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Lot 2032, Auction  107, Grosse, Julius, Konvolut von 17 Autographen

Grosse, Julius
Konvolut von 17 Autographen
Los 2032

Zuschlag
850€ (US$ 904)

Details

"das mir so liebgewordene Weimar"
Grosse, Julius, fruchtbarer Romanautor, Kunstkritiker und Journalist in München und Weimar, Generalsekretär der Dt. Schillerstiftung in Weimar, Dresden und München, sachsen-weimarischer Hofrat (1828-1902). Konvolut von 17 Autographen. Zus. 53 S. Tinte und Bleistift. Folio, 4to, gr. 8vo und 8vo. 1863-1901.
1 eigh. Manuskript (16 S., folio), 2 eigh. Albumblätter, 9 eigh. Briefe und 5 eigh. Postkarten. An verschiedene Adressaten, durchweg in literarischen Angelegenheiten, großenteils ausführlich über eigene und fremde Veröffentlichungen. Am 30. September 1874 schreibt er aus dem "Vorort Weimar" der Deutschen Schillerstiftung: "... Wie auch immer die Wahl des neuen Vororts ausfallen mag (ob Dresden oder München), nur mit größtem Widerstreben werde ich das mir so liebgewordene Weimar wieder verlassen, welches mir so anregende und fruchtbare Jahre geboten hat". - 1880 schreibt er aus Weimar einem Freund ausführlich über seine Idee eines "scheinbar improvisirten Sängerkampfs": "... doch bitte ich Sie auf das dringendste, meinen Namen zu verschweigen, dagegen den Vorschlag dieser Idee nicht auf Leipzig zu beschränken, sondern unter der Hand auch anderen Poeten mitzutheilen und zwar solchen, von denen vorauszusetzen, daß sie schweigen und daß sie eventuell sich betheiligen. Was bei vorzeitiger Ausplauderung heraus kommt, davon hatten wir ja vor sechs Jahren ein Beispiel. Damals war ein 'Dichtertag' hier geplant ... und alles war gut eingeleitet, als plötzlich der Kladderadatsch seine Stimme erhob und das ganze Unternehmen lächerlich machte - so daß es schließlich unterblieb - also Vorsicht! ...". - Interessant ist auch das umfangreiche Manuskript eines patriotischen Festspiels für Weimar, das wohl 1896 entstanden ist und am Schluß dem greisen Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar huldigt. Zwischen dem Prolog und den 7 "Bildern" der Aufführung werden jeweils die bekanntesten patriotischen Lieder angestimmt: Deutschland, Deutschland über alles - Der Gott, der Eisen wachsen ließ - Wer will unter die Soldaten - AllDeutschland nach Frankreich hinein - Steh ich in finstrer Mitternacht - Wohlauf Kameraden, aufs Pferd - Nun danket alle Gott - Das "Weimarlied" von Liszt. - Beiliegend zwei Zeitungsausschnitte mit Grosses Porträt. - Reichhaltiges Material über einen einflußreichen Schriftsteller des Realismus, dessen Nachlaß in Weimar und München aufbewahrt wird. - 1 Postkarte gelocht, 1 Brief mit Büroklammer-Rostspur.

Gruber, Johann Gottfried
Brief 1833
Los 2033

Zuschlag
180€ (US$ 191)

