwenigen Sachen zu gefallen, hier in der Zeit und dort in Ewigkeit' (Vorrede); fast alle Kapitel schließen mit der Mahnung 'Folgest du mir, so magst du den goldenen Thron wohl ererben' "(Wetzer-Welte IX, 1185).

"Jedem dieser Ältesten ist eine thematisch abgeschlossene Lehrrede an die 'minnende Seele' in den Mund gelegt - über das Wesen Gottes und des Menschen, Reue, Verzicht, Gewissen, äußere Lebensführung, Denken, Liebe, Gnade, Glaube, Eucharistie, Weisheit, die Heilige Schrift, vita activa und vita contemplativa, Gebet, Gottesfreundschaft, geistliches Leben, Tugend, Verdienst, Tod, Erwählung, Fegefeuer und Hölle, ewige Seligkeit" (NDB XIX, 699f.). Die 24 Textholzschnitte zeigen jeweils einen der 24 Ältesten mit einer "guldin kronen" (Vorwort) und in Begleitung einer Frau, die wohl die Personifikation der Ecclesia verkörpert und somit das neutestamentliche Evangelium darstellt. – Fol. 5 mit den beiden blattgroßen kolorierten Holzschnitten (recto Christus Salvator mit den 24 Ältesten und verso Johannes von Patmos, Verfasser der Apokalypse) wurde dem Werk vorangebunden, indem der doppelseiteige Holzschnitt knapp um die Umfassungslinie ausgeschnitten und in einen Papierrahmen einmontiert wurde. Der Holzschnitt recto wurde zu einem großen Teil (Jesu Brust in einem Streifen nach unten) als Federzeichnung ergänzt, verso die gesamte untere Hälfte nachgezeichnet und kolorierend ergänzt. Verso ist weiterhin auch ein Streifen von oben im Gesicht des Johannes übermontiert. Auf dem rahmenden Papierstreifen unten rechts recto eine Stempelrasur.

Es fehlt das letzte weiße Blatt. Das Kolophon wurde ausgeschnitten und im unteren Rand verso von Blatt CXXVI montiert. Das erste Blatt des Inhaltsverzeichnisses bis an den Satzspiegel beschnitten, vollständig aufgezogen und recto zur Zeit des Einbandes mit kalligraphischem Titel ergänzt. Zu Beginn und am Schluss bis an den Satzspiegel angerändert, stellenweise im Bug verstärkt. Der Textholzschnitt verso Blatt CXXVII mit kleiner Fehlstelle. Sehr selten mit hs. Marginalien. Leicht gebräunt, stellenweise braunfleckig.

Albertus Magnus
Compendium theologicae veritatis
Los 1033

Zuschlag
2.600€ (US$ 2,796)

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Albertus Magnus. Compendium theologicae veritatis. 96 (statt 98) Bl. 2 Spalten. 46 Z. Got. Typ. Schriftraum: 14,9 x 10,6. Format: 21 x 15,5 cm. Mit ca. 300 Initialen und Kapitalstrichelung in Rot und Blau sowie Holzschnitt-Druckermarke am Schluss. Blindgeprägter Kalbslederband d. Z. (Rücken im späten 19. Jahrhundert fachmännisch erneuert) mit goldgeprägtem RTitel und (erneuerter) Messingschließe. Venedig, Gabriel de Grassis, 14.VI.1485.
Hain-Copinger 441. GW 606. Goff A-238. Pellechet 279. Polain 2015. Madsen 60. Mendes 42. Walsh 1957. BMC V 333. BSB-Ink H-404. IDL 123. IBE 190. IGI 172. ISTC ia00238000. – Einzige Ausgabe bei Gabriel de Grassis, Nachdruck der Ausgabe von 1483, die ebenda bei Gregorius Dalmatinus und Jacobus Britannicus erschien. Das Compendium theologicae veritatis wird meist dem Kölner Kirchenlehrer Albertus Magnus (1200-1280) zugeschrieben, wahrscheinlicher ist jedoch, dass es von seinem Schüler Hugo Ripelin von Strassburg (1205-1270) stammt. Wie Albertus selbst wurde Ripelin damit zu einem der Wegbereiter des christlich interpretierten Aristotelismus im hohen Mittelalter. Mit dem Compendium legte er einen Grundriss der scholastischen Theologie vor, der bis in die frühe Neuzeit hinein zu den am häufigsten kopierten und ab 1470 dann auch vielfach gedruckten Werken der scholastisch-theologischen Lehre gehörte. – Das fehlende weiße Blatt a1 und das erste Textblatt a2 mit dem Incipit in Rotdruck durch Faksimile auf altem Papier ersetzt, Innengelenke mit Leinenstreifen verstärkt, die marmorierten Innenspiegel aus dem 19. Jahrhundert. Etwas fingerfleckig, im oberen Bug anfangs mit kleinem Feuchtigkeitsrand, die beiden Schlusslagen ebenda stärker betroffen und tiefer in den Bug hineinlaufend. Mit kleinem Feuchtigkeitsrand in der oberen rechten Ecke, insgesamt wohlerhalten. Durchgehend annotiertes Exemplar mit zahlreichen Anstreichungen, Notabene-Händchen und teils umfangreicheren Anmerkungen einer zeitgenössischen Hand. Die repräsentativen Einbanddeckel mit breitem Blütenrollstempel, die Mittelfelder durch Blindfileten sechsfach gegliedert, jeweils geziert mit floralem Einzelstempel und umgeben von kleineren Blüten- und Lilienstempeln. Der Vorderdeckel mit einem im 19. Jahrhundert aufgebrachten, goldgeprägten und von einem Löwen gekrönten Besitzermonogramm "AJ".

