Committee 2000.
Siebdruck auf Lenox Museumskarton. 76,3 x 50,8 cm. Signiert "Andy Warhol", verso mit dem Copyrightstempel des Künstlers. Auflage 2000 num. Ex. 1982. Feldman/Schellmann II.289.
Die Graphik wurde herausgegeben vom Commitee 2000, welches sich auf kreative Weise der Planung und Durchführung der weltweiten Feierlichkeiten zur Jahrtausendwende widmete. Neben Andy Warhol unterstütze auch Joseph Beuys die Finanzierung mit einem Werk. Mit dem Trockenstempel des Druckers Rupert Jasen Smith, New York. Prachtvoller farbsatter Druck.
Almasy, Paul
Herzog von Windsor im Lido, Paris
Los 6301 [*]
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.250€ (US$ 1,344)
"Herzog von Windsor im Lido, Paris".
Silbergelatineabzug. 29 x 28,5 cm (30,4 x 38,4 cm). Verso Editionsetikett, darin mit Stempelsignatur und 2 von 10 nummeriert. 1960/Abzug 2001.
Niederländisch
um 1800. Studienblatt mit bunten Kammmuscheln
Los 6302
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
5.000€ (US$ 5,376)
um 1800. Studienblatt mit bunten Kammmuscheln.
Aquarell auf C & I Honig-Bütten. 37,8 x 24,4 cm.
Lox'n Cream Cheese Bagel.
Gehäkelter Bagel mit Glasperlen, die Füllung gehäkelt und gestrickt. 19,6 x 23,2 x 8,3 cm (Objektkasten). Signiert.
Unter comfort food versteht man im Englischen Seelentröster-Essen wie Pizza, Chips, Sandwiches oder Süßgebäck - oder eben einen herzhaft gefüllten Bagel mit Lachs, roter Zwiebel, Frischkäse, einer Zitronenscheibe, Kapern und Dill. Das klassische New Yorker Gericht ist nicht unbedingt kalorienarm, dafür bereitet der Verzehr jedoch umso mehr Freude. Wärme, Heiterkeit und eine Prise Nostalgie möchte auch die britische Künstlerin Kate Jenkins mit ihren gehäkelten und gestrickten Nachbildungen unserer Lieblingsspeisen vermitteln. Seit 2007 widmet sich die gebürtige Waliserin ausschließlich dieser Ausdrucksform. Seither hat Jenkins ihre Wollobjekte weltweit ausgestellt, zuletzt etwa 2020 in Hongkong, wo sie Galerieräume in eine farbenfrohe Bäckerei verwandelte.
Niederländisch
17. Jh. Stillleben mit Hummer, Geflügel, Fischen, Gemüse und Erdbeeren
Los 6304
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
6.000€ (US$ 6,452)
17. Jh. Stillleben mit Hummer, Geflügel, Fischen, Gemüse und Erdbeeren.
Öl auf Leinwand, doubliert. 71,3 x 137 cm.
Großformatige Stillleben wie das Vorliegende hingen oft in den Speisesälen vornehmer Haushalte, wo sie den Appetit der anwesenden Tischgäste durch die naturnahe Wiedergabe köstlicher Speisezutaten anregten.
Mécou, André Joseph
Arlequin, Égoiste et Gourmand
Los 6305
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
750€ (US$ 806)
Arlequin, Égoiste et Gourmand.
Radierung in Punktmanier nach Louis Marie Sicard gen. Sicardi. 45,5 x 38,5 cm. Béraldi IX, 1, Nagler 8 (Mecou), Le Blanc 13 (Mecou).
Pierrot wird wohl leer und mit knurrendem Magen ausgehen. In dieser humoristischen Szene starrt er mit sichtlichem Neid auf Harlekin, der an einem fein gedeckten Tisch sitzt und sich mit sichtlichem Genuss an einem Brathendl gütlich tut. Ans Teilen scheint er nicht zu denken. Im Hintergrund schiebt sich Mezzetino listig einen Bissen in den Mund und hat für deinen armen Pierrot nur einen süffisanten Blick übrig. Prachtvoller, reich differenzierter Druck auf der Plattenkante geschnitten. Vor allem im weißen Rand etwas fleckig, leichte Gebrauchsspuren, sonst gut erhaltenes Exemplar.
Fioratti Loreto, Arianna
Hummer, von hinten
Los 6306
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.250€ (US$ 3,495)
Hummer, von hinten gesehen.