Details

Der Wieland-Biograph
Gruber, Johann Gottfried, Hallischer Literaturhistoriker, Lexikograph und Pädagoge, Wieland-Biograph und Herausgeber der ersten Wieland-Gesamtausgabe (1774-1851). Eigh. Brief m. U. "Gruber". 12/3 S. Gr. 8vo. Halle (Saale) 8.VI.1833.
An einen "theuersten Freund", dem er vom Tod seiner Schwester sowie ausführlich von einem Schuldner berichtet, der Grubers Darlehen nicht zurückzahle und von Gruber hier der Lüge und "Spitzbüberei" bezichtigt wird. Erwähnt eine "Verwirrung", in die ihn die Hallischen Rektoren gebracht hätten. - Dabei: Constantin Wurzbach, Ritter von Tannenberg, österr. Lexikograph, Bibliothekar und Schriftsteller (1818-1893). Eigh. Brief m. U. "D. Wurzbach". 4 S. 8vo. Berchtesgaden 15.II.1879. - An den Schriftsteller Ferdinand Gross, der ihm sein Buch "Kleine Münze. Skizzen und Studien" (Breslau 1878) übersandt hatte. Beschreibt seine Skepsis vor der Lektüre, die jedoch bald verflog und "genußreichen Stunden" Platz machte. Geht dann auf die einzelnen Kapitel ein und erörtert ihre Vorzüge. "... Gleich Ihr erstes, 'ein Wintermärchen', ist ein wahres Kabinetsstück. Das hätte ein Schwind illustriren können und sollen, wenn es damals schon geschrieben gewesen wäre ... warum bin ich kein Kritiker, um über ein solches Buch schreiben zu können? ... Und doch ist der Genuß ein ungleich höherer wenn man ein Buch ohne weitere Absicht liest als es zu genießen. - Auch die Skizze über Frau Geistinger habe ich gelesen. Sapperment Sie geben der Dame Nasenstüber mit Glazehandschuhen! Ihr Alter! Und doch nur eine Geistinger! wie nur eine Gallmeyer! Auch Ihr preisgekröntes Feuilleton: 'Literarische Zukunftsmusik' habe ich mit Spannung gelesen. Ja wohin kommen wir mit diesen vielen Bühnen? ... Des geistvollen Herrn Franzos Abhandlung 'Über das Feuilleton' ist sehr reich an guten Gedanken und feinen Distinctionen, aber ich halte dafür, daß diese Abhandlung etwas kürzer gefaßt gewonnen haben würde, wie ich auch andererseits den Zusammenhang dieser Einleitung zu Ihrer 'Kleinen Münze' nicht recht erfasse ...". - Marie Geistinger und Josephine Gallmeyer waren die berühmtesten Soubretten Wiens. Karl Emil Franzos hatte Gross' Sammlung von Feuilletons einen Essay "Über das Feuilleton" als Einleitung vorangestellt. - Wurzbachs größte Arbeitsleistung und sein phänomenales Lebenswerk ist das 60bändige "Biographische Lexikon des Kaiserthums Oesterreich".

Grün, Anastasius
2 Briefe 1861 und 1867
Los 2034

Zuschlag
80€ (US$ 85)

Details

Grün, Anastasius (d. i. Anton Alexander Graf von Auersperg), freisinniger österr. Dichter und Politiker, Freund Lenaus, verkehrte mit den Wiener literarischen Zeitgenossen und deutschen Dichtern der schwäbischen Schule, Mitglied des Frankfurter Parlaments (1808-1876). 2 eigh. Briefe m. U. "A v Auersperg". Zus. 2 S. Gr. 8vo. Graz 18.VI.1861 und 27.XII.1867.
Beide Briefe an einen Herrn mit Dank für Glückwünsche: "... Ich benütze die ersten freien Stunden eines kurzen Aufenthaltes in Gratz, um Ihnen für die freundliche Aufmerksamkeit, welche Sie mir durch die Erinnerung an meinen Namenstag und die daran geknüpften gütigen Wünsche erwiesen haben, meinen wärmsten und herzlichsten Dank abzustatten [1861] ... Wir waren herzlich erfreut aus Ihrem geehrten Schreiben zu entnehmen, daß Ihre gegenwärtige amtliche Stellung so sehr Ihren eigenen Wünschen, wie auch den Interessen Ihrer Familienverhältnisse entspricht, daß für alle Theile eine erhöhte Annehmlichkeit des Lebens und Wirkens in Aussicht steht ..." [1867].