Petrus, Comestor
Historia scholastica. Basel, Johann Amerbach, 25.XI.1486.
Los 1035

Zuschlag
6.500€ (US$ 6,989)

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Das Donau-Eschinger-Exemplar
Petrus Comestor. Historia scholastica. 299 nn., 1 w. Bl. 2 Spalten. 48 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 21,6 x 13,8 x cm. Format: 28,6 x 20,5 cm. Mit Initialspatien. Blindgeprägtes Kalbsleder d. Z. (mit nur geringen kleinen Fehlstellen und Löchlein, Deckel beschabt und berieben; Rücken und Gelenke komplett erneuert) über schweren, abgefasten Holzdeckeln mit 10 durchbrochenen gehämmerten Messingbeschlägen mit 8 Rund- und 2 Flachbuckeln (Mittelstück) sowie 2 intakten Schließen an 6 (4 punzierten) Messingbeschlägen (Schließbänder leicht brüchig). Basel, Johann Amerbach, 25.XI.1486.
Hain 5537. Hain-Copinger 5535. GW 32164. Goff P-465. Proctor 7572. Pellechet 3882. Bodleian P-189. Deckert 506. Ernst I/2, 51. Finger 780. Günther 212. Hubay 1612. Kaufmann-Nabholz 412. Madsen 3159. Oates 2773. Sack 2769. Schlechter-Ries 1444. Sack 2769. BMC III, 749. BSB-Ink P-306. UBL-Ink P-119. CIBN P-226. CBB 3093. CIH 2618. IBE 4532. IBP 4321. IDL 3597. IGI 7627. ISTC ip00465000. – Erste Baseler, insgesamt achte Ausgabe der "Historica Scholastica" des Petrus Comestor (1100-1179), die um 1170 entstanden und erstmals 1473 in Augsburg bei Günther Zainer gedruckt worden war (Hain 5531). Comestor war Dekan seiner Heimatkriche Troyes, wurde 1164 Kanzler in Paris und Magister der Theologie, zuletzt Regularkanoniker in St. Viktor.

Nach einer Vermutung der British Library wurde das Werk von einem anderen Drucker mit Amerbachs Typen gedruckt. Die Historia Scholastica ist ein biblisches Lehrbuch der Weltgeschichte. Petrus Comestor beginnt seine Erzählung mit der Schöpfungsgeschichte und setzt sie fort bis zu den Ereignissen aus der Apostelgeschichte. Als Quellen dienen ihm sowohl die Bibel als auch Schriften weltlicher Autoren, besonders Flavius Josephus bezüglich des Anfangs der Evangelien. Hinweise aus Geographie, Kosmologie, Philosophie, Theologie, Etymologie usw. bilden einen Kommentar zur Heiligen Schrift. Es ist "eine populärtheologisch gehaltene, mit vielseitigem Wissen erarbeitete Darstellung der gesamten biblischen Offenbarung, im ganzen Mittelalter das Hauptwerk der biblischen Geschichte, weit verbreitet, mehrfach übersetzt, öfters kommentiert, von Einfluß auf Literatur und Kunst" (LThK VIII, 156). – Titel und die letzten Blätter etwas angeschmuttz, Ränder teils leicht wasserfleckig, sonst sauberes, breitrandiges Exemplar. Titel und zwei Blätter mit zeitgenössischem Besitzvermerk eines Andreas Kleiber, Priester in Hohburg, Titel mit dem Stempel der "F. F. Bibliothek Donaueschingen". Das weiße Schlussblatt ist etwas knittrig. Besondere Aufmerksamkeit verdient der hübsche zeitgenössische Prägeband, auf dem Vorderdeckel oben mit blindgeprägter Datierung "ano. dni. lxxxviii". Geschmückt mit Herzpalmetten-Stempel, quadratischen Rosenstempeln, Rautenranken mit Zirbelnuss-Stempel sowie geschwungenen Schriftbandstempel "Maria".

Rupert von Deutz
Opus originale Ruperti abbatis Tuiciensis de victoria verbi dei
Los 1036

Zuschlag
3.000€ (US$ 3,226)

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Rupert von Deutz. Opus originale Ruperti abbatis Tuiciensis de victoria verbi dei. in tredecim libros divisum. 8 nn., CV num Bl. 2 Spalten. 49 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 18,4 x 12,4 cm. Format: 26,6 x 19,4 cm. Mit Hunderten von bis zu 6-zeiligen roten Lombarden. Blindgeprägtes Kalbsleder d. Z. (mit Fehlstellen an Deckeln, Wurmgängen und Wurmlöchlein, Rücken an Kapitalen größer unvollständig, hinterlegt und neu aufgebunden) auf schweren Holzdeckeln (ohne die Schließe). Augsburg, Anton Sorg, 1487.
Hain 14046. GW 39213. Goff R-365. Proctor 1704. Pellechet 10063. Feigelmanas 382. Collijn 948. Deckert 562. Finger 863. Hubay 1821. Hummel-Wilhelmi 548. Madsen 3560. Ohly-Sack 2508. Sack 3115. Schlechter-Ries 1584. Voulliéme 23. Walsh 578. BMC II, 353. BSB-Ink R-286. CIBN R-232. CBB 3408. CIH 2991. IBE 4980. IBP 4821. IGI 8481. ISTC ir00365000. – Erste Ausgabe und einziges im 15. Jahrhundert gedruckte Werk des bedeutenden rheinischen Mystikers Rupert von Deutz, latinisiert zu Rupertus Tuitiensis. Es entstand auf Anregung des Abtes Kuno von Siegburg. Rupert beschreibt darin, "wie der ewige Weltplan trotz aller sich entgegenstellender Hindernisse zur Durchführung gelangt" (Wetzer-Welte X, 1368). "Ruperts Sprache ist lebendig, bilderreich, oft voll Schwung und Poesie ... Zur geistigen Höhenlage des mittellateinischen 12. Jahrhunderts hat Rupert von Deutz überragend beigetragen. Er ist auf deutschen Boden Bahnbrecher und Meister der betenden mystischen Gotteswissenschaft ..." (LThK IX, 16). – Erste und letzte Blätter mit kleinen Wurmlöchern, im Block sehr sauber und frisch, nur der Titel leicht fleckig und mit kleinem Tintenvermerk. Außergewöhnlich schönes und besonders breitrandiges Exemplar in einem außergewöhnlichen schönen zeitgenössischen Inkunabeleinband, der wohl von einem Tegernseer Meister stammt: Die Rautenranken auf den Deckeln werden von zwei Bändern eingefasst, einmal mit sich überlagernden Halbkreisen, die palmettenartige Spitzbögen, ganz im gotischen Stil ergeben, und ein andermal eine Wellenkanke mit Margeritenblüten.