Schwarzer Stift (Rapidograph) auf Papier. 75 x 75 cm. Verso signiert und datiert "Arianna Fioratti Loreto, 2022".
Die in Manhattan geborene Künstlerin studiert zunächst Kunstgeschichte in Harvard. Ihre Doktorarbeit an der Princeton University über romanische Skulptur entlang der Pilgerroute Via Francigena wird 1992 ausgezeichnet. Von 1993 bis 1997 arbeitet Arianna Fioratti Loreto als Textildesignerin in New York. Dort hat sie 1999 auch ihre erste Einzelausstellung, es folgen weitere Einzelausstellungen 2011 und 2013 in New York, 2015 in Atlanta, Georgia und zuletzt 2017 im Naturkundemuseum 'La Specola' in Florenz. Als künstlerisches Schlüsselerlebnis schildert sie die 'Entdeckung' des Dürer'schen Nashorns: "It is this very image, the heavily armored, graphically powerful, if not quite anatomically accurate, rhinoceros that inspired my first animal drawings more than twenty years ago." In ihrem zeichnerischen Œuvre verbindet sich die Liebe zum Licht- und Schattenspiel, zu Mustern und Strukturen mit derjenigen sowohl zu den Bestiarien der romanischen Kunst als auch zu der realen Tierwelt: "I found that animals had the most interesting patterns in nature. An owl's feathers, a boar's fur or an insect's wing are all fascinating examples of patterns." Arianna Fioratti Loreto lebt und arbeitet heute auf dem Familiengut nahe Florenz.
Fioratti Loreto, Arianna
Hummer, von vorn
Los 6307
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.250€ (US$ 3,495)
Hummer, von vorn gesehen.
Schwarzer Stift (Rapidograph) auf Papier. 75 x 75 cm. Verso signiert und datiert "Arianna Fioratti Loreto, 2022".
Renaissancebesteck
um 1580/1600. Dreiteiliges Renaissancebesteck
Los 6308
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.000€ (US$ 4,301)
Dreiteiliges Renaissancebesteck.
Messer, dreizinkige Gabel und Essdorn bzw. Pfriem. Eisen, die Griffe gefeilt und vergoldet, Griffschalen aus Bein. Länge des Messers 29,2 cm, des Pfriems 25,1 cm und der Gabel 20 cm. Europäisch, um 1580/1600.
Die Klinge des Messers aufwändig geätzt mit auf beiden Seiten unterschiedlichem Wappen, Arabesken und Inschriften: auf einer Seite "W L S VIRGINIA [Herz] NOLTA P D [Herz] M." Die Herzen könnten auf eine Vermählung deuten. Die Inschrift der anderen Seite "SP GE V C V Iv SF PR IU VENIL".
Neapolitanisch
17. Jh. Stillleben mit Seeigeln, Krabben, Seetang und Meeresfrüchten
Los 6310
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
5.625€ (US$ 6,048)
17. Jh. Stillleben mit Seeigeln, Krabben, Seetang und Meeresfrüchten.
Öl auf Kupfer. 25,8 x 39 cm.
Leicht nussig, nicht süß, aber auch nicht salzig: Der zarte Geschmack des Seeigels ist unverwechselbar und gilt unter den Meeresfrüchten des Mittelmeers als Delikatesse ersten Ranges. Wie gerade aus dem Wasser geholt - die Tropfen auf dem Felsen verstärken diesen Eindruck - sind sie in vorliegendem Ensemble die Protagonisten. Besonders in Neapel spezialisierten sich Stilllebenmaler ab dem 17. Jahrhundert auf das Thema der Meeresfrüchte und schöpften in ihren Arrangements vom Reichtum der heimischen See.
Kaviardosen
Kaviar: 10 große Kaviardosen Malossol
Los 6313
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
400€ (US$ 430)
Kaviar: 10 große Kaviardosen "Malossol".
10 Vintage Weißblechdosen, schwarz, blau und gold beschichtet (ohne Inhalt; mit leichten Gebrauchsspuren und Resten von Etiketten). H. 8,3 cm, D. 12,6 cm.
Kaviar gilt als die Delikatesse schlechthin. Fast ausnahmslos wird der Rogen des Störs mit Luxus und Exklusivität assoziiert. Diese höchst dekorativen Dosen enthielten den schwach gesalzenen Kaviar "Malossol".
Ferguson, Max
Fulton Street Fish Market, New York
Los 6314
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
5.000€ (US$ 5,376)
Fulton Street Fish Market.