Hamerling, Robert
2 Briefe
Los 2035

Zuschlag
80€ (US$ 85)

Details

Hamerling, Robert, österr. Schriftsteller (1830-1889). 2 eigh. Briefe m. U. "Robert Hamerling". Zus. 3 S. Gr. 8vo. Graz 2.XI.1880 und 3.XI.1886.
Der erste Brief an den Schriftsteller Gustav Kastropp, der ihn um eine Rezension seines Epos "Kain" gebeten hatte. "... Es ist mir sehr übel bekommen, daß ich mich verleiten ließ, neben meiner dichterischen Thätigkeit von Zeit zu Zeit eine kleine Buchkritik zu schreiben. Die Folge davon war, daß ich in wahrhaft erschrecklicher Menge von Zusendungen und Aufforderungen zu Recensionen mich überflutet sah, und da es mir schlechterdings unmöglich war, all' diesen Wünschen zu entsprechen, habe ich mir die Feindschaft mancher literarischen Collegen zugezogen. So fand ich schließlich keinen Ausweg, als für eine geraume Zeit der kritischen Thätigkeit ganz zu entsagen, wenigstens keine Recensionen mehr über noch lebende, jüngere, mir mehr oder weniger persönlich bekannte Schriftsteller zu veröffentlichen, und, wenn ich einmal eine Ausnahme mache, dies nur zu thun - gleichsam verschämter weise - in einem weniger verbreiteten Blatte ...". - Der zweite Brief an einen Redakteur: "... Gegenwärtig ohne Unterbrechung mit der Ausführung und Vollendung meines Epos 'Homunculus' beschäftigt, kann ich leider Ihrem Wunsche, ein Feuilleton für das Neue Wiener Tagblatt von mir zu erhalten, nicht entsprechen. Es liegt übrigens eine vor Jahren bestellte und auch honorirte Einsendung an die löbliche Redaction ... unabgedruckt im Pulte derselben. Sollte diese auch Herr Szeps für sein Blatt mitgenommen haben? ...".

Lot 2036, Auction  107, Hartleben, Otto Erich, Konvolut Briefe und Karten an John H. Mackay

Hartleben, Otto Erich
Konvolut Briefe und Karten an John H. Mackay
Los 2036

Zuschlag
750€ (US$ 798)