Nicolaus de Lyra
Postilla super totam Bibliam
Los 1037

Zuschlag
1.500€ (US$ 1,613)

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Nicolaus de Lyra. Postilla litteralis in vetus et novum testamentum. Band I (von 3). 415 (von 418) nn. Bl. 2 Spalten. 59 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 22 x 14 cm. Format: 32 x 20 cm. Mit 8-zeiliger Initiale in Blau und Rot, einigen kleineren roten Initialen, Hunderten von roten Lombarden sowie durchgehender Rubrizierung. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (mit Kratzspuren, Wurmlöchlein und etwas fleckig und gebräunt, Rücken im 17. Jahrhundert mit blindgeprägtem breiten Schweinsleder überklebt, Ecken mit Kalbsleder ergänzt) über abgefasten Holzdeckeln mit 2 intakten Messingschließen (Beschläge d. Z., Schließen 17. Jahrhundert). Venedig, Bonetus Locatellus für Octavianus Scotus, 9. VIII. 1488.
Hain 10365. GW 26546. Goff N 132. Pellechet 8254. BSB-Ink N116. CIBN N-78. IBE 4103. IGI 6823. ISTC in00132000. Neveu 445. Parguez 741. Richard 353. Castan (Besançon) 659, 660. IBP 3948. Sajó-Soltész 2408. Gspan-Badalić 483. CCIR N-11. IBPort 1277. SI 2811. Mendes 894. Sallander 1866. Deckert 474. Nicht im BMC und bei Proctor, Oates, Polain und Voullième. – Prachtvoller und breitrandiger Druck der frühen, zweiten Ausgabe (vgl. Census N 131) der bedeutenden Bibelauslegung des Nicolaus de Lyra (1270-1349). Der Bibeltheologe Nicolaus de Lyra, der aus Lyre bei Evreux in der Normandie stammte, schuf mit seinen Postillae perpetuae den Text fortlaufend begleitende exegetische Kommentare, die das ganze Spätmittelalter prägten und noch bis in die Reformation Anwendung fanden: "Si Lyra non lyrasset, Lutherus non saltasset", wie man damals zu spotten pflegte. – Es fehlt das erste weiße (Fol. 11) und die beiden letzten Blätter (388 und 4310). Im oberen und unteren Rand feuchtrandig, teils etwas stärker. Stellenweise mit kleinen Wurmgängen. Die letzten 2 Bl. fehlen. Der bemerkenswert schöne, wenn auch alt restaurierte Einband mit Filetenmuster und geschweiftem Schriftbandstempelchen "Maria" sowie den beiden großen punzierten Messingbeschlägen auf dem Vorderdeckel mit Verkündigungstext in gotischer Schrift "Ave Maria gratia plena".

Herolt, Johannes
Sermones discipuli quadragesimales. Reutlingen, Johann Otmar, 19.II.1489
Los 1038

Zuschlag
2.500€ (US$ 2,688)

Details

Herolt, Johannes. Sermones discipuli quadragesimales [und:] Johannes Gerson. Monotessaron seu concordantiae evangelistarum [sowie:] Gabriel Biel. Sermo historialis passionis dominicae. 137 (statt 138; ohne das Titelblatt) nn. Bl. 2 Spalten. 46 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 18,7 x 12 cm. Format: 22,8 x 17,6 cm. Mit zahlreichen roten Lombarden und Rubrizierung bis etwa zur Hälfte. Holzdeckelband d. Z. (Rückdeckel mit wenigen Wurmgängen) mit breitem blindgeprägten Schweinslederrücken, blindgeritzten Dreifachfileten auf den Holzdeckeln, intakter punzierter Messingschliese sowie (späterem) goldgeprägtem Wappensupralibros auf beiden Deckeln. Reutlingen, Johann Otmar, 19.II.1489.
Hain-Copinger 8514-15. GW 12339. Goff H-97. Proctor 2715. Feigelmanas 211. Gspan-Badalić 336. Kaplan 252. Hummel-Wilhelmi 321. Nentwig 206. Sack 1806. Scheidegger-Tammaro 719. Bodleian H-059 BMC II, 586. BSB-Ink H-187. CIH 1652. IBP 2739. IDL 2254. IGI 4698. ISTC ih00097000. Kein Exemplar in der Bibliothèque Nationale, keines in Paris, nur 2 in Frankreich. – Erste Ausgabe der "Sermones Discipuli quadragesimales" des Nürnberger Dominikanerpriors Johannes Herolt (1380-1468). "Unter diesem Namen werden alle Schriften zusammengefasst, in denen sich der Autor als 'Discipulus' bezeichnet. Zur Autorschaft weiterer, ebenfalls Johannes Herolt zugeschriebener Texte, und zur Abgrenzung zu anderen Autoren vgl. den Artikel Guillelmus Parisiensis, Sp. 426-430. Herolts Hauptwerk, die 'Sermones de tempore et de sanctis', haben als Handbuch für Prediger weite Verbreitung gefunden und bieten neben den eigentlichen Predigten weitere Materialien. Die Texte sind wie folgt angeordnet: Sermones de tempore. Sermones communes. Sermones de sanctis. Promptuarium exemplorum. Promptuarium de miraculis B.M.V. In den früheren Ausgaben sind, trotz durchgehender Zählung, die 'Sermones communes' deutlich abgesetzt, in den Ausgaben Ulrich Zells erscheint das Impressum nach den 'Sermones de tempore'. Diese drucktechnische Trennung der Teile ist auch bei den 'Sermones de sanctis' und den 'Promptuaria' auffallend. Auch diese Texte werden allmählich immer enger verbunden, so daß - nach einer deutlichen Trennung der einzelnen Teile zu Beginn - am Ende des Jahrhunderts das gesamte Werk meist als zweibändige Druckeinheit erscheint'. Hier handelt es sich um die Pfingspredigten, die "Quadragesimale", denen Gersons "Monotessoron" und Gabriel Biels "Sermo de passione dominica"
sinnvollerweise von dem Reutlinger Drucker Johann Otmar beigegeben wurden.
Das "Monotessaron seu concordantiae evangelistarum" des spätmittelalterlichen Scholastikers Johannes Gerson (1363-1429) ist hier mit Auszügen aus den Kapiteln 136-149 wiedergegeben. Gabriel Biel (1410-1495) war ein scholastischer Philosoph, der seit 1484 als Professor der Philosophie an der Universität Tübingen lehrte, der ehrwürdigen Alma Mater, die Biel im Jahre 1477 für den Grafen Eberhard im Bart mit begründete. Johann Otmar, von Pollard als Erstdrucker Reutlinges genannt (1479), war neben Michael Greyff einer der nur zwei Inkunabeldrucker der Stadt. Er druckte bis 1495 etwa 50 lateinische Inkunabeln, hauptsächlich theologischen Inhalts, bevor er sich nach Tübingen wandte. – Ohne das erste Blatt mit dem Titel, an dessen Stelle wohl das letzte weiße Blatt geheftet wurde, auf das hs. der Titel kalligraphisch alt eingezeichnet wurde. Zu Beginn etwas wasserrandig, mit zwei kleinen Randausschniten im ersten Textblatt oben. Einige zeigenössische Marginalien. Gegen Ende Wurmgänge im weißen Rand oben, letztes Blatt alt angefalzt, am Schluss findet sich ein handschriftlicher Besitzvermerk des 17. Jahrhunderts "Frater Johannes Gastl me iuro tenet 1627". Der bemerkenswert schöne Einband ist auf dem über die Deckel gezogenen breiten Schweinslederücken mit einer hübschen Ornamentrolle geziert, der Rücken mit sauberem hs. Titel. Auf den Holzdeckeln ist das Wappensupralibros der "Society of Writers to the Signet", eine dem schottischen Höchtstgericht angeschlossene Körperschaft und eine der ältesten britischen Juristengesellschaften, die 1594 gegründet wurde.