Öl auf Papier. 31,8 x 45 cm. Zwischen den Lastwagen vertikal signiert "Mx [ligiert] Ferguson". (2008).
Der New Yorker Künstler Max Ferguson, der zunächst Filmanimation an der New York University studierte, setzte sich während eines Auslandsaufenthaltes in Amsterdam mit der holländischen Malerei des Goldenen Zeitalters auseinander. Mehr noch als die technische Virtuosität der Alten Meister bewunderte er deren Fähigkeit, mit den Mitteln der Malerei Alltägliches semantisch aufzuladen, dem Profanen gar „Sakramentales“ zu verleihen. Seine Herangehensweise wurzelt in traditionellen Techniken und seine Werke entstehen über Monate hinweg in einem geduldigen und sorgfältigen Prozess. Die Bezeichnung Fotorealismus mag, wenn man sie allein auf das Technische bezieht, zutreffend sein, greift aber für Fergusons künstlerischen Anspruch zu kurz. Denn neben der ästhetisch-visuellen Qualität seiner Werke ist die Empathie für das Dargestellte von zentraler Bedeutsamkeit.
Für sein in Grisaille gehaltenes Gemälde hat sich Ferguson den berühmten Fischmarkt an der Lower East Side auserkoren, den Fulton Fish Market, der 1822 gegründet nach Tokio der größte Fischmarkt der Welt ist. Für die Händler öffnet der Markt Montag bis Freitag von 2 bis 7 Uhr. Ferguson schildert in seinem Gemälde das geschäftige Treiben der Händler vor der Fischhalle. Die Nacht wird hier zum Tag. Die grellen Flutlichter erleuchten die Ladenzone des Fischmarktes und lassen die nasse Asphaltfläche wie spiegelndes Glatteis wirken. Die Männer, warm eingepackt, transportieren und verladen die gekühlte Ware. Beim Betrachten des Bildes kann man sich nur zur gut vorstellen, was für eine Geräuschkulisse hier herrscht, das Stimmengewirr der Halle, das Rumpeln der zu verladenen Kisten, die An- und Abfahrt der Fahrzeuge. Durch die reduzierte, sepiafarbene Palette, die an frühe Fotografien erinnert, verstärkt Ferguson den Eindruck der noch kühlen Morgenstunden und evoziert die lange Tradition des legendären Marktes.
High tea.
Giclee fine art print auf Hahnemühle-Papier. 60 x 67 cm (62 x 69 cm). Verso mit Bleistift signiert "Seb Winter" und datiert. 2010/Abzug 2022.
Seb Winter fand, nach anfänglicher Ausbildung als Banker, in London seine Berufung zum Fotografen im Bereich Beauty und Fashion, in welchem sein Gespür für intensive leuchtende Farben besonders gut zur Geltung kommt. Seine Fotos haben das Image großer internationaler Firmen wie Clinique, Revlon, L’Oreal, Panten und Olay geprägt. Unser Foto entstand 2010 bei einem Auftrag für Waitrose in London.
"Konsum - Konsum"
Assemblage in Holzkasten. 54,5 x 45 x 10 cm. Signiert "HA Schult", datiert und betitelt. Auflage 100 num. Ex. 1974.
HA Schult ist ein gezielter Provokateur und wiederholter Mahner unserer Zeit, der stets die Aufmerksamkeit auf den übermäßigen Konsum unserer Gesellschaft und die damit herbeigeführte Umweltzerstörung lenkt. Bekanntheit erlangte der Künstler unter anderem mit seinen Trash People, lebensgroße Figuren aus Müll, welche einen Ausstellungs-Zug um die Welt antraten. Mit der Edition Konsum-Konsum richtet der Künstler den Blick auf den prototypischen Inhalt eines überquellenden deutschen Küchenschrankes der 1970er Jahre, mit Azora Orangenplätzchen von Bahlsen und Knorr Brühwürfel.
Pudding.
Bierglas, gefüllt mit schwarzer Gummimasse. 14,3 x 12,3 x 7,9 cm. Auf der Unterseite mit silberfarbenem Edding monogrammiert "PM". Auflage 100 num. Ex. 1999.
Herausgegeben vom Künstler.
Warhol, Andy
Campbell's Soup II: Old Fashioned Vegetable
Los 6320 [*]
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
47.500€ (US$ 51,075)
Campbell's Soup II: Old Fashioned Vegetable.