Details

Hartleben Otto Erich, Dichter des Naturalismus und des Jugendstils, Dramatiker, Erzähler und Lyriker (1864-1905). Konvolut von 3 eigh. Briefen, 12 eigh. Postkarten (teils gemeinsam mit Freunden) und 1 eigh. Gedichtmanuskript. Leipzig, Berlin und Italien 1887-1904.
An den Schriftsteller John Henry Mackay in Berlin. In einem frühen Brief aus Leipzig schreibt Hartleben: "... Sie wissen, daß Conradi u. ich jetzt ein 'Jahrbuch für realistische Dichtung' herausgeben. Wir brauchen Ihnen nicht lange auseinanderzusetzen, welche Tendenzen, welche Principien wir haben. Wir sind Ihrer Sympathie sicher! Sie werden mitthun: nicht wahr? ... Originalbeiträge sind uns nat. das liebste: eventuell würden wir aber auch gern aus den 'Schatten' [Mackays Sammlung "Novellistischer Studien", Zürich 1887] etwas abdrucken ... Haben Sie mein Studenten-Tagebuch gelesen? ..." [Leipzig 5.II.1887]. Einen auf feinstem Bütten hergestellten, 2seitigen Probedruck für einen Prospekt mit der Ankündigung des Satireblattes "Simplicissimus" benutzt Hartleben als Briefpapier: "... Ich traf Sie leider nicht, am letzten Freitag im Architectenhause: ich hätte Ihnen die Idee des Simplicissimus gern mündlich auseinandergesetzt ... Jedenfalls darf ich wohl hoffen, daß Sie mir geeignete Beiträge zuwenden werden: je eher, desto besser! Nämlich die erste Nummer wird in 500 000 Ex. verbreitet und es wäre schön, wenn da gleich Ihr Name vertreten wäre ..." [Berlin 17.XI.1895]. - Die Postkarten aus Berlin behandeln neben literarischen Nachrichten meist auch Ort und Datum des nächsten Zusammentreffens einer munteren Runde, die sich "die Verbrecher" nennt, in ständig wechselnden Berliner Lokalen. Auf Gemeinschaftskarten sind auch andere prominente Berliner Anhänger des literarischen Naturalismus vertreten, wie etwa Wilhelm Bölsche oder der Schauspieler Rudolf Rittner. 3 Karten sind in Italien (Gardasee, Toscana und Rom) verfaßt. Auf einer Foto-Karte mit dem Bildnis seiner Geliebten Ellen Birr schreibt Hartleben: "... Wir wollten diese Karte eigentlich an Gabriele Reuter richten, wissen jedoch deren Adresse nicht. Ist sie jetzt bei Ihnen? ... Ihr Otto Erich und Ellen sein Kind". - Eine offenbar in angeheiterter Stimmung in Rom geschriebene Karte zeigt die "Birreria Bavaria", ein Pschorrbräu-Restaurant in Rom (Februar 1904). - Auch das umfangreiche Briefgedicht an Mackay stammt aus Italien (Verona 4.II.1904). - Beiliegend eine Hartleben betreffende Postkarte und ein nicht unterzeichneter (vielleicht unvollständiger), aber wohl von Ellen Birr stammender Brief an J. H. Mackay, in dem sie ihn um Hilfe bittet in ihrem Streit mit Hartlebens Witwe Selma um den Nachlaß (das Haus in Saló) und vor allem die hinterlassenen Schulden des Dichters. Sie berichtet u. a., daß Max Halbe, unterstützt von Albert Langen, die Idee aufgebracht habe, daß die Freunde Hartlebens zusammenlegen sollten, um das Haus in Saló als Gedenkstätte zu erhalten. - Interessantes Dokument zum Umgang mit dem Nachlaß des Dichters. - Alle Teile gelocht. - Reichhaltiges Material zu Hartlebens Persönlichkeit und zum Literaturbetrieb um 1900. Von besonderem Interesse ist auch der Prospekt mit dem geplanten Programm des "Simplicissimus".

Hartleben, Otto Erich
Konvolut von Briefen, Karten und Manuskripten
Los 2037

Zuschlag
440€ (US$ 468)

Details

- Konvolut von 4 eigh. Briefen, 12 eigh. Postkarten, 1 eigh. Billet, 1 masch. Rundschreiben, 1 Telegramm sowie 1 eigh. Gedichtmanuskript. (Tinte und Bleistift). Mit 3 Umschlägen. Berlin und Italien 1892-1903.
Meist an den ihm befreundeten Schriftsteller Caesar Flaischlen, Redakteur der Zeitschrift "Pan". Gutgelaunte Karten und Briefe, jeweils über literarische Lieferungen Hartlebens und anderer ("Das Gedicht von Juliane Dürr ist allerdings Wellblech, ich weiß nicht weshalb Du Conrad das nicht ruhig schreiben solltest", 1896) an Flaischlen für bestimmte Zeitschriftenhefte, teils für den "Pan"; und immer wieder Stammtisch-Verabredungen in der Art wie: "Bitte hol mich um 10 Uhr vom Club ab. Frank Wedekind ist auch da" (7.XII.1896). - "Das Local befindet sich Kochstr. 63 Ecke der Friedrichstr. und heißt Bergbräu" (5.IX.1896). - "Heut schon um 6! Im Bibliothekzimmer. Bitte komm! Seh Dich sonst nicht mehr. Bring Dir den Dehmel mit" (15.III.1897). Am 5. Juli 1897 schreibt er auf unbeschnittenem Bütten: "... Ich sende Dir anbei 3 originelle Dichtungen von Franz Blei - oder ich will lieber doch nur 2 schicken, von denen ich glaube, daß wir sie im Pan bringen könnten. Im übrigen hoff ich Dich bald zu sehn ... Wo tagt übrigens der Verbrecher-Stammtisch vom Freitag? Noch immer in der Versenkung? Wir sind dem Pilsener in der Dorotheenstraße treu geblieben ...". - Das recht umfangreiche Gedicht (3 S. 4to) ist ein versifizierter Brief an Flaischlen (24.VII.1903) über verschiedene Themen und Neuigkeiten, teils in humoristischem Ton. - Hübsche Stimmungsbilder vom Berliner literarischen Leben um 1900.