Bernhardinus von Siena
Sermones de caritate sive evangelio aeterno
Los 1040

Zuschlag
2.600€ (US$ 2,796)

Details

Bernhardinus von Siena. Sermones de caritate sive evangelio aeterno. 5 num., 9 nn., 330 nn. Bl. (ohne die 2 w.). 2 Spalten. 54 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 21,9 x 142 cm. Format: 31,2 x 21 cm. Mit Hunderten bis zu 10-zeiligen roten Lombarden und durchgehender Rubrizierung. Blindgeprägtes, geglättetes Kalbsleder d. Z. (mit wenigen Fehlstellen im Deckelbezug, etwas beschabt und Ecken bestoßen, Rücken im 18. Jahrhundert ergänzt) über massiven Holzdeckeln (Ecken teils leicht abgesplittert) und mit 4 Messing-Schließbeschlägen (ohne die Schließbügel), dunkelblauer Schnitt. Basel, Johann Amerbach, um 1489.
Hain-Copinger 2827. GW 3886. Goff B-349. Proctor 7631. Pellechet 2079. Kaufmann-Nabholz 435. Bodleian B-167. Borm 388. Ernst I,1 77. Finger 156. Hubay 327. Hummel-Wilhelmi 97. 98. Madsen 599. Nentwig 74. Oates 2797. Ohly-Sack 459. 460. Sack 553-555. Sallander 2074. Schlechter-Ries 243. Sheehan B-147. Walsh 1170. BMC III, 752. BSB-Ink B-300. ÖNB-Ink B-238. CIH 557. IBE 913. IBP 896. IDL 741. IGI 1501. ISTC ib00349000. – Erste Ausgabe der Predigten des Heiligen Bernhardin von Siena, des italienischen Franziskanerheiligen (1380-1444), der - ganz dem Vorbild der Minoriten gemäß - für die Armen und Bedürftigen eintrat und in seinen Kanzelreden die "sozialen Sünden" wie Gewalt, Wucherei, aber auch "luxuria" als Todsünde anklagt, indem er die Würde eines jeden einzelnen Menschen als "Creatura dei" (Gottesgeschöpf) herausstellt, womit er auch Kritik an der Kurie äußerte. So verurteilten die Päpste Martin V. und Eugen IV. seine Predigten als Häresie und brachten den Fall dreifach auf dem Konzil zu Basel in den Jahren 1426, 1431 und 1438 vor. Die Prüfungen ergaben jedoch keine Hinweise auf gotteslästlerliche Reden, so dass Papst Nikolaus V. ihn schon 1450, knapp sechs Jahre nach seinem Tode Heiligsprechen konnte.
Auch Bernhardin führt immer wieder die in der Apokalypse des Johannes formulierten Zukunftsvisionen an, um den Gläubigen zur Demut, Enthaltsamkeit, Einsicht, Umkehr zu ermahnen. – Es fehlen lediglich die beiden weißen Blätter (446 und zz8). Titelblatt etwas fleckig und mit kleinem, alt hinterlegten Einriss, im oberen Steg durchgehend wasserrandig, vereinzelt dort mit Wurmgängen, Papierläsuren und -abrieb (gegen Ende stärker), zwei Seiten stärker angeschmutzt (aa8 bb1), das letzte Textblatt mit Eckabrissen, verso die Lombarden verwischt, sonst nur vereinzelt etwas feucht-, spor- oder braunfleckig, das kraftvolle, starke Papier sonst meist sehr sauber und frisch. Vorsatz und Titel teils vielfach gestempelt als mehrfach ausgeschiedenes Exemplar der "Bibliothek SJ. Zürich Prov. Helv.", der "Bibliotheca Dom. Pr. Feldkirch" und dem "Archivum V.-Prov. Helveticae", danach vielfach im Handel nachweisbar (letztens Auktionshandel). Oben auf dem Titel ein zeitgenössischer Eintrag des ehemaligen, in der Reformationszeit aufgelassenen Klosters St. Antonius in Höhnscheid: "Liber fratrum cuciferorum vallis sankti Anthony Hoenscheed". Der hübsche zeitgenössische Einband mit zahlreichen Losange- und Rundrosenstempeln, kleineren Blütenstempelchen in vierfacher Filetenlineatur.

Ambrosius von Mailand
Operum sancti Ambrosij pars secunda
Los 1041

Zuschlag
1.800€ (US$ 1,935)

Details

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Ambrosius von Mailand. Operum sancti Ambrosij pars secunda. [Opera Teil II (von 3)]. Mit Beigaben des Johannes de Lapide. 3 Teile in 1 Band. 90; 84; 128 nn. Bl. 2 Spalten. 52 Zeilen. Got Typ. Schriftraum: 22,7 x 14,6 cm. Format: 30,5 x 21,7 cm. Mit vielen roten, bis zu 8-zeiligen Lombarden und durchgehender Rubrizierung. Marmoriertes Halbleder des 19. Jahrhunderts (leicht bekratzt, bestoßen, beschabt) mit goldgeprägtem RSchild. Basel, Johann Amerbach, 1492.
Hain-Copinger 896. Copinger 406. GW 1599. Goff A-551. Proctor 7592. Pellechet 579. Schreiber 3264. Schramm XXI, 600. Feigelmanas 16. Kaufmann-Nabholz 453. Madsen 160. Mendes 72. Oates 2780. Ohly-Sack 126-131. Raffel 15. Zedler 27. BMC III, 753. BSB-Ink A-480. ÖNB-Ink A-266 CIBN A-291. CIH 157. IBP 263. IDL 252. IGI 423. ISTC ia00551000. – Erste Ausgabe des zweiten Bandes der Werke des heiligen Kirchenvaters Ambrosius von Mailand (333-397). Die drei Teile gliedern sich: "I. Expositio in psalmum Beati immaculati per xxii sermones distincta. II. Expositio in evangelium secundum Lucam. III. Expositio in epistolas Pauli Apostoli". Herausgeber ist der Prior der Sorbonne, Johannes Heynlin von Stein, der sich latinisiert Johannes de Lapide nennt. Er wurde nach seinen theologischen Studien in Deutschland Rektor der Pariser Universität und Professor der Philosophie in Basel. – Das erste (Titel-)Blatt mit Ein- und Ausrissen, in der unterer Hälfte recto verstärkend überlegt (auch verso ohne Textverlust), neu angefalzt, ein Blatt mit hübscher, neuer eingemalter Initiale, wenige Wurmgänge, einige Blätter angeschmutzt, teils gereinigt, teils gebügelt, weitere Blätter mit kleinem Einriss, a7 im zweiten Teil mit halbseitigem Ausriss (der Text älter handschriftlich ergänzt), im dritten Teil die Blätter f2 und o6 mit Ausriss im weißen Rand, i4 mit kleinem Loch im Text (geringer Buchstabenverlust), s7 mit halbseitigem hinterlegten Einriss; ca. 15 Blätter mit kleinen hinterlegten Einrissen, nur vereinzelt etwas fleckig und gelegentlich unfrisch. Titel oben mit einem zeitgenössischen Vermerk, demnach das Exemplar einst den Augustiner Chorherren, den Regularkanoniker des Klosters Dalheim in der Diözese Paderborn ("Liber Regularium monasterij Dalheim Paderbornensis diocesis") gehörte.