Farbserigraphie auf glattem Velin. 81 x 48 cm (89 x 58,5 cm). Verso signiert "Andy Warhol". Auflage 250 num. Ex. 1969. Feldman/Schellmann 54.
Die Serie Campbell's Soup Cans II von 1969 war eine Fortsetzung von Warhols erster Campbell's-Folge von 1968 und enthielt wiederum zehn Drucke, diesmal mit ungewöhnlicheren Geschmacksrichtungen. Diese zweite Serie verwendet das gleiche altbekannte Markendesign, jedoch mit neu gestalteten Etiketten. So werden auf der Vorderseite der Dose Entwürfe verwendet, die für jeden Geschmack einzigartig sind und oft ein illustratives Flair hinzufügen. Auf diesem speziellen Druck lautet das Etikett "Old Fashioned Vegetable made with Beef Stock".
Warhols Portfolio entstand sieben Jahre nachdem seine ersten Campbell’s Soup-Gemälde 1962 in der Ferus Gallery debütierten. Es erhielt zunächst gemischte Kritiken von Künstlern und Kritikern. Mit diesen Serien eignete sich der Künstler bekannte Objekte und Bilder der Konsumkultur an, stellte sie in einen neuen Kontext und erhob sie effektiv zur bildenden Kunst. Warhols Suppendosen dienten ihm so nicht nur als Symbol für Konsum und Werbung, sondern auch als Kommentar zum Status quo der Kunst. Noch heute beherrschen Warhols ikonische Campbell's Soup-Drucke die Welt der Pop-Art.
Verso mit der Gummistempel-Numerierung. Prachtvoller farbsatter Druck mit dem vollen Rand.
Shore, Stephen
New York City, New York, September-October 1972
Los 6323
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.000€ (US$ 3,226)
"New York City, New York, September-October 1972".
Chromogenic print auf Fujicolor Professional Papier. 10 x 15 cm (20 x 25,5 cm). Verso in Tinte vom Fotografen signiert und mit der Auflage 5/10 versehen. Gerahmt hinter Glas mit 303 Gallery New York Etikett auf dem Rahmen verso. 1972/ späterer Abzug.
Zu den Fotos, die er während seines ersten Roadtrips gemacht hat, erklärte Stephen Shore: "This series is called American Surfaces. It began as a road trip. My idea was to keep a visual diary of meals I ate, people I met, televisions I watched, motel rooms I slept in, toilets I used, as well as the towns I would drive through, and, through this visual diary and series of repeated subjects, build a kind of cultural picture of the country at the time. But, I had something else in mind at the same time, which was, I wanted to take pictures that felt natural. I think everyone is familiar with the fact that they often write in a different way than they speak, and that their writing can sometimes seem more stilted, and even use a different vocabulary. And I wanted pictures that felt as natural as speaking."
Almasy, Paul
Passanten vor der Auslage in Fauchon, Paris
Los 6324 [*]
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.250€ (US$ 1,344)
"Passanten vor der Auslage bei Fauchon, Paris".
Silbergelatineabzug. 28,8 x 28,5 cm (30,5 x 38 cm). Verso Editionsetikett, darin vom Fotografen mit Filzstift signiert und 1 von 10 nummeriert. 1975/Abzug ca 2001.
Seit ihrer Eröffnung im Jahr 1886 steht die Delikatessenhandlung Fauchon für kulinarische Exzellenz. Der aus Calvados stammende August Félix Fauchon begann seine Karriere als Lehrling bei dem Magnaten Félix Potin bevor er seinen "Vier Jahreszeiten"-Wagen mit feinstem Obst und Gemüse auf dem Markt bei der Madeleine präsentierte. Nur ein Jahr später eröffnete Fauchon dann sein erstes Geschäft auf der Place de la Madeleine mit französischen Produkten erster Qualität.
Marcipan und anderes Zuckerwerck
Von candirten Zucker Sachen
Los 6326
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.375€ (US$ 1,478)
Von candirten Zucker Sachen. Pomeranzen, Citronen, Lemonien einzumachen candirt und uncandirt.
Deutsche Handschrift auf Papier. 2 Teile in 1 Band von 2 verschiedenen Händen. 138 hs. num. Bl., 8 nn. Bl. Register, S. 139-188, 9 w. Bl., 5 Bl. Register. 18,8 x 15 cm. Hellgrün gefärbtes Pergament d. Z. (etwas beschabt und berieben, fleckig und kaum bestoßen; ohne die Bindebänder). Süddeutschland, um 1700-1750.