Lot 2038, Auction  107, Heine, Heinrich, Eigenhänd. Gedichtmanuskript 1824

Heine, Heinrich
Eigenhänd. Gedichtmanuskript 1824
Los 2038

Zuschlag
25.000€ (US$ 26,596)

Details

Heine, Heinrich, Dichter (1797-1856). Eigh. Gedichtmanuskript. 3 S. 4to. (Göttingen 1824).
"Sonettenkranz an Friederike Robert, geb. Braun." Drei nummerierte Sonette, je eines pro Seite, zus. 42 Zeilen. Am oberen Rand der ersten Seite befinden sich zwei Vermerke von Karl August Varnhagens Hand: "von Heine" und "Berlin, 1823". Am unteren Rand von anderer Hand mit Bleistift die Angabe: "Varnhagen 27. 7ber 49". Das Manuskript (in sorgfältiger Schönschrift) wurde zuletzt 1953 als eigenhändig versteigert, mit folgender Beschreibung: "Bei dem vorliegenden Autograph handelt es sich, nach freundlicher Mitteilung von Herrn Dr. F. H. Eisner in London, um die Reinschrift des Gedichtes, die Heine am 17. Mai 1824 mit einem Brief an seinen Freund Moses Moser zur Weiterbeförderung an Friederike Robert gesandt hatte ("es wird der schönen Frau gefallen und sie erfreuen und könnte der Überbringer, wenn er nicht zu blöd wäre, ein zärtliches Trinkgeld eintragen ..."). Das Gedicht ist in dieser Form zu Lebzeiten Friederike Roberts - sie starb bereits 1832 - weder von Heine selbst, noch von Ludwig Robert, dem Heine am 27. Mai 1824 die Erlaubnis zum anonymen Abdruck gab, veröffentlicht worden. Erst 12 Jahre später nahm Heine das Gedicht unter der Überschrift 'Friedrike' und mit überarbeitetem Text 1844 in seine 'Neuen Gedichte' auf. Der hier vorliegende Urtext wurde 1865 von Ludmilla Assing (Varnhagens Nichte) veröffentlicht. - Heine hatte Friederike Robert in dem Salon Rahel Varnhagens, der Schwester Ludwig Roberts, kennengelernt". 1823 entstand dann in Berlin dieser "Sonettenkranz". - Beim Vergleich des Druckes unter dem Titel "Friedrike" mit der vorliegenden ersten Fassung zeigen sich in allen drei Sonetten teils starke Änderungen: Die überbordende Metaphorik, die der Dichter im dritten Sonett selbst ironisiert, ist vielfach vereinheitlicht, dem Stil des Ganzen, in dem Heine stets neben sich steht und sich über seine Schwärmerei lustig macht, nach Möglichkeit mehr untergeordnet. Während im Druck der erste Vers des zweiten Sonetts lautet: "Der Ganges rauscht, mit klugen Augen schauen / Die Antilopen aus dem Laub, sie springen / Herbei mutwillig, ihre bunten Schwingen / Entfaltend wandeln stolzgespreizte Pfauen ...", so heißt es in unserem Manuskript: "Der Ganges rauscht, es wandeln stolz die Pfauen, / Und spreitzen sich, die Antelopen springen / Im grünen Gras, die Hyazinten klingen, / Viel tausend Diamanten niederthauen ...". Noch auffälliger ist des Dichters Eingriff bei den letzten drei Zeilen des dritten Sonetts. In unserem Manuskript werden christliche Begriffe bemüht: "... Doch lächle nur! Denn wenn du lächelst, greifen / Die Engel droben nach der Harf, und singen / Des Halleluja dröhnenden Choral." Heine fiel auf, daß hier nach der ganz auf Indien eingestimmten Situation ein krasser Sphärenwechsel angehängt war, so daß er für den Druck die Engel und das Halleluja beseitigte: "... Doch lächle nur! Denn wenn du lächelst, greifen / Gandarven nach der Zither, und sie singen / Dort oben in dem goldnen Sonnensaal." - Minimal fleckig; im Falz und an der Querfalte verstärkt, dennoch kleine Einrisse.