Antonius de Vercellis
Sermones quadragesimales de XII mirabilibus christianae fidei excellentiis.
Los 1042

Zuschlag
1.600€ (US$ 1,720)

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Antonius de Vercellis. Sermones quadragesimales de XII mirabilibus christianae fidei excellentiis. Mit Beigaben des Ludovicus Brognolo. 263 num., 5 nn. Bl. 2 Spalten. 51 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 16 x 11,4 cm. Format: 21,6 x 15,2 cm. Mit Initialspatien und Holzschnitt-Druckermarke am Schluss. Kolumnentitel und 5 Zeilen Rotdruck. Leder d. Z. (mit Eck- und Kantenläsuren, Rücken erneuert, Deckel teils stärker überarbeitet)mit Blindprägung (ohne die Bindebänder, Löchlein vorhanden). Venedig, Johannes und Gregorius de Gregoriis, 16.II.1492/93.
Hain 15949. GW 2260. Goff A-918. Proctor 4522. Feigelmanas 32. Bodleian A-357. Günther 3220. Hubay 155. Hubay 84. Jaspers 30. Madsen 280. Oates 1810. Raffel 20. Sallander 2041. Scardilli 25. BMC V, 343. BSB-Ink A-644. ÖNB-Ink A-394. CIBN A-473. CIH 268. IBE 492. IBP 443. IDL 373. IGI 717. ISTC ia00918000. – Erste Ausgabe der Pfingstpredigten des Franziskanerpaters von der Observanz, eines fruchtbaren Schriftstellers, der unter dem Namen Antonius de Balacho (auch Balocho; ca. 1430-1483) fassbar ist. Er stammt aus Balacco bei Vercelli im Piemont. Der vorliegende Druck ist gleichzeitig die einzige Inkunabel-Ausgabe, der erst nach 1500 ganze elf weitere Editionen folgen sollten. Der Autor setzt sich in seinen Pfingstpredigten mit den "zwölf Wundern des christlichen Glaubens" auseinander in Bezugnahme auf die Ausgießung des heiligen Geistes während des sogenannten "Pfingswunders", bei dem die zwölf Jünger zusammen mit Maria nach Christi Tod zusammentrafen und sich laut der Apostelgeschichte der Heilige Geist über sie ergoss und sie zur als Apostel der Mission in die Welt aussandte. – Mit nur ganz vereinzelten, kleinen Fleckchen und wenigen zeitgenössischen Marginalien, sehr schönes Exemplar. Innengelenke restauriert, Vorsätze neu montiert, beide mit teils radierten Einträgen in Sepia, auf dem hinteren fliegenden Vorsatz liest man einen französischen Sinnspruch des 15. Jahrhunderts: "Qui a filles, vignes et vieilles maisons / Il a des affaires en toute saisons ...", gezeichnet "p[atris] Rotarij". Unter der letzten Kolumne des "Registrum" ein Besitzvermerk in roter Tinte: "Fr[ater] Johannes de Abanco 1497" mit Siegelchiffre, auf dem vorderen Vorsatz ein Eintrag eines weiteren Minderbruders "Fr[rater] Franciscus Amerti [?] ord[inis] fr[atru]m minorum ... comitatuum civitatis Bistuntinensis", also eines Franziskanerordens aus Besançom.

Bruno von Würzburg
Psalterium latinum
Los 1044

Zuschlag
2.600€ (US$ 2,796)

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Bruno von Würzburg. Psalterium latinum. 173 nn., 1 w. Bl. 2 Spalten, teils Text von Kommentar umflossen. 44-54 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 17 x 12 cm. Format: 23 x 16,5 cm. Mit zahlreichen Lombarden in Rot und Blau sowie durchgehender Rubrizierung. Braunes blindgeprägtes Leder d. Z. (Ecken und Kanten etwas abgeschürft, Rücken alt erneuert, etwas beschabt und berieben) über Holzdeckeln mit Schließbeschlag (ohne die Schließe). Nürnberg, Anton Koberger, 1494.
Hain 4012. GW 36028. Goff P-1050. Proctor 2096. Pellechet 3035. Bodleian P-514. Borm 2248. Collijn 281. Feigelmanas 368. Günther 2079. Hummel-Wilhelmi 530. Madsen 920. Oates 1036. Rhodes 1475. Sack 2971. Sallander 2412. Schlechter-Ries 1518. Sheehan P-516. BMC II, 439. BSB-Ink P-836. UBL-Ink P-370. CIBN B-867. CBB 918. CIH 2855. IBE 4805. IBP 4615. IBS 993. IDL 3824. IGI 8140. ISTC ip01050000. – Erste bei Anton Koberger in Nürnberg gedruckte Ausgabe des berühmten Psalmenkommentars des Bischofs Bruno von Würzburg (Bruno episcopus herbipolensis; 1005-1045), der auch als Bruno von Kärnten (Bruno di Carinzia) bekannt war und aus dem Geschlecht der Salier stammt. Von 1027 bis 1034 war er italienischer Kanzler und am 14. April 1034 erhielt er als Bischof von Würzburg die Weihe.