Ein umfangreiches, handgeschriebenes und gut leserliches Handbuch mit dem gesamten Wissen der Zeit über das Konservieren von Obst, das Einmachen, Entsaften, Trocknen, Dörren und Kandieren, das wohl aus dem Königreich Sachsen stammt, aus Dresden oder Umgebung. So befand sich das Buch im Besitz der bekannten Dresdner Konditorenfamilie Beyer, Inhaber der Prinzl. Hofkonditorei und Café Beyer, die Filialen in der Wilsdruffer Straße 20 bwz. 38 in Dresden hatte.
Beide Teile enthalten Hunderte von Rezepten zum Einmachen von Obst, von Äpfeln über Quitten bis hin zu allerhand Südfrüchten mit Zitronen, Orangen, Limonen, Pomeranzen etc., wobei die extrahierten Säfte, Saucen und gestockten, gelierten Liquide phantasievoll gewürzt werden, u. a. mit Holunderblüten, Lavendel, Misteln, Muskatnüssen, Rosmarin, Rosenblättern, Ingwer, Hagebutten und vielem mehr. Ausführliche Anweisungen finden sich zur Herstellung von Marzipan mit der Verarbeitung von Mandelmassen, Nussteigen, Eisspezialitäten und Parfaits, es folgen Back- und Tortenrezepte, Anleitungen zum Backen von Zuckerbroten, von Nürnberger Pfefferkuchen.
"Nürnberg Pfefferkuchen", "Marcipan in Formen", "Eiß auf die Marcipan zu machen", "Aufgelauffenes Zuckerwerck von allerley Farben zu machen", "Candirt Zuckerwerck", "Citronat einzumachen", "Weiße Quitten mit rotem Safft", "Pfeffer Nüßgen", "Wie man die gantz klar und helle Quitte Zesten Machet", "Die Quitte Spalten", "Wie der Quitten Schaum zu machen", "Wie man das Moscowitter Brot backen soll", "Vorstosser Apfelsaft", "Muscateller-Birn einzumachen", "Wie man gantze Johannes Beer, einmachen soll", "Morellen ein zu Machen", "Wie man Schlehen einmachen soll", "Misteln einzumachen", "Wie man den Himbeersaft machen soll", "Wie man blauen Violen Safft machen soll", "Gebackener Ingber", "Melißen Blätter oder was man vor Blätter haben wie zum Confect zu Bewerfen", "Wie man Citronen und Pommerantzen gantz einmachen soll".
Gewürzdosen
Ein Paar Gewürzdosen mit Zitronen
Los 6328
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.000€ (US$ 3,226)
Ein Paar Gewürzdosen (Gewürzsourtour) mit Zitronen.
Fayence mit Scharffeuerfarben. 23 x 20 cm. Schrezheim, um 1770.
Ein sehr ähnliches Schaugericht befand sich in der Sammlung Schmitz-Eichhof, siehe Erich Köllmann, Gisela Reineking von Bock und Marie-Theres Schmitz-Eichhof: Sammlung europäischer Fayencen des 17. - 19. Jh., Köln 1991, Nr. 178.
Schaugerichte - Das Festmahl als Ereignis
Fürstliche Festmahle vergangener Epochen muss man sich als prunkvoll schillernde Bankette vorstellen, bei denen zur Belustigung der Sinne Tafelgeschirr und Tischdekor mit den kunstvoll präparierten Gerichten um die Wette strahlten. Der Sinnspruch „Das Auge isst mit“ leibhaftig gewordene Realität. Dabei brachten barocke Sinnfreudigkeit und Genusslust die Kunstform der Schaugerichte hervor. In Porzellan, meist aber Fayence, imitierten diese kuriosen Objekte Speisen von der Ente bis zum Kürbis und verbanden dabei das Nützliche mit dem Schönen.