Lot 2039, Auction  107, Hesse, Hermann, Postkarte 1923 an O. M. Fontana

Hesse, Hermann
Postkarte 1923 an O. M. Fontana
Los 2039

Zuschlag
200€ (US$ 213)

Details

Hesse, Hermann, Lyriker und Erzähler, Nobelpreisträger (1877-1962). Eigh. Ansichts-Postkarte m. U. "Hermann Hesse". 1/2 S. (Stuttgart 11.I.1923).
An den Schriftsteller Oskar Maurus Fontana in Wien, der ihm seine Volksliedsammlung "Der Garten Immergrün" (Wien 1922) gesandt hatte. "In meine Klause im Süden kam Ihr Garten Immergrün, durch den gehe ich nun kreuz u. quer u. danke Ihnen dafür ...". - Auf der Bildseite der Karte, die ein Foto vom "Haus Hesse" zeigt, hat der Dichter noch eigenhändig vermerkt: "Das war einst mein Haus am Bodensee.". - 2 Knickspuren.

Lot 2040, Auction  107, Hesse, Hermann, Manuskript mit 4 Gedichten u. 5 Aquarellen

Hesse, Hermann
Manuskript mit 4 Gedichten u. 5 Aquarellen
Los 2040

Zuschlag
12.000€ (US$ 12,766)

Details

- Eigh. Manuskript mit 4 Gedichten, 4 betitelten Aquarellen, 1 aquarell. Titelzeichnung sowie Widmung am Schluß. 10 Bl. elfenbeinfarbenes Bütten, jeweils einseitig beschrieben oder illustriert. Lose Doppelblatt-Lagen. 23 x 18 cm. (Montagnola) April 1929.
"Vier Gedichte von Hermann Hesse". Dem Redakteur des "Simplizissimus", Reinhold Geheeb, und seiner Frau gewidmete schöne Dichterhandschrift. Enthalten sind die Gedichte "November" (zwei Strophen zu je vier Zeilen), "In Weihnachtszeiten" (zehn Zeilen), "In einem Tessiner Weinkeller" (drei Strophen zu je vier Zeilen) und "März" (zehn Zeilen). Die Titel der Gedichte stehen jeweils auf dem vorhergehenden Blatt unter der aquarellierten Federzeichnung, die das Motiv aufnimmt. - "November" erschien zuerst 1921 in "Pro Helvetia", in Buchform dann 1929 in "Trost der Nacht". - "In Weihnachtszeiten" wurde zuerst 1913 in "Die Schweiz" gedruckt. - Druck von "In einem Tessiner Weinkeller" 1919 ebenfalls in "Die Schweiz" sowie im Buch "Die Gedichte" 1942. - "März" erschien zuerst 1921 in "Pro Helvetia", 1923 dann auch im "Simplizissimus". - Die Aquarelle zeigen eine verschneite Berglandschaft mit einer Hütte im Vordergrund, einen geschmückten Weihnachtsbaum mit Geschenkpaketen darunter, Häuser mit Bäumen und bergigem Hintergrund im Tessin sowie einen noch kahlen Baum am See vor Alpenpanorama, im Vordergrund neues Grün und erste Blüten. Die Titel-Inschrift befindet sich auf blauem Grund im Oval, umgeben von einem Blütenkranz. - Das Titelblatt gering fleckig; sonst nur minimale Gebrauchsspuren.