"Als nahem Verwandten des salischen Königshauses standen Bruno alle hohen Reichsämter offen. Nachdem er sich als königlicher Kaplan und als Königsbote und seit 1027 als Kanzler für Italien bewährt hatte, erhob ihn 1034 Konrad II. auf den wichtigen Würzburger Bischofsstuhl. Das enge Verhältnis zu Konrad verdichtete sich unter dessen Sohn noch weiter, er gehörte zu den einflußreichsten Kirchenfürsten unter Heinrich III. und war einer der wenigen Männer, die damals häufiger und auch außerhalb ihres Amtsbereiches intervenierten. Er begleitete Heinrich III. auf seinem Umritt durch das Reich und warb 1042 für ihn um Agnes von Poitou. Damit wurde die Ehe des Königs, gegen die viele Zeitgenossen wegen zu naher Verwandtschaft Bedenken erhoben hatten, von einem der angesehensten und gelehrtesten Reichsbischöfe sanktioniert. Neben seiner Tätigkeit im Dienste des Königs begann er den Neubau des Würzburger Doms und legte als einer der wenigen literarisch tätigen Bischöfe seiner Zeit einen großen Kommentar zu den Psalmen an, wobei er die Einführung wie auch den Kommentar selbst aus Stücken zusammensetzte, die er den Kirchenvätern entnahm" (NDB II, 673). – Vorsätze neu, Titel mit alt ersetzem Eckausschnitt und hinterlegten Bugschäden, fleckig und wie die ersten und letzten Blätter mit Randläsuren, am Schluss auch kleine Randverluste (ohne Textverlust), Wurmspuren, teils etwas angestaubt, jedoch nur minimal fleckig, insgesamt ordentliches Exemplar dieses seltenen Koberger-Drucks in einem hübschen zeitgenössischen Einband wohl einer Ulmer Werkstatt mit Rautenranken und stilisierten Blumenstempeln zwischen dreifachen Fileten.

Duranti, Guillelmus
Rationale divinorum officiorum
Los 1045

Zuschlag
1.300€ (US$ 1,398)

Details

Duranti, Guillelmus. Rationale divinorum officiorum. Titel. 304 (statt 306; ohne den Titel u. d. le. w.) Bl., Fol. 4-305 nummeriert I-CCCII. 2 Spalten. 45 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 16,7 x 12,2 cm. Format: 23 x 17 cm. Mit Initialspatien. Holzdeckelband d. Z. (Eichenholzdeckel etwas beschabt und bestoßen, ohne die Schließen) mit breitem modernen Lederrücken (neu aufgebunden). Nürnberg, Anton Koberger, 30. IX. 1494.
Hain 6497. GW 9140. Goff D-438. Proctor 2094. Pellechet 4516. Borm 940. Collijn 515. Madsen 1479. Schlechter-Ries 622. Ohly-Sack 1080. Walsh 744. Feigelmanas 154 BMC II, 439. BSB-Ink D-355. CIH 1245. IBE 2240. IBP 2030. IDL 1662. IGI 3644. ISTC id00438000. – Dritte bei Koberger gedruckte Ausgabe des "Durandus", des Rationale divinorum officiorum, einer der Hauptquellen für die westliche Kirchenliturgie, entstanden um 1280. Thema ist die allegorische Interpretation der Liturgie nach Amalario, bei der sich Duanti als exzellenter Kompilator erweist. "Its eight books contain a detailed account of the laws, ceremonies, customs, and mystical interpretation of the Roman Rite. Book I treats of religious art and archictecture: the church, altar, pictures, bells, churchyard, etc.; Book II of the ministers; Book III of vestments; Book IV of the Mass; Book V of the canonical hours; Book VI of the Proprium Temporis; Book VII of the Proprium Sanctorum; and Book VIII of the astronomical calendar, manner of finding Easter, Epacts, etc. The Rationale is the most complete medieval treatise of its kind; it is still the standard authority of the ritual of the thirteenth century and for the symbolism of rites and vestments" (Catholic Encyclopedia). – Es fehlt das erste Blatt mit dem Titel "Rationale divinorum officiorum" (Ai) und das letzte weiße (P10), der auf altem Papier in Fotokopie beiliegt. Blatt 2 mit altem hs. Besitzeintrag des Bamberger Benediktinerklosters "Ad Bibiliothecam Monasterii S. Nicolo Arch. O.S.B. Bambergae". Anfangs und am Ende mit Randläsuren und gestempelt, wenige alte Marginalien, teils etwas gebräunt, braunfleckig und mit Wasserrändern, Blindstempel und einigen Rand- oder Eckausrissen (ohne Textverlust), aber nur vereinzelten Wurmlöchlein.

Nicolaus de Lyra
Postilla super epistolas et evangelia quadragesimalia
Los 1046

Zuschlag
1.600€ (US$ 1,720)

Details

Nicolaus de Lyra. Postilla super epistolas et evangelia quadragesimalia. 144 nn. Bl. 2 Spalten. 48 Zeilen (Text von Kommentar umgeben). Got. Typ. Schriftraum: 14,5 x 9,5 cm. Format: 17 x 12,3 cm. Mit 2 großen Holzschnitt-Druckermarken in Rot auf dem Titel, in Schwarz am Schluss sowie mehreren bis zu 8-zeiligen Holzschnitt-Initialen, Titel in Rotdruck. Flexibles Pergament um 1600 (etwas gebräunt und leicht berieben) unter Verwendung eines Blattes einer Handschrift vom Ende des 14. Jahrhunderts. Venedig, Johann Hamann für Octavianus Scotus, 13.XII.1494.
Hain-Reichling 10390. GW 26590. Goff N-119. Badalić 788. Mendes 896. Oates 2043. Walsh 2235. BMC V, 426. CBB 4600. IBE 2287. IBP 3953. IGI 6828. ISTC in00119000. Nicht in den Staatsbibliotheken von Berlin und München, nicht in der Bibliothèque Nationale. – Die exegetischen Ausführungen zu den Episteln und Evangelienpassagen, die das Pfingstgeschehen behandelt. Autor ist der erste große Bibelinterpret des Hochmittelalters Nicolaus de Lyra (1270-1349). Die Postilla erschien erstmals 1471-1472 - in dem für die Inkunabelzeit außergewöhnlich kleinem "Taschenformat", das jedem Geistlichen erlaubte, das Werk auf Reisen mitzunehmen. Bis dato waren Inkunabeln vornehmlich als Foliodrucke erschienen. – Titel mit mehreren, gering späteren Tinteneinträgen, Nummern etc., etwas fingerfleckig, aber kaum gebräunt, eine Initiale hübsch ankoloriert, im oberen Rand etwas knapp beschnitten, mit vereinzelten (ebenfalls teils überschnittenen) zeitgenössischen Einträgen, die letzten Seiten und Vorsatz mit flächigen hs. Eintragungen, gegen Ende etwas feuchtfleckig, insgesamt aber sauberes, gutes Exemplar dieser überaus seltenen kleinen (sic) Tascheninkunabel. Der hübsche Kopertband wurde am Ende des 16. bzw. Anfang des 17. Jahrhunderts mit Kalbslederlitzen um den am Schnitt rotgefärbten Block gelegt.