Mit der Verfeinerung der Tischsitten ab dem 17. Jahrhundert, als Gerichte nicht mehr gleichzeitig, sondern nacheinander serviert wurden, und Tischdecken, Besteck, Servietten sowie wechselndes Geschirr üblich wurden, war der Schritt vom genießbaren Schauessen zum dekorativen Schaugericht nur mehr ein kleiner. Man beeindruckte Tischgäste nicht mehr nur mit Fasanen und Pfauen in ihrem natürlichen Gefieder oder Pasteten, aus denen beim Aufschneiden kleine Vögel herausflogen, sondern auch mit Tellern, Terrinen, Pokalen und Aufsätzen, die in puncto Augentäuschung mit den Gerichten konkurrierten. Zunächst waren es noch Köche, die aus Zuckermasse Tiere, Früchte und allerlei Augentrug formten. Den Übergang zum Tafelschmuck aus Keramik diktierten später nicht ästhetische oder hygienische Gründe, sondern die zahlreichen Kriege, die selbst die prunkliebenden Herrscher Frankreichs dazu zwangen, auf teure und vergängliche Dekorationen aus Zucker und Ähnlichem zu verzichten - am Hofe Kaiserin Maria Theresias 1761 sogar per höchst offiziellem Dekret. Die Zeit der Fayence- und Porzellanaufsätze war angebrochen. Von Delft, über Straßburg und Höchst eröffneten insbesondere im 18. Jahrhundert in ganz Europa Manufakturen, die neben der Produktion von Alltagsgeschirr auch den fürstlichen Brauch der Schaugerichte fortführten.
Die prominentesten Stücke waren oft große Terrinen, wobei der Fantasie keine Grenze gesetzt war. Zu den beliebten Formen gehörte Jagdwild, etwa Vögel wie Fasane oder die hier angebotene Ente (Los 6329). Terrinen konnten aber auch wie exotische Früchte oder heimisches Gemüse aussehen - besonders Kohlköpfe gab es in jeder Façon (Los 6330). Zum Abschluss des Mahls reichte man dann Süßes, beispielsweise in zu Melonen geformten Deckeldosen (Los 6329). Das Spiel mit dem Trompe-l’œil erstreckte sich aber nicht nur auf funktionales Geschirr. An den Tafeln konnte man sich an Oliven, Bohnen, aufgeschnittenen Eiern oder auch an Walnüssen aus Fayence, wie hier Los 6332, sattsehen, die auf Tellern als reine Schaugerichte präsentiert wurden. Im flackernden Schein der Kerzen ließen sich Essbares und Zierde nicht immer leicht unterscheiden.
Bis heute üben Schaugerichte zwischen Schaulust und Sinntäuschung ungebrochen ihre Faszination aus. Umso mehr als mit Revolutionen, der damit einhergehenden Verbürgerlichung und dem zum Schlichten neigenden Klassizismus der Sinn für das Amüsante und Spielerische am Tisch verloren ging. Erst in jüngster Zeit inspirieren sie als Kuriosum und Zeugen vergangener Prachtentfaltung auch zeitgenössische Künstler wie Gudrun Gaube, die in ihren kunstvollen Naturabgüssen aus Porzellan das Skulpturale am Essbaren aus dem Beet wiederentdeckt (Lose 6401, 6402 und 6404).
Deckeldose
Deckeldose in Form einer Melone mit Unterschale
Los 6329
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.250€ (US$ 2,419)
Deckeldose in Form einer Melone mit Unterschale.
Fayence, Aufglasurfarben in Gelb, Grün und Schwarz. L. 29,5 cm, H. 12 cm. Wohl Schrezheim, um 1770 oder später.
Die melonenförmige Schale mit abnehmbarem Deckel ist auf der zwölfpassigen Blattschale fixiert. Bei der Farbauswahl harmoniert die naturalistische Bemalung der Melone, die den Eindruck einer reifen Frucht erweckt, mit dem Türkisgrün der drei geschwungenen, feingeäderten Blätter. Diese gehen von einem kleinen Stiel auf der Schalenseite aus und bilden den Deckelgriff. In einer solchen Dose wurden vermutlich Delikatessen wie Fruchtpürees oder aber vielleicht eingelegte bzw. kandierte Melonenstücke serviert. Vergleichbare Stücke finden sich u.a. im Hetjens Museum in Düsseldorf, im Schloss Ludwigsburg sowie im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe (vgl. Hans Erdner, Die Fayencefabrik zu Schrezheim 1752-1865, Ellwangen 1972, Nr. 323.). Wir bedanken uns bei Dr. Gun-Dagmar Helke, Dresden, für die wissenschaftliche Beratung.
Provenienz: Kunsthandel Segal, Basel.
Sammlung Gut Hohen Luckow, Mecklenburg (auf dem Boden und auf der Innenseite des Deckels mit Sammlungsetiketten).
[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.
* Alle Angaben inkl. 25% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.
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