Hofmannsthal, Hugo von siehe Nr. 2220

Jacobsohn, Siegfried
Postkarte 1922 an O. M. Fontana
Los 2041

Zuschlag
80€ (US$ 85)

Details

Jacobsohn, Siegfried, Theaterkritiker und Publizist, Gründer und Herausgeber der "Schaubühne", später: "Weltbühne" (1881-1926). Eigh. Postkarte m. U. "S. J.". 1 S. (Berlin-Charlottenburg) 15.VI.1922.
Auf einer Karte mit Aufdruck "Die Weltbühne" an den Schriftsteller Oskar Maurus Fontana in Wien, den er mit "LOMF" anspricht. "... Buddhas Reden? Sind noch nicht erschienen. Hoffentlich gehts im Sommer. 'Lucian Leuwen' - willkommen. Je kürzer der Artikel anfällt, desto schneller kann ich ihn bringen ... Als ich gestern meine Wohnung betrat, fand ich sie ausgeraubt. Rock ist futsch, Stock ist futsch, Anzug, Kleider, ... Bett-, Tisch-, Leibwäsche - Alles ist futsch. Schaden 300000 Mark, versichert 50000 ... Ergeh's Ihnen besser! ...". - Gebräuntes Inflationspapier.

Jünger, Ernst
2 bearbeitete Typoskripte
Los 2042

Zuschlag
6.500€ (US$ 6,915)

Details

Jünger, Ernst, umstrittener, zugleich mit zahlreichen Literaturpreisen und anderen Ehrungen ausgezeichneter Schriftsteller (1895-1998). 2 Roman-Typoskripte. 145 und 175 gez. Bl., einseitig beschrieben. Mit zahlreichen Korrekturen, Zusätzen und Verbesserungen von Jüngers Hand. Gr. 4to. Lose Bl. in blauer Kunstleder-Kassette mit goldgepr. Monogramm Jüngers. O. O. (1984).
"Eine gefährliche Begegnung". 2 vollständige Typoskripte des 1985 vollständig erschienenen Romans in unterschiedlichen Bearbeitungsstufen. Die erste Version (142 gez. und 3 zusätzl.Bl.) besteht bis S. 80 überwiegend aus Druckfahnen oder Kopien aus Bd 1 und Bd 18 der Sämtlichen Werke, ergänzt durch eingeklebte Typoskript-Passagen, die restlichen 42 S. ausschließlich aus - teils wiederum zusammenmontierten - Typoskriptteilen. Durchgehend mit zahlreichen Korrekturen, Einschüben und Verbesserungen von Jüngers Hand, meist mit blauer Tinte oder rotem Kugelschreiber. Zwischen S. 133 und 134 ist ein kopiertes Typoskriptblatt mit einem hier nicht passenden Text eingelegt. Das Schlußblatt von Jünger eigenhändig datiert: 22.IV.1984. Das (etwas fleckige) Titelblatt trägt eine eigenhändige Widmung des Autors an zwei ihm befreundete Eheleute, "die aus dieser krausen Vorlage eine leserliche Abschrift besorgten, während wir uns auf Santorin räkelten, mit herzlichem Dank für ihre große Mühe Ernst Jünger. W[ilflingen]. 10.XI.1984." Der Autor hatte die Zeit vom 29.IV. bis 20.V.1984 auf Santorin zugebracht.
Diese Danksagung bezieht sich auf das zweite Typoskript, mit dem die "krause Vorlage" von dem Ehepaar in eine korrigierte, vorläufig "endgültige" Reinschrift gebracht worden war. In das nunmehr 174 (+1) Seiten umfassende Typoskript mit dem Datum "15.6.84" auf dem Titelblatt wurden dann nochmals einzelne Korrekturen sowie im Verlag mit Bleistift und orangefarbener Tinte zahlreiche drucktechnische Anweisungen eingetragen. Nach dessen Rückgabe schenkte der Autor beide Typoskripte im November 1984 dem Ehepaar als Dank und Freundschaftsgabe für die geleistete Arbeit. - Beiliegend eine Durchschrift der zweiten Fassung sowie das Metall-Klischee des Buchbinders für das goldgeprägte Ernst-Jünger-Signet auf dem Deckel der Kassette. - Wertvoller Einblick in Jüngers "Werkstatt" bei der Entstehung und Entwicklung des Romans, von dem zunächst nur drei Kapitel in verschiedenen Periodika und einer Festschrift erschienen waren.