Biblia latina
Biblia. Mit Glosse des Walafridus Strabo. NT
Los 1048

Zuschlag
1.800€ (US$ 1,935)

Details

Biblia latina. - Biblia. Mit Glosse des Walafridus Strabo u.a. und Interlinearglosse des Anselmus Laudunensis sowie mit der Postilla des Nicolaus de Lyra und Expositio des Guillelmus Brito in omnes prologos S. Hieronymi. Enthalten ferner: Nicolaus de Lyra, Contra perfidiam Iudaeorum. Hrsg. Bernardinus Gadolus, Eusebius Hispanus und Secundus Contarenus. Teil II (von 2). Bl. 1013-1398 (von 1512). 2 Spalten. 83 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 28,5 x19 cm. Format: 36,4 x 25 cm. Mit Initialspatien. Blindgeprägtes Kalbsleder d. Z. (bzw. nur unwesentlich später; Deckel mit Ausrissen und Löchern, Kratzern und Wurmgängen, Fehlstellen älter ergänzt, Rücken erneuert, komplett neu aufgebunden, bestoßen). Venedig, Paganinus de Paganinis, 18.IV.1495.
Hain-Copinger 3174. Copinger 1035. GW 4283. Goff B-608. Proctor 5170. Pellechet 2353. Bodleian B-315. Collijn 210. Ferraglio 9. Finger 202. Hubay 76. Jurot 187. Longhi 7-9. Mendes 227-231. Oates 2028. 2029. Ohly-Sack 548. Sander 994. Walsh 2359. BMC V, 458. BSB-Ink B-473. ÖNB-Ink B-389. IBE 1050. IBP 1039. IGI 1691. ISTC ib00608000. – Vollständiges Neues Testament des prachtvollen Bibel-Frühdrucks aus der venezianischen Offizin des Paganinus de Paganinis. Der Teil enthält das "Proemium in quattuor evangelistas" (S. 1013r), Vier Evangelien (S. 1015v), Episteln Pauli "Incipit prefatio sancti Hieronymi in omnes epistolas sancti Pauli" (S. 1189r) sowie die Apokalypse des Johannes (S. 1370v) mit dem Kommentar des Nikolaus de Lyra (1270-1349) zur Offenbarung: "Postilla Nicolai de lyra super Apocalysim Joannis" in typographisch hervorragend gesetzter Klammerglosse. – Einige Blätter gerissen (Fol.. 1181f.), durchgehend etwas angestaubt, angeschmutzt, stock-, braun- und wasserfleckig (gegen Ende stärker), jedoch nur vereinzelt wurmstichig und mit einigen Wurmgängen im Rand, unfrisch. Vorsätze älter erneuert.

Biblia germanica
Mit Postilla des Hugo de Sancto Caro
Los 1049

Zuschlag
22.000€ (US$ 23,656)

Details

Biblia mit Postilla des Hugo de Sancto Caro. 7 Bände. 2 Spalten. 58-59 bzw. 70 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 26,3 x 17,2 cm. Format: 34 x 23 cm. Mit 24 (22 kolorierten, davon 4 ganzseitigen) Textholzschnitten, durchgehender Rubrizierung, zahlreichen späteren Zierinitialen mit Stegen. Holzdeckelbände (einige Deckel später ersetzt) mit meist breitem blindgeprägten Schweinslederrücken (teils gering fleckig, alle Bände neu aufgebunden und restauriert) und zus. 14 (teils erneuerten) intakten Messingschließen sowie einheitlichen hs. RSchildern des 18. Jahrhunderts. Basel, Johann Amerbach für Anton Koberger, 1498-1502.
Hain-Copinger 3175 und Hain 8974. GW 4285. Goff B-610. VD16 B 2579. Proctor 7613. Pellechet 2354. Schreiber 3478. Schramm XXI, 27. 649-675. Kaufmann-Nabholz 489. Borm 487. Collijn 328. Ernst I,1 97. Finger 208. Günther 248. Hubay 183. Hummel-Wilhelmi 132. Oates 2793. Ohly-Sack 551-553. Rhodes 362. Sack 659. Schlechter-Ries 322. Sheehan B-279. Voulliéme 186. Zedler 154. BMC III, 759. BSB-Ink B-481. ÖNB-Ink B-392. CIBN B-436. CBB 684. CIH 663. IBE 1053. IBP 1041. IBS 253. IDL 864. IGI 1694. ISTC ib00610000. – Die mit allen sieben Bänden vollständige Monumentalausgabe der Basler Bibel von Johann Amerbach für Anton Koberger, eines der umfangreichsten, aufwendigsten, bedeutendsten Buchprojekte nach Gutenbergs B-42 überhaupt, das noch ganz im stilistischen Gewand der kostbaren Frühdrucke, in ausgezeichneter Typographie, auf festem Papier (noch ohne Titel und nur im Kolophon untergebrachten Druckerangaben) erscheint - und einen würdigen, eindrucksvollen Schlusspunkt der Inkunabelzeit bildet. Es ist die Zeit, in der die Druckkunst von ihrer Erfindung über knappe 50 Jahre hindurch Blüten hervorbrachte, die in den folgenden 500 Jahren nie wieder erreicht, geschweige denn übertroffen werden sollten.

Der zweispaltige Bibeltext in 58-59 Zeilen wird links und rechts von einer Klammerglosse bis zu 70 Zeilen umflossen und lässt einen breiten Rand zu, auf dem als Marginalien Querverweise für die innerbiblischen Zitatstellen gedruckt wurden - ein typographisches Meisterwerk der Baseler Buchdruckkunst. Die Kommentare stammen von dem um 1200 in Saint-Cher in der Dauphiné geborenen und 1263 in Orvieto gestorbenen Dominikanerprovinzial und päpstlichen Rat Hugo de Sancto Caro (Hugo de Saint-Cher), der als Berater und Diplomat der Päpste Gregor IX. und Innozenz IV. wirkte. Sein Hauptwerk, der vorliegende Kommentar, wurde als einflussreichste Exegese der Heiligen Schrift über das ganze Mittelalter hindurch rezipiert, zitiert und weitergegeben - und prägte damit ganze Generationen von Theologen.

Amerbachs Kodifizierung des mittelalterlichen Kommentars aus der Feder des Hugo de Sancto Claro im monumentalen Typendruck setzt damit auch einer theologischen Richtung einen strahlenden Schlusspunkt, jenseits von dem dann mit dem Einzug von Humanismus und Renaissance sich auch eine ganz neue Weltsicht ausbreiten sollte, die die mittelalterliche Theologie schließlich ganz ablösen wird.

Von der vorliegenden Ausgabe existieren weltweit verhältnismäßig wenige vollständige Exemplare. So besitzten viele Bibliotheken gar keine oder nur inkomplette Exemplare und die Bibelsammlung der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart (D 182) hat überhaupt nur die Bände I, IV und VII.

Gliederung:
Teil I (AT Genesis-Hiob).
Nach den IV. Kalenden Novembri (= 29.X.1498), nicht nach 1499. 464 nn. Bl. Durchgehend rubriziert. Mit 4 farbigen Zierinitialen mit Stegranken und 24 (22 kolorierten, davon 4 ganzseitigen) Textholzschnitten. Ein Blatt im Rand mit rotem Tintenschaden, restauriert, ein weiteres mit Tintenfleck und Wischspur (hh5). Blatt r3 mit kleinem Eckausriss (ohne Textverlust). Eichendeckel ersetzt, Schließen und Vorsätze neu.

Teil II Secunda pars huius operis continens psalterium cum postilla domini Hugonis cardinalis (AT Psalter). Nicht nach 1499. 358 nn. Bl. Durchgehend rubriziert. Mit 4 Zierinitialen, erstes Textblatt mit farbigen Rankenbordüren links und unten mit Rose, 2 weitere Rosen auf Folgeblatt. Neu aufgebunden, jedoch Rücken, Eichendeckel und Schließen zeitgenössisch, Deckel kaum wurmstichig, kaum fleckig.

Teil III Tertia pars huius operis: continens psalterium cum postilla domini Hugonis cardinalis Super Proverbia ... Ecclesiasticum (AT Sprichwörter-Kohelet). Nicht nach 1500. 268 nn. Bl. Durchgehend rubriziert. Am Anfang mit einigen farbigen Zierinitialen, eine mit hübschem floralen Steg mit drei bunten Vögeln. Vereinzelt leicht wurmstichig. Neu aufgebunden, jedoch Rücken, Eichendeckel und Schließen zeitgenössisch, Deckel wurmstichig, teils etwas fleckig, vor allem an Unterkanten.

Teil IV Quarta pars huius operis, continens textum unam cum postilla domini Hugonis Cardinalis Prophetarum Esaie ... Baruch (AT Jesaja bis Baruch). Nicht nach 1501. 321 (statt 322; ohne das le. w.) Bl. Mit 3 farbigen Zierinitialen und großer Rose auf dem ersten Textblatt. Rubrizierung nur zu ersten Drittel (bis k6) Gering fleckig, nur blasse Feuchtränder, winzige Brandspur unten o4-p1). Eichendeckel, Rücken und Schließen zeitgenössisch, neu aufgebunden.

Teil V Quinta pars
huius operis in se continens postillas domini Hugonis Cardinalis Prophetarum et librorum Ezechielis ... Machabeorum ij. (AT Hesekiel bis Makkabäer). 1501-1502. 264 Bl. Durchgehend rubriziert. Mit 3 Zierinitialen mit Stegen, 9 Vögelchen und 2 Rosen. Es fehlt das letzte w. Bl. (Q8). Wenige Wurmlöcher. Beide Holzdeckel erneuert, die Schließen älter, aber mit neuen Nägeln, Rückenstreifen nur schmal auf Deckel gezogen.

Teil VI Sexta pars huius operis continens postillam domini ugonis Cardinalis super quattuor evangelia secundum Mattheum ... Johannem (NT Evangelien Matthäus-Johannes). 1501-1502. 400 Bl. Mit 4 bunten Zierinitialen, 3 Stegen bzw. 2 dreiseitigen Bordüren mit Vögeln und Blumen. Wenige Wurmlöcher, wenige Seiten stärker angestaubt (J6-7). Neu aufgebunden, jedoch Rücken, Eichendeckel und Schließen zeitgenössisch, Deckel wurmstichig.

Titel VII Septima pars huius operis continens postillam domini Hugonis Cardinalis super Epistolas Pauli Ad Romanos j.-Hebreos j. Item super Actus apostolorum - Item super Apocalypsim (NT Paulusbriefe bis Apokalypse). Kurz nach dem 7. November 1502. 430 Bl. Durchgehend rubriziert. Mit 5 bunten Zierinitialen und Bordüren mit Nelken sowie Rosen. Etwas wurmstichig, gegen Mitte im unteren Rand mit Wasserfleck, einige Blätter gebräunt und mit kleinen Papierläsuren, wenige Flecken. Holzdeckel, Vorsätze und Schließen neu, neu aufgebunden. – Es fehlt lediglich ein weißes Blatt. Erste Blätter teils mit kleinem Säureschatten von Klebschild, teils leicht wurmstichig, vereinzelt minimal wasserrandig oder gebräunt, insgesamt jedoch meist sehr sauber und ausgezeichnet frisch. Fast jeder Band ist durchgehend zeitgenössisch rubriziert (mit einer Ausnahme). Nur wenige zeitgenössische Einträge. Jeweils die ersten 3-5 Seiten jeden Bandes wurde von späterer Hand ganz im Stile der Buchillumination um 1500 mit hübschen bunten Initialen und Zierstegen ausgestattet, die sich oft als Bordüren um die ersten Seiten legen und auf deren Akanthusranken Vögelchen wie Kiebitz oder Eulen sitzen. Ferner finden sich auf den ersten Seiten farbige Blumen an den Randstegen, Rosen, Nelken etc., oft ebenfalls als Bordüren angeordnet. Einige der Holzschnitte der Ausgabe wurden sicher von derselben Hand, wohl im 20. Jahrhundert, teil- oder ankoloriert.

Alle Einbände wurden sorgsam restauriert und überarbeitet, wobei teils die Eichenholzdeckel (und hier und da auch Schließen) ersetzt wurden und die Exemplare (etwas zu streng) neu aufgebunden wurden. Die Vorsatzpapier teils erneuert, die Rückenschilder sind einheitlich wieder aufmontiert, alle ersten Seiten mit altem hs. Eintrag des 17. Jahrhunderts: "Collegii hospitalensis", demnach das Exemplar einst dem Kollegiatsstiftes Spital am Pyhrn in Oberösterreich gehörte, von wo es in den Handel gelangte.

[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.

* Alle Angaben inkl. 24% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.


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