Kerner, Justinus
Brief 1834
Los 2044

Zuschlag
260€ (US$ 277)

Details

Kerner, Justinus, Arzt und Dichter (1786-1862). Eigh. Brief m. U. ""Ewig Dein Kerner". 1 S. 4to. Weinsberg 14.VIII. (?) 1834.
An einen Freund, den er mit "Geliebter! Aber unser Ernst!!!" anredet (der Arzt und Dichter Ernst von Feuchtersleben?). "... Ich sende dir hier die Fortsetzung der Blätter aus Prevorst, die du, glaub ich, noch nicht hast - damit du Gedichte daraus machst. - Ich lebe unter lauter Ruhrkranken u. finde kaum Zeit dir dieses zu schreiben u. noch zu sagen daß ihr uns ganz verstoßen zu haben scheint ...". - Die von Kerner herausgegebenen "Blätter aus Prevorst" erschienen von 1831-1839 in Karlsruhe.

Lot 2046, Auction  107, Lenau, Nikolaus, Gedichtmanuskript

Lenau, Nikolaus
Gedichtmanuskript
Los 2046

Zuschlag
2.400€ (US$ 2,553)

Details

Lenau, Nikolaus (d. i. Nik. Niembsch, Edler von Strehlenau), österr. Dichter (1802-1850). Eigh. Gedichtmanuskript. 13/4 S. Gr. 4to. O. O. (wohl um 1837).
"Der Rationalist und der Poet." 36 Zeilen: 'Freund, Du sitzest hier auf weichem Moose, / Ins Geruchzeug duftet Dir die Rose, / Um Dein Antlitz Frühlingswinde wallen, / Und da drüben lärmen Nachtigallen. / Darum singst Du hier ein Lied versöhnend, / Weich und duftig, lind und zärtlich tönend. / Säßest Du auf einem harten Stumpfe, / Käme Dir der Duft von einem Sumpfe, / Spürtest Du den Herbstwind frostig wehen, / Wär'st Du hier umkrächzt von rauhen Krähen: / Ha, ich wette, hart und widrig klänge / Kühl und rauh was Deine Muse sänge / ...
Hundert Mitarbeitern bist du pflichtig; / All dein Dichtertreiben find' ich nichtig.' / Also spricht der Rationaliste, / Der den Dichter heimlich hat belauert, /
Stolzer Hahn auf dem Verstandesmiste, / Daß dem Dichter vor dem Wichte schauert. / Dichter spricht: 'Wenn Vögel, Blumen, Winde / Und das ganze liebe Lenzgesinde / Meinem Liede helfen, wird's ihm frommen, / ... Hätt ich rauhen Felsensitz erklettert, / Schwül bedrückt von einer Sumpfeswolke, / Rauh umkrächzt von einem Rabenvolke, / Oder auch von Hagelschlag umwettert: / Säng ich! und in meinem Liede schalten / Ließ' ich gern auch die Naturgewalten. / Aber gleich entflüchten Lust und Schmerzen, / Dringt heran mir ein Gesicht wie Deines, / Kalt genug, mir trotz des Maienscheines / Aus der Welt die Poesie zu merzen." - Frühe Niederschrift, denn am Schluß weisen zwei Zeilen Verbesserungen auf: "Entflüchten" statt ursprünglich "entweichen"; "dringt heran mir" statt "drängt heran sich". Diese Verbesserungen wurden dann berücksichtigt in der ersten Buchausgabe: "Neuere Gedichte", Stuttgart, Hallberger, 1838, S. 311-313. - Etwas gebräuntes Papier.

[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.

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